Natürlich BEWEGEN. In Balance LEBEN.

Dr. med. Arvid Neumann Faszien-Orthopädie
Since 01/2025 24 Episoden

Core-Training gegen Rückenschmerzen? - Warum Bauchmuskeln Ihre Beweglichkeit zerstören! #021

Der Podcast mit Dr. med. Arvid Neumann

25.05.2025 26 min Dr. med. Arvid Neumann

Zusammenfassung & Show Notes

Core-Training gegen Rückenschmerzen? - Warum Bauchmuskeln Ihre Beweglichkeit zerstören! #021

Stabi-Übungen, Planks, Powerhouse – klingt nach Kontrolle, sieht nach Training aus. Aber was, wenn genau diese Routinen Ihre Rückenschmerzen fördern statt zu verhindern? Sie spannen den Bauch an, um stabil zu sein? Sie machen Planks, weil Sie Rückenschmerzen vorbeugen wollen?
Dann hören Sie genau hin – denn in dieser Folge entlarvt Dr. med. Arvid Neumann: Drei Denkfehler, die Ihre Beweglichkeit, Ihre Atmung und sogar Ihre Statik einschränken. Er erklärt, warum wahre Stabilität aus der Faszie kommt – nicht aus Kraft, warum Ihre Zielstellung wichtiger ist als jeder Trainingsplan und warum Sie vielleicht stark wirken, aber innerlich blockiert sind. Keine Tipps von der Stange, sondern neue Perspektiven aus der Faszien-Orthopädie.

➡️ Highlights der Episode:
  • Bauchspannung = Atemblockade? Ein Selbsttest zeigt es Ihnen sofort
  • Warum Planks Sie nicht aufrichten – sondern festhalten
  • Das Hockerbild: Wie Rückenschmerzen durch strukturelles Ungleichgewicht entstehen
  • Ziel statt Gewohnheit: Was Sie wirklich erreichen wollen – und wie Ihr Körper sich daran anpasst
  • Hausaufgabe: Wann ziehen Sie den Bauch unbewusst an – und was passiert, wenn Sie loslassen?

📘 Buch „Die Fitness-Lüge: Warum Muskeln nicht vor Schmerzen schützen. Wie wir die Kraft der Faszie nutzen und ein Leben lang schmerzfrei und geschmeidig bleiben“:

👉 Weitere Infos: www.dr-arvid-neumann.de

Dr. med. Arvid Neumann auf Social Media:
👉 LinkedIn: Arvid Neumann auf LinkedIn
👉 Instagram: @dr_arvid_neumann

Jeden Sonntag eine neue Folge.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Hören!

Ihr Arvid Neumann

Transkript

Mehrere Systeme, ein Fehler. Über Core-Training, Stabi-Übungen und die Powerhouse-Mentalität. Lösen oder verursachen wir so die Volkskrankheit Rückenschmerzen? Herzlich willkommen zu Natürlich BEWEGEN. In Balance LEBEN., dem Podcast mit Dr. med. Arvid Neumann, Begründer der Faszien-Orthopädie und Buchautor von Die Fitness-Lüge. Ob jung oder alt, ob Spitzensportler, Freizeitsportler oder Sportmuffel, Bewegung ist für uns alle der Schlüssel zu einem aktiven und erfüllten Leben. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen, durch wissenschaftlich fundierte Ansätze und praktische Tipps. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie Faszien-Orthopädie Ihr Leben verändern kann. Bewegung ist Leben und Bewegungsqualität schafft Lebensqualität. Lassen Sie uns gemeinsam loslegen. Ja, hallo zusammen, willkommen zurück zu Natürlich BEWEGEN. In Balance LEBEN. mit mir, Feliks und Arvid. Hallo. Hallo. Ja, hi. Ja, heute geht es ja um das Thema, das ja in jedem Fitnessstudio eine Rolle spielt, in jedem YouTube-Video auftaucht und trotzdem oft mehr schadet als hilft. Das tolle Core-Training, Rumpf-Stabi oder Powerhouse. Ja, so denke ich zumindest. Ja, viele machen ja diese Übungen, um sich ein bisschen aufzurichten. Wir wollen ja alle auch schmerzenlos werden oder Verletzungen vorbeugen, was ja auch gut ist. Aber was, wenn wir dir sagen, genau diese Übungen können dich aus dem Gleichgewicht bringen? Ja, können verursachen, dass wir eher krummer als aufrecht werden oder uns eher unökonomischer bewegen. Ja, wir steigen heute in eine Folge ein, die nicht nur deine Vorstellung von dem Bauchtraining hoffentlich verändert, aber auch mal einen neuen Blick darauf wirft, was vielleicht schädlich ist, was zum Umdenken auch anregen kann. Und da wollen wir dir natürlich auch ein paar tolle Tipps noch in der Folge mitgeben. Und vielleicht starten wir da mal mit einem Selbsttest, den ich sehr spannend finde. Wenn du deinen Bauch maximal anspannst und dann versuchst, tief zu atmen und du merkst, geht kaum, oder? Ja, deutlich schlechter. Genau dasselbe kann man versuchen, wenn sie gerade sitzen, dass sie sich mal in eine ungünstige Sitzposition reinfallen lassen, sozusagen die Vorderseite verkürzen, krumm sitzen und versuchen dann mal einzuatmen, tief einzuatmen. Funktioniert meistens auch nicht so gut. Im Gegensatz dazu, wenn sie Länge schaffen in dem Bauch, wenn das Brustbein steigt und vom Becken entfernt ist, der Raum maximal groß wird, das können sie versuchen, zumindest so weit, wie ihr Ist-Zustand an faszialer Geschmeidigkeit es zulässt. Wie ist es da? Und da können sie aus meiner Sicht einen klaren Kontrast feststellen. Heißt also, weicher Bauch, also wenn ich den Bauch entspanne, atme ich besser. Richtig? Die Atmung wird unter anderem auch von der Bauchspannung bestimmt. Richtig. Und wenn die weich und flexibel ist, gelingt ein freies, ein flüssiges, ein tiefes, eine fließende Atmung viel leichter und besser. Und Atmung ist letztendlich ja auch eine Bewegung, wenn nicht sogar die entscheidendste, mehrfach pro Minute durchgeführt. Von daher lohnt es sich, die Atmung anzugehen. Und das kann man auch über die Faszie und den Bauch machen. Also wäre das schon mal unser erster Tipp, weicher Bauch, bessere Atmung. Dann hätten wir noch einen schönen Tipp Nummer zwei. Bewegung aus dem ganzen Körper denken und nicht aus dem Muskel. Ja, das haben wir schon ein paar Mal angesprochen, aber das kann man nicht oft genug wiederholen. Es geht um die Bewegung, wie sie richtig funktioniert, wie es uns die Kinder vormachen. Und eine richtige Bewegung in meinen Augen ist immer eine Ganzkörperbewegung, wo jedes Teil des Körpers im Sinne der Bewegungsaufgabe mitmacht. Auch ein Selbsttest, wenn Sie möchten, und zwar Ballweitwurf. Versuchen Sie das mal mit fest angespannten Bauch, vielleicht nochmal zusätzlich mit angespannten Schultern, Nackengürtelbereich. Vielleicht beißen Sie auch nochmal ordentlich zu, also haben die Kaumuskulatur hochaktiv und werfen dann mal den Ball. Und dann machen Sie das, dass Sie alles loslassen, dass Sie den Körper groß machen, dass Sie vor dem Wurf in eine Vordehnung gehen, also in die gegensetzte Position sich bewegen. Und dann beginnen vom Fuß über Hüfte, also Knie, Hüfte, Oberkörper usw. Langsam, kontinuierlich mehrere Gelenke einsetzen, um dann den Ball letztendlich aus dem ganzen Körper zu werfen. Mit der vorgedehnten Faszie und dem Nutzen dieser elastischen Rückstellkräfte. Wann kommen Sie weiter? Das heißt also auch da wieder Bewegung aus dem ganzen Körper, wie eine Peitsche sozusagen. Den Torso nicht zu steif haben, weil wenn der Torso steif ist, ich mache einen Ballweitwurf, komme ich nicht weit, sondern komplett, wie es ist. Also ich nehme Anlauf, ich gehe zurück sozusagen mit dem Oberkörper und schmeiße den Ball und bin wie eine Peitsche sozusagen. Oder wie ein Flitzebogen, den ich spanne, vordehne und dann loslasse. Dazu muss ich ihn in die Länge bekommen können. Wenn ich den Flitzebogen nicht schaffe zu spannen, dann funktioniert das ganze System nicht. Deswegen braucht die Faszie die Geschmeidigkeit, die Länge, damit ich in diese Position überhaupt komme. Und dann muss ich letztendlich einfach nur loslassen und gemäß der Anatomie, der Physiologie usw. mich bewegen. Und dann ist die Leistung da, nämlich der Weitewurf. Okay, cool. Das wäre dann sozusagen Tipp Nummer 2, also Bewegung aus dem ganzen Körper. Und dann hätten wir noch einen schönen dritten Tipp, weil wir ja auch über das Core-Training sprechen, ein angespannter Core sozusagen. Also was ist ein Core? Core ist der Rumpf, der Bereich zwischen Brustkorb und Becken. Und wenn der sozusagen angespannt ist, dann blockiert er eher mehr, als dass er schützt. Die Spannung im Bauchbereich, im Core-Bereich wird ja hoch gehalten. So ist die Denkweise, um Stabilität zu erzeugen. Wir werden aber noch in der Folge sehen, dass es letztendlich eher kontraproduktiv ist. Das heißt, ich kenne diese klassische Übung, nämlich Planks. Hätte ich jetzt so gedacht. Sie kennt jeder, es geht in diesen Pseudo-Liegestütz-Stand. Man kniet dann auf den Ellbögen. Ja, auf den Unterarmen komplett. Die Vorderseite, dasselbe gibt es auch als Seitstütz-Übungen, wo man auf dem Unterarm steht und in einer seitlichen Position sich hält. Und aus diesen Positionen, das sind sogenannte Stabi-Übungen, kann man dann entweder das nur halten. Man kann die Beine bewegen, man kann vor und zurück gehen, hoch und runter gehen, man kann die Arme mit bewegen. Also da gibt es sehr zahlreiche Variationen dieser Übungen. Ziemlich gute Übung eigentlich, so in der Hinsicht. Ja, wird sehr häufig durchgeführt und viele haben vielleicht auch da Erfolg. Wir wollen jedoch, so der Inhalt dieses Podcasts, einfach zum Nachdenken anregen, dass es nicht das vielleicht immer sein muss. Also mit anderen Worten, die Core-Übungen unserer geliebten Planks sind nicht das Gelbe vom Ei. Die Frage ist ja, was ist das Ziel dahinter? Wenn ich mich im Planken duellieren möchte mit jemandem, versuche also länger durchzuhalten, dann muss ich es zwangsläufig machen. Die Frage ist ja, was kann ich dann? Was hat mein Körper gelernt? Und er kann dann, vielleicht im besten Fall sieben Minuten, das hatte ich mal geschafft, zehn Minuten, 15 Minuten in einer Plank durchhalten. Ja, ich kann also einen Körper maximal gespannt halten. Ja, das ist ein Effekt, den ich erzielen kann. Die Frage ist, was nützt mir das im Alltag? Darum geht es ja immer. Mir, in meiner Denkweise der Faszien-Orthopädie und in diesem Podcast, was ist das, was uns im Alltag nützlich ist? Brauchen wir das Plank-Training im Alltag? Und mir fällt keine Situation im Alltag ein, wo Sie maximal angespannt eine Position halten sollen. Maximal angespannt mache ich mir meinen Kaffee, ja. Stimmt, das macht wirklich wenig Sinn. Man denkt immer, diese Stabi-Übungen sind das A und O für eine Verletzungsprophylaxe. Also, wenn ich relativ fest bin mit meinem Körper, dass ich zum Beispiel nicht mehr hinfalle oder so vielleicht. Die Denkweise ist, dass die Stabilität aus der Muskulatur kommt. Und Thema Verletzungsprophylaxe, das wird ja auch angewandt. Wir werden in den späteren Folgen noch sehen, dass es trotzdem nicht weniger Verletzungen gibt, obwohl das so gemacht wird. Die Frage ist, ist es denn wirklich die Muskulatur, die uns stabil hält? Und da gab es eine interessante Studie im Spine Magazin, also auch hochrangig publiziert von 2022. Der Titel der Studie heißt Coordination Between Trunk Muscles, Thoracolumbar Fascia, and Intra-Abdominal Pressure Toward Static Spine Stability. Uff. Ja, die Titel sind immer ein bisschen länger. Jedenfalls unter anderem von Mark Driscoll. Sagt diese Studie, da wurde geguckt in einem finiten Element, welche Auswirkungen haben einzelne Bereiche auf die Stabilität. Und die Einzelauswirkungen auf die maximale Stabilität vom intraabdominellen Druck. Das ist das. Diese Powerhouse Mentalität, die es viel beim Pilates gibt. Ja, den Bauch anspannen, Bauchnabel zur Wirbelsäule ziehen. Die macht nur 25% aus für die maximale Stabilität. Immerhin könnte man sagen, 25% ist also intraabdomineller Druck. Ja. Dann hat man geguckt, was ist denn die Muskulatur? Ja, der Rückenstrecker und der Musculus Psoas, Iliopsoas Bereich. Wenn man nicht den aktiviere, da ist es die Zahl 53%. Also es hat einen Einfluss auf die Stabilität. Aber spannend aus meiner Sicht war, dass die Thoracolumbar Faszie, also ein Teil dieses körperweiten Spannungsnetzwerk, was häufig auch für Rückenschmerzen eine Rolle spielt, die ist 75% für die Stabilität verantwortlich. Also die Faszie sorgt für die Stabilität, nicht der intraabdominelle Druck, nicht die Muskulatur. Dementsprechend lohnt es sich, die Faszie in den Blickpunkt zu nehmen, die geschmeidig zu machen. Dass ich eine Art innere Aufrichtung habe, die alleine aus der Struktur kommt. Ohne, dass ich was anspannen muss. Spannend, das heißt, jetzt mal nochmal, wenn ich jetzt zurückdenke an die Planks, an das Fitnesstraining. Brauche ich ja jetzt gar keine Planks mehr. Also die Planks haben einen ganz anderen Effekt, sage ich jetzt mal. Also ich merke, dass sie mich, wenn ich sie tue, dass sie sehr anstrengend sind. Die Frage ist wirklich, was ist die Zielstellung? Wenn das Ziel ist, mich mit dieser einen Übung, in diesem einen, ich sage gerne dazu, Kunststück zu optimieren, dann muss ich das machen. Wenn aber die Frage ist, Stabilität, ich will, dass mein Körper stabiler ist, dann brauche ich es nicht, dann reicht der Fokus auf die Faszie. Aus meiner Sicht ist es also Quatsch, wenn Sie Videos sehen, wo der Bauch angespannt wird. Oder man die Anweisung hört, ziehen Sie den Bauchnabel zur Wirbelsäule. Das ist funktionell, Sie haben ja schon am Anfang die einzelnen Übungen gemacht, wenn Sie den Bauch maximal anspannen, was da passiert, allein mit Atmung, das ist funktionell schon sinnlos, Sie haben da keinen Mehrwert, Sie können es nicht im Alltag einsetzen und Sie machen sich damit eher noch kurz. Sie wirken gegen einer geschmeidigen, langen Faszie entgegen. Deswegen sollte man, Sie dürfen es weitermachen, diese Übungen, wenn Sie ihn gut tun, wenn Sie Spaß dabei haben, aber, und das will der Podcast, zumindest sollten Sie kurz, Achtung, will ich das überhaupt, was ist eigentlich meine Zielstellung, geht es nicht anders besser? Weil stellen Sie sich vor, Sie haben dieselbe Stabilität, Sie haben eine viel bessere Funktionalität ohne Übungen, dann spart das doch Zeit. Und deswegen ist es so entscheidend, die Faszie als Organ der Form zu beachten, denn diese bestimmt die Stabilität und auch die Bewegungsqualität, wie wir schon mehrfach gesehen haben und noch weiter sehen werden, also die Art und Weise, wie ich mich bewege. Du sprichst ja sozusagen aus dem Alltag. Wir hatten ja auch eine Frage von jemandem, der sagt, ich sitze jetzt viel, habe jetzt oft Rückenschmerzen. Sollte ich jetzt also regelmäßig das Rückentraining machen, um das auszugleichen? Kann man da irgendwie was ableiten von? Da kann ich ein Bild mitgeben eines Stuhles. Und stellen Sie sich jetzt einen Hocker vor, einen Hocker mit vier Füßen. Der Hocker symbolisiert den Menschen. Wir machen ganz viel auf der Körpervorderseite. Wir sagen Hallo mit zugewandtem Gesicht, nicht mit Rücken. Wir nehmen aus dem Kühlschrank was vorne und nicht hinten. Also wir sitzen am Schreibtisch, wir stehen in der Küche und so weiter. Also alle Aktivitäten passieren vorne rum. Und dementsprechend wird die Vorderseite eher kurz. Das heißt, wir stellen uns den Stuhl vor, die Vorderseite des Hockers wird also Schritt für Schritt kürzer. Die beiden Stuhlbeine werden kürzer, sind also nicht mehr ein Meter, sondern nur noch vielleicht 80 Zentimeter. Wir haben also eine Diskrepanz, eine Disharmonie im Körper. Ein Ungleichgewicht von Spannungen. Das ist immer ungünstig. Und das kann dazu führen, dass der Körper Symptome schickt. Ob es Verspannungen sind, ein Zwicken, oder im schlimmsten Fall sogar Schmerzen wie Rückenschmerzen. Um zu signalisieren, ey Junge, ändere was. Dann wäre eine mögliche Form der Änderung zu sagen, okay, die Vorderseite ist verkürzt durch den Alltag. Jetzt verkürze ich auch die Rückseite. Das ist das, was gelehrt wird und was viel durchgezogen wird. Denn jetzt brauchen wir Core-Training. Ich muss den Bauch stabilisieren, ich muss Rückenstrecker, ich will ja aufgerichtet sein. Und dann trainiere ich das ganz extrem. Führt dazu, dass auch die Rückseite des Körpers kürzer wird, faszial gesehen von der Körperstruktur. Und damit sind wir jetzt wieder auf 0,8 Meter im gesamten Körper. Prima, wir haben eine Harmonie. Das passiert bei vielen Menschen, die erst mal beginnen mit Krafttraining, die bisher vielleicht bewegungsfaul waren. Und dann empfiehlt der Arzt oder der Physiotherapeut, machen Sie auch mal Krafttraining. Sie müssen den Rumpf stabilisieren, Core-Training machen. Sie müssen Bauch trainieren, Rücken trainieren usw. Dann passiert das, dass es erst mal gut tut. Häufig habe ich das gehört bei meinen Patientinnen und Patienten und auch in der Reha-Klinik. Es wurde besser. Und man denkt, hey, Heilsbringer. Das Problem daran ist, dass die Ursache nicht angegangen wird. Denn die Ursache war ja die zu kurze Vorderseite, die sich daraus ergeben hat, wie man sich im Alltag bewegt hat. Heißt also, wenn ich jetzt Rückenschmerzen habe, um jetzt wie auf das Beispiel zu kommen, ist es erst mal gut zu wissen, okay, ich habe jetzt 4 Stunden Büroarbeit gemacht. Ich stehe auf und merke, mir tut der Rücken weh. Dass man dann wieder, Bewegungstagebuch, Sie erinnern sich, 2. Folge war das, sich dem bewusst werden, das aufzuschreiben. Und dann mal zu gucken, okay, ich sitze zu lange am Vormittag, 4 Stunden. Das ist eigentlich der Hauptgrund. Das ist ja das, was du jetzt meinst. Ja, also erst mal stelle ich dann fest, es stimmt irgendwas nicht. Weil der Schmerz ist nicht normal. Also scheint entweder mein Körper oder meine Art der Bewegung irgendwie nicht optimal zu sein. Und dann ist eine Option, die wir jetzt ja auch mitgeben, Krafttraining zu machen, kurzfristig hat das durchaus eine Wirkung. Ja, der Stuhl wird gerade. Jetzt wird es aber immer schwieriger, weil ich ja weiterhin das Problem vielleicht nicht angehe, meine Bewegungsqualität verändere, dass ich vorne, wird dann immer weiter kurz, immer weiter kurz. Und ich muss immer am Ball bleiben, regelmäßig die Rückseite auch in Anführungszeichen verkürzen, damit es eine Harmonie ist. Man will immer eine Balance haben, eine Harmonie im Körper. So, das kann ich machen. Und das wird immer schwieriger mit dem Training, das zu erreichen. Deswegen ist es die ursächliche Lösung, dass wir weggehen von einem immer weiter verkürzen, in eine Länge bringen. Also den Körper so verändern, dass wir wieder Länge gewinnen, dass wir wieder auf diesen einen Meter kommen. Dass das nicht so ist, das sehen wir bei den älteren Leuten. Die werden immer, senken immer weiter ein, dann gehen sie am Rollator, was alles zeigt, dass die Vorderseite immer mehr verkürzt. Also, lange Rede, kurzer Sinn, dieses Bild des Stuhles, nehmen Sie das mal mit und denken Sie mal darüber nach, wenn Sie wieder die Empfehlung kriegen zu kräftigen, was vielleicht dann kurzfristig hilft, aber langfristig dazu führt, dass Sie das regelmäßig immer mehr machen müssen. Und es wird ja auch immer schwieriger, Muskelmasse zu erhalten, Muskelmasse aufzubauen. Von daher ist dieses Konzept des Muskels, Muskeltraining zumindest zu hinterfragen, weil es ja zum Beispiel auch gar nicht für die Stabilität sorgt und weil es auch funktionell sogar eher ungünstig ist. Und dann können wir auch gerne wieder zu den Hausaufgaben kommen. Sehr gerne. Das eine hatten wir schon mal, wenn Sie sich erinnern, an die Folge 13, hören Sie gerne noch mal rein, da hatte ich Ihnen gesagt, verstärken Sie mal bestehende Strukturschwächen. Also drehen Sie die Arme weiter nach innen, nehmen Sie den Kopf weiter vor Ihren Körper, lassen Ihr Brustbein mehr einfallen, spannen Sie den Bauch an, schieben Sie Hüften vor, drehen Sie Beine nach außen, egal was Sie so haben. Mittlerweile wissen Sie da sicherlich einiges, weil Sie sich im Spiegel mal angeschaut haben und ein Bewusstsein dafür entwickelt haben und treiben Sport. Das war die Aufgabe der Folge 13. Funktioniert das denn gut? Jetzt machen wir das so ähnlich, nur mit dem Fokus auf den Bauch, auf diesem Core-Thema von dieser Folge. Und Sie spannen den Bauch an. Sie haben jetzt schon geatmet. Das war die erste Sache, die Sie heute schon gemacht haben. Jetzt versuchen Sie mal mit einem ganz angespannten Bauch, Sie versuchen den eigenen 8-Pack sozusagen zu erzeugen. Versuchen Sie mal, den Arm nach vorne oben zu heben oder das Bein nach hinten unten zu strecken. Und dann lassen Sie den Bauch los und versuchen, das mal zu machen. Leider kriegen Sie die wirkliche Wahrnehmung, was mit wirklicher Länge möglich ist, nicht hin, weil Sie gegebenenfalls diese gar nicht haben. Sie haben nur Ihren Ist-Zustand, der ein gewisses Maß an Flexibilität ermöglicht, aber noch nicht das wirkliche Potenzial Ihnen zeigen kann. Trotzdem werden Sie erkennen, wenn Sie mehr Anspannung reinbringen, dass es auch für Hüftstreckung, Armstreckung sozusagen, was ich beim Gehen oder beim Werfen bei alltäglichen Bewegungen brauche, nicht so gut funktioniert. Und wie können Sie nun, ohne dass Sie behandelt werden von mir oder einem anderen, für Länge sorgen, für einen langen Bauch? Antwort, durchs Machen. Deswegen, neben dieser Wahrnehmungsaufgabe, versuchen Sie auch mal zu eruieren, warum spannen Sie denn immer mal den Bauch an? In welchen Situationen während des Alltags kommt es dazu? Identifizieren Sie das und versuchen Sie, wenn Sie die Wahrnehmung haben, weil vielleicht optische Sachen eine Rolle spielen oder weil Sie das so verinnerlicht haben, ich muss den Bauch anziehen, oder vielleicht gibt es Anspannungssituationen, wo Sie immer eher den Bauch anziehen. Also versuchen Sie das mal rauszufinden, zu identifizieren und dann als nächsten Schritt, wenn Sie das spüren, dass Sie wieder den Bauch verstärkt anziehen, den loszulassen. Siehe auch dann die Folgen über das richtige Stehen. Bauch loslassen, dass Sie in eine bessere Statik kommen. So, das wäre es. Also heißt das, Core-Training für unsere Fitnessleute, immer die Frage, was will ich erreichen, Core-Training ist gut, erst mal, um überhaupt ein bisschen Muskulatur zu haben, ist jetzt nichts Falsches daran. Wenn wir jetzt aber darüber sprechen, Länge zu erzeugen, weil die Core-Übungen das meistens nicht tun, weil ich muss mich eher zusammenziehen und wir wollen ja eher in die Länge gehen. Das ist ja eigentlich das, was wir erreichen wollen. Wir brauchen es strukturell, ist die Faszie dafür verantwortlich, dass wir aufrecht stehen, auch dass wir stabil sind. Das ist in meiner Sichtweise, wenn die Bewegungsökonomie zählt, also möglichst ökonomisch zu stehen und sich ökonomisch zu bewegen mit minimalem Energieaufwand, dann kann die Muskulatur per se nicht so eine Rolle spielen, weil das ein Energiefresser ist. Und wie gesagt, für die Stabilität und für die Funktionalität ist die Faszie entscheidender und dann bringt es nicht, den Bauch permanent anzuspannen, weil das führt eher zur eingeschränkten Funktionalität und letztendlich auch zu Folgeerkrankungen, die allein durch nicht gute Atmen, also internistische Folgeerkrankungen, nicht nur rein orthopädische. Aber wenn Sie auch den Arm, die Schulter nicht so in den ganzen Bewegungsumfang, wie es eigentlich geht, bewegen können und auch das Hüftgelenk, dann kann es dazu degenerativen Schäden kommen. Also ja, es ist letztendlich eine Frage der Zielstellung. Hinterfragen Sie es zumindest, wenn Ihnen einer sagt, wir müssen Bauchtraining machen, vielleicht behalten Sie das Bild des Stuhles im Hinterkopf. Es gibt immer mehrere Wege. Man kann auch ohne diese Übungen und vielleicht sogar viel besser die Volkskrankheit Rückenschmerzen angehen. Bisher haben wir ja noch keine Lösung gefunden. Noch nicht. Noch nicht, also in der Masse, obwohl wir das ja alles schon machen. Das kann es halt aus meiner Sicht nicht sein. Ja, aber es gibt durchaus Beispiele, wie mich selber oder viele meiner Patientinnen und Patienten auch, die das alles gar nicht mehr machen müssen und halt nicht mehr Rückenschmerzen haben. Das finde ich voll interessant. Ich hoffe, da kommen wir auf spätere Folgen auch noch drauf. Was hast du gemacht, um wirklich das Problem Rücken, zum Beispiel Rückenschmerzen, vollständig zu eliminieren? Weil wir jetzt nun gehört haben, nehme ich mit, ein starker Rücken entsteht nicht im Fitnessstudio, sondern im Alltag. Genau. Ja, damit würde ich sagen, sind wir ja durch. Genau, ich freue mich, wenn Sie den Kanal abonnieren, wenn Sie denen eine Bewertung hinterlassen und sage, Tschüss, bis nächste Woche. Machen Sie es gut. Tschüssi. Natürlich bewegen, in Balance leben. Der Podcast mit Dr. med. Arvid Neumann, Begründer der Faszien-Orthopädie. Haben Sie Fragen, Feedback oder Themenwünsche? Schreiben Sie es uns in den Kommentaren. Abonnieren Sie den Podcast. Teilen Sie ihn mit Freunden. Und lassen Sie uns eine Bewertung da. Ihre Meinung zählt. Weitere Informationen zur Faszienorthopädie erhalten Sie im Buch "Die Fitness-Lüge", den Social Media Kanälen und unter www.dr-arvid-neumann.de. Ihre Gesundheit liegt in Ihren Händen. Bleiben Sie in Bewegung. Wir freuen uns, Sie in der nächsten Folge wieder begrüßen zu dürfen.

2025 - Dr. med. Arvid Neumann Faszien-Orthopädie