Warum gibt es immer mehr Kühe in Neuseeland? - mit Agraringenieurin Jule .
29.11.2024 39 min
Zusammenfassung & Show Notes
Heute geht es darum, wie der Alltag einer deutschen Milchbäuerin in Neuseeland aussieht.
und wie man es schafft irgendwann von seinen Kühen zu leben, denn dafür muss man in Neuseeland eine relativ straff durchgeplante Karriereleiter hochgehen.
Wir klären, warum es immer mehr Kühe und immer weniger Schafe gibt und wie es Neuseeland zum Exportweltmeister für Milchprodukte geschafft hat,.
Ich spreche mit Jule. Sie hat Agrarökologie in Rostock studiert und ist Agraringenieurin.
Sie kam mit 23 Jahren nach Neuseeland hat hier ihre Diplomarbeit geschrieben, die hiess: Milchproduktion in Neuseeland. Das ganze ist 20 Jahre her.
und wie man es schafft irgendwann von seinen Kühen zu leben, denn dafür muss man in Neuseeland eine relativ straff durchgeplante Karriereleiter hochgehen.
Wir klären, warum es immer mehr Kühe und immer weniger Schafe gibt und wie es Neuseeland zum Exportweltmeister für Milchprodukte geschafft hat,.
Ich spreche mit Jule. Sie hat Agrarökologie in Rostock studiert und ist Agraringenieurin.
Sie kam mit 23 Jahren nach Neuseeland hat hier ihre Diplomarbeit geschrieben, die hiess: Milchproduktion in Neuseeland. Das ganze ist 20 Jahre her.
Jule ist heute 43 Jahre alt und Herdenmanagerin, aktuell ist sie für eine Herde mit 400 Kühen verantwortlich.
Ausserdem gibt’s ganz viele Originalaufnahmen aus Jules Alltag zwischen Gummistiefeln und Zangengeburten. Am Ende der Folge besprechen wir noch einen Job, für den immer Saisonarbeiter:innen gesucht werden. Wir sprechen auch sehr genau über den Besamungsvorgang, wenn ihr Kinder habt, die mithören, ist das vielleicht eine Stelle die ihr überspringen müsst.
Video von der Farm
https://www.instagram.com/share/reel/_i3Ex749h
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- oder facebook
- mit Chris durch Dunedin: ALL IN DUNEDIN
Ausserdem gibt’s ganz viele Originalaufnahmen aus Jules Alltag zwischen Gummistiefeln und Zangengeburten. Am Ende der Folge besprechen wir noch einen Job, für den immer Saisonarbeiter:innen gesucht werden. Wir sprechen auch sehr genau über den Besamungsvorgang, wenn ihr Kinder habt, die mithören, ist das vielleicht eine Stelle die ihr überspringen müsst.
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Transkript
auch in gar keine Schublade pressen. Deshalb mischen wir jetzt wieder durch. Alle drei Monate bleibt es wie gehabt ein Quartalsbericht von Chris und mir. Und ich freue mich jetzt wieder ein bisschen flexibler zu sein in der Planung und auch aktueller zu senden. Das heißt zeitnah nach der Aufzeichnung der Interviews. Eine ganz große Bitte an dieser Stelle. Unsere Interviewgäste, die gucken sich natürlich immer die Bewertung an. Wenn ihr uns bei Spotify hört, schaut doch mal bitte einmal unter dem Podcast-Logo, also unserem Bild. Da seht ihr eine Glocke, daneben ist ein Rädchen und daneben sind drei Punkte untereinander. Und wenn ihr da raufklickt, dann könnt ihr uns mit fünf
Sternen bewerten. Wenn ihr diesen Podcast gerne hört und er euch vielleicht zurück nach Neuseeland reisen lässt oder ihr euch damit auf eine Reise vorbereitet, dann wäre es toll, wenn ihr euch 10 Sekunden Zeit nehmt, uns zu bewerten. Wenn ihr weniger als 5 Sterne vergeben würdet, dann schreibt mir gerne eine E-Mail an podcast-at-holy-schieb.de und dann schreibt mir, was ihr gerne anders haben würdet oder was euch vielleicht nicht so gut gefällt. Ja, aktuell stehen wir bei 270 Spotify Bewertungen. Ich würde mal sagen, 300 Bewertungen sind so mein Jahresendziel
und ich gebe euch einfach nächste Woche mal einen Stand durch, ob wir uns der Zahl ein bisschen annähern. Es würde mich total freuen, wenn ihr uns da unterstützen könntet. Heute gibt es wieder ein ganz spannendes Interview. Es geht darum, wie der Alltag einer deutschen Milchbäuerin in Neuseeland aussieht und wie man es schafft, irgendwann von seinen Kühen leben zu können. Denn dafür muss man hier in Neuseeland eine relativ straff durchgeplante Karriereleiter hochgehen. Und wir klären, warum es immer mehr Kühe und immer weniger Schafe gibt und wie es Neuseeland zum Exportweltmeister für Milchprodukte geschafft hat.
Ich spreche mit Jule. Jule hat Agrarökologie in Rostock studiert und ist Diplom-Agraringenieurin. Sie kam mit 23 Jahren nach Neuseeland und hat hier ihre Diplomarbeit geschrieben. Die hieß damals Milchproduktion in Neuseeland. Das Ganze ist jetzt 20 Jahre her. Jule ist 43 Jahre alt und sie ist Herdenmanagerin. Aktuell ist sie für eine Herde mit 400 Kühen verantwortlich. Außerdem gibt es ganz viele Originalaufnahmen aus Jules Alltag
zwischen Gummistiefeln und Zangengeburten. Mhh. Mhh. Wenn das jetzt deutsche Milchviehfahrer hören, die schlagen die Hände über den Kopf zusammen. Das ist das Wichtigste in Deutschland. Die Kuh vorzumelken und das Euter sauber zu machen. Ja, hier nicht.
Am Ende der Folge besprechen wir noch einen Job, für den immer Saisonarbeiterinnen gesucht werden. Das sind Besamer und Besamerinnen und wir sprechen auch sehr genau über den Besamungsvorgang einer Kuh. Das heißt, wenn ihr Kinder habt, die jetzt mithören und wo ihr vielleicht denkt, das ist vielleicht ein Thema, was ich jetzt noch nicht besprechen möchte, dann überspringt es am besten. Ganz viel Freude mit dieser Episode. Hallo Jule. Hallo Jenny. Wo bist du aufgewachsen, Jule? In Mecklenburg-Vorpommern, so wie du. Von einem kleinen Dorf in der Nähe von der Ostsee.
Ich habe gerade schon gesagt, du hast Agrarökologie in Rostock studiert. Und sag mal, wie hast du dich für dieses Studium entschieden? Oh, ich habe damals schon immer in den Sommerferien bei uns im Ort in der Agrargenossenschaft gearbeitet, habe da auch meine Praktikas gemacht, also die Schulpraktikas und immer habe ich die Kühe da gesehen und fand das immer super interessant und mein Opa, der hat fast sein ganzes Leben lang Kühe gemolken und wahrscheinlich habe ich das irgendwie im Blut, kann ich mir vorstellen. Meine einzige Erinnerung an Kühe, so auch in DDR-Zeiten, ist riesige Kuhställe und immer Champignons sammeln bei Kuhwiesen, weil da
die Champignons so gut neben den Kuhfladen wachsen. Ja, das stimmt. Oder Riesenboviste. Ja, genau, das habe ich früher auch gemacht als Kind. Warum bist du so fasziniert von Kühen? Was ist das Tolle an Kühen?
Also erstmal mag ich die Augenache gelernt hat von denen. Die erzählen dir keinen Scheiß, die sind einfach so ehrlich. Ja, kann man einfach gut verstehen, wenn man es dann versteht. In Deutschland leben die Tiere im Stall und hier leben sie auf der Weide. Ja, größtenteils ja. Es werden jetzt immer mehr Herd Homes gebaut. Also es sind so... Das Zuhause für die Herde. Genau, genau. Also es sind so Unterstände, wo die Kühe dann bei schlechtem Wetter reingehen können
und ja, oft im Winter auch drinstehen. Aber also ich bin halt in Southland und da gibt es so was noch nicht so viel, aber es kommt jetzt immer mehr. Aber größtenteils sind die Kühe draußen. Ja, ähnlich wie deutsche Bundesländer ist auch Neuseeland in Regionen eingeteilt.
Eine davon ist Sausland, ganz im Süden der Südinsel, sehr dünn besiedelt. Da gibt es nur drei Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich, selbst in ganz Neuseeland sind es durchschnittlich 18 Einwohner pro Quadratkilometer. Sausland ist das wilde Neuseeland. Die Natur ist hier atemberaubend schön. Hier ist auch der Fjordland National Park. Hier gibt es den weltberühmten Fjord, den Milford Sound, den wahrscheinlich die meisten Neuseeland-Besucher sich anschauen. Hier ist immer ein bisschen frisch und es regnet auch viel, aber wenn es regnet, dann
sieht man natürlich all die Wasserfälle. Ja und der Gegensatz von Southland, das ist ganz oben auf der Nordinsel Northland und hier gibt es viel Sonne, subtropisches Klima. Während Southland eher schottische Wurzeln hat, ist der Maori-Anteil in Northland bei 35 Prozent. Muss man auch wieder sagen, in Northland zum Beispiel ist es wahrscheinlich nicht so schön, weil es da sehr viel wärmer ist und Kühe mögen das nicht so gerne warm. Die sind halt lieber draußen, wenn es kälter ist. Also 15 Grad ist Optimum, aber dann mögen sie es lieber kälter als wärmer. Und sie können halt laufen, die Kühe. Und das finde ich sehr viel natürlicher,
weil Kühe laufen eigentlich ja durch die Gegend und grasen und das können sie halt hier. Du bist hier, was man einen Herdenmanager nennt. Also du passt auf eine ganze Herde auf. Das sind hunderte Kühe. Aktuell bist du in einem Betrieb, da sind 400 Kühe. So ein typischer Tag bei dir. Wie sieht der aus?
Ja, ich stehe morgens auf, fahre mit, also dann fahre ich mit dem Motorrad, entweder mit so einem zweirädrigen Motorrad oder mit dem Quad. Morgens um sechs wahrscheinlich. Oh, das wäre schön. Wann denn? Eher so halb fünf. Zurzeit merke ich halt nur 400 Kühe. Zurzeit merke ich nur 400 Kühe?
Ich meine, das hört sich für dich vielleicht wenig an, für mich klingt das erst mal erstaunlich. Also halb fünf wärst du dazu dann 400 Kühen? Oder was ist dein erster Job? Genau, da fällt man dann in die Weide oder zu der Weide, wo die Kühe drin sind, macht das Tor auf. Die warten da meistens schon. Und dann macht man das Tor auf und lässt die Kühe zum Melken gehen, fährt noch einmal durch die Weide und guckt, ob alle Kühe rausgegangen sind oder bringt dann die letzten noch raus und
dann fährt man hinter denen her und macht die nächste Weide irgendwo auf, wo die dann als nächstes nach Melken reingehen. Dann entweder ist schon jemand da, der angefangen hat zu melken oder man macht dann die Maschinen an und fängt an zu melken. Dann bist du gekommen, um mal die Landwirtschaft in einem anderen Land kennenzulernen. Was waren so in deinen ersten Wochen und Monaten so Aha-Momente, wo du dir dachtest,
das ist echt total anders als in Deutschland, die Milchwirtschaft? Ja, also ich bin ja erst mal hier im Winter angekommen und da war nicht so viel los mit den Kühen. Also im Winter stehen die Kühe alle trocken. Also hier ist saisonale Milchproduktion. Das muss man vielleicht vorher wissen. Was ist denn, wenn die nicht saisonal ist? Hier sagt man all year round. Also das ganze Jahr drüber sind halt die Abkalbungen in Deutschland. Das ist nicht irgendwie gestaffelt, sondern das ganze Jahr. Abkalbung heißt, da wird ein Kalb geboren. Genau. Ich habe dich vorhin schon ganz fasziniert gefragt, bei wie vielen Geburten warst du dabei und du hast gesagt, es müssten so an die tausend sein, auf jeden Fall hunderte, weil du nicht bei allen dabei bist. Beschreib uns doch mal so eine klassische
Was machst du dann? Wenn jetzt die Hinter, also ich sag jetzt mal, wenn eine Rückwärtsgeburt da ist, dann macht man, reißt man die Plazenta auf und macht zwei Stricke um die Hinterbeine und dann gibt es einen, oh Gott, ich glaube das heißt auf Deutsch auch Geburtshelfer. Das ist so ein Metallgestell und da hängt man diese Stricke ein und das ist wie so eine Ratsche. Oh Gott, ich kann es jetzt gar nicht beschreiben. Du bewegst den Finger, als würdest du Äpfel und Möhren reiben. Ja, man da ist halt so ein Hebel, den macht man hoch und runter und da durch wird das halt gezogen und dann geht man aber mit den Venen auch mit, wenn die Kuh halt presst, dann zieht man mit.
Ihr hört jetzt mal die Originalgeräusche dieser Ratsche und der anschließenden Geburt. In diesem Fall ist es die erste Geburt einer Kuh und sie hatte irgendwann einfach aufgehört zu pressen. Also hat Jule mit ihrem Geburtshelfer das Kalb geholt. Ja, dann eigentlich dauert das meistens nur ein paar Minuten und dann ist das Kalb draußen. Und genau das ist der Moment, an dem das Kalb auf dem Boden landet und geboren ist. Normalerweise verlaufen Geburten in Southland aber fast nie im Stall oder unter einer Überdachung. Die haben halt in den Dünen gekalbt. Das ist Sandboden und dadurch standen die immer trocken. Und also der Boden war halt trocken, auch im Winter, wenn mal schlechtes Wetter war.
Und das war immer sehr schön da drin zu kalben. Und ja, wenn der Mond schien und dann alles in so einem gedämmten blauen Licht war. Also ich habe natürlich eine Taschenlampe. Und dann liegen auch manchmal dann welche da, die beim Kalben sind. Und wenn ich denke, oh, die braucht keine Hilfe den wir natürlich auch ich gerne ausblende. Die Kuh ist geboren und wann kommt der Moment, wo du die Kälber von der Mutter wegnimmst? Wann ist das? Also erst mal kommt das drauf an, wie das Wetter ist.
Im Normalfall, wenn es normal und schön ist, dann macht man das einmal am Tag. Und dann kommt es natürlich darauf an, wann wurde das Kalb geboren, wie lange das jetzt bei der Mutter war. Ich mag das überhaupt nicht machen, erst recht nicht, nachdem ich selber Kinder habe, aber ich mache das einfach so lange, ich versuche das einfach auszublenden. Es ist halt Teil des Jobs und einer muss es machen. Ich finde das aber spannend, weil du das sagst, seitdem ich selbst Kinder habe, weil ich mochte es vorher auch nicht machen. Es ist überhaupt nicht schön. Aber wie gesagt, jemand muss es machen. Das ist einfach Teil der
Milchwirtschaft. Und je länger das Kalb bei der Mutter war, desto höher ist die Bindung zwischen den beiden. Und ja, man zertrennt dann diese Bindung. Man nimmt einer Mutter das Kind weg. Das ist einfach so. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, zum Beispiel die Erstkalben, also die, also es heißt ja überall anders, wir nennen die halt Färsen, wenn man das Kalb da von denen gleich wegnimmt oder die. Meistens wissen sie gar nicht, was mit denen passiert ist, wenn die einen Kalb bekommen haben. Und das ist da manchmal etwas einfacher, die
wegzunehmen. Und manche Kühe, muss ich auch sagen, die interessiert das gar nicht. Die wollen dann lieber fressen. Wie holst du dir denn deine Milch? Ja, also wir melken die halt in so einem großen Milchtank, der gerührt und gekühlt wird. Oder die Milch wird da drin gerührt und gekühlt. Und da mache ich einfach vorne den Tank auf und lasse mir da einen Behälter voller Milch voll und dann nehme ich das mit nach Hause und dann trinken wir das. Und es ist so eine richtig fette, fette Milch. Ja, die ist sehr fett. Es kommt immer auf die Rasse drauf an. In Neuseeland gibt es ja viele Jerseykühe, da ist die Milch richtig
fett. Die hat dann acht bis elf Prozent Milch und weil wir haben sehr viel Holstein-Frasian-Kausts. Die haben aber eine andere Zusammensetzung von der Milch und in Neuseeland wird man pro Inhaltsstoff bezahlt, also die man abgibt und nicht pro Liter. Deswegen sind hier eher Jersey-Kühe. Und die sind sehr ähnlich zu unserer DDR-Kuh, was das SMR war. Das schwarz. SMR, die schwarz-weiße. Schwarzbuntes Milchrind hieß das, ja. Die Rassen, die da eingekreuzt sind, das ist sehr ähnlich. Hier werden die Kühe halt so gezüchtet, dass die mit dem Futter, was da ist, klarkommen und immer noch viel Milch
produzieren oder eben die guten Inhaltsstoffe. Und in der DDR war das ja auch so. Wir hatten ja nicht das Futter damals, was wir jetzt haben. Wir hatten ja nichts. Wir hatten ja einfach nichts. Genau. Und mit dem Nichts mussten die Kühe ja trotzdem Milch produzieren. Und jetzt kommt ja das Futter in Deutschland, keine Ahnung, anteilig aus Südamerika und sonst wo. Und das gab es halt früher alles einfach nicht. Was wird da in Deutschland alles angebaut oder dazu gekauft? Aus welchen Ländern? Ja, also ein großes Produkt ist halt Soja. Das kommt aus Südamerika. In Deutschland gibt es halt diese totale Mischration. Das wird alles zusammengemischt und in Kühen vorgelegt. Da sind halt viele
Komponenten drin und hier wird halt meistens nur Gras gefüttert. Es füttern hier auch Farmer zu. Es gibt verschiedene Farmsysteme hier und es gibt halt auch die Leute, die sehr viel füttern, größtenteils Gerste, dann füttern Leute. Es ist so ein Beiprodukt oder ein Abfallprodukt von der Bierbrauerei. Das kommt an so Pellets. Und Palmkern-Extraktionsrot, und zwar ist das ein Abfallprodukt aus der Palmölindustrie. Hat natürlich einen ganz schlimmen Beigeschmack, aber das Palmöl wird sowieso produziert, Das Abfallprodukt ist sowieso da.
Neuseelandische Farmer haben halt angefangen, die können das sehr günstig einkaufen, weil normalerweise wird das einfach verbrannt. Und hier kannst die Kühe halt fressen, wenn zum Beispiel eine Dürre ist oder irgendwie Überflutung. Und die Kühe fressen das wirklich gerne. Das ist für die wie Schokolade und die werden da wirklich auch oder können ihre Kondition halten damit. Und das hat Vor- und Nachteile. Und dann einfach zu sagen, ich will damit nichts zu tun haben, ich will das meinen Kühen nicht füttern, weil das halt diesen Beigeschmack hat von der Palmölindustrie. Oder man kann es auch so sehen. Hier hat es
noch mal einen Sinn und wird nicht einfach nur verbrannt. Wie ist Dairy denn so groß geworden in Neuseeland? Hier war eher die Schafwirtschaft ja so groß und die Wolle und das Fleisch ist alles nach England gegangen und das wurde bis 84 wurde das subventioniert. Das Government, das Neuseeländische, hat die Hälfte mit dazu bezahlt. In 1984, ein ganz entscheidendes Jahr für die neuseeländische Wirtschaft und Milchindustrie,
a Kuhgeburt, Kalbgeburt. Ja, also die Kuh wird ein bisschen unruhig wahrscheinlich erst, dann sondert sie sich ein bisschen von der Herde ab und wenn alles glatt geht, wenn sie, also wenn das Kalb ordentlich liegt im Geburtskanal, dann legt sie sich halt hin. Und bei manchen Kühen geht es halt ganz schnell, bei anderen dauert es ein bisschen länger, aber innerhalb von zwei Stunden ist das eigentlich erledigt. Und manchmal muss man dann halt eingreifen. Die Vorderfüße müssen halt zuerst draußen sein und wenn die Hinterfüße kommen, das sieht man dann halt, weil die Hufen nach oben zeigen, dann sollte man schon eher helfen oder schnell helfen. Also wenn wir das sehen, dann machen wir das gleich, weil sonst das Kalb halt sterben kann.
die Regierung schafft alle Subventionen ab und die Landwirtschaft muss sich an den freien Markt anpassen. Auf der anderen Seite der Welt führt die EU im selben Jahr, 1984, die Milchquote ein, um eine Überproduktion zu verhindern. Denn die EU, die hat früher mal die meisten Milchprodukte exportiert. Und dann haben die Neuseeländer gemerkt, man konnte mit der Milch Geld verdienen. Und dann ist das immer mehr geworden. Es ging dann halt in die Gebiete, wo man nicht bewässern musste. Und ja, wurde da die D-Ray groß und dann ist der Milchpreis richtig hochgegangen. Man hat da richtig viel Geld für
bekommen und dann wollte halt jeder, die Schafarmer, die kein Geld verdienen mehr konnten und nur noch selber reingebuttert haben, die haben dann halt viele umgestellt. Ja, parallel kommt es auf dem asiatischen Markt zu einer hohen Nachfrage für Milchprodukte. Besonders China, das ist auch bis heute das Marketing, Milchpulver abgepackt in öko-brauen Tüten mit dem Siegel Made in New Zealand.
Das ist so ungefähr wie Made in Germany für Autos und Maschinen. Das Milchpulver aus Neuseeland, das hat einen sehr guten Ruf. In Neuseeland wird ja also durch diese ganzen Konvertierungen von den Schaffarmen wird sehr viel, ich sage jetzt Dairy Farming, also Milchproduktion gemacht auf Flächen, die gar nicht natürlich geeignet sind für Dairy Farming, wo es eigentlich zu trocken wäre, wo es nicht genug regnet und das muss bewässert werden und deswegen kommt dieser große Wasserverbrauch. Es gibt in Neuseeland aber sehr regenreiche Gebiete, wo man natürlich farmen kann. In Southland und auf...
Da wo du auch bist, Julene, das gibt es auch richtige Dairy-Gebiete, wo es einfach genug regnet, wo man ganz natürlich Gras wachsen lassen kann, wo man nicht extra bewässern muss. Da ist der Wasserverbrauch halt nicht so hoch. Aber selbst wenn man nicht bewässert, ist ja das Problem der Milchwirtschaft, dass sie die Flüsse und Bäche verschmutzen und die Kuh produziert sehr viel Methan, eines der stärksten Treibhausgase. Neuseeland, wenn Neuseeland ein Image hatte, dann war das green and clean, grün und sauber, dass man überall das Wasser aus den Flüssen trinken kann. Das ist jetzt an vielen Stellen, gerade wo viel Dairy ist, gerade wo viel Milchwirtschaft ist, nicht mehr so.
Nee, ist nicht mehr so. Irgendwann wurde ein Gesetz gemacht, dass alle Wasserwege auf Farmen abgezäunt werden müssen. Ich würde behaupten wollen, dass das in fast ganz Neuseeland schon passiert ist. Das haben, bevor diese Gesetze rauskamen,
haben das schon viele Farmer freiwillig gemacht, dass einfach eine Pufferzone aufgebaut wird zwischen Gewässern und den Weiden. Und viele Farmer haben freiwillig angefangen, da Pufferzonen zu bepflanzen. Diese Pflanzen, die ziehen halt Nährstoffe schon aus dem Boden, bevor das eingeleitet wird in die Flüsse. Mal eine Zahl an dieser Stelle. Wir haben in Neuseeland mehr als sechs Millionen Milchkühe bei etwas mehr als fünf Millionen Einwohner. Also jeder Einwohner hat ganz sicher eine Kuh. Und in Deutschland haben wir ein bisschen mehr als vier Millionen Milchkühe, also weniger, aber wir sind natürlich 85 Millionen Deutsche.
Das heißt, in Deutschland teilen sich 20 Deutsche eine Kuh. Also es gibt schon sehr, sehr viele Kühe jetzt in Neuseeland. Du hast vorhin gesagt, dass du auch mal während deines Neuseelandaufenthalts für zwei Jahre in Deutschland warst und hast auch da in einem Milchbetrieb gearbeitet. Nach dieser langen Zeit in Neuseeland, was war da total anders?
Oh Gott, fast alles. Erstmal waren wir da verantwortlich für viel mehr Mitarbeiter. Wir hatten also 1400 Kühe waren das insgesamt und das war in einem alten DDR-Stall. In Sachsen war das ja 1400 Kühe und darauf kamen 25 Mitarbeiter, wobei wir hier auf meiner ersten Farm hatten wir 1200 Kühe und da waren wir fünf Leute. Das ist ein Riesenunterschied. Dann wird halt das Futter zu den Kühen gebracht. Die Kühe haben in ganz langem Gras gestanden. Die haben uns angebrüllt, weil die Hunger hatten. Die wussten nicht, dass sie das grüne Zeugs da fressen können. Hier holen sich die Kühe das sozusagen alleine. Dann ein
Riesenunterschied war der Verbrauch an Medikamenten in Deutschland. Ja, wir haben sehr viel mehr. Also die hatten da so Hormonprogramme für jede Kuh. Die bevor, also nach der Abkalbung wurden die gleich, dass sie in ihren Zyklus wieder reinkommen, damit die schnell besamt werden können, wieder erdrächtig werden können. Kälber wurden oft gleich meistens mit irgendwelchen Antibiotikums behandelt. Wie waren die Geburten in Deutschland? Das hat mir gar nicht gefallen. Das war halt, das ganze Jahr rum wurde da abgekalbt. Und ja, da musste ich sehr oft nachts raus, weil, ja, also man kann das nicht pauschalisieren, aber eher schon, ich würde mal sagen, zwei Drittel
der Geburten nachts passieren. Und dann zu allem anderen, zu der ganzen Arbeit dann, die ich da gemacht habe, hat nachts oft das Telefon geklingelt. Und Jule, kannst du mal kommen? Hier kalbt gerade eine, kannst du es mal rausziehen? Und das war dann nicht unter Mondschein in der Düne, sondern wie lief das in Deutschland ab? Ja, das war im Stall, aber die Abkalbegruppe, muss ich sagen, das war ganz nett für die. Also die lagen in tiefem Stroh und...
Soziale Anerkennung des Berufs in Deutschland und Neuseeland? Gibt es da Unterschiede? Ei, weiß ich nicht. Kann ich mir vorstellen. Also das finde ich hier ganz toll. Du kannst halt mit deinen Arbeitsklamotten, mit den vollgeschissenen und mit den Gummistiefeln einfach so einkaufen gehen. Man zieht halt die Gummistiefel dann irgendwie vom Laden aus. Es ist halt völlig normal. Und in Deutschland, glaube ich, wäre mir das nicht eingefallen, von der Arbeit mal schnell zum Laden zu fahren und irgendwas zu kaufen und die Gummistiefel auszuziehen. Also ich glaube, da hätten mich viele Leute schief angeguckt
und wahrscheinlich rausgeschmissen. Also man riecht Naku, ganz klar. Ja, man riecht Naku. Und in Deutschland natürlich sehr viel mehr, weil du in dem Stall halt bist und da der Geruch konzentriert wird, während sich das hier verflüchtigt. Gibt es Unterschiede im Melken? Wie wird in Neuseeland gemolken und wie in Deutschland? Oh, große Unterschiede. Also hier ist alles auf Effizienz konzentriert. Das soll so schnell wie möglich gehen mit so wenig Leuten wie möglich. Jetzt noch mal das Beispiel, als ich in Deutschland gearbeitet hatte. Da hatten wir für die,
also wir haben immer um die, sag ich mal, 1000 Kühe waren immer in Milch. Die wurden einmal, dreimal am Tag gemolken, diese Kühe, durch ein 36er Karussell. Was heißt das? Also ein Melkkarussell dreht sich halt die ganze Zeit und dann geht immer eine Kuh rauf und zur gleichen Zeit eine Kuh runter und dann dreht sich das immer einen Platz weiter und dadurch kann man immer 36 Kühe auf einmal melken. Das hat aber bei den 1000 Kühen 8 Stunden pro Melkgang gedauert und dreimal am Tag haben wir gemolken, also 24 Stunden am Tag lief das Ding. Hier würde für so eine Größe an Kühen, das Melkkarussell würde wahrscheinlich 70 bis 80 Plätze haben.
Und dann würde das vielleicht vier Stunden dauern. Und man melkt hier einfach auch nur zweimal. Wie melkst du, wenn du jetzt... Ja, hängt einfach nur die Küh an. In Deutschland ist das auch nochmal ein bisschen anders. Da wird jede Kuh vorgemolken und sauber gemacht mit einem
entweder einmal saubermacht Tücher oder... Das Euter wird geputzt. Ja also die Zitzen nicht das Euter an sich nur die Zitzen. Warum putzt man die hier nicht? Eigentlich sind die immer sauber. Weil die draußen sind. Ja sie draußen sind genau. Ja und da also das ist auch wieder mit der hat wieder was mit der Effizienz zu tun. Wenn sich wenn das jetzt deutsche Milchviehfarmer hören, die schlagen die Hände über den Kopf zusammen. Das ist das Wichtigste in Deutschland. Was ist das Wichtigste?
Die Kuhfort zu melken und das Euter sauber zu machen. Ja, hier nicht. Worüber würden neuseeländische FarmerInnen die Hände über den Kopf zusammenschlagen in Deutschland? Ja, über den Arbeitsaufwand auf jeden Fall. Also wie gesagt, hier sind ja viel weniger Leute angestellt für viel mehr Kühe und einfach dieser Aufwand, weil in Deutschland halt alles in den Ställen abläuft. Da muss also der Strom ist teurer. Also es ist eine sehr viel teurere Aktion fürs gleiche Produkt sozusagen. Du zahlst mehr Löhne, du hast
höhere Lohnkosten, Stromkosten, wahrscheinlich Wasserkosten, weil mehr sauber gemacht werden muss. Und diese ganze, wie heißt der? Maintenance auf Deutsch. Instandhaltungskosten, genau. An den Gebäuden auch, das hat man ja hier alles nicht. Also hier hat man halt nur den Melkstand. Was passiert mit der Milch, Jule, wenn die abgezapft ist? Wohin geht die Milch? Was bleibt in Neuseeland? Was geht in den Export? Fast alles geht in den Export. Ich weiß zum Beispiel, dass ein Viertel aller Exportprodukte von Neuseeland sind Dairy Products. Ja nochmal zum Sacken lassen. Wenn wir uns mal alle Exporte Neuseelands angucken, dann ist die Milchwirtschaft der allerwichtigste Zweig. Danach kommen Fleisch, meistens Rind und
Lamm, Früchte, Kiwis, Äpfel, Holz und dann Wein. Wenn wir uns jetzt mal im Vergleich Deutschland angucken, was in Neuseeland die Milchwirtschaft ist, ist für Deutschland Maschinen, Ausrüstung, Fahrzeuge, Fahrzeugteile, Nahrungsmittel und Getränke machen in Deutschland nur 7 Prozent aus. Deutschland wie Neuseeland, also beide Länder sind Export-Spitzenreiter. Deutschland exportiert die meisten Fahrzeuge und Neuseeland exportiert die meisten Milchprodukte. Und in Neuseeland geht das meiste nach China und dann nach Australien und die USA. Wie machst du das, du hast Kinder? Wie macht man das mit Kindern, diesen Job?
Was ist für deine Kinder normal, was für andere Kinder vielleicht ungewöhnlich wäre? Also meine Kinder, die tragen vorwiegend Gummistiefel, auch den ganzen Tag, auch zur Schule. Ja, meine Kinder, die wissen wahrscheinlich, wie man eine Kuh melkt. Das wissen vielleicht viele Kinder auch nicht. Und wo die Milch herkommt, das wissen sie auch, dass sie nicht aus dem Supermarkt kommt. Und die wissen auch, wie viel ich für mein Geld arbeiten muss. Und die sind dann eher, wollen wir dafür Geld
ausgeben oder nicht? Lebst du immer auf der Farm? Also für den, dem die Farm gehört, lebst du da immer dann? Ja, also wenn ich richtig ein fester Angestellter auf der Farm bin, dann ja, dann wird für die Arbeiter ein Haus gestellt und genau, dann ist man immer direkt da und abrufbar. Ich stelle mir das total schwer vor, weil wenn man keine Arbeitszeit hat, die ändert. Du bist ja eigentlich immer in Alarmbereitschaft. Wie kannst du dich mal entspannen? Ich muss sagen, das ist in Neuseeland ganz anders als in Deutschland. Da hat man Feierabend und geht nach Hause. Gut, ich bin mal sagen, so aufmerksam.
Nachts, wenn man irgendwie Kühe-Muhn hört, dann steht man senkrecht rechts im Bett und läuft raus und guckt, ob alles in Ordnung ist. Also die Kühe sagen dir schon Bescheid, wenn irgendwas nicht stimmt. Wenn du jetzt wieder nach Deutschland zurückgehen würdest, was wäre dein Traumjob? Nicht auf einer Farm arbeiten. Das kann ich mir absolut nicht mehr vorstellen, das würde ich nicht wollen. Warum nicht? Einfach, dass man drin ist die ganze Zeit, die Kühe haben dieses Nichts Natürliches mehr. Ich habe immer gesagt, denen wurde der Charakter weggezüchtet. Man hat
gar nicht, also die Kühe sind ganz anders irgendwie. Die sind da einfach nur dicke, dumme Fressmaschinen. Nee, also ich glaube, ich würde keinen Spaß haben, in Deutschland mit Kühen zu arbeiten. Und man hat hier wirklich mehr Kontakt zu den Kühen oder ist, ja, irgendwie hat man mehr Zeit wahrscheinlich, sich mit den einzelnen Kühen zu beschäftigen. Jule, nimmst du uns irgendwann mal mit auf eine Geburt?
Ich möchte ja aufhören. Ich möchte nicht mehr melken. Aber was willst du danach machen? Das weiß ich nicht. Also ich habe schon meinen Traumberuf, aber den kann ich wegen den Kindern wahrscheinlich nicht machen. Ich würde gerne so die Sommersaison über auf so eine Hütte gehen und so als Hut worden oder so was und einfach irgendwo im Busch leben.
Also oder auf einer Alm in Deutschland. Könntest du dir sowas vorstellen? Weißt du, so in Bayern geht man doch im Sommer, kann man auf einer Alm leben und kümmert sich da um die Tiere. Das würde ja eigentlich sehr nahe kommen. Ja oder und Käse auch machen. Ja, das würde ich gerne machen. Sehr gerne. Kann man mit der Milch reich werden, wenn man Milchkühe hat? Ja, wenn man nicht so dumm ist wie ich. Warum sagst du das? Also der normale Werdegang hier ist, dass man sich hocharbeitet. Also man ist dann zum Beispiel erst Handmanager und dann irgendwann wird man
zum Manager. Wenn man Manager war, dann wird man Contractmilker. Das heißt, man geht auf eine Farm und übernimmt das ganze Geschäft. Also man melkt die Kühe von einem anderen Menschen auf einer Farm, die jemand anderem gehört und macht aber dieses ganze tägliche Business. Man hat seine eigenen Angestellten, seine eigene, seine Motorräder, muss die ganzen Kosten decken und hat also pauschal, sag ich jetzt mal, 20 Prozent von dem Einkommen von der Milch geht an den Contract Milker und der muss davon halt
die Kosten decken und hat sein Einkommen daraus. Wenn man dann genug Geld gespart hat, kauft man sich normalerweise seine eigene Herde an Kühen. Dann ist man ein Share Milker. Wie groß ist dann so eine Herde, die man sich so als erste kauft? Das kommt drauf an, wie groß man sein möchte, wie viel. Ab wann kann man überleben? Wenn man es alleine macht, so ab 300 Kühen. Mir wurde immer gesagt, also wenn man Contract Milking macht,
bräuchte ich 600 Kühe, um auch Angestellte mir leisten zu können. Also das ist schon, ich habe jetzt eher an so was gedacht wie 20 Kühe. Also das ist schon eine andere Dimension. Ja, ja. Und so läuft halt das System, dass man sich dann, wenn man alt, alt und grau ist, kann man, zieht man sich dann wieder aus diesem täglichen Geschäft zurück und hat aber das Einkommen von der Farm. Also das ist hier eigentlich der normale Zyklus von, von dem ganzen System.
Das ist nichts, was man im Alleingang macht. Das ist man. Da muss die Familie schon mitziehen, oder? Das wäre vorteilhaft. Ich hätte das. Ich wollte das immer machen, bevor ich die Kinder hatte. Und dann war ich ja aber alleinerziehende Mutter irgendwann. Und dann waren die Kinder klein und da hatte ich einfach nicht die Energie, weil da muss man immer ran. Immer, immer, immer, immer. Aber jetzt bin ich so alt. Jetzt traue ich es mir nicht mehr zu. 43, fühlst du dich dafür zu alt?
Ja, weil ich 20 Jahre jetzt Kühe gemolken habe und jetzt tun mir die Schultern weh, die Handgelenke. Würdest du das noch mal studieren? Nein. Ich ärgere mich jetzt so langsam, weil ich körperlich eben nicht mehr so das machen kann und das eben keine langfristige Alternative für mich ist, dass ich damals nicht Meeresbiologie
studiert habe. Du sagst zwar, du würdest es nicht mehr studieren, aber wenn jetzt zum Beispiel Leute zuhören, die ein Working Holiday machen, die hier Jobs suchen, was spricht für so eine Dairy Farm? Erstmal, dass man da wohnen kann auf der Farm. Also man hat dann nicht die Fahrtkosten zum Job. Man muss meistens Miete zahlen, aber das ist sehr günstig im Gegensatz zu irgendwo in der Stadt Miete zahlen. Dadurch, dass Leute mehr saisonal gesucht werden, also ich würde sagen, die werden am meisten für die Abkalbezeit gesucht oder für auch
Besamungszeit wahrscheinlich. Da kann man halt viele Stunden in einer kurzen Zeit machen und viel Geld verdienen. Und achso, meistens bekommt man halt Milch und Fleisch umsonst auf einer Farm. Du hast ja auch, Juli, das Interview gehört mit Ronja. Die hat ein Working Holiday Jahr in Neuseeland gemacht, hat dann auf einer Kuhfarm gearbeitet, war Vegetarierin und hat das nicht so gut hingekriegt, wurde nach zwei Wochen gefeuert. Was hast du dir da
gedacht, als du das Interview angehört hast? Ja, dass man wahrscheinlich, wenn man nicht aus der Landwirtschaft kommt oder sich nicht mental darauf einstellt, was man in der Milchwirtschaft wirklich macht, dann, dass das wahrscheinlich das Falsche ist. Also man muss sich schon im Klaren darüber sein, was Landwirtschaft oder Milchwirtschaft eigentlich beinhaltet. Eine Frage habe ich noch. Thema Besamen. Was machst du da genau? Wie machst du das? Ist
das anders als in Deutschland? Ja, das, weil das hier alles saisonal läuft, ist auch natürlich die Besamung saisonal. Das heißt, die Kühe keimen, dann bekommen, dann haben die, in Deutschland heißt das freiwillige Wartezeit, aber das kann man hier nicht festmachen, wie lange das ist. Dann wird ab Anfang November meistens bis Anfang Januar besamt. Also das ist kein natürlicher Prozess? Nein, das ist künstliche Besamung. Man sagt, ein Bulle reicht für 30 Kühe, 30 bis 60 Kühe.
Da muss man halt ziemlich viele Bullen in so eine Herde reintun. Wenn nur ein, zwei Kühe an einem Tag besamungsbereit sind, bullig oder wie man das auch sagen möchte, dann hüpfen die da alle auf der Kuh rum und können da auch mal schnell die Hüfte brechen. bereit sind, bullig oder wie man das auch sagen möchte, dann hüpfen die da alle auf der Kuh rum und können da auch mal schnell die Hüfte brechen. Und das ist dann weniger spaßig. Und so eine Bullen
sind halt auch ein Health and Safety Problem, weil wenn die bei Melken in dem Vorwartehof mit drin sind, das ist immer ein Sicherheitsproblem, weil die eh schon sehr aggressiv sind, also sehr viel aggressiver als eine Kuh. Wie kommt das Sperma in die Kuh? Das macht ein Samungstechniker, der taut dann entweder das gefrorene Sperma auf oder nimmt das frische. Der macht es in eine Pistolette rein und geht dann mit der einen Hand rektal in die Kuh und mit der anderen Hand führt man in die Vulva die Pistolette ein und dann fädelt man sich durch die Cervix
durch und wenn man dann am richtigen Spot ist, dann drückt man ab. Da hast du das jemals schon mal gemacht? Ja. Ja, ich habe einen Besamungskurs gemacht. Das wäre eine sehr gute Verdienstmöglichkeit hier, wenn man besamen kann. Es werden immer Besamer gesucht, die rumherfahren und Kühe besamen und
da kann man viel Geld verdienen. Nur, dass ich es richtig verstehe, der Job ist acht Stunden lang. Es ist nicht acht Stunden, es ist einfach, man macht so viele Kühe, wie man da hat. Und dann ist man fertig. Man fährt dann halt von Farm zu Farm, man sitzt da viel im Auto. Ja, und dann macht man halt die Kühe, der Farmer stellt die bereit für einen. Man braucht da halt dann nur die Nummern abgleichen
und dann guckt man im Computer nach, welchen Bullen man auch für die benutzen kann. Manchmal geht's halt nicht wegen Inzest und dann hat man einen Assistenten mit und der lädt eigentlich das Sperma für einen und dann geht man raus und macht das und man ist da auf einer Farm. Ich würde mal sagen, wenn man 15 Minuten auf einer Farm ist, wäre das so normal. Ich habe einen Besamungstechniker in Deutschland, falls du mit einem reden willst. Den Kontakt gibst du mir noch,
das finde ich total spannend. Also ein weites Feld, vor allen Dingen glaube ich für alle, die sonst überhaupt nichts damit zu tun haben. Jule, danke, dass du uns heute die Augen geöffnet hast. Der Finger geht noch mal hoch. Was hast du noch vergessen, Jule? Ich wollte auch noch mal wirklich sagen, dass die meisten Farmer hier, die lieben ihre Kühe. Eine Kuh hier kostet um die 2000 Dollar. Kühe haben hier wirklich, also nicht nur hier, aber das ist halt ein Wert. Und ich sag mal jetzt, der normale Farmer, der passt ganz doll auf,
dass die Kühe nicht irgendwie leiden oder sterben oder irgendwie die nicht richtig behandelt werden, weil es wirklich ja das Kapital ist, auf dem alles aufgebaut ist. Ich fand das wirklich so spannend, Jule, du hast es toll gemacht. Ja, danke Jenny.
Ich würde sagen, wir sehen uns hier wieder, wenn wir dann einfach mal bei einer Geburt dabei sind. Genau. Bis dann. Tschüss. Das war das Interview mit Jule. Guckt mal in die Episodenbeschreibung, da habe ich euch noch ein
paar Links reingepackt mit Videos direkt von Jules Farm. Da ist ganz tolles Material dabei.
Transcribed with Cockatoo