V. subclavia-Punktion: Von der Landmarken- zur ultraschallgestützten Punktion | S1E4
Von früher bis heute - wo sind die Unterschiede?
22.08.2023 35 min Staffel 1 Episode 4
Zusammenfassung & Show Notes
Wo sind die Unterschiede der Landmarken-basierten V. subclavia-Punktion gegenüber der ultraschallgestützten Vorgehensweise? Hier sind meine Gründe, warum ich vor ca. 15 Jahren gewechselt habe und was meine Technik der Wahl ist.
Vena subclavia-Punktion: Episode 4 der Staffel 1 über ultraschallgestützte Gefäßpunktionen. Es geht um die um den Wechsel der Landmarken-basierten Methode zur ultraschallgestützten Punktion. Wo sind die Unterschiede? Welches anatomische und sonoanatomische Wissen ist relevant und warum solltest du dich mit der Sonographie beschäftigen?
Anhand der Kapitelmarken kannst du direkt zu einzelnen Abschnitten skippen, oder im begleitenden Transkript mitlesen.
Im begleitenden Blogbeitrag zu dieser Folge findet du die erwähnten Literaturstellen. Wir sind auf deine Meinung, auf deine Auslegung bestimmter Studien sehr gespannt. Viel Spass beim Anhören und Lesen.
Du kannst dir auch Ultraschallwissen und sonografische Tips per Email zuschicken lassen. Unser liebevoll geschriebener Newsletter bietet kurze Anleitungen, Stories, Abläufe, praktische Hinweise und sind regelmässig mit Verweisen auf Videos. Einfacher geht es nicht Ultraschall zu lernen: hier gehts direkt zur Anmeldung.
Anregungen, Vorschläge an die Redaktion, Fragen oder eine Voice-Nachricht? Unter www.radiomegahertz.de/kontakt findest du Telefonnummer, Telegram-Link und Kontaktformular. BTW: Wir lieben Sprachmitteilungen.
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Transkript
Ich habe die Technik der V.
subclavia-Punktion geändert.
Weg von der Landmarke,
hin zur ultraschallgestützten Punktion.
Und das ist ungefähr 15 Jahre her.
Die Gründe dafür, meine Erfahrungen,
die beschreibe ich in diesem Podcast.
Du hörst Radiomegaherz, den Podcast
über Ultraschall in der Anästhesie.
Mein Name ist Tim Mäcken.
Ich spreche heute in Episode 4 der Staffel
über die ultraschallgestützten
Gefäßzugänge, über die Punktion der V
. subclavia. Wenn das was für
dich ist, dann bleib dran.
Hallo liebe Hörerin, hallo lieber
Hörer, schön, dass du dabei bist.
Ja, heute geht es um die Punktion der V.
subclavia.
Ich möchte erzählen, was meine Technik
ist, wie ich den Wechsel weg von der
Landmarken-Methode hin zur ultra
schallgestützten Punktion vollzogen habe
, warum es für mich mittlerweile
vollkommen selbstverständlich und logisch
ist, die Sonografie für
die Punktion zu verwenden.
An erster Stelle steht natürlich die
Patientensicherheit zu erhöhen,
Komplikationsraten zu senken.
Die V. subclavia-Punktion ist
ein zweiteiliger Podcast
- in dieser Folge geht es um die Anatomie,
die Sonoanatomie und der
Unterschied zur Landmarkentechnik.
Und im zweiten Teil bauen wir darauf auf
und dann kannst du direkt auch verstehen,
wie ich meine Technik umsetze,
warum ich bestimmte Sondenmanöver mache
und wie ich das sonografisch umsetze.
Welche Gründe gibt es, die
V. subclavia zu punktieren?
Zum einen sicherlich, weil die V.
jugularis interna oder die Vv. femorales
nicht immer zugänglich sind.
Es gibt Hinweise, dass die Infektionsraten
eines ZVKs in der V. subclavia verglichen
zu einer Position in der V. jugularis
interna oder V. femoralis geringer sind.
Weitere mögliche Vorteile sind, dass die
Rate an Venentrombosen geringer sind
und dass Patienten diesen Zugangsort
als angenehmer empfinden, als ein
möglicherweise zu stramm
angenähter ZVK am Hals.
Unter den ultraschallgestützten
Gefäßzugängen ist vermutlich die V.
subclavia-Punktion immer noch die Vene,
die sehr häufig mit der Landmarkenmethode
mit dem Tasten, Fühlen und dem
Anatomie lernen durchgeführt wird.
Die Gründe dafür sind
mir nicht richtig klar.
Vielleicht mag es daran liegen, dass die
V. subclavia nicht so häufig punktiert
wird wie die V. jugularis interna.
Dann ruft man nach der erfahrensten
Ärztin, dem bestmöglichen Arzt,
der ist in der Regel etwas älter und der
hat es eben mit der Landmarkentechnik
trainiert und so wird die umgesetzt.
Die tiefere Position der V. subclavia
im Vergleich zur
V. jugularis, schätzungsweise bei drei
bis vier Zentimeter,
der entscheidende Parameter der
notwendigen optimalen Lagerung zur
Punktion, das mangelnde, die mangelnde
Kenntnis über die Schichtdicke bei einer
Tiefe von vier Zentimetern sind aus meiner
Sicht objektive Kriterien,
dass Kolleginnen und Kollegen die Punktion
der V. subclavia
als deutlich schwieriger empfinden
als die der V. jugularis interna.
Und dann gibt es Personen, die sich strikt
auf die Evidenz berufen
und vermutlich sogar die neueste
Metaanalyse von Zawadka et alii von 2023
gelesen haben und diese Studie auch
korrekt zitieren,
dass nämlich die Datenlage
gar nicht so richtig
felsenfest, superduper und muss man jetzt
nur machen und alles andere
ist ein Kunstfehler ist.
Auf das absolut wissenschaftliche Ergebnis
heruntergebrochen, haben
diese Personen recht.
Sollte man es deswegen lassen?
Nein, auf gar keinen Fall.
Im Gegenteil, man sollte
angreifen, die Technik verbessern.
Das ist ja genau, worum es geht.
Die Sicherheit einer invasiven Prozedur zu
erhöhen, die Patienten
Behandlung zu verbessern.
Also selbst allen Kritikern der reinen
Evidenz zum Trotz
: die Forest Plots in der erwähnten
Metaanalyse zeigen einen so klaren Trend
, es sollte mich sehr wundern,
würde sich hier etwas ändern.
Die gleiche Situation hatten wir vor
zehn Jahren mit der V jugularis.
Fest steht, Ultrasound is in the House.
Wir bringen mobile Systeme
auf den RTW, auf das NEF.
Wir kümmern uns die Organ-Diagnostik,
Herz-Thorax-Abdomen in Akutsituationen.
Mittlerweile werden periphere
Venen mit Ultraschall punktiert.
Und das Argument, dass man jetzt noch mal
Energie hineinsteckt,
ein traditionelles landmarkenbasiertes
Verfahren erlernen zu müssen für
besondere, für besondere Notfälle oder
Situationen, wobei bekannt ist, dass die
Lernkurve nicht steil ist,
will mir nicht in den Kopf.
Warum investiert man diese Energie, diese
Ausbildungsnotwendigkeit
einer ultraschallgestützten Punktion nicht
sofort in das
zukunftsträchtigere Verfahren?
Und das ist die Sonografie.
Ist das Wissen über die
Landmarken basierte V. subclavia-Punktion
deswegen überflüssig oder obsolet?
Keinesfalls.
Landmarke hin oder her
, diese Technik ist so gut untersucht
, es sind so viele ZVKs gelegt worden, es
gibt so viele anatomische Untersuchungen
zu Komplikationen, zu Berichten, zu
Tricks und Tipps.
Das Wissen, das muss man nutzen.
Es widerspräche auch vollkommen meiner
Erfahrung in den ersten sieben Jahren der
Anästhesie, wo ich die Fertigkeit der
V. subclavia-ZVK-Anlage nach der
Landmarkentechnik erlernt habe.
Sie funktioniert auch mit wechselnden
Ergebnissen, aber insgesamt ist es eine
zuverlässige und reproduzierbare Technik.
Nun, warum erzähle ich das?
Weil ich glaube, dass wenn es bereits eine
validierte gute Technik gibt,
die aber Nachteile hat, weil man nicht in
den Körper gucken kann,
nun die Möglichkeit besteht, mit einem
visuellen Verfahren
zusätzlich eine Sicherheit zu bekommen,
dann gibt es für mich keinen Grund
an der Punktionsrichtung,
an dem Einstichort, an den zigtausendfach
erprobten Zugängen etwas zu ändern.
Ich packe nur ein bisschen Sonografie dazu
und erhöhe die Sicherheit der Punktion.
Oder anders ausgedrückt,
ich versuche sonografisch die
Landmarkentechnik durchzuführen.
Was für eine Aussage, aber ist so.
Das Problem dabei ist, dass das
nicht einhundertprozentig klappt.
Und zwar musst du dir
vorstellen, wo in der Landmarkentechnik
die Spitze der Punktionskanüle
das Gefäß penetriert, die V.
Subclavia.
Das ist nämlich regelmäßig ein Bereich,
der sonografisch nicht zugänglich ist.
Die V. subclavia liegt nämlich dorsal
des medialen Endes der Clavicula.
Und das weißt du ziemlich gut
- Knochen sind ein klasse Reflektor
für Ultraschallwellen, die V.
subclavia ist in diesem Bereich
sonografisch demnach nicht darstellbar.
Gehen wir noch mal zurück zu
dem, was ich gesagt habe.
Ich setze mehr oder weniger die
Landmarkentechnik um, aber ich
packe Ultraschall obendrauf.
Betrachten wir einmal nicht das mediale
Ende, dort wo die Kanülenspitze das Gefäß
penetriert, sondern gucken
uns die Einstichstelle an.
Punktionsstelle der V. subclavia
nach Landmarkentechnik.
Es existieren unterschiedliche
Empfehlungen, zum Beispiel der Übergang
zwischen mittleren und lateralem
Drittel der Clavicula.
Eine weitere und für mich wichtige
Einstichstelle ist das Aufsuchen
der Fossa deltoidio clavicopectorale.
Wir befinden uns demnach in der Regio
infraclavicularis, deswegen wird die Fossa
ab und zu auch Fossa infra
claricularis genannt.
Eine andere Version ist das Trigonum
deltoidio pectorale
oder die Mohrenheimsche Grube.
Jakob von Mohrenheim, das war ein Chirurg.
Das Schöne an den lateinischen Wörtern ist
immer, dass man relativ
gut weiß, worum es geht.
Also Fossa deltoidio clavicopektorale,
eine Grube zwischen dem musculus delto
idius, der Clavicula und dem Musculus
pectoralis, unterhalb der Clavicula.
Ausgehend von dieser Einstichstelle gibt
es nun unterschiedliche Lehrmeinungen oder
Techniken, wie die Kanüle
vorgeschoben wird.
Der direkte Weg wäre in Richtung
Fossa jugularis sternalis, die kleine
Kuhle direkt über dem manubrium sterni.
Andere hingegen halten es für einen
Sicherheitsfaktor, erst mit der Kanülen
spitze Kontakt zur Clavicula herzustellen
und dann fächerartig wieder in Richtung
Fossa jugularis sternalis vorzuschieben.
Nach Knochenkontakt mit der Clavicula kann
man die Spitze mit einem Finger etwas
herunterdrücken, so, dass die Kanüle
dorsal der Clavicula weiter vorgeschoben
werden kann und dann im Idealfall
die V. subclavia punktiert.
Ist das nicht der Fall, dann gibt
es unterschiedliche Aussagen.
Man zieht die Kanüle zurück und korrigiert
den Winkel entweder nach kranial.
Und wenn das nicht klappt, dann korrigiert
man einen Vorschub weiter nach kaudal.
Beide Optionen haben für mich immer
ein gewisses Unwohlsein verursacht.
Entweder ein Vorschub nach kranial mit dem
Risiko, die A. subclavia zu treffen, nach
kaudal hatte ich immer Sorge,
die Pleurakuppe zu erreichen und
ein Pneumothorax zu verursachen.
Befürworter einer kranialen oder
Befürworter einer kaudalen Korrektur der
Kanülenführung - vermutlich
haben beide recht.
Warum?
Weil die Anatomie eben variabel ist.
Wir können nicht
voraussehen, wie bei diesem Patienten, wie
bei dieser Patientin die
V. subclavia verläuft.
Somit haben alle Beschreibungen
irgendwo ihre Berechtigung
und sind auf der anderen Seite
gleichzeitig nicht
hundertprozentig korrekt.
Und das ist die Lücke, die ich versuche
mit der Sonografie zu schließen,
eben auf die individuelle Anatomie
eingehen zu können und nur mit einem
Kanülenvorschub das Gefäß
erfolgreich zu punktieren.
Um das bewerkstelligen zu können, sind
allerdings Maßnahmen notwendig,
die untypisch sind für eine Punktion
nach der Landmarkentechnik.
Erinnere dich noch einmal kurz, wie in
der Landmarkentechnik punktiert wird.
Die Kanüle wird unterhalb des medialen
Endes der Clavicula vorgeschoben
und penetriert dann die V.
subclavia.
Es ist anatomisch korrekt
die V. subclavia.
Du weißt bestimmt noch aus der Anatomie im
ersten und zweiten Semester, dass die V.
axillaris in die Vena subclavia übergeht.
Und die Anatomen
sprechen an dieser Stelle, wenn die Vene
am lateralen Rand der ersten Rippe ist,
heißt sie V. axillaris.
Dummerweise ein Bereich, der
sonografisch nicht immer zugänglich ist.
Der entscheidende Weg ist also, den
Schallkopf so weit nach medial bringen zu
können, dass im Idealfall
noch die erste Rippe zu erkennen
ist, der Übergang in die V.
subclavia.
weiter wird es vermutlich nicht
funktionieren,
weil dann Knochen eine Schallauslöschung
der Venen oder der Strukturen verursacht.
Um es noch mal genau zu sagen,
in einigen Patientinnen oder Patienten
kann man das distale Ende der Vena
subclavia darstellen
, sie geht dann weiter in die V.
axillaris, und in anderen nicht.
Folgst du diesen anatomischen Gedanken,
ist die ultraschallgestützte
Punktion häufig eine V.
axillaris-Punktion und keine anatomisch
definierte V. subclavia-Punktion.
Für die Klinik hat das keine Relevanz.
Der Führungsdraht wird nach der Punktion
in die V. subclavia vorgeschoben, geht
dann über den Angulus venosus,
die Mündung von der V.
jugularis mit der V.
subclavia in die V.
brachiocephalica,
die wiederum weitergeht in die V.
cava superior.
So, warum erzähle ich das?
Weil die
Darstellung der subclavia nicht immer
möglich ist, der Einstichort an der
Mohrenheimsche Grube, die Fossa deltoideo
clavicopectorale aber gleich ist,
ist der Einstichwinkel sonografisch bei
der ultraschallgestützten Punktion häufig
etwas steiler als in der Landmarkentechnik
bei gleichem Einstichort.
Würde ich den Einstichwinkel abflachen,
könnte ich das für die Punktion relevante
Ende, nämlich die Kanülenspitze,
nicht mehr darstellen.
Ich würde ein visuelles Verfahren
zumindest teilweise ad absurdum führen.
Warum ist ein flacher Einstich
winkel für mich entscheidend?
Der Grund ist relativ einfach.
Punktieren kann ich mehr oder weniger jede
Vene visuell sogar im 90 Grad
-Winkel, na, nicht ganz 90, 80.
Aber selbst wenn das Einführen eines
Führungsdrahtes, der biegsam ist, bei
einem steilen Winkel, wo die Kanüle auf
die Vene trifft, noch möglich ist
, spätestens beim Einführen des Dilatators
sind mechanische Probleme zu erwarten.
Ich möchte das Risiko einer iatrogenen
Venenverletzung durch den
Dilatator minimieren.
Ich möchte möglichst grade fast im Verlauf
des Gefäßes den Dilatator einführen um
dann letztlich den ZVK oder das Device
platzieren zu können.
Verlagere ich meinen Einstichpunkt weiter
nach lateral, lateral der Mohrenheimsche
Grube, bin ich schon sehr
nah am Schultergelenk.
Das macht aus meiner Sicht
überhaupt keinen Sinn.
Und der Einstichort, also die Stelle, wo
die Kanüle das Gefäß durchsticht,
wird auch wieder das distale
Ende der V. subclavia bzw.
die V.
axillaris sein.
Also nichts gewonnen.
Ist dieser steile Einstich oder ist
dieser steilere Einstichwinkel im
Vergleich zur Landmarkentechnik relevant?
Aus meiner Sicht nicht.
Aber es gibt auch einen Unterschied, so
wie ich punktiere gegenüber
Methodikbeschreibungen
der V. axillaris oder V.
subclavia-Punktion.
Auch gibt es eine Menge Lehrvideos über
die V. subclavia-Punktion auf YouTube.
Und der Unterschied
betrifft die Armlagerung.
Oder ich sollte besser
sagen Armauslagerung.
Ich führe eine dezente Abduktion aus,
keine 90 Grad im Schultergelenk.
Das genaue Ausmaß bestimme ich
sonografisch
und das Key Feature dabei ist,
meine Ultraschall-Sonde in der
Sagittalebene so weit wie
möglich nach medial zu bringen.
Durch die Armabduktion verlagere ich das
latterale Claviculaende nach kranial, V.
und A.
axillaris sind exponiert.
Ich habe die Möglichkeit, mit der
Sonde mehr nach medial zu gleiten.
Ich habe die Chance,
die erste Rippe darzustellen, was für mich
der anatomische Beweis ist, dass ich
jetzt in der Nähe der V. subclavia bin.
Und somit habe ich eine ganz klar
definierte sonografische Landmarke.
Und weil das variabel ist, weil Menschen
unterschiedlich groß sind, die Clavicula
anders geformt ist,
gibt es auch keine feste Gradzahl,
inwieweit man den Arm abduzieren muss.
Die Antwort ist so banal wie großartig
, alles wird sonografisch durchgeführt.
Wenn du von der Landmarkentechnik
kommst, ist diese Vorgehensweise
wahrscheinlich etwas komplett anderes, was
dir und auch mir beigebracht worden ist.
"Du musst den Arm anlagern und ziehen,
damit die Öffnung zwischen erster Rippe
und Clavicula größer wird".
Nee, sonografisch führt diese Technik
mehr oder weniger zu einem
Versagen der sonografischen Fähigkeiten,
des sonografischen Potentials.
Ich möchte die bisherigen Aussagen noch
einmal kurz zusammenfassen,
weil sie aus meiner Sicht einige
Key Features sind, damit du erfolgreich
die V. subclavia punktieren kannst.
Verwende einen bekannten, klar definierten
anatomischen Einstichort,
der sich über Jahrzehnte etabliert hat.
Die gut tastbare äußere Landmarke
Mohrenheimsche Grube eignet sich darüber
hinaus perfekt für das erste
Anloten mit deiner Sonde, um die V.
und A.
axillaris darstellen zu können und diese
dann im Verlauf nach medial
verfolgen zu können.
Eine weit nach medial positionierte Sonde
hat zwei Vorteile: Nummer 1: Du kannst
eventuell das distale Ende der
V. subclavia sehen, Nummer 2:
Dein Einstichwinkel wird flach.
Das erleichtert dir das Einführen
des Dilatators und des ZVK.
Damit du das hinkriegst, musst
du aber den Arm abduzieren.
Und die Antwort wie weit, kannst du
gleichzeitig sonografisch beantworten.
Und zuletzt ist dir klar, dass der
Unterschied zwischen der ultraschall
gestützten Punktion und der
Landmarkentechnik ist,
dass du mit Ultraschall nicht immer die
V. subclavia punktierst,
sondern häufig die V.
axillaris punktierst.
Okay, wie lote ich die Sonde an, was sind
meine sonoanatomischen
Kennzeichen, wie gehe ich vor?
Bevorzugte Sonde Linear Array
10 Megahertz oder drunter,
eine Frequenz von 7,5 Megahertz reicht
vollkommen aus,
ist sogar ideal bei adipösen Patienten, wo
die Vene durchaus in vier Zentimeter
Tiefe lokalisiert sein kann.
Und die Standard-Linearsonde mit einem
Footprint von circa 40 Millimeter Breite,
nehme ich deswegen,
weil diese Größe ideal ist
für meinen Punktionsort an der
Mohrenheimischen Grube
und gleichzeitig das distale Ende
der V. subclavia darzustellen.
Bevorzugt verwende ich ein Venen-
Gefäß-Preset des Herstellers
, unsere Systeme booten in der Regel
mit einem Nerven-oder Plexus-Preset.
Der Unterschied liegt darin, dass die Vene
bei einem Gefäß-Preset meistens mit
geringeren Artefakten dargestellt wird.
Und das ist lohnenswert.
Anlotungspunkt ist die Sagittalebene, also
parallel zum Sternum, und zwar
in der Mohrenheimische Grube.
Links im Bild ist kranial,
rechts im Bild kaudal.
Und ich fange immer mit einer hohen Tiefe
an, niedrigen Frequenz,
ab und zu mal auch diese virtuell konvexe
Ansicht von der Linearsonde, um zunächst
eine Übersicht zu bekommen, um Vene und
Arterie voneinander
unterscheiden zu können.
Beide Gefäße zugleich darzustellen in der
Short-access-View (SAX), die Gefäße werden
quer angeschnitten, ich
möchte beide sehen.
Die eindeutige Unterscheidung der Arterie
und Vene halte ich ür extrems wichtig.
Das ist auch der Grund, warum ich zu
diesem Zeitpunkt noch mal checke,
ob die Seitenausrichtung stimmt.
Denn ich weiß, dass die A. subclavia
regelmäßig weiter dorsal
und kranial liegt.
Manche verwenden den
PW-Doppler, das typische venöse
oder arterielle Signal zu erhalten.
Aus meiner Sicht ist
das nicht erforderlich.
Ich bin der Meinung, man kann
das alles im B-Mode detektieren.
Aber gut, so ist das halt - andere
Leute, andere sonografische Sitten.
Streng in der Sagittalebene bleibend,
führe ich jetzt ein
Gleitmanöver nach medial aus.
Ich gleite in Richtung Sternum.
Die infraclaviculäre Region ist den
Regionalanästhesisten sicherlich bekannt.
Man kann sich vielleicht "IVAN" merken,
Innen Vene, Arterien, Nerv, das gilt ja
für die Femoralgegend und infraclaviculär
wäre Vene, Arterie, Nerv auch so.
Nerv muss man durch Plexus
ersetzen, also Vene, Arterie, Plexus
brachialis und das I wie Innen von
IVAN ist in diesem Fall kaudal.
Also merken die A.
subclavia ist immer weiter
kranial und dorsal.
Jetzt versuche ich mit der Sonde so weit
wie möglich nach medial zu gleiten.
Das heißt, die kranial gelegenen Anteile
verschwinden zuerst unter
dem Schatten der Clavicula.
Das heißt Plexus brachialis, dann die A.
axillaris und zuletzt die V. axillaris,
die wir ja aber nicht ganz verschwinden
lassen wollen, sondern so weit
wie möglich noch erkennen wollen.
Und jetzt kommt eben das Manöver mit der
Armauslagerung, der Kranialisierung des
lateralen Claviculaendes, damit ich noch
ein Stück weiter nach medial komme,
genau in dem Moment, wo z. B.
die Hälfte der Arterie, Entschuldigung,
die Hälfte der Vene im
Schallschatten verschwunden ist.
Das ist dein sonografischer Endpunkt
, weiter kannst du die Vene nicht
verfolgen, sie liegt im Schallschatten.
Es wird dunkel.
Jetzt kannst du dich entscheiden, ob du
Out-of-Plane oder In-Plane punktieren
willst und das würde bedeuten, dass du Out
-of-Plane nichts weiter tun musst, denn
das ist dein sonografischer Endpunkt.
Und möchtest du In-Plane punktieren,
dann musst du eine Rotation
der Sonde durchführen.
Und das kann durchaus anspruchsvoll sein.
In dieser Folge geht es aber
noch nicht die Punktion.
Dort gibt es so viel zu zu sagen, dass es
dafür eine Extrafolge, nämlich
die nächste geben wird.
Ich möchte noch ein bisschen
bei der Sonoanatomie bleiben.
Gehen wir noch mal zurück zur
Landmarkentechnik, wenn der Arm angelagert
und gezogen wird,
die Schulter gesenkt wird.
Anatomisch steckt dahinter, dass die
Fascia clavicopectorale damit angespannt
werden soll, was ein
Offenhalten der Vene bevorzugt.
Ich habe mich mit der Fascia schon eine
Menge beschäftigt, aber so richtig
nachvollziehen kann ich das nicht.
Das muss ich aber auch gar nicht.
Ich benutze die Fascia clavicopectorale
als wichtige Landmarke,
wo wir suchen müssen.
Die Faszie umkleidet den Musculus
subclavius und den Pectoralis minor.
Blutgefäße, dorsal (*ventral) der
Faszia pectoralis können nicht die V.
axillaris oder A.
axillaris sein.
Findest du eine Vene, ventral der Faszia
clavicopectoralis,
ist es vermutlich die V.
cephallica, aber nicht die Vene, in die du
eigentlich dein ZVK platzieren möchtest.
Warum gehe ich auf die Faszia
clavicopectoralis ein?
Ich greife ein bisschen vor.
Es gibt ja auch die Möglichkeit, einen ZVK
über periphere Venen einzuführen
und die V.
cephalica mündet in die V.
axillaris.
Sie muss die Faszia
clavicopectorale durchbrechen und das ist
häufig in der Fossa delto
idio clavicopectorale.
Und BÄM, da waren wir wieder bei den
bekannten Landmarken, den
typischen und wichtigen Stellen.
Also von hautnah ins Körperinnere, von
ventral nach dorsal,
zunächst der Musculus pectoralis major,
dann der Musculus pectoralis minor,
der von zwei Blättern der Fascia
clavicopectoralis umgeben wird.
Also den Namen der Fascia clavicopectorale
merken, denn die Nachbarn sind auch alle
bekannt: die Fascia axillaris, die Fascia
pectoralis und nach kranial geht es über
zur Tiefenhalsfaszie,
ja, was soll ich sagen?
Ausblicke Staffel 2, 3 oder 4?
Ich weiß es noch nicht.
Ultraschallgestützte Regionalanästhesie
- da brauchen wir dieses Wissen.
Zurück zur intraclaviculären
Region und die Blutgefäße.
Ich kann dir nur den Tipp geben,
untersuche diese Region regelmäßig.
Das Auffinden der Vena cephalica, da
kennst du schon den Trick mit der
Mohrenheimischen Grube, die
kannst du verfolgen.
Es gibt aber noch eine Menge mehr.
Zu erwähnen sind der
artielle Abgang, die A.
thoracicoacromialis und die
gleichnamige Vene dazu.
Dann gibt es die Vv. pectorales, es sind
immer mehrere und die können durchaus
mit der V. cephalica verwechselt werden.
Das kriegst du aber raus, indem du ganz
einfache Tracing-Manöver machst,
kontrollierte Sondenmanöver und dir
die Blutgefäße im B-Bild anguckst.
Venenklappen - die Natur hat uns
nicht ohne Grund damit ausgestattet.
Die Natur wusste damals vermutlich auch
nicht, dass das Vorschieben eines
Führungsdrahtes zur ZVK-Anlage mit
dem Vorhandensein von
Venenklappen kollidieren kann.
Nur ein Hinweis: siehst du sonografisch
eine Venenklappe in deiner medial
gerichteten Sondenposition,
dann kannst du dir sehr sicher sein, dass
du sehr nah am Angulus venosus bist, dort
wo V. subclavia und jugularis in
die brachiocephalica einmünden.
Denn diese Venenklappen sind häufig nur
wenige Millimeter, 10 bis 15 Millimeter
vom Angulus venosus entfernt.
Und das ist doch eine
super zentrale Stelle.
Also sieh die Klappen nicht als Problem,
sondern auch als Güte deiner
exakten Sonografie.
Distal gelegene Venenklappen sind meistens
erst auf der Höhe, wo der Muscleus
pectoralis am Humerus inseriert
und das ist für die V.
axillaris bzw.
V.
subklavia-Punktion
deswegen nicht relevant.
Noch
mal zur Wiederholung: dein Gleitmanöver,
die Sonde in der Sagittalachse
von lateral nach medial.
Ich vollziehe dieses Manöver mehrmals,
indem ich mir jeweils ein Blutgefäß heraus
picke und verfolge und es
versuche zu identifizieren.
Die Fascia clavicopectoralis
liegt immer ventral der V.
axillaris und es eine wichtige Landmarke.
Schaffst du es, in deinem Ultraschallbild
die Vene ventral der ersten Rippe
darzustellen, dann hast du einen
knöchernen Airbag als Schutz
vor einer möglichen Pleura-Verletzung.
Das ist zugleich ein Gütekriterium, dass
du sehr nah an der V. subclavia bist bzw.
die V.
subclavia darstellst
und eine Venenklappe davor, oh la la,
tja, dann bist du wohl sehr nah, a
natomisch nah, dem Angulus venosus und der
ZVK, der muss da
lang durch die brachiocephallica
in Richtung rechter Vorhauf.
Die Lungenverletzung wird allgemein dem
infraclaviculären ZVK-Zugang
als Risiko zugeschrieben.
Es gibt zwar auch Fallberichte, dass sowas
bei der Vena jugularis interna-Punktion
passiert ist, aber eben
häufiger bei der V.
subclavia-Punktion.
Eine weitere Komplikation, über die wir
noch nicht gesprochen ist, aber bei der V.
subclavia-Punktion durchaus auftreten
kann, ist die Verletzung der Lymphbahnen.
Das Drainagesystem des Körpers muss
irgendwo auch in die Vene abfließen
und es gibt den Ductus lymphatikus dexter
und sinister - links und rechts -, wobei
die Unterschiede eigentlich nur sind, dass
auf der linken Seite der Ductus
lymphatikus Ductus thoracicus heißt
und die Lymphe der gesamten unteren
Körperhälfte abtransportiert.
Rechtszeitig ist es der rechte
Arm, Hals und der Kopf.
Nichts desto trotz kann sowohl links als
auch rechts der Ductus
lymphaticus verletzt werden.
Dieses Märchen, dass nur links das Risiko
einer Lymphbahnverletzung besteht,
ist anatomisch nicht zu erklären
, es macht auch keinen Sinn.
Auch der rechte Arm und die obere
Körperhälfte müssen trainiert werden.
Alles, was ich in der Literatur gefunden
habe, sind es sehr, sehr seltene
Komplikationen, insbesondere das Bild
Chylothorax, und das ist
schon mal eine gute Aussage.
So, so langsam geht es hier in
den Endspurt mit dem Podcast.
Das Wochenende ist vorbei.
Ich habe zwei Tage produziert.
Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Im begleitenden Blogbeitrag werde ich
dann Bilder und Filme hinzufügen.
Ein Podcast ist Audio und
Ultraschall ist visuell.
Lassen wir den auditiven
Doppler mal außen vor.
Schreib uns eine E-Mail, wenn du
noch Fragen und Wünsche hast.
<echo@radiomegahertz.de>
Klasse, dass du Radiomegahertz hörst.
Ciao.