Besondere Jobs in Neuseeland: Schafsfarm, Manuka-Bienen und Fish & Chips. - mit Janina aus Queenstown
12.04.2024 45 min Jenny Jakobeit
Zusammenfassung & Show Notes
Heute gehts um Jobs in Neuseeland. Orangen pflücken, bei Millionären gärtnern, Schafe kastrieren, mit Manuka Bienen imkern oder einen Fish & Chips Shop leiten.
Janina ist 32 Jahre alt und ist vor 7 Jahren nach Neuseeland ausgewandert.
In Deutschland wollte sie eigentlich Englischlehrerin werden, aber nach der Uni wollte sie erstmal ganz weit weg.
Weg aus Deutschland, weg von der Uni und weg vom lernen.
Janina wollte anpacken und neues Lernen. Und genau das hat sie getan. Sie arbeitet in ganz verschiedenen Jobs und lernt bei jedem dieser Jobs eine neue Fähigkeit.
Spoiler: Heute arbeitet sie wieder in ihrem alten Job. Als (Hilfs)Lehrerein an einer Highschool in Queenstown.
Alle diese Fähigkeiten packt sie ins Schatzkästchen ihres Lebens. Und genau dieses Schatzkästchen öffnen wir heute.
Eine Podcast-Episode direkt aus Queenstown.
Janina war schon einmal zu Gast.
TOP 5 Nordinsel
Janina ist 32 Jahre alt und ist vor 7 Jahren nach Neuseeland ausgewandert.
In Deutschland wollte sie eigentlich Englischlehrerin werden, aber nach der Uni wollte sie erstmal ganz weit weg.
Weg aus Deutschland, weg von der Uni und weg vom lernen.
Janina wollte anpacken und neues Lernen. Und genau das hat sie getan. Sie arbeitet in ganz verschiedenen Jobs und lernt bei jedem dieser Jobs eine neue Fähigkeit.
Spoiler: Heute arbeitet sie wieder in ihrem alten Job. Als (Hilfs)Lehrerein an einer Highschool in Queenstown.
Alle diese Fähigkeiten packt sie ins Schatzkästchen ihres Lebens. Und genau dieses Schatzkästchen öffnen wir heute.
Eine Podcast-Episode direkt aus Queenstown.
Janina war schon einmal zu Gast.
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Transkript
Sie kam mit 25 Jahren nach Neuseeland und dann folgten sehr, sehr viele unterschiedliche Jobs. So, hä, du hast ein gutes Abi, du hast studiert, was machst du? Janina pflückt Orangen, gärtnert bei Millionären und wird von Bienen verfolgt. Kettensäge oder so, mach einfach. Und ich hatte dann so Schmerzen, ich konnte nicht mehr stehen. Janina arbeitet auch auf einer Schafsfarm. Cool, ich liebe Tiere, klar. Der Job war dann, denen die Schwänze abzuschneiden. Sugar-Warnung!
Janina leitet außerdem einen Fish-and-Chips-Shop und lernt sehr viel über die Maori-Kultur. Hey Faka ora, ite tina naru hae. Also das ist keine traurige Veranstaltung. Alle bringen Essen mit, schlafen nachts neben dem toten Körper. Und bei jedem dieser Arbeiten hat sie eine bestimmte Fähigkeit in ihr Schatzkästchen getan. Und genau diese Schatzkästchen, das öffnen wir heute noch einmal gemeinsam. Heute lebt Janina
mit ihrem australischen Partner in Queenstown und in wenigen Monaten werden die beiden zum ersten Mal Eltern. Ganz viel Spaß mit dieser Episode direkt aus einem Garten in Queenstown und in wenigen Monaten werden die beiden zum ersten Mal Eltern. Ganz viel Spaß mit dieser Episode direkt aus einem Garten in Queenstown. Also heute habe ich einen ganz ganz besonderen Gast, auf den freue ich mich eigentlich schon seit zwei Jahren. Ich glaube, ich habe Janina die erste E-Mail geschrieben, da hatte ich glaube ich einen Hörer und ich habe Janina gefragt, ob sie bei uns dabei sein will und sie hat dann sofort mitgemacht. Geht doch nochmal zurück an den Anfang, die Top 5 der Nordinsel. Herzlich willkommen Janina!
Was für ein Intro, danke dir liebe Jenny! Ja natürlich. Also ich erinnere mich noch gut an deine Anfrage. Da waren wir gerade in Milford gewesen und dann saß ich, glaube ich, bei meinem Freund zu Hause und habe deine Nachricht bekommen und habe gedacht, ja klar, warum nicht? Also das ist doch egal, ob man fünf Follower hat oder 5000. Oder 6000, so wie du. Ich gucke nicht mehr auf die Zahl. Das habe ich mir nach zehn Jahren Instagram abgewählt. Echt, zehn Jahre Instagram? Gibt es das schon so lange? Ich glaube, 2014 habe ich angefangen.
Oh, Wahnsinn, weil ich habe tatsächlich erst mit dem Podcast angefangen, also zwei Jahre Instagram. Wer Janina jetzt noch nicht kennt und sich denkt, da will ich mehr darüber wissen, Janina hat einen Podcast, der hieß mal Sprachnachrichten aus Neuseeland und der heißt jetzt Sprachnachrichten aus Downunder. Ja, ich musste den irgendwann umbenennen, weil mein Freund ist Australier und wir sind dann zusammen nach Australien erstmal auf unbestimmte Zeit. Im Endeffekt waren es dann nur drei Monate. Und dann habe ich mir gedacht, komm, wenn ich jetzt aus beiden Ländern berichte und auch von beiden Kulturen, dann nenne ich ihn lieber Downunder.
Das passt dann für beide. Und das Spannende daran ist, dass du einfach am Anfang sehr isoliert auf der Nordinsel gelebt hast und jetzt im Hotspot der Südinsel in Queenstown, wo das Leben sich doch schon sehr unterscheidet. Das heute soll kein klassisches Auswanderer- Interview werden, sondern wir öffnen Janinas Schatzkiste. Mein Papa hat immer so sehr auf Sicherheit gedrängt und man muss seine Karriere starten und independent woman und so weiter. Und ich bin schon direkt am Anfang von diesem Weg abgewischen und habe dann plötzlich auf einer
Mandarinenfarm gearbeitet als ersten Job und nicht den Schuljob, den ich am Anfang mir von Deutschland eigentlich organisiert hatte. Was hast du in Deutschland studiert? Ich habe Lehramt studiert, Englisch und Deutsch auf Lehramt für Gymnasien. Hab dann den Bachelor gemacht in Aachen und dachte mir dann, weil das Studium war ziemlich hart für mich, ich habe mir mega viel Druck gemacht. Es war für mich mental einfach richtig herausfordernd und ich brauchte erstmal eine Pause. Dann habe ich gedacht, weil ich nach der Schule schon mal in
Australien war, ich möchte wieder in die Nähe von Australien. Ich gehe nach Neuseeland. Genau, habe dann gar nicht mehr fertig studiert, was auch am Anfang meine Familie so ein bisschen komisch fand. So, warum machst du nicht doch den Master? Ja, und jetzt schaue ich aber gar nicht mehr zurück. Ich bin einfach richtig happy damit und arbeite jetzt ja hier auch in der Schule und irgendwie geht es trotzdem. Dein erster Job in Neuseeland. Wie lange, wie viele Jahre ist der jetzt her? Ich bin 2017 hierher gekommen. Der erste Job sozusagen von der Uni nach Neuseeland, der hat dich wohin geführt? Nach Kaltaya, das ist die nördlichste Stadt von Neuseeland. Ich hatte einen Job an einer Mandarinenfarm als Mandarinenpflücker im Norden Neuseelands.
Wie stelle ich mir das vor? Es riecht nach Orangen, man hat was, man arbeitet mit den Händen. Tatsächlich für mich ja. Also ich glaube, es ist so ein typischer Backpacker-Job und ich glaube, ganz viele haben da auch andere Erfahrungen gemacht. Wir waren tatsächlich dann an so einem Hostel, dass ich quasi darauf spezialisiert hatte, dass die Backpacker alle im Hostel wohnen und die haben uns dann an die Farmer vermittelt. Und es gab eine große Farm, da waren die meisten, da war es irgendwie nicht so spaßig, aber bei uns, ich war auf der kleinen Farm, bei Robby, dem pensionierten Mandarinenbauern. Gibt's den heute noch? Kann man sich da immer noch bewerben? Gute Frage,
das müsste ich mal nachgucken. Recherchier das mal für uns. Sag ich dem noch Bescheid. Der war schon ziemlich in die Jahre gekommen, als wir da waren. Ich hoffe, dass er noch weitermacht. Also wenn ihr nix in den Show Notes findet, dann hat das ein trauriges Ende leider genommen. Ja, aber es war echt richtig schön. Also wir waren irgendwie sechs Backpacker, die da gearbeitet haben. Und es war wirklich für mich
super schön, einfach draußen. Die Morgen waren super kalt. Man hat sich die Finger abgefroren, aber dann mittags ist immer richtig die Sonne rausgekommen. 15 Grad, man konnte im T-Shirt Mandarinen pflücken und ja, der Geruch und konnten auch natürlich richtig viele Snacks zwischendurch. Also ich fand's einfach super.
Wie haben deine Eltern und deine Familie reagiert? Ich glaube, am Anfang war das noch total okay, weil die kannten das schon aus Australien. Da hatte ich ja auch schon mal ein Jahr Work and Travel gemacht und dann wussten die quasi, okay, das ist jetzt so ein Jahr, dann macht die paar verrückte Sachen. Verstehen wir zwar nicht, aber lassen wir die mal machen so. Und es wurde dann erst ein bisschen kritischer, nicht wirklich. Also meine Eltern sind echt super, super cool drauf und unterstützen mich zum Glück in allem. Aber erst dann so nach einem Jahr, wo das eigentliche Jahr Work and Travel zu Ende war und ich dann nicht nach Hause
gekommen bin, dann haben die sich so ein bisschen gedacht, hä, was machst du denn da? Und habe dann später als Gärtnerin gearbeitet und dann war schon so ein bisschen die Frage, willst du das für den Rest deines Lebens machen? Gehst du wieder zurück an die Schule? Was ist dein Lebensplan? Und meine Antwort war immer, ich habe keinen. Hast du heute einen Janina? Nö. Also wir machen weiter bei den Jobs. Von dem Mandarinenjob, was ist du da in dein Schatzkästchen der Fähigkeiten reingepackt,
was ist davon geblieben? Gute Frage. Ich glaube für mich war das so der Einstieg erstmal ins neuseeländische Leben. Auch der Farmer, der hatte den krassesten Akzent. Erstmal so den überhaupt zu verstehen und so ein bisschen zu lernen, wie die Kiwi-Kultur ist. Nach dem Picken haben wir Pruning gemacht, wo man dann wirklich die Bäume zurückschneidet für die nächste Saison. Da hatten wir ganz schön schwere Geräte, wo ich mich früher nie dran getraut hätte, weil in Deutschland ist ja immer so ein bisschen vorsichtig. Und da war einfach so hier an die Hand gedrückt, Kettensäge oder so, mach einfach. Das fand ich
dann richtig cool und hab dann schon gemerkt, auch wie ich einfach Selbstvertrauen bekommen hab und mir mehr zugetraut hab. Wie ging's weiter? Welcher Job kam nach den Orangen? Danach habe ich einen Neuseeländer kennengelernt und bin dann Hals über Kopf zu ihm in seine Heimatstadt gezogen. Das war in der Nähe von Wellington, aber schon noch eine Stunde entfernt, ziemlich mitten im Nirgendwo.
Und wollte da einen Job finden und dann kam irgendwann sein Kumpel und meinte so, hey, ich arbeite auf einer Schaffarm. Wir machen gerade Docking. Wir arbeiten mit Lämmchen. Willst du uns helfen? Da dachte ich so, ah cool, ich liebe Tiere, klar, voll gern. Du bist Vegetarier, ne? Ich war damals, genau. Ich habe tatsächlich durch diesen Job eigentlich etwas aufgegeben irgendwann.
Also ich bin jetzt wieder Allesfresserin. Aber damals war ich noch Vegetarierin, genau. Und wusste tatsächlich nicht, was Docking ist. Also ich war richtig naiv. Erklär doch mal. Bin dann auf dieser Farm angekommen, richtig schön am Strand, einfach alle Hügel, die man sehen konnte, waren Teil der Farm.
Schaffarm, wie gesagt. Und ja, dann haben wir die Lämmchen zusammengetrieben, mit ihren Müttern natürlich. Die dann von den Müttern getrennt und dann hieß es so, okay, hebt jetzt mal die Lämmchen hoch. Haben die auf so eine, fast wie so ein Fließband gelegt und der Job war dann, denen die Schwänze abzuschneiden. Das wissen ja viele tatsächlich nicht. Also Schafe haben eigentlich richtig lange Schwänze, also fast wie so ein Hund und die werden ihnen halt immer abgeschnitten. Wahrscheinlich gibt es inzwischen auch ein paar
Arten ohne, aber so typischerweise haben die alle lange Schwänze, weil die aber ihr ganzes Leben eigentlich auf dem Hügel verbringen und nicht wirklich kontakt zu den menschen haben kann sich dann zu viel dreck und kot und so sammeln und dann wird das entzündet und deshalb schneiden die die kurz und das machen die halt schon wenn das dann kleine lämpchen sind und die menschen werden auch kastriert also quasi beides wie läuft es ab man schneidet ihnen das schwänzchen ab wenn die betäubt wird das einfach so gemacht das war für mich dann halt krass so, weil wie gesagt, wir haben die Lämmchen dann hochgehoben auf so ein Fließband, haben die auf den Rücken gelegt, mit den Beinen ohne alles, einfach zack abgeschnitten. Haben die da geschrien? Tatsächlich war es nicht so schlimm.
Also gut, kann man jetzt nicht in die Tiere reinschauen, aber es war jetzt nicht so schlimm, wie ich jetzt erwartet hätte. Und die wurden dann auch danach direkt runtergelassen, sind dann zu ihren Mamis gelaufen, haben dann getrunken und dann hatte ich so das Gefühl, das war jetzt schon eine Schmerzhaft wahrscheinlich, aber war okay dann. Wie läuft das Kastrieren ab? Die haben ein Gummiband genommen und das eng um die Hodensäcke gewickelt und die fallen dann im Laufe der Zeit ab.
Irgendwann? Einfach so, weil das so abgeschnürt ist? Ja, ich glaube, es ist einfach die Durchbuttung wird dann abgeschnürt und dann nach einer Woche oder so sollen die dann abfallen. Das heißt, dann sammelt man Hoden ein? Nö, die bleiben dann einfach auf der Wiese liegen und dann kommt vielleicht irgendeine Raubkatze oder so und isst die. Raubkatze in Negesetzt wurden. Und ja, ich habe irgendwo gelesen jetzt vor kurzem mehr als doppelt so viele als Hauskatzen. Richtiges Problem. Auch die wollen in Neuseeland tatsächlich Katzen ganz verbieten, weil die natürlich auch die ganzen Vögel fressen, die ja alle nicht fliegen können. Viele der heimischen Vögel können ja nicht fliegen und sind dann schutzlos ausgeliefert. Das ist also nochmal ein anderes Thema, aber das ist ein großes Problem.
Welche Fähigkeit hast du in deinem Schatzkästchen nach der Schapsfarm gemacht? Oh Gott, also erstmal habe ich da glaube ich echt meine Ansicht ein bisschen geändert, weil ich kam da halt hin als naive Deutsche und wollte denen dann erzählen, warum man Vegetarier sein sollte und so. Und das war natürlich alles so, wie man sich so einen richtigen farmer vorstellt so wittrige haut und leder klopfen und und sie haben sich nicht so angeguckt was redest du da und ich habe das ein bisschen meine einstellung auch geändert weil ich war eigentlich hauptsächlich vegetarierin weil ich massentierhaltung halt richtig schlimm finde und dann haben die mir
halt so gesagt aber guckt mir doch mal hier an die schafe leben ein ganzes leben lang draußen in den hügeln so wie es eigentlich sein sollte und wir holen die halt keine ahnung einmal im jahr herbei und gucken dass die noch okay sind geben ihnen vielleicht eine impfung oder irgendwas was sie brauchen und irgendwann schlachten wir sie halt aber ich kann dir dann noch eine kleine anekdote dann erzählen weil oft oft offen mikrofon? Naja, kommt drauf an, was deine Hörer sich antun. Müssen wir eine Triggerwarnung aussprechen? Triggerwarnung, Schwänze essen?
Oder was kommt jetzt? Richtig, ja. Also am Ende des Tages hatten wir natürlich einen riesigen Sack in der Ecke, wo dann die ganzen Schwänze, die abgeschnitten wurden, reingeschmissen wurden. Und am Ende des Tages haben sich dann die Farmer da durchgewühlt und haben sich die fettesten Schwänze rausgesucht.
Und ich hab die nur angeguckt und so, was macht ihr da? Und ja, die meinten, ja, das sind Delikatesse, wir schmeißen die gleich auf den Barbie und essen die als Abendessen. Hast du auch was gegessen davon? Hast du mal probiert? mir kommen. Das gehört jetzt hier zur Erfahrung dazu und ich kann es nicht unbedingt empfehlen. Also ich fand es sehr chewy. Die Konsistenz war nicht so gut und ich mag den Geschmack von Lämmern nicht. Also da haben auch alle meine Freunde und Familie den Kopf geschüttelt. Und ich fand es aber gerade deshalb richtig cool, weil ich mir dachte, so was macht man in Deutschland einfach nicht. Es sei denn, man hat jetzt vielleicht einen Bauern als Vater. Aber sonst gucken die Leute ja auch so an.
So, hä, du hast ein gutes Abi, du hast studiert, was machst du? Und das fand ich gerade richtig gut. Weil ich wollte eigentlich immer Tierpfleger werden, tatsächlich zu Hause im Zoo arbeiten oder so. Und das war das Gleiche. Alle haben gesagt, nein, du musst einen gut bezahlten Job finden.
Macht ja auch irgendwie Sinn, aber es war mir immer so ein bisschen zu viel Druck in die Richtung und wo ich dann hier war, dachte ich, ich lebe das mal so richtig aus. Finde ich sehr gut. Was kam nach den Schafen? Nach den Schafen, das ging dann nur ein paar Wochen. Also ich glaube, ich war fünf Wochen lang da, dann waren alle Schafe durch und dann musste ich quasi da wieder aufhören. War dann aber immer noch in dieser Stadt und habe gedacht, keine Ahnung, was soll ich machen. Ich habe mich auch so ein bisschen enttäuscht tatsächlich mit den Kiwis, die sagen ja immer
gerne viel und halten ihr Wort dann nicht so. Ich habe viele Lehrer kennengelernt, die meinten so, ja, du bist Lehrerin, wir können dich ja einstellen bei uns, gib mir mal deine Nummer und dann meldet sich der Direktor morgen. Und natürlich hat sich dann nie jemand gemeldet. Und dann habe ich das irgendwann aufgegeben. Und dann habe ich die Anfrage bekommen von einem Kumpel, den ich dann kennengelernt habe. Der hat als Gärtner auf einer Millionärs-Villa, quasi,
Millionärsanwesen gearbeitet und hat gefragt, ob ich nicht gärtnern möchte. Und ja, habe ich dann auch zugesagt. Warum nicht? Ja, genau. Wie gesagt, ich mochte eh immer Tiere pflanzen. Und was waren das für Millionäre? Das war eine sehr reiche Familie aus Wellington. Haben eine Weile auch in Hongkong gewohnt und der Mann war mal irgendwie CEO von Kiwi Bank. Also die waren richtig reich, hatten auch ihre Villa in Wellington und hatten
dann aber so ihre Farm, ihr Farm, äh, Anwesen quasi, so ein bisschen in, in der ländlicheren Gegend, sag ich mal. War ein riesengroßes Anwesen, also wirklich fast wie mein, mein Dorf zu Hause von der Größe. Hatten ihren eigenen Cricketplatz auf dem Grundstück. Und ein kleiner Fluss, der durchfloss. Und dann eben so die riesige Villa.
Aber drumherum auch überall verschiedene Gärten, Rosenbeete, Veggie, also Gemüsebeete. Und da hast du Vollzeit gearbeitet? Ja, die hatten vier Vollzeitgärtner und noch mehrere Aushilfen. Also es gab so viel zu tun. Das Beste war auch immer, die Frau war dann auch immer mit ihren Gummistiefeln mit uns im Garten und hat
irgendwie Gemüse ausgemacht und so und hat dann aber mir gleichzeitig so ihre Hand gezeigt. 50.000 Dollar hat mir mein Mann gestern geschenkt. Weißt du, so richtig klischee-mäßig und dieser Kontrast einfach. Du machst dir gerade mit diesem Goldring die Hände schmutzig, aber ja. Geht alles. Geht alles, genau. Und dann irgendwann habe ich so ein bisschen Cabin-Fever bekommen,
weil ich mir dachte, okay, ich bin jetzt schon so lange hier. Ich bin eigentlich hierher gekommen zum Reisen und ich habe jetzt noch fast gar nichts von dem Land gesehen. Und dann habe ich meinen damaligen Freund überredet, dass wir uns ein Van kaufen und erstmal einen Roadtrip machen. Und das haben wir dann auch gemacht. Was ist von dem Job im Schatzkästchen gelandet? Auf jeden Fall so dieses Outdoor, also Gärtnern, alles was dazu gehört. Lernen, wie man mit Pflanzen umgeht. Wieder auch so Gerätschaften und so was. Traktor fahren. Die Männer da, also es waren hauptsächlich war eine andere Frau, die mit uns
gearbeitet hat und die anderen waren so alte Kiwi-Männer. Und die waren halt auch so, ja, du bist eine Frau, na und? Heb mal hier bitte diesen mega schweren Balken mit mir zusammen oder grab mal hier ein zwei Meter Loch durch die harte Erde. Also die haben mich überhaupt nicht so mit zarten Händen angefasst, wie ich das aus Deutschland vielleicht gewöhnt war, sondern die waren so richtig so, nee, du arbeitest hier, du kannst damit anpacken. Und das fand ich irgendwie cool. Da habe ich auch erst mal gemerkt,
wie stark ich eigentlich bin. Und ich glaube, ich war auch nie mehr so fit, wie als ich da gearbeitet habe. Ich war damals auch noch viel Deutschland einfach mitgenommen. So, okay, es gibt drei Dinge, in denen ich gut bin und alles andere lasse ich besser die Finger von. Und plötzlich hat jemand dieses Selbstvertrauen in dich. Also jemand glaubt an dich und sagt einfach so, nee, du machst es jetzt, du schaffst es schon. So, ne, ich habe noch nie Traktor gefahren, jetzt probiere ich es aus und beim ersten Mal klappt es schon. Cool. Dann habt ihr einen Roadtrip gemacht, aber wieder arbeiten. Was war dein nächster Job? Mein damaliger Freund war Imker und er hatte dann ein ganz gutes Angebot bekommen von einem klitzekleinen Imker. Eigentlich war es eine
One-Man-Show in der Nähe der Coromandel Peninsula. Also es war so ein bisschen zwischen Coromandel und Auckland. Ja, dann habe ich mit denen tatsächlich ein bisschen gebeekeept, also ein bisschen geimkert. Wie unterscheidet sich das von einem von einem Imker in Deutschland? Ich habe da jetzt nur so Vorgärten irgendwie in Dörfern, so alte Opis, die so ihren Lindenblütenhonig machen. Wie sieht das hier aus? Ja, das war bei mir genauso. Ich habe da auch. Und es war einfach so krass, weil hier haben die ja diese ganze Manuka Honig Industrie und es ist Wahnsinn. Erstens,
wie viel Geld da reingesteckt wird und auch wie viel Geld damit gemacht wird. Wenn ihr mal in Deutschland im Bioladen wart, ich glaube, da kriegt man den Manuka Honig. Vor allem, wenn man so ein bisschen hinter die Kulissen guckt, dann weiß man, dass der eigentlich jetzt nicht viel besser ist als andere Honig. Was? Erklär uns auf. Ja gut, also ich glaube, es ist schon viel, viel gutes Marketing dahinter. Honig generell ist ja antibakteriell, kann sogar Viren abtöten und also wenn man krank ist und dann Honig, ganz normalen Honig drauf macht oder isst, dann kann der schon helfen. Manuka-Honig, ja, also wie gesagt, gutes Marketing.
Also dein damaliger Freund und du, ihr habt auch Manuka-Honig produziert mit euren Bienen? Genau, also er hat eben bei einer großen Firma gearbeitet und die hatten Manuka als ihr Hauptziel, haben dann sogar die Stöcke mit Helikoptern teilweise umhergeflogen, weil Manuka ist eigentlich keine Pflanze, die von den Bienen bevorzugt wird. Das ist so ein stacheliger, oder nicht stachelig, aber so ein Baum, der so ganz kleine, mini kleine Blütchen hat. Und die Bienen mögen den eigentlich nicht gerne, weil die da viel schlechter an den Nektar drankommen als bei anderen Blumen. Die Bienen
mögen den gar nicht so gerne, deshalb, wenn die irgendwie eine andere Option haben, dann gehen die zu den anderen Pflanzen und holen sich da den Nektar oder die Pollen. Und deshalb müssen die dann quasi irgendwo hinfliegen, wo es quasi nur Manuka ringsherum gibt, damit die Bienen quasi keine andere Wahl haben. Also Manuka Monokultur. Genau, das ist auch noch eine lustige Geschichte. Manuka wird hier eigentlich als Unkrautpflanze angesehen. Und die Farmer, also am Anfang war ja die größte Kultur, alle wollten natürlich Schaf und Kuh
Farmen haben und mussten dann natürlich alles abholzen, was irgendwie auf der Farm gewachsen ist, weil man wollte ja das gute Gras für die Schafe. Und nur die faulen Farmer quasi haben halt nicht alles abgeholzt, sondern haben meistens den Manuka stehen gelassen. Also die faulen waren am Ende die Schlauen. Richtig, wie gut, oder? Die faulen haben nachher die ganze Kohle gemacht, weil die dann nämlich von den Bienenfirmen bezahlt werden, dafür, dass die die Stöcke auf
deren Land stellen dürfen und den Manuka-Honig ernten dürfen. Ich fand es auch einfach so eine gute Geschichte. Du würdest selber niemals für einen Manuka-Honig viel Geld ausgeben? Niemals, nein. Ich hatte dann halt das Privileg, dass wir öfter mal welchen geschenkt bekommen haben von der Arbeit. Aber ich finde, der Geschmack ist auch nicht so gut. Der schmeckt ganz anders als so typischer Blütenhonig, den wir kennen. Da bezahlst du teilweise Tausende für ein Glas, wenn das die höchste Potenz hat. Was hast du bei diesem Job gelernt? Erstmal, dass ich doch nicht mehr meine Bienenallergie habe, die ich als Kind hatte. Ja, da war dann große Angst, als ich dann mit dem Imker zusammen war, weil der hat immer auch in seiner Brotdose oder so Bienen mit nach Hause gebracht.
Einfach aus Versehen, die waren überall in seinen Hosentaschen und so. Und irgendwann wurde ich gestochen und war nicht so schlimm. Ja, und ansonsten einfach die Liebe für Bienen. Also einfach wie wahnsinnig krass das ist, was die eigentlich machen, wie die leben, wie die kommunizieren. Man lernt ja so ein bisschen in der Schule diesen Bienentanz, aber wenn man das dann wirklich mal live sieht, Wahnsinn, wie schöne Tiere das auch sind. Also ich habe auch später dann komplett ohne Anzug teilweise, du kannst die auf die Hand nehmen. Die sind so gar nicht aggressiv.
Es sei denn, man kommt dem Stock zu nahe. Das habe ich einmal leider am eigenen Leibe erfahren. Was ist da passiert? Das war ziemlich blöd von mir. Und dann hat mein Freund gefragt, ob ich den Stock für ihn zumachen kann. Die haben vorne so kleine Türchen. Und hat gefragt, kannst du einfach die Riegel zumachen? Da dachte ich so, ja, kein Problem. Natürlich hatte ich aber keinen Anzug dabei und nichts. Bin einfach mit meinen Gummistiefeln von der Arbeit hochgestiefelt. Ja, hab schon so ein bisschen gemerkt, die Bienen waren schon so ein bisschen aggressiv. Und ich dachte so, komm, das waren irgendwie drei Stöcke. Ich mach schnell die drei Türchen zu und gut. Hab die ersten zwei ganz schnell zugemacht und beim dritten bin ich stecken geblieben.
Das Türchen war irgendwie ein bisschen verhakt und hat sich nicht schließen lassen. Und sofort war eine riesige Traube an Guard Bees, nennen die sich. Also die verteidigen den den Stock. Das ist ihre einzige Aufgabe. Das sind also nicht die, die den Honig sammeln, sondern oder den Pollen sammeln. Und ja, wie tatsächlich in einem Comic. Bin ich weggerannt und die sind mir hinterher. Ja, wie so eine Wolke hinter mir. Ich bin so schnell gerannt, wie ich konnte. Die waren aber schneller. Und ich habe so viele Stiche bekommen, so viele an meiner Hand und das krasseste war, ich hatte Gummistiefel an und keine langen Hose. Und die sind mir in die Gummistiefel rein und haben mir die kompletten Knöchel zerstochen. Ich hatte so viele,
ich weiß gar nicht wie viele, wahrscheinlich 30, 40 an jedem Knöchel und wollte das dann meinem Boss auch nicht sagen. Wollte ganz tapfer bleiben, weil das ja so ein tollpatschige Move von mir war. Und ich hatte dann so Schmerzen, ich konnte nicht mehr stehen, dass er mich irgendwann nach Hause geschickt hat. Ich hab's mir sehr unterdrückt und zu Hause dann schon, ja, weil es war alles so dann doch angeschwollen, nicht wegen Allergie, sondern einfach nur, weil es wirklich so extrem war. Aber es soll gut sein. Also Bienengift ist Botox. Ähm...
Herr mit den Bienen. Genau. Mein damaliger Freund hat sich tatsächlich manchmal ein paar Bienen geschnappt und da hat sie sich ins Gesicht gestochen, extra, unter seine Augen und so, weil er meinte, ja, das ist natürliches Botox. Was kommt nach den Bienen? Danach hat dann leider die Mutter von meinem dynamaligen Freund eine ziemlich schlimme Diagnose bekommen. Sie hat herausgefunden, dass sie ALS hat.
Also die Krankheit, die kennt ihr vielleicht. Stephen Hawking hat so eine Form davon gehabt. Allerdings war das bei ihr eben erst später diagnostiziert und dann auch so eine Form, die halt ganz schnell quasi bergab geht, sag ich mal. Und die konnte von heute auf morgen dann ihre Hände nicht mehr benutzen. Und sie hat oben im Norden von Neuseeland gewohnt, hat sich da quasi ihren Traum erfüllt und einen kleinen Fisch-und Chip-Shop geleitet. Konnte dann quasi von heute auf morgen den Shop nicht mehr leiten. Und dann hat mein Freund gesagt, cool, wir ziehen um. Wir ziehen in den Norden, wir leiten jetzt den Fisch & Schiff Shop.
War das in Northland? Ja, genau. In Northland, in der Hokianga-Region, in einem kleinen, winzig kleinen Fischerörtchen namens Ravni. Ich weiß gar nicht, wie viele Einwohner. Ich glaube, vielleicht 100. Also super klein, richtig schöner, süßer kleiner Shop. Und da geht eine wichtige Fähre durch, die quasi zwei Landzipfel verbindet, wenn man nach oben zum Cape möchte, Cape Wrangler. Deshalb war da ein bisschen Verkehr und einige Touristen sind da durchgekommen.
Ich glaube, ansonsten hätte man in der Region überhaupt nicht davon leben können, so einen Shop zu haben. Für alle, die es nicht wissen oder die sich nicht mit Neuseeland besonders auskennen, Fisch und Chips ist frittierter Fisch, so in einer dicken Knusperkruste. Ist so die deutsche Bratwurst. Also das, was man bei uns mal schnell so zu sich nimmt. Hier sind es irgendwie Pommes mit dem Fisch. So einen Shop zu leiten, das klingt jetzt, finde ich, total abenteuerlich. Erstmal denke ich mir,
wie sehr hast du da abends nach Frittierfett gerochen? Ja, sehr. Also tatsächlich, ich hatte vorher schon mal bei Burger King gearbeitet, da war es viel schlimmer. Also wir haben gutes tierisches Fett benutzt, da hat die Mutter sehr viel Wert drauf gelegt. Ich glaube, sonst kriegt man auch Pflanzenfett und das stinkt irgendwie mehr. Also das tierische Fett war nicht so schlimm, aber ja, schon. Und was sind das so mit dem man da zusammenkommt. Das war so der Hotspot eigentlich des Dörfchens. Wie gesagt, es kamen einige Reisende auch vorbei, was ganz cool war. Aber ansonsten war das auch der Hotspot für die Locals. Also einige Regulars sind wirklich jeden Tag vorbeigekommen. Sahen die
dann auch so aus, wie ich mir die vorstelle? Mit etwas übergewichtig? Ja. Ich meine jeden Tag Fisch und Chip, weil das trifft ja vor Fett und Maismehl. Ja, das stimmt schon. Wir hatten nicht so viele gesunde Optionen. Das meiste war sehr fettig. Aber ja, die Leute haben es geliebt. Viele von denen waren arbeitslos. Man muss sagen, der Norden ist eher so eine ärmere Region in Neuseeland. Es sind auch ganz viele Maoris. Also im Norden sind ja ungefähr 30 Prozent der Bevölkerung Maoris und in unserem Shop waren es ungefähr die Hälfte der Leute. Und sonst eben
einfach alle, die in dem Dorf gewohnt haben. Das war wirklich super klein, vielleicht 100 Leute. Und ich würde mal sagen, die Hälfte davon haben wir einmal die Woche gesehen. Und Sama, weil du gerade schon Maoris ansprichst, ich dann natürlich mehr Wunder, als auf der Südinsel und du natürlich auch mit ihnen zusammengearbeitet hast. Ich erinnere mich an meine liebste Podcast-Folge bei dir. Deine Angestellte hat auf Tereo Maori gesungen. Das ist echt, du hörst es und das ist Gänsehaut. Es ist eine sehr spirituelle Song und ich mag sie wirklich. Untertitelung auf der Grundleitung von KuraKara Was hast du über die Maori-Kultur gelernt?
Ganz viele Klischees, die sich leider bestätigt haben und ganz viele Sachen, die ich überhaupt nicht gedacht hätte. Ja, ein Thema leider so die Armut, das habe ich leider wirklich sehr gesehen. Also viele haben keinen Beruf gehabt, die haben quasi vom neuseeländischen Hartz IV gelebt und klischeehaft auch sehr große Familien. Also wie gesagt, unsere Arbeiterinnen, teilweise acht Kinder, 30 Enkelkinder, alle unter einem Dach und sehr schwer für die auch da auszubrechen aus diesem Zyklus, sag ich mal, weil das eben so ein bisschen
deren Lebensansicht ist quasi, dass man nicht für sich und für seine Kinder vielleicht lebt, sondern man lebt für die Großfamilie. Also für die Cousins, Cousinen, sobald einer da vielleicht mal einen guten Job ergattert und viel Geld macht, halten alle die Hände auf und leihen sich dann Geld und man weiß aber schon, okay, das wird nie zurückgezahlt. Also sehr schwer für die da auszubrechen. Gleichzeitig, aber wie vorhin schon erwähnt, einfach die herzlichsten Menschen leben wirklich noch ihre Kultur, leben noch auch irgendwie so in Verbindung mit der Natur viel mehr, ehren die Natur auch mehr, leben ihre Tradition. Also ja, wenn die da in ihrem Areal zusammenkommen, in ihrem, ja, wie sagt man denn?
Gemeinschaftshaus, würde ich sagen. Ist eigentlich nicht wie eine Kirche, also nicht so religiös. Aber wenn es eine Beerdigung gibt, nicht so wie bei uns, dass alle da betrübt zusammensitzen auf dem Kuchen, sondern dass es da wirklich... Der Leichenschmaus. Ja, genau. Ja, das machen die da richtig.
Also da kommen die alle zusammen für drei Tage, wird quasi der Tote in der Mitte aufgebahrt und alle sind drumherum und feiern eigentlich das Leben. Also das ist keine traurige Veranstaltung. Alle bringen Essen mit, schlafen nachts neben dem toten Körper und haben so eine ganz andere Sicht auf den Tod als wir. Das fand ich richtig cool zu sehen. Haben die dich als Chefin akzeptiert?
Ich glaube am Anfang nicht, einfach weil, ne, weißes junges Mädel und ich hatte vorher auch noch nie irgendwie Erfahrung als Managerin von einem Shop. Also ich war auch am Anfang so, oh, erklärt ihr mir mal bitte, wie wir den Job machen. Zum Glück hatten die sehr, sehr viel Respekt für die Mutter, obwohl die auch eine weiße Frau war, aber die war einfach irgendwie cool drauf und hat sich immer mit denen gut verstanden und die wussten dann halt so ein bisschen, okay, die Mutter hat uns die vorgestellt, also sollten wir die auch respektieren. Und ja, über die Zeit hinweg
ist dann auch einfach eine Freundschaft gewachsen und ja, ich glaube, war es leider auch so ein bisschen, ja, ich würde es eigentlich gar nicht sagen, aber es war so ein bisschen auch, dass dann viel geklaut wurde und das ist auch leider sehr klischeehaft so, dass das auch so ein bisschen der Verständnis ist, man nimmt sich einfach, was man nehmen kann und das ist gar nicht so schlimm. Macht halt jeder und dann wird jedem mal was geklaut, von daher ist es okay. Und so von dem Sinne her war es halt schon dann, dass die das nicht respektiert haben, dass wir gesagt haben, hey, wir sind die Chefs, das geht nicht. Aber wir haben dann irgendwann unsere Lösungen gefunden und
eine Kamera aufgestellt. Kamera aufgestellt, ja. Und denen auch dann einfach viel geschenkt. Tatsächlich, also wenn irgendwie Essen übrig war oder irgendwie das Eis sah nicht mehr so gut aus, dann haben die halt den ganzen Karton mit nach Hause bekommen für die ganze Familie. Also, ja.
Das ist total interessant, weil du sagst, wir haben da eine Lösung gefunden, und dann sagst du, die Antwort ist, wir haben denen dann einfach viel geschenkt. Da beklaut mich einer und dann, weißt du, wäre meine deutsche Lösung, dann feuere ich den eben. Und du sagst, wir haben denen einfach mehr ges also, feuern war gar keine Option. Es war, wie gesagt, auch die einzigen vernünftigen Arbeiter, die wir überhaupt bekommen konnten. Nö, ich fand's aber eigentlich ganz cool,
dass man nicht so mit Bestrafung und so, sondern einfach hier, komm, ich geb dir was und dann nimmst du bitte nicht das, was du nicht nehmen sollst. Und es ist halt schwierig, weil du weißt, die brauchen das Geld, ne? kaufen die dann erst irgendwelche Drogen davon und so oder viel Alkohol auch. Also schwierig. Deshalb haben wir dann lieber Essen geschenkt für die Familie, für die Kinder, statt dann, dass sie sich das Geld nehmen können. Was hast du da mitgenommen, in das Schatzkistchen gepackt? Es war für mich eigentlich das krasseste, weil ich immer gedacht habe, ich könnte niemals,
niemals von irgendjemandem ein Boss sein. Und dann auf einmal werde ich da in diese Situation geschmissen. Das waren, wie gesagt, mein Ex-Freund und ich, aber er hat so ein bisschen mehr die finanzielle Seite gemacht und ich habe mich wirklich komplett mit unseren Arbeitern beschäftigt und auch mit den Löhnen und auch mit dem Shop einfach so die Bestellungen gemacht, für das ganze Essen geplant, dass wir immer genug haben. Ich habe tatsächlich dann auch gemerkt, boah, diese ganzen deutschen Eigenschaften kommen mir gerade richtig zugute, dass ich irgendwie so ein bisschen Organisationstalent hab. Und ja, und ich hab mich so wohlgefühlt, ich hab gedacht, boah, ich mach das richtig
gut, ich war richtig stolz auf mich. Und die haben mich, wie gesagt, irgendwann auch angenommen. Das war irgendwie so ein gutes Verhältnis von so, ja, ich sag euch, wann ihr arbeitet und wie ihr bitte die Sachen macht. Es war so eine gute Mischung aus Respekt, aber auch freundschaftlich. Was für ein Job kann sein? Genau, wäre jetzt nochmal ein anderes Thema, aber diese Beziehung, von der ich jetzt die ganze Zeit gesprochen habe, war tatsächlich eigentlich eine sehr schlimme Beziehung für mich, eine sehr toxische Beziehung.
Wird ja heute viel verwendet, aber es, ja, muss man wirklich so sagen. Und ich musste dann irgendwann weg. Ich hatte das vorher schon probiert, da auszubrechen, hab's aber nicht geschafft. Da gibt's auch eine ganze sehr persönliche Folge, ne? Also ist wahrscheinlich auch eine der meistgehörtesten Folgen, oder? Ja, eine der meistgehörtesten. Und da hab ich auch wirklich das krasseste Feedback bekommen. Ich war super nervös, weil so was, darüber spricht man ja eigentlich nicht. Und ich habe so krasse Nachrichten zurückbekommen, teilweise seitenlang von Leuten, die mir dann ihre Geschichte erzählt haben. Es war richtig berührend.
Konntest du das alles verarbeiten, Janina? Oder war das dann so, dass dir das selber zu viel war? Zu viel nicht. Ich glaube, ich bin es immer noch am Verarbeiten. Ich musste dann einfach da weg. Auch ich habe das eben so idyllisch beschrieben im Norden. Aber ich hab mich auch super einsam gefühlt. Es war schwer, da waren nicht viele junge Leute, schwer, irgendwie Anschluss zu finden, Freunde zu finden. Ich hatte dann eben eigentlich nur meinen Partner.
Von dem wurde ich dann nicht so gut behandelt. Deshalb, ja, musste ich irgendwann mal einen Absprung schaffen. Und war dann quasi für einen Urlaub in Queenstown. Und war drei Tage hier und hab gesagt, that's it, das ist mein Zeichen, ich bleib hier. Es war einfach Wahnsinn, ich bin hier angekommen, so viele junge Menschen, auf einmal, ich hatte
halt im Norden das Gefühl, ich bin der schlimmste Mensch. Also mein Partner hatte mir immer das Gefühl gegeben, keiner möchte mit mir was zu tun haben, ich bin einfach nur erschrecklich. Und auf einmal komme ich nach Queenstown und die Leute mögen mich, die wollen mit mir Zeit verbringen. What? Weil irgendwann, wenn man das so oft hört, glaubt man das auch selbst über sich, dass man einfach für nichts zu Nutze ist. Ja, long story short, ich bin dann nach Queenstown gezogen, war im Hostel, super cool im Hostel, AQ Queenstown Adventure. Wenn ihr mal nach Queenstown kommt, bucht auf jeden Fall das Hostel. Das ist super cool. Und ich habe dann in dem Hostel gearbeitet. Also das war das komplette Gegenteil zu meiner Zeit,
eigentlich im ganzen Neuseeland, aber vor allem im Norden. Keine Kiwis mehr, einfach nur noch junge Backpacker um mich herum. Aber ja, auch keine Einsamkeit mehr, sondern einfach nur pure Freude. Und ja, habe dann wie gesagt im Hostel gearbeitet und dann als der Lockdown vorbei war, war ich noch in der Pizzeria. Was hast du da gelernt? Beim Pizza-Ausliefern tatsächlich habe ich Queenstown kennengelernt. Das war das Beste daran. Es gibt ja schon viele Suburbs.
Es gibt ja den Stadtkern und dann gibt es hier diese ganzen Berge drumherum. Und dann sieht man immer von der Hauptstraße so oben, da ganz oben sind noch Häuser auf dem Berg, wie krass. Und dann auf einmal bestellen die Pizza und ich kann da hochfahren. Ja, guck mir das Haus an, rede mit denen kurz, sehe den Ausblick von da oben. Ja, richtig cool. Und als wir dann dieses Jahr wieder gekommen sind, wusste ich halt genau, wo ich hinziehen möchte, weil ich schon alle Neighborhoods mir angeschaut hatte. Und du arbeitest ja jetzt, um den Bogen mal wieder zu spannen, du bist zurück in der Schule, für deutsche Verhältnisse, dein normaler Job, ich sag das jetzt mal so in Anführungszeichen.
Wie bist du zu diesem Job gekommen? Und irgendwann hab ich mir gedacht, boah, ich kann nicht mehr. Es war ziemlich auslaugend auch, wir, ist ja, man möchte immer erstmal 100.000 Prozent geben, sein bestes Ich sein. Und mir war das dann irgendwie viel zu anstrengend. Ich dachte mir so, boah, ich muss jetzt endlich mal wieder einen Job machen, wo ich ein bisschen länger in demselben Job bin tatsächlich. Und ich habe dann über Instagram, tatsächlich, ich lerne so viele tolle Leute über Instagram kennen, wie Jenny auch. Perfekt. Eine Familie kennengelernt. Wir haben uns auf einem Café getroffen in der Stadt und die haben mir erzählt, dass
ihr Sohn ein Austauschjahr, ein Neuseeland-Jahr in der Highschool gemacht hat in Queenstown. Das war auch der Grund, warum die Eltern mit ihm zusammen jetzt in Queenstown waren und sich das alles hier mal angucken wollten. Richtig nette Familie, liebe Grüße. Liebe Grüße auch von mir, die haben wir nämlich auch geschrieben. Ja, die sind ganz toll. Und die meinten dann so, ach, du suchst gerade einen Job. Warum arbeitest du nicht an der Schule? Und dann dachte ich so, ja, keine Ahnung, ich habe da keine Connect der einfach gleich mal. Und als erstes dachte ich
wieder so, ja komm, okay, Kiwi, die schreiben mir mal. Die alte Geschichte. Genau, die schreiben mir mal, ja, ja. Und dann habe ich aber gedacht, nee, warte mal, aber es sind ja Deutsche. Die machen das wirklich. Am nächsten Tag hatte ich den Kontakt und am übernächsten Tag war ich zum Vorstellungsgespräch Was machst du jetzt genau für einen Job, Janina? Ich bin sogenanntes Teacher Aid. Ich könnte mir meinen Bachelor hier anerkennen lassen. In Neuseeland braucht man nur einen Bachelor, um Lehrer zu sein. Man braucht keinen Master. Ich könnte also als Lehrerin arbeiten. Ist allerdings viel Papierkram und so, sich das alles anerkennen zu lassen. Deshalb dachte ich erst mal,
ich probiere es erst mal aus. Ich weiß gar nicht, wie das Schulsystem hier überhaupt ist. Ist ja schon ganz schön anders als in Deutschland. Und ich bin quasi Assistenzlehrerin sozusagen. Ich arbeite speziell mit Kindern, die eine Diagnose haben, in welcher Form auch immer. Manche haben Autismus oder ADHS oder vielleicht auch nur eine Lernschwäche. Und ich gehe dann quasi mit denen in den Unterricht und sitze quasi so neben denen und helfe denen dann, wenn die halt irgendwie nicht mitkommen.
Wird das gut bezahlt, Janina? Nein, leider nicht. Das ist so ein bisschen das Problem. Vor allem, weil wir nicht mal in den Ferien bezahlt werden. Also normale, vollwertige Lehrkräfte werden hier natürlich auch wie in Deutschland in den Ferien durchbezahlt, aber wir sind Support Staff und werden in den Ferien nicht bezahlt und kriegen auch so nur ein bisschen was über Mindestlohn. Und gerade in Queenstown reicht das nicht so ganz zum Überleben. Also das ist so ein bisschen auch der Grund, warum da eine riesige Fluktuation ist. Also alle, mit denen ich arbeite, haben eigentlich dieses
Jahr angefangen und die meisten haben schon wieder aufgehört. Also man macht das so als Zwischenstufe und eigentlich nicht lange Zeit leider. Ja, das ist so ein bisschen das Problem. Aber das haben wir in Deutschland auch. Also generell, Bildung müsste besser bezahlt werden. Was sind so die großen Unterschiede zu Deutschland im Schulsystem? Viel. Also wir haben ja natürlich hier nicht diese Dreiteilung, hier sind ja alles Gesamtschulen. Also ja, hier bleiben alle zusammen, sogar ziemlich inklusiv auch. Also wir haben wirklich schwerstbehinderte Kinder, die auch mit in der gleichen Schule sind. Mit denen habe ich auch am Anfang viel gearbeitet.
Uniform tragen alle, haben viel mehr Fächer, Auswahl, aber auch müssen gar nicht so viele Fächer machen. Also ein bisschen Mathe und Englisch okay, aber alles andere können die sich aussuchen, ob die irgendwie Physik, Chemie überhaupt mal machen wollen oder nicht. Lernen die denn da auch genug? Ähm, nein. Also ich muss schon sagen, vielleicht ist es auch die neue Generation, keine Ahnung. Aber die haben wirklich noch kaum Respekt vor den Lehrern hier. Und mein Hauptjob
ist tatsächlich nicht Leuten was beizubringen, sondern einfach dieses ganze, wir sagen immer, Behavior zu stoppen. Also einfach nur blöde Bemerkungen oder am Handy dann spielen, am Computer Spiele spielen. Also die erst mal zum Lernen zu bewegen, ist der Hauptjob quasi. Und das ist ein bisschen schade, weil so viel Energie verschwendet wird.
Das ist so krass, weil ich habe eine Deutsche interviewt, die hier in Nelson zur Schule gegangen ist, zur Highschool und die hat gesagt, dass das so respektvoll hier ist. Wenn der Lehrer sagt Respekt, dann ist es Respekt. In Queenstown, an der Schule offenbar anders. Ja, ich denke auch manchmal, dass es vielleicht so ein bisschen so ein Queenstown-Ding ist. Also wir haben natürlich sehr viele reiche Familien auch und sagen wir mal, sehr klischeehaft gesprochen, merkt man da schon, dass die Kinder am wenigsten Respekt haben und die wissen, egal was ich mache, Papi kann mich da wieder rauskaufen. Ein Kind hat zum Spaß den Feueralarm betätigt, letztens.
Das war eigentlich im Winter, im strömenden Regen mussten alle draußen aufs Feld. Und das musste die Familie privat bezahlen, 10.000 Dollar mussten die zahlen und der Junge war am nächsten Tag wieder genauso frech wie vorher. Also manchmal wünsche ich mir, dass da ein bisschen mehr Feuer und Interesse wäre. Muss aber auch sagen, ich arbeite hauptsächlich mit Year 9s, also sie sind so 14, 15. Ich glaube, da ist es am schlimmsten. So Pubertät, da hat man andere Sachen im Kopf. Was ich aber cool fand, war, dass es dieses Jahr vom Ministerium die Möglichkeit gab, einen Maori-Sprachkurs zu machen, speziell für Lehrer.
Und der wurde auch vom Staat gesponsert und den habe ich auch dann gemacht und das war richtig cool. Welches Wort oder welcher Satz ist dir besonders in Erinnerung? Ja, wir mussten tatsächlich unseren Michi lernen. Das ist ja so die Begrüßung, wie die Maoris sich gegenseitig vorstellen. Und das ist nicht nur so ein kurzer Satz, das ist richtig lang. Das kann teilweise echt minutenlang sein, weil man stellt da eigentlich so seine ganze Herkunft vor. Als erstes kommt
da die… Kannst du deinen noch? Ja. Mach mal. Okay. Mal gucken, ob ich's�rkis spricht nicht so gut wie ich. Maoriora ki te fare. No Tiamani a hou. Ko Köpel to ko Maunga. Ko Vestavar to ko Nahere. Ko Joe to ko Papa. Ko Zabina to ko Mama. Ko Tahuna to ko Kainga. Kei te mahi au ki te kura o waka tipu. Ahakoa he iti kete, he iti na te aroha. Super schön. Also alles, was bei mir ankam, war Sabina heißt die Mama und ihr seid aus dem
Westerwald. Aber das ist natürlich immer ganz viel mit wo ist mein Berg, wo ist mein Fluss, oder? Also du sagst nicht nur, hi, ich bin Janina, ich bin so und so alt, sondern man sagt wirklich, wo man wirklich herkommt. Genau, die Herkunft ist da das Wichtigste. Erst das Land, genau wie du sagst, mein Fluss, mein Berg, mein Land und dann die Familie und dann, ja, man kann da so viel ins Detail gehen, wie man möchte. Also manche stellen dann ihre ganzen Vorfahren und Ahnen vor. Ich
hab's dann auch von meinem Papa beschränkt, aber ja. Und das, genau, das mussten wir eben als Prüfung quasi dann auch vorsagen. Da war das dann ein bisschen besser als jetzt hier. Das war gut. Also bei mir hast du bestanden. Ich fand das total schön. Ich liebe das zu hören. Letzte Frage, Janina. Ich sage schon mal an dieser Stelle, Janina kommt nochmal zurück für ein Spezial über das neuseeländische Schulsystem und wird sie von einem Schulfach berichten, das es nicht in Deutschland gibt. Das heißt Outdoor Education. Jetzt würde ich gerne noch dich als letztes fragen. Das ist nicht dein Job, aber du hast relativ viele Instagram-Follower. Ja, wie man sieht. Wie viele sind es? Ich glaube
0:42:566000, so ungefähr. Ja, viele deutsche Frauen, würde ich sagen, die Neuseeland lieben. Hast du dir jemals überlegt, damit Geld zu verdienen? Ja, ich glaube, am Anfang war das so ein bisschen die Idee. Ganz am Anfang war das ja irgendwie auch noch anders, fand ich zumindest. Dann hat man so gedacht, oh ja, Influencer, voll der Traumjob. Inzwischen denke ich so, nee, auf keinen Fall. Ja, wir verlinken euch natürlich den Account, wenn ihr nicht eh schon folgt. Aber man Janina, so schön. Ich danke dir vielmals für das Gespräch und wir hören dich hier nochmal, wenn du nochmal was über die
Outdoor-Education erzählst. Vielen lieben Dank. Ja, danke dir, Jenny. Richtig schön, dich auch mal endlich kennenzulernen. Ja, wir verabschieden uns aus Queenstown und jetzt habe ich noch einen Podcast-Tipp für euch. Werbung. Wenn ihr euch für das Auswandern nach Neuseeland oder generell interessiert, dann habe ich einen Podcast für euch. Der heißt Einfach Aussteigen, Deutschlands größter Auswanderer-Podcast mit Nikolas
Kreuter. Und Nikolas ist selbst nach Irland ausgewandert mit seiner Familie und er interviewt Auswanderer, die in die ganze Welt ziehen. Mehr als 50 Länder sind mittlerweile schon dabei und natürlich auch Neuseeland. Ist auch sehr interessant für alle, die nicht auswandern, denn es gibt viel Insiderwissen zu den Ländern, die ihr als Reisende eher selten seht.
Alle Infos dazu auch in den Shownotes. Einfach aussteigen, der Auswanderer-Podcast. Werbung Ende.
Transcribed with Cockatoo