HOLY SHEEP - Neuseeland

Jenny Jakobeit

Wie sieht eine neuseeländische Universität aus? - Einblicke aus Auckland mit DAAD-Lektorin Mareike

02.08.2024 43 min Jenny Jakobeit

Zusammenfassung & Show Notes

·        HOLY SHEEP NEUSEELAND – der größte, deutschsprachige Neuseeland-Podcast
·        Aktuell: Staffel zum Bildungssystem
·        🎧Heute im Podcast: Universität in Neuseeland

Bildung muss man sich leisten können! Studieren in Neuseeland
 
 Mareike (42) berichtet aus der 𝗴𝗿öß𝘁𝗲𝗻 𝗨𝗻𝗶𝘃𝗲𝗿𝘀𝗶𝘁ä𝘁 𝗡𝗲𝘂𝘀𝗲𝗲𝗹𝗮𝗻𝗱𝘀.
 𝗗𝗶𝗲 𝗨𝗻𝗶𝘃𝗲𝗿𝘀𝗶𝘁𝘆 𝗼𝗳 𝗔𝘂𝗰𝗸𝗹𝗮𝗻𝗱 / 𝗪𝗮𝗶𝗽𝗮𝗽𝗮 𝗧𝗮𝘂𝗺𝗮𝘁𝗮 𝗥𝗮𝘂
 (Platz 65 im QS World University Ranking 2025, mehr als 1500 Universitäten im Vergleich)
 
 Mareike 𝘂𝗻𝘁𝗲𝗿𝗿𝗶𝗰𝗵𝘁𝗲𝘁 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵 an der Universität und 𝘃𝗲𝗿𝘁𝗿𝗶𝘁𝘁 𝗱𝗲𝗻 𝗗𝗔𝗔𝗗.
 
 𝗨𝗻𝗶𝘃𝗲𝗿𝘀𝗶𝘁ä𝘁𝗲𝗻 𝗶𝗻 𝗡𝗲𝘂𝘀𝗲𝗲𝗹𝗮𝗻𝗱
 Der 𝗴𝗿öß𝘁𝗲 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝗶𝗲𝗱 sind die 𝗦𝘁𝘂𝗱𝗶𝗲𝗻𝗴𝗲𝗯ü𝗵𝗿𝗲𝗻
 NZ$ 20.000,- bis NZ$ 100.000 𝗽𝗿𝗼 𝗦𝘁𝘂𝗱𝗶𝗲𝗻𝗷𝗮𝗵𝗿 (€𝟏𝟏.𝟎𝟎𝟎 𝗯𝗶𝘀 €𝟓𝟓.𝟎𝟎𝟎)
In Neuseeland sind die 𝐃𝐮𝐫𝐜𝐡𝐟𝐚𝐥𝐥𝐪𝐮𝐨𝐭𝐞𝐧 𝐬𝐞𝐡𝐫 𝐠𝐞𝐫𝐢𝐧𝐠. Lehrende sind bestrebt ihre Studierenden zum Erfolg zu führen.
 
Die Regelstudienzeit beträgt 3 Jahre. (Bachelorabschluss). Danach gehen die Absolventen in einen Beruf, der nicht unbedingt etwas mit dem Studium zu tun hat.
 
 In Deutschland fokussiert sich das Studium sehr konkret auf eine Karriere.
 
 „Ich finde es schwierig, Bildung als Serviceleistung zu sehen. Insbesondere im Hochschulbereich“
 
𝗦𝗽𝗿𝗮𝗰𝗵𝗲 𝗮𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗨𝗻𝗶𝘃𝗲𝗿𝘀𝗶𝘁ä𝘁
Die Universität ist zweisprachig, Te Reo Māori wird integriert.
Viele E-Mails beginnen mit „Kia Ora“ oder enden mit „Ngā mihi“ (Viele Grüße)
Versammlungen in der Fakultät beginnen mit einem „Mihi“, einer traditionellen Begrüßung auf Māori.
 
𝗞𝗿𝗶𝘁𝗶𝗸 𝗮𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗨𝗻𝗶𝘃𝗲𝗿𝘀𝗶ä𝘁
In Neuseeland wird Kritik als Sandwich verpackt. Erst das Positive, ein wenig subtile Kritik und am Ende noch mal ein Lob. Kritik wird nicht direkt geäußert, weil man das Gesicht der anderen Person wahren will.
 
 In Deutschland ist Kritik bzw. eine Rückmeldung direkt, professionell und nicht persönlich.
 
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Transkript

und aktuell lebt sie in Auckland. Auch hier unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache in der größten Universität Neuseelands. Ja und heute gibt es richtiges Insiderwissen. Was ist denn eigentlich anders in Neuseeland? Der größte Unterschied ist natürlich, dass man in Neuseeland Studiengebühren bezahlt. Ich finde es aber schwierig, Bildung als Serviceleistung zu sehen, insbesondere im Hochschulbereich. Außerdem präsentiert Mareike das deutsche Hochschulsystem für den DAAD, den Deutschen Akademischen Austauschdienst. Ganz viel Freude mit dieser Episode. Mareike hat mich in Daniden in unserem Podcaststudio mitten im Gewächshaus besucht, denn wie immer spreche ich mit unseren Gästen persönlich und in diesem Fall heißt es, dass wir erst mal morgens um 10 Uhr mit einem Kaffee durch unseren Garten stapfen, um überhaupt in das Podcaststudio zu kommen. Wir sitzen umgeben von Heu, das in unseren Hühnerstall kommt. Das ist kein Geruch, den du in Auckland wahrnimmst. Überhaupt nicht. Auckland ist die größte Stadt des Landes. Ich wohne mitten in der Innenstadt, in einer Wohnung. Da ist Heu sehr weit weg und deshalb freue ich mich. Ich bin hier bei dir Jenny im Gewächshaus. Es wachsen Tomaten, es gackern Hühner umher, es riecht nach Heu. Es ist wie so ein Ausflug aufs Land in Daniden, die ja eigentlich auch eine große Stadt ist. Also es ist die zweitgrößte Stadt auf der Südinsel. Die größte Stadt des Christchurch, richtig? Richtig. Und tatsächlich ist Daniden auch berühmt berüchtigt als Studierendenstadt in Neuseeland, denn es gibt hier die University of Otago. Die älteste Universität in ganz Neuseeland. Und ich glaube Daniden ist auch eine ziemlich wilde Studenten- oder Studierendenstadt, denn im Gegensatz zu Auckland gibt es hier so viele kleine Stadtvillen, wenn man das so sagen möchte, die als WG für Studierende herhalten. Also viele kleine Häuschen, so diese typischen bis zu 100 Jahre alten Häuschen, korrigier mich, falls ich hier falsch liege, Jenny, sind von Studierenden bewohnt und das ist relativ typisch für Daniden und findet man so in Auckland zum Beispiel gar nicht. Das finde ich total spannend, dass du das sagst, Mareke, weil ich seitdem ich das erste Mal in Daniden war, vor 13 Jahren das erste Mal, da wollte ich schon mal eine Dokumentation anbieten oder machen über diese Studentenvillen. Weil das sind wirklich so total abgerockte Häuser, wo Couchen draußen stehen und alles wild durcheinander läuft. Und du denkst dir, was machen denn Studenten in einer Villa mitten in der Stadt? Das ist natürlich keine Villa, aber die Häuschen sehen von außen schon gut aus. Die sind halt sowas von runtergekommen. Ja und ich finde das irgendwie total nett und sympathisch, denn wenn ich mir das so überlege in Auckland, so diese innerstädtischen Villen in Anführungszeichen, die sind wahnsinnig teuer und sind in irgendwelchen Besitz von irgendwelchen reichen Aucklandern und die würden im Traume nicht daran denken, das an Studierende zu vermieten. Also vielleicht denke ich da nochmal drüber nach über diese Dokumentation oder ich habe auch mal überlegt, ob man nicht so eine abgerockte Villa kauft und die wieder herrichtet. Würdest du die dann an Studenten vermieten? Selber drinne wohnen? Wahrscheinlich. Aber kennst du, gibt es das auch in Auckland diese O-Days, wenn die anfangen? Diese Orientation Days, ja. Und das ist was ganz Spannendes, was ich so in der Art aus Deutschland auch überhaupt nicht kenne. Also diese Orientation Week, Orientation Days, das ist die Zeit, wo dann die neu eingeschriebenen Studierenden das erste Mal auf dem Campus unterwegs sind, ganz aufgeregt sind und meistens geht da auch jemand vorne weg mit einem bestimmten T-Shirt, wo dann irgendwie Guide oder so drauf steht. Also es ist dann schon so ein älterer Studierender oder eine ältere Studierende, die über den Campus führen und die ganzen Neulinge und Studienanfangende, Anfängerinnen und Anfänger über den Campus führen und da ist so eine aufgeregte Stimmung, die dann plötzlich nicht nur über dem Campus liegt, sondern direkt auch über der Stadt. Denn insbesondere der neuseeländische Sommer, das sind die langen Semesterferien, die teilweise drei, dreieinhalb Monate lang sind, da ist auch Auckland fast wie ausgestorben. Also da ist irgendwie die Stadt wie leer. Also viele viele Aucklanderinnen und Aucklander sind dann auch irgendwo im Urlaub. Das sind ja auch Schulferien. Da verbringt man dann die Zeit in seiner Batch am Strand oder irgendwo in den Bergen. Also das ist so der kleine Bungalow. Und die Studierenden sind noch nicht da, aber dann so, wenn es auf die Vorlesungszeit zugeht, dann kommen die ganzen Studierenden zurück und plötzlich kommt das Leben zurück auf den Campus. Und gerade so die neuen Studierenden bringen da so eine gewisse Aufregung mit. Und nicht selten sieht man auch Eltern, die dann mit ihren Kindern dann durch den Campus oder durch die Stadt gehen und sich einfach orientieren. Wo ist was und wo schreibt man sich ein? Was kann man erleben? Wo finde ich wen? Und ja, das ist eine ganz spannende Zeit. Das gibt es in Deutschland in dem Sinne, glaube ich, nicht. Also hier gibt es auch hier in Däniden ist es gewinnen möchte, macht dann irgendwie so ein Undercut oder was gerade aktuell ist, macht dann umsonst einen Haarschnitt für die Studenten, der aktuelle Mallet, aber nur im Süden. Ich habe gehört in Auckland gibt es keine Mallets und ich habe das tatsächlich neulich mit Studierenden thematisiert und habe das Wort Fokuhila eingeführt, also vorne, kurz, hinten, lang. Das fanden die ganz witzig und auch das schönere Wort für Mallet. Aber ja, also bei uns in Auckland finden dann auch so kleine Konzerte statt. Überall sind kleine Bühnen aufgebaut und gerade auch noch so in der ersten Woche der Vorlesungszeit konkurrieren dann auch die Studentenclubs dann um neue Mitglieder und das wird dann oftmals auch lautstark mit Bands umgesetzt und da sitzt man dann schon mal so im Büro oder unterrichtet auch so in der ersten Woche und hat im Hintergrund dann diese Musik, die dann überall von überall herkommt. Ja, also das ist eine ganze Menge los. Mareike, nimm uns mal mit in deine Universität in Auckland. Was hat die so für einen Ruf international? Ja, die University of Auckland ist tatsächlich die größte Universität Neuseelands und hat international, wenn man den Rankings glauben darf, einen ganz guten Ruf. Also wir sind momentan gerankt, ich glaube auf Position 64, worüber die Uni auch sehr, sehr stolz ist. Wer ist immer so ganz vorne mit dabei? Welche Länder? Ja, ganz vorne mit dabei sind natürlich die Ivy League Universitäten in den USA oder auch die Universitäten in Großbritannien, also Cambridge zum Beispiel. Und tatsächlich auch vorne mit dabei sind Universitäten in China, zum Beispiel die Tsinghua University in Peking. Also da passiert viel, wobei die ETH Zürich ist jetzt die erste große renommierte Universität, die ihren Rücktritt aus den Rankings bekannt gegeben hat, denn die Rankings besagen letztendlich auch nicht zu viel über die Qualität in welchem Bereich auch immer. Wir haben ja in den letzten Folgen schon viel über die Schule geredet und da spielt die Schuluniform eine große Rolle. Wie sieht das an der Universität aus? Gibt es da eine Uniform? Es gibt natürlich keine Uniform und ich habe das Gefühl, dass Studierende auch diese Freiheit nutzen, endlich keine Schuluniform tragen zu müssen. Das heißt, plötzlich können sie sich ausdrücken in ihrer Kleidung und das tun sie auch. Also man sieht wirklich alles an Subkulturen, was man sich vorstellen kann. Jede Art von Kleidung, vintage, super modern, traditionell, crazy, chaotisch, ja alles ist denkbar. Und ich finde, das ist auch so ein ganz toller, schöner Aspekt, dass die Studierendenschaft, zumindest erlebe ich das so in Auckland, total divers ist, auch was Kleidung angeht und nicht so dieses typische Zara, H&M, dieser Stil vorherrscht, sondern dass alles... Habt ihr H&M? Wir haben tatsächlich auch H&M, ja, aber das ist nicht das, was man bei den Studierenden sieht. Also es ist eine ganz wilde Mischung und alles ist erlaubt. Und ich glaube, das ist auch was sehr, sehr Schönes in Neuseeland. Oder ich kann natürlich nur aus Aucklander Sicht sprechen, wie divers man sein kann, ohne verurteilt oder beurteilt zu werden. Gibt es gerade so Trends, die du siehst, dass du sagst, jetzt haben wieder alle zerrissene Jeans an oder gibt es irgendwas, wo du sagst, alle haben Crocs? Alle haben Crocs natürlich und alle haben Crop Tops, also bauchfrei ist ein Trend. Irgendwie gefühlt jeder in Neuseeland ist tätowiert. Also man sieht wahnsinnig viele Tätowierungen und die auch gesellschaftlich akzeptiert sind. Wobei Studierende haben nicht unbedingt die finanziellen Mittel, um sich jetzt über und über tätowieren zu lassen. Aber was man tatsächlich sieht, ist weite Hosen, auch so ein bisschen dieser Mom-Style-Jeans, Doc Martens, also feste Schuhe, Lederstiefel, um natürlich der bösen Welt zu trotzen, die hier in Neuseeland gar nicht so böse ist. Ich glaube, alles ist denkbar, alles in Auckland, das Schöne ist, wie divers es ist. Ist die Sprache auch divers? Ja, in vielerlei Hinsicht. Also divers, auch in der Hinsicht, dass man Tere Yo Maori integriert. Also die Universität ist zweisprachig und viele E-Mails beginnen auch mit Kiora oder enden mit Namihi, was also Hallo und Namihi viele Grüße bedeutet. Versammlungen in der Fakultät zum Beispiel beginnen auch mit einem Mihi, also einer Begrüßung, einer traditionellen Begrüßung auf Maori. Und das wird schon sehr gelebt. Das ist das eine, die Diversität in Sprache, und das andere, dieses große Thema, was in Deutschland sehr kontrovers diskutiert wird, dieses Gendern, also Inklusivität von Sprache, non-binare Sprache, das wird, denke ich, sehr gelebt, ist sehr selbstverständlich, also dass man auch Pronomen benutzt. Und ich unterrichte ja Deutsch an der Universität und ich komme da teilweise in Situationen, wo ich den Studierenden gar nicht so 100% genau sagen kann, wie wir das auf Deutsch machen. Denn es gibt kein 100%iges, wie wir das auf Deutsch machen, weil vieles eben in der Diskussion ist und vieles kontrovers auch diskutiert wird. Bayern hat ja jetzt unglücklicherweise auch noch verboten, dass gegendert wird. Was sagst du dazu? Ich finde das fürchterlich. Ich finde, Sprache muss inklusiv sein, Sprache muss alle Menschen reflektieren und auch präsentieren, repräsentieren. Und ich finde das fürchterlich und mir ist es regelrecht peinlich, meinen Studierenden solche Dinge auch zu erklären, mitzuteilen. Ich würde gerne einfach sagen, okay, das sind die Pronomen, wie wir das auf Deutsch sagen. Also dieses they, them, wie sagt man das auf Deutsch? Ich habe neulich mal ein bisschen recherchiert. Es gibt mittlerweile 20 verschiedene Arten, wie man they, them auf Deutsch ausdrücken kann. Was gebe ich meinen Studierenden mit? Es ist wahnsinnig schwierig. Oder benutzt man nun das Gender-Sternchen oder ein Doppelpunkt? Was benutzt du? Also ich benutze den Doppelpunkt und das auch sehr gerne. Es ist einfach auf der Tastatur auch schneller als so ein Sternchen. Ich finde, der Doppelpunkt liest sich besser, weil man da nicht so drüber stolpert, weil es irgendwie mehr Normalität in den Text bringt, finde ich. Und es lässt sich einfach schneller tippen. Das ist natürlich nur eine persönliche Bevorzugung jetzt, Aber ich finde das ganz, ganz wichtig und ich finde das auch wichtig, mit meinen Studierenden das auch in den Kursen zu besprechen, denn es gibt non-binäre Personen, die meine Kurse besuchen. Und gerade wenn man auch Deutsch unterrichtet, die Pronomen unterrichtet, er, sie es so eine gelebte Normalität in Neuseeland ist, die ich auch gerne sprachlich umsetzen möchte. Es ist natürlich in der englischen Sprache sehr viel einfacher, denn wir haben keine weiblichen und männlichen Formen. Es gibt nicht die Lehrerin und den Lehrer, sondern es gibt den Teacher. Also da kommt die Sprache im Englischen schon entgegen. Ja, 100 Prozent, absolut. Man kann natürlich dann auf Deutsch auch Lehrende, die lehrende Person, die Lehrkraft sagen, anstatt Lehrer oder Lehrerinnen. Wenn du jetzt, Mareike, eine Universität mit einer deutschen Uni vergleichst, was sind so die gravierenden Sachen, wo du sagst, das läuft anders in Neuseeland? Der größte Unterschied ist natürlich, dass man in Neuseeland Studiengebühren bezahlt. Und in Deutschland zahlt man keine Studiengebühren, man bezahlt eine Semestergebühr, wo man dann auch das Semesterticket bekommt. Man bekommt dann vergünstigt das Essen in der Kantine, man unterstützt die Studierendenräte oder die Fachschaftsräte. Hier in Neuseeland bezahlt man Studiengebühren, das heißt, man bezahlt für seine Ausbildung. Und ich denke, das hat auch einen gewissen Einfluss darauf, wie Universität gesehen wird in den verschiedenen Ländern. Also hier in Neuseeland spüre ich eine starke Serviceorientierung gegenüber den Studierenden. in gewisser Weise Kunden der Universität. Und in Deutschland ist die Universität ja als Ort des Wissens oder als Ort des Lernens gesehen und des Forschens. Und man hat weniger diese Serviceorientierung als vielmehr dieses, wir forschen und lernen an diesem Ort und wir teilen unser Wissen. Aber was ihr mit dem Wissen macht, das liegt ganz an euch. Also ich habe das Gefühl, in Deutschland liegt ein großer Teil der Verantwortung, wie viel man für aus dem Studium mitnehmen an der Universität, auf Seite der Lehrenden liegt. Und dementsprechend sind die Erwartungen ante Fachbereiche eine entsprechend hohe Durchfallquote haben, aussieben, 70 Prozent fallen durch. Welche denn? Oje, also es gab dann, ich habe ja Soziologie im Hauptfach studiert, da gab es so eine ganz bestimmte Vorlesung, Makrosoziologie, da wusste man schon, oh oh oh, 70 Prozent der Leute fallen durch. Oder Statistik, Statistikseminare, man musste Statistik 1, 2, 3 belegen, gerade wenn es um empirische Sozialforschung geht oder auch qualitative Sozialforschung, wobei das war immer einfacher. Aber Statistik, das waren so die Rausschmeißer-Seminare, da sind ganz viele durchgefallen. Das gibt es hier in Neuseeland nicht. Also man ist sehr bestrebt als Lehrkraft, seine Studierenden komplett mitzunehmen, zum Erfolg zu führen. Und das hat natürlich, also ich möchte damit nicht sagen, dass ich das gutheiße. Also ich möchte weder gutheißen, dass in Deutschland viele Seminare so Ausziehbar-Seminare sind, noch möchte ich gutheißen, dass man, koste es, was es wolle, alle Studierenden mit durchzieht, weil in gewisser Weise sind ja auch Prüfungen eine Motivation zu lernen. Natürlich setzt man voraus so eine gewisse intrinsische Motivation, wenn man studiert, dass man einfach Lust hat auf das Fach und Lust hat auf das Studium, aber gleichzeitig weiß man auch, es gibt bestimmte Fachbereiche oder bestimmte Seminare, die muss man irgendwie jetzt überleben, wie zum Beispiel Statistik und Soziologie. Aber natürlich sollte man als Lehrkraft dann auch so gut wie möglich auf seine Studierenden aufpassen und sie mitnehmen und das nicht als die, wie sieben jetzt die Spreu vom Weizen oder wie man so schön sagt. Ja, es ist eine zweischneidige Geschichte. Ich finde es aber schwierig, Bildung als Serviceleistung zu sehen, insbesondere im Hochschulbereich. Das ist auch total normal in Neuseeland, dass wenn du deinen Abschluss hast in der Uni, dass du danach deine Schulden abbezahlst. Dass jeder Neuseelander weiß, wie andere einen Hauskredit abzahlen. Ich zahle jetzt erst mal meine Schulden ab für das Studium. Genau, also in Deutschland hat man dann vielleicht diesen BAföG-Anteil, den man zurückzahlen muss. Aber hier in Neuseeland startet man mit einer ganz anderen, was im Sinne des Wortes, Schuld ins Berufsleben. Und das ist natürlich auch einerseits eine Belastung, andererseits auch wieder eine Ungerechtigkeit, denn studieren muss man sich auch leisten können. Und man nimmt dann Kredite auf oder man wird von seinen Eltern finanziert oder man geht während des Studiums arbeiten, wo dann natürlich dann auch die Aufmerksamkeit für Studium dann leidet, wenn man arbeiten geht. Sind die neuseeländischen Studentinnen anders als deutsche? Ich habe die ganzen letzten Jahre immer im Ausland unterrichtet. Das heißt, ich habe nicht den direkten Vergleich mit deutschen Studierenden. Ganz kurze Einschubmarrecke. Du warst in China, du warst in Polen. Ich finde es eigentlich ganz spannend, vergleich doch mal, auch wenn wir auf der einen Seite schätzen, wer das alles divers ist und dann stelle ich dir die Frage, wie sind denn die alle? Natürlich sind die nicht alle gleich, aber es gibt natürlich in jedem Land gewisse Stereotypen oder gewisse Verhaltensweisen, die einfach sehr ähnlich sind, dass man sagt, das ist schon typisch China. Natürlich ist China ganz anders als zum Beispiel das Neuseeländische oder die die neuseeländischen Studierenden. In China gibt es ganz große Hierarchie- unterschiede. Also die Lehrkraft ist absolut oben in der Hierarchie und da wird nichts kritisiert, hinterfragt oder überhaupt, dass man die Lehrkraft anspricht, ist relativ selten. Hier in Neuseeland spüre ich keine Hierarchie, was ich in gewisser Weise sehr angenehm empfinde. Das heißt, man kommt ins Gespräch mit den Studierenden. Die Studierende hinterfragen Dinge, sie stellen mir Fragen, sie hinterfragen auch Dinge, sie stellen Fragen über den eigentlichen Unterrichtsinhalt hinaus. Sie sind auch auf neuseeländische Art und Weise kritisch. Das heißt, in Neuseeland verpackt man ja Kritik immer wie so ein Sandwich, also erstes Po. Erkennst du die Kritik? Mittlerweile ja. Also es ist eine sehr subtile Kritik. Also es wird immer verpackt in Lob, so ein bisschen subtile Kritik und dann endet man wieder mit einem Lob. Und man muss da sehr genau, gerade als deutsche Person, sehr genau zuhören und sehr genau auch die Hintergründe wissen, wie Kritik auch in Neuseeland geäußert wird, um die Kritik dann wirklich zu verstehen. Weil aus Deutschland kommend ist man es gewohnt, dass Kritik sehr direkt geäußert wird, sehr professionell geäußert wird und wenig Berührungspunkte auch mit Persönlichem hat. Und hier in Neuseeland ist das anders. Hier gibt es nicht so diese Unterscheidung zwischen professionellen und persönlichen, also diese Grenzen verschwimmen. Und Kritik wird nicht gern geäußert, weil man ja doch die Person auch gerne ihr Gesicht wahren lässt und man ist auch alles andere als direkt. Und deshalb muss man sehr genau zwischen den Zeilen lesen, sehr viel Fingerspitzengefühl mitbringen und wirklich auf die Kleinigkeiten achten, die dann geäußert werden, um zu verstehen, damit ist man jetzt nicht so einverstanden oder nicht zufrieden oder man möchte, dass ich das anders mache. Also muss man schon sehr genau hinhören und seine deutsche Brille auch absetzen und versuchen, anders auf die Person, mit der man da zu tun hat, einzugehen. Welche Kritik hast du schon vernommen, die du bekommen hast? Ich würde zu viel verlangen. Das ist die Kritik, die ich hin und wieder höre, dass ich hohe Erwartungen an meine Studierenden habe, dass sie viel außerhalb des Unterrichts auch erledigen. Und es gibt Studierende, die ächzen unter den Aufgaben, die ich aufgebe und können vielleicht auch mit einer gewissen Freiheit nicht umgehen, die ich meinen Studierenden auch gebe in Hinsicht kreativer Umsetzung von Aufgaben. Also ich gebe relativ wenig Vorgaben, ich gebe Eckpunkte, zum Beispiel wenn ich Projektarbeit mit meinen Studierenden mache, ein Video drehen oder auch ein Podcast aufnehmen, mache ich auch im Unterricht, gebe ich relativ wenig Eckpunkte, um die Kreativität zu inspirieren bei Studierenden. Und die sind das, glaube ich, gar nicht so gewohnt. Die möchten sehr genau wissen, welchen Schritt muss ich tun, welcher Schritt kommt danach, wie wird dieser Schritt bewertet, wie bekomme ich Punkte auf was. Bei dem Projekt, was wir da machen müssen, so dieses kreative, freie, Projekte sich entwickeln lassen, ist man nicht so gewohnt, zumindest aus meiner Erfahrung bisher. Und das wundert mich so ein bisschen, weil ich schon das Gefühl habe, dass man in Neuseeland auch Kreativität fördert in den Schulen, Freiraum lässt. Aber ich glaube, der Druck generell an Universitäten ist sehr hoch, erfolgreich zu sein und gleichzeitig auch der Druck, effizient zu studieren. Gerade weil Studium so teuer ist, weil das Leben so teuer ist, haben viele Studierende einen Nebenjob, teilweise auch mehr als nur einen Nebenjob. Und alles dann effizient für sich zu planen und in seinen Tagesablauf zu bekommen, da möchte man genau wissen, was wird von mir erwartet und was muss ich tun, um diese Erwartungen zu erfüllen, ohne jetzt zu viel Zeit und Arbeit zu investieren. Das ist total spannend, dass du das sagst, weil ich habe auch noch nie jemanden in Neuseeland getroffen, der zum Beispiel gesagt hat, ich habe jetzt einfach mal zehn Jahre studiert, weil ich mochte das Studentenleben so und mich haben dann noch drei andere Sachen interessiert. Dann habe ich nochmal das Studium angefangen. Das hörst du nicht. Das kann sich auch keiner leisten. Das kann sich ja keiner leisten. Also die meisten studieren drei Jahre, dann hat man den Bachelorabschluss und dann geht es ans Geldverdienen. Und das heißt auch gar nicht, dass man danach in dem Bereich dann auch arbeitet, wo man seinen Studienabschluss hat. Manche machen dann noch ihren Master, aber typisch ist, dass man diese drei Jahre mit dem Bachelorabschluss an der Universität als in gewisser Weise Vorbereitung auf den Beruf ansieht. Und dann den eigentlichen Beruf, den lernt man dann beim Tun. Man hat den Abschluss, man hat diverse Erfahrungen, diverse Kompetenzen, die man aus dem Studium mitbringt, aber das Eigentliche, was wichtig ist, lernt man dann im Beruf. Und ich glaube, das ist auch ein ganz großer Unterschied zu Deutschland. In Deutschland studiert man sehr konkret auf eine Karriere hin. Man macht den Bachelor, man schließt den Master an, im Master macht man die Spezialisierung in seinem Fachbereich und dann steigt man genau in diesem, in diesem, oder die meisten steigen genau in diesem Bereich ein, um dann in diesem Bereich auch in gewisser Weise eine Karriere zu machen. Ich glaube, in Neuseeland ist das anders. Da gibt es mehr Möglichkeiten und man ist weniger in diesem sehr engen Korsett daran anschließen zu müssen, womit man sich im Studium beschäftigt hat. Und was ich auch hier so mitbekomme, dass Menschen, die 40, 50, 60 sind, sagen, ich gehe jetzt noch mal zur Uni und ich mache jetzt noch mal diesen Schein in dieser Sache, weil mich das interessiert. Ja, das gibt es auch. Es gibt es leider, finde ich, immer noch viel zu wenig, aber das gibt es auch. Ich habe auch in meinen Kursen Studierende sitzen, die deutlich über 40 sind, teilweise über 50 und einfach noch mal Lust drauf haben, Deutsch zu lernen und die machen dann ihren Bachelor in German Studies oder machen so ein Modul auf Deutsch und studieren dann oder belegen auch noch andere Fächer oder andere Seminare in anderen Fachbereichen. Das finde ich ganz, ganz spannend. Und die älteren Studierenden, zumindest ist das mein Eindruck, sind auch gut integriert in der Gruppe und bringen eine gewisse Erfahrung mit, aber strugglen auch so ein bisschen damit, was studieren heutzutage bedeutet. Das sind meistens auch sehr gut ausgebildete Menschen, die vor 20, 30 Jahren schon mal ein Studium absolviert haben und schauen jetzt natürlich mit großen Augen auf das, wie Universität heutzutage passiert. Auch gerade Stichwort Digitalisierung und Stichwort auch Asynchrones Lernen oder Remote Lernen. Das sind natürlich alles Begriffe, die es damals noch nicht gab und die durch die Pandemie auch befeuert wurden. Und das ist für viele Studierende heutzutage fast schon normal, dass man auch mit Lernvideos arbeitet, dass man alles digital organisiert, dass es Lernplattformen online gibt, wo man Material findet, wo man Prüfungsleistungen einreicht oder auch wie in meinen Kursen, die sehr projektbasiert sind, dass man Videos dreht und dass man auch sich mit Podcastschnitt und so auskennt. Und das ist für viele Studierende tatsächlich fast schon eine Selbstverständlichkeit, aber für die älteren Studierenden halt noch nicht. Aber ich finde es toll und ich finde, es müssten viel mehr ältere Studierende auch tatsächlich zurück an die Universität kommen, weil auch junge Studierende davon profitieren können, wenn ältere Menschen mit ihren Erfahrungsschatz dann zurückkommen an die Uni und dann auch mit dem Kurs sitzen. Marijke, was kann sich so eine deutsche Uni von einer, was kann die von einer neuseeländischen lernen? Lehre und Forschung, das heißt, es wird geforscht, unabhängig davon, dass man in Vorlesungen sein Wissen teilt. Aber ein großer Anteil ist natürlich auch die Lehre, das heißt der Umgang mit Studierenden. Und ich finde, in der Hinsicht ist Neuseeland sehr, sehr gut, weil man sich sehr um seine Studierenden kümmert und bemüht. Und die Zugänglichkeit von Lehrenden empfinde ich in Neuseeland als viel, viel besser. Also ich kann mich, wenn ich mich so zurückerinnere an meine eigene Studierendenzeit, ja, man ging nur zu einer Sprechzeit, wenn es unbedingt notwendig war, weil der Professor oder die Professorin war wirklich so eine Respektsperson und auch in der Hierarchie unglaublich weit über dir. Und man hat sich schon immer gefreut über so eine Audienz, wenn man mal eine bekommen hat, für zehn Minuten mal über eine Hausarbeit sprechen zu können. Das ist hier in Neuseeland ganz, ganz anders und das, finde ich, ist was, was man sich in Deutschland durchaus abschauen kann. Auch generell, wie man diese O-Weeks, O-Days, diese Orientation Weeks auch hier durchführt. Ich finde, man muss junge Menschen besser auffangen, wenn sie ihren neuen Lebensabschnitt an der Universität beginnen, denn es ist ein neuer Lebensabschnitt. Viele ziehen von zu Hause aus, ziehen in die Universitätsstädte, müssen sich komplett neu orientieren im Leben. Und dieses, plötzlich lernt man was, wofür man sich ganz aktiv entscheidet. Also man hat nicht nur 45 Minuten Mathematik und dann 45 Minuten Sozialkunde und 45 Minuten Latein, Englisch und so weiter und so fort, wie es an Schulen in Deutschland der Fall ist, sondern plötzlich kann man sich mit Themen beschäftigen, die einen sehr interessieren, obwohl eine intrinsische Motivation, also eine Motivation von sich selbst heraus da sein sollte. Aber da müssen junge Menschen mehr aufgefangen werden, denn es gibt ganz viele ganz viele Themen, die gleichzeitig damit aufkommen. Und in dem Zusammenhang, ich finde das ganze Thema mentale Gesundheit bekommt in Neuseeland große Aufmerksamkeit, auch an den Universitäten, auch Neurodiversity, also wie sagt man das auf Deutsch? Solche Themen wie Autismus oder ADHS oder auch Dyslexie, das bekommt eine ganz andere Aufmerksamkeit und wir Lehrende an Universitäten, wir werden auch in Workshops geschult, solche Dinge zu erkennen und auch mit Studierenden umzugehen. Und dann Studierende auch an diverse Stellen innerhalb der Universität zu verweisen, wo sie Hilfe bekommen können. Und ich denke, das gibt es in Deutschland sicherlich auch. Wie gesagt, ich habe nicht die direkte Erfahrung oder den direkten Vergleich, aber ich finde, das sind Dinge, die ganz, ganz wichtig sind, um Studierende zu unterstützen. Was kann Neuseeland von Deutschland lernen? Neuseeland könnte von Deutschland lernen, dass Bildung ein Allgemeingut ist, was durch den Staat finanziert wird. Ja, es ist ein weites Feld, über was man wirklich, glaube ich, aus verschiedenen Blickrichtungen diskutieren kann. Aber ich denke, in dem Moment, wenn man Studiengebühren bezahlt, ist das ein Privileg, weil man sich Bildung hier in Neuseeland leisten können muss. Gibt natürlich auch Stipendien, die dabei helfen, ein Studium zu finanzieren. Auf der anderen Seite jedoch, in dem Moment, wenn man Studiengebühren bezahlt, hat es so dieses Gefühl, ich bezahle für meinen Abschluss und ich muss jetzt nicht mehr so viel leisten, um diesen Abschluss zu bekommen, denn ich habe dafür bezahlt. In Deutschland wiederum ist Bildung bezahlt durch den Steuerzahler. Man bezahlt zwar Semestergebühren, aber keine Studiengebühren in Höhe von mehreren tausend Euro. Und das heißt, man hat eine andere Verantwortung, sich Wissen mitzunehmen aus der Universität, also ein aktiveres Ich-nehme-mir-Wissen-mit, weil die Allgemeinheit für mich dafür bezahlt, mir Wissen mitzunehmen. Und ich denke, das ist natürlich ein viel gerechterer Ansatz, viel fairer. Viel mehr Menschen können sich dann auch Bildung leisten, wobei man das auch nicht so allgemeingültig sagen kann. Aber ich denke, Bildung muss frei sein und Bildung muss frei zugänglich sein und auch gleichzeitig muss die Universität Anreize schaffen, intrinsisch motiviert Bildung mitzunehmen. Wenn ich mir jetzt dein Kollegium vorstelle, wie nehmen die dich da auf? Bist du da die Deutsche? Nee, gar nicht. Ich bin tatsächlich Mareike und ich bin auch nicht Frau Schmidt, sondern ich bin Mareike und das ist für mich eine ganz tolle Erfahrung, dass ich an einer internationalen oder eben an einer ausländischen Hochschule arbeite, hier in Neuseeland und eben eine der Angestellten der Universität bin. Ich gehöre dazu. Also im Vergleich zu meiner Tätigkeit in Polen, da war ich die Deutsche. Da war ich außen vor. Als ich in China gearbeitet habe, war ich erst recht außen vor. Da gab es die sprachliche Hürde, da gab es die kulturelle Hürde, da war ich immer außen vor. Selbst wenn ich, also ich habe natürlich versucht, mich zu integrieren, aber ich wurde nicht integriert. Hier in Neuseeland, die Universität in Auckland, ist total international, multikulturell, multinational. Ich arbeite mit Personen aus unglaublich vielen Ländern zusammen, aus den USA, aus Großbritannien, natürlich aus Neuseeland, aus Korea, Japan, China, aus Österreich, also ganz unterschiedliche Länder, aus Laos, Burma und so weiter und so fort. Indien. Und da spielt es eigentlich keine Rolle, ob du Deutsche bist oder ob du Inder bist, ob du Koreanerin oder Japaner bist. Du bist einfach die Person, die da ist und die das und das unterrichtet oder die an dem und dem Thema forscht. Und das finde ich wahnsinnig gut. Und es ist natürlich auch erleichternd, auf Englisch kommunizieren zu können. Also wenn ich da zurückdenke an China und an Polen, bevor man sich auf akademischen Level auf Polnisch ausdrücken kann oder gar auf Chinesisch. Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist. Polnisch vielleicht schon, aber Chinesisch, schwierig. Und da macht es natürlich, es ist unglaublich viel einfacher, diese gemeinsame Sprache, also Englisch zu sprechen. Weil du gerade schon Polen ansprichst, wie waren denn eigentlich die polnischen Studentinnen, Studierenden? Meine polnischen Studierenden waren ganz, ganz toll. Also meine Studierenden sind immer toll. Ich bin, egal wo ich unterrichte, ich bin immer begeistert von meinen Studierenden, weil das ganz individuelle Personen sind. Das ist eine junge Generation, die voller Vorfreude und Erwartungen auf ihr Leben pflegt und auf die Welt und Möglichkeiten nutzt, indem sie an der Universität überhaupt studieren, eben diese Möglichkeiten in die Hand nehmen, aus ihrem Leben Dinge zu machen. Und in Polen, die Studierenden waren sehr, sehr fleißig, sehr respektvoll, sehr, sehr höflich. Studierende in China sind nochmal next level höflich und respektvoll, für meinen Geschmack viel zu höflich und viel zu respektvoll. Und in Neuseeland ist es eher, ja, so in gewisser Weise auf Augenhöhe. Also man kommuniziert sehr viel und sehr gut. Und es gibt hier sowieso diese Vornamenkultur, wobei das auf Englisch natürlich nochmal anders gestaltet wird, weil dieses You kann ja sowohl, also auf Deutsch, ins Deutsche übersetzt, sowohl Sie als auch Du sein. Aber grundsätzlich dadurch, dass ich ja mit den meisten meiner Studierenden auch auf Deutsch kommuniziere, weil wir eben auch Deutsch lernen, sind wir auch auf Du und Vornamen. Und da gibt es eben nicht dieses distanzierende Frau Schmidt oder wenn ich Professorin wäre, Frau Professor Schmidt oder so. So was gibt es hier nicht. Oder auch unser Dekan. Ich wusste lange gar nicht, wie er da mit Nachnamen heißt, weil es war halt immer nur Robert zum Beispiel. Und ich finde das wahnsinnig erfrischend und vereinfachend, mit Menschen in Kontakt zu kommen, weil es eben nicht diese Distanz gibt, diese hierarchische Distanz und dass man sich auf einer anderen Ebene begegnet. Aber man darf das nicht verwechseln, gerade aus Deutschland kommend, an Hierarchien gewohnt, dass es hier in Neuseeland keine Hierarchien gibt. Die gibt es hier sehr wohl, die muss man verstehen. Und ungeachtet, dass man sich mit Vornamen anspricht, gibt es eben auch diese Hierarchien. Und die sind sehr viel subtiler und die verstecken sich dann in anderen Details. Aber trotzdem ist es auch als Deutsche, die hier arbeitet, sehr erfrischend zu erleben, dass es auch so gehen kann. Dass es spannend ist, dass du das sagst. Das ist ja ähnlich wie mit der Kritik. Hast du da ein Beispiel? Wie äußert sich eine Hierarchie, wenn man es doch eigentlich hierarchiefrei wahrnimmt? Ja, das muss man wissen. Wenn es keine Hierarchie gibt oder wenn man aus deutscher Perspektive meint, es gäbe keine Hierarchie, ist man gerade als deutsche Person schnell dabei, zu sagen, okay, es gibt keine Hierarchie, ich kann mitreden, ich kann meine Meinung zum Ausdruck bringen, ich kann Dinge hinterfragen, kritisieren, ich kann mich dazu zu Wort melden. Aber dem ist nicht der Fall. Das ist so ein gewisses Understatement in neuseeländischen Kontexten, dass man, ja, dass es keine Hierarchie gibt, also die Hierarchie, wenn man das auch mit Vornamen jetzt definieren möchte, aber dass man eben bei bestimmten Dingen eben auch nicht mitreden kann. Aber das weiß man eben als aus einem deutschen Kontext kommende Person nicht. in Neuseeland lebt, dass es eben diese versteckten Hierarchien gibt. Und nur weil man sich plötzlich mit Vornamen anredet, heißt das nicht, dass man jederzeit zu jedem Thema seine Perspektive preisgeben kann oder sollte. Und das sind Dinge, die lernt man auch so auf die harte Tour in Neuseeland. Und die Erfahrung macht man einmal und dann weiß man Bescheid. Und dann entwickelt man so ein dafür, wann man was sagen kann, wann man vielleicht auch hinterfragen kann, Kritik äußern kann, wann man seine Meinung preisgeben kann oder wann man eben besser nichts sagt und zustimmt und nickt und lächelt und Dinge eben so hinnehmt, wie sie sind. Ja, das ist gar nicht so einfach in Neuseeland mit der Kritik und den Hierarchien. Mareike, eine letzte Frage. Wenn jetzt jemand in Deutschland sitzt und sagt, ich möchte gern in Neuseeland studieren, ich habe aber gar nicht viel Geld. Welche Chancen gibt es, um nach Neuseeland zu kommen und zu studieren? Ja, dann kann man sich natürlich um ein Stipendium bewerben. Also der DAAD, für den ich ja hier in Neuseeland auch arbeite, den gibt es in Deutschland für deutsche Studierende, deutsche Forschende, die ins Ausland gehen möchten. Und daher bietet der DAAD auch Stipendien an, um das finanzieren zu können. An dieser Stelle noch ein Querverweis auf eine andere Podcast Episode. Wir haben mit einer angehenden Lehrerin aus Deutschland gesprochen, Paula. Paula hat in Neuseeland ein Praktikum in einer Grundschule gemacht. Und für dieses Praktikum hat sie sich beim DAAD für ein Stipendium beworben. Für alle die vielleicht denken, man kann sich für so ein Stipendium nur bewerben, wenn man herausragende Leistungen hat oder sehr wenig Einkommen, weit gefehlt. Paula hat zum Beispiel nur fünf Wochen ein Praktikum gemacht und hat dafür knapp 4.500 Euro bekommen. Ich verlinke euch die Folge nochmal in den Shownotes, hört da unbedingt mal rein, wenn ihr als Studierende vielleicht auch überlegt, einen Auslandsaufenthalt zu machen. Und da sollte man unbedingt mal schauen, welche Möglichkeiten es gibt, dann auch als deutsche Studierende oder deutscher Studierende nach Neuseeland zu kommen oder auch als Praktika finanzieren zum Beispiel. Aber abgesehen davon gibt es auch die Möglichkeit, dass man über eine Universitätspartnerschaft seiner Heimatuniversität nach Neuseeland kommt. Also es gibt Partnerschaften mit zum Beispiel der Uni Heidelberg oder auch der Uni Freiburg oder der Uni Hamburg oder ich glaube auch mit der LMU München genau. Und da gibt es auch Möglichkeiten, ich meine, sich dann über seine Heimatuniversität für ein Stipendium zu bewerben, um nach Neuseeland zu kommen. Aber es ist natürlich kein günstiges Vergnügen, ans andere Ende der Welt zu fliegen und hier zu studieren. Also viele Studierende, die aus Deutschland auch nach Neuseeland kommen, sind sehr privilegiert und haben weniger den inhaltlichen Fokus als vielmehr die Experience im Blick, genau, dann in Neuseeland an einer neuseeländischen Hochschule, an einer englischsprachigen Hochschule zu studieren. Aber das ist ja auch ganz klar Teil eines Auslandsaufenthalts, auch während des Studiums, dass man in andere Länder geht, die Kultur erfährt. Und die Kultur ist hier so reich und überhaupt nicht so britisch geprägt, wie ich das bei meinen ersten beiden Aufenthalten in Neuseeland so gedacht habe. Also die Maori-Kultur, die pazifisch geprägte Kultur, es ist wahnsinnig spannend hier zu sein und hier zu studieren und auch Diversität zu erleben und zu erleben, wie eine Universität auch funktionieren kann. Und es ist jetzt auch nicht so wichtig, ob man nun einen bestimmten Schein macht oder nicht oder ob man den anerkennen lassen kann in Deutschland oder nicht. Es ist wirklich die Experience. Geht raus, erlebt die Welt. Das ist das Allerwichtigste, was ich auch meinen Studierenden mitgebe. Und wenn meine Studierenden nach Deutschland gehen, zum Beispiel um einen Intensivsprachkurs machen in den Semesterferien hier in Neuseeland. Die kommen zurück mit mit glänzenden Augen und haben Europa erlebt. Also es geht ja nicht nur darum, Deutschland zu erleben, sondern Europa zu erleben, über Grenzen zu reisen, ohne dass man seinen Pass zücken muss zum Beispiel. Und die machen das so tolle Erfahrungen und kommen mit so einer Wahnsinnsmotivation zurück. Und ja, es ist grandios und damit öffnen sich ja auch Möglichkeiten und neue Welten. Und das ist für mich dann auch die, ja, die beste Belohnung für meinen Job, den ich so bekommen kann, wenn ich sehe, ah, ich habe jetzt wieder irgendwie, vielleicht durch das Anstupsen, dass ich meinen Studierenden auf ein Stipendium bewirbe und dann nach Deutschland gehe. Ich habe für die Person auch durch dieses Anstupsen eine Tür geöffnet und einen neuen Weg vielleicht auch aufgezeigt. Und die Leute bringen dann auch Networks zurück oder Netzwerke, Kontakte aus Deutschland. Also das ist nur der Start eines großen Abenteuers. Und ich finde es grandios und die Erfahrung sollte eigentlich jeder machen. Und von daher finde ich, je mehr Stipendien es gibt, desto besser. Und je mehr Leute dann auch ins Ausland gehen können, um das Ausland zu erfahren, umso besser. Kommt nach Neuseeland, geht nach Deutschland. Es ist eine Erfahrung und ob man nun einen Schein mehr oder weniger anerkennen lassen kann, so was. ja, wie du mir schon gesagt hast, wer sich kennt, der bekriegt sich nicht. Ganz genau. Also Freunde, Freunde bekämpft man nicht. Und wenn man ins Ausland geht, sei es nach Deutschland oder nach Neuseeland oder außerhalb unserer beiden Länder, man kommt mit Kontakten zurück. Also niemand kommt zurück und hat niemanden kennengelernt. Also man trifft die Welt, man bekommt neue Perspektiven, man lernt Menschen kennen, man lernt vielleicht sogar den Partner fürs Leben kennen oder ja, man entscheidet sich dafür, komplett ins Ausland zu ziehen und Freunde kriegt man nicht. Und das finde ich ist ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist und auf lange Sicht auch den, ja das klingt so pathetisch, aber den Weltfrieden vielleicht doch ein bisschen wahrscheinlicher zu machen. Und ich finde, das lässt sich auch so ins Kleine übertragen, weil wenn man mal überlegt, man sagt immer der Staat, die Menschen, die Chinesen, die Neuseeländer, die Deutschen, die gibt es ja gar nicht. Wenn das aber deine neue Freundin Susanne oder Brian oder wer auch immer ist, dann ist das ja nicht mehr der Chinese oder der Deutsche, sondern dann ist es einfach die Person, die man kennt und da ganz anders drauf guckt. Ja, ganz genau. Und man darf ja auch nicht vergessen, die Deutschen, die nach Neuseeland kommen, sind ja auch immer die kleinen Botschafterinnen und Botschafter für Deutschland. Und die Kiwis, die nach Deutschland gehen, sind auch Botschafterinnen und Botschafter für Neuseeland und schaffen ein ganz anderes Bewusstsein auch mit den Menschen, dann sind sie auch diejenigen, die ein bisschen so deutsche, europäische Lebensart nach China tragen oder Chinesinnen und Chinesen, die nach Deutschland kommen oder auch nach Neuseeland. Große Anzahl von Studierenden, ausländischen Studierenden hier in Neuseeland sind Chinesen oder Chinesinnen und Chinesen und bringen ja auch so ein bisschen Kultur mit und sind Botschafter und Botschafterinnen ihres Landes. Und damit ist verbunden ja auch so ein globaler Gedanke. Und man lernt mehr von der Welt, man versteht die Welt besser und das ist doch großartig. Was brauchen wir in Zeiten wie diesen? Mareike, vielen Dank, dass du uns mitgenommen hast in die Uni nach Neuseeland in Auckland. Ja, sehr gerne. und ich kann es nur empfehlen geht ins Ausland, nehmt die Erfahrung mit und es hat mich gefreut heute darüber hier bei dir reden zu dürfen liebe Jenny. Danke. Danke. Tschüss. Tschüss. Ja wir verabschieden uns aus dem Podcast Gewächshausstudio in der Niedern auf der Südinsel Neuseelands. Wenn ihr euch nicht nur fürs Bildungssystem sondern auch fürs Wandern interessiert, dann lege ich euch Mareikes Podcast ans Herz, denn Mareike hostet einen Wanderpodcast. Da geht es auch sehr viel ums Weitwandern. Das hat Mareike nämlich auch schon gemacht. Der Podcast heißt Wanderwach und Kaffee. Verlinke ich euch in den Shownotes, hört da unbedingt mal rein. Ja und wie Marijke schon gesagt hat, wer sich kennt, der bekriegt sich nicht und genau darum geht es auch in unserer nächsten Episode, dem Finale zum Bildungssystem. Ich spreche mit einer Familie, die einmal alles ganz anders macht. Sie leben und arbeiten zwei Jahre in der einzigen Waldorfschule Namibias und danach verkaufen sie ihr Haus in Deutschland und gehen auf eine Weltreise ohne bestimmtes Ende. Mit dabei zwei Teenager, die seit dem Start der Reise Freilerner sind. Aktuell plant die Familie ihre eigene Online-Schule zu gründen und wie so eine Weltreise eine Familie verändern kann, was sie als Lehrer und Erzieher über das deutsche Schulsystem denken und was das Kennenlernen der Welt und anderer Kulturen eigentlich mit einem macht. All das hört ihr in der nächsten Episode. Vielen lieben Dank fürs Zuhören. Wenn ihr keine Folge mehr verpassen wollt, dann abonniert unseren Podcast. Abonnieren heißt eigentlich nur folgen, also da sind keine Kosten mit verbunden. Zum Beispiel bei Spotify einfach die kleine Glocke anklicken und dann werdet ihr informiert, sobald hier eine neue Folge erscheint und ihr habt sie automatisch in eurem Podcast Player. Wir hören uns nächste Woche wieder. Tschüss, Kakite! Transcribed with Cockatoo