S3E2: Exklusiv-Interview: 20 Jahre Neuseeland - Auslandskorrespondentin ANKE RICHTER (DIE ZEIT, SPIEGEL, taz) Teil 1
04.08.2023 49 min Jenny Jakobeit
Zusammenfassung & Show Notes
Das erste Interview der Staffel 3 beginnt mit einem Feuerwerk.
Sie ist DIE deutsche Journalistin in Neuseeland.
Sie hat vier Bücher veröffentlicht.
Sie schreibt für den SPIEGEL, DIE ZEIT und die taz.
Sie kommt ursprünglich aus Köln, hat lange Zeit in Hamburg gelebt und besitzt mittlerweile auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Vor 20 Jahren ist sie nach Neuseeland ausgewandert.
Ich bin 5 Stunden von Dunedin nach Lyttelton gefahren, um sie in ihrem Zuhause zu besuchen.
Ich bin zu Gast bei Anke Richter.
Dieses Interview ist ein sehr persönliches Portrait.
Im ersten Teil geht es um:
Sie ist DIE deutsche Journalistin in Neuseeland.
Sie hat vier Bücher veröffentlicht.
Sie schreibt für den SPIEGEL, DIE ZEIT und die taz.
Sie kommt ursprünglich aus Köln, hat lange Zeit in Hamburg gelebt und besitzt mittlerweile auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Vor 20 Jahren ist sie nach Neuseeland ausgewandert.
Ich bin 5 Stunden von Dunedin nach Lyttelton gefahren, um sie in ihrem Zuhause zu besuchen.
Ich bin zu Gast bei Anke Richter.
Dieses Interview ist ein sehr persönliches Portrait.
Im ersten Teil geht es um:
- Ankes allererste Erinnerung an Neuseeland, als sie mit ihrem kleinen Sohn auf Farmen arbeitete (wwoofing) und gemeinsam mit ihrem Mann, ihre 7-monatige Reise in den zu Neuseeland gehörenden Südsee-Staat Tokelau vorbereitete.
- Wir sprechen über die 7 Monate in einem der isoliertesten Länder der Welt, dem vermeintlichen Paradies, der Kirche und dem sozialen Status einer Ärztefrau.
- wie es zu der Entscheidung kam, nach Neuseeland auszuwandern und was am Anfang alles dagegen gesprochen hat.
- Wir reden über die anfänglichen Schwierigkeiten und das Gefühl, nicht dazuzugehören
- Waldorfschule, wie man seine Nische findet und wie schwer es ist, sich als Auslandskorrespondentin zu etablieren.
- was Herr der Ringe für Neuseeland bedeutet und warum Anke von der Antartik träumt
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Transkript
Herzlich willkommen zum Podcast
Holy Shit Neuseeland und das
erste Interview dieser Staffel ist
ein absolutes Highlight.
Ich habe die deutsche Journalistin
Neuseelands besucht.
Sie hat vier Bücher veröffentlicht.
Sie schreibt für die meisten
deutschen Medien unter anderem den
Spiegel, die Zeit, die taz.
Aber sie schreibt mittlerweile auch
für sehr viele neuseeländische
Medien. Sie kommt ursprünglich aus
Köln und hat lange Zeit in Hamburg
gelebt und besitzt mittlerweile auch
die neuseeländische
Staatsbürgerschaft.
Sie ist vor genau 20 Jahren nach
Neuseeland ausgewandert und ich
bin fünf Stunden von unserer neuen
Heimat Anthony dann nach Middleton
gefahren, ein alternatives
Hafen, Städtchen 16 Kilometer
von Christchurch entfernt.
Dieses Interview ist nicht nur ein
Interview und ein Gespräch, sondern
auch ein sehr, sehr persönliches
Portrait. Ich bin zu Gast bei Anke
Richter. In Teil eins geht es um
Assanges allererstes Mal in
Neuseeland.
Sie war 36 Jahre alt und sie machte
mit ihrem Sohn Freiwilligenarbeit
auf neuseeländischen Farmen.
Gemeinsam mit ihrem Mann bereitete
sie sich auf ihren Aufenthalt
in einem zu Neuseeland gehörenden
Südsee Staat vor.
Helau! Wir sprechen über die sieben
Monate in einem der isolierten
Länder der Welt, dem vermeintlichen
Paradies der Kirche und dem sozialen
Status einer Ärzte Frau.
Und wir sprechen darüber, wie es
dazu kam, dass die Familie nach
Neuseeland ausgewandert ist und was
am Anfang eigentlich alles dagegen
gesprochen hat.
Wir reden über die anfänglichen
Schwierigkeiten und das Gefühl,
nicht dazuzugehören.
Wir sprechen über das Schulsystem,
in dem Fall die Waldorfschule, und
wir reden darüber, wie man seine
Nische findet und wie schwer es ist,
sich in Enkes Fall als
Auslandskorrespondentin zu
etablieren.
Im zweiten Teil geht es dann
um zwei Ereignisse, die Neuseeland
für immer verändert haben.
Februar 2011 kommt es zu einem
der stärksten Erdbeben und
Littleton, Enkes Wohnort ist das
Epizentrum dieses Bebens und
wir sprechen über den Terroranschlag
auf zwei Moscheen im Jahr 2009
und den Prozess, den Anke damals als
Journalistin begleitet hat.
Und es geht natürlich auch um Enkes
Kultbuch Was scheren mich die
Schafe? Ein sehr sarkastisches,
unterhaltsames Buch von Anke
über Neuseeland, das sich Neuseeland
Interessierten wirklich wärmstens
empfehle. Jetzt geht es los.
Zwei Jahrzehnte Neuseeland mit
der heute 59-jährigen
Anke Richter.
Ganz viel Spaß!
Herzlich willkommen, Anke.
Toll, dass du hier bist.
Den weiten Weg nach Littleton
gefunden hast.
Schön, dass wir das hier zusammen
machen und es mir noch nie so
richtig bewusst geworden ist.
Ist wirklich schon 20 Jahre rum.
Sind, seit wir hier eingezogen sind.
Von da passt das ja total gut.
Das können wir so ein bisschen
feiern.
Oder Wir haben schon mal ein Flat
Wild und Cookies.
Ich finde, das ist das schon mal ein
guter Start zum Feiern.
Wie würdest du dich Anke
beschreiben, wenn du nichts von
deinem Job erzählen kannst?
Was für eine super Frage.
Ich glaube, wir werden viel Spaß
haben in diesem Interview.
Okay, Abenteurerin immer
hungrig nach neuen Erlebnissen, gute
Freundin, Entdeckerin,
Kommunikatoren, schnell Rednerin.
Und ich habe eine Familie.
Habe einen Mann, Frank.
Der arbeitet hier als ich
als Chirurg in Neuseeland
in Christchurch und habe zwei Söhne,
die beide schon erwachsen sind Kevin
und Jasper. Die leben beide in
Wellington und gehen ihren Weg.
Wenn keiner zuguckt.
Was machst du am liebsten?
Wenn ich mir was aussuchen dürfte,
was ich so mache, was ich mir viel
zu wenig gönne? Ist es wirklich mein
Buch? Auf dem Sofa liegen oder
am liebsten alle an der wilden
Westküste vor unserem Haus?
Truck in der Sonne mit einem Hund
Einfach mal wieder ein ganzes Buch
am Stück durchlesen?
Ich bin gern mit anderen Menschen
zusammen. Ich bin auch gerne alleine
und ich bin gern mit anderen
Menschen zusammen. Ich gehe viel auf
Festivals hier in Neuseeland.
Ich bewege mich so ein bisschen in
der alternativen Szene, bin aber
auch Es ist nicht direkt beruflich,
aber da kann ich dir erzählen, was
mein Beruf nicht direkt zu tun hat.
Aber ich bin auch ein bisschen
aktivistisch hier unterwegs gewesen
in den letzten Jahren in der
Pandemie und habe mich sehr
engagiert gegen das neuseeländische
Querdenker Tom. Sagen wir es mal so
oder die Verschwörungs Erzählungen.
Und das passt ja nun auch wieder ein
bisschen in mein in mein berufliches
Tun rein.
Aber das, das sind so, ich habe so
meine, ja meine aktivistischen
Passionen einfach Themen, die mich
sehr. Wo ich mich dann auch sehr
engagiere und sehr einsetze.
Und ich glaube, das ist auch was,
was mich auszeichnet.
Ich kenn dich ja jetzt nur so von
außen, kommt zu dir rein in die
Wohnung und ich find es ist
eingerichtet mit so viel Herz,
unfassbar gemütlich.
Das strahlt auch alles aus, was ich
so von dir dachte.
Du hast wahnsinnig viele Ideen.
Alles was ich so von dir gelesen
hab, es sprudelte immer so raus aus
dir. Ja, es sprudelt daraus durch.
Vor einem Monat mit ADHS
diagnostiziert worden.
Vielleicht sollte ich das gar nicht
immer so erzählen, aber vielleicht
trägt es auch dazu bei, dass man das
Stigma ein bisschen abbaut.
Aber das erklärt auch, warum es
immer noch immer viel aus mir raus
sprudelt. Ich bin jemand, die
unheimlich viel anschiebt und viele
Ideen hat und und und viele
Dinge in Bewegung setze und auch
immer wieder was Neues braucht.
Und ich glaube, das hat uns auch
auch nach Neuseeland geführt, dass
wenn ich sehe das nicht nur negativ,
dass ich, dass ich diese neue
Diversität habe, sondern
die hat auch dazu geführt, dass wir,
dass wir, glaube ich, auch viele
spannende Sachen in unserem Leben
auch als Familie oder als Menschen
gemacht haben. Und ja, das Haus
hier, dieses alte Cottage, also was
du hier siehst, ist auch schon durch
so viele Phasen gegangen Erdbeben
und Wiederaufbau und Renovierung.
Und hier noch was an gestückelt und
dort noch ein bisschen.
Und hier hängen die Bilder von
befreundeten Künstlern hier um uns
herum. Das sind alles Menschen, die
ich kenne, von denen hier die Werke
auch hängen. Und ja, es ist schon
ein kleines Nest.
Heute geht es um Neuseeland.
Wann war dein erstes
Mal in Neuseeland?
Das war 2000.
Wir wussten, dass wir
sechs Monate auf einer Südseeinsel
verbringen werden.
Also Neuseeland war sozusagen der
Stopp Zwischenstation auf dem
Weg nach Tokio, was eine
neuseeländische die einzige
neuseeländische Kolonie ist, was
auch viele Neuseeländer gar nicht
wissen. Ganz klein, drei Atolle.
Zwei Tage auf einem Boot von Samoa
entfernt. Muss also erstmal nach
Samoa fliegen. Und wir waren das
erste Mal Neuseeland auf dem Weg
nach Tokio.
Ich war ganz alleine.
Zuerst war ich alleine hier.
Stimmt. Mein Mann war Frank, war
noch auf den Philippinen, da hat er
da einen Job gemacht als mit Ärzte
für die Dritte Welt und war da
irgendwie im Jeep im Dschungel
unterwegs. Und ich war mit unserem
Großen damals erst vier
Jahre alt.
Genau. Ich habe ihn gemacht, als ich
angekommen war, Building Workers und
Organic Farms.
Dass das auch eine super Art
Art und Weise, um mal so die ersten
Wochen hier im Land rum zu gondeln
und ein bisschen auch so von der
alternativen Seite kennenzulernen
und nicht nur Touristin zu sein,
sondern auch was zu machen und auf
einer Farm zu sein und Jasper dabei
zu haben. Das war ein bisschen
anstrengend, weil ich hab das noch
unterschätzt als
Mutter und dann habe halt auch immer
arbeiten zu müssen, was ich ja sonst
auch tue für mich selber.
Aber das waren zum Teil ich habe es
gewählt, bin dann auch meinem
Kleinen nicht so ganz gerecht
geworden. Aber es war schön.
Wir haben eine tolle Farm oben
in Portland besucht, wo
wir dann waren und wo ich da
die Schweine gefüttert habe, mit
Jasper und Unkraut gerupft
habe und so, also das waren die
ersten Wochen und ich war auf
diversen Farmen da gewesen.
Und als Frank dann kam, haben wir
das dann auch noch mal gemacht an
der Westküste. Das war ganz toll
gewesen. Das war auch eine Familie,
die wirklich wenig hatte,
aber einen ganz tollen Flecken
der wilden Westküste lebte,
was uns sehr beeindruckt hat.
Und ich glaube, die waren so ein
bisschen verwirrt, dass dann Arzt
zu denen kam als wofür?
Oder sagten sie die du, die schämten
sich wolltest und die wollten ja,
dass wir dort arbeiten.
Und wir haben am Ende dann den Essen
gekauft und sind dann Supermarkt
gegangen und wir fühlten uns dann
auch schlecht, dass die uns einfach
nur so beherbergen wollten, uns
aber keinen. Das war es.
Und der Mann dort wurde später
sogar ein Patient noch von Frank und
hat uns jetzt vor kurzem noch mal
besucht, wieder an der Westküste,
weil er sah, dass wir gerade da
waren. Wir haben ein Stück Land
jetzt mit einem Haus Truck und
das Tor stand voll offen und da kam
er vorbei und sagte Hallo, Ja, es
war jemand, der uns noch kannte aus
diesen allerersten anfangs Wochen
mit zwei kleinen Kindern.
Unser Erlebnis
hatten lange so sehr Mensch
war ganz wehmütig.
Wenn ich das zurückdenke.
Wahnsinn, dann seid ihr nach Tokyo
Lao und das ist für alle, die
sich denken noch nie was von gehört.
Stellt euch Australien vor.
Neuseeland liegt unterhalb von
Australien und darüber also eher
rechts von Australien liegt Samoa
und dann darüber Togo.
Lao.
Ja, ja, richtig.
Das ist so, ich hab drei kleine
Atolle, die man noch alle nur
die auch, die auch wiederum so eine
Tagesreise mit dem Boot voneinander
entfernt sind. Das Boot fährt alle
nur alle zwei Wochen von Samoa aus.
Das war vollkommen Eintauchen, Eine
völlig neue Welt.
Allein schon mal in Samoa auch
wieder zu sein, da hat man noch eine
Woche gehabt und auch auch so
ein bisschen noch Vorräte zu kaufen
und Sachen, die man vielleicht noch brauchte,
dort. Aber ganz schwer auch
einzuschätzen für uns.
Was, was, was, was braucht man
eigentlich aus so einem kleinen
Inselchen?
Ja, das war, das war ein großes,
ein großes Abenteuer gewesen und ich
war die ganze Zeit über auch
schwanger.
Und wie war das da, schwanger zu
sein?
Es war interessant für mich, zu
sehen, wie die Lehrerin damit
umgegangen sind und wie
selbstverständlich das eigentlich
alles war, auch das Gebären.
Also ich meine, ich bin heilfroh
gewesen, dass das meine Geburt da
nicht stattgefunden hat, denn Frank
war dann der einzige Arzt da gewesen
und der
das, dass er
hat extra noch einen Kaiserschnitt
vorher noch mal gelernt oder
aufgefrischt, noch geübt, geübt,
genau geübt auf dem Weg und
auf dem, was mir einfällt.
Mensch, du weckst ja wieder mein
Gedächtnis noch mal auf von vor 20
Jahren. Wahnsinn!
Da war eine Hebamme und die hat mir
einmal mit so einem Hör mal den
Bauch abgehört.
Und dann hörte ich so den Herztod
meines Kindes, wie so ein
Galoppieren. Das Pferd trug Tuk,
Tuk, Tuk, Tuk, Tuk, Tuk.
Und das war es. Da gab es keine
Monitore und kann dies und kann das
und keine Tests. Und diese ganze
Vorsorge war einfach so simpel
und es war eigentlich auch okay.
Ich meine, das sage ich jetzt als
jemand, der keine großen
Komplikationen hatte.
Er hat natürlich auch alles anders
gehen können und ich bin dann
ich bin jeden Tag in der Lagune
schwimmen gegangen und das war so
meine, meine Mental Health Praxis.
Also ich brauchte das für meine
Psyche, Ich brauchte das auch für
meinen Körper, um auch diesem
klaustrophobischen Dorf Leben auch
ein bisschen zu entfliehen.
Und für die Doc war das immer so
seltsam. Erstmal, dass diese Frau
also ich war wahrscheinlich sowieso
total komisch für die nette Frau vom
Doktor. Ich war echt nur die Frau
vom Doktor in dieser.
In dieser Rangfolge existierte ich
da auch in dieser sehr
patriarchalischen, sehr christlichen
Gesellschaft.
Und Frances Status halt als Doktor
war da ganz, ganz weit oben, also
gleich nach dem Pastor.
Und ich war die Frau des Doktors so
aber machte so komische Sachen wie
jeden Tag in der Lagune schwimmen
gehen, das machte man einfach nicht
und vor allem schon mal gar nicht.
Alleine, dass ich auch immer so
alleine gemacht habe.
Und jeden Tag wurde ich dann
gefragt, wann ich mit meinem dicker
werdenden Bauch und meinem Lava Lava
Sachen um mich herum gewickelt
hatte, dann immer zu Lagune lief.
Where you go?
Hin, nämlich gesagt, am Swimming
Pool alleine
zu schwimmen. Ja und dann bekam ich
also je dicker mein Bauch wurde,
umso mehr sorgenvolle Blicke bekam
ich dann. Und dann wurde mir auch
mal gesagt Ja, aber das ist aber
nicht gut so, wenn man schwanger
ist. Also gesagt Also da wo ich
herkomme, da macht man das sogar
ganz bewusst so Schwangerschafts
schwimmen dann dieses Jahr, aber das
ist dann vielleicht für euch Frauen,
für unsere Frauen ist es nicht.
Was war? Gab es irgendwas für die
Frauen, für die schwangeren Frauen
dort? Was die gemacht haben, was dir
fremd war?
Ja, also ich meine, ich weiß jetzt
nicht speziell für die schwangeren
Frauen, aber da, die haben generell
viele Sachen gemacht, die mir sehr
fremd waren. Dieses Zusammensitzen,
zusammen, glucken,
zusammen kochen zusammen.
Überhaupt diese, diese Frauen Frau
war ich immer zusammen und Männer
waren immer zusammen.
Und das, dass diese Gruppen sich
auch so selten gemischt haben, das
war für mich total neu,
dass man überhaupt alles immer so
kommunal gemacht hat.
Auch die Toiletten haben wir
Gemeinschafts Toiletten, also
Frauen, Männer getrennt.
Aber man saß auf so einem langen
Steg überm
Donnerbalken ja über der Lagune,
da plumpst man nach unten und da
saß man dann und quatschte und
rauchte auch noch eine und so
eigentlich ganz natürlich.
Eigentlich macht es ja auch
Sinn, dass man da nicht so viel
Verklemmung hat.
Viele Sachen da waren einfach so, so
neu für uns und auch dieses extrem
Christliche, dass es dann
für wie eine Ausgangssperre
dann auch abends gab oder sonntags
zum Beispiel durfte echt nichts
gemacht werden, außer in die Kirche
gehen und Bibel noch lesen und
ruhen. Aber an man durfte kein Sport
machen, man durfte, kann sollte
auch nicht groß rumlaufen.
Die Kinder durften nicht am Strand
spielen, da wurden haben wir auch
miterlebt, wie sie dann aus dem
Bunker so vom Strand weg gezerrt
wurden. Von einem der wir dann
Taliban getauft hatten.
Christliche Taliban, ja, Spitznamen
für die diversen Rollen und
Archetypen, die man also traf.
Da wurde dieser Junge, wurde da mit
Palmen Zweigen geschlagen, hieß
es Ja, hier, es ist Sonntag und da
geht man nicht ins Wasser.
Also da wurde die Bibel auch noch
sehr handfest
interpretiert und also bis und das
hat dann auch gesagt, das fand ich
alles. Ich will das jetzt gar nicht
so belächeln, es hat mich in
eine ganz schöne.
Stürzen. Davon handelt auch mein
zweites Buch.
Es gab auch einen Selbstmord
auf dem Nachbartisch von einem
jungen Mädchen, die von ihrem Vater
so schwer misshandelt wurde, weil
sie einen Freund hatte.
Diese ganze, diese christliche
Doktrin, die da herrschte.
Ich habe sie als sehr negativ
erlebt, gleichzeitig auch
verstanden, dass das natürlich auch
einen Gruppen Gefüge
auch bestärken soll.
Klein auf einer kleinen Insel und
ist da als Außenseiter vielleicht
auch nicht den richtigen Blick
darauf hatte. Aber ich habe halt
auch gesehen, wie viel, wie viel
Prügelstrafe da herrschte, welche
Gewalt auch dann wiederum auf
Kinder ausgeübt wird, auch als Frau
auf Frauen und habe dann da
wahrscheinlich war ich da schon auch
so ein bisschen aktivistisch
unterwegs, habe dann damals halt
auch versucht, da was dran zu ändern
und ich glaube, das habe ich sehr
unbeholfen gemacht und auch noch
sehr unwissend, was so meine Rolle
in diesem ganzen Gefüge als
Außenseiterin ist, aber mit guten
Intentionen. Aber ob es denn so
der richtige Weg war?
Ich weiß es nicht.
Ja, von daher war das wirklich so
Licht und Schatten aber hat einen
Guck mal, wenn ich hier drüber rüber
gucke, ist ja das Gemälde
dahinten, also das Bild, was da an
der Wand hängt, das ist Ausdruck von
unserer Insel. Das hat uns ein Maler
dort mitgegeben, als wir
uns angefreundet hatten.
Dessen Tochter? Wunderschön.
Dessen Tochter heißt übrigens Anke.
Die ist geboren.
Ja, Anke. Cilly.
Die ist geboren worden in der Zeit,
als wir dort waren, und ist da nach
mir benannt worden.
Ist das nicht rührend?
Hast du heute noch Kontakt mit Anke?
Ein bisschen. Wir haben sie mal
besucht, vor ein paar Jahren in
Polydor, außerhalb von Wellington.
Das war so toll gewesen.
Unsere Jungs dabei.
Anke, Ein wunderschöner Teenager,
so alt wie genauso alt.
Eigentlich fast wie unser Kevin,
Weil sie ist ja ein halbes Jahr lang
geboren worden, bevor dann unser,
unser Sohn, unser Jüngster auf die
Welt kam.
Und dieses
Bild hatte uns der
Manu damals mitgegeben.
Dem Maler.
Beschreibt mal Anke, was auf dem
Bild drauf.
Ist. Das sieht man. Das ist ein
Vater, der in einem
in einem traditionellen, uriger
Kanu sitzt und auch eine Holz
Dose in der Hand hält, die ganz
typisch ist für dunkelblau, wo man
die Angelhaken dann dazu noch als
Das haben wir ja auch noch im Regal
stehen, siehst du da unten, da steht
auch noch dieses so ein kleines, so
eine kleine Replika aus Holz
von so einem Kanu dahinter sieht man
eine Frau, die auf mein Buch
vorkommt. Das ist frei.
Das ist eine Ist die Mutter des
Malers. Eine ganz tolle, weise
ältere Dame, die auch
noch lebt, Zumindest als wir sie vor
ein paar Jahren gesehen haben.
Und die war die Schulleiterin dort
und hat mich immer sehr beeindruckt.
Und die Frau des Malers ist auch auf
dem Bild und da sind Leute drauf,
die ich kenne.
Und ich finde es einfach, er ist
einfach ein toller Künstler, der ist
in Oakland.
Hat er Kunst studiert?
Wahrscheinlich der einzige mit einem
Examen und Kunst Abschluss in in
Arts. Und wir haben dann als
Dankeschön für dieses
Bild, haben ihm dann ganz viel
Kunst, Materialien und Farben
und Ölfarben und Pinsel und so
geschickt. Als wir hier dann von der
Insel runter waren und hier in
Neuseeland waren. Ja, das ist eines
der für mich wertvollsten Dinge in
diesem Haus. Nach wie vor ist dieses
Bild und wir wissen, dass seine Frau
Tessa, die da auch im Hintergrund
ist, die Frau des Malers, die war
mal irgendwann hier in Christo
gewesen, hat auch mitbekommen, dass
wir, wo wir leben, Wir waren gerade
weggewesen zu dem Zeitpunkt und sie
hat es uns auch vorher gar nicht
gesagt, dass sie hier ist.
Also war sehr spontan und da hat
jemand sie wohl hier hingebracht und
sie hat durchs Fenster geguckt und
das Bild gesehen und muss also auch
Tränen Augen gehabt haben.
Das bedeutet mir so viel.
Ja, ja, ist doch schön, dass es so
Dinge gibt, die man im Leben so
anhäuft. Die, an denen das Herz
hängt. Ich muss an dieser Stelle
ein Stück aus Ankers zweite Buch
200 Tage in Tokio
vorlesen, als sie gerade den Anfang
ihrer Bootsfahrt nach Togo Lao
beschreibt.
Die Kinder der Großfamilie auf der
Nachbar Matratze lagen apathisch auf
ihrem Kissen und bewegten sich
lediglich, um mehrmals täglich
kleine Schwall von unverdaut von
sich zu geben, lautlos und ohne
eine einzige Träne.
Ihr Vater, ein kräftiger Kerl mit
kugelrunden Augen und Locken,
wischte weg und trug die Kleinen
geduldig zum Klo.
Wir wussten noch nicht, dass er Manu
hieß, Maler war und uns ein halbes
Jahr später eines seiner schönsten
Bilder zum Abschied mitgeben würde.
Und er wusste noch nicht, dass das
Baby, das seine Frau im Bauch trug,
in wenigen Monaten so heißen würde
wie ich nach dieser
Zeit so genau.
Ich musste schmunzeln, weil du
gesagt hast hat man sonntags nichts
gemacht. Ganz im Gegensatz zu
Neuseeland.
Da macht man ja sehr viel am
Sonntag. Alles.
Nicht nur am Sonntag, also generell.
Es ist ja ein Land der der Sports
Fanatikerin und überhaupt,
man ist immer irgendwo am Campen
oder am wandern oder ist
auf einem Trip.
Dann sind wir halt zurückgekommen,
sechs, sieben Monate später, aber
noch ein bisschen länger als
gedacht. Ich war hochschwanger, das
war Nine Eleven,
was eine sehr bizarre Rückkehr
war, weil wir dieses Nine Eleven
halt noch in Tokio auf der Rückreise
erlebt hatten, wo das
Boot sogar liegenblieb
und auseinandergebrochen war
auf dem Begriff und wir auf einem
anderen Atoll noch gestrandet war.
Alles sehr dramatisch.
Kann man hier in diese
veränderte westliche Welt auch
zurück nach diesem einschneidenden
Datum, Dann war klar Ich werde den
den zweiten Sohn Kevin hier gebären
und nicht in Deutschland nicht mehr
zurückfliegen. Und das war dann
Christoph war dann hier, dass die
die Stadt, die muss er für ausgesucht
hatten, weil wir halt auch in Tokio
einen Arzt aus Littleton oder aus
der arbeitet in Littleton
kennengelernt hatten. Und so kam
dann.
Auf unseren Radar und haben uns hier
so ein bisschen eingenistet.
Hatten noch einen kleinen Batch,
also so eine kleine Hütte am Strand,
hier in Tellers Maßstabe gelebt.
Was das alles heute auch sehr,
sehr simpel und primitiv vorkommt,
so mit Plumpsklo oder Public
Toilette und wann immer aber dafür
Ausdruck kam.
Ich war also ich war schon ziemlich
abgehärtet, war schon sehr simples,
simples Leben gewohnt.
Das war eine tolle Zeit.
Und dann hatten wir, so hatten wir
unseren zweiten Sohn und sind dann
noch so drei Monate in so einem
kleinen VW Bus.
Aber halt so ne Art Campingbus noch
so so surfen.
Da war mal ein bisschen surfen der
Hippie Familie mit Babys
umgewandelt und haben das einfach
genossen, dass wir noch eine Auszeit
hatten und ein Sabbatical waren.
Das war, das war das erste Mal
Neuseeland gewesen.
Wie war es in Neuseeland
sein Kind zu bekommen im Vergleich
zu Deutschland?
Ja, war zum einen eine ganz andere
Geburt. Einmal deshalb, weil sie
einfach so viel schneller ging und
ich nicht die ganzen Komplikationen
hatte, wie das bei der ersten Geburt
war. Was auch neu war für mich
einfach so vom Ablauf her.
Wie gesagt, finden kam vielleicht
ein bisschen zu schnell raus, da
mussten seine Herztöne gemessen
werden, weil die ein bisschen
abgesackt waren oder wurde mal
erst mal mir weggenommen, während
ich bei meiner ersten Geburt bei
Jasper der wurde mir so noch nackt
und schleimig und da aus mir
rauskommen war, wurde der mir auf
den Bauch gelegt. Das war für mich
eine der unbeschreiblichen,
bindenden Momente meines Lebens.
Nie vergessen werde, wie ich diesem
kleinen Wesen zum Ersten Mal fast
nackt auf meiner nackten Wurst lag,
in die Augen guckte.
So, und das hatte ich mit Kind
nicht, weil die haben den gleich
erst mal weggepackt, weggenommen, um
ihn so zu messen und zu checken,
was ja auch verständlich war.
Und dann bekam ich ihn wieder und
ich glaube, das war ein neuseeländischer
kultureller Unterschied.
Da war er eingewickelt.
So was nennt man das hier.
Das ist so eine andere Art der
Kinder.
Pfleger Ja, ich weiß ja, das immer
noch macht. Aber vor 20 Jahren
wurden dann die Kinder so ganz eng
eingewickelt geguckt
in Panama, sofort.
Also. Also man wickelt das Kind
ganz eng ein,
weil das vielleicht waren die schon
weiter.
War ich schon weiter auch nicht
zurück. Genau ist es.
Glaube ist was ganz Altmodisches,
was man jetzt wieder macht.
Ja, aber für mich war das halt neu
und und und und Ich hatte erst mal
auch damit so ein bisschen da zu
kämpfen oder mir fehlte was, weil
ich bin halt nicht nackt.
Ich hatte nicht nackt auf dem
Körper, das war der Unterschied.
Ansonsten war es eigentlich
wunderbar. Ich wurde dann vom Public
Hospital in ein Privat
Krankenhaus. Hatte ich Glück gehabt,
wurde ich dahin gebracht, weil die
glaube ich einfach zu überfüllt
waren und hatte dann ein
Einzelzimmer in einem zum schön
alten Gebäude und bekam jeden Tag
dann meine ersten Kilos.
Also so ein leckerer
Martini,
kalter Kakao, kalter Kakao mit
Geschmack, ganz köstlich.
Also es war alles sehr, sehr gut
eigentlich. Und ich war total
umsorgt und ich bin auch
vor allem dankbar. Ich musste damals
dafür noch nichts bezahlen.
Das ist das Geld, das geht ja auch
nicht mehr. Also und und.
Unser Sohn hat auch dann gleich die
nationale Staatsbürgerschaft
bekommen, wenn wir die später also
erst durch Anträge und so weiter
kriegen mussten. Aber der wurde dann
gleich hier als Kiwi ins Land
reingeboren. Das ist natürlich ein
riesen Riesenglück für uns
eigentlich.
Wie kann das sein, dass die
Auslandskrankenversicherung.
Da fragst mich, was haben sie auch
dann bald danach abgeschafft?
Wahrscheinlich wurde es.
Ich glaube, dass da wirklich was zu
teuer ist.
War ich wahrscheinlich was?
Wegen mir nicht. Aber in der Tat war
es so, dass Neuseeland den Ruf
bekam, dass man genau das hat, so
eine Art Gesetzeslücke.
Hier war die auch von vielen Leuten.
Dann meine ich, wir hatten das nicht
geplant, hier schwanger zu werden
und jetzt haben wir das. Weiß nicht
so der Plan war gewesen, Sabbatical
in der Südsee zu machen und
irgendwann mal im nächsten Jahr noch
ein zweites Kind zu kriegen.
Und bums war ich dann aber dann
gleich gleich schwanger.
Aber es gab dann wohl schon so
richtigen Tourismus nach Neuseeland
in den Jahren an das Forum, dass man
also hier zum einen, dass man zum
einen das bezahlt bekommt, dass der,
dass der Staat dafür aufkommen, das
Gesundheitswesen und dass man
dann auch gleich das Kind auch hier
gleichen Pass kriegen kann, dass
diese diese Lücke ist dann
geschlossen worden und bzw man muss
dann aus der eigenen Tasche glaube
ich jetzt zahlen oder schon seit
langem zahlen. Aber wir gehört noch
zu den Glücklichen, die das
mitnehmen durften. Aber ich glaube
die Investition hat sich gelohnt in
uns, denn wir sind ja
wiedergekommen. Und der kleine Kiwi
damals Kevin ist hoffentlich
ein ganz tolles, wertvolles Mitglied
der brasilianischen Gesellschaft
auch geworden. Ich glaube, wir
haben hier niemanden, niemanden
geschröpft, sondern haben das
hoffentlich uns würdig erwiesen.
Wann kam das erste Mal der Gedanke
auf Neuseeland, wir könnten uns
vorstellen, hier mal eine Zeit zu
leben?
Aber klar, uns ist das auch immer
mal schon so durch den Kopf gegangen
wäre das ein Wenn und aber.
War auch klar Wir gehen nach
Deutschland zurück.
Wir hatten da unsere Jobs, hatten
hatte ein Buch zu schreiben über so
klar und mein Mann
hatte dann Praxis Vertretung gemacht
und eigentlich war klar, dass das
war jetzt unsere Auszeit und die war
vorbei Und Frank hatte aber in der
Zeit, als wir hier waren, am Strand
surfen, in Telekom,
wo wir in dieser kleinen Hütte
gewohnt hatten, einen netten
anderen Arzt kennengelernt, hier aus
dem Crash Hospital.
Und dann wurden wir da mal zum Essen
eingeladen, zum Barbecue.
Wie sich das dann halt so Kiwi mäßig
so anbahnt.
Durch diesen Kontakt hat dann
Frank, als wir wieder in Deutschland
waren, schon ein paar Monate zurück
waren und auch dachten das war jetzt
unser Südsee Abendteuer vorbei mit
Baby zurückgekommen, tolle Zeit
gehabt und so bekam er plötzlich ein
Jobangebot, denn die suchten also
nach Urologen und dann wurde ihm
eine Stelle als.
Als Assistenzarzt.
Da ging dann natürlich die
Überlegung los und das war
eine schwere Entscheidung.
Das war echt eine schwere
Entscheidung, weil auf der einen
Seite haben wir gedacht, ich habe
immer schon mit dem Gedanken
geliebäugelt, mal im Ausland
nicht nur eine Weile zu leben,
sondern vielleicht dann doch auch
wirklich länger. Weil ich bin ein
Jahr in England zur Schule gegangen,
als ich 16 war.
Ich glaube, ich habe immer schon so
diesen anglo vielen
Virus gehabt, dass es mich immer
englischsprachige Ausland gezogen
hat. Ich habe zwei Jahre in Los
Angeles gelebt, habe ich meine
Ausbildung gemacht, damals als
Journalistin.
Mann, wo hast.
Du die gemacht?
Ich war Praktikantin, oder?
Die nennt man das auf Deutsch.
Volontärin. Genau.
Ich war Volontärin bei einem
Auslandskorrespondenten, Dirk
Sundermann.
Der hatte ein kleines
Auslandskorrespondenten Büro.
Und ich habe ich das gemacht, was
ich jetzt von Neuseeland aus mache,
witzigerweise.
Und ich war so ein bisschen seine
Ghostwriter.
Und wir haben für deutsche Medien,
vor allem damals der Kölner Express
und viele Yellow Blätter und so,
aber mein Einstieg in den
Journalismus damals kam eigentlich
durch, dann durch als als Reporterin
fand ich das also über den ganzen
Promi Journalismus, weil ich das
halt viel auch in Neuss, in Los
Angeles gemacht hatte.
Auf jeden Fall war ich immer schon
so ein bisschen davon getrieben,
dass ich dachte Aber irgendwann
möchte ich doch, ich wollte auch mal
Ein paar Jahre lang hat es mich dann
noch mal nach Kalifornien gezogen,
dachte ich, vielleicht kann ich da
noch studieren und so, ich habe
schon mal damit auch geliebäugelt.
Und dann plötzlich wurde es konkret,
weil da war ein Jobangebot und da
war es auch klar. Also wenn wir
schon so was machen wollen, dann
Mann, ist das doch eine super
Chance, dass das zumindest einer von
uns ein festes Einkommen hat.
Weil mein Job war damals
glaube ich erst mal, da nicht so
viel zu reißen gewesen.
Vor allem nicht kann ich nicht meine
Familie damit ernähren können.
Mit ein paar freien Geschichten
auch, auch wenn ich immer Vollzeit
gearbeitet habe.
Also dachten wir, Neuseeland ist
doch ein Klasse.
Großer Nachteil war natürlich die
Entfernung zu Deutschland.
Da wollte ich gerade fragen was
sprach gegen Neuseeland?
Die Entfernung und das ist ganz,
dass es dann einfach nicht mehr so
einfach ist, man eben hin und her zu
jetten. Und das war alles noch vor
der Scham und der Klimakrise.
Ich meine, gab's damals auch schon
die Klimakrise. Aber dass uns
bewusst seitens der Klimakrise
ja einfach diese, diese
Endgültigkeit, auch dass uns klar
ist, das machen wir jetzt nicht nur
weil es ist einfach so ein großer
Angang, wenn wir das machen, dann
bleiben wir da auch und da wachsen
unsere Kinder ja auf und die sind
dann wahrscheinlich eher Kiwis als
Deutsche. Und die werden ihre
Großeltern höchstens einmal
im Jahr sehen und die werden ein
ganz anderes kulturelles Umfeld
haben und und und. Das waren einfach
so große Entscheidung.
Dieses Aussteigen auf Zeit war
immer so ein no brainer gewesen.
No brainer heißt das ist kein
Problem, ein Klacks, ein
Kinderspiel.
Würde jedem raten Steig
mal aus, ein halbes Jahr oder ein
Jahr, mach was anderes.
Ist egal ob es gut oder schlecht
oder nicht, aber ist egal.
Du, du, du kannst dein altes Leben
ja wieder aufnehmen und die
Erfahrung wird bereichernd sein.
Auswandern dagegen ist echt
ein anderer Schnack.
Das ist eine andere Dimension.
Und da kenne ich auch doch
einige Beispiele von Leuten,
denen das vielleicht auch nicht so
gut bekommen ist und die da wirklich
sich schwer damit getan haben.
Und es ist eine andere Dimension und
du kannst nicht mehr so leicht über
Sachen hinwegsehen, die vielleicht
dann in dem Land, was du nur mal
kurz besuchst, ein paar Monate nicht
so gut sind für dich. Wenn du
irgendwo lebst, muss ich da ganz
anders drauf einlassen und sind auch
ganz andere Resilienz
gefragt? Ja, oder?
Oder auch Qualifikationen.
Ich meine nicht nur beruflich in
vieler Hinsicht. Das fängt an bei
der Sprache und bei deiner
Mentalität, um deinem eigenen
Deutschsein konfrontiert werden.
Und es ist so viel komplexer,
als mal weg zu sein auf eine Weile.
Ich bin verdammt froh, dass ich das
gemacht habe. Und es war auch zum
Teil natürlich nicht leicht.
Trotz, trotz Jobangebot.
Und so eine der Hürden war zum
Beispiel, dass der Job damals von
Frank auf ein Jahr begrenzt war und
dann für ihn anstand.
Er sollte seiner Facharzt Prüfung
hier nachmachen und das ist echt ein
riesen Denken und dafür sind
wir eigentlich auch nicht
ausgewandert.
Dass die wenigsten sich wieder
in lernen zu stürzen und
viel Geld dafür zu bezahlen,
vielleicht am Ende doch noch
durchzufallen und nur um eine
Qualifikation noch mal abzuliefern,
die man eigentlich schon längst
hatte. Der war, der hat schon als
Facharzt in Deutschland gearbeitet
und das war so ein bisschen, das war
nicht nur ein Stolz Ding und
ich bin noch genauso gut wie er war.
Muss ich jetzt hier noch mal durch
diese ganzen Ach,
auf Englisch sagt man ja, aber
auf Deutsch die ganzen.
Hürden noch mal nehmen, oder Ich
würde.
Mal nehmen wir mal genommen fünf
nicht durch die Reifen, sondern man
springt über die Hürden.
Aber du merkst, ich bin nicht mein
Mann. Denglisch ist doch schon mal
was du denkst schon Englisch?
Ich denke auch oft schon sehr
Englisch. Er hat es aber geschafft.
Mit Hilfe von Kolleginnen
hier und anderen
Strings, die er gerade Schnüre
durchgezogen hat, Strippen gezogen
hat, genauso.
Es ist, das ist glaube
ich damals geschafft hat.
Soweit wir wissen, als erster
deutscher Facharzt damals hier ins
Land zu kommen, ohne diese Prüfung
machen zu müssen und dann halt doch
dann seine Stelle hier auch dann zu
bekommen und es ein bisschen anders.
Anderes System. Ja, auch wenn es um
privat und public,
also öffentliches Gesundheitssystem
geht. Und dann hatten wir
auch die.
Die Residency hatte ich
noch nicht. Du bist schon viel zu
weit. Als ihr euch dann entschieden
hatte, der Container war gepackt auf
dem Weg nach Neuseeland.
Erinnerst du dich, als du
und dein Mann mit euren beiden
kleinen Kindern auf dem Weg zum
Flughafen war?
Ich weiß noch, wie wir den Container
zugemacht hatten in Kiel, so als
ich noch und das letzte Mal
den Freunden dort.
Gesagt haben. Und da waren noch ein
paar Tränen. Und ich weiß noch, wie
wir mit meinen Eltern dann
am Flughafen Frankfurt standen.
Und da flossen halt auch Tränen.
Das war schon.
Das war
also auch wirklich so ein schweres.
Schweren Herzens sind wir dann doch
gegangen und auch das Gefühl, man
tut anderen vielleicht auch was an,
man nimmt dem was weg.
Wir nehmen unseren Eltern
die Enkel weg und unsere Freunde,
die denken, sie sind uns nicht
wichtig genug, denn wir ziehen ja
was Neues, Unbekanntes denen vor.
So, so ist es vielleicht bei denen
auch angekommen.
Und da war natürlich immer auch so
eine kleine, nagende Stimme
Hinterkopf Ja, machen wir das
Richtige? Oder haben wir nicht nur
so eine Idee verliebt und in so ein
Land verliebt oder verteufeln?
Die Vorstellung, dass alles
irgendwie Oh ja, das wird klasse und
wir machen das jetzt und wir sind so
wild und abenteuerlustig und so,
aber immer noch so ein bisschen so
und so was.
Na ja, aber was, wenn
nicht? Was, wenn das alles gar nicht
so doll ist? Und also
das war.
Ich habe auch durchaus meine
Tiefpunkte gehabt in dieser, auch in
dieser ersten Zeit.
Das war und ich glaube, das kennt
jeder, der, der und die ausgewandert
ist. Und ich hatte ja immer so ein
Auswanderer Kurs gemacht.
Ja, in der ersten Zeit und da wurde
uns auch eine Statistik vorgelegt,
dass man also in den zwei Jahren
so eine Kurve durchläuft, wo man
erst voller Euphorie ankommt und
dann fuhr dann aber noch ein
bisschen die Realität des täglichen
Lebens an und dann sieht man so die
Dinge immer kritischer durch diese
Brille. Aber das, was alles hier
nicht so gut ist und auch nicht so
stimmt und sich nicht so deckt mit
der ersten Urlaubs Erfahrung,
damals, als man noch so den Plan
gefasst hatte. Und dann kommt so das
richtige Tief, wo man alles in Frage
stellt. Was mache ich eigentlich?
Was soll das alles? So geht das
jetzt immer weiter, aber.
Und dann kommt man aber auch wieder
raus und dann und dann?
Dann pendelt sich das auf so einem
realistischen Mittelmaß ein.
Ist interessant, dann auch jetzt, so
nach all diesen Jahren bei anderen
Menschen auch diese
diese Dinge zu sehen, die ich alle
auch mal durchgemacht habe und kommt
mir sehr lange hier vor.
Ich habe da lange nicht mehr drüber
geredet, so ein Trip.
Dann Memory Lane jetzt mit ihr.
Als sie hier ankam, fast 20
Jahre zurück, hast du so die ersten
Momente? Das Ankommen, die ersten
Monate. Erinnerst du dich?
Ja. Wir hatten ein Haus
zwischen gemietet von Deutschen,
die in Sumner leben und dann schönes
Haus hatten und die wahrscheinlich
gerade dem Winter entflohen sind und
in Deutschland bei ihren Familien
waren. Und das hatten wir so als
Unterkunft.
Und da ging natürlich auch die Suche
los. So was.
Was kommt jetzt als nächstes?
So wo? Wo werden wir wohnen?
In welchem Ort?
Hier? In welchem Stadtteil?
Da am Strand? In Sumner?
Little hat mir damals überhaupt noch
nicht auf der uhr.
Es ging also erst mal um um Summer
damals. Und dann hatten wir Ja,
ich weiß. Also ich habe immer noch
so ein bisschen gemischte Gefühle,
auch wenn ich an diese erste Zeit
zurück denke. Und ich glaube, ich
hatte das, was ich jetzt so als
Emigration Paranoia bezeichnen
würde. Ich habe mich sehr.
Ich war sehr verunsichert, ich habe
es Gefühl, ich bin so the new kids
on the block pass da noch nicht so
ganz rein, muss mich irgendwie
beweisen, vor allem so vor diesen
ganzen Müttern da an der Schule.
Also ich habe das so als sehr
Suburbia erlebt.
Was war anders bei den Müttern?
Oh, das ist gar nicht so, so
ein Wilder, jetzt nicht so
negativ. Ich bin schon sehr Kiwi,
das find ich aber das negative.
Ich verstehe das. Du bist du, du,
du, du wie sagt man man man
geht so um den Busch rum.
Ja also ich
was ich so.
Kiwis verstehen uns ja.
Ein deutscher Podcast.
Was? Okay.
Frei sein.
Ich kann voll vom Leder ziehen.
Ja, genau.
Ja, das Gefühl ist, ich hatte.
Zum einen war ich ja schon mal ein
bisschen anders. Es war dieses
Othering vielleicht auch.
Ich hatte schon ein bisschen so ein
dieses Anderssein gespürt, weil ich
aus Deutschland kam.
Mein Name schwer auszusprechen ist
Wie.
Sagen die Kiwis Ach.
Gott, alles von Anker bis Enki
bis etc. bis Anker.
Ich.
Ja so viele Dinge und ich
das Gefühl in so einem schicken
kleinen Vorort am Strand in Summe,
wo aber auch so eine gewisse soziale
Hierarchie herrscht und die Mütter
so am Schultor sich morgens
abchecken und es dann
eine Clique gab von denen, die so
auf all den Komitees sitzen
und das ganze Fundraising machen und
alles so das Sagen haben.
Und ich, ich, ich, ich fühlte mich
dem nicht so ganz zugehörig.
Und mein erstes Leben davor, in
den Erwachsenenleben, davor, hat
sich über mein Beruf und mein
berufliches Umfeld und mein
Journalisten Dasein
und wie ist es definiert?
Und plötzlich war das alles, Ging es
nur noch um dieses Muttersein?
Schule vor Ort,
dieses ganze Häusliche, was für mich
erst mal neu und auch befremdend
war. Auch faszinierend zum Teil.
Sumner liegt nur wenige Kilometer
von Enkes heutigem Zuhause entfernt
und ist auch ein Küsten Örtchen in
der Nähe von Christchurch.
Ich habe dann irgendwann mal vor ein
paar Jahren mal die tolle
Fernsehserie, nicht Netflix, aber
eine Serie, die heißt Bigler liest
und das war das Skript.
Das sieht so aus, das hat mich so
erinnert, ein bisschen
über Kiwis.
Aber dann hatte ich wirklich auch
mal Momente gehabt, wo ich dachte
Mensch, und da habe ich jetzt mein
deutsches Leben aufgegeben, um mir
hier morgens Stress zu machen, was
ich anziehen kann, manchmal meine
Kinder in der Schule abgebe, damit
man mich hier irgendwie akzeptiert
und nicht hier rein passe.
Und dann fahren wir das richtige
Auto und.
Dein Mann war dann auch schon, der
hat seine Stelle angefangen und du
hast dich erst mal um die Kinder
gekümmert.
Ja, ich habe mich um die Kinder
vorrangig kümmert, aber halt auch
nebenher immer immer schon weiter
weitergearbeitet.
Habe versucht mich von hier aus
als Auslandskorrespondentin zu
etablieren. Das war echt schwierig,
weil meine ganzen Kontakte damals
in der Redaktion waren ja nicht
in den Auslands Redaktion, sondern
ich habe über Medien geschrieben
damals sehr viel, also auch Spiegel
und und und und von mir für
Mare und ich fast alles
geschrieben Amica damals und und
hat auch Fernseher Redaktion Gäste
besorgt waren also völlig
andere Kontakte, die ich in den
Redaktion hatte, als die, die ich
jetzt brauchte, um Geschichten aus
dem Ausland, noch dazu aus
Neuseeland. Was so also Geschichten
von hier anzubieten in Auslands
Redaktionen, die auch Neuseeland
alle überhaupt nicht auf der Reihe
hatten, was sich aber dann später
als Vorteil herausgestellt hat, weil
es halt so eine Nische war.
Ich war halt nicht in einem Land
jetzt in einem Standort wie sagen
wir mal Washington oder oder Paris
oder so, wo es schon zehn deutsche
Auslandskorrespondenten gibt und man
ging, die dann irgendwie sich
behaupten muss in konkurrieren muss
um Ein Riesenglück war auch, dass
ich auf die Welt Reporter gestoßen
bin. Das ist eine Organisation, die
hatte sich damals gerade gegründet,
in diesen ersten Jahren, als ich
auch hier war.
Und du bist Anke, das südlichste
Mitglied der Welt.
Reporter Richtig ist die Mitglieder
der Welt. Reporter Die Welt Reporter
sind wirklich toll. Das ist eine so
eine Grassroots Organisation
Zusammenschluss von Auch wir sind
über 30 Korrespondentinnen
in in vielen,
vielen Ländern und haben auch ein
ziemlich hartes Aufnahmeverfahren,
unterstützen uns gegenseitig, machen
immer wieder jedes Jahr eine große
Jahrestagung.
Es sind einfach einfach tolle Leute.
Und gerade in diesen ersten Jahren,
wo ich doch noch sehr auf
Deutschland fixiert, was hat sich
jetzt ein bisschen verändert, war
meine Arbeit mittlerweile fast mehr
in Neuseeland stattfindet als in
Deutschland. Aber in diesen ersten
Jahren waren die für mich wirklich
eine Waren, die das waren wirklich
die Rettung, nicht nur, um auch mehr
Kontakte zur Redaktion aufzubauen
und so ein bisschen mir auch ein
Standing zu geben und ein Rückhalt
und Zugehörigkeit zu einer
Organisation, die immer mehr einen
guten Ruf bekam.
Und das, was natürlich auch Türen
öffnet, das muss man einfach auch
so, dass man so diese Botschaft in
die Waagschale das auf Englisch
sagt, dass man halt die Leute hat,
über dem man beim Kaffeekochen
in der Kaffeeküche steht und mal
kurz reden kann und sich ausheulen
kann oder auskotzen kann.
Das hatte ich so virtuell durch
meinen ganzen, über über die Welt
verstreuten Welt Reporterinnen
und das hat mir gut getan.
Aber wie du richtig sagtest, also
damals war Frank Klinik und ich
versuchte mich irgendwie hier so in
meinem kleinen Kämmerlein meine
Geschichten zu schreiben.
War aber auch viel für Reportagen
unterwegs. Habe das Land dadurch
auch wirklich kennengelernt, mit
vielen Geschichten, die ich gemacht
habe. Hatte halt noch diesen neuen
Blick, der wirklich auch super ist
in unseren ersten Jahren hat.
Dann habe ich jetzt nicht mehr.
Wann kam die Entscheidung?
Das ist das Land, in dem wir jetzt
bleiben.
Wir hatten diesen Vertrag oder Frank
hatte diesen Vertrag vor ein Jahr
und das hat uns letztendlich dann
auch eine Brücke gebaut für diese
schwere Entscheidung.
Auswandern ja oder nein, diese
Lebensentscheidung.
Und dann haben wir uns immer so
sozusagen die Eselsbrücke gebaut,
dass du gesagt haben, wir
können ja erst mal nur für ein Jahr
und wohin wir auch in Container
gepackt hatten, alles aufgelöst
hatten. Also eigentlich war schon
klar, das macht man nicht nur für
ein Jahr. Aber wir wissen, okay, wir
machen es erst mal für ein Jahr war
so lang, hat ja Frank auch den
Vertrag. Und dann gucken wir weiter.
Wann kam das? Wann habt ihr euer
erstes Zuhause gefunden?
Wanderte, hierhergezogen, gezogen.
Wir haben in Tellers Mistake
gewohnt. Das ist ein ganz schöner,
wilder Strand neben
diesem Strand. Fort Sumner.
Das war war schon zu Hause, war
also zur Miete, und da hatten wir
auch wiederum das Haus dann
gewechselt nach ein paar Monaten, es
war was zu mieten, ist ja in
Neuseeland echt ein anderes Thema
als in Deutschland.
Zur Miete wohnt man eigentlich nur,
weil man sich noch kein Haus kaufen
kann und das ist dann meistens auch
sind das keine guten Bedingungen und
man ist auch ganz schnell wieder draußen
und es man darf keinen Nagel
in die Wand schlagen und so, also
das hat dann uns auch ganz schön
genervt mit unseren 40 Bücherkisten
und konnten keine Regale aufstellen
und mussten aus einem Haus wieder
raus, weil die Besitzer zurück
wollten. Und du hast überhaupt nicht
die gleichen, den gleichen
Mieterschutz wie du das in
Deutschland hast und dass jemand
also ein ganzes Leben lang in der
Mietwohnung wohnt, so von Anfang
bis Ende wie in Deutschland, dass
das gibt es eigentlich gar nicht.
Ja, man ist immer wieder so offen
unterwegs und dann ins nächste.
Und dann hatten wir uns in einem
Haus umgeguckt, dachten, wir kaufen
jetzt doch was. Und so sind wir auf
die Alten gekommen. Eigentlich
nicht, weil wir wollten hier auf der
uhr hatten, sondern weil uns, dass
wir uns in dieses kleine Cottage
hier auch sofort verguckt hatten und
dem großen Baum, der hier vor der
Tür steht. Und der Eisenbahnwaggon,
der im Garten steht, der mit
dazugehört.
Und so kamen wir nach Littleton,
eigentlich wegen dieses Hauses.
Und ich bin ja so froh, so froh
drüber, weil es einfach ein
verschrobener, kleiner,
schöner Künstler
und Küstenort ist, der wirklich
anders ist als dieser dieses
Vorstadt Leben. Was ich da einmal
über den Hügel rüber ins Wunder
erlebt habe und also allein diese,
dieses, diese andere soziale
Struktur hier hat für mich so viel
verändert, dass ich das Gefühl
hatte, ich kann hier einfach ich
selber sein.
Egal wo ich herkomme.
Es, egal wie ich aussehe, ist egal
was ich mache.
Jeden hat sie irgendwie angespült
und das ist ein kreatives Nest.
Ich muss nicht irgendwie meine
Ecken und Kanten loswerden, um hier
rein zu passen in dieses glatte
Gefüge, sondern kantig ist
gut.
Das hat mir sehr gut getan.
Wie hast du die ersten Jahre mit
deinen Kindern erlebt?
Kindergarten, Schule?
Was hat sich verändert?
Für uns war das der Einstieg
in die Schule. Wir hatten also noch
keine deutsche, kein deutsches
Schulsystem erlebt.
Eigentlich nur die.
Die Vorstufe darauf war mich die
ganzen Gespräche damals noch in
Kiel. Oh Gott, die Mütter, die
Alliierten, das waren alles nur
Mütter, die sagten Ja, wir können
jetzt unsere Berufe aufgeben,
weil die Kinder stehen. Mittags
kommen sie aus der Schule und es gab
nicht genug Hortplätze.
Und das war erst mal so was, wo ich
dachte Krass, und das war in
Neuseeland überhaupt kein Thema,
weil es gibt Ganztagsschulen und es
ist eine ganz andere Art von
Betreuung da.
Also das fand ich schon mal toll,
Das war gar keine
grundsätzliche Frage.
So kann ich noch arbeiten, wenn mein
Kind in die Schule geht. Was ja
eigentlich furchtbar ist, dass ist
eine deutsche, aber zumindest eine
westdeutsche Realität immer war.
Die hatte ich schon mal in
Neuseeland gar nicht.
Dann war unser Jasper die ersten
zwei Jahre auch auf der ganz
normalen Schule in Sumner und hat
er dann an die Seite gestellt
bekommen. Eine Special
Needs Lehrerin, aber letztendlich
nur eine zusätzliche Betreuung,
damit er schneller Englisch lernt.
Und das fand ich auch toll.
Er bekam also gleich so ein
Zusatzangebot, damit er
besser in alles rein rein rutscht.
Die Kinder hier fangen ja schon mit
fünf in der Schule an, also Jasper
war auch schon älter und er ist dann
zwei Jahre später auf die
Waldorfschule, hier die Rudolf
Steiner Schule in Griechisch
gewechselt und da hat dann auch
unser kleiner Als der die Schule
anfing, ging er also direkt auf die
Waldorfschule. Von daher ist
eigentlich unsere Schule hier bis
zum Schulabschluss für beide Jungs
eigentlich immer die die Steiner
Schule, die die Waldorfschule
gewesen ist.
Ihr hattet keine Uniform, ihr
hattet.
Nur die ersten zwei Jahre gab es
zuerst mal eine Uniform, die war
aber auch ganz, also sehr
kindgerecht, was ich so mit Blazer
und Schlips und damit tue ich mich
nach wie vor auch schwer.
Also wenn ich mir das neuseeländische
Schulsystem hier so angucke,
die Jungs Schulen, die
Mädchenschulen, wie britisch
einfach auch alles ist und das
befremdet mich schon.
Und ich fand, da haben wir es
auch damals bewusst für die für die
Waldorfschule entschieden.
Nicht weil wir das Waldorf System
per se jetzt so so abfeiern.
Oder war das für das bessere
Schulsystem von allen halten?
Also ich habe auch, ich habe da auch
Kritikpunkte, aber einfach
angesichts der Alternativen, vor
allem wenn es hier um die High
School dann später geht, haben wir
das, haben wir gedacht, dass einfach
nur ist es wirklich eine gute Lösung
und ich bin wirklich da auch sehr,
sehr froh drüber. Ich glaube, wir
haben gerade als deutsche Familie,
natürlich sind da auch viele andere
deutsche Familien, aber auch viele
internationale Familien an der
Schule. Also ich habe das Gefühl, es
gibt auch unseren Jungs so ein
bisschen mit Zugehörigkeit,
vielleicht auch noch mal zu einer
Community, die vielleicht auch nicht
so ganz Mainstream ist wie das
wie das herkömmliche Schulsystem mir
das. Ich glaube, den hat es,
den hat es gut getan und gut
gefallen. Und die haben tolle
Freundschaften. Und meine Mutter ist
auch Waldorf Kindergärtnerin
gewesen. Also so ein bisschen kenne
ich das System da auch und da gibt
es natürlich auch solche und solche
Schulen gibt es auch in Deutschland
auch sehr, sehr, sehr
anthroposophische und dann wieder
ein bisschen lockerere.
Und ich habe das Gefühl, hier ist
alles auch ein bisschen, ein
bisschen entspannter und das fand
ich auch sehr gut.
Es durfte auch Fußball gespielt
werden und es ist wahr,
war noch einige Lehrer an der
Schule, die jetzt nicht unbedingt
anthroposophisch ausgebildet sind.
Also ich fand, es war eine ganz
angenehme Mischung, also schon so
der, der der Pädagogik treu
zu sein, aber jetzt, dass
das nicht so
zu einer versteinert.
Okay, du hast es gesagt, war nicht
so versteinert.
Genau.
Dann gab es.
Gab es Deutschunterricht.
Ja, gab es auch.
Ja, doch, doch.
Und es hat manchmal ein bisschen
gemangelt, so an anderen Sprachen.
Also das da hatte ich auch wirklich.
Das war einer der Kritikpunkte.
Das lag vielleicht auch mehr mit dem
damaligen Schuldirektor zusammen,
dass die einfach wirklich
hinterherhinken, was mit was
Fremdsprachen anging.
Und das hat mich manchmal auch
schwer genervt, wenn sie es immer
noch nicht geschafft hatten, dann
wieder neuen Französischlehrer
einzustellen oder oder eine Spanisch
Lehrerin und habe mich dann aber
damit mit ein bisschen oder Wir
haben uns als Eltern dann damit
getröstet, dass wir gesagt haben
okay, unsere Kinder sind ja auch
schon zweisprachig.
Ist das neuseeländische Problem mit
den Sprachen vielleicht auch?
Ich glaube, das ist generell
ein Ding, wahrscheinlich in der
ganzen englischsprachigen Welt.
Wenn man, wenn man die Weltsprache
schon spricht, dann ist glaube ich
die Motivation, eine weitere
Sprache zu sprechen, einfach nicht
so groß.
Man kommt einfach überall mit
Englisch auf der Welt zurecht.
Das ist, glaube ich einfach.
Das ist auch in England und auch in
USA glaube ich nicht anders.
Aber was ich dann auch ganz schön
fand, ist wahrscheinlich auch dank
der der Lehrerin hier, die
einen starken an als Deutscher ein
sehr stark Maori Bezug hatte,
vielleicht durch ihren damaligen
Partner auch gab es auch.
Also fand ich, dass unsere Schule
wirklich auch wirklich schon sehr
ins Zeug geworfen hat.
Auch viele Maori Kultur, also
kulturelle Maori Elemente in
die in diese in diese
Waldorfpädagogik Philosophie
einzuleben. Und das passte
eigentlich ganz gut und das fand ich
auch auch gut, weil ich meine, dass
weißt du sicher auch. Heikles Thema,
ja, aber muss man ja nicht unter
Rassismus und und und.
Anthroposophie und die ganzen
Vorwürfe gegen die Steiner
Bewegung auf dem Sektor, das ist ja
in Deutschland damals alles.
Schon bevor wir ausgewandert
sind, war das schon ein Riesenthema.
Deshalb bin ich auch ein bisschen
mit Bauchschmerzen hier in dieser
Waldorf Schule rangegangen und
habe dann aber auch festgestellt,
selbst die deutschen Lehrer, die
wussten davon überhaupt nicht.
Das war überhaupt noch kein Thema
gewesen, war aber nie so ein großes
Thema hier interessanterweise.
Und das in einem Land, wo ja nun der
ganze dass das
Bewusstsein rund um um Rassismus.
Eigentlich viel, viel ausgeprägter
als in Deutschland.
Das fand ich auch interessant, dass
diese Diskussion hier noch gar nicht
so angekommen war.
Macht es aber auf der anderen Seite
vielleicht damals für uns auch ein
bisschen leichter, einfach zu sagen
Hey, das ist jetzt einfach die beste
Alternative hier für uns Kinder.
Was ich vor allem auch so geschätzt
habe, ist, dass die die Lehrerinnen,
die dort waren und immer noch sind,
dass da einfach so viel Engagement
war. Wohlgemerkt, das war wirklich,
da war immer auch viel, viel Passion
dabei. Und die, die sind weit
immer über über das hinausgegangen
im Einsatz und in ihrem Caring
auch so für die Kinder.
Und das habe ich, das begleitet
mich bis heute noch, dass ich noch
frühere Klassenlehrerin von unseren
Jungs treffe und wie, wie
sehr die wirklich auch so an dem
Wesen und dem Aufwachsen dieser
Schülerinnen teilnehmen und
teilgenommen haben, habe ich also
wirklich, wirklich toll.
Kannst du dich an deinen allerersten
Job erinnern, den du bezahlten
Job, den du von Neuseeland aus
gemacht hast?
Meine allererste Geschichte von
Neuseeland aus.
Ich weiß, dass ich das erste, die
erste Meldung, die ich für den
Spiegel gemacht hatte.
Da ging es um misshandelte, schwer
misshandelte und dadurch zu Tode
gekommenen Maori Kinder.
Das war ein Thema, was mich am
Anfang sehr beschäftigt hat und wo
ich auch gleich so in diesem
Fahrwasser war.
Ich bin ja nicht nur hier, um hier
die schönen Geschichten machen,
allen Leuten zu erzählen, wie schön
Neuseeland ist, sondern hier gibt es
auch ernste Themen und die sind
wichtig. Und ich habe den
Blick dafür, gerade weil ich
vielleicht auch noch, weil ich neu
hier bin, dann war natürlich eine
der ersten Geschichten waren auch
war ganz viel rund um Herr der
Ringe. Das ging ja gerade los.
Ja, es hat auch wirklich Neuseeland
so nach vorne katapultiert vor
20 Jahren. Das war ein Riesending
weltweit. Plötzlich war, ich weiß,
auch Time Magazin hat damals auch
eine Geschichte gemacht über Cool
Kiwis war der Titel
in Neuseeland. War das wirklich wann
diese diese Filme damals hat man
echt nicht unterschätzen.
Nicht nur, weil da ganz viele
Touristen ins Land kamen und aber
einfach diese. Diese Wahrnehmung von
Wow, die Kiwis hier, die machen
tolle Sachen, tolles kleines Land.
Und das wurde so ein bisschen neu
entdeckt damals.
Und das war ich gerade auch neu und
frisch dabei war auch bei der
Premiere in Wellington gewesen von
Herrn Ringer und war auf dem Stand
da mit einem roten Teppich und habe
die Stars gesehen und bin mit ihm
losgezogen.
Das hat schon Spaß gemacht.
Ich habe viele Geschichten am Anfang
gemacht, wo ich wirklich so im
Korrespondenten Fieberwahn dachte.
So, jetzt passieren mir große Dinge
und auch viele kleine Dinge und ich
finde die und finde meine Nische und
finde auch schon die komischen,
kauzigen Geschichten.
Eine der ganz frühen Geschichten,
die ich auch gemacht hatte. Reportagen
war auf den südlichsten Single Ball
der Welt zu fahren.
Nach Stuart Island.
Du hast es gelesen Stewart Island.
Von dem südlichsten Single Ball der
Welt berichtet Anke in ihrem Buch
Was scheren mich die Schafe?
Und da ließ ich mal eine kurze
Stelle daraus vor Wer nach Island
kommt, will unbedingt einen Kiwi
Vogel sehen.
Nirgendwo ist die Chance groß, dem
scheuen Wappentier in freier
Wildbahn zu begegnen.
Doch die Besucher an diesem Herbst
Wochenende sind weder Wanderer noch
Ornithologen.
Sie interessiert in erster Linie das
Balzverhalten der Insulaner.
Der Veranstalter sieht aus wie ein
alternder Rockstar, sondern gegerbt,
schwer sympathisch und in zu engen
Jeans. Den Ball hat er eigenhändig
aus der Taufe gehoben.
Vielleicht flirten Kiwis einfach
anders. Oder gar nicht.
Noch so ein Feld, auf dem ich die
neuen Spielregeln nicht beherrsche.
Die Männer werden entweder ganz rot
vor Schreck, weil sie dank ihrer
christlichen Privatschulen prüde und
verklemmt sind, oder sie geben einen
Grunz laut von sich, greifen nach
ihrer Keule und ziehen sich an den
Haaren in die nächste Höhle.
Nie vergessen ist wirklich
Kulturschock und
mein Job damals hat mich auch
wirklich. Und nach wie vor ist es
immer noch so, hat mich in viele
tolle Ecken des Landes gebracht.
So vielen besonderen Menschen hat
mir die Augen geöffnet. Ich war auch
im Südpazifik, dann oft auch mal
unterwegs für Reportagen.
Also es hat sich nicht nur auf
Neuseeland erstreckt.
Ich habe immer noch. Ich hoffe immer
noch, dass ich mal in die Antarktis
komme. Bis dahin ist noch nicht
geschafft. Ist zwar auch streng
gesehen streng genommen auch mein
Gebiet, aber bisher noch nicht vor
Ort gewesen, sondern nur darüber
geschrieben. Aber dann also von hier
aus.
Wie definiert man sich als
Auslandskorrespondentin?
Also wie hast du dein Standing
aufgebaut?
Das klingt immer so ein bisschen.
Ähm, ja, so ein bisschen ist nicht
alles großartig, Aber so ein
Korrespondent, das schreib ich dann
mal gerne so auf, verlinkt im
Profil, also nur weil es gut klingt.
Aber ist natürlich noch viel mehr
so, dass du das das, dass ich
originale Geschichten finden muss.
Oder es ist was Großes passiert
und ich liefere dann noch mal den
Hintergrund dazu.
Also was ich ganz selten mache,
nämlich das, was man sich so
klassisch und unter der
Auslandskorrespondent vorstellt,
dass ich irgendwo vor einer Kamera
stehe, Mimik vor und hinter mir.
Jetzt brennt's gerade oder der
Vulkan ist explodiert oder irgendwas
ist abgegangen und ich mache da die
Live Berichterstattung.
Das habe ich eigentlich ganz, ganz
wenig gemacht und das sind auch für
mich eigentlich immer die Jobs
gewesen, die ich am die ich
überhaupt nicht gemocht habe, weil
ich das fand. Es ist Gefühl, das kam
mir so vor wie eine Journalistin
Darstellerin.
Ich habe da irgendwas schnell
zusammengefasst, was man eigentlich
auch im Online schon nachlesen
konnte, was auch schon ich auch die
Redaktion Redaktion schon wussten.
Zu dem Zeitpunkt garantiert.
Aber es macht sich immer gut zu
sagen so, wir haben da unsere Frau
vor Ort und die, die sagt das live
was als kritisch.
Also wie kann das manchmal mehr vor
wie eine Show, die verdammt gut
bezahlt wurde für die kurze Zeit,
die man dann da ein paar Minuten was
gesprochen hat.
Aber das war nicht meine richtige
Arbeit. Meine richtige Arbeit war
wirklich schlecht bezahlt, lange
recherchiert, gut geschrieben,
lang ausgeschrieben ist.
Was ich ganz anders aufbereitet habe
und was ich halt auch selber
gefunden habe. Geschichten, die ich
selber aufgetan habe.
Ich spring mal ein bisschen weiter
in die Zukunft.
2011 Littleton
war Opfer des
schwersten Erdbebens in der
neuseeländischen Geschichte.
Ihr habt schon hier gewohnt?
Ja, also das war das Epizentrum.
Wir haben hier gewohnt lange und
es gab ein schweres Erdbeben im
September. Davor aber nicht
so verheerend. Und dieser, also der
22. Februar 2011.
Das war kurz
vor 1:00 mittags.
Ich war auf der anderen Seite des
Tunnels, weil der ist ja von einem
Tunnel abgeschnitten.
Ich war in einer Arztpraxis.
Unsere Sonne war auch auf der
anderen Seite des Tunnels in ihrer
besagten Waldorfschule und Frank war
auch in der Stadt in einer
auf einer Mediziner Konferenz im
Stadtzentrum, was ja nun wirklich
komplett zusammengestürzt
ist. Wow, das war
ein einschneidendes
Erlebnis und das das
klingt nach zu wenig
für das, was es war.
An dieser Stelle beenden wir den
ersten großen Teil des Interviews
mit Anke. Ich weiß, dass es einige
Hörer gibt, die uns mit Kindern
hören. Den zweiten Teil würde ich
euch bitten, ohne Kinder zu hören,
denn im zweiten Teil geht es um das
Erdbeben 2011, das furchtbare
Leid und warum Anke gerade danach
in Neuseeland bleiben wollte.
Es geht um den Terroranschlag 2009
und es geht um Anke Recherche
in der neuseeländischen Sekten
Szene, denn darüber handelt
ihr letztes Buch, das erstmalig auch
auf Englisch erschienen ist.
Der zweite Teil ist jetzt schon
online, das heißt, wenn ihr wollt,
könnt ihr direkt weiter hören.
Viel Spaß!