Healthism - sind wir für unsere Gesundheit selbst verantwortlich?
12.04.2025 19 min Ira Schumann
Zusammenfassung & Show Notes
Wenn es um Körper und Gewicht geht, taucht sehr schnell das Thema Gesundheit auf.
Deshalb schaue ich mir in dieser und in der nächsten Folge Ideen rund um das Thema Gesundheit an, die Körperakzeptanz erschweren.
Der Schwerpunkt heute: Healthism
Ich erzähle, welche Ideen über Gesundheit hinter diesem Wort stecken - und warum diese Ideen so problematisch sind.
Inhalte:
00:00 Einstieg
01:52 Healthism: eine Gesellschaftliche Erzählung über Gesundheit
02:39 Wo kommt der Begriff „Healthism“ her?
04:45 Zentrale Ideen von Healthism / Healthismus
07:00 Kritik am Konzept des Healthismus
08:00 4 Gründe, warum Healthism problematisch ist
12:46 Beispiel für Healthismus (Corona)
16:32 Einfluss von Healthismus im Alltag
Zum Weiterlesen:
Buch „Healthismus“ von Friedrich Schorb (2024): https://psychosozial-verlag.de/programm/2000/2550/3353-detail
Artikel von Nina Mackert zu „Healthism“ (2022) aus dem Buch „Fat Studies“: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6005-0/fat-studies/?number=978-3-8394-6005-4 (den Artikel findest du auf den Seiten 149 - 151)
Artikel von Aubrey Gordon „We Have to Stop Thinking of Being ‘Healthy’ as Being Morally Better“ (2020): https://www.self.com/story/healthism
Hier findest du das Transkript (direkt unter der Folge):
Meine Website:
Transkript
Willkommen beim Podcast Körper und Gesellschaft, dem Podcast für das
Thema Körperakzeptanz. Mein Name ist Ira Schumann.
Wenn es Körper und Gewicht geht, dann taucht sehr
oft das Thema Gesundheit direkt da auf. Und in dieser und
in der nächsten Folge schaue ich mir Ideen rund das Thema Gesundheit
an, die Körperakzeptanz sehr schwer machen.
Der Schwerpunkt heute heißt Healthism
und ich erzähle in der Folge, welche Ideen über Gesundheit hinter
diesem Wort stecken und warum diese Ideen so problematisch sind.
Viel Spaß!
Wie schon erwähnt, wenn es Körper und Gewicht geht, tauchen eben
schnell bestimmte Ideen über Gesundheit auf. Da geht es dann
zum Beispiel schnell darum, dass dicken Menschen zugeschrieben wird,
ungesund zu sein und dass sie vermeintlich unverantwortlich
mit ihrer Gesundheit umgehen. Oder Gewichtsverlust
bzw. Das Anstreben von Gewichtsverlust wird damit
begründet, gesünder sein zu wollen. Oder
Menschen, die sich für Fat Liberation, Fat
Justice, Body Positivity oder Körperakzeptanz
einsetzen, wird dann vorgeworfen, dass das unverantwortlich wäre,
weil sie damit Menschen zu einer ungesunden Lebensweise
animieren würden. Hinter diesen Beispielen
steckt ein Phänomen namens Healthism und ich
werde jetzt im Folgenden erklären, was das überhaupt ist.
Genauso wie es eine große gesellschaftliche Erzählung zum Thema
Körper und Gewicht gibt, darüber habe ich mehr in Folge 3
erzählt, gibt es in unserer Gesellschaft auch eine sehr
dominante Erzählung zum Thema Gesundheit. Und
diese Erzählung, also wie wir gesellschaftlich über Gesundheit nachdenken,
macht es auf einer individuellen Ebene für viele Menschen schwer, ihren Körper
so zu akzeptieren, wie er ist, Und auf einer gesellschaftlichen Ebene
führt dieses Denken über Gesundheit dazu, dass Menschen mit bestimmten Körpern
ausgegrenzt werden und weniger Rechte haben.
Außerdem hindert diese dominante Erzählung über
Gesundheit uns daran, gesellschaftliche Ursachen für Gesundheitsprobleme,
also die wirklich auch anzugehen und dafür politische Lösungen zu finden.
Aber lasst uns in einem ersten Schritt erstmal schauen, wo eigentlich
dieser vielleicht ein bisschen ungewöhnlich wirkende Begriff herkommt, also
Healthism. Dieses
Wort wurde 1980 zum ersten Mal
genutzt in einem Artikel von Robert Crawford. Robert
Crawford ist ein Wissenschaftler aus den USA, der
inzwischen auch emeritiert ist, also in Rente ist als Wissenschaftler.
Und der hat sich damals Verhaltensweisen oder Verhalten
rund das Thema Gesundheit in den USA angeschaut. Also aus
Crawfords Sicht, das hat er in dem Artikel so beschrieben, aber auch in späteren
Arbeiten, steht Gesundheit eben in Zusammenhang mit gesellschaftlichen
Themen, wie zum Beispiel Rassismus und Armut. Aber
er beobachtete, dass eben so in den, vor allem in den
70er Jahren dann ganz stark, dass Gesundheit immer mehr als
individuelle Verantwortung angesehen wurde. Also er hat da so einen Widerspruch beobachtet
und hat darüber geschrieben. Und ein weiterer
wichtiger Name im Zusammenhang mit diesem Begriff Healthism
ist Petr Skrabanek. Und der lebte Anfang der
90er Jahre in Großbritannien und hat sich in seiner Arbeit
kritisch mit staatlichen Gesundheitskampagnen auseinandergesetzt. Vielleicht für
den Hintergrund: in Großbritannien gab es damals eine Kampagne, in der es
die Anführungszeichen Gesundheit der Nationen ging. Also das
hieß auch wirklich so. Und in dieser Kampagne wurden
aber so gesellschaftliche Faktoren wie eben zum Beispiel soziale Ungleichheit, also das sind
wir wieder beim Thema Armut auch, diese Faktoren wurden ignoriert.
Und stattdessen wurde eben auch ganz stark aufs Individuum
geschaut, also auf die einzelne Person. Und vor diesem Hintergrund beschrieb
Skrabanek, wie Gesundheit immer mehr zu einer staatlichen Ideologie
wurde. Ich gehe darauf jetzt nicht genauer ein, aber
wichtig ist noch, dass dieser Begriff Healthism zwar erst in
den 80er Jahren auftauchte, aber dass manche der
Ideen, die dahinter stecken, schon länger, dass es die schon länger
gibt, also die tauchten auch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf.
Genau, hinter Healthism oder inzwischen gibt's auch die eingedeutschte Variante
Healthismus, Klammer auf, das macht's mit der Aussprache leider nicht
wirklich viel besser, Klammer zu. Dahinter, hinter diesem Begriff stecken
bestimmte Ideen über Gesundheit eben. Und das sind also zwei zentrale
Ideen. Die einzelne Person wird als verantwortlich für ihre Gesundheit
gesehen und es wird erwartet, dass jede
Person alles Mögliche dafür tut, gesund zu sein.
Und diese Ansichten haben eben Folgen. Das hat zur Folge, dass der Wert
von Menschen danach beurteilt wird, wie gesund sie sind und was
sie dafür tun, also was sie dafür leisten, gesund zu sein bzw. Gesünder zu
werden. Und mit dieser Verschiebung von Verantwortung für die
Gesundheit auf das Individuum, also auf die einzelne Person, werden dann eben
gesellschaftliche Zusammenhänge und externe Faktoren für Gesundheit völlig
ausgeblendet. Also zum Beispiel wird
gar nicht beachtet, welche Folgen für Gesundheit eben sowas wie Armut
hat oder Diskriminierung, Trauma oder sowas wie Umweltfaktoren wie zum Beispiel
Luftverschmutzung. Was auch in
dieser Sichtweise völlig ignoriert wird, ist das Thema Genetik, also
die Anlagen
für Gesundheit und für Krankheit, die wir eben auch mitbekommen haben aus unserer
Herkunftsfamilie. Und das wird auch komplett ignoriert.
Und stattdessen gibt es also die Idee von kompletter Kontrolle über die
eigene Gesundheit und verbunden mit der Idee, dass Gesundheit
eben von Leistung abhängt. Gut auf den Punkt bringt, dass
Friedrich Schorb, der hat ein Buch geschrieben namens Healthismus, das
ist dann eben die eingedeutschte Variante, das hat er letztes Jahr herausgebracht und
dort schreibt er, ich zitiere, "Healthismus basiert
auf der Überzeugung, dass der eigene Körper beliebig formbar
ist, Dass Gesundheit eine Frage des Verhaltens ist
und dass chronische Erkrankungen Folge einer falschen Lebensweise
sind. Wer seine Risikofaktoren kennt,
sich richtig ernährt, nicht raucht, nicht
trinkt, sich genug bewegt, weder zu viel noch zu wenig
schläft, Schadstoff und Stressfaktoren jeglicher Art vermeidet. Der
oder die bekommt nach dieser Logik keinen Schlaganfall oder Krebs. Wer
dennoch krank wird, muss also etwas falsch gemacht haben." Ich
glaube, es wird schon so ein bisschen klar, was das Problem mit oder
an Healthism ist. Aber ich würde jetzt noch ein bisschen genauer darauf
eingehen, was diese problematischen Folgen dieser Sichtweise sind, die eben ja
durchaus sehr verbreitet ist in unserer Gesellschaft. Genau, ich mache noch mal quasi
einen kleinen Schritt zurück, weil vielleicht denkst du jetzt an dieser Stelle, naja,
aber gesund sein ist ja irgendwie auch besser als krank sein und
was da erst mal dagegen spricht, dass das so, erst mal das zu wollen. Und
dem würde ich ganz grundsätzlich zustimmen. Also ja, ich fühle mich auch besser, wenn ich
gesund bin. Aber das ist halt nicht die Ebene, über die wir hier sprechen.
Also es geht nicht darum, was sich für die einzelne Person
besser anfühlt, sondern es geht eben bei dieser kritischen Betrachtung
von Healthism oder Healthismus darum, wie wir gesellschaftlich
auf Gesundheit und Krankheit schauen und auf
die Auswirkungen, die das hat. Und wie
gesagt, die Ideen hinter und die Auswirkungen von Healthismus sind aus mehreren
Gründen problematisch. Ich nenne jetzt vier Gründe und erkläre jeweils was
dazu. Grund 1, wir haben gar nicht
so viel Kontrolle über unsere Gesundheit. Also darauf gehe ich dann
in der nächsten Folge genauer ein. Aber es ist nicht
so, dass wir unsere Gesundheit so stark kontrollieren können, wie da suggeriert
wird mit Healthism oder in dieser healthistischen Sichtweise suggeriert wird.
Und ganz grob gesagt kann man es, man kann ganz grob sagen,
Genetik und gesellschaftliche Faktoren spielen eine viel, viel
größere Rolle für Gesundheit als unser Verhalten. Aber
wie gesagt, in zwei Wochen gibt es dazu mehr. Dann
Grund Nummer zwei, warum die Ideen hinter Healthism problematisch
sind. Wenn die Idee ist, dass
Menschen selbstverantwortlich sind für ihre Gesundheit und Kontrolle über ihre Gesundheit haben,
dann wird Kranksein gesellschaftlich negativ bewertet. Denn
wenn jemand krank ist und vor allem wenn jemand länger krank
ist und oder schwer erkrankt ist, dann bedeutet es ja
aus einer hessistischen Denkweise oder mit einer hessistischen
Denkweise, dass die Person was falsch gemacht hat. Also
in der Logik würde das heißen, die Person hat sich nicht genug angestrengt, sie
hat sich falsch verhalten oder ist vielleicht sogar eben unverantwortlich
mit ihrer Gesundheit umgegangen. Und
diese Bewertung, damit komme ich zu Grund drei, diese Bewertung
von Kranksein führt dazu, dass bestimmte Menschen, bestimmte
Gruppen von Menschen stärker abgewertet und auch gegrenzt
werden. Eine dieser Gruppen sind,
das ist wahrscheinlich nicht überraschend, dicke Menschen. Und
jetzt kommt noch ein Zitat, nämlich aus einem Text namens "Healthism" von Nina Mackert,
wo das einfach
so auf den Punkt gebracht wird. Zitatanfang. "Dick sein, gleichgesetzt
mit krank sein, scheint in dieser Lesart ein Problem und die
Unfähigkeit des Individuums zu sein. Das Resultat eines falschen
Umgangs mit Gesundheitsrisiken, von falschen Entscheidungen
und mangelnder Willenskraft. Dies ist ein
zentrales Vehikel der moralischen Abwertung dicker Menschen
und scheint Diskriminierung und Intervention in ihre Körper und Lebensweisen
zu rechtfertigen. Damit bedeutet Healthism eine
Gefahr für die Gesundheit dicker Menschen." Klammer auf, alles
was ich hier zitiere und auch noch darüber hinausgehende Texte findest du
in den Shownotes, Klammer zu. Also in dem
was hier beschrieben wird verbinden sich verschiedene Ideen, nämlich einerseits Vorurteile
gegenüber Dicksein und dicken Menschen, nämlich dass Dicksein ungesund
ist und dass dicke Menschen faul und undiszipliniert sind, die verbinden sich
mit einer Perspektive, mit einer Sichtweise auf Gesundheit, in der Gesundheit als
kontrollierbar angesehen wird. Und in der eben von Menschen erwartet wird,
dass sie sich permanent anstrengen für ihre Gesundheit. Und wenn das
kombiniert wird, dann verhalten sich dicke Menschen eben unverantwortlich und leisten
weniger als nicht dicke Menschen. Also nur aus dieser Sichtweise. Ich
sage nicht, dass das so ist. Damit wird dann gerechtfertigt, dass dicke
Menschen schlechter behandelt werden. Also sowohl in Interaktionen, also
in zwischenmenschlichen Begegnungen, Begegnungen, als auch
auf gesellschaftlicher Ebene
und eben von politischer Seite aus. Ich gehe jetzt
nicht weiter ins Detail, aber ich möchte natürlich noch erwähnen,
dass Healthism nicht einfach nur negative Auswirkungen für
dicke Menschen hat, also auch wenn es da besonders massiv ist, sondern dass es eben
auch andere Gruppen, also für andere Gruppen sehr schädlich ist,
andere Gruppen von Menschen, zum Beispiel für Menschen, die arm sind, die chronisch
krank sind, die behindert sind, die trans sind oder
die zum Beispiel Schwarz sind oder einfach generell auch nicht weiß
sind. Klammer auf, dicke Menschen können selbstverständlich auch Teil
dieser genannten Gruppen sein. Und natürlich sind viele
Menschen nicht nur eins davon, sondern mehrere Dinge. Und in
dem Fall verstärkt sich das eben das Maß an Diskriminierung, was diese Menschen erleben.
Klammer zu. Der letzte Grund,
der vierte Grund, warum Healthismus so problematisch ist, also wenn
wir dem folgen, also diese Verlagerung von der Verantwortung
auf das Individuum für die eigene Gesundheit, dann geraten halt gesellschaftliche
Bedingungen komplett aus dem Blick, beziehungsweise sie werden einfach unsichtbar gemacht.
Und das klang ja vorhin schon an, also, das habe
ich schon mal erwähnt, Armut, Rassismus etc. Und genau, dementsprechend
ist es halt genau so, dass es dann eben keine politischen
oder viel zu wenig politische Maßnahmen gibt, zum Beispiel Armut zu
bekämpfen. Was man ja eigentlich erwarten könnte oder was eigentlich logisch wäre,
dass es Maßnahmen gibt, Armut zu bekämpfen, wenn Staaten die Gesundheit ihrer Bürger*innen
wirklich ernst nehmen würden. Denn es ist einfach bekannt, dass Armut
schädlich für die Gesundheit ist und die Lebenserwartung eben deutlich senkt. Das
noch ein bisschen greifbarer zu machen,
hier noch ein Beispiel aus den letzten Jahren, was für
viele von uns wahrscheinlich noch relativ gut im Kopf oder
gut im Gedächtnis ist. Ein weiteres Beispiel für diesen Mangel an politischen
Maßnahmen zum Thema Gesundheit als eine Folge von Healthismus kann man
zum Beispiel Corona sehen oder eben Covid-19. Und ja, klar,
wenn wir zurückschauen, ab 2020 in den ersten Jahren dieser Pandemie
gab es eben politische Maßnahmen, die Bevölkerung zu schützen. Aber wir
sind aktuell in einer Situation, seit mehreren
Jahren inzwischen auch schon, in der diese Pandemie nicht
vorbei ist. Das Virus ist also weiter in der
Welt und ist weiter im Umlauf, macht auch weiter Menschen krank. Wir sind
in der Situation, wo die Krankenstände immer wieder sehr hoch sind
und wir wissen inzwischen aus mehreren hundert Studien, wahrscheinlich
sind es inzwischen erst tausend Studien, wir wissen inzwischen
aus ganz vielen Studien, dass eben Corona-Infektionen ganz viel Spätschäden
verursachen, also auch wenn die Person vermeintlich hinterher wieder gesund
ist. Und es gibt eben inzwischen auch
allein in Deutschland hunderttausende Menschen, die an
Long-Covid oder eigentlich Post-Covid erkrankt sind und für die es
einfach keine ausreichende Versorgung gibt und für die es keine Heilung gibt. Mit
dieser Anhalt einer Pandemie umzugehen, bräuchte
es aber eben politische Lösungen. Und wenn
ich mal einen Bereich rausgreife, da ein
paar Beispiele zu nennen, also dann könnte ich ja den Bereich
Infektionsschutz, da könnte das bedeuten, es gibt gesetzliche
Vorgaben für bessere Belüftung von Innenräumen. Klammer auf, damit
das Virus sich nicht mehr oder generell Viren sich nicht mehr so gut verbreiten können
in Innenräumen, damit weniger Menschen krank werden, Klammer zu. Politische Maßnahmen, politische
Lösungen könnte auch bedeuten, dann eben zusätzlich Förderprogramme zu schaffen für
notwendige Umbauten für bessere Belüftung von Innenräumen. Außerdem könnte es
mehr Aufklärung über die Risiken von Covid-19 geben. Es könnte
mehr und bessere Impfkampagnen geben und generell besseren Zugang
zu Impfungen, weil das inzwischen echt schwer gemerkt worden
ist, diese Impfung zu bekommen für Menschen, die eben nicht über einer
bestimmten Altersgrenze liegen oder nicht bestimmte Vorerkrankungen haben. Und
was es auch heißen könnte, auch wenn das wahrscheinlich unpopulär ist
bei vielen Menschen, trotzdem könnte eben auf einer politischen Ebene eine Lösung auch so
aussehen, dass es zumindest in bestimmten Phasen, wo die Fallzahlen sehr hoch
sind, dass es da zum Beispiel noch mal eine Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr
gibt. Also Bus, Bahn, etc. Auto vielleicht auch generell
in Zügen, auch in Fernzügen. Das, und dann gibt es wahrscheinlich noch
ganz viele andere Möglichkeiten. Also das wären mögliche politische Lösungen
für eine Pandemie. Aber wir leben
eben in einer Gesellschaft, wo Healthismus die dominante Sichtweise
auf Gesundheit ist und dementsprechend ist
inzwischen eben die Erwartung, dass Menschen
sich eigenverantwortlich vor einem Virus schützen. Aber genauso wenig
wie einzelne Personen Armut abschaffen können, lässt sich
eben eine Pandemie auf einer individuellen Ebene lösen und
es braucht eben politische Lösungen, aber Healthismus macht
eben diese gesellschaftliche Ebene oft unsichtbar und damit passiert
an vielen Stellen einfach politisch nichts. Wenn du bis
hierhin gehört hast und dich jetzt fragst, okay, und was kannst du
jetzt damit machen, mit dieser Perspektive, gerade wenn
die Perspektive für dich neu ist, dann genau. Also
ich glaube, was immer ein guter Anfangspunkt ist, ist
im Alltag genauer hinzuschauen, wo dieses Phänomen auftaucht. Und wie
so viele große Erzählungen oder auch
Ideologien durchzieht Healthismus eben unseren gesamten Alltag. Also
die Ideen, die dahinter stecken, zeigen sich in ganz
vielen kleinen Alltagssituationen. Zum Beispiel dann, wenn Menschen sich schuldig fühlen,
weil sie vermeintlich was ungesundes essen, also was
vermeintlich Ungesundes essen. Also zum Beispiel, wenn sie einen Tschuck Kuchen essen und
sich dann schlecht fühlen, da taucht Healthismus auf, weil Kuchen
vermeintlich nicht gesund ist und weil das dann eben heißt, die Person drängt sich
gerade nicht genug an, gesund zu sein oder Es geht
unverantwortlich mit ihrer Gesundheit Klammer auf vermeintlich.
Oder die Schuldgefühle, die immer wieder auch in Gesprächen auftauchen, wenn
es darum geht, oder auch innerlich in Menschen auftauchen,
wenn es darum geht, dass sie nicht genug Sport machen. Also auch das hängt mit
Healthismus zusammen. Und falls du da einfach genauer hinschauen
möchtest, dann könntest du einfach
mal beobachten, wann und wie healthistisches Denken in deinem Alltag auftaucht.
Also mit dir selbst und deine Beziehung zu
dir selbst oder wie du mit dir selbst auch wie du eigenes Verhalten bewertest, aber
natürlich auch deine Perspektive auf andere
Menschen. Und genau, der
nächste Schritt ist dann natürlich zu schauen, okay, wenn du das möchtest, kannst du
dich irgendwie anders verhalten, kannst du Dinge anders bewerten, Aber erstmal würde ich immer sagen,
gerade wenn was Neues, erstmal beobachten und erstmal schauen, wo
taucht es überhaupt auf. Wenn du mehr zu dem Thema
erfahren möchtest, zum Thema Healthismus, dann kannst du
mehr dazu lesen in den verlinkten Ressourcen. Die findest du
in den Show Notes. Das war's für diese Woche. In zwei
Wochen geht's zum Thema Gesundheit weiter, dann erzähl ich
dir nämlich, was wir tatsächlich über den Zusammenhang von Gewicht und Gesundheit wissen. Denn
es gibt eben das Vorurteil, dass Dicksein ungesund ist
und Dünnsein gesund ist. Und das ist
eben ein großer Teil dessen, warum Dicksein grundsätzlich als schlecht angesehen wird. Was
ja auch Teil dieser Folge war. Aber wenn wir die
Forschung und die Zahlen dazu anschauen, dann ist das Bild gar nicht so klar. Dazu
mehr in zwei Wochen. Bis
dahin und tschüss.