Natürlich BEWEGEN. In Balance LEBEN.

Dr. med. Arvid Neumann Faszien-Orthopädie
Since 01/2025 10 Episoden

Kopfschmerzen, Fehlhaltungen & Bewegungsqualität: Warum deine Faszie der Schlüssel ist

Der Podcast mit Dr. med Arvid Neumann

16.02.2025 29 min Dr. med. Arvid Neumann

Zusammenfassung & Show Notes

#007 Kennst du das? Verspannungen im Nacken, immer wiederkehrende Kopfschmerzen – und nichts hilft auf Dauer? In dieser Folge decken wir auf, warum Muskeltraining, Dehnübungen und Schmerzmittel nur kurzfristige Effekte haben. Es wird gezeigt, warum die eigentliche Ursache oft in einer falschen Körperstruktur liegt – und was du tun kannst, um langfristig schmerzfrei zu bleiben. Außerdem gibt’s eine spannende Beobachtungsaufgabe: Warum bewegen sich Kinder intuitiv besser als Erwachsene?


#007 Kennst du das? Verspannungen im Nacken, immer wiederkehrende Kopfschmerzen – und nichts hilft auf Dauer? In dieser Folge decken wir auf, warum Muskeltraining, Dehnübungen und Schmerzmittel nur kurzfristige Effekte haben. Es wird gezeigt, warum die eigentliche Ursache oft in einer falschen Körperstruktur liegt – und was du tun kannst, um langfristig schmerzfrei zu bleiben. Außerdem gibt’s eine spannende Beobachtungsaufgabe: Warum bewegen sich Kinder intuitiv besser als Erwachsene?
 
➡️ Highlights der Episode:
🔹 Warum Dehnen bei Spannungskopfschmerzen oft nicht hilft – und was wirklich dahintersteckt
🔹 Schmerzmittel als Notlösung: Warum sie kurzfristig wirken, aber das eigentliche Problem bleibt
🔹 Was wir von Kindern über natürliche Bewegung lernen können – und warum Erwachsene sich falsch bewegen
🔹Beobachtungsaufgabe: Wie bewegen sich Kinder vs. Erwachsene? Ein Aha-Moment für deine Haltung!

📘 Buch „Die Fitness-Lüge: Warum Muskeln nicht vor Schmerzen schützen. Wie wir die Kraft der Faszie nutzen und ein Leben lang schmerzfrei und geschmeidig bleiben“:


👉 Weitere Infos: www.dr-arvid-neumann.de

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Jeden Sonntag eine neue Folge.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Hören!

Ihr Arvid Neumann



Transkript

Herzlich willkommen zu Natürlich Bewegen in Balance Leben, dem Podcast mit Dr. Met-Arvid Neumann, Begründer der Faszien Orthopädie und Buchautor von Die Fitness Lüge. Ob jung oder alt, ob Spitzensportler, Freizeitsportler oder Sportmuffel, Bewegung ist für uns alle der Schlüssel zu einem aktiven und erfüllten Leben. Stellen Sie sich vor, Sie können mit 80 oder sogar 99 Jahren noch voller Energie auf der Hochzeit Ihrer Enkelin tanzen oder mit Leichtigkeit und purer Lebensfreude Berggipfel der Alpen erklimmen. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen, durch wissenschaftlich fundierte Ansätze und praktische Tipps. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie Faszien Orthopädie Ihr Leben verändern kann. Bewegung ist Leben und Bewegungsqualität schafft Lebensqualität. Lassen Sie uns gemeinsam loslegen. Herzlich willkommen zurück zu einer neuen Folge meines Podcastes. Und wir starten ja mit dem nächsten Mesozyklus, dem zweiten, mit der Hypothese, Faszien sind überbewertet, Muskeln sind Gesundmacher. Ja, da kommen wir ja zu dem großen Thema Faszie. Was ist das? Ich spreche in der Tat von Faszien der Einzahl, denn für mich ist es ein körperweites, dreidimensionales Spannungsnetzwerk, das diese Faszie bildet und alles mit allem verbindet. Also es ist nichts Einzelnes von Oberschenkel zu Brustmuskel, sondern es ist ein Gesamtwerk. Ja, es gibt durchaus die anatomisch-histologische Definitionen, die von einzelnen Faszien sprechen und dann genau solche Bereiche beschreiben und dafür lateinische Begriffe haben. Für mich ist es aber wirklich ein Netzwerk, eine Faszie, die alles mit allem verbindet und letztendlich von der Hautoberfläche bis in den Zellkern reicht. Es ist faseriges Bindegewebe, ein Teil also von Bindegewebe und hat im Körper kein Anfang und kein Ende. Das ist interessant, weil wenn man bei einem Allgemeinmediziner ist und man schaut auf diese Karten, wo man diese Muskelgruppen sieht, dann sieht man immer nur diese einzelnen weißen Abschnitte, diese weißen Flächen und dann kann man ja denken, dass das mehrere sind, sozusagen mehrere Faszien. Ja, das ist die alte Sichtweise darauf und für die Faszienorthopädie ist entscheidend, dass es eine Faszie gibt. Sie bildet, wie gesagt, ein globales Netzwerk. Es herrscht absolute Kontinuität, also es gibt keine Lücken. Es gibt in meinen Augen auch keine Schichten und da beziehe ich mich vor allen Dingen auf die Ausführungen von einem bedeutenden Faszienforscher, Monsieur Gimberto. Sein Buch verlinken wir auch in den Shownotes. Für jeden, der da näher einsteigen möchte in das Thema, ein absolutes Muss, eine absolute Muss-Lektüre. Und es verbindet sozusagen nicht nur, sondern es ist selbst das Gerüst, die Faszie. Sie kreiert die Architektur. Man kann sie auch als Architektin der Körperstruktur begreifen. Und das sagt schon die Bedeutung. Wenn ich mir ein Haus bauen möchte beispielsweise, da gehe ich auch zum Architekt und der plant das erst mal. Wie soll denn der Form sein? Später kommt dann vielleicht der Estrich da rein, die Wände da eingezogen und vielleicht wird dann noch die Küche eingebaut. Aber erst mal geht es um die Form des ganzen Gebildes und das ist die Faszie. Deswegen wird sie auch als Organ der Form beschrieben. Für mich ist sie aber noch weit mehr. Zum Beispiel ist sie auch das Bewegungsorgan. Die Faszie entscheidet, ob wir uns anmutig, grazil, leicht bewegen können oder halt abgehackt, unrund, steif, eckig. Je geschmeidiger das Fasziennetzwerk, je kleidfähiger, je durchfeuchteter das ist, desto besser funktioniert diese Form der Bewegung. Was ja für mich auch ein Indiz für Bewegungsqualität ist. Es ist auch ein Interaktions- und Kommunikationsorgan, denn es hat Verbindungen zu allen anderen Subsystemen des Körpers, wie dem Immunsystem, wie dem Gefäßsystem, dem Hormonsystem, dem Verdauungssystem oder auch dem Nervensystem. Hier auch Verbindungen zum autonomen Nervensystem. Wir hatten schon über Sympathicus und Parasympathicus gesprochen. Auch da ist in dem Fasziennetzwerk eine direkte Verbindung existent. Es ist auch ein sensorisches und emotionales Organ. Es hat 250 Millionen Nervenzellen und damit ist es, wie Robert Schleip auch sagt, das reichhaltigste Wahrnehmungsorgan des menschlichen Körpers. Und als emotionales Organ mit Interrozeption, also Wahrnehmung von körpereigenen Gefühlen, auch für mich ein Inbegriff der Einheit von Körper, Seele und Geist. Wenn man sich also um die Faszie kümmert, kümmert man sich nicht nur um sein körperliches, sondern auch um sein seelisches Wohlbefinden. Die Faszie ist auch sehr dynamisch und anpassungsfähig, ist ständig im Umbau und das können wir nutzen, indem wir uns besser bewegen und damit auch zu einer besseren Körperstruktur kommen. Das heißt aber auch, dass je nachdem, wie ich mich bewege, wie ich den Alltag gestalte, wie ich dieses 24 Stunden Körpertraining absolviere, sich die Faszie formt und letztendlich dann den Körper formt. Ich sage da häufig, du siehst so aus, wie du dich bewegt hast. Das ist auch Faszie, also diese Anpassungsfähigkeit, diese Dynamik gibt es positiv, nutzbar, aber bei vielen Menschen leider auch in einer schlechten Körperstruktur ersichtlich negativ. Okay, meinst du mit der Körperstruktur dann die Körperhaltung? Jein, in meinem Buch, die Fitnesslüge, verwende ich das nahezu synonym der besseren Lesbarkeit, aber verweise auch darauf, dass es eigentlich was anderes ist. Was bedeutet das? Eine Körperhaltung ist für mich etwas, was wir willentlich erzeugen, wo Muskelkraft notwendig ist, also eine bewusste Handlung. Wir kennen das alle, vielleicht aus unserer eigenen Erziehung. Man sitzt beim Essen und die eigene Mutter, der eigene Vater sagt, Junge, setz dich mal richtig hin. Dann macht man Brust raus, sitzt vermeidlich wieder aufrecht. Zwei, drei Minuten später ist man aber wieder in sich zusammengesunken. Das war ein Beispiel für Körperhaltung, also ein bewusstes Einnehmen einer Position mit Muskelkraft. Das frisst aber Energie und ist deshalb auch nicht beständig. Dagegen ist die Körperstruktur das, was von innen heraus vorhanden ist, sozusagen. Die Körperstruktur ist in der Faszie verortet, in dem Organ der Form und ist unwillentlich vorhanden. Es braucht keinen Energieaufwand, etwas einzunehmen, sondern man sitzt einfach von alleine mühelos aufrecht, wenn man die Fähigkeit hat, mühelos aufrecht zu sein, wenn die Körperstruktur also entsprechend gebildet wurde. Das ist der Unterschied zwischen Körperhaltung und Körperstruktur. Eine flexible Körperstruktur ermöglicht dann variable Körperhaltungen. Also man kann viel mehr verschiedene Körperhaltungen durchführen, weil man flexibel in der Körperstruktur ist. Je mehr ich festhalte in einzelnen Körperregionen, desto weniger Bewegungen sind möglich. Oder anders gesagt, je fester und rigider das Fasziennetzwerk ist, desto weniger Variabilität, desto weniger Vielfalt ist möglich. Um allerdings auf verschiedene Situationen passend reagieren zu können, benötigt man ein möglichst hohes Bewegungsrepertoire und deswegen ist eine Körperstruktur, die im Gleichgewicht, im Lot ist und die flexibel ist, ideal. Diese also zu beurteilen, wie die bei einem selber ist und dann zu optimieren, ist für mich ein wesentlicher Schritt in der Medizin, für die Gesundheit, aber auch im Sport. Denn wenn ich auf eine schlechte Körperstruktur, Beispiele für schlechte Körperstrukturen wären der berüchtigte Geiernacken oder auch Schildkrötenhals genannt oder die einwärtsgetreten Arme oder ein vorgeschobenes Becken oder nach außen gestellte Beine. All das sind Hinweise für eine suboptimale, um es mal so auszudrücken, Körperstruktur. Und wenn eine solche Körperstruktur dann noch Belastung draufbringt und vielleicht sogar auch die falsche Belastung aus Fasziensicht, dann sind Schmerzen und degenerative Veränderungen wie Arthrose oder andere Bewegungseinschränkungen eine nahezu logische Konsequenz. Hier braucht es also ein Umdenken, dass die eigene Körperstruktur mehr Bedeutung hat. Man muss sich erstmal darum kümmern, ob man wirklich im Lot ist. Das erinnert mich an einen Song von Farin Urlaub, wo er singt zum Homo Sapiens gehört nicht nur aufrecht gehen. Und da fällt mir auch, dass es sehr wenig Menschen gibt, die aufrecht gehen. Und da stellt sich mir ja die Frage, wie kann das denn sein? In der Tat sind die Fehlhaltungen eher an der Tagesordnung, also die mangelhafte Körperstruktur. Und wir müssen uns das so vorstellen wie eine Flasche Wasser. Wenn die im Lot steht, also senkrecht zum Boden, ist die absolut stabil. Die Schwerkraft hat keinen Angriffspunkt, alles ist prima. Wenn ich die Flasche aber jetzt in eine schräge Ebene bringe, also leicht kippe, dann ist die aus dem Lot gekommen und die Schwerkraft, die auf der Erde existiert, hat mehrere Angriffspunkte, eine große Angriffsfläche, und führt dazu, dass die Flasche umfällt. Ähnlich ist es bei uns im Körper, wenn wir in der Seitansicht, die vertikale Linie, uns mal vorstellen von Ohr, Schulter, Hüfte, Knie zu Sprunggelenken. Wenn einzelne Bereiche oder der ganze Mensch aus dem Lot kommen, dann hat die Schwerkraft Angriffspunkte. Und die Schwerkraft wirkt halt permanent, 24 Stunden am Tag. Aber wir kippen nicht einfach um und fallen um, sondern der Körper als lebendes System reagiert darauf, schafft Gegenspannungen, versucht den Körper aufrecht zu halten, also in dem Sinne, dass er nicht umkippt. Auf der Gegenseite, meist ist man ja nach vorne geneigt, das Endprodukt ist dann der Rollator für ältere Menschen, und damit muss die Körperrückseite dagegen kämpfen, dagegen halten, Spannungen aufbauen. Und wenn zunächst Muskelkraft Spannungen aufbaut, irgendwann sagt der Körper, Mensch, das ist zu viel Energie, und dann kommt es auch zu einem Gewebsumbau, sodass dann die Faszie auch unflexibler wird, weniger Bewegung zeigt. Es existieren dann eine Verfestigung, und es kommt zum Bewegungsmangel. Letztendlich kämpfe ich mit einer schlechten Körperstruktur gegen die Schwerkraft an, permanent, und verbrauche somit unnütz Energie. Wenn wir uns diese vertikale Linie, die ich eben angesprochen habe, mal im Detail angucken, also erstmal schauen auf die Region Fuß bis Hüfte, dann haben wir häufig den Fall, dass die Becken nach vorne verlagert sind, die Hüften nach vorne stehen. Das führt dazu, dass wie gesagt vorne Angriffspunkte entstehen, die Schwerkraft eigentlich nach vorne ziehen will, und die Rückseite des Körpers dagegen spannt. Also hintere Oberschenke, Wade, Rücken, all die Bereiche werden dann komprimierter, kriegen mehr Spannung, mehr Druck, und können dann zu Knieschmerzen, zu Hüftschmerzen oder auch zu Rückenschmerzen führen. Anderer Aspekt, eine Etage oder zwei Etagen drüber, wenn wir uns Kopf bis Schulterregion angucken, da ist sehr häufig, dass der Kopf zu weit vorne steht, also vor dem Körper getragen wird, anstelle direkt im Lot. Der Boden ist sozusagen da der Schuttergürtelbereich, und der Kopf sollte eigentlich senkrecht auf dem Schultergürtel stehen, in der Seitansicht. Ansonsten verbraucht das auch wieder viel Energie und führt dazu, dass es zu Verspannungen im Schulternackenbereich kommt und auch in der Brustwirbelsäulenregion, so zwischen den Schulterblättern. Ein häufiges Symptom hier ist ein Brennen in dieser Schulterblattregion, über das Patientinnen und Patienten klagen. Ansonsten verändert sich die Körperform dann dahingehend, dass viele so eine Art Witwenbuckel... Eine Verfestigung ist das schon, also meine Mutter hatte das, so eine Verhärtung. Genau, und richtig von außen erkennbar, wie so eine Art kleiner Buckel, über der Kyphose, also der Brustwirbelsäulenbuckel, den meine ich nicht, sondern der kleine Huckelbuckel sozusagen, der obendrauf an der Halswirbelsäulenregion, im Übergang von Brust- zu Halswirbelsäulen entsteht. Und viele Patienten haben ja einen brettharten Nacken. Da ist das dermaßen fest, dass das natürlich auch Schmerzen auslöst, ist dann leider logisch. Ursächlich wäre also die Therapie, dass man hier den Kopf wieder ins Lot bringt. Also auch da wieder den Fokus erstmal auf die Körperstruktur richten. Wie schaffe ich es, dass der Körper wieder im Lot ist, sodass ich nicht gegen die Schwerkraft kämpfen muss, sondern sie als Freundin betrachten kann. Und zurück zum Songtitel. Farin Urlaub, ein Mitglied der Ärzte, aber da in der eigenen Band, sagt ja, dass zum Homo Sapiens nicht nur aufrecht gehen gehört. Und selbst das ist für viele gar nicht möglich. Also wirklich aufrecht sein, bedingt halt im Lot sein. Und dafür ist die Körperstruktur, wie Sie jetzt wissen, entscheidend. Und da sind wir beim Thema Fascia. Ja, dann kommen wir doch nochmal zurück zu diesem typischen Geier-Nacken oder diesem Schildkröten-Nacken, wo ja wirklich viele Leute Probleme mit haben, die viel sitzen. Gibt es denn da irgendeine Übung oder irgendwas, wie man das reduzieren kann oder sogar verhindern könnte? Da ist die Frage, möchte man symptomatisch reagieren? Also wenn das Schmerzen schon provoziert. Am Anfang hat man ja erst die Fehlstruktur sozusagen. Und irgendwann schaltet der Körper dann immer mehr Schmerz, weil er immer mehr Hinweis gibt, ey, ändere was dagegen. Vorher merkt man das an einem Ziehen, an einem unspezifischen Zwicken vielleicht mal, an einem komischen Gefühl, an einer vermehrten Verspannung. Das sind alles so Vorboten, bis es dann meist zu Schmerzen kommt. Und wenn es darum geht, den Schmerz zu lösen, dann kann man durchaus selbst aktiv werden in Form von Dehnungsübungen lokal oder auch zum Faszienrollen. Das besprechen wir auch noch, was da der wirkliche Mehrwert ist. Aber da kann man was tun an der Symptomatik. Wenn man aber sagt, na Mensch, ich würde ja gern die Ursache bekämpfen, also einen Grund des Übels sozusagen ansetzen, dann wissen Sie ja jetzt, dass es darum geht, liebe Hörerinnen und liebe Hörer, den Kopf ins Lot zu bringen. Das funktioniert jedoch in meinem Wissensstand nicht mit einzelnen Übungen, sondern dazu braucht es dann schon eine Neustrukturierung des Körpers über Faszienbehandlungen beispielsweise. Oder der andere Weg ist, über richtige Bewegungen dazu beizutragen, dass sich der Körper vielleicht selbst hilft und auch für den Körper günstigere Positionen wieder einnimmt. Das ist fraglich, ob es gelingt. Mit Behandlungen schafft man da sehr gute Erfolge. Und aus meiner Sicht ist es auch sehr wichtig, das anzugehen. Denn vielleicht in jungen Jahren kann man noch mit ganz viel Muskelanstrengung den Kopf lotrecht zum Schultergürtel halten. Das passiert aber nur kurzfristig. Sie erinnern sich wieder, das ist eine kurzfristige Haltung und die Körperstruktur ist ja anders. Irgendwann geht selbst das aber im Laufe des Lebens nicht mehr und damit werden die Bemöglichungsmöglichkeiten auch eingeschränkt. Die Bewegungsvielfalt, wie man den Kopf bewegen kann, ist damit limitiert. Und das soll ja nicht sein. Dehnungs- oder Kräftigungsübungen verändern das jedoch nicht dauerhaft. Wenn das so wäre, weil das ist ja das, was sehr viele Menschen durchführen, würde man diese Fehlhaltung, diese Fehlstruktur ja auch kaum erkennen. Und solche Fehlhaltungen, die resultieren dann natürlich in diesen typischen Spannungskopfschmerzen, die man dann so hat. Also man versucht dann irgendwie Übungen zu machen, sich zu stretchen, sich zu dehnen. Irgendwie, dass diese Spannungskopfschmerzen dann aufhören, aber so richtig helfen tun dann solche Übungen dann halt auch nicht. Ja, das Thema Kopfschmerz ist nochmal ein ganz eigenes. Da gibt es ganz viele verschiedene Ursachen für. Die Orthopädie, also die Muskel-Skelett-Faszien-Bereich ist eine mögliche Ursache, muss aber nicht die einzige sein. Also sich nur um die Körperstruktur zu kümmern, nur in Anführungszeichen, das wäre schon aus meiner Sicht ja richtig gut, muss nicht unbedingt dann auch bedeuten, dass keinerlei Kopfschmerzen, keinerlei Migräne, Spannungskopfschmerzen und so weiter, gibt es ja vielfältige Diagnosen in diesem Bereich, dann mehr existieren, das muss nicht sein. Aber wenn man feststellt, dass einzelne Übungen vielleicht helfen oder Wärme hilft, ja dann ist man eher dabei, dass es wirklich was muskuläres, so sagen dann alle, aus meiner Sicht dann was fasziales ist, so dass man dann auch mal schauen sollte, ist denn mein Körper in diesem Abschnitt im Lot? Und wenn nicht, wäre das dann die ursächliche Lösung des Problems. Und sehr häufig, so ist es bei einigen meiner Patienten, ist das Problem dann zumindest deutlich reduziert. Ich habe mal noch eine Frage zu Kopfschmerzen allgemein. Also wenn ich jetzt eine Kopfschmerztablette genommen habe, dann geht ja der Schmerz weg und dementsprechend bin ich dann auch nicht mehr so angespannt. Hat das vielleicht irgendwie einen Zusammenhang mit der Faszie, mit Kopfschmerzen, mit Kopfschmerztabletten und mit dem Schmerz an sich, wenn sich dann die Muskulatur entspannt? Das Schmerzmittel bewirkt, dass ich erstmal keinen Schmerz mehr habe. Und damit kann ich mich wieder ein bisschen freier bewegen. Und je nachdem, wie ich das nutze, dann baut sich auch ein Muskeltonus, auch ein Faszientonus, kann sich wieder etwas reduzieren. Und das kann dazu führen, dass man auch, wenn die Schmerztablette nach sechs Stunden vielleicht die Wirkung deutlich nachlässt, dass man dann auch keine Beschwerden mehr hat. Das ist vor allen Dingen in jüngeren Jahren der Fall. Letztendlich ist aber das Problem, die Ursache, wenn es denn, wie gesagt, die Faszie ist bei den Spannungskopfschmerzen, ist aber noch da. Das heißt, früher oder später wird es wiederkommen. Das ist ja, vielleicht hast du die Erfahrung auch gemacht. Und je älter man dann wird, je länger die Schwerkraft sozusagen einwirken kann und je mehr Gegenspannungen faszial aufgebaut werden, desto eher passiert das dann nicht mehr. Also ältere Patienten haben dann das eher als Dauerschmerzen im schlimmsten Fall. Kurzfristig kann Bewegung helfen. Kurzfristig kann Dehnung helfen. Kurzfristig kann Schmerzmittel helfen, ja. Und je mehr ich wieder in normale, flexibles Bewegungsmuster reinkomme, desto besser, desto entspannter ist die Situation wieder. Aber das Grundproblem, die Körperstruktur, ist weiterhin vorhanden. Erst wenn man das wirklich angeht und das schafft, dann ist die Ursache, wenn es die Faszie ist, behoben. Ja, okay. Also das bedeutet für jemanden wie mich, der häufiger Spannungskopfschmerzen hat, so alle zwei, drei Wochen, dass ich dann nur mit den Übungen nur kurzfristig einen Effekt erziele. Aber ich müsste dann, um langfristig einen Erfolg zu erzielen und nicht mehr unter Spannungskopfschmerzen zu leiden, an mir arbeiten und mich dann auch orthopädisch behandeln lassen. Ja, ein Faszienorthopäde. Weil der Orthopäde, der schaut ja nicht der Klassische. Ich hoffe, es gibt durchaus jetzt auch einige Kolleginnen und Kollegen, die das zukünftig oder vielleicht auch schon gemacht haben, jetzt mehr berücksichtigen. Die Schwerkraft ist ja nicht standardmäßig angeschaut, dass ich die Körperstruktur angucke. Aber es ist immer die Frage, was möchte der Mensch haben? Wenn es darum geht, Schmerzen zu lindern, dann gibt es viele therapeutische Sachen. Man könnte ja noch Akupunktur oder andere gerätegestützte Therapien nennen. Oder halt auch Physiotherapie durchführen, Massage und so weiter. Also ganz viele Mittel, Verfahren existieren, um den Schmerz zu reduzieren. Und wenn einem das gelingt mit z.B. 2-3 Dehnübungen und man dann keine Schmerzmittel braucht, dann kann man ja durchaus diesen Weg gehen, dass man das regelmäßig, jeden Tag macht. Und dann hat man auch keine Schmerzen. Also auch das ist ein Weg. Das ist nicht den Weg, den ich empfehle und den ich gehe. Aber es ist eine Option. Wir werden uns dann auch austauschen, was ist denn wirklich ursächlich und welche Therapie ist die sinnvollste. Aber es bleibt dabei, die wahre Ursache ist halt die Körperstruktur. Die muss wieder zurück ins Lot. Dann sind die faszialen Bedingungen so gut, dass es aus faszialer Sicht nicht mehr zu Spannungskopfschmerzen kommen sollte. Andere Ursachen, die dann noch eine Rolle spielen, können natürlich weiterhin zu Trage kommen. Also die Faszie ist die Architektin unserer Körperstruktur. Und eine aufrechte Körperstruktur, die mühelos vorhanden ist, hält nicht fest und schafft somit sowohl Stabilität als auch Ökonomie in den Bewegungen, als auch Flexibilität. Ermöglicht somit freies Bewegen, intuitiv, spontan und vielseitig. Und das sind meine Ziele für richtiges Bewegen. Und dieses, also das richtige Bewegen, hängt von der Körperstruktur ab. Und damit kommen wir zur Hausaufgabe. Diesmal eine Beobachtungsaufgabe. Ich hatte Ihnen ja schon gesagt, dass Sie sehr viel von gesunden Kleinkindern lernen können. Wie die sich bewegen, spielerisch, intuitiv, spontan und vor allen Dingen in hoher Bewegungsqualität. Also beobachten Sie mal, wie sich Kinder bewegen und vergleichen Sie das mit Erwachsenen. Und zwar für drei verschiedene Bewegungsabläufe. Nummer 1. Autofreikratzen. Also vielleicht sind die Witterungsbedingungen ja nächste Woche so, dass Sie da was freikratzen müssen. Lassen Sie mal Ihr Kind kratzen oder beobachten Sie Kinder, wie die das freikratzen. Was bewegt sich dort alles im Körper? Und machen Sie es entweder selber mal, um zu spüren oder beobachten Sie andere Erwachsene, wie die das machen. Also Aufgabe 1, das Autofreikratzen. Das sollte klar sein, was ich meine. Das nächste ist vielleicht etwas her, die Weihnachtszeit, wo man selber gebacken hat Plätzchen. Aber trotzdem nutzen Sie das in der Familie und backen Sie mal wieder zusammen, gemeinsam. Und schauen Sie mal, wie Kinder einen Teig verrühren in einer Schüssel und wie Sie das vielleicht machen. Oder haben vielleicht noch Ihre Großeltern oder die eigenen Eltern dabei, die Großeltern der Kinder, und lassen auch die Person das mal ausführen. Vielleicht finden Sie da auch Abweichungen in der Bewegung. Und die dritte Bewegung, das Bücken. Also schauen Sie, wie sich Kinder hinbücken, hinsetzen, sei es beim Sandkasten zum Spielen oder wenn ein Stift runterfällt und Sie den aufheben. Wie passiert das bei den Kindern? Und wie ist es vielleicht bei Ihnen oder Ihren Eltern? Welche Gelenke werden bewegt? Welche werden vielleicht festgehalten? Wie sieht das aus, von der Seite geschaut, wie man sich bückt? Diese Beobachtungsaufgabe mit diesen drei speziellen Beobachtungen gebe ich Ihnen mit und schreiben Sie gerne in den Kommentaren, was Sie feststellen können, was Sie sehen. Und wenn Sie auch Rückfragen haben, bitte auch kommentieren. Und ja, ansonsten wünschen wir beide, Felix und ich, Ihnen eine schöne Woche. Ein nettes, schönes Ausprobieren der Übungen. Vor allem das Eiskratzen. Genau. Und ja, dann hören wir uns am nächsten Sonntag wieder. Bis dahin. Tschüss. Tschau, tschau. und unter www.dr-arvid-neumann.de Ihre Gesundheit liegt in Ihren Händen. Bleiben Sie in Bewegung. Wir freuen uns, Sie in der nächsten Folge wieder begrüßen zu dürfen.

2025 - Dr. med. Arvid Neumann Faszien-Orthopädie