Jürgen fragt sich (unter anderem): Kann ich mir ein Leben ohne Schmerzen überhaupt noch vorstellen?
Alltag, Zukunft, Verantwortung [S4E4]
In dieser Episode dreht sich alles um die Balance im Alltag und die Verantwortung für die eigene Gesundheit. Jürgen spricht darüber, wie viel Zeit er tatsächlich für seine Gesundheit aufbringt und was es für ihn bedeutet, sich bewusst um sich selbst zu kümmern. Zudem geht er der Frage nach, wie Digitalisierung den Zugang zu Gesundheit beeinflusst und was ihm dabei wichtig ist.
Die Fragen in dieser Episode:
1. Wie viel Zeit nimmst du dir im Alltag für deine Gesundheit?
2. Kannst du dir eine Zukunft ohne Schmerzen vorstellen?
3. Fühlst du dich selbst für deine Schmerzen verantwortlich?
Alle Fragen findest du auch auf der Webseite – hier kannst du auch deine Antworten hinterlassen, mit Anderen diskutieren oder neue Fragen vorschlagen.
Was ich mir aus dieser Episode mitnehme?
Die Verantwortung für die eigene Gesundheit liegt bei uns selbst – und es ist nie zu viel, Zeit dafür zu investieren. Die Digitalisierung kann im Gesundheitswesen nicht schnell genug voranschreiten, aber es tut sich immerhin etwas (kleines).
⭐⭐⭐⭐⭐ – Bewertungen helfen mir und diesem Projekt, die Sichtbarkeit zu erhöhen und mehr Menschen in ähnlich herausfordernden Situationen zu erreichen. Nicht, weil ich glaube, dass ich ihnen helfen kann – aber zumindest möchte ich ihnen auf diesem Weg ein ganz, ganz herzliches „Ihr seid nicht allein“ über den Zaun werfen.
🛜 Abonnier die Schmerzenssache gerne bei Apple Podcasts oder Spotify. Du findest den Podcast auch bei Fyyd und allen gängigen Podcast-Plattformen. Ich freue mich außerdem über Feedback und euere Schmerzgeschichten per E-Mail an juergen@schmerz.fm – außerdem über die Webseite schmerz.fm.
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Transkript
Hi, ich bin der Jürgen.Das ist meine Schmerzenssache und willkommen zurück.Ich, oh Gott, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.Die letzten Episoden, die habe ich ja ein bisschen im Vorhinein produziertund deswegen ist sehr, sehr viel passiert, seit ich das letzte Mal wirklich hier vor euch stand.Und ich weiß gar nicht, wo fange ich am besten an.Vielleicht auf der Schmerzskala.Also ich bin die Tage auf einer soliden 4 bis 5, was jetzt nicht wirklich geil ist.Aber ich habe natürlich jetzt schon ein bisschen Hoffnung, denn wir werden jetzt dann heute noch in den Urlaub abhauen.Und das wäre schon die Hoffnung, dass das ein bisschen was ändert, dass wir ganz entspannt.Ja, Camping ist auch anstrengend, aber ich glaube, wir werden es relativ ruhig angehen.Wir werden ein bisschen rumfahren, wir werden ein bisschen am Campingplatz abhängen.Wir werden auf ein kleines Vanlife-Festival fahren.Ich glaube, das wird alles ganz cool und ich hoffe, dass mir das körperlich und ja, es wird mir psychisch auf jeden Fall gut tun.Ich glaube, dass mir das aber auch körperlich gut tut.Aber ich weiß nicht, ob ihr es das letzte Mal schon oder die letzten Male schon rausgehört habt.Ja, auch psychisch ist gerade alles ein bisschen anstrengend.Es ist tatsächlich ein Struggle die letzten Monate schon.Und ich meine, ich stehe auf der Warteliste für eine Psychotherapie.Ich bin wieder auf der Suche nach verschiedenen Therapieformen.Ich war neulich in einer Klinik und habe mich mit einem Arzt über die Möglichkeit einer Schmerzsonde unterhalten.Ihr könnt euch vielleicht erinnern, die schon ganz, ganz lange dabei sind.Wir haben in einer der ganz frühen Folgen der Schmerzenssache mal über SCS-Sonden gesprochen.Also kleine Geräte, die im Körper implantiert werden und die dann Strom auf die Nervenbahn schickenund die man auch so ein bisschen selber dann regulieren kann, die verschiedene Impulse aussenden könnenund die so das Schmerzempfinden unterbrechen bzw. ja auch langfristig beeinflussen sollen.Ja, lange Rede kurzer Sinn, kommt in meinem Fall nicht infrage, weil ich gar nicht so sehr an Nervenschmerzen leide,sondern eigentlich sind es bei mir eher andere Schmerzen.Also der Arzt war überzeugt, das ist was muskuläres, was ich jetzt so ein bisschen, finde ich ein bisschen lapidar von einem Arzt,der mich nur gerade so mal 10 Minuten irgendwie kennt und begutachtet hat.Aber gut, es klingt plausibel, dass es nichts mit den Nerven oder nicht viel mit den Nerven zu tun hat.Und er hat mir abgeraten von einer solchen Schmerzsonde.Witzig fand ich, dass er meinte, er würde mir die auch implantieren, wenn ich darauf bestehe.Wo ich sage, hey, ich gehe zum Arzt, dass ich eine Empfehlung kriege und nicht, dass ich irgendwie meinen Willen in irgendeinezwielichtige oder zweifelhafte Therapie durchsetze.Naja, okay, haben wir wieder verworfen.Aber naja, also ich bin gerade wieder so ein bisschen in Bewegung und in Aufruhr und hinterfrage alles und werfe alles um,was mich auch dazu gebracht hat, mal wieder zu kündigen.Also ich habe tatsächlich zu Ende Oktober meine Kündigung eingereicht.Ich werde mir ein bisschen Auszeit gönnen.Ich werde mal gucken, was dann kommt.Wahrscheinlich kommt eine Selbstständigkeit.Das ist jetzt noch ein bisschen offen. Es könnten sich noch andere Dinge auftun.Aber ich gehe mal davon aus, dass es in Richtung freibestimmtes Arbeiten geht, was auch mit diesem Podcast hoffentlich zu tun hat.Ich habe euch angekündigt, es wird bald Möglichkeiten geben, mich zu unterstützen.Das werde ich dann alles so den Rest des Jahres aufbauen und anleiern.Und ich denke, ab 2026 wird sich ein bisschen was in meinem beruflichen Leben ändern oder ganz viel in meinem beruflichen Leben ändern.Und wahrscheinlich wird sich dann auch ein bisschen was an der Schmerzenssache ändern.Wobei jetzt Staffel 4, so wie sie angelaufen ist, weitergehen wird.Das ist das Konzept. Das ist der Plan. Wir werden alle zwei Wochen eine Folge haben.Ich werde weiter mit meinen Schmerzkarten arbeiten.Aber an dem Drumherum wird sich ein bisschen was verändern.Ich träume von einer Webseite, die interaktiver ist.Ich träume von einer, vielleicht einer WhatsApp-Gruppe.Ich träume von einem Steady, einer Möglichkeit, mich finanziell zu unterstützen.Ich träume davon, diese Karten als Produkt vielleicht weiterzuentwickeln.Ich träume davon, ein Buch über mein Thema zu schreiben.Also es gibt ganz, ganz viele Pläne und Ideen.Und das werden wir so nach und nach dann in den nächsten Monaten oder dann Anfang nächsten Jahres gemeinsam herausfinden,was davon wirklich belastbar ist und das Licht der Welt erblicken wird.Jo, also erstmal so viel für den Moment. Ich will gar nicht so viel erzählen, weil dann die nächste Folge ja auch in zwei Wochen schon wieder ist.Und bis dahin wird jetzt dann nicht so viel passieren, außer dass ich Urlaub hatte.Also starten wir direkt rein und ich habe hier meine Karten bereit liegen.Ich hoffe, ihr seid bereit. Ich wollte eins noch, bevor es losgeht, mich nochmal bei Jan bedanken für das Interview in der letzten Episode.Das hat mir ganz außerordentlich gut gefallen. Das war ein sehr, sehr schönes Gespräch.Das hat sehr viel Spaß gemacht. Jan, liebe Grüße. Vielen Dank dafür.Liebe Grüße auch an Anja, die mir Jan so ein bisschen zugeschustert hat, die den Kontakt hergestellt hat.Die hatte ein gutes Gespür dafür, welche Menschen gut miteinander können, glaube ich.Das war jetzt schon der zweite Interviewgast, den sie mir besorgt hat.Und also ich hoffe, dass wir da irgendwann nochmal eine zweite Runde drehen.Bei mir im Podcast oder bei ihm im Podcast. Fände ich schön, würde mich freuen.So, jetzt starten wir aber rein. Ich ziehe die erste Karte mit der ersten Frage.Wie viel Zeit nimmst du dir im Alltag für deine Gesundheit?Eine Frage aus der Kategorie alltägliches.Oh, das ist gar nicht so leicht. Das schwankt sehr stark bei mir.Also wie viel Zeit nehme ich mir im Alltag für meine Gesundheit?Wie zählen wir da alles rein? Lasst mich mal überlegen, wie so ein typischer Tag in meinem Leben aussieht.Und der fängt an mit Aufstehen und Tabletten einwerfen.Das ist was, das geht an sich relativ schnell.Aber ich bin jetzt auch schon bei, ich weiß nicht, sie macht Pillen so am Morgen.Das heißt, die erst mal, ich habe so eine Schublade gebaut, wo meine ganzen Tabletten drin sind.Also das ist schon mal, da geht natürlich auch Zeit für drauf.Das macht es aber sehr viel einfacher und übersichtlicher, auch zu merken, wenn sich irgendwas dem Ende zuneigt und das ganze Handling,weil ich da ja doch häufig ran muss. Also, der Tag fängt an mit Tabletten nehmen.Dann natürlich checken, hey, muss ich irgendwo nachordern?Das ist vielleicht ein guter Zeitpunkt. Ich habe es neulich auf LinkedIn schon mal geteilt.Ich möchte an der Stelle, und das meine ich überhaupt nicht ironisch, das meine ich komplett ernst.Ich möchte kurz meine Dankbarkeit ausdrücken und zwar in die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems.Das klingt schräg, weil die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems ist eine Katastrophe im Großen und Ganzen.Aber es gibt was, jetzt da so einen kleinen Nischenpfad dadurch, der für mich wirklich gut funktioniert und mein Leben deutlich verbessert.Und zwar kann ich mittlerweile meine Medikamente bei meinem Hausarzt über einen Telefonassistenten bestellen.Also, ich kann da anrufen außerhalb der Sprechzeiten, kann meine Bedürfnisse einmal aufs Band sprechen an einem KI-Automaten.Ich nehme an, der gibt dann einfach ein Transkript weiter. Auf jeden Fall wird dann, wenn die Praxis öffnet, ein Rezept ausgestellt.Das wird mir digital übermittelt, sodass ich es auf meiner Karte, auf meinem eigenen Smartphone auslesen und an die App meiner Apotheke übermitteln kann,wo ich dann meine Medikamente vorbestelle und dann kann ich auch noch angeben, hey, ich möchte, dass das Ganze zu mir nach Hause geliefert wird.Das macht mein Leben so viel einfacher, weil ich sehr viel weniger Zeit mit Telefonieren und Rumfahren und Zeug verbringen.Also, das ist eine sehr, sehr großartige Entwicklung. Das Einzige, was jetzt wirklich noch fehlt zu meinem ultimativen Glück, ist, dass ich dann auch digital bezahlen kann.Also, ich muss immer noch meine Rezeptgebühr dann an den Boten in bar abdrücken. Das ist ein bisschen rückständig.Das fühlt sich falsch an in diesem ganzen Prozess. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr, sehr happy, weil mir das, und da komme ich zurück zur Frage,das deutlich Zeit im Alltag spart. Aber dieses Ganze, Tabletten, habe ich alles dabei? Muss ich die irgendwie mitnehmen, wenn ich unterwegs bin?Wie weit reichen die noch? Muss ich vom Wochenende nachordern? Die nachordern, mich drum kümmern, das verräumen.Also, das nimmt schon Zeit und vor allem viel Platz in meinem Kopf ein. Also, mehr Platz als Zeit, zugegeben.Aber das ist schon ein nerviger Punkt. Das fällt auf jeden Fall in diese Frage.Ich bin auch gerne ehrlich, ich mache daheim keine Übungen, keine Physiotherapie, keine Gymnastik. Ich sollte das tun, das weiß ich.Ich kriege es immer nicht hin. Also, das ist nicht, ich weiß nicht, das bin einfach nicht ich.Ich gehe einmal die Woche klettern. Ich würde gerne wieder auf zweimal die Woche klettern, umschwenken.Ich hoffe, dass das nach dem Urlaub dann sich wieder einpendelt auf vielleicht zweimal die Woche klettern, bouldern.Das ist mein Sport, das ist mein Rückentraining, das ist meine Lifeline, das ist mein Gesundheitssport.So bleibe ich beweglich, so bleiben meine Muskeln in Bewegung. Das ist mein Gesundheits, der aktive Part in meiner Gesundheitsvorsorge.Also, das frisst natürlich Zeit. Gerade klettern, bouldern ist ein Sport, ich muss erst mal eine Dreiviertelstunde hinfahren zu den meisten Hallen.Dann sind wir da so zwei Stunden vielleicht am Klettern, mit Duschen, umziehen und so weiter.Also, das ist schon auch ein Zeitaufwand, aber ich meine, gut, das ist Hobby, das macht Spaß.Das will ich jetzt gar nicht rein als Invest in meine Gesundheit sehen, sondern das ist,ja doch, das ist schon ein Invest in meine Gesundheit, körperlich, psychisch.Das ist aber auch vor allem ein Hobby. Das ist Sport, das ist Hobby, das ist mehr als das.Das ist was, wo Zeit für drauf geht. Was haben wir noch?Ich weiß nicht, ob so Zeiten, in denen ich einfach zu nichts zu gebrauchen bin, zählt das auch, so Regenerationszeit.Wo ich mich einfach hinlege und leer fühle.Wie viel Zeit nimmst du dir im Alltag für deine Gesundheit?Das wird mir dann ja aufgedrückt. Die Frage impliziert natürlich, dass das die freiwilligen Zeiten betrifft.Aber natürlich wird mir auch manchmal auferlegt, die Pausetaste zu drücken.Ich werde gezwungen, die Pausetaste zu drücken. Das muss ich auch eingestehen.Aber es ist mehr geworden in den letzten Monaten.Ich bin tatsächlich in der letzten Woche übergegangen zu einem regelmäßigen Mittagsschläfchen.Ich habe sehr, sehr oft das Bedürfnis, nach einer längeren Arbeitsphase, also so mehrere Stunden am Schreibtisch,mich dann erstmal für eine halbe Stunde hinzulegen, Kopf aus, Körper aus, einfach zu regenerieren.Und es gibt natürlich auch Ausfallzeiten, wo ich mich komplett hinlege.Wobei die zum Glück in letzter Zeit nicht mehr so häufig sind.Ich ziehe mir den ganzen Tag die Decke über den Kopf. Das hatte ich schon länger nicht mehr.Nee, das hatte ich wohl schon länger nicht mehr.Es ist dann eher so ein Luft holen, ausruhen, Energie sammeln.Das nimmt relativ viel Zeit ein in den letzten Monaten. Das ist deutlich mehr geworden.Das ist ein essentieller Punkt. Ich meine, das haben andere in ihrem Leben auch.Jeder Gesunde, jede Gesunde muss sich auch Zeit nehmen, um aufzutanken.Das ist bei mir wahrscheinlich ein bisschen über dem Durchschnitt.Dann gibt es noch natürlich die ganze Zeit, die ich in Warteschlangen, die ich mit Papierkram,die ich in Wartezimmern, die ich in Arztgesprächen, die ich in Krankenhäusern verbringe.Und das ist natürlich enorm verglichen mit Menschen, die gesund durchs Leben gehen.Ich weiß nicht, ich habe sechs, sieben Rückenoperationen, verschiedene andere Operationen.Ich habe verschiedene Rückentherapien, ambulant, stationär. Ich war auf Reha.Ich bin gut verteilt über die letzten 20 Jahre. Aber das ist was, das mir auch zunehmend auf die Nerven geht.Also wann immer ich in einem Wartezimmer sitze und mir denke, ich habe so viel tote Zeit.Ich meine gut, mit Smartphone und Kopfhörern drin kann man die Zeit schon irgendwie nutzen.Aber es ist wirklich verbrannte Zeit. Und das ist viel geworden. Das ist echt viel.Und das nervt mich. Das fällt vielleicht nicht in die Zeit, die ich mir dafür nehme.Aber das ist die Zeit, die ich mir dafür nehmen muss. Das ist schon ein bisschen ätzend.Das ist ätzend.Lieber noch die Zeit, die ich mir freiwillig nehme. Sollen wir da Gassi in den Wald gehen, mit dem Hund raus, auch noch mit reinnehmen?Es wäre gelogen, wenn ich sage, wir haben uns den Hund angeschafft, damit ich mich mehr um meine Gesundheit kümmere.Es wäre aber auch gelogen zu sagen, dass das bei der ganzen Überlegung gar keine Rolle gespielt hat.Also die Tatsache, dass man zweimal am Tag mit dem Hund rausgeht und dass ich so regelmäßig ein paar Meter zurücklege,dass ich rauskomme, dass ich den Kopf frei bekomme, das hat schon das Thema, die Frage, schaffen wir uns einen Hund an, sehr viel attraktiver gemacht.Also können wir gerne doch Gassi gehen. Gassi gehen zählen wir mit rein. Auch das nehme ich mir Zeit.Um die Frage jetzt zum Ende zu kommen. Ich nehme mir Zeit im Alltag für meine Gesundheit.Sehr viel unfreiwillig, viel zu wenig freiwillig, mehr als gesunde Menschen.Es müsste aber wahrscheinlich gemessen an meiner Situation noch deutlich mehr sein.Das ist meine Antwort, die möchte ich einloggen. Herr Jauch, bitte gehen wir über zur nächsten Frage.Eine Frage mit einer hohen Schwierigkeitsgrad aus dem Bereich Körperliches.Kannst du dir eine Zukunft ohne Schmerzen vorstellen?Kann ich kurz machen. Nein.Wer schon eine Weile hier zuhört, hat mich wahrscheinlich schon mal darüber reden hören.Ich war mal vor Jahren, das ist wirklich schon sehr lange her, bei einem Psychologen und der hat mir genau diese Frage gestellt.Und damals konnte ich sie nicht beantworten. Da war ich noch relativ früh in meiner Schmerzkrankheit und das hat mich in ein kleines Loch gestürzt,dass ich die Frage nicht beantworten konnte. Und zwischen den zwei Terminen lagen da einige Wochen und da habe ich sehr, sehr intensiv darüber nachgedacht.Und ich bin damals auch zu dem Beschluss gekommen, ich kann mir das nicht mehr vorstellen.Und jetzt ist die Frage, okay, ist das schlimm oder nicht? Ich meine, es schwingt ja damit.Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal fliegen kann, aber das ist jetzt nichts, was mir die Laune verdirbt.Was damit schwingt, ist, ist das schlimm oder nicht?So, ist es schlimm, dass ich mir keine Zukunft ohne Schmerzen vorstellen kann? Und da bin ich ein bisschen unentschlossen, ein bisschen hin und her gerissen.Also einerseits mache ich mir natürlich Sorgen um die Zukunft. Ich mache mir Sorgen darum, wie das mit mir weitergeht.Ich mache mir Sorgen darum, wie lange ich überhaupt arbeitsfähig bin. Ich mache mir Sorgen, wie ich mir mein Alter vorstellen muss,ob ich die ganzen Pläne, die ich fürs Alter habe, durchziehen kann, ob ich da körperlich zu in der Lage bin, ob ich da finanziell zu in der Lage bin.Also ganz viele Fragen mit ganz vielen Sorgen. Auf der anderen Seite bin ich jetzt schon länger Schmerzpatient als Nicht-Schmerzpatient.Und im Großen und Ganzen lebe ich mein Leben und ich habe viele tolle Dinge in meinem Leben, die einfach mit Schmerzen gar nichts zu tun haben.Ich habe eine Familie, ich habe einen Beruf, ich habe tolle Projekte, ich habe tolle Podcasts, ich lerne tolle Menschen kennen, ich habe einen tollen Hund.Also ganz viele Dinge, mit denen ich super zufrieden bin und ich sehe nicht, dass das in Zukunft sich ändern wird.Also ich werde die gleichen tollen Dinge haben, ich werde neue tolle Dinge haben. Es werden tolle Dinge auch wegfallen.Das ist das Leben. Und es hat aber vieles davon hat mit Schmerzen gar nichts zu tun. Und deswegen blicke ich jetzt nicht mehr so angstvoll in die Zukunft, wie es früher vielleicht mal war.Ja, mit Sorgen. Aber das bremst mich nicht. Das schmeißt mich nicht mehr so in ein Loch.Und von daher, ich kann die Frage klar beantworten mit einem "Ich kann mir das nicht mehr vorstellen.Ich sehe nicht, dass irgendwann eine magische Therapie um die Ecke kommt, die mir meine Schmerzen nimmt. Ich sehe, dass vielleicht wir medikamentös da nochmal anders rangehen.Das kommt dann aber auch wieder mit neuen Nebenwirkungen, also dieses Rangeln und dieses Hin und Her und so, das wird immer weitergehen.Aber ich habe, glaube ich, das mittlerweile für mich akzeptiert.Das war mein Hund. Ich weiß nicht, ob ihr ihn gehört habt. Nächste Frage. Sind wir schon bei der dritten Frage?Eine Frage. Oh, schön. Wir haben einmal einfache Schwierigkeit, einmal hohe Schwierigkeit und jetzt noch einmal mit hier mittlere Schwierigkeit.Philosophisches. Fühlst du dich selbst für deine Schmerzen verantwortlich?Gute Frage, weil für Menschen, die von außen da drauf blicken und das hatte ich jetzt in letzter Zeit immer mal wieder.Menschen, denen ich von meiner Schmerzkrankheit erzähle, denen ich von meinem Leben erzähle, die denken sich immer,"Oh, das ist ja ganz schlimm und der Jürgen, der ist doch noch jung." Und das denken sie jetzt vielleicht dann nicht mehr so.Es kommt dann immer so ein komisches Mitgefühlsthing und dann erzähle ich ihnen, dass ich mit 18 mal einen Motorradunfall hatte und dann klickt es bei denen.Und dann ergibt das so irgendwie einen Sinn. So dann ist das so ein "Ah, das ist jetzt nicht mehr einfach aus heiterem Himmel und es ist einfach so."Sondern das ist so ein "Okay, der hatte einen Motorradunfall." Das Mitleid bleibt dann meistens.Aber diese "Okay, deswegen hat der chronische Schmerzen." Das ergibt für alle Menschen, die da von außen drauf blicken, Sinn.Das ergibt für die Ärzte, die da drauf blicken, Sinn. Das ergibt manchmal auch für mich Sinn.Ich sehe aber diesen hundertprozentigen Zusammenhang tatsächlich, oder was heißt ich sehe, ich spüre den so nicht.Für mich ist dieser Zusammenhang Motorradunfall und Schmerzen, der ist möglich, aber nicht so klar und nicht so deutlich, wie er für andere Menschen ist.So, und wie führt das dazu, diese Frage zu beantworten? Na ja, also für diesen Motorradunfall sollte ich mich verantwortlich fühlen.Mir hat jemand damals die Vorfahrt genommen, dafür konnte ich nichts. Ich hätte nicht auf diesem Motorrad sitzen sollen, weil ich keinen Führerschein hatte, dafür konnte ich was.Also, dieser Motorradunfall geht zu großen Teilen auf meine eigene Kappe. Ich ziehe mich da nicht hundertprozentig für an, trotzdem wurde mir übel mitgespielt.Aber ich sehe meine Verantwortung und damit sehe ich auch, dass ich ein Stück weit für meinen körperlichen Zustand verantwortlich bin.Auch was die Jahre danach angeht, was Sport angeht, was Ernährung angeht, was das Leben, die Arbeit und so weiter angeht, natürlich bin ich dafür verantwortlich.Ich fühle mich aber trotzdem nicht hundertprozentig dafür verantwortlich, was daraus jetzt alles so entstanden ist.Also, diese Schmerzkrankheit, die in den letzten sieben, acht, neun, zehn Jahren wirklich zu einer Last geworden ist, nein, den Schuh ziehe ich mir nicht an.Das ist nicht meine Schuld. Das klingt jetzt komisch, weil eigentlich spielt diese Frage für mich keine Rolle.Das liegt vielleicht darin, dass ich mir doch ein bisschen Schuld daran gebe. Aber eigentlich ist mir völlig wurscht.Es ist mir mittlerweile völlig wurscht, wo das herkommt. Es ist mir egal, ob das auf diesen Motorradunfall zurückgeht.Es ist mir egal, ob es einfach so da ist. Es ist mir egal, ob andere Leute in ähnlichen, in weniger schlimmen, in schlimmeren Situationen stecken.Es ist mir einfach egal. Und das meine ich nicht, weil ich empathielos und emotionslos bin, sondern das meine ich im positivsten Sinn.Es ist mir egal, weil mich die Überlegung in so einen Strudel stürzt und das Auto zu führt, dass ich mir immer wieder hinterfrage, was hätte ich anders machen müssen?Hätte ich das beeinflussen können? Kann ich es jetzt noch beeinflussen? Also, das macht so einen negativen Gedankenstrudel auf und der führt zu nichts.Also, wir können die Vergangenheit nicht ändern. Ich kann nach vorne blicken. Ich kann beeinflussen, was als nächstes passiert.Ich kann nicht beeinflussen, was als letztes passiert ist. Ich konnte das beeinflussen, aber ich kann es nicht mehr beeinflussen.Also, es ist wichtig für mich, aus der Vergangenheit zu lernen. Es ist wichtig, Schlüsse daraus zu ziehen.Es ist wichtig, meine Zukunft positiv zu gestalten. Aber es ist die Schuldfrage in der Vergangenheit, was meine Schmerzen angeht, ist für mich absolut irrelevant.Das ist wichtig. Spielt keine Rolle. Und damit fühle ich mich eigentlich dann auch für meine Schmerzen ultimativ nicht verantwortlich.Also, auch da Antwort Nein.Cool. Da würde mich tatsächlich auch mal interessieren, wie das bei euch ist.Also, ich hoffe, dass wir das mit den Kommentaren und der Interaktion auf der Webseite bald hinbekommen.Bei allen Fragen, es haben tatsächlich einige Hörerinnen und Hörer angefangen, mir per Mail ihre Antworten auf meine Fragen zu schicken.Das finde ich mega. Macht das bitte weiter. Ich würde gerne in Zukunft das auf der Webseite sammeln oder vielleicht in einer Art kleinen Community,wenn ihr das nicht ganz öffentlich teilen wollt, aber gerne auch irgendwie dann anonym oder so.Also, das ist was, das machen wir auf jeden Fall. Das dauert noch ein paar Monate, bis wir da sind.Aber dann würde ich mich sehr, sehr freuen, wenn ihr dazu übergeht, diese Fragen nicht nur für euch auch im Kopf mit zu beantworten,sondern sie mir auch zurückzumelden und zu antworten. Da hätte ich mega Spaß dran.Spaß ist vielleicht jetzt nicht ganz der richtige Begriff, aber das würde mich super freuen und das würde einen super Dialog aufmachen.Großartig. Gut. So, jetzt muss ich noch packen und dann mich in den Urlaub verabschieden.Wir hören uns. Also, wenn ihr das hört, bin ich gerade im Urlaub und bis zur nächsten Folge bin ich wieder zurück.Das heißt, wir hören uns dann in zwei Wochen nach meinem Urlaub wieder. Macht's gut. Bis dahin. Schmerzliche Grüße und ciao.Free Audio Postproductionby alphonik.com