HOLY SHEEP - Neuseeland

Jenny Jakobeit

Permakultur-Stars in Riverton: Der essbare Wald der Familie Guyton (Food Forest)

11.04.2025 17 min Jenny Jakobeit

Zusammenfassung & Show Notes

Herzlich Willkommen zum Podcast „Holy Sheep Neuseeland“, mit mir Jenny Jakobeit.
Heute nehme ich euch mit nach Riverton, einer charmanten Küstenstadt im Süden der Südinsel Neuseelands.

In dieser Episode spreche ich mit Robert Guyton, einem der bekanntesten Experten für Food Forests in Neuseeland, und seiner Frau Robin Guyton. Seit fast drei Jahrzehnten leben und arbeiten sie hier im Süden der Südinsel – eine Region, die von großen landwirtschaftlichen Betrieben und der Milchwirtschaft dominiert wird. Doch die Guytons haben eine kleine Revolution in diese Gegend gebracht: Sie haben gezeigt, dass es auch anders geht, mit einer nachhaltigeren und naturverbundenen Art der Landwirtschaft, die den Fokus auf die Schaffung von „Food Forests“ legt.


Links zur Sendung:

Kostenlose Dokus über das Ehepaar Guyton
Film 2: 15 min This Couple Live in an Abundant 28-Year-Old Food Forest - youtube
Film 1: Couple Transform Land into an Amazing Permaculture Food Forest - youtube

Video über das South Coast Environment Centre in Riverton
Webseite: South Coast Environment Centre in Riverton
Longwood Loop – Bio-Netzwerk in Southland

Buchempfehlungen von Robert Guyton:
The New Wild von Fred Pearce
One-Straw Revolutionary: The Philosophy and Work of Masanobu Fukuoka
Auf Deutsch: Masanobu Fukuoka: Der Große Weg hat kein Tor. Nahrung, Anbau, Leben

Affilate/Werbung

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Transkript

und die Milchwirtschaft. Ganz viel Freude mit dieser Episode. Bevor ich euch in diesen Food Forest mitnehme, ganz kurz ein paar Begriffe erklärt. Die industrielle Landwirtschaft, die setzt auf Monokultur. Also auf einem Feld wächst immer nur eine einzige Pflanze, das ist leicht planbar, das gibt gute Erträge, das kann man leicht mit großen Maschinen bearbeiten und alles wächst so nach Reih und Glied. Nachteil ist natürlich die einseitige Nutzung. Der Boden wird ausgezerrt, es wird viel gedüngt, gesprüht und die Pflanzen können sich natürlich auch nicht so gut zur Wehr setzen, wenn sie nur alleine da stehen. Ja und dann gibt es die Permakultur. Hier soll die landwirtschaftliche Nutzung im Kreislauf der Natur funktionieren. Es wird mit der Natur gearbeitet. Es werden Pflanzen zusammengepflanzt, die sich gegenseitig unterstützen. Es sieht alles immer ein bisschen wilder aus. Hier wächst gar nichts nach Reihe und Glied und der Boden wird nicht umgegraben. Man füttert den Boden mit Kompost und mit Mulch. Die Erde liegt also nie so kahl da, sondern da liegen dicke Haufen von Blättern, Gras, Heu oder hier zum Beispiel auch Seealgen rund um die Pflanzen. Und die Permakultur stammt aus der ökologischen Bewegung. Das Ziel ist da nachhaltig und vielfältig anzubauen und das ist entstanden in den 70er Jahren in Australien. Ja und der Food Forest, in den wir heute gehen, das ist ein Garten, der wie ein Wald aufgebaut ist. Statt Bäumen und Sträuchern pflanzt man hier aber eher Obstbäume und Beerensträucher. Die Pflanzen wachsen wie im Wald auf mehreren Ebenen, sind aber zum Essen da. Der Nachteil ist, es braucht natürlich ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis das Ganze denn mal läuft. Aber wenn man es dann geschafft hat, diesen Wald, der essbare Wald, der Food Forest ist eine Methode innerhalb der Permakultur. Ich habe vor zehn Jahren ungefähr angefangen, mich mit Permakultur zu beschäftigen und wenn man einmal damit angefangen hat, dann ist man irgendwie drin. Heute spreche ich mit einem Star der Permakultur in Southland, Robert Guyton. Er und seine Frau, die haben auch das Riverton Harvest Festival ins Leben gerufen, also ein Erntedankfest für die Ökoszene. Und genau auf diesem Erntedankfest befinde ich mich. Ich stehe vor der Apfelpresse. Hier werden die Äpfel aus dem Waldgarten gepresst, denn die Geitens, die haben sehr viele alte Apfelsorten angepflanzt. Robin Guyton erklärt mir jetzt erst einmal, warum es dieses Festival überhaupt gibt. Es geht also darum, die Gemeinschaft zu stärken, um sich gemeinsam über die Ernte zu freuen. Und sie sagt, wir möchten den Menschen, die keine Gärtner sind, zeigen, die normalerweise im Supermarkt einkaufen, wie viel man hier in Southland anbauen kann. Die Menschen denken nämlich immer, dass es hier zu kalt ist, aber wir zeigen hier, was alles möglich ist. Ein paar Kilometer weiter von diesem Festival entfernt lebt das Ehepaar in einem Haus in einem 8000 Quadratmeter großen Food Forest. Und genau hier buche ich mir auch eine Tour. Wir parken das Auto an der Straße. Und beim Betreten dieses essbaren Waldes, allein dieses kurze Stück von Parkplatz oder Straße bis zum Eingang, da ist sofort richtig deutlich spürbar, dass man in eine andere Welt geht. Also es ist ein bisschen kühler, sind unheimlich viele Vögel zu hören, alles ist grün und es riecht nach Früchten. Also liegt natürlich auch daran, dass Herbst ist. Es ist ein ganz anderes Klima. Ja, das Ehepaar hat dieses Grundstück vor fast 30 Jahren gekauft, doch die hier weitverbreitete Landwirtschaft entsprach damals undelands war nichts, was wir besonders mochten. Also haben wir versucht, so viele Sachen wie möglich zu verändern. Wir haben zum Beispiel das Umweltzentrum gegründet, verschiedene Gemeinschaftsiges Tunnelhaus, also wie so ein Gewächshaus und den essbaren Wald. Und Robin fasst die Vorteile des Waldgartens so zusammen. Die Food Forests sind großartig, weil sie sehr resilient sind und sie überleben Flut, Strände, Sturm, zu viel Wind, zu viel Frost, sie überleben. Sie sind hart. Selbst in der Straße, in der wir leben, werden fünf neue Waldgärten entwickelt. Nachahmer gefunden. Ja, er sagt, allein in der Straße, in der wir leben, haben fünf Familien angefangen, einen Waldgarten zu pflanzen. Und auch überall in Neuseeland beginnen Menschen damit. Die sind natürlich noch nicht so weit wie unsere, weil sie einfach später angefangen haben. Aber in den nächsten zehn Jahren werden wir ein paar tolle Waldgärten in ganz Neuseeland haben. Ideen von Ihrem Zusammenhang mit dem Wald oder mit den Pflanzen. Für mich ist es wirklich wichtig eine Beziehung mit meinen Pflanzen und dem Wald zu haben und nicht so sehr sie zu essen. Zum Essen bleibt aber trotzdem noch viel übrig. Eine andere Sache, die das Ehepaar gegründet hat, ist das Environment Center, also das Umweltzentrum. Sehr inspirierend, gerade wenn man sich fragt, was kann ich als einzelne Person eigentlich ausrichten oder verändern? Und das Environment Center ist mitten in der Stadt, das ist ein kleiner Shop, wie ein kleiner Bioladen. Der ist aber viel mehr als ein kleiner Laden. Ich lasse das Robin mal selbst erklären. Es hat 15 Jahre her angefangen. Wir haben uns für uns eine sehr schöne Lebensmittelbasis entschieden. Und innen sind es ganz andere Läden, weil es nicht nur Ökologische Produkte Ich wollte eine Anlaufstelle haben, wo wir uns treffen können und Dinge teilen können. Innen ist es anders als andere Shops. Du kannst nicht nur Bio-Sachen wie Essen oder Reinigungsmittel kaufen. Es gibt auch eine Bibliothek und es gibt einen Kamin, vor den du dich setzen kannst. Und vor allem, es sind Menschen da, mit denen man sprechen kann. Wir sind sehr freundlich und wir freuen uns darüber, Ideen auszutauschen mit Menschen aus der ganzen Welt. Es ist also sehr anders im Vergleich zum Supermarkt, da kann man sich ja nicht unterhalten und sich Zeit lassen. Ich lege euch diesen kleinen Shop sehr, sehr ans Herz, wenn ihr in Riverton seid. Er hat auch sieben Tage die Woche geöffnet. Es ist auch sehr interessant mit Kindern zu kommen, denn es gibt ganz viele Plakate, die Dinge wie den Ozean, Kompost, Erde erklären. Also es gibt ganz viel zum Gucken und zum Staunen. Also es ist nicht in erster Linie nur ein Shop. Ich persönlich finde es in Neuseeland extrem schwierig Bio-Lebensmittel für die ganze Familie zu kaufen. Die Auswahl ist sehr überschaubar, nicht zu vergleichen mit dem Bio-Angebot in deutschen Discountern und vor allen Dingen nicht mit den Preisen. Deshalb frage ich Robert, ob er einen Tipp für mich hat, wie ich an erschwingliches Bio-Gemüse und Obst in Neuseeland ist der Trick, sich selbst zu erwachsen. Oder man soll in eine Netzwerke gehören, wie wir hier eine erwachsenen Grower und Kunden haben. Das beste ist, es selbst zu machen. Es ist nicht schwierig, diese Netzwerke zu errichten. Der Boden und der Klima hier sind sehr gut für das Erwachsenen von Essen, besonders von Früchten. Wenn man es will, kann man es auch tun. Er sagt, der Trick in Neuseeland ist, seine Lebensmittel selbst anzubauen. Und wir haben hier ein Netzwerk gegründet von Gärtnern und Kunden. Die beste Art, es zu machen, ist, man macht es selbst. Es ist nicht schwierig, sich so ein Netzwerk zu schaffen. Der Boden und das Klima hier sind gut, speziell für Gemüse. Ja, das finde ich doch mal einen sehr interessanten Ansatz, denn wahrscheinlich sind die meisten überfordert mit dem Gedanken, sich allein selbst zu versorgen. Also ich könnte es nicht leisten. Und das Ehepaar hat eben in Riverton genau so ein Netzwerk geschaffen. Das nennt sich der Longwood Loop und die Mission ist, die ländliche Gemeinschaft wieder zu beleben, indem kleine Produzenten mit Käufern verbunden werden. Das heißt, einer sagt, ich kann Eier liefern, ich mache Brot, ich habe das und ich habe hier Tomaten. Und dann fährt einmal in der Woche ein kleiner Transporter ganz viele Dörfer an und liefert die Waren an einem Punkt ab und da können sich dann alle, die was bestellt haben, abholen. Doniedeln ist leider nicht dabei, aber es zeigt auch einfach in der Praxis, wie man doch so ein Netzwerk schaffen kann und möglichst viel Geld geht an die Produzenten. Der Supermarkt ist komplett ausgeschaltet. Es verbindet einfach Erzeuger und Konsumenten. Ja, fest steht, wer einmal diesen Forest Garden gesehen hat, der will auch einen. Also mir ging es jedenfalls so. Es fühlt sich wirklich an wie ein Wald. Es gibt keine wirklichen Wege, eher so Pfade. Hat mich ein bisschen an Kolumbien erinnert. Es gibt auch keine gemähten Flächen oder Sitzgelegenheiten, wie man das aus einem gewöhnlichen Garten kennt. Es ist sehr dicht und die größte Herausforderung ist auch, dass man immer mal wieder hier und da trimmen muss oder k haben viele Stellen, aber es war auch kein gutes Apfeljahr. Wenn ihr jetzt denkt, das möchte ich mag, ist die One Straw Revolution. Es ist nicht speziell über Forrest Garden, aber es verändert deine Art des Denkens. Das andere heißt The New Wild von Fred Pierce. Ja, ihr braucht nicht mitschreiben, ich verlinke euch beide Bücher in der Episodenbeschreibung. Das ist übrigens auch eine Möglichkeit, unseren Podcast zu unterstützen. Sagen wir mal, ihr wollt jetzt eines dieser Bücher kaufen oder was auch immer wir oder unsere Interviewgäste empfehlen. Wenn ihr auf den Link in der Episodenbeschreibung klickt, dann ist es ein Affiliate Link, könnte man übersetzen mit Empfehlungslink. Das heißt, der Käufer weiß dann, ah, das ist eine Empfehlung vom Podcast Holy Sheep. Für euch ändert sich der Preis nicht. Ihr zahlt denselben Preis, als wenn ihr das Buch selber sucht, aber wir bekommen eine Provision dafür und bei einem Buch sind das ungefähr 20 Cent. Also wir reden hier wirklich von sehr kleinen Beträgen. Es ist nicht viel, aber wenn ihr Empfehlungen in diesem Podcast nachkauft, dann ist das für euch eine kostenlose Möglichkeit uns zu unterstützen und ihr braucht den Link dann auch nicht mehr selbst raussuchen. So, jetzt zur Vollständigkeit muss ich noch sagen, das Harvest Festival in Riverton ist also ein Erntedankfest für die Ökoszene oder Menschen, die sich einfach mit nachhaltiger Landwirtschaft beschäftigen. Der Gegenspieler in dieser Region ist die A&P Show. Da geht es auch einmal im Jahr darum, die Landwirtschaft zu feiern. Es ist aber mehr der Fokus auf Viehzucht und riesigen landwirtschaftlichen Maschinen, also eine deutliche Nummer größer. Es gibt auch Vieh- oder Pferdewettbewerber. Wenn ihr in Riverton seid, ist das bestimmt auch mal interessant sich anzugucken. Aber ich muss sagen, mein Herz schlägt für den Food Forest und deswegen beende ich diese Episode auch mit den Worten von Robin. Der Forest Garden ist infektiös und wenn man einen sieht, dann beginnt man einen, dann beginnen andere und es wird um die Welt herumgebreitet. Ja, sie sagt, der essbare Wald ist wie ein Virus, der sich verbreitet. Wenn du einen gesehen hast und einen startest, dann startet auch jemand anderes und es wird sich in der ganzen Welt verbreiten. Wir sagen danke nach Riverton und nächste Woche, da geht es hier weiter mit einem Interview, das schon jetzt zu meinen Top 10 der liebsten Interviews gehört. Wir sprechen mit einem Künstlerpaar, die mit beiden Söhnen eine Familienauszeit und eine Artist Residence machen. Das heißt, sie machen Kunst und leben dafür umsonst. Eine unheimlich unterhaltsame Episode, in der das erste Mal unsere Titelmusik des Podcasts auch von drei verschiedenen Instrumenten gespielt wird, denn Nora ist Musikerin und sie spielt alte historische Instrumente, also die schon früher in Königshäusern gespielt wurden. Die Folge nächste Woche ist eineinhalb Stunden lang. Nehmt euch nächste Woche ein bisschen mehr Zeit. Vielen vielen Dank fürs Zuhören. Alle Links findet ihr in der Episodenbeschreibung. Ich packe euch auch noch zwei Dokumentationen rein über dieses Ehepaar Robin und Robert Galton, die wirklich beide ganz bezaubernd sind. Die könnt ihr auch kostenlos anschauen. Guckt euch das gerne mal an. Das ist wirklich eine inspirierende Geschichte. Und für alle, die bis zum Ende zugehört haben, gibt es jetzt noch ein paar Live-Mitschnitte. Denn es gab während des Harvest Festivals auch ganz viele Workshops. Ich habe ja letzte Woche schon eine Folge gemacht über das Flaxweben in Neuseeland. Es gab aber auch einen Kurs, der hieß Afrikanisches Trommeln. Ich weiß jetzt nicht genau, wie da der Bogen gespannt wird zum Erntedankfest. Ich weiß aber, dass Chris mit unseren zwei älteren Kindern da mitgemacht hat und ich habe mal so ein bisschen Mäuschen gespielt. Also Best of Trommeln vom Harvest Festival in Danke fürs Zuhören. Ka kite. Musik Transcribed with Cockatoo