Lass die Sau raus!

Hof-Sonnenweide
Since 08/2023 93 Episoden

#87 Im Land der Tiere

Wenn aus einem ehemaligen Armeestützpunkt ein Lebenshof wird

25.07.2025 54 min

Zusammenfassung & Show Notes

Und weiter gehts mit Andi´s Lebenshof Reise durch Deutschland. In dieser Episode besucht er Tanja im Land der Tiere. Der Lebenshof in Mecklenburg-Vorpommern liegt auf einem ehemaligen Armeegelände. Das Land der Tiere ist ein Lebensort für gerettete Tiere und veganes Tierschutzzentrum zwischen Hamburg und Berlin. Auf dem 133.000 Quadratmeter großen Areal leben Tiere ohne jegliche Nutzung in größtmöglicher Freiheit. Das Land der Tiere ist zudem Bildungseinrichtung und steht für die Befreiung von Mensch und Tier. Andi und Tanja plaudern über den Alltag auf einem Lebenshof und über vegane Ernährung. 

Hier gehts zum Land der Tiere:
https://land-der-tiere.de/

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Tanja: Die toten Crackh*uren im Kofferraum, Tauben
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Andi: Gretchen Peters, The Secret of Life
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Credit des Titelsongs:
The Green Orbs  - Dancing on Green Grass

Soundeffekte:
Pixabay

Fotocredit Titelfoto: Jan Engelhardt

Transkript

Andi
00:00:00
Ich glaube, für uns ist das vegane Leben einfach der einfachste Weg, Tiere zu schützen und zu retten. Das ist so eine ganz unmittelbare Umsetzung und da machen wir auch gar nicht so den Zeigefinger drauf. Also das Essen ist vegan, in der Führung sagen wir, dass das Essen vegan ist, aber wir gehen da und erzählen auch die Geschichten aus der Tierindustrie, die alle gruselig genug sind, aber wir gehen jetzt nicht hin und sagen den Leuten, ihr müsst jetzt alle vegan werden. Also das ist tatsächlich dann auch nicht unser Ansatz, weil das würde nicht funktionieren. Wir wollen aber natürlich auch nicht nur die 200 Tiere hier retten, sondern möglichst viele nach draußen auch, also all die Tiere, die wir nicht sehen können. Und das ist dann halt immer schön, wenn wir so Rückmeldungen kriegen, dass die Arbeit auch einen Effekt hat. Wenn man was machen will für Tiere, kann man mit seinem eigenen Konsum anfangen.
Music
00:00:46
Andi
00:00:51
Lass die Sau raus!
Tanja
00:00:53
In diesem Podcast geht es um tierisch interessante Persönlichkeiten.
Andi
00:00:56
Aber auch um Menschen, die Schönheit der Natur und ein kleines Paradies namens Hof Sonnenweide.
Tanja
00:01:02
Wir berichten über unsere Erlebnisse am Lebenshof, plaudern über Themen, die uns gerade bewegen und laden spannende Menschen zum Gespräch. So, herzlich willkommen bei Lass die Sau raus, dem Podcast vom Lebenshof Sonnenweide mit Elisabeth und Andreas Nussbaumer. Wir lassen heute wieder die Sau raus und euch bei der Hoftür rein. Um es genau zu sagen, ist es die Hoftür vom Land der Tiere, hoch im Norden Deutschlands. Elisabeth ist zu Hause und kümmert sich um unsere 150 Tiere am Hof. Und ich darf hier mit Tanja plaudern. Vielen Dank für die Einladung ins Land der Tiere, liebe Tanja.
Andi
00:01:38
Ja, sehr schön, dass ihr hier seid. Also, dass du hier bist, Andi.
Tanja
00:01:41
Elisabeth ist mit dabei.
Andi
00:01:42
Ja, genau. Wir haben uns sehr über die Anfrage gefreut und freuen uns, dass du heute hier bist.
Tanja
00:01:48
Und es ist ein wunderschön sonniger Tag. Schöner hätte ich mir das nicht ausrufen können.
Andi
00:01:52
Ja, richtig Glück gehabt.
Tanja
00:01:54
Tanja, magst du dir mal kurz vorstellen? Wer bist du? Was ist der Lebensort Land der Tiere in deinen eigenen Worten? Sag einmal ein bisschen was zu dir.
Andi
00:02:03
Ich bin Tanja, bin 2020 zum Land der Tiere gekommen, habe hier als Bundesfreiwillige in der Tierversorgung angefangen und bin dann geblieben und mache seit 2021 Öffentlichkeitsarbeit und Social Media Kram. Drehe hier Videos, mache Beiträge, Bilder, sortiere das alles, weil wir bei über 200 Tieren natürlich auch einiges an anderen Daten haben. Kümmer mich um Presseanfragen, Community Management, irgendwie alles, was so ein bisschen unsere Arbeit nach außen trägt.
Tanja
00:02:33
Auch so lästige Podcaster, die da kommen.
Andi
00:02:36
Ja, hatte ich bisher auch noch nicht, deswegen freue ich mich sowieso mehr. Und ich mache das auch zusammen mit anderen, also ich mache das auch nicht alleine. Ja. Genau. Und das Land der Tiere, wir nennen das ja immer Lebensort für gerettete Tiere und das ist es für mich halt eigentlich einfach auch. Also man kommt hierher und die Tiere, also es ist so ein bisschen wie so eine gelebte Utopie, weil die Tiere können hier halt einfach sie selbst sein, haben natürlich alle Namen und wir haben unterschiedliche Persönlichkeiten. Und ich glaube, es ist einfach immer so total schön zu sehen, wie die hier möglichst frei leben können, so ihr eigenes Ding machen können. Und ich glaube, das ist das, was so für mich immer das Schönste ist, also zu sehen, die Tiere kommen an, oft aus katastrophalen Zuständen und können hier halt einfach endlich sie selbst sein und so leben, wie halt Tiere eigentlich leben sollten. Und so ein bisschen so eine kleine Oase. Ja, weil es ja leider nicht die Realität ist nach draußen hin. Nur hier vor Ort. Oder auf anderen Lebenshöfen.
Tanja
00:03:47
Hilf mal, der Bundesfreiwilligendienst, das ist so, ich glaube in Österreich bei uns heißt es Zivildienst. Das ist so ein freiwilliges Jahr, mehr oder weniger. Das ist bei uns bei Zivildienst eher so, dass das von Männern ausgeübt wird. Und in Deutschland ist es...
Andi
00:04:01
Da gibt es den Zivildienst ja nicht mehr. Also jetzt wird ja wieder diskutiert, aber den gibt es seit einigen Jahren, Jahrzehnten nicht mehr. Und daraufhin wurde so der Bundesfreiwilligendienst eingeführt.
Tanja
00:04:15
Und der steht auch...
Andi
00:04:15
Und der ist halt freiwillig, also das muss niemand machen. Viele wissen auch gar nicht, dass es das überhaupt gibt. Das Gute ist, deswegen konnte ich den auch machen, den kann man in jedem Alter machen. Nicht wie so ein freiwilliges soziales Jahr. Den kannst du halt bis, also nicht bis, sondern auch mit 80 noch machen. Wirklich? Genau. Und man kann den auch mehrmals im Leben machen, alle vier oder fünf Jahre.
Tanja
00:04:36
Und kriegt so eine Grundversorgung.
Andi
00:04:39
Taschengeld. Man kommt damit, also hier vor Ort auch über die Runden, ich hatte das ja auch.
Tanja
00:04:46
In Berlin wahrscheinlich nicht so ganz gut.
Andi
00:04:48
Nee, es sei denn, man kriegt die Miete vom Betreiber bezahlt.
Tanja
00:04:51
Aber sonst geht die Miete drauf. Sonst geht die Miete drauf.
Andi
00:04:54
Also man könnte sich damit schlichtweg kein Zimmer aufbauen.
Tanja
00:04:57
Aber Stichwort Berlin, man könnte ja diesen Bundesfreiwilligendienst irgendwo anders machen. Wahrscheinlich bei der Feuerwehr oder ich weiß nicht wo überall.
Andi
00:05:04
Das weiß ich nicht, aber oft sind es so in Umweltthemen oder in Verwaltung gibt es das auch. Also gibt es ganz unterschiedlich.
Tanja
00:05:12
Und wie kam es, dass du dein Leben in dem Fall oder jetzt zuerst einmal den Bundesfreiwilligendienst und jetzt in weiterer Folge dein Leben dem Schutz der Tiere gewidmet hast? Gab es da ein Schlüsselerlebnis oder eine Entwicklung in deinem Leben, die das vorgezeichnet hat?
Andi
00:05:25
Ja, doch tatsächlich gab es das. Also ich habe vorher in einem Verlag gearbeitet und irgendwann gemerkt, dass ich das nicht mehr möchte, weil man ja dann doch auch sehr für den Geldbeutel ist. Verlags arbeitet und vielleicht auch nicht immer alles gut findet, was da stattfindet. Dann hatte ich dort gekündigt und bin erstmal nach Griechenland und habe da in einem Tierheim gearbeitet für zwei, drei Monate mit Hunden, Katzen, Eseln.
Tanja
00:05:54
Wie alt warst du da?
Andi
00:05:56
Oh Gott, das war vor fünf Jahren, dann war ich so 32.
Tanja
00:06:01
Jetzt weiß ich, wie alt du bist.
Andi
00:06:05
Genau und habe dann aber dort vor Ort gemerkt, okay, ich boah, ich will das irgendwie jetzt noch ein bisschen länger machen mit Tieren. Gleichzeitig hat mich dort aber auch gewurmt, dass das halt, also es war super dort für die Hunde. Die hatten mega den schönen Ort dort, sehr viel Platz und waren nicht so eingekesselt oder so, sondern konnten sich völlig frei bewegen. Aber die haben halt Fleisch zu essen bekommen und das war für mich irgendwann echt einfach sehr problematisch. Und ich habe dem Land der Tiere schon lange gefolgt, lebe schon lange vegan, und habe dann die Bundesfreiwilligendienststelle gesehen und dachte dann, ach cool, ja da muss ich mich einfach mal bewerben. Angerufen, vorbeigekommen und es hat irgendwie gleich geklappt.
Tanja
00:06:47
Was war das Erste, woran du dich erinnern kannst, wie du da herkommen bist? Was ist dir heute noch in Erinnerung?
Andi
00:06:54
Ich glaube die Atmosphäre hier, die war gleich so anders. Es war so eine Entspanntheit und dadurch, dass man halt wusste, die Leute hier haben die gleichen ethischen Werte wie man selbst. Das hat irgendwie für mich schon voll viel ausgemacht. Das war gleich wie so ein anderer Ort. Ja, so eine Art Bubble vielleicht.
Tanja
00:07:17
Und das ist es tatsächlich, es ist wirklich ein anderer Ort. Man kommt daher über so eine Sackkasse, einen Feldweg, sagt man bei uns in Österreich, so ein paar hundert Meter, steht dann vor dem Tor und es ist eine andere Welt hier. Wir werden noch darauf zu sprechen kommen, was was da so alles anders ist. Das heißt, du bist jetzt, wie lange genau da, über fünf Jahre?
Andi
00:07:37
Ja, genau.
Tanja
00:07:39
Aber du hast jetzt in erster Linie zu tun mit Social Media und viel Öffentlichkeitsarbeit und trotzdem im Zuge dessen natürlich auch noch viel mit den Tieren zu tun, weil du machst die Videos, Stories und Reels und whatever. Das ist ja nicht immer so einfach, speziell emotional. Die Tiere bringen viele Geschichten mit. Wie geht es dir da damit?
Andi
00:08:03
Ich glaube, das ist ganz unterschiedlich. Also es ist der wichtigste Teil für mich, damit umzugehen, ist zu wissen, okay, die Tiere sind jetzt hier in Sicherheit. Also es ist schrecklich, was sie durchmachen mussten und dass sie es überhaupt durchmachen mussten. Das macht mich halt auch immer wütend natürlich. Gleichzeitig ist das eine Wut, die mich auch antreibt. Also ich glaube, ich kann das ganz gut noch kanalisieren. Ja, genau, dass es halt wie so eine Motivation ist, diese Zustände zu ändern, also sich da nicht dem unterzugeben. Und vielleicht ist das der Vorteil von Social Media, man merkt, dass wir halt auch so ein bisschen mehr werden einfach. Es gibt so ein, also ganz gering, aber es findet halt nach und nach statt, dass Menschen umdenken oder sich auch bei uns melden und sagen, hey, eure Arbeit hat irgendwie mein Essverhalten beeinflusst, ich kann das jetzt irgendwie nicht mehr, Tiere essen und so. Also ich glaube, man merkt da halt auch so gut den Effekt der eigenen Arbeit, weil klar, wir haben hier die Tiere vor Ort und das ist, glaube ich, für mich somit das Schönste, die zu sehen, wie die hier einfach leben können. Wir wollen aber natürlich auch nicht nur die 200 Tiere hier retten, sondern möglichst viele nach draußen auch, also all die Tiere, die wir nicht sehen können. Und das ist dann halt immer schön, wenn wir so Rückmeldungen kriegen, dass die Arbeit auch einen Effekt hat.
Tanja
00:09:16
Ja, der Jan hat im Interview gesagt, Jan Gerdes vom Hof Bukenland, Und er hat ihn gefragt, wo er seine Motivation herbezieht, wie er es schafft, angesichts dieser Herausforderungen, seine Kraft zu besinnen. Er hat gesagt, weil er nicht alleine ist.
Andi
00:09:29
Ja, das macht echt, glaube ich, richtig viel aus. Das merken wir auch immer, wenn neue Leute zum Helfen herkommen, wie die das bestärkt dann auch. Wenn sie dann an einen Ort kommen, wo sie merken, okay, sie sind hier mal nicht die Ausnahme, sondern sie sind die Riegel.
Tanja
00:09:42
Man muss nicht aufpassen, was man isst. Das ist alles vegan hier. Ja, genau. Werbung. Herzlich willkommen beim HSSC, dem Hof Sonnenweide Shopping Channel. Mein Name ist Frank und ich begrüße bei mir wieder mal Joe. Joe, was hast du mir heute Tolles mitgebracht? Patenschaften, mein lieber Frank. Ich hab dir Patenschaften mitgebracht. Oh wow, Joe, das klingt ja völlig fantastisch. Erzähl mir mehr, Joe. Was ist da drin? Neueste NASA Raumfahrttechnologie? Nanopartikel? Jesus, nein, ich hab's erraten. Es ist eine patentierte, revolutionäre, streng geheime Entwicklung, die von jetzt an in keinem Haushalt mehr fehlen darf. Stimmt's, Joe? Nein, Frank, es sind einfach nur Patenschaften für Tiere auf Hof Sonnenweide. Damit hilfst du Elisabeth und Andreas, dass sie den vielen geretteten Tieren ein schönes Zuhause bieten können. Oh, wow, Joe, es sind einfach nur Patenschaften? Oh, Wahnsinn, ich bin komplett begeistert. Ganz sicher muss ich sofort zuschlagen. Nur 10 Minuten Zeit und eine limitierte Anzahl an Patenschaften. Stimmt's, Joe? Ähm, nein Frank, du kannst in aller Ruhe auf die Seite www.hof-sonnenweide.at gehen und dir dein Patentier aussuchen. Oh mein Gott, Joe, es gibt keine Beschränkung. Ich kann mir so lange Zeit lassen, wie ich will. Ich kann es gar nicht glauben, das klingt ja völlig verrückt. Aber lass mich raten, Joe, wenn ich trotzdem jetzt gleich eine Patenschaft abschließe, dann bekomme ich ganz sicherlich ein Messerset gratis mit dazu. Stimmt, Joe? Nein, Frank, du kriegst nicht drei, nicht zwei, nicht ein Messer. Du kriegst gar keins. Oh Joe, du nimmst mich jetzt auf den Arm. Ich krieg echt kein Messer dazu, wenn ich mich jetzt sofort entscheide. Joe, dieses Angebot macht mich komplett sprachlos, wie du merkst. So etwas gab es in der gesamten Geschichte des HSSZ noch nie. Ein Angebot ohne jegliche saublöde Manipulationstechnik. Da muss ich sofort zuschlagen. Ich werde gleich für meine gesamte Familie Patenschaften abschließen. Joe, ich hoffe, du kommst bald wieder. Auf Wiedersehen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Und bis bald beim HSSZ, dem Hof Sonnenweide Shopping Channel. Werbung Ende Dann würde ich sagen, schauen wir uns mal gemeinsam dieses Land der Tiere genauer an. Du hast es ja schon gesagt, das Land der Tiere bezeichnet sich als Lebensort für gerettete Tiere und vegan ist Tierschutzzentrum. Jetzt ist es ja so, dass das Wort vegan nicht nur in Österreich, sondern sicherlich in Deutschland sehr polarisiert. Nach wie vor in Österreich leben derzeit rund 5% der Bevölkerung vegan, laut Auskunft der veganen Gesellschaft. In Deutschland sind es 4%. Ich habe mir andere Zahlen angeschaut von der Landwirtschaftskammer, die ist weniger begeistert, die sagt, das sind irgendwie 2, irgendwas Prozent, das wäre aber immer noch viel. Also wenn die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, würde ich jetzt einmal sagen, kommt dann immer darauf an, welches Institut man beauftragt, aber trotzdem, wenn die in der Mitte liegt, dann sind es doch schon einige Prozent. Und doch ist es so, dass immer noch 95, 96 Prozent übrig bleiben, die das nicht so cool finden. Also ihr grenzt euch in dem Fall schon sehr deutlich auch ab. Was ist für euch die Motivation? Was ist die Philosophie dahinter, das so klar und deutlich zu kommunizieren?
Andi
00:12:45
Ich glaube für uns ist das vegane Leben einfach der einfachste Weg, Tiere zu schützen und zu retten. Das ist so eine ganz unmittelbare Umsetzung und ich sage jetzt der einfachste Weg, mir ist natürlich bewusst, dass wenn man umstellt, das für einige schwer sein kann und das ist auch vollkommen okay. Also niemand oder die wenigsten von uns wurden leider vegan geboren. Die meisten, die hier arbeiten, inklusive mir, sind irgendwann vegan geworden im Laufe ihres Lebens. Und man kennt den Struggle. Also manche sind von 0 auf 100 vegan geworden, andere nicht. Und das ist auch vollkommen okay. Also wir heißen hier auch FleischesserInnen willkommen. Das ist ja umso wichtiger, gerade dass die unsere Arbeit auch sehen und lernen, mal so eine Augenhöhebegegnung mit einem Schwein haben oder einer Pute, überhaupt erstmal eine lebendige Pute sehen in ihrem Leben. Genau und unsere Motivation, das so, ja, so nach außen zu tragen, ist einfach so dieses Bild zu vermitteln, dass, ich glaube, bei uns sieht man halt, wir haben so Spaß bei der Arbeit, den Tieren geht es gut und es ist so eine Art positives Bild halt vom veganen Leben und es hat halt seinen Grund, warum wir so leben und den zeigen wir ja auch, aber einfach glaube ich, um das so ein bisschen auch vorzuleben ist einfach der einfachste Weg ist so. Wenn man das machen will für Tiere, kann man mit seinem eigenen Konsum anfangen.
Tanja
00:14:15
Ja, weil das Beispiel, ich war eben zu Gast da beim Mustachfarmer, beim Jörn Berge. Der hat ja sogar das Motto inspirieren statt missionieren. Also bei dem ist das ganz bewusst so gehalten, dass es sehr, sehr vorsichtig und sehr diplomatisch ist. Und ich mache das halt schon sehr klar in dem Fall in der Botschaft. Und trotzdem sagst du, es dürfen unter Anführungszeichen schon auch sehr, sehr gerne auch FleischesserInnen daherkommen, um sich ein Bild zu machen.
Andi
00:14:41
Auf jeden Fall. Also wir freuen uns bei den Besuchszeiten. Oft ist es zum Beispiel so, dass eine vegane Person ihre Familie oder Freundin mitschleppt. Und ich kenne das ja selber von meinen Eltern auch dann. Und dann lernen die hier erstmal diese Tiere kennen und auch die Geschichten aus der Tierindustrie. Also wir erzählen ja auch immer die Geschichten der Tiere und der Großteil der Menschen weiß einfach nicht, was da abgeht in der Tierindustrie. Das ist total krass. Also ich wusste, ich habe eben schon lange vegan gelebt, aber wusste das Ausmaß einfach vorher auch nicht. Und ich glaube, das ist was, was wir hier vor Ort gut vermitteln können. Aber vor allen Dingen, die Tiere können halt ihre Geschichte und ihren Lebenswillen eigentlich am besten selbst rüberbringen. Und das ist für alle einfach gut, glaube ich.
Tanja
00:15:31
Das heißt, ihr schränkt jetzt ganz bewusst eure Zielgruppe auch nicht auf vegan und vegetarisch lebende Menschen ein, sondern es sollen sich alle angesprochen fühlen.
Andi
00:15:39
Auf jeden Fall, genau. Weil das ist ganz wichtig, glaube ich, um vielleicht Menschen irgendwann dazu zu bewegen. Vielleicht brauchen sie drei, vier Jahre, kann sein. Manche brauchen vielleicht nur einen Monat oder manche nie. Aber vielleicht entwickelt sich was in ihnen. Vielleicht wurde irgendwie ein Stein ins Rollen gebracht, weil sie der Schwein Helge in die Augen geschaut haben oder weil sie Pute Amelie gestreichelt haben und irgendwie gemerkt haben, okay, Putten sind krasse Tiere, und die haben auch alle eine krasse eigene Persönlichkeit. Und wenn sowas erstmal ins Rollen kommt, das ist ja gerade das, was wir erreichen wollen auch. Das ist uns eigentlich ganz wichtig sogar.
Tanja
00:16:20
Vor allem, ich bin jetzt gerade sehr hellhörig geworden, wie du gesagt hast, es wurde niemand vegan geboren und manche sind es halt früher, manche später geworden, manche werden es nie. Das Schwierige ist die Veränderung und da bin ich hellhörig geworden, Weil das ist in dem Fall ja interessant, weil es der springende Punkt. Viele Leute sagen, vegan oder vegetarisch geht für mich nicht. Das ist mir zu unter Anführungszeichen schwer. Aber schwer ist ja nicht das Dasein vegan zu leben oder vegetarisch, weil wenn man sich dann mal damit auseinandersetzt und daran gewöhnt hat und die Speisekammer und den Kühlschrank dementsprechend eingerichtet hat. Dann merkt man auf einmal, wie leicht es ist. Das eigentlich Schwere ist, so wie alles im Leben, wenn man beginnt, jetzt Sport zu betreiben oder was auch immer anders plötzlich macht. Schwierig ist eigentlich immer nur die Veränderung, genau diese Phase der Veränderung. Und wenn man das einmal hinter sich hat, dann ist es plötzlich leicht. Und das kann vielleicht für den einen oder anderen oder die eine oder andere draußen durchaus eine Motivation sein, darüber einmal nachzudenken, dass nicht vegan leben oder vegetarisch leben so schwer ist, sondern es ist eigentlich die Veränderung. Also man muss einfach da einmal durch und sich daran zu gewöhnen. So wie alles, was wir gewohnt sind, fällt uns dann plötzlich leicht.
Andi
00:17:28
Ja, und das muss halt auch gar nicht von heute auf morgen geschehen. Das ist toll, wenn, aber das ist überhaupt nicht der Anspruch. Ich glaube, man kann einfach nach und nach gucken, wie es für einen halt passt. Manchen fällt es vielleicht schwer, Käse wegzulassen. Dann lassen wir erstmal alles andere weg. Oder was heißt weglassen? Das hört sich auch doof an. Also essen einfach was anderes stattdessen. und irgendwann kommen sie dann an den Käse ran und merken, okay, ich will das eigentlich auch nicht mehr essen und okay, es gibt auch leckeren veganen Käse und inzwischen gibt es ja auch einfach krass viele, Ersatzprodukte, sodass wenn einem Menschen was fehlt, was ganz bestimmtes vom Geschmack her, man da glaube ich eigentlich einen guten Ersatz immer finden kann.
Tanja
00:18:09
Ja, darauf sind wir halt sozialisiert, auf dieses Gaumengefühl und auf den Geschmack und da muss man halt einerseits neue Geschmäcker entdecken und erleben und finden, dass es auch anders schmecken kann und einfach diesen Zugang finden, dass es auch nicht von heute auf morgen vielleicht die Umstellung sein muss, sondern ich kann ja mehr Flexitarier werden. Ich habe damals gesagt, ich werde jetzt Flexiganer und so seinen Weg finden. Schön. In eurem Selbstverständnis schreibt ihr, wirklich ernst gemeinter Tierschutz schließt das Einsperren und Töten von Tieren kategorisch aus. Welche Unterschiede siehst du zum klassischen Tierschutz noch? Ihr definiert das schon sehr, ich sage es jetzt ganz bewusst im Wort radikal, also von der Wurzel kommend, hat einmal ein Tierethiker bei uns im Podcast gesagt. Was bedeutet das für euch? Ihr seht das sehr stark radikal. Was meint ihr damit?
Andi
00:19:02
Es gibt ja auch Tierschutzorgas, die sich sozusagen für reformistische Verbesserungen einsetzen, wie zum Beispiel, dass Schweine mehr Platz brauchen oder Stroh oder dass irgendwie Hühner mehr Platz haben oder später erst geschlachtet werden, also Mastküken, all solche Sachen. Und das ist halt was, woran wir nicht glauben. Also wo wir sagen, warum sollten wir uns dafür einsetzen? Wir setzen uns auch für die Abschaffung der Tierindustrie ein. Wir wollen diese anderen Schritte gar nicht erst gehen, weil das verzögert das Ziel, was wir eigentlich haben nur. Und dann erleichtert es gleichzeitig auch noch das Gewissen der Leute. Dann sagen sie, okay, ich habe hier jetzt Fleisch aus der Bio-Haltung oder mit dem Tierwohl-Siegel gekauft und dann kann ich das ja jetzt erstmal essen. Das ist jetzt schon mal, dem Schwein ging es ja gut. Das ist halt voll trügerisch. Also dem Schwein ging es A nicht gut, es wurde immer getötet, egal ob Bio, egal ob vermeintlich Tierwohl, was auch immer. Wenn das Mastküken länger gelebt hat, wenn die Henne statt 300 250 Eier gelegt hat, das ist alles komplett egal. Weil die haben immer, am Ende wartet immer der Tod, sie werden immer als Produkte angesehen, können nie einfach für sich leben. Und diese Zwischenschritte, das ist für uns schlichtweg Quatsch. Also wir wollen da einfach direkt auf das Ziel hinarbeiten und nicht irgendwie, ja sowas. Ich weiß gar nicht, also diese Zwischenschritte.
Tanja
00:20:26
Nicht Fisch, nicht Fleisch, gibt es das in Deutschland, das Sprichwort?
Andi
00:20:29
Ich glaube ja, aber ich habe das nie richtig verstanden.
Tanja
00:20:30
Etwas ist nicht Fisch und nicht Fleisch, das ist sowas mittendrin und das ist jeweils passt in der Diskussion und zu dem Thema, wie die Faust aufs Auge. Etwas ist in dem Fall nicht Fisch wie Fleisch, nicht Fisch und Fleisch. Ja, es ist so mittendrin, ganz oder gar nicht, ist eigentlich die Devise für euch.
Andi
00:20:47
Ja, also uns nicht aufhalten mit diesen Zwischenschritten. Der Weg ist lang genug und in anderen sozialen Bewegungen sieht man das halt auch, dass Zwischenschritte das eher verlangsamen.
Tanja
00:20:59
Das Land der Tiere ist ja nicht nur ein Zufluchtsort, sondern auch ein Bildungsort, so wie ihr das seht. Ihr habt BesucherInnentage, Workshops für Schulklassen, Feste und Führungen. Wie vermittelt ihr dabei eure Botschaften über Tierethik und Veganismus?
Andi
00:21:14
Das ist ganz unterschiedlich. Also ich kann ja mal so eine klassische Besuchszeit erzielen. Findet ja jetzt am Sonntag auch wieder statt. Da kommen die Menschen hier an.
Tanja
00:21:22
Jede Woche bei euch,
Andi
00:21:23
Oder? Genau, von Mai bis Oktober, jeden Sonntag. Und kommen dann erstmal zu Haus Nummer 1, wo wir dann auch eine Kuchenbude aufgebaut haben mit leckerem veganen Kuchen und inzwischen auch vegane Leberkäs-Semmeln.
Tanja
00:21:36
Und da kann man schon mal die ersten Erkenntnisse, wow, das kann ja gut schmecken.
Andi
00:21:38
Ja, genau.
Tanja
00:21:41
Schmeckt nicht nach Pappendeckel.
Andi
00:21:42
Ja, also das ist immer sehr lecker. Und geht auch alles gut weg und kann sich da gemütlich hinsetzen, dann startet die Führung, wir haben bis zu vier Führungen an so einer Besuchszeit und auf der Führung gehen so bis zu zwölf Menschen mit, die geht 90 Minuten und wir gehen auch zum Teil in die Gehege rein von den Tieren, die halt Besuch mögen, wie zum Beispiel die Hühner, also freuen sich da, weil die super neugierig sind, aber alle Tiere, das ist uns auch immer ganz wichtig zu sagen, dass wir kein Streichel so sind. Die Tiere können immer selbst entscheiden, ob sie zu uns kommen möchten oder nicht und haben immer genug Platz, um sich auch zurückzuziehen. Genau, gerade wenn wir halt auch in ihr Zuhause gehen. Das ist einfach super wichtig, das dazu zu sagen. Genau, besuchen die Tiere, lernen sie kennen, hören ihre Geschichten, aber können denen auch einfach mal auf Augenhöhe begegnen. Gucken, wie neugierig Hühner sind, was die so machen, puten, was das für beeindruckende Leute einfach sind.
Tanja
00:22:47
Wie Menschen zugewandt.
Andi
00:22:49
Ja, voll. Und wie die immer alles mitkriegen wollen. Das ist immer total spannend, gerade wenn die Menschen vorher noch keine Berührungspunkte mit lebenden Puten hatten. Es ist immer total schön, das einfach zu sehen, wie die sich dann auch darauf einlassen, beide Seiten, sowohl die Puten als auch die Menschen.
Tanja
00:23:07
Also wir hatten einmal einen männlichen Puterricht, den Wolferl oder Wolfgang. Und da hat man immer wieder Schulklassen bei uns und das war unfassbar. Aber die Schulklassen sind dann so, wir haben so eine große Jurte gehabt, so ein Jurtenzelt. Und dann sind irgendwie 40 SchülerInnen in dem Zelt drinnen gesessen. Und Wolferl war mittendrin. Er ist immer dahergewatschelt und hat sich mittendrin reingesetzt und hat angeplaudert. Und das ist das, was Putten so auszeichnet. Also unsere weiblichen Putten, die wir jetzt haben, die sind einfach immer mittendrin statt nur dabei, wie man so schön sagt.
Andi
00:23:37
Ja, das kommt bei uns immer ein bisschen auf die Laune ab.
Tanja
00:23:41
Sie haben auch immer schlechte Tage.
Andi
00:23:43
Aber kennt man ja von sich selbst. Ja und dann auch, wenn wir hier zum Schweineland gehen und die Menschen dann sehen, wie groß das Schweineland ist. Die Schweine leben hier auf 25.000 Quadratmeter zu zwölf und brauchen diesen Platz tatsächlich auch. Haben eine Wiese, Menschen wissen oft nicht, dass Schweine grasen. All sowas. Aber auch, wir erzählen da auch viel, aber es geht uns vor allen Dingen auch einfach um diese Begegnung mit den Tieren. Das ist einfach das A und O, weil die Geschichte können die Tiere einfach am besten erzählen. Die können am besten zeigen, dass sie leben wollen und wie sie leben wollen. Und ja, nach der Führung sitzen wir noch ein bisschen zusammen, kann nochmal Kuchen essen und Fragen beantworten. Das ist so eine klassische Besuchszeit zum Beispiel. Da machen wir auch gar nicht so den Zeigefinger drauf. Also das Essen ist vegan. In der Führung sagen wir, dass das Essen vegan ist, aber wir gehen da und erzählen auch die Geschichten aus der Tierindustrie, die alle gruselig genug sind. Aber wir gehen jetzt nicht hin und sagen den Leuten, ihr müsst jetzt alle vegan werden. Also das ist tatsächlich dann auch nicht unser Ansatz, weil das würde nicht funktionieren. Am nachhaltigsten ist es einfach, wenn die Menschen von sich aus darauf kommen, ohne sich getränkt zu fühlen. Glaube ich auch. Also da würde ich auch mit dem Inspirieren statt Missionieren auf jeden Fall einhergehen. Und dann haben wir aber zum Beispiel ja auch das Angebot für Schulklassen, die dann herkommen können, das machen wir zusammen mit dem Verein Mensch-Tier-Bildung, in dem bin ich zufällig auch aktiv und da haben wir dann Workshops die wir mit den Schulklassen je nach Alter machen, wo wir uns zum Beispiel die Bedürfnisse von Schweinen anschauen um erstmal überhaupt so zu lernen, was brauchen Schweine eigentlich überhaupt, damit sie ein gutes Leben haben und dann merken wir so Also die SchülerInnen merken das selber. Okay, wir haben mega viele Übereinstimmungen mit Schweinen. Die brauchen kein Handy. Die wollen dafür übersuhlen. Das wollen wir vielleicht nicht unbedingt. Gibt es auch immer Diskussionen. Genau, aber das ist einfach so, die Schnittmenge ist halt richtig groß zwischen den Bedürfnissen von Schwein und Menschen. Und das lernt man dann halt.
Tanja
00:25:47
Welche alte Stilgruppe ist das dann?
Andi
00:25:49
So ab zehn Jahren. Es kommen auch Jüngere zu uns hierher. Da passen wir es dann einfach ein bisschen an, falls die noch nicht lesen und schreiben können. Da geht es dann vor allen Dingen darum, wie wir, wenn die jünger sind, bringen wir denen die Fakten aus der Tierindustrie ein bisschen anders bei. Ab zehn Jahren geht es aber so, haben wir so die üblichen Workshops.
Tanja
00:26:08
Welche Erfahrungen macht ihr da? Wie zugänglich sind die SchülerInnen da für diese Thematik?
Andi
00:26:13
Meine Erfahrung ist, umso jünger die SchülerInnen sind, umso empathischer sind sie. Das ist richtig krass. Also gerade jüngere Kinder sind so, Tiere sind meine Freunde und warum machen Erwachsene sowas? Also die sind regelrecht, ja, ich will nicht sagen schockiert, aber überrascht. Die wussten halt vieles davon auch nicht und sind dann dankbar, dass sie das dann wissen. Gleichzeitig ist es jetzt auch ganz wichtig zu sagen, wir wollen halt die SchülerInnen auf gar keinen Fall überrumpeln oder schockieren, das ist auch gar nicht unser Ansatz, sondern ihnen die Fakten und das Hintergrundwissen einfach geben, damit sie sich selbstständig eine Meinung geben, also bilden können. Das ist eigentlich so das Wichtigste überhaupt. Und dafür brauchen sie das Hintergrundwissen. Aber wir fangen das danach dann halt auch auf, weil die dann ja auch oft Sachen lernen, wo sie dann halt richtig schlimm finden. Die finden das richtig, richtig schlimm einfach, was wir, also nicht wir, aber was halt andere Menschen mit Tieren machen. Und dann überlegen wir, was wir alle machen können, um daran vielleicht was zu ändern. Was die selber konkret ändern können, zum Beispiel mal in ihrer Mensa was ansprechen oder eine Tierrechts-AG gründen, eine Demo anzetteln oder mit den Eltern sprechen, andere darüber aufklären, meine vegane Woche machen einfach. Es gibt ja ganz vielfältige Sachen, aber das überlegen wir gemeinsam, dass sie halt auf jeden Fall mit was rausgehen, so das Gefühl zu haben, ich kann jetzt auch was machen, ich bin jetzt nicht dieser Welt ausgeliefert, sondern ich bin mündige Bürgerin und kann jetzt auch selbstwirksamkeitsmäßig was machen.
Tanja
00:27:40
Ja, das ist schön. Okay, das ist nicht nur Wissensvermittlung, sondern es gibt ja tatsächlich dann Handlungs-, gar nicht Empfehlungen, sondern ihr arbeitet es mit den SchülerInnen gemeinsam aus, was man tun kann.
Andi
00:27:51
Genau, gestaltet sich auch immer unterschiedlich, je nach Gruppe. Mit den Jüngeren machen wir dann eher so, da malen wir eher Plakate mit den Sachen, die sie sich für die Tiere wünschen, was auch immer total schön ist, weil die Bilder, die die malen, sind natürlich auch fernab der Realität aus der Tierindustrie. Und das setzen sie halt auch entsprechend dann um.
Tanja
00:28:12
Aber es gibt noch ein Konzept und ich kriege schon richtig Hunger, Die Tafelrunde.
Andi
00:28:18
Ja, die Tafelrunde ist auch ein ganz tolles Konzept. Das findet, ich glaube, meistens so an acht Terminen im Jahr statt. Da kommen dann bekanntere vegane KöchInnen zu uns. Und das ist eigentlich so ein Ganztagsevent für die BesucherInnen. Die kommen da hierher, werden erstmal in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe kocht dann zusammen ein veganes Menü, was sich die Köchin überlegt hat. Und währenddessen ist die andere Gruppe auf der ausgedehnten Führung, die geht zweieinhalb Stunden, das heißt man hat halt richtig viel Zeit, um die Tiere genauer kennenzulernen, auch mal ein bisschen länger bei den Schafen zu sitzen, sie zu kraulen, vielleicht die, die wollen oder einfach die Schweine beobachten, die Hühner. Genau und dann nach zweieinhalb Stunden kommen alle wieder zusammen, die Gruppe, die gekocht hat ist fertig, man isst zusammen, was Leckeres, dann findet mittags noch eine Fragerunde statt, wo Jürgen, der Mitgründer vom Land der Tiere, ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert und Fragen beantwortet, und dann gibt es auch den Gruppenwechsel, sodass halt alle, einmal eine Führung gemacht haben und gekocht haben und danach wird auch nochmal zusammen gegessen, also Also man wird auf jeden Fall satt.
Tanja
00:29:36
Das klingt nach Paradise for a Day.
Andi
00:29:39
Das ist halt auch eine richtig schöne Geschenkidee für Menschen, denen auch vielleicht so die vegane Küche ein bisschen näher zu bringen oder auch einfach, wenn man selber schon lange vegan lebt und denkt, ach, ich weiß irgendwie immer das Gleiche. Mal noch ein bisschen sich Inspiration zu holen. Und die Leute sind auch immer super nett. Also es ist einfach ein super schöner Tag, den man hier mal so verbringt. Ja, mit Gleichgesinnten und das ist halt irgendwie einfach eine richtig schöne Sache.
Tanja
00:30:09
Und Patenschaftstage gibt es auch noch explizit für Patinnen oder wie macht ihr das?
Andi
00:30:13
Das haben wir tatsächlich nicht. Also wir haben bei den Besuchszeiten oder auch bei der Tafelrunde fragen wir immer, ob Menschen eine Patenschaft haben und versuchen dann, wenn es möglich ist, dass man das Patentier auch trifft. Genau, aber wir haben jetzt noch keine expliziten Patentage. Gut. Arbeitstage haben wir noch. Genau, ja, wo man einfach auch herkommt und dann bearbeiten wir an dem Tag zusammen was. Zum Beispiel missten wir einen Schweinestall aus und mittags gibt es veganes Buffet.
Tanja
00:30:42
Wie oft macht ihr das dann, diese Arbeit?
Andi
00:30:44
Die sind unregelmäßig.
Tanja
00:30:46
Wenn es gebraucht wird?
Andi
00:30:47
Genau, wenn es gebraucht wird, wenn Bedarf ist. Das sind vor allen Dingen Sachen, die wir während unserer üblichen tagtäglichen Arbeit nicht schaffen. Und das ist für die Leute halt auch immer cool, weil sie so ein bisschen hinter die Kulissen blicken können.
Tanja
00:30:58
Wie teilt sich so das Verhältnis Beschäftigte und Ehrenamtliche auf?
Andi
00:31:03
Puh, das ist eine gute Frage. Das weiß ich gar nicht. Zum Teil geht es auch fließend ineinander über. Also ich bin ja auch hier angestellt und mache aber auch ehrenamtlich Sachen. Ich glaube, da kann ich gar nicht so richtig eine Zahl haben. Oder vielleicht, wir haben glaube ich so um die 14 Angestellte.
Tanja
00:31:19
Ja, das ist schon mal die Zahl.
Andi
00:31:20
Ja, genau. Und wir hatten ja, dieses Jahr findet das nicht statt, aber letztes Jahr zum Beispiel unser großes Sommerfest, wo dann um die 90 ehrenamtlich Helfende waren. Hui. Ja, also das ist dann wirklich, da kommen halt für den einen Tag alle zusammen. Das ist jetzt nicht unser üblicher Pool, auf den wir zugreifen können. Das wäre natürlich krass. Genau, und sonst bei den Besuchszeiten oder so, die können wir natürlich auch, oder Tafelrunde, können wir auch nur durch ehrenamtliche Menschen ermöglichen.
Tanja
00:31:48
Kommen wir mal so zur Organisation. Der Lebenshof Sonnenweide ist als Verein organisiert. Es gibt einen Trägerverein. Ihr habt ja als Organisation eine Stiftung, also die Stiftung Tiernothilfe. Was bedeutet das für euch? Wie werden da die Entscheidungen getroffen? Läuft das alles über die Stiftung oder gibt es ein Kernteam vor Ort, das eigenständig agiert? Hilf mir da mal. Wie funktioniert das bei euch?
Andi
00:32:11
Genau, also die Stiftung Tiernothilfe ist die Trägerin vom Land der Tiere. Das ist auch das einzige Projekt von der Stiftung. Und es gibt den Stiftungsrat, der tagt quartalsweise. Das sind auch Menschen, die hier zum Teil angestellt sind oder ehrenamtlich hier engagiert sind. Es gibt einen Vorstand, in dem sind Tanja und Jürgen, die auch die Gründer der Tiere sind. Genau, und Entscheidungen, also so, ich glaube, das sind oft eher so Entscheidungen finanzieller Natur, die dann über den Schriftungsrat gehen oder wo irgendwie größere Auswirkungen jetzt hätten. So kleinere Entscheidungen werden hier vor Ort dann getroffen, entweder teamweise. Das ist komplett unterschiedlich, je nach Thema.
Tanja
00:32:56
Also alles, was sozusagen operativ, tagesaktuell notwendig ist, können Sie ja da eigenständig vor Ort entscheiden. Ja, ja, genau. Und wir sind jetzt mal irgendwie beim Stiftungs, I don't know, Vorstand, Rat. Ich kenne eben diese Art der Organisation gar nicht. Ja. Deswegen, ich habe mir das gar nicht vorstellen können, wie das dann ist, ob da irgendwo 100 Kilometer entfernt eine nicht, weiß ich nicht, näher bekannte Person sitzt und den Daumen senkt oder so. Nee, das machen wir nicht.
Andi
00:33:20
Nee, nee, zum Glück nicht. Also das sind zum Glück alles Leute, die eben auch regelmäßig hier sind.
Tanja
00:33:25
Super.
Andi
00:33:27
Genau, so, dass wir da auch dann, ich glaube, da geht es eher eben finanziell oder wenn halt Menschen eingestellt werden oder solche Sachen, dass das über den Stiftungsrat geht.
Tanja
00:33:38
Also alles Entscheidungen, die finanziell eine größere Tragweite haben, halt ganz einfach. Genau, genau. Über diesen Stiftungsrat.
Andi
00:33:43
Ja, aber so das alltägliche Geschehen, also gerade die Tierversorgung bespricht sich sowieso täglich intern, was getan werden muss. Und wenn da was gebraucht wird, also wenn jetzt irgendwie bei den Schweinen eine neue Futterschüssel gebraucht wird, das muss jetzt nicht über den Stiftungsrat abgesegnet werden, die wird einfach dann gekauft, weil die halt gebraucht wird auch. Das ist halt das Gute, wir wissen alle, dass wir für das Gleiche arbeiten und ich glaube, das macht es dann so einfach, weil da so ein gegenseitiges Vertrauen halt auch einfach herrscht.
Tanja
00:34:12
Schön. Was mir jetzt gerade einfällt, wie ist bei euch so das Thema Tiermedizin geregelt? Gibt es einen eigenen Tierarzt, mit dem ihr da verstärkt zusammenarbeitet oder wie macht ihr das?
Andi
00:34:22
Ja, wir haben leider keinen eigenen Tierarzt oder Tierärztin und arbeiten da mit verschiedenen Praxen aus der Region, die sind verschieden spezialisiert.
Tanja
00:34:33
Ja, okay. Also eher so ähnlich wie bei uns. Wir haben so einen Hausarzt, nennt man das bei uns in Österreich, für einen Menschen. Also der macht halt einfach so Allgemeinmediziner. Der kommt einfach immer, das ist der große Vorteil bei ihm, hebt immer ab, kommt immer gleich mal und trifft aber dann wirklich manchmal die Entscheidung, ja komme ich nicht weiter, muss entweder in die Klinik oder ist jetzt eher ein Gefühlthema, nicht so sein Thema und überweist quasi dann sozusagen.
Andi
00:34:58
Ja, also wir haben auch eine Tierärztin, zu der fahren wir halt mit den, wenn die Puten was haben oder so. Das ist halt eben je nachdem, wie die so spezialisiert sind, weil manche sich mit den einen Tieren besser auskennen oder mit den anderen.
Tanja
00:35:13
Ja, das durfte ich jetzt in der Arbeit am Hof Sonnenweide halt auch lernen und erst erfahren. Tiermedizin, die kann es früher nur vom Tierarzt oder dem Hund oder dem Katz zum Tierarzt gefahren ist. Aber es ist halt Tiermedizin, also einfach dermaßen ein breites Spektrum, sie da mit allem auszukennen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt die Wiederkäuer und Geflügel und die Säugetiere und dann Reptilien möglicherweise auch noch. Und das ist irgendwie super hochkomplex. Jedes Tier braucht und hat andere Anforderungen und deswegen braucht man eigentlich immer irgendeinen Spezialisten, gerade in der Tiermedizin.
Andi
00:35:44
Ja, und dann kommt es ja auch nochmal darauf an, wir haben hier ja auch nochmal einen anderen Ansatz als, sage ich mal, oft üblicherweise. Ich glaube, die Tiere hier ist so wie sonst bei Hunde und Katzen. Wir wollen natürlich die Schweine, wenn die was haben, dass sie behandelt werden und nicht einfach.
Tanja
00:36:03
Alternasiert als Steuerwehr.
Andi
00:36:04
Genau, das ist halt nicht die Herangehensweise bei uns, sondern solange man die Tiere behandeln kann und der Lebenswürde da ist, dann setzen wir da alles daran, das zu machen, genau.
Tanja
00:36:17
Ja, genau. Euer Gelände umfasst so um die 13 Hektar. Das ist ziemlich groß im Vergleich zu anderen Lebensmitteln. Wir haben so rund viereinhalb Hektar und da beneiden uns viele kleine Lebenshöfe in Österreich auch schon. Aber gegen euch in dem Fall mit 13 Hektar, das ist ja ganz ordentlich. Welche Chancen und Herausforderungen bringt diese Hofgröße mit sich? Ist die Größe eher ein Vorteil, weil mehr Tiere Platz haben oder bringt es eine organisatorische Herausforderung in der Versorgung, Instandhaltung?
Andi
00:36:45
Also es hat natürlich seine Herausforderung, umso weitläufiger das Gelände. Man muss halt alles im Blick haben, alle Zäune immer absichern können.
Tanja
00:36:53
Ist nach außen hin komplett eingezäunt?
Andi
00:36:55
Ja, genau. Das heißt, nach einem Sturm gehen wir immer den Außenzaun auch ab, zum Gucken, ob da noch alles steht. Genau, so diese Sachen, das sind halt Herausforderungen. Ich würde das jetzt nicht als Nachteil sehen. Also wenn es nach uns ging, ist es tatsächlich so, wir würden uns wünschen, wir wären noch größer, einfach weil wir dann halt noch mehr Tiere oder auch andere Tiere aufnehmen könnten. Stand jetzt haben wir zum Beispiel auch einfach gar nicht genug Weidefläche, um Kühe aufzunehmen, weil die Weidefläche, was du hier gesehen hast, das sind so sechs Hektar, die hier frei sind. Das ist halt für die Schafe zum Beispiel oder auch die beiden Minischweine. Genau und ja, wir würden uns tatsächlich wünschen, da eher sogar noch größer zu sein.
Tanja
00:37:36
Darf es ein bisschen mehr sein.
Andi
00:37:38
Ja, genau. In Österreich.
Tanja
00:37:42
Ein Projekt in dieser Größenordnung kostet sicher, sicher, sicher, sicher ein Haufen Geld, wenn ich daran denke, was wir so an Ausgaben haben, Tierarzt, wenn wir gerade darüber gesprochen haben, oder Futtermittel zukauft, wir produzieren es halt nicht selber, das Heu, sondern wir kaufen es zu, es nehme ich an, gilt für euch auch in dem Fall mit der Einschränkung der Hektar, kann man halt da nicht auf der Fläche, wo die Tiere eigentlich weiden sollen, haben wir zusätzlich Heu machen, das gilt nicht.
Andi
00:38:02
Genau, ja.
Tanja
00:38:03
Woher kommen denn eure Mittel hauptsächlich? Habt ihr Spenden, habt ihr Patenschaften, Stiftungsgelder, wie stellt sie das zusammen? Wie setzt sie das zusammen?
Andi
00:38:10
Also die Stiftung, also es wird ja eben von der Stiftung Tiernetift geführt und mit dem Stiftungskapital wurde damals das Gelände gekauft.
Tanja
00:38:19
Wo ist das ursprünglich herkommende Stiftungskapital eigentlich?
Andi
00:38:22
Das haben Privatpersonen angelegt für den Tierschutz. Die haben da gespart und wollten das dann irgendwann für einen guten Zweck für Tiere einsetzen. Genau. Und ja, mit dem Kauf des Geländes war das eben weg und seitdem sind wir tatsächlich rein spendenfinanziert. Das heißt, vor allen Dingen über Patenschaften läuft das. Es gibt ganz viele Menschen zum Glück, die uns mit kleinen monatlichen Beiträgen unterstützen und so überhaupt es nur ermöglichen, dass wir die Tiere hier versorgen können und weiter Tiere retten können, neue Lebensplätze schaffen, hier immer alles nach und nach verbessern, das alles überhaupt erst machen zu können. Das ist tatsächlich nur dank der Menschen, die unsere Arbeit gut finden.
Tanja
00:39:05
Das heißt, prozentuell sozusagen überwiegen die Patenschaften jetzt im Vergleich zu den Spenden?
Andi
00:39:09
Zu regulären Spenden, ja.
Tanja
00:39:10
Genau. Ja, schon. Worauf führst du das zurück?
Andi
00:39:14
Ich glaube, weil man so eine Art, also viele Menschen schließen eine Patenschaft für ein einzelnes Tier ab. Ja. Finden zum Beispiel Schwein Hanna toll.
Tanja
00:39:26
Warum auch nicht? Entschuldigung. Wer findet die Hanna nicht toll?
Andi
00:39:30
Ich verstehe es auch nicht. Genau, und finden ihre Geschichte bewegend und wollen sie halt unterstützen. Und ich glaube, man hat dann so eine persönliche Bindung halt auch und andere können sich gar nicht entscheiden oder wollen sich gar nicht entscheiden und sagen, ich unterstütze einfach den ganzen Hof, weil ich das Projekt einfach gut finde. Das ist halt das Ding, dass man hier ja auch vor Ort einfach kommen kann zu einer Besuchszeit oder so und sich das anschauen kann. Und man sieht halt direkt, wo das Geld hinfließt. Wir sind da auch transparent. Wir haben auch einen Transparenzbericht, wo wir jährlich rausbringen, wo man auch wirklich alles noch mal im Detail nachgucken kann, was da passiert mit den Geldern. Und das fließt halt hier alles ins Land der Tiere einfach zurück. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, einfach auch für die Leute zu wissen und zu sehen.
Tanja
00:40:19
Damit man es nicht vergessen, das Land der Tiere, in dem Fall, das die Stiftung gekauft hat, das ist ein ehemaliges Armeegelände, hast du erzählt vorhin, oder wie wir herkommen sind?
Andi
00:40:27
Ja, genau. Also bis 1990 wurde das Gelände von der Nationalen Volksarmee, von der DDR benutzt. Wir sind hier sehr grenznah, also es gehört zu Ostdeutschland, aber sehr nah an Westdeutschland, Niedersachsen, Schleswig-Holstein gelegen. Und die haben hier früher von der EMI aus halt den Funkraum und den Luftraum überwacht. Und genau, das heißt, es gibt ganz viele Bunker, Kasernenanlagen, all sowas. Aber nach dem Fall der Mauer wurde halt das Gelände weitestgehend sich selbst überlassen, war in privater Hand, aber es wurde nicht so richtig viel hier so gemacht. Und das ist halt unser großer Vorteil. Also tatsächlich haben Tanja und Jürgen, die Slante Tiere gegründet haben, auch über zwei Jahre lang in ganz Deutschland nach einem passenden Gelände gesucht.
Tanja
00:41:16
Wem sagst du das? Das ist gar nicht so leicht. Also finanzierbar, man kann schon was finden.
Andi
00:41:21
Ja genau, A finanzierbar, wo passt. Also die beiden hatten auch gespart und da war noch das Stiftungskapital, das kam dann zum Glück gut zusammen. Das Gelände hier war aber auch verhältnismäßig günstig. Ich weiß den Preis gerade nicht mehr, aber es war wirklich, ich war überrascht, dass es so günstig war. Und sowas erstmal zu finden, wo, also man liegt ja hier zwischen Hamburg und Berlin, man kommt von der Autobahn hin, man kommt mit den Öffis hin. Es ist ein bisschen, also es ist abgelegen, aber halt abgelegen ist auch wiederum ein Vorteil, weil die Tiere hier einfach auch, die stören hier niemanden von den Geräuschen her. Man kennt es, wenn man in der Stadt wohnt. Genau, und das ist halt echt ein super Gelände hier. Das ist mega der Glücksgriff.
Tanja
00:42:04
Vor allem, ich finde es ja eine schöne Metapher, du hast mir erzählt, es wurde von hier aus unter anderem der Funkverkehr überwacht und kontrolliert. Das ist ja eine schöne Metapher. Es ging damals um Kommunikation und es geht auch jetzt um Kommunikation.
Andi
00:42:14
Ja, nur ist es bei uns friedlich.
Tanja
00:42:22
Viele Lebenshöfe entstehen ja aus einer kleinen privaten Initiative. Also in unserem Fall Elisabeth und ich, wir haben eigentlich nie vorgehabt, einen Lebenshof zu gründen, aber es ist uns passiert. Und ähnlich ist es halt ein bisschen so beim Jan vom Hof Butenland, der das ursprünglich auch nicht geplant hat, war eigentlich ursprünglich Milchbauer. Der Joa Berge war in Antib, in der Côte d'Azur, und beschloss er so, er kauft jetzt zwei Kühe. Das ist ja schon mal was ganz anderes, weil das Land der Tiere ja quasi wirklich geplant, strukturiert als Lebensort für Tiere hier geschaffen wurde. Inwieweit hast du den Eindruck, dass dadurch das ganz anders entstanden ist?
Andi
00:43:06
Ja, also ich kann ja sonst kurz die Entstehungsgeschichte erzählen.
Tanja
00:43:11
Also euch ist es nicht passiert? Nee, genau, das ist nicht passiert.
Andi
00:43:15
Das war wirklich von langer Hand geplant tatsächlich, also richtig langer Hand. Tanja und Jürgen, also ich muss immer sagen, die andere Tanja, wir haben ja zwei Tanjas, das war nicht ich. Das Gründerpaar hat in den 90ern in einem Tierheim gearbeitet in Siegen. Und da irgendwann neben Katzen, Hunde, Kaninchen halt auch Hühner und Schweine aufgenommen und dann sich irgendwann so abends gefragt, tagsüber retten wir Hühner und abends essen wir sie irgendwie, passt da was nicht zusammen und dann sind sie vegetarisch und dann irgendwann vegan geworden und haben dann in den frühen 2000ern den Verein Animal Rights Watch gegründet, auch bekannt als Arriva. Und haben dort halt auch Stallrecherchen gemacht, gesehen, wie es in der Tierindustrie abläuft. Was sie halt vegan gemacht hat, war die Begegnung mit den Tieren. Und so kam halt schon die Idee auf, okay, irgendwie muss es das geben für, in Anführungszeichen, landwirtschaftlich genutzte Tiere. Dass man halt sieht, wie die eigentlich leben möchten und dass die leben wollen. Also so einen Ort zu schaffen. Die Idee ist da schon geboren. Also in den 90ern hatten die beiden dann eben diese Idee und, dann kam eben Arriva, wo ursprünglich auch mit dieser Idee, glaube ich, den Lebenshof dann zu gründen geplant war, aber dann die, Steilrecherchen, die dann an die Öffentlichkeit auch kamen und man, also dann haben die beiden halt gemerkt, dass man dort auch richtig viel bewegen kann und auch muss, das ging dann halt erstmal vor und dann ist die Lebenshof-Idee so ein bisschen in den Hintergrund gerückt und, Genau, und ja, Arriva gibt es ja heute noch, macht heute nach wie vor sehr wichtige Undercover-Recherchen in der Tierindustrie, deckt auf, organisiert inzwischen Straßenfeste und Demos in ganz Deutschland.
Tanja
00:45:05
Ich habe es irgendwie so aufgrund der Homepage in Verbindung gebracht mit dem VGT, wenn da der was sagt in Österreich, Verein gegen Tierfabriken. Das hat ähnlich geklungen von der Organisation her an, von der Botschaft und eben von der Aufdeckungsarbeit.
Andi
00:45:19
Ja, ich kenne den zu wenig.
Tanja
00:45:21
Ja klar, eher Österreich.
Andi
00:45:23
Ja, also ich kenne den, aber ich weiß nicht die Ziele, glaube ich, genau genug. Ja, genau. Und dann kam irgendwann die Idee eben wieder zurück. Also die Idee war die ganze Zeit da, aber dann kam die Zeit wieder, das mal machen zu können mit dem Lebenshof und die Dringlichkeit. Und vor allen Dingen, nachdem man halt auch gesehen hat, was in der Tierindustrie alles passiert. Also das ist halt auch das, die beiden haben natürlich auch da so eine Expertise, Wissen, wie Puten gehalten werden, wie Schweine gehalten werden, wie das alles abläuft. Haben gleichzeitig auch die Erfahrung aus dem Tierheim, also kennen sich halt auch mit der Tierpflege sehr gut aus. Und haben dann in den frühen 2010ern eben angefangen, nach einem Gelände zu suchen und 2014 dann hier das Land der Tiere gefunden, also dieses Gebiet gefunden, dann das Land der Tiere daraufhin gegründet.
Tanja
00:46:14
Elf Jahre jetzt? Ja, genau. Wann ich mir den Podcast höre, aber so ab jetzt.
Andi
00:46:19
Ja.
Tanja
00:46:20
Okay. Wie schaut denn das bei euch auch organisatorisch aus in Bezug auf, schlaft ihr da oder sperrt ihr einfach um fünf da einfach alles zu und geht nach Hause und haut euch vom Fernseher, das ist hinter mir die Sintflut?
Andi
00:46:36
Nee, das ist unterschiedlich. Also wir haben hier drei Wohnungen für Menschen, wobei eine gerade noch ausgebaut wird davon. Das heißt, Menschen aus der Tierversorgung arbeiten da, wie eben das Gründerpaar Tanja und Jürgen.
Tanja
00:46:50
Achso, die leben auch hier?
Andi
00:46:51
Die leben auch hier vor Ort, genau. Und noch drei weitere Menschen leben hier auch vor Ort und die anderen Menschen aus der Tierversorgung und auch ich und andere meiner Kolleginnen wohnen einfach hier direkt im Dorf tatsächlich. Genau, weil also man hat ja jetzt auch gerade in der Tierversorgung einen eher schwammigeren Feierabend, weil es halt einfach, sehr davon abhängt, wann geht die Sonne unter, wann bringt man die Tiere rein mit der Dämmerung und dann müssen die Schafe zum Beispiel, deren Tor muss irgendwann abends nochmal zugemacht werden, müssen die nochmal gezählt werden das ist halt praktisch, wenn man das auch von hier vor Ort machen kann, also, und ich glaube so richtig so Tür zu Feierabend das hat hier wahrscheinlich niemand so.
Tanja
00:47:34
Das wäre eine Unmöglichkeit
Andi
00:47:37
Das geht einfach nicht auf dem Lebenshof.
Tanja
00:47:41
Was ist denn so deine Vision und deine Botschaft zum Schluss hin, was möchtest du unseren HörerInnen als wichtige Botschaft mitgeben wenn du dir was wünschen könntest, was solltest du in unserer Gesellschaft im Umgang mit Tieren dringend ändern, wo siehst du vielleicht hoffnungsvolle Anzeichen für positiven Wandel sag einmal es geht dir da so durch den Kopf
Andi
00:48:02
Ich glaube, wenn, also wahrscheinlich sind eure Podcast-HörerInnen auch Menschen, die ähnlich ticken, vielleicht vegan leben. Ich glaube, es ist irgendwie wichtig für einen selbst, sich Menschen zu suchen, die ähnlich ticken wie man selbst, weil das bestärkt einen ungemein, wie du ja erzählt hast, auch vom Jan. Das war für mich auch so, als ich hierher kam wenn man merkt, okay ich bin wirklich nicht die Einzige, die das so sieht ich kämpfe hier nicht gegen Windmühlen sondern ich habe Menschen um mich rum und sich da zu vernetzen das hilft wirklich, ungemein, also guckt einfach mal ob in eurer Nähe einen Stammtisch es einen veganen Stammtisch gibt oder einen Tierrechtsstammtisch und wenn nicht gründet einfach einen, bei.
Tanja
00:48:44
Mir gibt es keinen ja dann gründet einen
Andi
00:48:46
Ja lad einfach mal Leute ein, mach mal einen Aufruf das irgendwie zu starten. So kommt die Sache in Bewegung. Und das Coole ist, vielleicht kommen dann auch Leute, die noch nicht vegan sind. Und dann könnt ihr die vielleicht sogar noch mitnehmen oder so. Und das ist eine unheimlich schöne Erfahrung zu merken, dass das dann irgendwie Früchte trägt, wenn man sowas macht. Ja, und sonst würde ich mir natürlich wünschen, dass also rein theoretisch würde ich mir wünschen, dass es so Orte wie uns halt gar nicht bräuchte. Dass man Tiere nicht retten müsste, Dass Tiere nicht millionenfach gequält und getötet werden und als Ware angesehen werden, sondern einfach als die Lebewesen, die sie sind und dass sie sich selbst, also ihre Persönlichkeit ausleben können und zwar so gut und so selbstbestimmt und so frei wie nur möglich. Und das geht nur, wenn wir die Tiere nicht als wahre sehen, sondern als Lebewesen und sie einfach leben lassen. Und ich glaube, das zu verinnerlichen und nach außen zu tragen, ist auf jeden Fall sehr wichtig und umso schöner, wenn man es eben nicht alleine machen muss.
Tanja
00:49:57
Schön. Denn Herr Rossi sucht das Glück, sucht man es, so fehlt ein Stück. Ja, es fehlt ein Stück vom Glück. Gestatten, Rossi. Ja, Herr Rossi hat nen Wunsch. Eis vom Nordpol flambiert mit Punsch. Eine Schokoladenburg. Drei Stück Kuchen, sechs Kaffee, 20 Tötchen, dazu Tee. Was noch, was noch, was noch? Ja, Herr Rossi Möcht noch mehr Eine Patenschaft muss her Auch fünf Sterne gibt er gerne Und auch noch ne Rezension Alles andere wär ein Hoch Was noch, was noch, was noch Ja, Herr Rossi sucht das Glück Er will nur vom Glück Ein Stück Die Tiere auf Rosonnenweide kriegen dort ein schönes Leben Und für dieses schöne Leben Möcht Herr Rossi auch was geben Paten, Schaften und auch Spenden, um's für die Tiere zu verwenden. Tiere, Tiere, viele Tiere, Hof Sonnenweide, braucht Futter, Getreide und Hei und Stroh und Äpfel ebenso. Ja, das ist Terrassies Glück, das ist mehr als nur ein Stück. Jetzt fehlt ihm kein Stück von Glück. Werbung Ende. Ich habe schon angekündigt, es gibt die Spotify-Playlist von Lass die Sau raus. Und die ist sehr, sehr bunt mittlerweile. Das ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen, wenn man das anhört. Hast du einen Titel, den du beisteuern möchtest?
Andi
00:51:43
Ich habe mich ein bisschen schwer getan, was auszuwählen. Ihr habt bestimmt schon Tierrechtslieder drin, oder?
Tanja
00:51:49
Nicht explizit, würde ich jetzt einmal behaupten.
Andi
00:51:51
Weil ich habe mich tatsächlich, vielleicht auch einen Aufruf an die HörerInnen, gründet vegane Bands, vegane Lieder. Da gibt es nämlich noch viel zu wenig. Und ein Lied, was ein bisschen eine Botschaft vermittelt, ist vielleicht das Lied Tauben von den Toten Kreckhuren im Kofferraum. So ein Punk, Elektropunk-Song.
Tanja
00:52:13
Ich hoffe, man findet es auf Spotify.
Andi
00:52:15
Auf jeden Fall. Ganz neu, auch mit Vegan-Botschaft drin. Und wo halt so ein bisschen, also viele Menschen haben einfach so ein schlechtes Bild von Tauben. Wir hier natürlich nicht.
Tanja
00:52:25
Habt ihr Tauben hier?
Andi
00:52:26
Nee, also halt Freilebende, aber nicht Gehaltene. Genau, und ich glaube, das sollte sich halt einfach ändern. Also gerade Leute in der Stadt haben ja viel mehr mit Tauben zu tun, als wir hier. Sind mehr mit ihrer Lebensrealität auch konfrontiert und der Song spricht da so ein bisschen drauf hin. Das würde mir jetzt so kurzer Hand einfallen.
Tanja
00:52:45
Perfekt. Ich packe heute auch einen drauf, weil wir beim Herfahren gehört. Das ist jetzt nicht so cool wie deins.
Andi
00:52:54
Wer weiß.
Tanja
00:52:55
The Secret of Life von der Gretchen Peters. Das Geheimnis des Lebens. Ganz schön, glaube ich, als Botschafter.
Andi
00:53:03
Ja, hört sich doch gut an. Kenne ich nicht, aber The Secret of Life ist ja was, was uns alle beschäftigt.
Tanja
00:53:09
Fein. Liebe Tanja, dann sage ich vielen herzlichen Dank für deine Zeit. Wir sitzen da neben den Schweinchen. Ihr werdet es nicht gehört haben, dazu sind wir zu nah bei den Mikros. Die haben das nicht wieder aufgenommen, man hat zwischendurch ein Schweinchen heraus noch nicht getrunken.
Andi
00:53:23
Felix. Leute, die Felix kennen, haben Felix am Trinken erkannt.
Tanja
00:53:28
Bei uns in Österreich gibt es eine Firma, die stellt so Ketchup und so Zeug her. Die heißt Felix und die hat den Werbeslogan Man muss nicht Felix heißen, um Felix zu lieben.
Andi
00:53:38
Das ist sehr zutreffend.
Tanja
00:53:40
Ich habe ihn nur so aus den Augenwinkeln gesehen. Ich liebe ihn jetzt schon. Ja. Ja, also vielen Dank für deine Zeit, liebe Tanja. ich habe das große Privileg, wir dürfen jetzt noch eine kleine Runde über das Land der Tiere wandern. Das heißt, wir wünschen euch eine wunderschöne Zeit. Lasst die Sau raus und merkt euch, ihr müsst es nicht Felix heißen, um Felix und alle anderen Tiere zu lieben. Ciao!
Music
00:54:04

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