Lass die Sau raus!

Hof-Sonnenweide
Since 08/2023 88 Episoden

#69 🕷️Keine Angst vor Spinnen mit Christoph Hörweg

Was hilft gegen Angst vor Spinnen? Spinnenwissen!

24.01.2025 69 min

Zusammenfassung & Show Notes

Was hilft gegen Angst vor Spinnen? Spinnenwissen! Deshalb plaudern wir heute mit Mag. Christoph Hörweg, Leiter der 3. Zoologischen Abteilung und Kurator der Sammlung Arachnoidea im Naturhistorischen Museum in Wien.
Wir beleuchten was es mit den meisten Spinnenbissen auf sich hat, und ob diese wirklich so gefährlich sind. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Spinnen, und wie bald werden  giftige tropische Spinnen bei uns heimisch? Zum Beispiel die furchteinflössende Bananenspinne deren Biss wirklich tödlich enden kann. Doch wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass du beim nächsten Griff ins Bananenregal plötzlich tot umfällst? :) Zum Schluss klären wir noch die gängigsten Urban Legends über Spinnen. Eins können wir garantieren, es wird nicht gruselig sondern spannend, und manchmal sogar lustig :)

Naturhistorisches Museum Wien:
https://nhm-wien.ac.at/

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Christoph Hörweg: Queen & David Bowie, Under Pressure
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Andi: Katie Melua, Spiders Web
https://open.spotify.com/intl-de/track/3CCh5IXBg8Hc8iG7I5kiEg?si=e296847c6c604565

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Credit des Titelsongs:
The Green Orbs  - Dancing on Green Grass

Soundeffekte:
Pixabay

Fotocredit Titelfoto: Jan Engelhardt

Transkript

Andi
00:00:00
Wie sage ich immer so schön, vor Spinnenangst hilft nur Spinnenwissen und darum sind wir auch heute da. Eine Spinne beißt mir sehr ungern zu. Das Gift ist ja dazu da, um ihre Beute, die Nahrung zu lähmen, dass das nicht davonläuft. Wir Menschen passen wirklich nicht ins Beuteschema. Also man braucht sich eigentlich nicht fürchten, wenn man von einem giftigen Tier gebissen wird, weil oft ist gar kein Gift dabei. Bei der Nosferatu-Spinne, da haben eben auch Schweizer Forscher, wollten sich beißen lassen. nach stundenlangen Tranksalieren, ja, hat es endlich zugebissen, das war wie ein Gelsen oder Mückenstich.
Christoph Hörweg
00:00:35
Apropos Partnersuche.
Elisabeth
00:00:36
Genau. Jetzt wird es romantisch.
Christoph Hörweg
00:00:40
Wie vermehren Sie Spinnen? Gibt es Spinnenromantik?
Andi
00:00:44
Nein, ja. Das ist immer Ansichtssache. Was ist Romantik?
Elisabeth
00:00:49
Eigener Fetisch wahrscheinlich.
Andi
00:00:51
Was ist Romantik?
Music
00:00:53
Christoph Hörweg
00:00:57
Lass die Sau raus.
Elisabeth
00:00:59
In diesem Podcast geht es um tierisch interessante Persönlichkeiten,
Christoph Hörweg
00:01:03
Aber auch um Menschen, die Schönheit der Natur und ein kleines Paradies namens Hof Sonnenweide.
Elisabeth
00:01:08
Wir berichten über unsere Erlebnisse am Lebenshof, plaudern über Themen, die uns gerade bewegen und laden spannende Menschen zum Gespräch. Herzlich willkommen bei Lass die Sau raus, dem Podcast vom Lebenshof Sonnenweide mit Elisabeth und Andreas Nussbaumer. Wir lassen heute wieder die Sau raus und euch bei der Hoftür rein. Es wird spannend für all jene, die sich gerne gruseln. Und zwar werden wir heute über Spinnen sprechen. Wir sind zu Gast in den Eingeweiden des Naturhistorischen Museums. Vielen herzlichen Dank für die Einladung, Christoph Hörbeck.
Andi
00:01:42
Ja, sehr gerne. Schön, dass ihr gekommen seid. Ja, Naturhistorisches Museum kennt man vielleicht aus anderer Sicht, aber wenn man hinter die Kulissen schauen kann, in eine wissenschaftliche Sammlung, ja, da sieht man doch ein bisschen was anderes. Und ich sage auch gleich, man braucht sich nicht gruseln, auch die Spinnentiersammlung ist im Prinzip eben eine Sammlung, wo die meisten Tiere tot sind, eigentlich, um nicht zu sagen alle. Hin und wieder bekomme ich ein paar Exemplare von interessierten Besuchern, die wissen wollen, was das ist, wenn sie was gefangen haben. Dann habe ich schon noch lebende Tiere, ansonsten aber nicht.
Elisabeth
00:02:17
Aber heute ist keine Story, hast du schon vorausgeschickt?
Andi
00:02:20
Genau, ja, also zumindest nicht wissentlich, was natürlich irgendwo in Fugen, Spalten, Hinterheizkörpern oder im Keller sich versteckt, genauso wie bei uns in den Wohnungen zu Hause, wissen wir oft gar nicht. Ist manchmal vielleicht besser, aber...
Elisabeth
00:02:34
Manchmal will man es gar nicht so genau wissen.
Andi
00:02:36
Ja, nein. Wie gesagt, Anophysisch schon will man ja wissen, mit welchen Tierchen man zu Hause lebt. Aber wenn die dann irgendwelche Insekten vertilgen oder andere Ungeziefer, dann sind die Spinnen, glaube ich, gar nicht so schlecht.
Elisabeth
00:02:48
Magst du dir mal vorstellen bei uns?
Andi
00:02:50
Ja, sehr gerne. Wie gesagt, mein Name ist Christoph Hörwig. Ich bin seit sicher über 20 Jahren hier im Naturhistorischen Museum. Zuerst mit Projektanstellungen. Ich bin eben von der Ausbildung her Biologe, habe dann mich auf Zoologie, auf die Tiere spezialisiert. Und da war eigentlich, ja mein Hauptfach oder mein Hauptinteresse war immer die Parasitologie. Also auch schon Tiere, die die Leute oft nicht so gern haben. Da hat mich einfach, diese Kreisläufe haben mich fasziniert. Manche Tiere haben da Endwirte, Zwischenwirte, recht komplexe Zyklen aufgenommen. Und man fragt sich, wofür und so kann das funktionieren. Und so bin ich dann eben über die Diplomarbeit ans Museum gekommen, habe da Spitzmäuse auf Endohelminten seziert und war total spannend. Und dadurch war ich dann da und irgendwann, na nicht irgendwann, ich weiß ganz genau, es war im Sommer 2006, kamen dann unzählige Anfragen zur Dornfingerspinne. Vielleicht erinnern sich der ein oder andere noch, da war, wir sagen, ein klassisches Sommerloch, wo die Medien dann draufgesprungen sind. Da ist ein Arzt, glaube ich, als Linz war, vermeintlich vom Tornfinger gebissen worden und alle anderen dann auch und so weiter. Und da habe ich dann versucht, Anfragen zu beantworten, habe dann auch gleich eine Expertenrunde zusammengestellt, eben mit Medienvertretern, der Christian Komposch vom Öko-Team Graz, das ist quasi eigentlich unser Spinnenspezialist auch aus Österreich. Eingeladen an Veterinärmedizin, an anderen Medizinern. Also es war total spannend, dass man dann auch zu einem Thema viele Leute zusammenfasst und eben die Expertise. Und ja, diesem Dornfinger, dem armen Dornfinger, verdanke ich eigentlich auch meine Position, dass ich eben seit März 2007 hier im Museum dann fix angestellt wurde als Leiter der Spinnentiersammlung. Und ja, mittlerweile bin ich seit vier, fünf Jahren auch der Leiter der ganzen Abteilung der wirbellosen Tiere, wo dann Krebse, Tausendfüße und andere Tiere auch noch dazukommen. Und ja, eine total spannende Aufgabe, man lernt jeden Tag was Neues und darf ihm auch Interessierte, so wie euch, ein bisschen informieren und ein paar Fakten liefern und auch da dazuzulernen.
Christoph Hörweg
00:04:59
Darf ich gleich nochmal fragen, mit dem Dornfinger, ich habe das nicht mehr mehr so im Kopf, aber was war, Auslöser ja, aber was war dran am bösen Dornfinger?
Andi
00:05:10
Ja, man muss dazu sagen, eben, das hat immer geheißen, die Tornfingerspinne, da muss man schon einmal differenzieren, es gibt zehn verschiedene Arten in Österreich, um denen es eigentlich immer geht, oder meistens ist der Ammentornfinger, der wirklich mit diesem knallorangen Vorderleib und ja, schon sehr prominenten Giftklauen, weil das ist eine der wenigen Arten, die überhaupt zubeißen können, weil eben die Klauen groß genug sind, um überhaupt die menschliche Haut zu durchdringen. Das ist eigentlich immer der Hauptfaktor. Also man fürchtet sich oft vor Spinnen, braucht man aber nicht, die sind so klein, die können nicht einmal zubeißen, eben aus dem Grund. Der Armendornfinger schafft das, war früher bei den Sackspinnen. Warum? Weil der so einen Gespinstsack gebaut hat, also in Wien oder auch in der Umgebung war das eher so ein klassischer Bewohner von Gstetten, wo ihm hohes Gras war. Und in diesen Gräsern dort hat er eben diese Gespinstsäcke gebaut und da hat eben der weibliche Tornfinger das Muttertier diesen Sack eben verteidigt, wenn der aufgerissen wurde, wenn da eben dann die Brut drinnen war. Und daher auch der Name Ammen, Tornfinger eben für die Amme, die wirklich ihr Nachkommen beschützt und ja, macht Sinn. Und es hat Bissfälle gegeben, aber das war dann so wie ein Bienen- oder Wespenstich. Aber genau bei dem Beispiel, glaube ich, von dem Arzt war das so, dass das nur vermutet war, ein Spinnenbiss. Der hat das Tier gar nicht gesehen. Und das ist halt auch sehr oft, wenn wir gleich vielleicht auf diese Spinnenbisse eingehen.
Elisabeth
00:06:42
Genau, wir wollen heute hier eine Lanze brechen für diese faszinierenden Tiere.
Andi
00:06:46
Ja, unbedingt, da bin ich sehr dafür, weil eben sehr oft wird man von etwas gebissen oder gestochen, weiß jetzt nicht, war das eine Mücke, eine Gelse, eine Biene, eine Wespe, eine Spinne. Und oft geht man zum Arzt und ja, der sagt auch einfach, Spinnenbiss. Früher hat man ja gern geglaubt, wenn da zwei Einstiche sind, dass das von den beiden Gift klauen, muss eine Spinne sein und umgekehrt, wenn man nur einen hat, vielleicht ein Insekt. Schweizer Kollegen haben dann wirklich auch Studien gemacht und es müssen nicht immer wirklich die zwei Einstichstellen sein. Man muss sich das vorstellen, eine Spinne beißt mir sehr ungern zu. Das Gift ist ja dazu da, um ihre Beute, die Nahrung zu lähmen, dass das nicht davonlauft. Wir Menschen passen wirklich nicht ins Beuteschema. Darum laufen ja auch die meisten Spinnen davon vor uns. Also viele sehen wir gar nicht. Beispiel vorher, die leben irgendwo so schön versteckt und freuen sich eigentlich auch, dass sie uns nicht sehen müssen. Also das passt gar nicht. Das heißt, auch das Gift wird gar nicht immer eingesetzt. Man kennt das ja auch von Schlangen, wo es zum Beispiel auch Trockenbisse gibt. Also man braucht sich eigentlich nicht fürchten, wenn man von einem giftigen Tier gebissen wird, weil oft ist gar kein Gift dabei. Das ist das eine. Dann natürlich eben meistens ist das wirklich ein Zufall, dass das Tier unabsichtlich gequetscht wird und dann ja vielleicht noch mit einer Giftklaube umso ein bisschen erwischt, muss aber auch nicht sein. Und wie gesagt, gerade in Mitteleuropa haben wir überhaupt keine jetzt wirklich für einen Menschen gefährliche Spinnen. Der Amentornfinger eben sagt, man spürt es kurz, Intensität maximal wie beim Bienen- oder Westenstich und geht dann auch wieder vorbei.
Elisabeth
00:08:30
Ich bin doch nicht blöd, aber glaubt ihr im Ernst diese grausliche Zuckerblöre? Verleiht Flüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü schenkt man eine Patenschaft, weil das macht Kinder froh und Erwachsene ebenso. Also just do it und schau vorbei auf www.hof-sonnenweide.at. Come in and find out. Bei uns gibt es zwar nicht die längste Praline der Welt, aber dafür über 150 Tiere, die auf deine Unterstützung warten. Da gibt es übrigens auch Schweine. Man sind die dick, Mann. Klar, Geiz ist geil. Aber eine Patenschaft gibt es schon um 80 Euro pro Jahr für kleine Tiere, 120 für mittlere und 180 Euro für große Tiere. Und alle warten schon auf dich, denn we love to entertain you. Lieber ist, wenn es Hof Sonnenweide ist. Hof Sonnenweide, merci, dass es dich gibt. Werbung Ende. Ich glaube, man kann es, um das Ganze auch in Relation zu setzen, wenn wir unsere Recherche ordentlich gemacht haben. Es gibt weltweit so circa 50.000 verschiedene Spinnen. Kann das stimmen?
Andi
00:09:45
Genau, wir sind mittlerweile bei 52.000 und ein paar zerquetschte. Das ist auch eigentlich interessant, weil wir einen eigenen World Spider Katalog haben, wo wirklich Kollegen, also begonnen hat das der Kollege vom American Natural History Museum und jetzt führen das Schweizer Kollegen fort, die dann wirklich die ganze Literatur durchforsten, wenn irgendwo auf der Welt eine neue Art beschrieben wurde und die kommen dann sofort in den Katalog. Das heißt, es ist wirklich sehr praktisch, man kann auf Knopfdruck, weiß man wie viele Arten und noch besser, man hat auch die ganzen Artbeschreibungen zusammengesammelt, eben die Literatur dazu, weil das war immer ein Problem für die Leute, die mit den Tieren arbeiten, um das herauszufinden.
Elisabeth
00:10:29
Und von diesen 52.000 sind wie viele für einen Menschen potenziell gefährlich?
Andi
00:10:35
Genau, also das reden wir von einer Größenordnung, vielleicht von 50 bis maximal 100. Also man sieht, die Relation ist so gering. Man muss auch wirklich das Tier antreffen. Wie gesagt, die meisten flüchten vor uns. Also auch die Häufigkeit, ein Tier da wirklich zu sehen, ist oft gar nicht so groß. Lauter Jackpot, mehr oder weniger. Also wir Spinnenforscher würden uns freuen, wenn man oft mehr Tiere sehen würde. Einer, der Angst hat davor, vielleicht weniger. Genau.
Christoph Hörweg
00:11:04
Aber kannst du erklären, woher diese Angst kommt?
Andi
00:11:10
Ja, eigentlich nicht ganz. Also es gibt da auch verschiedene Ansätze. Eine Idee war oder ist eigentlich immer, das von der Evolution her zu betrachten, dass schon viel früher, sagen wir mal, die Urmenschen sich natürlich vor gefährlichen Tieren schützen haben müssen. Aber eben, nachdem es so wenige potenziell gefährliche Spinnen gibt, ist die Relation nicht sehr wahrscheinlich, weil eben da nicht dieses gefährlich-tödliche Tier herumgekrabbelt ist, was das auslösen würde. Möglicherweise bei Skorpionen zum Beispiel schaut es anders aus. Also da haben wir andere Relationen und da würde ich natürlich nicht barfußnächten in der Wüste herumlaufen, weil da kann man schon einen erwischen, der dich auch umbringen kann. Wenn man den da draufsteigt oder mit der Hand anfasst. Aber darum fällt das wahrscheinlich weg. Viel mehr, vor allem weil es ja auch andere Kulturen gibt, gerade in Afrika, die auch die Spinnen durchaus verehren, ist das schon, sagen wir mal, eine europäische Geschichte oder eben jetzt auch in unserer Gesellschaft, dass man sich vertieren, wo man nicht weiß. Bewegt sich natürlich anders, sich ein bisschen fürchtet oder vielleicht mehr Respekt hat als notwendig. Weil was hört man immer? Die Tiere sind behaart. Naja, mein Daddy-Bear ist auch behaart und kein Mensch fürchtet sich vor dem. Ausnahme bestätigen die Regel, aber eigentlich nicht. Natürlich, sie sind schnell, laufen so schnell davon. Naja, auch da gibt es andere Beispiele von schnellen Tieren, wo man sich nicht fürchtet. Natürlich mag es aber alles zusammenhängen. Es ist eine ein bisschen eine andere Bewegungsweise. Wie gesagt, acht Beine, vielleicht auch die acht Augen. Ich weiß nicht, dass das eine Rolle spielt, beziehungsweise generell, dass die Tiere ihre Umwelt ja anders wahrnehmen. Wir sind Augentiere und brauchen da wirklich sehr viel Visuelles. Hören und schmecken ist ja leider im Rückgang bei uns eigentlich, obwohl das auch sehr interessant wäre. Und die Tiere, die sind einfach so behaart, haben überall Sinneshaare und können dadurch Luftströme wahrnehmen. Die haben einfach eine andere Sinneswahrnehmung, die für uns sehr faszinierend ist natürlich, aber man sich als Otto-Normalverbrauch einfach schwer vorstellen kann und vielleicht deshalb auch im Hinterkopf so ein bisschen Angst mitschwingt.
Elisabeth
00:13:34
Ich stelle jetzt eine neue wissenschaftliche Hypothese auf. Ich glaube, im Mittelalter haben es einfach keine Horrorfilme und Thriller gehabt. Und damit sie ihren Kindern Angst machen können, haben sie sich einfach ein Objekt gesucht, mit dem man das tun kann. Und haben dann den bösen Spinnen zugeschrieben, dass die gefährlich sind.
Christoph Hörweg
00:13:50
Und das greift dann alles Böse, die Mittelalter zu machen.
Elisabeth
00:13:52
Das ist die Logikerin einwenden. Jetzt greift meine wissenschaftliche Hypothese hier nicht an.
Christoph Hörweg
00:14:00
Nein, aber was mir ist faszinierter, was du gesagt hast, Spinnen nehmen ganz anders wahr. Kann man das, wenn man sich mit ihnen beschäftigt in der Forschung, kannst du das ein bisschen nachvollziehen, vollziehen, wie so die Lebenswelt einer Spinne ausschaut?
Andi
00:14:13
Nein, also wie gesagt, es ist einfach total faszinierend, dass zum Beispiel Luftströmungen wahrgenommen werden.
Christoph Hörweg
00:14:22
Wofür braucht es das?
Andi
00:14:24
Ja, um zum Beispiel erkennen, wo die Beute gerade ist. Nähert sich da jetzt eine Beute oder nähert sich auch ein Feind zum Beispiel oder generell auch die Fähigkeit eben Seide zu spinnen und auch da verschiedene Seidentypen, die dann unterschiedliche Netze machen können. Wir kennen das klassische Radnetz von der Gartenkreuzspinne oder anderen Kreuzspinnen, wo dann ja auch dazwischen diese Spirale ist mit den Klebetröpfchen. Da haben wir schon zwei verschiedene Geschichten, beziehungsweise generell die stabilen Eckfäden, wenn man so will, die sind auch aus ein bisschen festeren Material. Und generell, der Mensch hat es ja bis heute eigentlich nicht geschafft, das Produkt so nachzubauen, weil das einfach genial ist. Eigentlich flüssig im Körper der Spinne, nur durch diese Spulen- und Drüsenanordnung dann die verschiedenen Typen. Oder wenn der Kokon gemacht wird zum Beispiel, der wieder als weichere Material ist, in einer wollartigen Struktur. Also all das ist total faszinierend und gerade auch in den Netzen können die eben feststellen, ob sich da jetzt eine Beute verfangen hat oder ob das vielleicht doch ein Feind ist und können da entsprechend auch agieren. Also das ist schon etwas, was man sich eigentlich nicht wirklich vorstellen kann, was man eben aber weiß, aber eigentlich auch nur mittlerweile durch viele Überlieferungen und so, weil Beobachtungen im Freiland gibt es leider immer, immer weniger. Auch der klassische Biologe ist heutzutage kaum mehr im Freiland unterwegs und hat da Zeit, jetzt Stunden, Tage, Wochen lang in oder mit der Natur zu verbringen. Also darum kann ich eigentlich nur an jeden Zuhörer raten, dass in der Freizeit zu tun, so gut es geht, weil sonst sitzen auch wir Biologen leider zu oft vorm Computer und müssen da recherchieren, dort recherchieren oder mit einer wissenschaftlichen Sammlung ist das wieder was Eigenes. Aber total spannend, genau.
Elisabeth
00:16:22
Was steht denn eigentlich, wenn es der Mensch nicht ist, wie wir Gott sei Dank jetzt schon gehört haben, was steht auf dem Speiseplan von Spinnen? Wovon ernähren sich die?
Andi
00:16:30
Genau, der Großteil sind wirklich Insekten. Eigentlich kann man davon ausgehen, alles was kleiner ist als die Spinne, da ist die Brandbreite, glaube ich, groß genug. Also das können aber auch Asseln sein, die dann wieder Krebstiere sind, aber eben ein großer Heuschreck oder ein kleinerer Springschwanz, also alles möglich, Käfer und so weiter. Ja, Stinkwanzen wollen sie zum Beispiel auch nicht, also es gibt da schon auch die Punkte, genau, man sucht sich das aus, was man kriegen kann. Nein, also da ist die Bandbreite ziemlich variabel. Auch andere Spinnen zum Beispiel, also wir hatten auch einmal bei einer Spinne des Jahres eben einen Spinnenfresser, wo wirklich die ganze Familie auf andere Spinnen spezialisiert ist. Auch das ist möglich. Oder man kennt auch zum Beispiel die Zitterspinnen, die in den Ecken oft sitzen, in den Häusern, die sind ja eigentlich relativ zart. Die können dann zum Beispiel größere Hauswinkelspinnen schon auch überwältigen. Also das gibt es auch, verschiedene Größengeschichten. oder man sieht auch immer wieder Berichte, dass sich irgendwo in Australien oder sonst wo in Netzen, keine Ahnung, auch eine Eidechse verfängt. Oder der Klassiker Vogelspinne, wo auch der Name ja kommt, wo man dann einmal gesehen hat, dass im Dschungel in ein Vogelnest die Spinne reingekrabbelt ist und sich einen Jungvogel geschnappt hat. Das hat zum Namen Vogelspinne geführt, obwohl das eigentlich auch eher eine Ausnahme war.
Christoph Hörweg
00:18:00
Gibt es eigentlich Veganerinnen auch unter den Spinnen?
Andi
00:18:04
Ja, das hat man lange Zeit verneint, bis man dann draufgekommen ist, dass die teilweise den Pollen, der im Spinnennetz sich auch verfangt, mitfressen. Aber natürlich auch, weil dieses Netz auch wieder verwendet wird. Also wenn ein Netz zerstört wird, muss das wieder intakt gesetzt werden, damit halt der Beutefang wirklich funktioniert. und da recycelt die Spinne das durchaus, also frisst es wieder teilweise mit den Pollen und kann dann ein neues produzieren. Ob da jetzt wirklich gezielt nur vegane Kost oder vegetarische Kost genommen wird, muss ich gestehen, weiß ich jetzt gar nicht. Vielleicht gibt es da auch schon neuere Studien.
Elisabeth
00:18:44
Elisabeth, das ist deine wissenschaftliche Arbeit.
Andi
00:18:47
Nein, es hat nicht nur Pflanzenfresser.
Christoph Hörweg
00:18:49
Es gibt Pflanzenfresser-Spinnen.
Andi
00:18:51
Nein.
Elisabeth
00:18:53
Wie lange braucht eine Spinne im Durchschnitt, bis sie so ein Netz gesponnen hat? Vielen Dank.
Andi
00:18:58
Ja, das kann durchaus auch relativ schnell gehen, in ein paar Stunden. Also das variiert dann einfach natürlich auch von der Größe. Aber es gibt zum Beispiel Spinnenarten, wie auch in den Tropen die Seidenspinnen, die eben auch eine relativ stabile Seide produzieren und daher Riesennetze bauen können. Also so groß wie eine Zimmertür zum Beispiel. Oder da hat es auch dann irgendwo einen Bericht gegeben, über einen Fluss, der zehn Meter breit war, ist da ein Spinnennetz gehangen. Also das ist dann schon beeindruckend.
Christoph Hörweg
00:19:28
Das ist ein Wahnsinniger.
Andi
00:19:29
Ja, also, na, total. Ich sage immer, es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Also auch da beeindruckend, welche Bandbreite.
Christoph Hörweg
00:19:38
Stimmt das eigentlich, dass die Seite auch für die Medizin recht interessant ist? Oder ist das jetzt nicht so dein Gebiet?
Andi
00:19:45
Ist nur peripher, aber natürlich spannend und etwas, was man natürlich mitverfolgt. Ich kann mich da erinnern, auch da war ich mal in Frankfurt beim Kollegen Peter Jäger in Senckenberg und da war gerade auch eine Kollegin von dort oder von Hannover, weiß ich jetzt gar nicht, die eben das medizinisch versucht haben, ein bisschen zu untersuchen und zu schauen. Und da war eigentlich der Letztstand, ich glaube mittlerweile gibt es in Wien aber auch einen Forschungszweig, um zu schauen, ob eben die Spinnenseide sich eignet, eben als Regenerationsmittel, auch um zum Beispiel Nervenenden wieder aneinander zu fügen, Was für Querschnittsgelähmte eine total tolle Geschichte wäre. Und soweit ich weiß, hat es da, glaube ich, bei ersten Tierversuchen auch schon Erfolge gegeben. Wie weit das jetzt gediegen ist, weiß ich nicht. Aber was man zum Beispiel auch weiß, schon aus der Geschichte vom Weltkrieg oder so, dass auch die Seide, so ein Seidengeflecht, als Art Wundverband durchaus verwendet wurde. ist natürlicher. Es ist ja im Prinzip, wenn man so will, auch das beste Pflaster, weil es eben ein natürliches Produkt ist, was eben auch ein bisschen fungizid ist, eben dagegen Pilze wirkt, ein bisschen antibakteriell möglicherweise und sich eben quasi gut einfügt und erst dann auch wieder nach einiger Zeit entsprechend abbaut, ohne da Probleme zu machen. Also Spinnenseide ist eben wirklich eines der tollsten Produkte, auch punktuell Zugfestigkeit und so weiter. Es war ja auch die Idee, das in schusssicheren Westen einzubauen, muss ich gestehen, weiß ich jetzt nicht, wie weit es da gekommen ist. Also das ist schon mit einem Material der Natur, was eigentlich unvergleichlich ist und wo es, glaube ich, noch viele Ansätze gibt, das entsprechend nachzubilden, haben sie aber eben noch nicht geschafft. Im Gegenteil, sie versuchen eher, indem man zum Beispiel diese Seidenspinnen, die relativ groß sind und auch große Mengen produzieren, zu melken. Die werden dann oft auch eingespannt in eigene Apparaturen, um da eine größere Menge von Spinnenseide zu erlangen, eben um für solche Versuche da auch die entsprechende Grundlage zu haben. Also es gibt dann, glaube ich, sogar ein Kleid aus Spinnenseide gesponnen und ja, alles Mögliche.
Elisabeth
00:22:05
Aber es ist spannend, dass wir nicht in der Lage sind, das nachzubauen.
Andi
00:22:09
Ja, finde ich ehrlich gesagt auch gut, dass der Mensch nicht alles wirklich da eins zu eins übernehmen und vor allem dann beeinflussen kann. Also es macht schon Sinn, dass man Produkte entsprechend adaptiert und sich nach der Natur richtet, weil die hat es sehr gut geschafft, aber ja.
Christoph Hörweg
00:22:27
Ich habe einen Bericht einmal eingegangen, ich weiß es nicht mehr mehr genau, da ist es darum gegangen, um dieses Spinnenmelken bzw. um Forschung zu betreiben. Und da hat eine Erz, eine Forscherin hat gesagt, die Spinnen ekeln sich davor, wenn wir sie angreifen. Hast du davor schon mal gehört? Ich habe das total faszinierend gefunden, weil wir gehen immer aus unserer Perspektive aus, wir grausen uns vor Spinnen.
Andi
00:22:50
Ich kann mir das durchaus vorstellen, gerade wenn die Kollegin das sagt, die dann täglich damit zu tun hat. Also es wird natürlich auch für die Spinnen nicht ganz angenehm sein, nicht ganz umsonst eben Maide zu uns im Regelfall und hat eher dunkle Verstecke und will ihre Ruhe haben in Spalten und Ritzen und kommt eigentlich auch nur raus auf Nahrungssuche, auf Partnersuche, den Klassiker halt.
Christoph Hörweg
00:23:14
Apropos Partnersuche.
Elisabeth
00:23:15
Genau. Jetzt wird es romantisch.
Christoph Hörweg
00:23:19
Wie vermehren Sie Spinnen?
Elisabeth
00:23:21
Gibt es Spinnenromantik?
Andi
00:23:24
Nein, ja, das ist immer Ansichtssache. Was ist Romantik?
Elisabeth
00:23:29
Eigener Fetisch wahrscheinlich.
Andi
00:23:31
Was ist Romantik? Nein, das Tolle ist bei Spinnen, dass man zum Beispiel die Männchen gleich erkennen kann. Also die haben... Wie gesagt, wir haben die acht Beine und die Männchen und auch die Weibchen haben vorne Taster, mit denen sie wirklich die Umgebung so abtasten. Und bei den Männchen sind diese Taster, ich sage immer so Boxhandschuhartig vergrößert, verdickt. Damit kann man zumindest bei größeren Spinnen vielleicht schon erkennen, dass das ein Männchen ist. Und dieser Taster wird dazu gebraucht, um das Sperma in die weibliche Geschlechtsöffnung einzuführen. Weil die Weibchen, die haben quasi auf der Bauchseite eben auch ihre Epigyne, nennt sie das, die weibliche Geschlechtsöffnung und dort muss das eben dann hineinkommen und dieser Taster und die weibliche Geschlechtsöffnung, das funktioniert so nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Das heißt, das ist wirklich, passt zusammen und das sind eigentlich auch die Unterscheidungsmerkmale für uns Taxonomen, dass wir die Arten unterscheiden können, weil optisch kann man vielleicht der eine oder andere anhand eines Fotos erkennen, aber die meisten, die dann ziemlich gleich ausschauen, nicht. Und da schaut man sich dann wirklich diese Strukturen an, braucht dafür dann eben auch ein Mikroskop und ein ruhiges Tier. Daher auch immer oft die Frage, lebende Tiere bestimmen, ist eben oft gar nicht so einfach, wie man es sich vielleicht wünschen oder vorstellt. Weil man eben die Tiere dann unter dem Mikroskop braucht. Also da gibt es eben auch von wirklich einfachen Tastern bis hochkomplex, da gibt es alles Mögliche. Und ja, auch sage ich mal, liebesspielartig gibt es durchaus Geschichten, wo es sehr schnell gehen kann, bei anderen dauert es wieder länger, da gibt es alles Mögliche. Wie gesagt, da kenne ich mich jetzt als Museumsmensch, der nur totes oder meist nur totes Material hat, zu wenig aus, aber da gibt es auch verhaltensmäßig und auch dann evolutionsbedingt tolle Geschichten.
Elisabeth
00:25:27
Bis hin zum Auffuttern des Männchens, wäre ich das richtig?
Andi
00:25:29
Genau, auch das gibt es natürlich. Da sind die Schwarzen Witwen immer so verrufen, weil das jetzt schon im Namen steckt, ist aber jetzt auch nicht so häufig, wie man glauben könnte. Gibt es auch bei anderen Kugelspinnen, also die gehören eben zu den Kugelspinnen. Ja, also kann vorkommen, ist aber jetzt nicht wirklich so die Regel, dass man sich jetzt als Mann sofort fürchten müsste und sagt, Spinnen sind ganz schlecht, genau aus dem Grund auch nicht. Also so schlimm ist es nicht.
Christoph Hörweg
00:25:59
Und die Jungen kommen dann in einen Konkorn, sagt man das so?
Andi
00:26:03
Genau, das ist dann bei den meisten so, dass dann das Weibchen eben, ja auch je nach Art, was ja zwischen 10, 20, 30 bis 100 Eier oder noch mehr legt. Und die werden eben sehr oft dann in so einen Kokon quasi gepackt, der dann zum Beispiel auch überdauert und überwintert. Weil eigentlich die meisten auch heimischen Spinnen, ja die werden gerade ein Jahr oder vielleicht eineinhalb, ein bisschen länger, nur ganz wenige Arten, wie zum Beispiel die Tapezierspinne kann ein paar Jahre leben. Vogelspinnen ist wieder was anderes, die können 15, 20 Jahre auch alt werden. Aber sagen wir mal, der klassische Gartenkreuzspinne, das kennt man ja auch oft, dass man am Ende der Saison noch die dicken, fetten Weibchen quasi herum, meistens dann sitzen sieht, sind dann immer sehr beweglich. Da haben sie eben die Eier schon in sich, dann werden die eben noch gelegt und dann überdauern die Eier oft in einen Kokon. kennt man zum Beispiel von der Wespenspinne, diesen eigenen stabilen Kokon. Und dort können die eben auch, weil der eben auch quasi so wollig ausgelegt ist und gut geschützt sind, die Tiere, dann die Jungspinnen überwintern und schlüpfen dann meistens in dem Kokon und kommen im Frühjahr dann raus zum Beispiel. Ist aber eben, wie gesagt, nach Art unterschiedlich und ja, allein in Österreich haben wir wie viele Arten, wollt ihr da vielleicht einen Tipp abgeben? Weltweit haben wir 52.000 Aber interessanter ist ja, was gibt es bei uns?
Elisabeth
00:27:27
Ich sage, es sind 1.542.
Andi
00:27:31
Ja, ist gar nicht so schlecht, was sagst du? Mehr oder weniger?
Elisabeth
00:27:35
Ich habe den gleichen Bericht gelesen.
Christoph Hörweg
00:27:41
Ja, also ich würde ungefähr das Gleiche sagen.
Andi
00:27:43
Ja, ist ja schon mal eine sehr gute Schätzung, weil das ist natürlich von weltweit abzuleiten gar nicht einfach. Nein, wir haben in Österreich ein bisschen mehr als 1000 Arten, glaube ich 24 sind es, am genauesten weiß das der Christian Kompasch aus Graz, weil er versucht gerade auch eine rote Listen der Spinnen Österreichs zu erstellen, also von Kärnten hat er es schon gemacht, weil eben auch Spinnen, was man vielleicht oft gar nicht so glaubt, durchaus gefährdet sind, ganz allgemein, weil ja Lebensräume gefährdet sind, Moore oder was auch immer, also da gibt es viele Punkte. Genau darum ja 1024 arten wir haben sogar einmal zur bibliografische checkliste gemacht um zu wissen wie viel spinnen wir in wien haben immer auch die literatur der letzten 100 jahre durch gegangen und da sind wir ja auch auf stolze 412 arten gekommen also für eine große stadt durchaus. Beeindruckend, also auch da kann man sagen, Wien ist durchaus auch lebenswert, auch wenn ihr ins Burgenland geflüchtet seid, nein, aber wie gesagt, man kennt eh, Wien hat natürlich auch durch den Anteil am Nationalpark Donau und padronischen Einfluss im Westen Wiener Wald, also wir haben da ganz schöne Bandbreite und das zieht sich ja auch bei anderen, Tiergruppen durchaus durch und das passt gut und auch die 1000 Arten in Österreich ist eigentlich sehr gut, wenn man vergleicht, Deutschland hat auch nicht viel mehr und die sind doch um einiges größer, Die haben natürlich an der Küste andere Arten, aber auch da haben die durch die alten Geschichten banonischer Einfluss. Also auch da kann man durchaus sagen, Österreich ist lebenswert auch für viele Tiere.
Christoph Hörweg
00:29:20
Und ändert sie durch den Klimawandel, ändert sie da was an der Population? Kommen andere Arten zu uns? Verschiebt sie das? Dann plötzlich die tropischen Spinnen, die dann doch gibt?
Elisabeth
00:29:31
Genau, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass in absehbarer Zeit eine ganz gefährliche tropische Spinne bei uns heimisch wird?
Andi
00:29:37
Ja, da ist jetzt die Frage, was ist absehbare Zeit? Also in den nächsten fünf bis zehn Jahren vielleicht noch nicht. In 50 Jahren kann es schon wieder anders ausschauen. Also das ist eben auch unsere Aufgabe in den naturhistorischen Museen mit den wissenschaftlichen Sammlungen. Wir sammeln ja nicht zum Spaß. Natürlich, uns macht es Spaß, aber es ist ja auch Steuergeld und es muss einen Sinn haben und das hat es auch, weil das ist dann quasi die Vergleichssammlung, dass man auch schauen kann, um solche Fragen zu lösen. Welche Arten hat es vor 100 Jahren schon gegeben? Welche sind neu dazugekommen? Und so weiter. Wir brauchen aber jetzt nicht rausgehen, natürlich jede Gartenkreuzspinne, die man dann findet, extra umbringen und bei uns in der Alkoholsammlung verorten. Da reichen dann Fundmeldungen, da gibt es ja Gott sei Dank mit iNaturalist, Naturbeobachtung, AT, viele Chancen, dass man auch solche Sachen macht. Geht allerdings eben nur bei Arten, die auch optisch unterscheidbar sind. Das ist immer wieder, manches braucht man halt Mikroskop und doch Museumsequipment. Aber genau deswegen ist es einem wichtig, dass man ihm feststellt, wie hat sich ein Tier ausgebreitet. Das haben wir zum Beispiel mit der südrussischen Tarantel versucht zu machen.
Christoph Hörweg
00:30:53
Genau, das steht da rechts in Mirna.
Andi
00:30:55
Genau.
Elisabeth
00:30:56
Ziemlich beeindruckend, das Tierchen.
Andi
00:30:58
Das ist eben auch die größte Spinne Österreichs oder generell Mitteleuropas. Es kommt von Sibirien, da von Russland und hat eben bei uns in Groß-Weikersdorf, ist, glaube ich, der westlichste Fundpunkt dieser Art und hat es immer wieder auch gegeben, also speziell im Seewinkel, aber eben auch durchaus da jetzt im Norden um Gensandorf. Die braucht einfach auch als eine bodenlebende Spinne, die sich nämlich da gängegräbt, ein bisschen am Boden, der weich genug ist, dass man sich reingraben kann, also ein bisschen Sand, Lössanteil ist nicht schlecht, zu hart darf es auch nicht sein, aber eben ein bisschen Feuchte und auch total spannend und sieht man eigentlich auch nur, Ja, meistens im Spätherbst, wenn die Männchen auf Partnersuche sind, dann kommen da auch immer verstärkt Fundmeldungen. Und es ist eigentlich auch schön, wenn man das Tier dann sieht, weil so häufig ist es nicht und man kann sich freuen, wenn man es zu Gesicht bekommt. Aber wir waren noch beim Klimawandel, dass wir die Fragen auch nicht unbeantwortet lassen. Generell ist es natürlich schon so, wie zum Beispiel auch bei dieser sogenannten Nosferatu-Spinne, eine Gräusljagdspinne, die aus dem Mittelmeerraum kommt. Die haben wir, glaube ich, 2015 zum ersten Mal in Wien gehabt.
Elisabeth
00:32:12
Sind das diese Bananenspinnen?
Andi
00:32:14
Nein, das ist wieder was anderes. Die heißt deshalb Nosferatu, weil im Vorderkörper so ein bisschen eine Vampirzeichnung entsprechend des Films Nosferatu ist, dass immer wieder wie viel Einfluss auch Medien, Filme oder heutzutage Social Media vielleicht haben können. Aber dadurch kann man es ganz gut erkennen, weil es eben quasi auch nur jetzt diese eine Art da in Mitteleuropa gibt. Die ist einfach zu uns gekommen und meistens muss man sagen, kommen die Tiere jetzt nicht quasi durch den Klimawandel, dass du jetzt hunderte Kilometer weit wandern würdest, so mobil sind sie dann auch nicht. Die Tiere kommen eigentlich alle zu uns über den Transport. Durch den weltweiten Handel wird natürlich von, wurscht wo, Australien, sonst wo, alles einmal irgendwo hergekarrt, hergeschifft. Und wenn die dann einmal da sind und ein Einzeltier ist ja egal, das kann natürlich keine Population aufbauen, aber wenn dann vielleicht ein Kokon dabei ist oder Männchen und Weibchen gemeinsam oder mehrere Tiere und die dann vor Ort günstige Bedingungen finden, eben weil es jetzt durch den Klimawandel doch wärmer ist, auch bei uns in Mitteleuropa, dann kann diese Art, die im Mittelmeerraum an Felsen sitzt, im Freien, ja mittlerweile bei uns natürlich an den Hausmauern genauso sitzen und sitzt halt nicht nur draußen, sondern gerne auch innen. Und weil die jetzt kein Radnetz baut, sondern wirklich schön prominent an der Wand sitzt, sieht man sie, hat eine entsprechende Größe, also da ist der Körper schon eben zwei Zentimeter groß, mit den Beinen wirkt es immer größer.
Elisabeth
00:33:47
Fünf Zentimeter oder so, gleich in der Richtung.
Andi
00:33:49
So in der Richtung, genau. Und wir hören ja immer nur, oder ich, ja, die Spinne ist fünf Zentimeter groß und ich sage, nein, nein, wir gehen immer nur vom Körper aus und dadurch werden die Spinnen gleich viel kleiner. Also wenn man sich das vielleicht auch so denkt, braucht man sie gar nicht fürchten. Betrachtet nur den Körper, dann ist das Tier zu vergessen von der Größe her. Wenn man natürlich auf die Beine und Beinsparen weiterschaut, ja, schaut es ein bisschen anders aus. Genau. Diese Arten, ja, wie gesagt, seit 2015 in Wien und mittlerweile, ja, Wien, Wien-Umgebung und ich weiß jetzt gar nicht, wie weit sonst noch verbreitet in Österreich, die ist quasi gekommen, um zu bleiben. War auch, ja, glaube ich, letztes Jahr in Deutschland, auch durch den NABU und auch da die Plattformen, irrsinnig viel Fundmeldungen und da ist man dann auch auf durchaus interessante Sachen draufgekommen, eben Verbreitungen da, dort. Also das macht schon Sinn und wenn man heutzutage Verbreitungen betrachtet, muss man auch diese wichtigen Fundmeldungen von den engagierten Amateuren, die Citizen Scientists, wie das heute so schön heißt, durchaus berücksichtigen. Weil eben wir wenigen Spinnenforscher können das unmöglich abdecken und wie gesagt, bei einzelnen Arten funktioniert das gut und darum freue auch ich mich immer über verschiedene Meldungen, auch Anrufe und auch wenn der Anruf kommt, ja ich habe eine schwarze Spinne im Garten, was könnte das sein? Dann kann man mir erklären, ja die meisten sind dunkelschwarz, wir haben tausend Spinnen in Österreich, ich brauche ein bisschen mehr Info. Am besten ist immer, wenn ein Bild auch per E-Mail kommt, bei mir zu Hause im Schlafzimmer. Meine erste Frage ist immer, ohne da unverstehend sein zu wollen, ja wo liegt denn Ihr Schlafzimmer? Weiß ich schon ein Unterschied, sind wir in der Stadt, sind wir am Land oder wo genau? Genau. Und das ist eben total spannend, weil das Punkte sind, die man normal nicht berücksichtigt oder an die man gar nicht denkt. Aber das alles hat immer einen Einfluss auf Verbreitung. Über die Verbreitung kann ich auch eben sagen, okay, das könnte die Art sein oder die Art sein. Und das ist eben total spannend.
Elisabeth
00:35:50
Aber ich glaube, da können wir auch nochmal wiederholen, weder diese russische, südrussische Tarantel, noch der Tornfinger, noch Nosferatu sind für den Menschen wirklich gefährlich.
Andi
00:35:58
So ist es, genau. Also von der südrussischen Tarantel sind mir, glaube ich, überhaupt keine Bissfälle bekannt. Wie gesagt, Amentornfinger ist wie Bienen- oder Wespenstich. Und bei der Nosferatu-Spinne, da haben eben auch Schweizer Forscher, wollten sich beißen lassen. Nach stundenlangem Tranksalieren hat es endlich zugebissen. Das war wie ein Gelsen- oder Mückenstich. Wie gesagt, Spinnen wissen schon eigentlich, was sie tun und auch nicht. Und wirklich nur im Ernstfall. Natürlich, wenn ich in den selben Schuh reinsteige, wo gerade die Spinne drinnen ist, wird sie sich bedroht fühlen und dann wahrscheinlich zubeißen. Schlimmer wäre es aber bei einem Skorpion. Nein, und da haben wir keine Bedenken. Vielleicht noch kurz anknüpfen, weil meine Dornfinger waren. Zehn verschiedene Arten, Armentornfinger am wichtigsten. Da gibt es noch eine zweite Art, den sogenannten Haustornfinger oder mildes Dornfinger auch genannt. Nicht, weil er jetzt quasi mild ist, sondern nach einem Herrenmilde benannt und der kommt eben auch, wie der Name schon sagt, gern in Häusern vor. Ist eher klein, unscheinbar, so grünlich, gräulich. Und der hat, obwohl er relativ kleine Giftklauen hat, gibt es da auch Bissfälle. Aber eben auch von der Symptomatik ähnlich. Wollte aber nicht ganz verschweigen. Aber eben auch, weil es immer heißt, der Tornfinger oder die. Und wie gesagt, man muss das genauer betrachten und da wirklich auch gerne den sprechenden Quellen nützen. Es gibt da eben zum Beispiel auch die Arachnologische Gesellschaft, die ist in Deutschland beheimatet, weil wir in Österreich eben nicht so viele Leute sind und da gibt es ein eigenes Wiki dazu, wo man sich informieren kann auf den Seiten der Gesellschaft. Es sind zum Beispiel die Spinnen des Jahres aufgelistet, das ist vielleicht auch noch ein Punkt, der euch interessiert.
Elisabeth
00:37:45
Ja, warte, jetzt habe ich ja versehentlich eine Klammer aufgemacht, nämlich die Bananenspinne, was hat es mit denen auf sich?
Andi
00:37:52
Ja genau, auch da kommen natürlich immer wieder Anfragen. Da haben wir ja, sagen wir mal, ein ähnliches Problem. Meistens kommt ein Anruf in der Früh vom Filialleiter eines Supermarktes. In der Nacht hat irgendwer, sei es die Putzfrau oder ein Angestellter, der noch weggeräumt hat, eine Spinne bei den Bananen gesehen. Gut, was mache ich jetzt mit dieser Info? Heißt das jetzt, es ist wirklich in der Bananenkiste ein Tier mitgekommen oder ist einfach im Lager irgendeine heimische Spinne durchgelaufen? Weiß man nicht. Logisch, man darf sich vielleicht fürchten. Und dann frage ich zuerst einmal nach, aus welchem Land kommen die Bananen? Das ist nämlich durchaus entscheidend. Diese ganz gefährliche Bananenspinne, da geht diese Kampffspinne, nicht in jedem Land vorkommt.
Elisabeth
00:38:46
Das heißt, auf die Idee wäre ja gar nicht gekommen, dass natürlich Bananen aus unterschiedlichen Regionen dieser Welt stammen. Okay, wann muss man sich fürchten, wann nicht?
Andi
00:38:55
Genau, also meine erste Frage ist immer, wo kommen die Bananen her, weil quasi diese Bananenspinne, vor der man sich wirklich fürchten kann, eben die auch brasilianische Wanderspinne, die kommt eben aus Brasilien, wie der Name sagt. Und mein Wissensstand war zumindest in letzter Zeit, dass aus Brasilien kaum Bananen in die EU oder gar keine sogar kommen, die meisten eben aus Ecuador, Costa Rica und so. In diesen Ländern gibt es ähnliche Spinnenarten, die aber bei Weitem nicht so gefährlich sind. Das heißt, wenn man mal weiß, die Bananen kommen sicher nicht aus Brasilien, gibt es schon mal keine tödliche Gefahr.
Elisabeth
00:39:33
Kein Kronkolan.
Andi
00:39:34
Von daher kann man schon relativ beruhigt sein. Und sonst, ich war auch schon zwei, dreimal in Supermärkten und habe dann auch schon abgesucht und geschaut. Also ich habe da eigentlich nie was gefunden. Und nur, ja, letztes Jahr war das, da hat mir dann der Amtstiarzt aus Niederösterreich, einer hat mich angerufen, da haben sie wirklich in einem Supermarkt in einer Kiste was gesehen und die waren dann gleich blitzschnell das mit dem Zudecken und in drei Plastiksäcke und dann noch in einer Kiste und so. Und der hat gemeint, was mache ich jetzt damit? Er hat gesagt, ob ich schauen will, ob da wirklich eine Bananenspinne drinnen ist. Da habe ich gesagt, ja prinzipiell schon, aber da im Museum ist es ein bisschen blöd, wenn da das Tier auskommt und dann wirklich eine gefährliche Art dabei wäre. Machen wir nicht. Dann haben wir uns geeinigt, sind wir im Tiergarten Schönbrunn, hat er das angeliefert und habe dort mit einem Tierpfleger quasi vom Aquarienhaus in einen eigenen Raum mit Fliesen und wo das Tier nicht auskommt, haben wir wirklich eine Bananenkiste. So die Banane mit so einem Greifer, Step by Step rausgeholt und das war wirklich für mich ein toller Moment. Zum allerersten Mal saß wirklich eine Spinne in der Bananenkiste selbst. War dann aber eh wirklich im Eck zurückgezogen, aber nicht klein und dann hat sie relativ schnell bewegt und hat sich dann herausgestellt, dass das eine Riesenkrabbenspinne ist. Das ist eine asiatische Art, ostasiatische Art, die aber eben durch den Handel weltweit immer wieder da wirklich auch herumgereicht wird, sage ich einmal, die aber auch unbedenklich ist. Und die habe ich dann eigentlich über ein Jahr bei mir hier im Museum gehalten, auch brav mit Heimchen gefüttert und das hat mich gefreut, weil da wirklich einmal eine Bananenspinne war, aber jetzt eben nicht die gefährliche, die man immer glaubt. Also auch da wieder, was heißt der Begriff Bananenspinne? Es kann eben auch eine heimische Hauswinkelspinne über eine Banane laufen und deswegen ist sie nicht gefährlicher als sonst und umgekehrt. Ja, total spannend. Und wie gesagt, das muss man vielleicht einfach auch immer wieder darlegen, dass man sich da auch nicht fürchten braucht. Aber natürlich, wenn ein Mitarbeiter da ständig herumkramt, will er natürlich auch geschützt sein. Und auch da, wie sage ich immer so schön, vor Spinnenangst hilft nur Spinnenwissen. Und ja, darum sind wir auch heute da und können dazu beitragen.
Elisabeth
00:42:03
So, aber jetzt, die Klammer ist zu, die Spinne des Jahres 2025, darfst du es schon verraten?
Andi
00:42:10
Ja, die haben wir jetzt eigentlich schon sogar draußen. Das ist die gewöhnliche Fischernetzspinne. Der lateinische Name heißt Segestria senoculata. Ja, da kommen wir dazu. Wir in der Wissenschaft brauchen immer auch einen lateinischen Namen, immer einen Gattungsname und einen Artnamen. Das ist so wie bei uns, sagen wir, Nachname und Vorname. Also kommen wir auch beim Amendornfinger zum Beispiel, darum gibt es den Amendornfinger und den Haustorfinger, aber beide heißen quasi mit Gattungsnamen Chairacantium und der eine ist dann Puntorium und der andere Mildi.
Elisabeth
00:42:45
Klingt schon ein bisschen anders als gewöhnlich, bitteschön, das ist nicht sehr schmeichelhaft.
Andi
00:42:50
Ja, wie gesagt, das sind die Namen und das ist auch ein spannender Punkt, vielleicht nur ein bisschen als Sidestep, haben wir nämlich auch bei einer Kinderuni versucht zu erklären, wie werden die Tiere benannt. Wie gesagt, sehr oft eben nach dem Aussehen, wenn der einen gelben Tupfen hat, dann hast du halt gelbgetupftelte, alles aber lateinisch oder griechisch angehaucht meistens und sehr oft kann man aber auch nach einer berühmten Persönlichkeit Spinnen benennen. Also eben auch der Kollege Peter Jäger aus Hengenberg in Frankfurt, der hat zum Beispiel eine dieser Riesengrabenspinnen, die er in Laos immer findet, Heteropoda David Bowie genannt, weil er auch ein Fan ist. Oder auch um ein Zeichen zu setzen nach der Greta Thunberg, Greta Thunbergi. Und so kann man durchaus vielleicht auch ein bisschen eine Geschichte dahinter vermitteln.
Christoph Hörweg
00:43:42
Du hast ja auch, also nach dir ist ja auch eine Spinne benannt, haben wir gehört.
Andi
00:43:45
Genau, ja, das ist auch einerseits ein Pseudoskorpion, aber auch eine Spinne. Das war auch interessant eigentlich, da war ein Kollege aus dem Iran da, der Ali Reza Zahmani. Der eben in der Spinnensammlung geschaut hat, welche Spinnen wir haben aus dem Iran, hat auch sehr vieles unbestimmtes Material natürlich noch vorgefunden, und hat das eben durchgeschaut und bestimmt und hat eine Spinne gefunden, die er bei sich zu Hause eben auch schon gefunden hat. Das war ihm dann quasi der Match, dass das zusammenpasst. Und quasi, weil ich ihm dann natürlich geholfen habe, hat er diese Spinne dann nach mir benannt. Also es gibt, ich glaube, der Gattungsname ist, glaube ich, Berinder und Hörwegi. Also auch das gibt es alles. Das Einzige, was man nicht machen darf bei Benennungen, eine Spinne nach sich selbst benennen. Also ich dürfte jetzt nicht eine nach mir benennen, aber natürlich nach meiner Schwiegermutter oder sonst wem.
Elisabeth
00:44:38
Die würde sich sicher freuen.
Andi
00:44:40
Meistens zu ehren, genau. Wenn sie das dann nicht persönlich nehmen, schaue ich so aus wie diese Spinne, dann besser nicht. Aber genau, wir Wissenschaftler freuen uns im Regelfall.
Christoph Hörweg
00:44:52
Du hast es gerade erwähnt, Pseudoscorpionspinne, das hätte man eigentlich fast am Anfang stellen sollen, aber wie definiert sie eine Spinne? Weil eigentlich sind ja Milken und Zecken auch Spinnentiere,
Andi
00:45:03
Oder? Genau, vielleicht bevor ich auf die Frage antworte, ich bin schon wieder der Spinne des Jahres, nämlich ausgewichen. Das ist immer, man kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Ja, aber ich glaube am Ende werden wir alles beleuchtet haben. Dann noch kurz zur Geschichte auch der Spinne des Jahres, das ist eben auch von der Arachnologischen Gesellschaft quasi mitinitiert worden, um eben ein Tier oder eine Tiergruppe, die eben nicht so beliebt ist, ein bisschen ins rechte Licht zu rücken. Es hat eigentlich begonnen im Jahr 2000, da wurde eben die Wasserspinne, auch das Wappentier der Gesellschaft, eben als erstes Jahrestier da auserkoren. Und auch das ist ja alleine schon phänomenal, eine quasi Land, eigentlich landlebende Tiergruppe Spinnen. Da gibt es eine Art, eben die Wasserspinne, die sich unter Wasser einen Lebensraum baut.
Elisabeth
00:45:55
Die kann tauchen, ne?
Andi
00:45:55
Die kann tauchen und sie kann wirklich unter der Wasseroberfläche Stunden verbringen. Wie macht sie das? Indem sie in einer Art Tauchglocke wohnt. Dort ist ihm der Luftsauerstoff drinnen und den muss sie auch runterbringen und das macht sie eben durch ein total dichtes Haarkleid. Sammelt sie den Sauerstoff an der Oberfläche ein, taucht hinunter, lässt da quasi diesen Sauerstoff wieder raus und kann ihm für einige Zeit dort normal fressen, sich bahnen, alles Mögliche. Ist natürlich aus der Sicht der Spinne auch genial. Ich habe jetzt keine Konkurrenz mehr aller anderen Spinnen auf der Erde oben am Land, sondern kann Wasserinsekten nutzen, auch kleinere Fische als Beute. Also total genial, dass ein Landtier sich auf den Lebensraum Wasser erobert.
Christoph Hörweg
00:46:44
Wie Fantasy, oder?
Andi
00:46:45
Ja, noch einmal, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt in der Natur und das ist total spannend. Aber ebenso hat es begonnen, Wasserspinne. Dann waren zig verschiedene Zebraspringspinne. Und ich habe das eben auch vom Kollegen Peter Jäger übernommen, 2010 mit der Gartenkreuzspinne. Eben weil das auch für das Museum natürlich total nett ist, dass man da auch immer was präsentieren kann. Wir haben jetzt auch eine Vitrine zur Spinne des Jahres, wo wir eben die Info und eben auch das Tier, wenn wir es haben, ausstellen. Und wie gesagt, bietet wirklich die Möglichkeit, da auf verschiedene Aspekte hinzuweisen. Ja, speziell ist mittlerweile, es ist jetzt nicht ein österreichisches Jahrestier oder sehr oft ist es auch ein mitteleuropäisches beim Insekt des Jahres oder Vogel des Jahres. Oft ist der Österreich, Deutschland, Schweiz gemeinsam. Bei uns ist es wirklich ein europäisches Jahrestier. Das ist mittlerweile, sagen wir doch, 84 Arachnologen aus 27 europäischen Ländern, die das gemeinsam wählen. Also ich koordiniere das mit einem tschechischen Kollegen. Es gibt dann quasi so ein E-Mail-Voting. Wir schlagen da vier bis sechs Spinnen vor. Wer kriegt da die meisten Punkte? Und auch da sind wir sehr oft eigentlich gar nicht einig. Was nimmt man? Nimmt man Spinne, die ja jeder kennt, vor der Haustür ist, ist natürlich dann einfacher. Oder nimmt man Spinne, wir hatten auch schon die Flussufer-Riesenwolf-Spinne, die auch ich zum Beispiel noch nie lebend gesehen habe. Wo aber auch der Lebensraum spannend ist, die wirklich diese Geröllumwälzungen bei großen Flüssen braucht und so, aber auch total spannend, dann durchaus Wassereintritte mit dem Spinnennetz ein bisschen abwehren kann. Und also es gibt auch wieder tolle Geschichten oder eben auch den armen Dornfinger hatten wir zum Beispiel 2023, eben mit dem Hinweis ein bisschen, ja, medizinisch zwar relevant, Relevant unter Anführungszeichen, einfach um da Aufklang zu betreiben. Und ja, heuer haben wir gesagt, die Fischernetzspinne ist auch eine Spinnenfamilie, die nicht so bekannt ist. Aber wo man das Tier vielleicht irgendwo in einer Ritze, auch Baumrinde, so sehen kann. Und da ist nämlich charakteristisch, dass bei den Beinbahnen wirklich drei jeweils nach vorne gerichtet sind. Also man sieht wirklich sechs Beine vorne. Also von der Stellung her, wie das Tier sitzt, ist das was Spezielles, weil das nur diese Familie macht zum Beispiel. Und das sind so einfache Punkte oder vielleicht auch Hausaufgaben, wenn man so will, für die Hörer oder für Leute, die in die Natur rausgehen. Komisch, die Spinne, das schaut ganz anders aus als sonst vielleicht, wenn irgendwo eine sitzt. Da sehe ich sechs Beine, was kann das sein? Und einfach ein bisschen so ein Gedankenspiel und nachdenken, was könnte sein. Und sowas, Gefällt auch mir persönlich sehr gut. Das sind so Kleinigkeiten, wo man sich vielleicht beobachtend ein bisschen nähern kann. Und genau aus dem Punkt und aus dem Grund haben wir eigentlich diese Spinne des Jahres und versuchen da ein bisschen zu promoten. Auch um dann auch solche Fundmeldungen zu generieren, dass man eben sieht, wo kommt die Meer vor und so. Und wie gesagt, da sind die deutschen Kollegen insofern auch aktiver, weil da auch einen eigenen Atlas der Spinnentiere gibt, wo man aber wirklich die Fundmeldungen nach 10er Jahren zum Beispiel sich anzeigen lassen kann, wo man schon schön sieht, wo ist da Ausbreitung. Und all das, wie gesagt, wir Wissenschaftler sind auf Fakten angewiesen. Wir brauchen aber deswegen auch eure Mithilfe da entsprechend, dass Daten geliefert werden. Dann kann man viel herausfinden. Eventuell auch modellieren, welche Spinne sich dann, wenn es bei uns zwei, drei Grad mehr hat, wohlfühlt kommen kann. Also eben um auch deine Frage da wirklich final zu beantworten, wann können wir da was erwarten? Also so schwarze Widmen gibt es zum Beispiel in Australien, Neuseeland, einige Arten, wenn das mit Schiff nach Rotterdam kommt, dann mit dem Zug quer durch Deutschland, Mitteleuropa geführt wird und dann auf einer Holzpalette mit Pflanzen oder was auch immer irgendwo gelagert ist und dann passt es von der Temperatur her. Naja, dann können wir schon damit rechnen, dass dann vielleicht auch gefährlichere Arten länger bei uns bleiben. Aber darum auch ganz wichtig, das einfach mitzuverfolgen. Und auch da sind eben so Fundmeldungen durchaus hilfreich, dass die Leute dann ein bisschen hellhörig werden und sehen. Und ich bekomme auch sehr viele Anfragen, als so eine Spinne habe ich noch nie gesehen die letzten 20 Jahre. Kann das was Neues sein? Wie gesagt, in letzter Zeit war es sehr oft die Nosferatu-Spinne. Aber auch da ist es schön, dass Leute sich noch erinnern, das ist für mich ganz neu. Was könnte es sein? Und da kommen wir dann auch wieder ein bisschen zu den wissenschaftlichen Sammlungen. Was definiert? Oder wann ist eine Spinne neu? Nur weil ich sie nicht gesehen habe, heißt es ja nicht, dass die Wissenschaft nicht kennt. Und genau deshalb braucht es diese wissenschaftlichen Sammlungen als Vergleich- und Belegsammlungen. Weil wenn ich jetzt ein Tier neu finde, muss ich mal schauen in der Literatur, irgendein Kollege kann das aus dem Iran schon beschrieben haben. Also für mich ist sie neu, aber für die Wissenschaft nicht. Und genau das ist halt auch der zeitaufwendige Prozess. Du musst dann wirklich vergleichen, möglicherweise mit vielen Museen weltweit abzugleichen, was habt ihr für Material aus der Gegend, aus der Tiergruppe. Dann vergleicht man das, muss dann schauen, okay, der hat zehn Borsten mehr am Bein als da, dort. Und darum ist auch die taxonomische Arbeit relativ langsam. Wird jetzt mit der molekularen Unterstützung ein bisschen besser, wo man ein bisschen abschätzen kann, das ist nicht nur eine Art, sondern das sind vielleicht drei, vier verschiedene. Aber dann muss man auch noch einmal genauer schauen, wie können Sie das äußerlich unterscheiden. Und daher wird einem auch nie fahrt. Das ist total spannend. Und auch als Betreuer einer solchen Sammlung, wir reden davon, an den 50.000 Objekte, wird einem nie fahrt, weil ich weiß noch gar nicht, was habe ich alles, weil es eben auch noch nicht digital erfasst ist oder in irgendeinem Computersystem. Da gibt es Zettelkataloge, die 100 Jahre alt sind oder manche sind ein bisschen jünger. Dann gibt es das Tier, aber in der Sammlung oft gar nicht, weil auch in Kriegs werden irgendwie verschwunden. Auch durch Ausleihen mit internationalen Wissenschaftlern gibt es dann doch noch einen regen Austausch, weil ich kenne mich nicht aus mit iranischen Spinnen. Also ich bin froh, dass der Kollege hergekommen ist. Aber es gibt natürlich auch Anfragen, wo die Leute nicht herkommen können. Dann schickt man vielleicht das eine oder andere Tier. Wenn wir vielleicht auch noch zu Pseudoskorpionen kommen, da sitzt der weltweite Spezialist in Australien, also der kann nicht einfach so kurz vorbeikommen, um sich das anzuschauen. Da gibt es ein bisschen einen Austausch. Aber genau deswegen gibt es wissenschaftliche Sammlungen und wir leben eben auch von dem, sagen wir mal, Wissensaustausch, von dem persönlichen Austausch, weil wenn sie nur da sind und keiner arbeitet damit, bringt es nichts. Aber der Vorteil ist, dass sie auch schon lange da sind. Die ältesten Objekte sind über 200 Jahre alt und wären quasi nicht schlecht, wenn man es ordentlich in Ethanol konserviert. Und der Vorteil ist, vor 100 Jahren hat keiner an DNA gedacht. Heutzutage haben wir molekulare Methoden. Oder Mikro-CD, Computertomographie, wie man es aus der Medizin kennt, kann man jetzt auch da schon anwenden und vielleicht die ein oder andere Struktur erkennen. Also das ist total spannend und darum ist es auch wichtig, dass man diese Sammlungen wirklich bewahrt. Weil in zehn Jahren gibt es vielleicht wieder eine Methode, dass man genau mit demselben Objekt noch mehr Info rausholt.
Christoph Hörweg
00:54:23
Sehr spannend. Es ist irgendwie kaum vorstellbar, dass das noch nicht alles digital erfasst ist in unserer Zeit. Dass es immer noch Zettelkataloge und so weiter gibt. Ja.
Elisabeth
00:54:35
Jetzt müssen wir noch abgrenzen, was Spinnen eigentlich sind, weil es gibt Spinnen und Milben und Zecken und Pseudostkorpione.
Andi
00:54:41
Genau. Hilfe uns.
Christoph Hörweg
00:54:42
Was ist hier der Weberknecht? Den darf ich nicht vergessen, den habe ich nämlich seit Beginn im Kopf, weil der ist ja auch nicht eine ganze Spinne,
Andi
00:54:50
Oder? Genau. Wir reden da auch immer, weil die Sammlung selbst eigentlich alle Spinnentiere betrifft, eben da von verschiedenen Gruppen. Die Web-Spinnen sind, wenn man so will, die bekanntesten. Wie der Name sagt, Web. Die haben eben die Fähigkeit, Seide zu produzieren.
Christoph Hörweg
00:55:07
Aber nicht unbedingt Netze zu bauen,
Andi
00:55:09
Oder? Genau, es bauen nicht alle Spinnennetze. Es gibt eben auch klassische Lauerjäger, eben auch wie die Nosferatu. Die braucht jetzt kein Netz zum Beutefangen. Sehr viele haben eines. Da gibt es auch die verschiedensten spannenden Typen. Also nicht nur das Radnetz. Man kennt diese Trichternetze von den Trichternetzspinnen oder von den Baldachinspinnen. Sagt der name schon das ist eben wie so baldachin hängematte da hängen dann oft nach unten auch so einzelne fäden mit klebt röpfchen drauf oder dann in den tropen diese lasso spinne oder die pola spinne wurde es so schwingt dass es gibt alles mögliche oder lustigerweise oder springspinnen brauchen zum beispiel jetzt kein netz in dem sinn aber die haben immer band schiefe dabei das ist wie band schamping die spiderman und die haben quasi ihr seil die können eigentlich nicht, runterstürzen, weil sie eh auch festgehaftet sind. Und da sind wir wieder auch vom Verhalten, durch die Luftströmung, wenn eine Fliege fliegt, können die das wahrnehmen mit den Augen und in die richtige Richtung hüpfen. Also total spannend. Aber, ja, wir waren, okay, spinnen, eine Gruppe.
Christoph Hörweg
00:56:16
Das sind die Webspinner.
Andi
00:56:17
Wie gesagt, allen ist gemeinsam, dass sie diese acht Beine haben. Bekannt sind natürlich als Skorpione, eben weil auch, sagen wir, medizinisch relevant und wenn wir, sagen wir, irgendwo in die Tropen oder nach Afrika auf Urlaub fahrt, erkundigt man sich oft schon auch, was gibt es da, das könnte sein. Aber Weberknechte hast du angesprochen. Genau, ist auch einfach eine eigene Gruppe. Also jetzt keine Spinne, sondern ein Spinnentier.
Christoph Hörweg
00:56:42
Warum nicht? Also der schaut ja auch so viel ein.
Andi
00:56:44
Naja, wenn du genau schaust, die Spinne hat zum Beispiel Vorder- und Hinterleib, oft nur durch einen dünnen Stiel quasi verbunden. Oft sieht man es nicht gleich. Aber am besten vielleicht, wenn du vergleichst, eine Zitterspinne und einen Weberknecht. Die werden auch oft verwechselt, weil beide dünne, lange Beine haben. Aber der Weberknecht ist der Körper immer in einem und bei der Zitterspinne siehst du wirklich zwei Teile. Zitterspinne ist überhaupt interessant, weil auch der Eikokon durchsichtig ist. Wenn da das Weibchen die Eier quasi am Körper trägt, sieht man das auch schön. Also das ist nur so nebenbei. Genau, Skorpione, Weberknechte, Spinnen, aber eben auch, das ist das angesprochen, Milben und die Zecken. Die Zecken sind auch Milben, wenn man so will, auch die bekanntesten, weil eben medizinisch relevant, weil da schon natürlich, also die sind, wenn man so will, mit Stechmücken fast am gefährlichsten, weil die als Vektoren sehr viele Krankheitsüberträger übertragen können. Also Zecken, man kennt von uns natürlich FSME-Virus oder Borrelien, die Bakterien. Gut, FSME, da gibt es eine Impfung dagegen, bei Borreliose gibt es noch nichts. Da ist immer Früherkennung wichtig und auch da ist immer die Frage eben, zum Beispiel, wie entferne ich eine Zecke? Also ja, einfach wirklich gerade rausziehen, den Stechrüssel. Das ist ja das Spannende, die haben jetzt keinen feinen Stechrüssel wie eine Gälse, eine Mücke, sondern das ist ja auch so sägezahnartig, die raspeln sich eigentlich richtig in die Haut, sind der sogenannte Poolfeeder, die machen sich so eine Blutlache und trinken das quasi und zementieren sich richtig ein. Darum können die auch wirklich dann tagelang auf einem Wirt sitzen, ohne dass man es auch selber merkt. Und ist im Prinzip, tut es uns ja nichts, wenn es keine Krankheitserreger gäbe. Und bei FSME, also hat es Untersuchungen gegeben in Wien, glaube ich, waren da 10% der Zecken davon befallen. Also man muss jetzt auch bei einem Zeckenstich, weil die Zecke sticht, fürchten. Bei Borelien ist es überhaupt auch anders. Erst durch die Blutaufnahme werden die Bakterien in der Zecke aktiviert und kommen dann erst nach einigen Stunden, vier bis sechs, acht herum, quasi in den Menschen zurück. Das heißt, wenn man unterwegs ist und am Abend an sich einen Zecke sieht, wenn man den entfernt, ist man im Regelfall durchaus sicher. Muss man halt einfach beobachten. Da haben wir wieder diese Früherkennung. Je früher man das erkennt, desto besser.
Elisabeth
00:59:24
Gerade rausziehen, nicht drehen, kein heißes Wasser.
Andi
00:59:26
Genau, ich sage immer, er ist keine Schraube, er hat kein Gewinde, sondern ist einfach ein Saugrüstel, darum einfach gerade rausziehen. Ich tue mir am leichtesten mit einer spitzen Pinzette, es gibt diese Zeckenzangen und irgendwelche Checkkarten. Das hat sich bei mir nicht bewährt, aber es kommt auch immer auf die Größe an. Wirklich bei den erwachsenen Zecken geht es ganz gut. Oft hat man aber nur Larven oder Nymphen, also diese Zwischenstadien, die dann zum Beispiel auch nur sechs Beine haben. Das ist quasi dann die Gemeinheit, da sind wir ein sechsbeiniges Tier, denkt sich gleich Insekt, aber das kann eben noch...
Elisabeth
01:00:02
Die Natur macht es uns nicht leicht, bitte.
Andi
01:00:05
Aber sonst, sage ich immer, einfache Unterscheidung, acht Beine Spinnendier, sechs Beine Insekt. Wenn es fliegt... Insekt, beziehungsweise Fliegen ist falsch. Wenn es Flügel hat, dann Insekt. Weil Fliegen können Spinnen auch, sage ich immer.
Elisabeth
01:00:20
Im Altweibersommer.
Andi
01:00:22
Ganz genau. Das ist eigentlich auch eine geniale Ausbeitung. Wieder den Spinnfaden einfach in die Luft entlassen. Ja, danach, ich weiß nicht, wo ich lande, natürlich, aber auch so kamen Spinnen vor Küsten auf irgendwelche weiter entfernte Inseln. Und wenn es passt, passt es, wenn nicht, nicht.
Christoph Hörweg
01:00:43
Warum macht sie das, die Spinne, den Windfaden entlassen?
Andi
01:00:47
Das ist die Ausbreitung. So komme ich weiter. Sonst, wenn ich auf meinen acht Beinen grabeln müsste, komme ich ja vielleicht drei Meter weit. Wenn ich mich aber durch den Wind vertriften lasse, habe ich die Chance, in einen Lebensraum zu kommen, wo jetzt vielleicht noch nicht so viele meiner Brüder sind und so weiter. Also auch da quasi die Nischung, Einnischung kann dort besser funktionieren.
Christoph Hörweg
01:01:12
Ist das eine Art, die das macht?
Andi
01:01:13
Nein, das machen sehr viele, auch nicht alle, aber eben zum Beispiel auch diese Tapezierspinnen oder auch gerade die Baldachinspinnen. Und genau, es ist dieser klassische Altweibersommer, also wenn man da wirklich durch die Gegend geht und hin und wieder ein paar Spinnenfäden schluckt oder halt im Gesicht hat. Nicht schrecken, sondern schauen, ob man vielleicht doch irgendwo am Ende noch die kleine Spinne sieht. Das wäre auch so eine klassische Aufgabe, die man vielleicht mitnehmen kann für das Beobachten.
Christoph Hörweg
01:01:41
Nein, sitzt sie vielleicht in den Haaren, vor allem in meinen, super.
Andi
01:01:46
Ja, aber sie krabbelt ja auch wieder hinaus.
Elisabeth
01:01:53
Dann möchte ich mit dir noch ganz gern Fakt oder Bullshit spielen, weil es gibt aber so Urban Legends, die immer wieder einiges beantwortet haben. Eine Spinne, dass sie die Form im Menschen mögeln, weil es so ekelt hat die Elisabeth schon gesagt. Wie schaut es denn aus mit dieser Geschichte? Da gibt es die Urban Legend, dass irgendeine Frau mal zurückkam aus einem Urlaub und dann so eine Beule am Hals hatte und die ist dann aufgeplatzt und dann so lauter kleine Spinnen rausgekrabbelt. Die hat man, glaube ich, in meiner Jugendzeit einmal erzählt. Fakt oder Bullshit?
Andi
01:02:22
Bullshit. Ja, das ist etwas, was sich halt immer wieder reproduziert und bestehen bleibt. Nein, eine Spinne würde nie Eier in eine Haut legen, da sind wir dann bei Fliegenmaden, die können das machen oder Fliegen legen dann Eier in Wunden, dass Fliegenmaden entstehen, mühe es ist, aber nein, die Spinnen nicht.
Elisabeth
01:02:42
Stimmt nicht, na gut, okay. Dann gibt es diese Urban Legend, dass Spinnen in der Nacht in den offenen Mund hineinkrabbeln, weil sonst nichts besser zu tun haben, Fakt oder Bullshit.
Andi
01:02:52
Genau, auch wieder Bullshit, du sagst das eigentlich, warum sollten sie das? Das ist ein feuchter Schlund, wo vielleicht dann die Gegenatmung rauskommt, der schnorcht vielleicht auch noch. Also ich glaube, es ist nichts, wenn man sich in eine Spinne hineinversetzt, dass das so attraktiv wäre, dass ich da hinein muss. Nicht Place to be. Nein, genau.
Elisabeth
01:03:15
Okay, dann gibt es, ich weiß gar nicht in welchem James Bond, es gibt einen James Bond, da seilen die Feinde vom James Bond so eine Spinne tarantelartig vom Dachboden ab ins Bett hinein mit dem Plan, dass die dann unter die Tuche entklettert und den James Bond umbringt. Fakt oder Bullshit? Ist das denkbar, wenn ich die Elisabeth um die Ecke bringen möchte? Funktioniert.
Andi
01:03:43
Da muss ich gestehen, weiß ich jetzt nicht, wie die Spinne ausgeschaut hat. Ich bin mir recht erinnert, waren das Vogelspinnen, die jetzt natürlich auch schon einen Spinnfaden produzieren, aber sich herabseilen, das würde ich schon einmal ausschließen. Und dann gerade Vogelspinnen sind eigentlich vom Gift her nicht so gefährlich, wie man oft glaubt. Das ist auch etwas, sie haben natürlich Klauen und machen eine Wunde und auf den Klauen sind einfach Bakterien drauf. Also oft hat man mehr Auswirkungen durch die bakterielle Sekundärinfektion, genauso wie wenn dir ein Hund oder eine Katze beißt oder eine Katze kratzt, das ist dann einfach entzunden und solche Geschichten, das hat aber weniger mit Gift zu tun. Also wenn, würde ich eine andere Spinne nehmen, ja.
Elisabeth
01:04:24
Okay, da unterhalten wir uns dann auch. Vorher müssen wir die Lebensversicherung so ein bisschen raufschrauben.
Andi
01:04:32
Ja, da wäre ja als Beispiel diese Sydney Funnelwebs Spider, die quasi vermeintlich giftigste Spinne der Welt. Und da haben jetzt erst Kollegen vor, glaube ich, einer Woche herausgefunden, Danilo Harms und Co., dass das eben nicht eine Art ist, sondern molekular haben sie festgestellt, dass sie da drei Arten darunter verbergen. Und das möglicherweise dann auch punkto Giftwirkung und so weiter eine Rolle spielen kann. Also da sind wir wieder, es schließt sich der Kreis, es ist alles spannend und ja. Aber du wolltest, glaube ich, nachher...
Elisabeth
01:05:00
Genau, letzte Frage. Jetzt sind wir ja unter uns und es hört auch niemand zu. Ganz ehrlich, bist du Spider-Man? Fakt oder Bullshit?
Andi
01:05:11
Da bin ich im Zweifel. Ich wäre oft so bezeichnet, aber es gibt sicher noch andere, die viel mehr wissen darüber.
Elisabeth
01:05:19
Aber du kletterst nicht die Fassade des NHM hoch hier.
Andi
01:05:23
Nein, das nicht. Obwohl, wie gesagt, ich hätte auch gerne einen Spinnfaden als Sicherheitsseil. Aber das funktioniert leider nicht. Ich wurde noch nie von einer Spinne gebissen und selbst wenn ich mich beißen lassen würde und das wäre okay, ich glaube leider nicht, dass wir diese Fähigkeit erlangen. Das ist aber ein schöner Punkt, den von mir als Filme und so weiter noch berichten dürfen. Anderes ist vielleicht, der Gruselfaktor muss nicht sein, wie wir gehört haben.
Music
01:05:53
Elisabeth
01:05:59
Hof Sonnenbeider-Man, der stärkste Held auf dem Planeten, gegen ihn sind Superhelden nur Proleten. Bei größter Not saust er herbei mit seinem furchteinflößenden Geschrei.
Music
01:06:11
Elisabeth
01:06:17
Das Spider-Man des is mein Freund, aber wenn des manchmal net so scheint. Wir Superhelden halten Weil wir die gleichen Ziele haben. Die Welt zu schützen vor bösen Drachen, die schlimme Dinge mit Jungfrauen machen. Der Spider-Man ist ein feiner Kamerad und wird auch privat nicht wirklich fad. Gemeinsam hören wir lasst die Sau raus oft für Stunden. Wir haben halt noch nichts Besseres gefunden. Eine 5-Sterne-Bewertung, das war Pflicht, weil ohne eine Bewertung lauschen, das gehört sich doch nicht. Den Podcast hören auch ohne Abo oder Rezension gekündert,
Andi
01:06:57
Das ist doch echt ein Hohn.
Elisabeth
01:06:59
So, Podcast hören ist zwar fein, aber schon kommt der nächste Notruf rein. Ganz unter uns, ich sag's dir im Vertrauen, du glaubst nicht wie oft Jungfrauen die Drachen verhauen. Und schon flog er wieder davon, auf zur nächsten wichtigen Mission.
Music
01:07:16
Elisabeth
01:07:28
Gibt es noch irgendeine Frage, die wir dir nicht gestellt haben, eine Botschaft, die du noch gerne loswerden möchtest?
Andi
01:07:34
Wir haben, glaube ich, schon sehr viel abgedeckt. Ich glaube, die allerwichtigste Botschaft ist, geht es raus in die Natur, schaut einfach, was ihr beobachten könnt. Es ist alles spannend und mich persönlich würde natürlich freuen, wenn ihr das ein oder andere Spinnentierchen seht, wenn ihr da eine Beobachtung habt, die euch vielleicht auch fasziniert, weil wir haben es gehört, es gibt viele Punkte. Und ja, ich sage es eigentlich immer wieder, gegen Spinnenangst hilft nur Spinnenwissen.
Christoph Hörweg
01:08:06
Ja, dann sagen wir herzlichen Dank für das Gespräch, war voll spannend.
Elisabeth
01:08:09
Aber was wir unbedingt noch wissen wollen von dir natürlich, ich habe es angekündigt, wir haben ja die Spotify-Playlist, lass die sauraus, gibt es einen Titel, den du da gerne hinzufügen wollen würdest?
Andi
01:08:19
Auf jeden Fall, ich muss gestehen, ich habe es aber noch nicht überlegt. Der wird nachgereicht. Perfekt.
Elisabeth
01:08:25
Dann packe ich in der Zwischenzeit von der Katie Melua Spiders Web drauf. Wir sagen vielen herzlichen Dank für das Gespräch. Sehr viele spannende Infos zum Thema Spinnen. Durch dieses viele Wissen ist meine Angst schon viel kleiner geworden.
Christoph Hörweg
01:08:40
Hast du Angst gehabt?
Elisabeth
01:08:41
Respekt.
Christoph Hörweg
01:08:46
Dann habt's noch eine schöne Woche, schöne Zeit. Lasst es sich sauber aus. Tschüss und bis zum nächsten Mal.
Andi
01:08:52
Tschüss. Tschüss auch von meiner Seite. Danke.
Music
01:08:54

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