#90 Johannes vom Erdlingshof -Geschichten fürs Herz
Weil wir alle "Erdlinge" sind :)
12.09.2025 64 min
Zusammenfassung & Show Notes
Hier trifft Sonnenweide auf Erdlingshof: Andi spricht mit Johannes über einen Hof, auf dem alle „Erdlinge“ – ob Schwein, Rind, Hund oder Huhn – denselben Wert haben. Es geht um große Rettungsgeschichten und kleine Wunder im Alltag: Stier Ferdinand, der sich aus der Tötungsbox befreite; Zora und ihre Herde, die nach 50 Tagen Einsatz sicher ankamen; Goofy, das Hamburger Schul-Kalb mit Happy End auf Hof Butenland; und Nico, das Kalb mit Beinprothese, das zeigte, wie weit Fürsorge tragen kann. Dazu gibt’s Einblicke in den Hofbetrieb (130+ Tiere, Team, Heuernte, Tiermedizin), in Aufklärung als zweite Säule neben Lebensplätzen und in die Frage, warum Mitgefühl nie „naiv“ ist, sondern wirkt – mit Dominoeffekt.
Highlights
· Was ein „normaler“ Tag am Erdlingshof ist (Spoiler: nie wirklich normal)
· Warum Patenschaften den Hof tragen – und Einmalspenden Großes ermöglichen
· Besuchssonntage, Schulklassen & Social Media als Herz der Aufklärung
· Botschaft: Vieles ist Erziehungssache – Zeit, Essgewohnheiten bewusst zu prüfen
Wenn dir diese Folge gefallen hat: abonnieren, bewerten & weitersagen – und wer mag, findet alle Infos zu Patenschaften auf hof-sonnenweide.at. 🐮💚
Die Rettung von Zora und ihrer Bande:
https://www.youtube.com/watch?v=SIXaZYCP6Lk
Wir freuen uns über Deine Themenwünsche und Fragen!
Kennst du einen spannenden Interviewgast? Eine interessante Wissenschaftlerin? Nur her mit den Vorschlägen!
Mails bitte an: andreas@hof-sonnenweide.at
Hier kannst du alle Werbungen nachhören:
https://www.hof-sonnenweide.at/podcast/podcastwerbung/
Auf Facebook, Instagram und unserer Homepage findest Du die Geschichten und Bilder zu unseren Erzählungen. Hier gehts lang:
https://www.facebook.com/hofsonnenweide
https://www.instagram.com/hofsonnenweide/?hl=de
https://www.hof-sonnenweide.at/
Und hier die Wünsche für die Playlist:
Johannes:
Berge, 10.000 Tränen
https://open.spotify.com/intl-de/track/66otoJzmS0JdpEOE1S8ZOe?si=dc75f2389d5a4170
Andi:
Peter Cornelius, Sanft ist unser Kampf
https://open.spotify.com/intl-de/track/3N7018oWFYLZeJwqctXH19?si=a9ee6a7a26df485d
Hier gehts zur Spotify Playlist:
https://open.spotify.com/playlist/3Dr5ZWnsk3F4Lsw8gZJmeU?si=Xi0QhB2RSKSK8e_g2sVA6w
Credit des Titelsongs:
The Green Orbs - Dancing on Green Grass
Soundeffekte:
Pixabay
Fotocredit Titelfoto: Jan Engelhardt
Transkript
Und Ferdinand ist nach wie vor
ein Held. Denn nicht der Mensch hat ihn gerettet, sondern er sich selber.
Und das Besondere ist, schon am nächsten Tag bin ich zu ihm in seine Box gegangen,
habe mich am Boden hingesetzt.
Er war ja der gefährliche, böse,
aggressive Stier. Und er hat sich zu mir gelegt und hat mich abgelegt.
Und er war wirklich zu keinem Zeitpunkt zu uns aggressiv oder gefährlich,
sondern er hatte einfach nur Todesangst und ist ein echtes Teil gutmütiger,
verschmuster und liebenswürdiger kleiner Ferdinand.
Music.
Lass die Sau raus! In diesem Podcast geht es um tierisch interessante Persönlichkeiten,
aber auch um Menschen, die Schönheit der Natur und ein kleines Paradies namens Hof Sonnenweide.
Wir berichten über unsere Erlebnisse am Lebenshof, plaudern über Themen,
die uns gerade bewegen und laden spannende Menschen zum Gespräch.
Herzlich Willkommen bei Lass die Sau raus, dem Podcast vom Lebenshof Sonnenweide
mit Elisabeth und Andreas Nussbaum.
Wir lassen heute wieder die Sau raus und euch bei der Hoftüherein.
Das heutige Gespräch ist eigentlich kein Interview, es ist ein Überfall.
Bei meinem Besuch vom Hof Butenland hat der Jan gemeint, dass der Erdlingshof
ja quasi auf meinem Heimweg liegt und ich den auch noch besuchen sollte.
Ja, was soll ich sagen, ich habe gestern angerufen mit einer Chance von einem
Prozent, dass irgendjemand für mich Zeit hat.
Und der Johannes, der jetzt mir gegenüber sitzt, hat trotz super engem Zeitplan
hundertprozentig auch gesagt. Da sitze ich heute.
Vielen, vielen herzlichen Dank für die Einladung, lieber Johannes.
Ja, ich sage auch danke für den Besuch und an dieser Stelle Grüße an Jan.
Richtig, sehr, sehr gerne aus. Wie wir telefoniert haben bzw.
Gewhatsappt haben, ist gerade die Tanja von Landtortieren daneben wir gesessen,
dass sie es mitbekommen.
Johannes, sei so lieb. Stell dir doch bitte kurz einmal vor,
wer bist du? Was ist der Erdlingshof mit deinen eigenen Worten?
Ja, ich bin der Johannes und der Erdlingshof ist ein Lebenshof,
auf dem Tiere ein Zuhause finden, die ohne uns wahrscheinlich nicht mehr am Leben wären.
Und hier wird einfach kein Unterschied gemacht zwischen Hund, Schwein und Rind.
Für uns hat das Rind und das Schwein den gleichen Stellenwert und ist genauso
schützenswert wie der Hund oder die Katze.
Und ich habe gelesen, du lebst ja schon seit deinem Jugendalter vegetarisch,
beziehungsweise in weiterer Folge dann vegan. Was hat dich so früh schon motiviert,
sich für diese Themen zu interessieren?
Ja, tatsächlich bin ich schon immer, kann man sagen, sehr eng mit Tieren verbunden
und ich bin auch vegetarisch aufgewachsen, das heißt durch mein Elternhaus,
ja, schon immer quasi vegan,
äh, vegetarisch muss ich dazu sagen und ich selber fand vegan lebende Menschen
damals, die übertreiben, die spinnen,
weil Hühner müssen ja sowieso Eier legen, sollen wir die Eier jetzt wegschmeißen,
das macht es ja nicht besser und wenn man Kühe nicht melkt, dann platzt es Euter.
Habe ich früher gedacht und fand das quasi übertrieben.
Und mit 13 habe ich dann aber gemerkt, dass eben die Milchkuh,
wenn sie nicht mehr genug Milch gibt, zum Schlachter kommt.
Die männlichen Küken, die keine Eier legen, auch ein Bio-Hahn,
sage ich mal, legt keine Eier und wird deshalb getötet, aussortiert.
Und die gleichen Argumente, die ich für vegetarisch hatte, dass sie eigentlich
eins zu eins für vegan gesprochen haben.
Und als ich das eben verstanden habe mit 13, habe ich gesagt, ich möchte nicht mehr.
Und es war eine Entscheidung, ich glaube an einem Sonntag habe ich mich entschieden,
ich möchte vegan leben, weil ich das Leid der Tiere nicht mehr unterstützen möchte.
Und meine Eltern sind mittwochs immer zu einem Bauernhof gefahren und haben
dort frische Milch und Käse geholt und Brot.
Und ich habe den Käse und die Milch geliebt.
Ich habe sehr gerne sehr viel Käse und Milch konsumiert und ich habe gesagt,
am Mittwoch will ich noch einmal bewusst genießen und ab dann will ich vegan leben.
Die Entscheidung ist aber am Sonntag gefallen. Als dann der Mittwoch kam, ging es nicht mehr.
Also dann konnte ich es nicht mehr konsumieren. Da war dann kein Genuss mehr dabei.
Ich habe es gar nicht mehr probiert, sondern der Schalter im Kopf ist am Sonntag
gefallen und da gab es kein Zurück mehr. Wir sind ja da in Bayern.
Das ist ja das Land der Milch und des Käses und der Kühe in dem Fall.
Also man fährt da durch die Gegend und sieht überall und riecht da überall.
Die Kühe, kommst du da aus der Gegend eigentlich? Ich selber komme zwar auf
dem Land, aber nicht aus Bayern, sondern aus Baden-Württemberg. Ah, okay.
Genau. Wo genau, Baden-Württemberg? Baden-Württemberg in der Nähe von Schwäbischal.
Ah, okay. Ich kenne mich aus.
Wie war dann dein weiterer ausbildungstechnischer und beruflicher Weg? Wo ging es da lang?
Streng genommen kann man sagen, war schon immer sehr bunt und wild, kann man sagen.
Ich habe mich schon sehr früh für Tiere stark gemacht, also wirklich auch schon
in meiner Kindheit Tiere gerettet und aufgepäppelt.
Früher auch schon Pferde. Es hat angefangen eigentlich mit Pferden.
Als Kind Reitunterricht gehabt, Kutschen fahren gelernt, wollte Skieren.
Also sehr viel Freizeit quasi wirklich auf dem Pferd, auf dem Sattel verbracht.
Aber auch da gemerkt, dass alles nicht so rosig ist, wie es scheint.
Dass indirekt fast jedes Schulpferd
früher oder später oder durch Umwege dann doch zum Metzger kommt.
Das machte meistens Pferdehändler den letzten Weg und habe das eben auch recht
schnell erkannt und habe aufgehört zu reiten.
Also ganz bewusst, obwohl ich das Reiten geliebt habe, das Reiten eben beendet.
Und auch da war es damals schon so, dass Schulpferde eben zum Metzger kamen
und so hat es ein bisschen angefangen, schon in der Kindheit,
dass ich angefangen habe, damals gemeinsam mit meinem Bruder Tiere zu retten.
Und habe später auch die Landwirtschaftliche Berufsschule besucht für ein Jahr,
um einfach noch mehr Hintergrundwissen zu sammeln über Landwirtschaft, über Tierhaltung.
Und habe dann später die Albert-Schweizer-Stiftung kennengelernt und habe da
auch hauptberuflich gearbeitet.
Die haben wo ihren Sitz? Die Albert-Schweizer-Stiftung für unsere Mitwelt hat ihren Sitz in Berlin.
Und macht sehr tolle Tierschutz, Tierrechtsarbeit, Kampagnenarbeit.
Und da war ich in der Kampagnenarbeit tätig und habe mich da hauptberuflich
quasi schon für Tiere einsetzen dürfen.
Jetzt ist es ja eine Sache, am Schreibtisch zu sitzen und sich mit dem Thema
Tierrechte, Tierethik auseinanderzusetzen und Tiere zu retten oder dabei zu
helfen, wie Tiere gerettet werden.
Aber wie zum Teufel macht man dann diesen Sprung zum Lebenshof?
Weil das ist ja schon einmal eine ganz neue Dimension. Wie kam es dazu?
Ja, der Erdlingshof, kann man sagen, war nicht geplant, sondern...
Es passiert. Es ist einfach passiert.
Es muss wissen, der Hof hier in Bayern, das war früher ein ganz normaler konventioneller Milchbetrieb.
Und der Besitzer ist verstorben. Und der Hof stand dann viele Jahre leer und ist verfallen.
Dann wurde hier von anderen Menschen schon ein Tierschutzprojekt aufgezogen.
Das Projekt hat sich dann aufgelöst und da war die große Frage,
wohin mit den Tieren? Irgendwie muss es weitergehen.
Und damals war ich in Berlin und wurde auch gefragt, ob ich jemanden kenne, der helfen könnte.
Irgendwie muss weitergehen mit den Tieren. Und bin dann zwei Wochen später von
Berlin nach Bayern gefahren,
habe mir den Hof hier angeschaut und habe mich dann für den Hof entschieden
und zwei Monate später von Berlin quasi nach Bayern gezogen hier zum Hof.
Und später kam dann Birgit mit dazu, meine Partnerin und wir haben den Hof dann
ja komplett umgekrempelt es wurde ein neuer Name,
gesucht neues Konzept entworfen und alles umgekrempelt und so ist Ertingshof entstanden.
Das ist ein ordentlicher Tapetenwechsel von Berlin nach Bayern Ich sage immer
Spaß halber in Berlin habe ich fünf Minuten zu U-Bahn gebraucht und hier in
Bayern kann ich fünf Stunden laufen und ich finde noch keine Oper.
Da findest du ins Blöde, der geht auch keinen Bus.
Cool, also Rudi Carell, ich bin noch in Berlin und heute schon hier in Bayern. Richtig.
Cool. Du hast es eh schon angesprochen, ich habe den Hofer umgetauft, den Erdlingshof.
Und lustigerweise, bevor ich recherchiert habe, habe ich mir gedacht,
naja, da wird es halt irgendwo in der Nähe ein Erdling oder so geben.
Aber nein, das ist bewusst so gewählt, der Name. Was setzt damit auf sich?
Genau, der Name Erdlingshof ist ein Kunstbegriff und der Film,
den vielleicht meine, die kennen, Oerslings, der hat mich auch sehr geprägt.
Das ist ein Tierrechtsfilm, der mich sehr berührt hat.
Und der Film ist sehr traurig, sehr bewegend und so ein bisschen wollte ich,
der hat mich, wie gesagt, geprägt, ich wollte so einen Gegenpol machen. Also was Positives.
Und in dem Film kommt es sehr deutlich rüber, was wir alle gemeinsam haben.
Wir sind, also egal jetzt Hund, Schwein, Rind, Mensch, wir sind alles Erdenbewohner, also Erdlinge.
Und wir bewohnen gemeinsam ja die Erde und daher abgeleitet eben der Begriff Erdling.
Und Erdlingshof soll eben ein Ort sein für alle Erdlinge, egal ob groß,
klein, sehr sogenannte Haustiere, Nutztiere.
Einfach ein Ort für alle Erdlinger.
Schöne Metapher. Ja.
Zwei Kinderlein so ganz allein bei mir im fitsteren Wald.
Ich heiz schon mal den Ofen ein, es ist ja entsetzlich kalt.
Die Kälte ist uns ganz egal, du schirche alte Hex.
Wir haben eine Outdoor-Wäsche und Schuhe an, komplett aus Gore-Dex.
Das Drama, das uns wirklich quält, wir suchen schon seit Stunden.
Ein Netz für unsere Handys und haben noch nix gefunden.
Oh Kinderlein, das macht doch nix, ich biet euch gerne an.
In meiner Hütte, da habe ich Glasfaser-WLAN.
Oh Kinder, wenn ihr wüsstet, der bösen Hexeplan.
Sie kochte gern mit Kindern und das nicht grad vegan. Jetzt zeigt mir noch,
bevor ich gleich das Messer für euch schleife.
Was interessiert euch so am Internet, damit ich das auch einmal begreife?
Wir hören den Podcast von Hof Sonnenweide und sind ganz fasziniert, weil er so super ist.
Haben wir ihn bewertet und auch schon abonniert. Die Hexe war vom Podcast gleich
auch richtig schön besessen. und hat deshalb, du glaubst es nicht,
aufs Kinderessen vergessen.
Und die Moral von der Geschichte, lass die Saueraushören bewerten und abonnieren,
kann helfen, dein Leben nicht zu verlieren.
Werbung Ende,
Viele Menschen stellen sich unter einem Lebenshof ja einen Ort vor,
wo Tiere ein Zuhause finden dürfen. Das ist ja bei euch so.
Das ist bei euch auch so. Aber ihr geht es ja sogar noch einen Schritt weiter
und sagt, sie sind jetzt nicht nur rein ein Lebenshof, sondern uns geht es auch
um noch etwas viel Größeres. Erzähl einmal drüber.
Ja, zum einen geben wir wirklich in notgeradenen Tieren hier ein Für-Immer-Zuhause.
Das ist so die Hauptarbeit von uns, zumindest die tagtägliche Arbeit.
Und wir wissen aber, dass wir hier am Hof nicht alle Tiere retten können.
Wir kriegen jeden Tag Anfragen, ob wir Tiere aufnehmen können.
Und tatsächlich müssen wir die meisten absagen, weil einfach unsere Kapazitäten
hier am Hof begrenzt sind.
Aber dennoch wollen wir so viel wie möglich Tieren helfen. Und das können wir
tatsächlich am besten durch Aufklärungsarbeit.
Und darum ist ein zweiter Schwerpunkt
vom Erdlingshof, ist eben diese Aufklärungsarbeit zum einen durch Medien,
Facebook, die sozialen Medien, aber auch durch Führungen hier am Hof,
Schulklassen kommen hierher.
Wir zeigen denen oder erzählen denen die Geschichten der Tiere.
Die sind quasi stellvertretend Botschafter für ihre Art und schaffen es einfach,
die Menschen so ein bisschen mitzunehmen und unsere Sichtweise ihnen näher zu bringen.
Und meistens sind es einfach die Geschichten der Tiere, die für sich selbst sprechen.
Wie zum Beispiel der Stier Ferdinand, das ist eine sehr bewegende Geschichte,
der konnte sich selbst retten, selbst befreien und zwar war er schon im Schlachthof
drin und hat dort so getobt, dass er es geschafft hat,
den Schlachthof zu verlassen, was eigentlich nicht möglich ist,
aber nicht nur schon im Schlachthof drin, sondern sogar schon in der sogenannten Tötungsbox.
Diese sogenannte Tötungsbox, die ist zwei Meter lang, 90 Zentimeter breit und
wer da reinkommt, der hat wirklich verloren, da kommt keiner lebend raus.
Aber der Ferdinand hat nicht aufgegeben, der hat so getobt, dass er das Unmögliche geschafft hat.
Und hat es da raus geschafft, hat noch einen Menschen umgeschmissen,
der musste nach ins Krankenhaus, wurde danach von Motorrädern verfolgt,
ist in Todesangst nur gerannt,
irgendwann ist er stehen geblieben und hat mit den Füßen gescharrt,
hat ein Motorrad angegriffen und daraufhin wurde dann die Verfolgung eingestellt.
Und in den Medien gab es dann nur die Nachricht, Achtung, gefährlicher,
aggressiver, weißer Stier.
Man soll sich ihm nicht nähern, er wird als hochaggressiv eingestuft.
Er hatte der Todesangst aus gutem Grund.
Und wir haben uns dann mit dem Besitzer in Verbindung gesetzt und haben es geklärt,
dass er auf uns überschrieben wurde, auch mit der kompletten Verantwortung.
Und insgesamt war ich mit einem Lockrend, dem Michel, genau zwei Wochen dort vor Ort im Wald.
Und wir hatten ein großes Team aus Ehrenamtlichen und auch vom Erdlingshof selber
und haben ihn gesucht mit unserem Lok drin und haben es tatsächlich nach zwei Wochen geschafft,
ihn einzufangen und hier auf dem Erdlingshof in Sicherheit zu bringen.
Und Ferdinand ist ja nach wie vor
ein Held, denn nicht der Mensch hat ihn gerettet, sondern er sich selber.
Und das Besondere ist, schon am nächsten Tag bin ich zu ihm in seine Box gegangen,
habe mich am Boden hingesetzt.
Er war ja der gefährliche, böse, aggressive Stier und er hat sich zu mir gelegt
und hat mich abgelegt und er war wirklich zu keinem Zeitpunkt zu uns aggressiv oder gefährlich,
sondern er hatte einfach nur Todesangst und ist ein echt und total,
gutmütiger, verschmuster und.
Liebenswürdiger kleiner Ferdinand.
Und war der damals noch ein Stier oder schon Ochse? Er war damals ein Stier. Ein Stier, wow.
Ich meine, du erzählst das so relativ gelassen, aber du hast es ja schon geschildert,
es war die Warnung draußen, der ist gefährlich und der hat am Motorrad angegriffen.
Woher nimmst du das Selbstvertrauen und das Wissen zu sagen,
ich schnapp mir da jetzt eine Lockerin und geh den jetzt mal abholen?
Wie, woher, wie machst du das?
Ja, gute Frage. Ich meine, es ist ja nicht so, dass du sagst,
ich hol dir jetzt schnell mal ein Kaninchen ab oder so, sondern da gab es ja
eine aufrechte Warnung, der
war also aggressiv eingestuft und hat sich ja dementsprechend verhalten.
Und du ziehst los mit einem Rind und sagst, ich hol den jetzt mal.
Ja, so ein bisschen, also einmal habe ich jetzt schon jahrelange Rindererfahrung.
Und wenn man sich ein bisschen in so ein Rind reinversetzen kann,
ist ja logisch, dass er Todesangst hatte, dass er Panik hatte.
Und ich konnte es gut nachvollziehen, dass er es getobt hat und natürlich wusste
man nicht, wie er wirklich drauf ist, aber von meinem Bauchgefühl her hatte ich da keine Bedenken.
Wow. Also ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Uns ist letztes Jahr
ein Nandu-Dame ausgebüxt, so ein südamerikanischer Laufvogel.
Aufgrund eines Sturms hat seinen Zaun niederdrückt und die ist ausgebüxt,
hat ein paar Tage einen Ausflug gemacht, ist so herumspaziert in der Gegend.
Teilweise aber über die Bundesstraße drüber, das heißt, wir haben permanent
Besuch von der Polizei gehabt.
Und ich habe dann da so, die Elisabeth war krank und die war so halber krank.
Und ich habe den permanent gesucht.
Und das ist schon eine ziemlich herausfordernde Situation.
Ich habe in dem Fall auch nicht das Glück gehabt, dass uns irgendwie Ehrenamtliche helfen konnten.
Ich war da allein auf meiner Suche. Polizisten sind hinterhergefahren teilweise
und haben sich den Spaß daraus gemacht.
Wir konnten die dann zum Glück auch eigentlich mit Mithilfe von Dorfbewohnern,
weil sie sich dann verlaufen hat in den Ort und in einen kleinen Garten rein.
Und dort haben wir sie dann fangen können. Aber das hat mich ziemlich belastet.
In dem Fall wirklich Hut ab.
Ich weiß, wie das ist und wie schwer vor allem diese Ungewissheit ist.
Du stehst ja nicht da und sagst, in zwei, drei Stunden oder zwei,
drei Tagen haben wir dann soweit, sondern es könnte ja eine Woche dauern oder zwei oder ein Monat.
Das ist eigentlich das Belastende, dass man nicht weiß, wie geht es weiter.
Genau, und wie du es schon erzählst, man weiß auch nicht, wie es ausgeht.
Es kann ja auch was passieren.
Und die größte Angst bei mir war eigentlich Autos. Wenn es da einen schlimmen
Verkehrsunfall gibt und die Angst, die ist schon immer im Hinterkopf und ja,
aber es ist gut ausgegangen.
Das war tatsächlich das Damoklesschwert, die Polizisten haben zwar hier und
da vorbeigeschaut, aber ja, überschaubar geholfen, ich kriege es jetzt irgendwie sowas.
Aber das, was sie immer mitgesagt haben, ist ja, wenn das ein Verkehrsunfall
ist, dann ist es ihre Schuld, weil es ist ja ihnen ausgebüxt.
Schön, danke für die Mitarbeit.
Boah, okay. Es ist aber Gott sei Dank nicht jeder Tag hier am Erdlingshof so
aufregend und herausfordernd.
Nimm uns einmal mit, wie schaut denn so ein ganz normaler Tag am Erdlingshof aus?
Wann fangt der an? Wann ist ja zu Ende? Was passiert zwischendrin?
Ein ganz normaler Tag am Erklingshof beginnt meistens so gegen sieben.
Und erstmal guckt man nach den kranken Tieren, nach den Tieren,
die eben mehr Zuwendung brauchen, sind teilweise auch die älteren Tiere.
Nach denen wird zuerst geschaut. Dann guckt man, dass alle Tiere,
die nachts eingesperrt sind, wie zum Beispiel die kleinen Tiere wie Hühner,
die sind nachts wegen Fuchs zum Beispiel eingesperrt.
Die lässt man raus, dass die ihren Tag beginnen können.
Und dann fängt man eigentlich an mit Füttern, dann werden Schalen vorbereitet,
Heuraufen aufgefüllt und danach wird gemistet.
Und bei über 130 Tieren, die momentan hier im Hof leben, kommt einiges zusammen,
also einige Schubkarn oder auch Hofladerschaufeln, die jeden Tag verräumt werden müssen.
Und dann ja auch medizinische Arbeiten. Teilweise brauchen manche Tiere ja sehr
intensiv Hilfe und vor allem, wenn es ja das Alter steigt, steigt meistens auch
die Hilfe, die die Tiere brauchen.
Dann jetzt gerade im Sommer aber auch Arbeiten wie Heu machen,
das steht jetzt ja... Das macht sie selber.
Ungefähr die Hälfte vom Heu machen wir selber. Wow. Und die Flächen reichen
aber nicht aus. Das sind jetzt knapp 20 Hektar, die wir bewirtschaften.
Und das ist dann eben noch eine Zusatzbelastung, die quasi gerade in den heißen Monaten anstehen.
Und dann sitzt dann noch so ein Podcast-Haini da.
Richtig. Und quält dich. Richtig.
Genau, ja, Öffentlichkeitstermine gehören auch dazu.
Es ist uns ja eben auch sehr wichtig, dass der Hof besucht werden kann,
dass die Menschen den Hof und die Tiere eben kennenlernen und ihre Geschichten kennenlernen.
Handwerkliche Sachen kommen auch dazu. Es ist immer irgendwas kaputt,
was repariert werden muss.
Egal, ob es ein Tor aus dem Pfosten, der erneuert werden muss.
Einstreu muss abgeladen werden vom LKW, wenn eine Lieferung kommt.
Also so ein Tag ist wirklich sehr bunt.
Jeder Tag ist ähnlich gleich. Aber es kommen halt auch immer neue Sachen dazu.
Und vor allem auch ungeplante Sachen dazu. Meistens auch Notfälle,
die passieren meistens zum blödesten Zeitpunkt, am Wochenende,
Sonntagsabends, dass man dann mit dem Pferd noch in die Pferdeklinik fahren muss.
Dass man dann nachts eben beim Tier bleiben muss.
Also jeder Tag ist gleich und doch komplett unterschiedlich und unplanbar so ein bisschen.
Das klingt nach richtig, richtig viel Arbeit. Wie groß ist denn euer Team?
Wie setzt ihr das zusammen?
Genau, wir haben ein eher sehr buntes Team. Wir sind momentan ein zehnköpfiges Team.
Das ist aber gemischt von Vollzeit, Teilzeit, Bundesfreiwilligendienst.
Und aktuell haben wir auch zwei Auszubildende zum Tierpfleger.
Und dann kommen noch weitere Ehrenamtliche dazu.
Und wenn wir ja Großveranstaltungen haben, wie Besuchsonntage zum Beispiel, da kommen noch.
Weitere ehrenamtliche Helfer dazu und ohne die würden wir es auch nicht schaffen.
Dann einfach die ganz normale Tierversorgung muss stattfinden und dann noch
die ganzen Vorbereitungen für die Veranstaltungen,
Kaffee und Kuchen und das können wir zum Glück auf das ehrenamtliche Team zurückgreifen.
Aber dass ihr eigene Tierärztin habt, das stimmt nicht.
Doch, das ist nicht richtig. Wahnsinn, wow.
Bei so vielen Tieren sind halt ständig immer wieder Tiere krank. Warum sagst du das?
Aber bei uns ist es so.
Jeder Tierarzt hat einen Schwerpunkt.
Es gibt eine Klinik, die nur bei uns für Pferde zuständig sind.
Dann haben wir eine Ärztin, die sich sehr gut mit Vögeln auskennt.
Und erst gestern waren wir mit dem Martin Ganter bei einer Augentierärztin,
die sich nur auf Augen spezifiziert hat.
Und auch wenn wir quasi eine eigene Tierärztin hier am Hof haben,
was mega wertvoll ist, die auch mega viel von den medizinischen Sachen bei den Tieren macht.
Dennoch hat jede Tierarztpraxis quasi Schwerpunkte.
Und darum sind wir extrem dankbar, dass wir da so eine große Auswahl haben,
uns überall die Hilfe für die Tiere holen können, die wir für die Tiere brauchen.
Jetzt hast du dich schon angesprochen, das Thema Krankheit. Bei so vielen Tieren
gibt es immer irgendwo eins, das mal ein Wehwehchen hat.
Und mitunter geht es dann auch nicht so gut aus. Ich habe auf der Homepage geschaut,
beschreibt es auch immer und dokumentiert es, was so alles passiert.
Wie geht es euch mit diesem Thema Abschied nehmen?
Ja, es ist ein sehr schwieriges Thema und man könnte sagen, man hat sich vielleicht
über die Jahre ein bisschen dran gewöhnt, aber tatsächlich ist es nicht so.
Man muss dazu sagen, nicht jeder Tod geht einem gleich nah.
Bei Menschen genauso, würde ich behaupten. Es gibt Menschen oder Tiere,
die stehen einem näher und mit denen man nicht so stark verbunden ist.
Und es spielt manchmal keine Rolle, ob man ein Tier zehn Jahre bekleidet hat
oder zwei Tage bekleidet hat.
Es ist ganz schwierig, auf jeden Fall.
Es ist teilweise schon sehr belastend, wenn wieder ein Tier geht,
was man ganz fest im Herz geschlossen hat.
Das ist aber das Traurige am Lebenshof. Wir wissen, jedes Tier,
was wir aufnehmen, egal wie gesund, egal was für in der Vergangenheit es hat,
irgendwann werden wir dieses Tier verabschieden müssen.
Das ist so das härteste von unserer Arbeit.
Dajan hat es so beschrieben, er hat gesagt, er denkt dran, dass das Tier jetzt
dann im Himmel Geburtstag hat.
Schöner Gedanke. Sozusagen.
Wie oft passiert es euch, dass ihr Tiere ablehnen müsst, die euch angeboten
werden? Eigentlich täglich. Täglich, ja.
Es sind nicht nur Einzelanfragen, teilweise sind es auch ganze Tiergruppen oder
Herden, wo wir angefragt werden, wie zum Beispiel 18 Pferde auf einmal, 60 Rinder auf einmal.
Und wir nehmen schon immer wieder Tiere auf, aber wir sagen,
die Tiere, die wir jetzt schon aufgenommen haben, für die haben wir auch die Verantwortung.
Und für die müssen wir an erster Stelle jetzt da sein und uns um die sorgen.
Wenn wir mehr Kapazitäten haben, dann können wir auch wieder neue Tiere aufnehmen.
Es sterben ja auch immer wieder Tiere hier. Somit wird dann ja auch wieder Platz
für einen neuen Notfall.
Aber ein Notfall, der reingekommen ist, den habt ihr nicht abgelehnt,
nämlich den von der Zora und ihrer Bande. Das ist mir in Erinnerung geblieben.
Genau, Zora und ihre Familie, der kam mehrmals hier an, die Anfrage.
Und es waren fünf Rinder, die geschlachtet werden sollten.
Und die sind beim Verladen, sind die ja ausgebüxt, sind geflüchtet.
Die Leitkuh ist durch ein Stacheldraht durchgerannt und konnte somit fliehen.
Und da haben wir aber auch gesagt, es ist einfach zu viele Tiere auf einmal.
Wir können jetzt nicht noch mal fünf Rinder aufnehmen.
Und dann wurden wir aber immer wieder gefragt und der Besitzer hat uns auch
kontaktiert, ob wir da nichts machen können.
Sie haben quasi aufgegeben, sie kriegen die nicht eingefangen,
ob wir die nicht abkaufen wollen.
Und dann haben wir gesagt, ja, abkaufen kommt für uns nicht in Frage.
Wenn er sich vorstellen kann, die kostenlos freizugeben, dann können wir darüber nachdenken.
Und er hat gemeint, das kann er nicht machen, das wäre ein Warenwert von über 5.000 Euro.
Dann haben wir gesagt, ja, dann eben nicht. Wir kriegen so viele Anfragen und
warum sollen wir ja Rinder kaufen, die gar nicht da sind, die irgendwo rumrennen und keiner weiß wo.
Und irgendwann hat er es dann doch eingesehen, dass er keine andere Chance hat,
dass er es einfach nicht kriegt.
Alle Versuche, die gemacht wurden, auch mit Betäubungsgewehr,
haben nicht geklappt und dann hat er sie eben doch hergegeben.
Wir haben einen Vertrag aufgesetzt, die Rinder wurden auf uns überschrieben.
Und vom Vertragsunterschreiben bis das letzte Rind hier war,
es war mitten im Winter, hat es genau 50 Tage gedauert.
Also es waren 50 Tage Dauereinsatz, extrem stressige Zeit, auch sehr emotional,
weil das war auch in der Nähe von mehreren Straßen.
Und immer die Angst, am nächsten Morgen, wenn du aufwachst, ist was passiert,
gibt es eine neue Meldung, gibt es einen Verkehrsunfall.
Einfach diese Belastung, die man hat.
Man weiß eigentlich nichts. Man weiß nur, es sind fünf Rinder,
es sind ausgewachsene Rinder, die sehr ängstlich waren, sehr verstört waren,
panisch waren, die ständig über Straßen gerannt sind.
Da haben Leute angerufen, heute Morgen konnte ich gerade noch so bremsen,
da standen die fünf Rinder auf der Straße.
Und diese Belastung, also wie lange geht es gut aus und gibt es ein Ende?
Es hat genau 50 Tage gedauert, bis wir das letzte Rind eingefangen hatten und
hier an Sie auf dem Erdlingshof gebracht haben.
Verlinkt das auf jeden Fall in den Shownotes. Könnt ihr euch dann auf YouTube
anschauen. Das ist eine wirklich sehr abenteuerliche Geschichte. Zoras Familie.
Zora war das eure Namensgebung? Genau.
Hat das was mit der Zora, der roten Zora zu tun, mit dem Kinderbuch?
Ja, so ein bisschen schon.
Es waren auf dem Team drei Menschen, die unabhängig den Impuls hatten.
Die sieht aus wie die Zorra.
Und so ein bisschen hing es damit zusammen, als sie kamen.
Die Zorra war und ist, oder war besser gesagt, extrem ängstlich, verstört.
Und sie hatte auch massive Eisenboxen zum Einfangen. und jetzt so getobt,
dass sie so eine richtige Eisenbox, so ein Panel verbogen hat.
Die hat wirklich gekämpft wie verrückt und ich musste sie sehr fixieren mit Stricken,
damit sie sich, ja, damit ich sofort einfangen konnte und auf den Hänger bringen
konnte und als sie dann bei uns erstmal in der Box kam, habe ich sie dann quasi
von den Stricken befreit und ein Seil war eben auch am Kopf.
Am Hörnern quasi fest und das habe ich dann nicht einfach so losmachen können,
weil sie hat mich auch sofort angegriffen und also richtig, sie hat heute noch
ein Loch in der Boxenwand mit den Hörnern quasi mich angegriffen und durchgestoßen
und ich habe dann die Strecke nur durchgeschnitten,
und die ersten Tage hing dann dieser Strick noch am,
Kopf so runter, sah aus wie dieses Stirnband von der Zora und so kam von mehreren
der Impuls die sieht aus wie die Zora und so ist dann der Name entstanden.
Cool, verlinke ich euch auch.
Es ist nämlich eines der Lieblingsbücher von der Elisabeth aus ihrer Kindheit.
Du hast sehr, sehr viele Geschichten mit Tieren schon erlebt.
Was meinst du, was hast du von ihnen gelernt?
Was nimmst du als Mensch von den Tieren mit?
Ja, ich würde sagen, so ein bisschen finde ich hier am Hof zu arbeiten und mit
den Tieren zu leben, der Unterschied zwischen Menschen und Tieren ist gar nicht so groß.
Also viele Charakter, die hier sind, würde ich sagen, findet man auch in einer
normalen Schulklasse mit Menschen.
Es gibt in jeder Tiergruppe den Schüchternen, es gibt den Klassenclown.
Also eigentlich alle Charakter, die man so bei den Menschen findet,
findet man eigentlich bei den Tieren auch.
Und ich finde, es könnte genauso hier ein Ort sein, wo notgeratene Menschen zu Hause finden.
Und fühlt sich eigentlich auch genauso für mich an. Also sind Erdlinge eben.
Jetzt würden Kritiker sagen, ja, aber lieber Johannes, ist das nicht ein bisschen naiv?
Da leben jetzt 100 Tiere und irgendwo anders beim Jahn sind es halt irgendwie
dann 40 Kühe und im Land der Tiere sind es, I don't know, 200 Tiere.
Ist es nicht ein bisschen naiv, die paar Tierchen zu retten in Wirklichkeit?
Gibt es so viele andere da draußen, die man nicht retten kann? Wie siehst du das?
Ich denke, also für das Tier, was gerettet wurde, was hier auf dem Erdlingshof
oder auf anderen Lebenshöfen kommt, Und für dieses Tier ändert sich ja um 100 Prozent, sage ich mal.
Und für dieses Tier macht es auch einen Riesenunterschied.
Und in dem Moment, wo wir das aber auch öffentlich machen und die Geschichten
erzählen und das nach außen bringen, retten wir noch viel, viel,
viel, viel mehr Tiere als nur die Tiere, die hier am Hof sind.
Also ich würde behaupten, durch jede Rettung findet auch ein Domino-Effekt statt,
den wir gar nicht messen können.
Da gibt es jetzt ein ganz spezielles Tier, das mir einfällt,
das ihr zwar nicht so euch auf den Hof geholt habt, aber ihr ganz wesentlich
Einfluss genommen habt, dass es leben kann. Das war der Goofy.
Genau, der Goofy aus Hamburg. Es schaut zeitlang her, aber magst du uns da vielleicht
ein paar Stichworte geben, was da passiert ist, weil da habt ihr einiges in Bewegung gesetzt.
Ja, das war ein ziemlich verrücktes Schulprojekt kann man sagen,
da hat eine Hamburger Schule ein Kälbchen gerettet, die hatten mit der Klasse
einen Schulausflug gemacht Ich glaube sogar nach Österreich, oder?
Ja, ich glaube nach Österreich sogar und waren da bei der Geburt von einem kleinen
Kälbchen dabei neben Gofi, den Namen durften sie selber.
Wählen und der Hof hat daneben erzählt dass dieses Kälbchen,
weil es ein Männchen ist, dass es bald geschlachtet wird.
Und der Impuls der Kinder war, wir wollen dieses Kälbchen retten.
Wir müssen irgendwas in Bewegung setzen, dass dieses Kälbchen eben nicht geschlachtet wird.
Und haben die Busfahrt zurück zur Schule in Hamburg, überlegt,
was sie machen können, wie sie das retten können.
Und dann ist der Plan entstanden, dass sie das nach Hamburg holen.
Und in der Nähe von der Schule gab es ein Museumsdorf,
wo auch Rinder lebten und dort haben sie angefragt, ob sie das Rind dort in
Sicherheit bringen dürfen und da wurde ja gesagt, sie können das Rind bringen,
aber es gibt eine Voraussetzung.
Das Rind muss als Rind behandelt werden, wie ein Rind, also als Nutztier und
am Schluss auch als Nutztier sterben.
Und die Kinder hatten quasi keine andere Wahl und haben das Rind dann auch gerettet
und nach Hamburg geholt und das Rind sollte dann tatsächlich mit den Kindern geschlachtet werden.
Die Kinder haben sich täglich quasi um das Rind gekümmert, das aufgezogen,
mit der Flasche großgezogen und das Rind war für die ein Freund,
und dennoch war es ganz klar, wir werden das gemeinsam schlachten und wir haben
das ja erfahren und ich fand es einfach so schlimm,
dass dann quasi durch den Einfluss von den Erwachsenen, der Impuls, das Rind zu retten,
dass der quasi den Kleinen gesprochen wurde und gesagt haben,
es ist ein Rind, es ist ein Nutztier und Rinder sind eben dafür da,
dass wir sie töten, dass wir sie essen und.
Ich finde, wir töten so viele Tiere jeden Tag und das ist in der heutigen Zeit
einfach ja nicht zeitgemäß.
Und das kann nicht sein, dass jetzt eine Schule als Vorbildfunktion quasi wirklich
drei Schritte zurückgeht wie ins Mittelalter und den Kindern quasi das Töten beibringen will.
Ich habe gesagt, das kann nicht sein. Das muss ein Happy End für die Kinder
geben, aber auch ein Happy End für Gofi. und wir haben die Schule dann kontaktiert
und haben Hilfe angeboten.
Wäre doch schön, wenn es für alle Beteiligten ein Happy End geben würde.
Wir haben angeboten, dass Gofi hier auf dem Erdlingshof ein Zuhause kriegt,
ein Zuhause für immer, wo die Kinder ihn auch besuchen können.
Und das wurde aber abgelehnt und die Schule wollte an dem Plan festhalten,
das Rind gemeinsam mit den Kindern eben töten.
Und wir haben dann gemeinsam mit mehreren Menschen auch mit verschiedenen Tierrechts-
und Tierschutzorganisationen vor Ort eine Demo gemacht, die auch sehr medial quasi.
Durch die Lande ging und ja,
Landetiere war auch mit vor Ort und auf jeden Fall am Schluss hat dann die Schule
ihren Plan überworfen und haben gesagt,
Gofi wird nicht geschlachtet und darf weiterleben, allerdings als Zugochse.
Der Plan ist aber nicht aufgegangen. Wie gnädig. Der Plan ist auch nicht aufgegangen.
Es gab große Schwierigkeiten dort vor Ort.
Und am Schluss wurde das Projekt dann ganz eingestampft.
Und Gofi lebt heute auf Hofbudenland. Und ich durfte ihn kennenlernen. Sehr schön.
Wir freuen uns mega, dass es doch noch ein Happy End gegeben hat.
Ja, voll. Und dass er jetzt auch auf Hofbudenland in Sicherheit ist.
Ja, für mich kann man erinnern, zu der Recherche, auch dort ist ja eben dieser
Begriff naiv gefallen. Nein, dass die teilweise die Schule das als naiv bezeichnet
hat, zu glauben, man könnte jetzt irgendein Tier retten, das muss schon den
ganz normalen Weg gehen. Was man halt mal so tut mit einem Nutztier.
Genau, das fand ich halt so schlimm, dass Mitgefühl als naiv abgestempelt wird
und man den Kindern beibringen muss, dass man stark sein muss,
dass es nötig ist, normal ist quasi, dass man ein Messer in die Hand nimmt und den Kopf abschneidet.
Und genau das wollten wir eben verhindern und ja, die Kinder,
die Schule quasi an den ersten Impuls, den die Kinder ja hatten,
das Rind zu retten, dass sie da auch festhalten und wir wollten ihnen bei diesem Weg Hilfestellung.
Bieten und sie da begleiten und wir können einfach nur sagen,
wir freuen uns mega, dass Gofi heute lebt und dass es ihm gut geht und dass
er in guten Händen auf Hofbudenland ist. Sehr schönes Happy End. Genau.
Jetzt kostet euer Engagement und eure Aktivitäten, ich würde behaupten,
es ist ja jetzt nicht nur ein Lebenshof, ihr betreibt ja durchaus auch einen
sehr engagierten Aktivismus hier und strahlt und sendet sehr viel hinaus.
Das kostet ja nicht nur Zeit, das kostet auch viel Geld.
Wie finanziert ihr euer Engagement? Wie schafft ihr das?
Genau, der Erdlingshof finanziert sich in erster Linie durch Tierpatenschaften.
Jeder, der möchte, kann das Projekt unterstützen in finanzieller Form und es
gibt auch Einmalspenden, die helfen genauso.
Einmalspenden sind besonders wertvoll für Neuanschaffungen, wenn ein neuer Stall
gebaut werden muss zum Beispiel.
Aber die tragende Säule, mit der wir auch planen können für die Dauerkosten
wie Futter, Tierarzt, Medikamente, das sind eben dann die Tierpatenschaften.
Also jeder, der möchte, kann sich in der Höhe, die er kann und möchte,
sich am Erdlingshof quasi beteiligen.
Ich glaube, er stellt das frei, mit welchem Betrag man sich beteiligen mag.
Genau, das ist freigestellt.
Jede Hilfe ist wirklich.
Welche Rolle spielt in eurer Kommunikation Social Media?
Wie wichtig ist das für euch? Ja, ich würde sagen, das ist extrem wichtig bei
uns und wenn nicht sogar das wichtigste Medium,
weil wir darüber einfach mega viele Menschen erreichen und es auch einen riesen Dominoeffekt hat.
Und ich glaube, das ist unbezahlbar. Wo seid ihr dabei unterwegs? Auf Insta, Facebook?
Instagram, Facebook und YouTube und eben auf unserer eigenen Webseite.
Wie weit habt ihr Kontakt oder Austausch mit anderen Lebenshöfen?
Jetzt haben wir gerade vom Hof Butenland gesprochen, vom Land der Tiere.
Lebenshof Odenwald vom Jörer Berge ist, glaube ich, gar nicht so weit weg von
da. wobei ich bin jetzt gerade acht Stunden unterwegs gewesen,
für mich ist alles nicht mehr so weit, was unter drei Stunden ist.
Teilt sich da Erfahrung, da unterstützt ihr euch irgendwie untereinander?
Doch, wir sind schon mit verschiedenen Lebenshöfen und Tierschutzprojekten im
Austausch, was aber tatsächlich, würde ich sagen.
Eher zu kurz kommt. Das hängt damit zusammen, nicht weil wir nicht wollen, sondern da einfach,
wir hier am Hof selber so eng eingespannt sind. Das haben alle irgendwie keine Zeit.
Genau, das würde ich auch sagen. Das betrifft aber nicht nur uns,
sondern ich glaube, das ist bei allen Lebenshöfen so.
Also nicht, dass man sagt, wir nehmen mal ein Tier auf und dann genießen wir
das Leben, sondern man hat ja den Anspruch, dass einmal den Tieren,
die man aufnimmt, dass es denen so gut geht wie nur möglich und dass man auch,
wo es nur geht, eben hilft.
Und dementsprechend ist die Zeit eben sehr kostbar und sehr knapp.
Und dieser Austausch, der findet statt, aber der dürfte gerne mehr sein.
Aber wir sind froh, dass der Austausch da ist und ist auch sehr wertvoll.
Ja, weil bei den Tieren ist es ja nie so, dass man sagt, so und jetzt ist man eigentlich fertig.
Also man könnte ja 24 Stunden durcharbeiten und man wird trotzdem immer noch
was finden, wo man sagt, nein, das könnte man jetzt noch ein bisschen verbessern für das Tier.
Das ist immer schwierig, glaube ich, also für uns zumindest,
ich spreche jetzt zu eigener Erfahrung,
schwierig für mir oder die Elisabeth, da dann die Balance zu finden,
zu sagen, jetzt hören wir auf, also es könnte immer noch ein Stück besser werden
und man könnte jetzt da nochmal nachgehen und dort nochmal nachschauen,
aber irgendwann muss man halt auch mal schlafen oder essen, I don't know.
Genau, also das ist wirklich so, es gibt Tage, wo es wenig Krankenfälle gibt, da denken wir, wow,
ist schon durch, es sind schon alle Tiere versorgt, aber oft sind Tage da,
wo es einfach wirklich kein Ende gibt oder gefühlt zumindest kein Ende gibt.
Werbung. So, so, Herr Mayer, dann schauen wir uns jetzt einmal an, was Ihnen fehlt.
Machen Sie mal bitte den Oberkörper frei. Ich drücke jetzt einmal die wunden
Punkte, gell? Spüren Sie mal da was? Nein, da spüre ich nix. Hier?
Nein, da spüre ich auch nix. Hm, und da?
Ja, da spüre ich es.
Tja, alles klar, alles klar. Eindeutig. Ja, was habe ich denn, Herr Doktor?
Cardioanimalis. Wie? Cardioanimalis. Sie haben ein Herz für Tiere.
Ich verschreibe Ihnen akut jetzt einmal gleich 5 Sterne ein Abo und eine Rezension
für den Lass die Sau raus Podcast.
Das machen wir jetzt gleich. Haben Sie gehört? Und dann machen wir alle 2 Wochen
einen ambulanten Kuraufenthalt auf www.hof-sonnenweide.at unter Patenschaften.
Da finden Sie alle Informationen dazu.
Gern geschehen. Schwester, der Nächste bitte. Werbung Ende.
Wenn man jetzt da gerade, du hast es ja ganz gut im Blick, andere Lebenshöfe
hernimmt, was würdest du sagen, was sind die Gemeinsamkeiten und wo unterscheidet
sie euch oder wo wollt sie euch möglicherweise sogar deutlich unterscheiden
in der Botschaft, in der Herangehensweise? Wie siehst du das?
Wo wir uns unterscheiden? Ich würde sagen, von den anderen Lebenshöfen,
dass wir uns da nicht unterscheiden.
Es gibt ja vielleicht die Einstellungssache, die sich dann vielleicht auch eher Gnadenhof nennen.
Bei uns ist einfach ganz klar der Stellenwert von einem sogenannten Nutztier,
oder ich sage auch gerne Ex-Nutztier, hat bei uns den gleichen Stellenwert,
wie ein Hund oder eine Katze das ist aber, würde ich sagen bei allen Lebenshöfen gleich so,
dennoch gibt es auch Tierschutzhöfe die,
eben Tiere retten und vielleicht auch Tiere essen Das ist für uns unvorstellbar.
Aber wie gesagt, bei Lebenshöfen gehe ich davon aus, dass das Standard ist,
dass man Tiere eben nicht als Lebensmittel ansieht, sondern als fühlende Lebewesen
und dementsprechend auch so behandelt.
Als Freunde, also ist unsere Wahrnehmung.
Ich will eigentlich gar nicht sagen, dass wir uns von anderen Lebenshöfen unterscheiden,
sondern wir haben, denke ich, alle das gleiche Ziel,
uns für Tiere stark zu machen, Tieren zu Hause zu geben und Botschafter für
die Tiere zu sein, für ihre Rechte zu kämpfen,
einfach dafür zu sorgen, dass sie als fühlende Lebewesen beachtet werden und
einfach genauso ein Recht haben zu leben, wie wir auch.
Jetzt macht sie das ja teilweise auch in Form von Besuchstagen.
Ihr ladet Schulklassen ein, Kinder ein, Erwachsene ein, die sich da vor Ort
ein Bild davon machen können.
Was erlebst du da so? Wie nehmen die Menschen das wahr, wenn sie die Tiere da einmal so sehen?
Ich glaube, wirklich durchweg sehr positiv.
Viele Menschen haben auch hier zum ersten Mal den direkten Kontakt mit den sogenannten Nutztieren.
Viele sagen, ich wusste gar nicht, dass ein Schwein überhaupt so groß werden
kann oder Rinder so groß sind.
Ich habe, glaube ich, noch nie von so nah einen Rind gesehen.
Und wir haben hier am Hof einen Rundweg und auch eine Bilderausstellung von
der Künstlerin aus der Schweiz, Chantal Kaufmann und mit kleinen Impulsen,
die ja zum Nachdenken anregen und hier sind einfach viele Faktoren,
die, glaube ich, hier sehr positiv mit reinfließen.
Erstmal muss man dazu sagen, finde ich zumindest der Bayerische Wald Das ist
eine sehr schöne Naturgegend, einfach wie die Berge, die Wälder und die Wiesen.
Dann die Tiere selber, die die Menschen berühren, gerade ihre Geschichten,
die die Menschen berühren.
Dann an den Besuchsonntagen gibt
es auch noch eine Führung, wo noch mehr Hintergrundwissen vermittelt wird.
Und dann gibt es auch immer Kaffee und Kuchen und auch deftiges Essen.
Und die Menschen kriegen immer so viele Impulse übers leckere Essen,
über die Gespräche und nicht zuletzt eben über die Tiere und ich glaube schon,
dass da jeder was mitnimmt.
Was denkst du, nehmen sie am meisten mit? Was sind so die häufigsten Aussagen,
Gedanken, die dir entgegengebracht werden?
Ich sage mal, es ist natürlich bei jedem Mensch anders, aber so von den Geschichten,
von den Tieren ist es, glaube ich, wirklich die Geschichte von Ferdinand.
Auch Menschen, die noch Fleisch essen, bewegt die Geschichte.
Einfach, dass er so viel Lebenswille gezeigt hat.
Bei ihm ist es so, ich nehme ihn auch gerne als Beispiel,
es gibt Menschen, die sagen, ich esse noch Fleisch, aber wenn Fleisch,
dann nur Fleisch von glücklichen Tieren und natürlich muss es Bio sein und all
das war die Geschichte von Ferdinger oder ist die Geschichte von Ferdinger.
Er kommt von einem kleinen regionalen Biobetrieb, Freilandhaltung,
Mutterkuhhaltung, das heißt er durfte bis zum Schluss bei seiner Mutter bleiben
und er hatte auch keinen langen Transportweg gehabt zum Schlachter,
sondern einen ganz kurzen.
Der Bauer hat ihn persönlich zum Schlachthof gefahren und es war auch kein großer
Riesenschlachthof, sondern ein kleiner Landschlachthof.
Wie alt war er damals?
Der war knapp ein Jahr alt. Wie schwer ist das hier in dem Alter?
Ich schätze mal, der war so...
300 Kilo vielleicht, ungefähr, plus minus.
Okay, Schlachtreife. Ja, also normalerweise werden sie eigentlich später geschlachtet.
Normalerweise, also die meisten Rinder werden eigentlich mit eineinhalb geschlachtet
oder halt als Kalbsfleisch schon sehr früh.
Und bei ihm war der Grund, hat der Landwirt erzählt, er war ein Unruhestifter.
Immer wenn er in die Härte kam, ist er quasi von ihm gewichen und hat dadurch
Panik ein bisschen ausgelöst in der Gruppe.
Und deshalb kam er verfrüht zum Schlachter, weil er keinen Unruhestifter in
seiner Gruppe haben wollte.
Und so ein bisschen wissen wir, der Fenjan hat einen, vielleicht sagt man es,
sechsten oder siebten Sinn.
Der hat ein sehr gutes Menschengespür.
Wir hatten zum Beispiel hier am Hof auch schon, also wir haben ja regelmäßig
Besuchssonntage und wir freuen uns über Besuch von Menschen.
Und hier waren auch schon Metzger zu Besuch und der Ferdinand ist sehr neugierig
und sehr interessiert an Menschen und der Ferdinand hat,
diesen einen Metzger auch beobachtet, der am Zaun stand und fand ihn spannend
und wollte ihn auch kennenlernen und der ist aber nicht einfach hingelaufen wie normal,
sondern wirklich wie kann man sich vorstellen, wie so ein Tiger auf Zehenspitzen
langsam hat er sich angeschlichen und hat den Hals lang gemacht und hat ihn
kurz berührt und ist dann aber genauso langsam wieder rückwärts zurückgelaufen und ist dann weg.
Also er spürt es.
Und ich glaube, diese Fähigkeit, die der Ferdinand hat, das hat ihm auch das Leben gerettet.
Und ich sage mal, wäre er nicht so feinfühlig, kann man es vielleicht nennen,
wäre er ein ganz braves Rind gewesen und hätte keine Unruhe verursacht,
dann hätte dieser Landwirt diesen Ferdinand, auch wenn er der bravste Ferdinand
gewesen wäre, dennoch in seinen Tiertransporter getrieben,
ihn dennoch zum Schlachthof gebracht und er wäre dennoch getötet worden.
Und vielleicht hat er das irgendwie schon gespürt und vielleicht auch schon
öfter mit ansehen müssen, weil es ja Mutterkuhhaltung war, dass immer wieder
Tiere rausgefangen wurden und abtransportiert wurden.
Und ich glaube, er hat einfach einen sehr guten siebten Sinn und hatte da einfach
kein gutes Gefühl, wenn dieser Mann quasi in die Herde kam und hat einfach da schon Angst gehabt.
Aber jetzt habe ich dir unterbrochen, er hätte von einem Biobauern in einem
ganz kleinen, lieben, netten Schlachthof sein Ende finden sollen.
Und das hat er in dem Fall dann diesen Mann berührt, wo du erzählt hast. Genau.
Genau, er sollte in einem kleinen Schlachthof sterben, also wirklich als glückliches
Weiteren, kann man so sagen.
Und dieses Beispiel, dass er eben so getobt hat, so gekämpft hat um sein Leben,
das finde ich eben so bewegend, dass egal wie glücklich ein Tier ist,
egal wie viel Freiheit, egal ob Bio oder kurzer Transportweg,
das Wertvollste, was eben jedes Tier hat, ist das Leben selbst.
Und da spielt Bio Freiland einfach keine Rolle.
Und er zeigt einfach, dass auch ein glückliches Rind will leben.
Und ich finde, Glück sollte keine Rechtfertigung sein, jemanden mit gutem Gewissen töten zu dürfen.
Zum Beispiel, wenn ich auf einem Baum zwei Tauben sehe, die ja glücklich verliebt sitzen,
soll ich nicht sagen, die sind glücklich und deswegen darf ich jetzt mit gutem
Gewissen mit dem Schrotgewehr nach oben schießen, weil denen geht es ja so gut,
die sind so glücklich, sondern eigentlich genau im Gegenteil.
Ich soll mich als sympathischer Mensch mit diesen Glücklichen freuen und das
eben nicht als Rechtfertigung nehmen.
Denen geht es so gut, also kann ich die auch töten. Und das zeigt eben die Geschichte von Ferdinand.
Auch ein glückliches Tier will leben und das Wertvollste, was das Tier hat,
ist eben das Leben selbst.
Und ihr habt sich schon einigen Tieren das Leben hier geschenkt.
Worauf bist du besonders stolz, Johannes, wenn du zurückblickst auf die letzten Jahre Erdlingshof?
Also wenn man jetzt an die Tiergeschichten denkt, ist auf jeden Fall Ferdinand
eine der bewegendsten Geschichten, die hier lebt.
Aber es gibt noch einen Rind, das ist der Nico, der ist leider schon verstorben.
Der wurde fünf Jahre alt hier am Hof.
Und den haben wir abgeholt. Wir hatten uns im Bauernhof konnetiert,
ob wir einen Rind haben wollen, ein kleines Kalb. Das wird nichts mehr.
Also wir haben es aufgegeben. Und ich bin da hingefahren, habe das Kalb abgeholt,
habe es auf den Transporter, also auf unseren Hänger getragen.
Und der linke Hinterfuß war richtig dick geschwollen. Es war wie ein Fußball, so dick geschwollen.
Ich bin dann direkt mit dem Nico in die Tierklinik gefahren und wollte ihm helfen.
Und da kam der Tierarzt und hat gesagt, so einen schlimmen Fuß hat er seine
ganzen Laufbahnen noch nie gesehen.
Da können wir nichts mehr machen, den müssen wir gehen lassen.
Und hat dann tatsächlich die blaue Spritze eben schon geholt und stand mit der
blauen Spritze, also zum Einschläfern, neben dem Nico.
Und ich habe dann mit dem gesprochen, bin jetzt den weiten Weg hierher gefahren
und habe gesagt, was wäre es, wenn es kein Rind wäre, sondern vielleicht ein
teures Fohlen, also ein Pferd.
Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit noch, wie man dem Nico helfen kann?
Ich habe ein bisschen überlegt und gesagt, ja gut, wir können noch einen Versuch machen.
Er hat mir dann, glaube ich, fünf Spritzen pro Tag mitgegeben für eine längere Zeit.
Und wenn das aber nicht wirkt, dann müssen wir ihn gehen lassen.
Und den Versuch habe ich dann genutzt, den Nico nach Hause gebracht und ihn versorgt.
Aber ich habe gemerkt, die Spritzen haben nicht gewirkt und der Fuß wurde einfach nicht mehr gesund.
Und habe dann eben gemerkt, wahrscheinlich wird es dann wirklich kein Happy
End für den Nico geben, habe aber nicht aufgehört zu kämpfen,
habe gedacht, kann nicht wahr sein, dass der Nico, also ein kleines Kälbchen,
kerngesund, will leben und alles gut,
nur dieser verdammte Fuß.
Der eben damals schon tot war, also der war wahrscheinlich beim ersten Termin
in der Klinik schon tot und zwar hat er eine sehr schwere Geburt gehabt,
Es passiert öfter, wenn die Kälber zu groß sind, dann werden die mit einem Strick rausgezogen.
Und dieser Strick hat sich eben, weil es so lange so festgezogen wurde,
so tief eingeschnitten ins Fleisch, dass die komplette Versorgung von dem Fuß
abgeschnürt wurde und der dann quasi direkt nach der Geburt abgestorben ist.
Und ich kann mir einfach damit nicht abfinden, dass wir ihn jetzt einschläfern
müssen, weil er in Anführungszeichen nur einen kaputten Fuß hat und hat dann
ein bisschen recherchiert.
Und für Hunde ist es ja schon, ich würde nicht sagen gang und gäbe,
aber dennoch, bei Hunden ist es nicht unüblich, dass ein Hund,
der seinen Fuß verliert, dass er Unterstützung kriegt von den Menschen mit einer G-Prothese.
Und ich habe dann im Internet sogar einen Elefanten gefunden,
der eine Beinprothese hatte.
In den Gegenden gibt es teilweise öfter, wenn die auf Minen treten zum Beispiel,
dass sie ihren fuß verlieren und gibt es schon ein paar malen auf der welt das
eben elefanten mit prothesen rumlaufen dann habe ich mir gesagt wenn das bei
dem elefanten klappt dass ein elefant mit der prothese durch leben gehen kann kann ein rind auch und.
Ich habe dann den Entschluss gefasst, wir versuchen den Niko zu retten mit einer Beinprothese.
Also wir müssen seinen Fuß erstmal amputieren.
Und haben dann sämtliche Tierkliniken angerufen in Deutschland,
ob sie Niko's Leben retten können durch eine Beinamputation.
Und wir haben überall Absagen bekommen. Wir haben gesagt, das geht nicht.
Das Veterinär würde das auch nicht dulden.
Das gibt es bei einem Renten nicht.
Und haben dann aber tatsächlich doch einen Tierarzt gefunden,
ganz hier bei uns in der Nähe.
Also der Tierarzt ja auch unseren Hof mitbetreut und er hat gemeint, ja, warum nicht?
Kann er sich vorstellen und wir haben dann quasi auf dem OP-Tisch,
wo normalerweise Hund und Katze liegt, das kleine Kälbchen draufgelegt unter
Vollnarkose und der Fuß wurde eben erfolgreich amputiert,
und haben ihn dann mit einer Beinprothese.
Versorgt und er konnte quasi, nachdem die Wunde abgeheilt ist,
zum ersten Mal quasi in seinem Leben mit vier Füßen laufen, also durch die Beinprothese
und er konnte nicht nur laufen, er konnte rennen, er konnte Treppen steigen und wenn es ihm am,
rechten Ohr gejuckt hat, dann hat er seinem rechten gesunden Fuß sich am Ohr gekratzt, sag ich mal.
Und wenn sein linkes Ohr gekratzt hat, hat er sein Ohr mit der Prothese gekratzt.
Er konnte wirklich ein ganz normales Rinderleben führen.
War für uns dennoch sehr arbeitsintensiv, weil die Prothese jeden Tag ausgezogen
werden musste. Der Stumpf musste massiert werden.
Es wurden neuer Socken aufgezogen. Also ein sogenannter Stumpf-Schrumpf Stumpf-Schrumpf Ich gebe es auf.
Ein schweres Wort. Stumpf-Schrumpf.
Also Stumpf-Trumpf. Richtig, genau. Also Socken wurden aufgezogen.
Und die Prothese eben wieder neu angezogen.
Und je älter er wurde, je öfter muss auch die Prothese komplett ausgetauscht werden.
So wie bei Menschen auch. Je größer die Kinder werden, je größere Schuhe brauchen sie auch.
Und dennoch, würde ich behaupten, hat er Nico in seinem Leben mit Prothese mehr
erlebt, als eine kerngesunde Milchkuh, die ihr ganzes Leben nur im Stall verbringt.
Nico hat Spaziergänge mit uns gemacht mit der Prothese, der hat Waldwanderungen
mit uns gemacht mit der Prothese, der ist über Wiesen gerannt und das alles
trotz oder mit Prothese.
Nico hat das von klein auf bei uns so gelernt Und für Nico war das das Normalste
auf der Welt, also Prothese anziehen, Prothese ausziehen,
hat er in der Regel im Liegen gemacht und hat für ihn dazugehört,
wie für uns das Zähneputzen dazugehört.
War wirklich für ihn das Allernormalste und er hat das auch genossen.
Und hat meistens auch die Augen dabei geschlossen. Es war für ihn wirklich wie
eine Wellnessbehandlung, wenn der Fuß massiert wurde.
Und der hat uns auch so vertraut, wenn wir zum Beispiel bei den normalen,
also den großen Rindern eben die Klauenpflege machen, müssen die Pferden regelmäßig
ausgeschnitten werden.
Dann arbeiten wir teilweise auch mit der Flexe.
Und die normalen Ränder kriegen dann eher etwas Angst oder erschrecken sich
und müssen fixiert werden und beim Nico war es so, wenn er Klauenpflege bekommen
hat, was auch regelmäßig gemacht werden musste,
dann war das ohne Fixierung und mit der Flexe und er ist einfach liegen geblieben,
weil er uns so vertraut hat und es war quasi ganz egal, da war ein sehr starkes
Vertrauensverhältnis.
Das macht schon einen Lärm, auch wenn man mit der Flexe arbeitet.
Beeindruckend sehr cool johannes gibt
es ganz wichtige botschaft die du unseren hörerinnen
und hörern mitgeben möchtest so ein bisschen würde ich sagen alles was wir machen
unser ganzes leben egal wie wir uns gleiten wie wir kommunizieren wie wir wie
wir leben, ist alles Erziehungssache.
Also selbst Partnerwahl ist, würde ich sagen, auch Erziehungssache.
Unsere Weltanschauung ist Erziehungssache, unser Glauben ist Erziehungssache.
Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns mit dem Thema Tieressen mal auseinandersetzen.
Ob quasi das, was uns anerzogen wurde, ob das wirklich das ist,
was sich für uns im Inneren richtig anfühlt, ob das quasi sich ja auch mit unserem
Herzen stimmig anfühlt.
Denn zum Beispiel, wenn wir jetzt in einem anderen Land aufgewachsen wären,
in einer anderen Kultur, dann wären wir anders erzogen worden und würden vielleicht
statt Schwein sonntags immer einen Hund essen.
Aber das ist einfach, so wie wir essen, ist eigentlich keine bewusste Entscheidung,
sondern es wird uns einfach so beigebracht, so erzogen.
Und in der Regel nehmen wir das Erzogen einfach an und ich finde jedes Tier
ist es wert, dass man sich darüber mal bewusst Gedanken macht, ob man das,
eben auch mit dem Herzen quasi stimmig anfühlt und einfach mal darüber bewusst
nachdenkt und dann eben auch eine Entscheidung trifft, quasi möchte man Tiere
essen oder möchte man sich lieber schützen und leben lassen.
Ich glaube, es gibt keinen schlimmeren Satz, den man als Mensch aussprechen
kann, das war immer schon so.
Wofür auch immer im Betrieb, glaube ich, kennt man das, wenn irgendwelche Blödheiten
passieren, wo man es eigentlich nur am Kopf greift und sagt,
um Gottes willen, warum machen wir das eigentlich so?
Und irgendjemand sagt, das machen wir immer schon so.
Das ist meistens nicht das Cleverste.
Johannes, ich habe das schon im Vorfeld auch gedroht, es gibt eine Spotify-Playlist.
Magst du ein Lied mit draufpacken?
Ja, sehr gerne. von der Band Berge. Zehntausend Tränen. Zehntausend Tränen.
Bin ich schon sehr gespannt drauf. Und ich packe mit drauf, weil das ist mir
durch den Kopf gegangen, wie ich mir so eure Homepage angeschaut habe.
Und das, was ihr tut, dass ihr über diesen Lebenshof hinaus wirklich sehr,
sehr viel Aktivismus betreibt.
Der restliche Text passt zwar nicht dazu, aber der Titel passt dazu,
nämlich Sanft ist unser Kampf.
Sanft ist unser Kampf von Peter Cornelius.
Sehr schön. passt gut zu euch. Zumindest der Titel im Text kann man sich ja
danach noch anhören, was er sonst noch so singt. Der Herr Canelius.
Johannes, vielen herzlichen Dank für deine Zeit, für diesen Überfall.
So schnell im Vorbei nach Hause fahren.
Noch einen Sprung vorbeigeschaut und du hast mich noch hineingezwickt in diesen
engen Terminkalender. Und wir haben schon gehört, du hast ein bisschen was zu tun hier.
Vielen Dank noch einmal dafür. Und euch da draußen, sagen wir,
lasst die Sau raus und nehmt euch ein Beispiel und am Nico und der Zora und dem Ferdinand.
Never give up, gebt nie auf. Ciao. Ciao.
Music.
Feedback geben
Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib uns eine Nachricht. Vielen Dank für Dein Feedback!