DIE GOKHALE-METHODE – und die Frage nach gesunder Körperhaltung [S3E4]
im Interview mit Gokhale-Trainerin Johanna Picker
17.08.2024
63 min
Zusammenfassung & Show Notes
DIe liebe Johanna hat mir die Gokhale-Methode erklärt. Die hat viel mit Haltung und viel weniger mit Übungen zu tun – und macht mich schon allein deshalb neugierig.
Rückenschmerzen eine Frage der Haltung? Könnte generationenübergreifendes „Bauch rein, Brust raus“ uns alle in die Rückenschädigung getrieben haben? Und warum sollten wir nicht immer nur über Quantität von Bewegung nachdenken, sondern auch über Qualität? Das uns mehr bespreche ich in dieser Folge mit einer der wenigen Trainerinnen für die Gokhale Method®️ in Deutschland. Was das ist und warum selbst ich als Skeptiker viel Gutes daran finde, hört ihr am besten selbst.
⭐⭐⭐⭐⭐ – Bewertungen helfen mir und diesem Projekt, die Sichtbarkeit zu erhöhen und mehr Menschen in ähnlich herausfordernden Situationen zu erreichen. Nicht, weil ich glaube, dass ich ihnen helfen kann – aber zumindest möchte ich ihnen auf diesem Weg ein ganz, ganz herzliches „Ihr seid nicht allein“ über den Zaun werfen.
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Transkript
Ich bin Jürgen Krauß und das ist meine Schmerzenssache.Ich hatte da ja vor einiger Zeit mal diese Hypnosetherapeutin,wer den Podcast verfolgt, weiß das vielleicht noch, erinnert sich.Und die hat immer versucht,also A, hat sie immer irgendwie versucht, ein Trauma bei mir irgendwie rauszukitzelnund B, hat sie aber immer versucht, auch mich, meine Wut lösen zu lassen.Sie wollte, dass ich wütend werde und in ein Kissen schreie oder auf ein Kissen schlage.Und ich habe ihr immer gesagt, ich verspüre keine Wut, ich bin nicht wütend.Ich weiß nicht, ich kann jetzt mit diesem Kissen hier nichts anfangen.Und das hat die nicht so richtig verstanden.Und ich habe nicht verstanden, warum sie das nicht versteht.Und jetzt hatte ich die Woche tatsächlich den Moment, wo ich mir dachte,okay, jetzt weiß ich, jetzt weiß ich, worauf sie hinaus wollte.Ich war jetzt eine Woche krank.Also ich habe Samstagabend auf dem Campingplatz,habe ich plötzlich Fieber bekommen und lag dann Sonntag zitternd im Schlafsackbei, ich weiß nicht, 35 Grad im Bulli und mir ging es Hunde Elend.Und das Fieber hat tatsächlich bis Mittwoch oder so angehalten.Und jetzt ist Freitag und mir geht es immer noch nicht wieder gut.Und gestern oder was am Mittwoch noch, ich weiß nicht mehr genau,aber irgendwann war ich an einem Punkt, wo ich wirklich stinke sauer war.Stinke sauer, dass mich eine Krankheit, die ich habe ich nicht kommen sehen,die war vollkommen unnötig.Eine Sommergrippe, keine Ahnung, was das überhaupt war.Also fand ich denkbar unnötig.Und hat mich komplett aus dem Leben geworfen.Also eine Woche lang, ich war wirklich auf der Kraut,ich war zu nichts zu gebrauchen.Ich konnte manchmal ein bisschen Netflix gucken,dann am Donnerstag ein bisschen liegend Slay the Spire auf der Xbox spielen.Aber sonst war ich zu nichts zu gebrauchen.Und das hat mich richtig aggressiv gemacht.Ich war richtig sauer.Ich hatte so viele Sachen noch vorzubereiten für den Urlaub,der jetzt am Wochenende ansteht.Ich muss noch packen, ich hätte noch Arbeitsthemen,die ich noch weiter hätte treiben.Also war das so unfassbar aggressiv, dass ich so ausgenockt wurde.Also ich bin denkbar schlecht als Kranker.Also hat natürlich damit zu tun, dass bei mir normale Krankheitenvielleicht auch oft ein bisschen über die Maßen anstrengend sind.Also das ist einfach meine Resilienz für reguläre Krankheiten.Zum Glück bin ich nicht super anfällig für so Grippe und Erkältungund Krankheiten, zumindest seit ich nicht mehr rauche.Eigentlich bin ich nicht mehr ganz so anfällig.Und wenn ich dann aber mal so was habe, dann bin ich, ja,dann bin ich wirklich so ein Fallmännergrippe.Also dann geht es mir, geht es mir schlecht.Dann habe ich schlechte Laune, dann ist alles scheiße.Dann ja, also wie gesagt, ich war die Woche mal richtig sauerund dann musste ich schmunzeln,als ich an meine Hypnose Therapeutin gedacht habe und mir mich erinnert habe,na ja, das wollte sie mir mitgeben.Jetzt nehme ich mal so ein Kissen zur Hand, schreite mal reinund vielleicht geht es mir dann, vielleicht geht es mir dann besser.Ja, jetzt kommt es mir natürlich zugute,dass ich schon vor einiger Zeit ein Interview geführt habe,das jetzt noch in der Schublade liegt,das ich jetzt dann doch mal endlich noch veröffentlichen kann.Und zwar ist das Interview mit Johanna Picker.Die hat sich im März an uns gewendet,ja, über den Podcast auf uns aufmerksam gewordenund hat uns von ihrer Ausbildung zur Gokhale-Method-Trainerin erzählt.Sie ist, ich glaube, eine von zwei in Deutschlandoder die einzige in Deutschland, ich bin mir gerade nicht ganz sicher.Aber es gibt da nicht wahnsinnig vieleund diese ganze Methode ist auch noch nicht so super,noch nicht so super verbreitet.Das ist aber im Prinzip was, wo es um natürliche Haltung geht.Also eine, da ist eine Dame um die Welt geflogen,hat indogene Völker und alle möglichen,alle möglichen Menschen besucht und beobachtetund versucht etwas über Haltung zu lernenund die richtige Körperhaltung und das dann in ein Buch gegossenund in eine Methode und das wird jetzt gelehrtund aktuell laufen auch Studien dazu und so weiter.Aber das gehörte jetzt gleich alles im Interview.Ich fand es super jedenfalls,dass Johanna sich mit dem Thema bei uns gemeldet hat.Witzigerweise kam das auch schon über einen Arzt vorher zu mir, das Thema.Mir hat ein Arzt schon mal dieses Buch dazu empfohlen.Ich habe es dann irgendwann aber wieder weggelegt.Aber auch darüber werden wir gleich im Interview reden.Ja und euch möchte ich jetzt dieses Interview wärmstens empfehlen.Da steckt viel, da steckt viel drin.Da stecken einige gute Tipps und Erkenntnisse drin.Ich lasse euch natürlich alle Links und alle Informationen in den Show Notes da,die ihr braucht, um euch da ein bisschen einzulesen,um zu Johanna und ihr Angebot zu finden.Und ja, jetzt springen wir mal direkt rein.Vielen Dank Johanna, dass du dir die Zeit genommen hastund mir hier die Gokhale Method.Einmal ja, ich möchte fast sagen schmackhaft gemacht hast.Ich würde gerne tatsächlich bei deinem Leidensweg anfangen, Johanna.Ich möchte wissen, wie du zu dem Thema gekommen bist,beziehungsweise wie kommt es dazu,dass wir beide jetzt hier heute miteinander sprechen?Ja, du, ich habe, als ich so um die 30 rum war,einfach ganz, ganz dolle Rückenschmerzen gehabt.Also ich würde sagen, auf so einer Schmerzskala von 1 bis 10,tagesformabhängig war ich so bei 7 bis 9.Also ich hatte echt schon dolle Schmerzen.Und ich habe mich mit 30 gefühlt wie mit 70.Ich bin spazieren gegangen und jeder Schritt hat mir wehgetan.Autofahrten waren die Hölle.Wenn wir irgendwie auf Dienstreise gefahren sind,meine Kollegen mussten mit mir immer an jedem Rastplatz halt machen, gefühlt,damit ich ein paar Schritte machen konnte.Du bist dann auch arbeiten gegangen, ganz normal, noch auf Dienstreise sogar.Ja, ich bin ganz normal arbeiten gegangen, genau.Und ich bin natürlich irgendwie von einem Arzt zum nächsten.Und gefühlt bin ich auch von Pontius zu Pilatus gelaufen,also vom Sportmediziner zum Physiotherapeuten, zum Osteopathen und so weiter.Ich habe da auch tolle Leute getroffen,also Leute, die mir helfen wollten.Und auch teilweise, wo es mir hinterher auch ein paar Stunden wirklich besser ging.Es war nur so, ich habe immer die Frage gestellt,meine Kollegin neben mir, die sitzt doch auch 8 Stunden am Tag.Warum hat die denn keine Rückenschmerzen?Und warum habe ich sie denn aber?Und was kann ich denn tun?Muss doch irgendwas in mir sein.Ich muss doch irgendwas ändern können.Und die Antworten auf diese Frage,die habe ich dann erst über 10 Jahre später in der Gurgli-Methode gefunden.Okay. Und was war da so die Diagnose?Oder was haben die Ärzte damals gesagt?Was ist der Grund für deine Schmerzen? Gibt es einen?Also es gab tatsächlich keinen, also keinen, den sie finden konnten.Mir wurde immer nur gesagt, ne, Bandscheibenvorfall hast du nicht.Und ja, dann war das ein vieles Rumprobieren.Dann war das, machen sie mal Pilates, stärken sie mal ihre Rückenmuskulatur,machen sie mal Massage, machen sie mal Akupunktur.Genau beim Physiotherapeuten habe ich dann Übungen bekommen, die ich machen sollte.Und das hast du, wie lange hast du das dann mitgemacht,bis bevor du was gefunden hast, das die Situation verbessert hat?Ich glaube fast 15 Jahre.15 Jahre. In so einem Ausmaß, aber auch durchgehend Schmerzen.Ja, ja. Also ich habe schon wirklich, es war mal besser und mal schlechter.Natürlich schwankt es auch, ja klar.Aber trotzdem in so einer Region, über so eine lange Zeit, das macht Möbel, nehme ich an.Ja, total.Ich weiß, dass es Möbel macht. Ich nehme an, es macht dich genauso Möbel, wie es mich auch gemacht hat.Ja, das schränkt ja auch den Alltag ein.Also ich konnte ja auch nicht mehr joggen gehen. Ich bin früher ganz, ganz viel joggen gegangen.Und tatsächlich, ich habe das Buch von der Esther gelesen und da stand drin,wie man sein inneres Muskelkorsett, nennt sie das, aktiviert.Also wie ich mit Druckbelastung auf die Wirbelsäule umgehe.Und das war eine der wenigen Sachen, die ich sofort einfach verstanden habeund aus dem Buch raus umsetzen konnte.Im Buch ist das so beschrieben, wenn du von großer Höhe ins Wasser springst,spannt der Körper automatisch seine Muskulatur an,bestimmte Regionen von Muskulatur, um dich zu schützen, wenn du aufs Wasser aufkommst.Und sie beschreibt, wie man diese Muskulatur aktivieren kann, auch aktiv aktivieren kann.Und das hat mir sofort geholfen, dass ich von heute auf morgen joggen gehen konnte wiederund nicht mehr Schmerzen hatte. Ich hatte natürlich dieselben Schmerzen wie am Tag vorher auch,aber ich hatte nicht mehr.Ansonsten muss ich sagen, habe ich mich ganz, ganz schwer getan, die Sachen auch wirklich zu lernen.Das innere Muskelkorsett ist etwas, wenn ich das heute unterrichte,wo sich die meisten Teilnehmer*innen sehr schwer tun.Alle anderen Sachen, bin ich immer erstaunt, wie leicht meine Teilnehmer*innen das ganz oft hinkriegenund ich mir denke, ich habe da so ewig für gebraucht.Ich habe das Gefühl, ich habe auch jeden Fehler gemacht, den man so machen kann.Aber wir sind jetzt schon ein paar Schritte gesprungen.Ich würde tatsächlich mal noch ganz kurz einen Schritt langsamer gehen wollen und fragen.Also du bist über ein Buch dann zu der, ich habe tatsächlich Angst, das auszusprechen,weil ich es bestimmt falsch sage, zu der Gokhale Methode.Gokhale, ja.Tatsächlich auch über ein Podcast-Interview.Okay.Die Esther Pohl hat 2016 ein Podcast-Interview gegeben, eine deutsche Trainerin.Und das habe ich durch Zufall gehört.Und dann habe ich mich selber zu einem Kurs angemeldet und habe also selber einen Kurs gemachtund habe mich dann sehr, sehr spontan entschlossen, selber die Ausbildung zu machen,weil mich das ganze Thema so fasziniert hat und ich das alles so spannend fand,dass ich gesagt habe, ich will das auch selber lernen und das Wissen weitergeben.Wie viel Zeit lag da dazwischen von du bist quasi Patientin zu du fängst jetzt eine Ausbildung zur Ausbilderin an?Zwei Tage.Also du wusstest sofort, okay, das ist es, das muss helfen.Meinst du, diese Überzeugung hat was damit zu tun, dass es auch geholfen hat?Oder meinst du, das wäre auch, wenn du skeptisch da rangegangen wärst, so ähnlich gekommen?Ich glaube, das wäre, auch wenn ich skeptisch rangegangen wäre, ja, es kommt darauf an, man muss halt sehr viel selber üben.Es geht darum, seine Gewohnheiten zu verändern.Es geht nicht darum, dass ich dir jetzt irgendwelche Übungen zeige, die du dann jeden Tag 30 Minuten lang machen sollst,sondern ich will die anderen 23,5 Stunden deines Tages haben.In den Kursen geht es darum, wie sitzen wir gesund, wie liegen wir, wie stehen wir, wie gehen wir, wie bücken wir unsund wie gehen wir eben mit Druckbelastung auf die Wirbelsäule um.Und natürlich habe ich keine Zauberpille und wenn du bei mir aus dem Kurs rausgehst,musst du natürlich hinterher auch diese Sachen umsetzen und an deinen Gewohnheiten arbeiten.Und da wissen wir alle, dass das ganz häufig nicht so einfach ist.Das ist dann schon leichter, wenn man voll überzeugt ist.Genau, die Überzeugung hat mir sicher geholfen, an meinen Gewohnheiten zu arbeiten.Nur letzten Endes machen wir in der Gokhale-Methode ganz, ganz viel Physik im Grunde.Da gehen wir gleich mal tiefer rein, wie das genau funktioniert oder was da so die Idee dahinter ist.Aber ich würde noch ganz kurz über Esther reden wollen, also die andere Esther,die ursprünglich mal irgendwie losgezogen ist und sich mit diesem Thema beschäftigt hat.Kannst du mir sagen, was die so für ein Mensch ist?Wie ist sie dazu gekommen, sich mit dem Thema Haltung zu befassen?Ja, sie ist da über ihren eigenen Leidensweg auch zugekommen.Die Esther hat Ende 20 einen Bandscheibenvorfall selber auch gehabt,und zwar im 9. Monat ihrer Schwangerschaft, als sie gerade mit ihrem ersten Kind schwanger war.Und sie hat dann ganz, ganz, ganz starke Schmerzen gehabt.Sie hatte einen Bandscheibenvorfall in der untersten Bandscheibe, also bei 5S1.Und sie konnte sich nicht mehr die Schuhe zubinden vor Schmerzen.Sie konnte keinen Kochtopf hochheben vor Schmerzen.Und das Schlimmste natürlich, dass sie nach der Geburt ihres Kindes ihr Kind nicht hochheben konnte.Sprich, sie war super verzweifelt und hat natürlich erst mal all das gemacht,was man dann üblicherweise macht.Sprich, man hört sich an, was einem die Ärzte raten und probiert es aus.Und sie hat also auch entsprechend Physiotherapie gemacht, Massagen, Akupunktur und so weiter.Und das hat bei ihr aber einfach nicht geholfen.Und sie hat sich dann schließlich entschlossen, nach einiger Zeit sich operieren zu lassen an der Bandscheibe.Und die OP ist auch gut verlaufen. Die Schmerzen waren danach weg.Das Blöde ist nur, dass etwa ein Jahr später sie einen erneuten Bandscheibenvorfall hatte,und zwar an genau derselben Bandscheibe.Und sie hatte wieder ganz, ganz krasse Schmerzen.Das Spiel ging dann im Grunde von vorne los.Und die Ärzte haben zu ihr gesagt, sie raten ihr, sich erneut operieren zu lassen.Und sie soll bitte für den Rest ihres Lebens nicht mehr schwer heben und auch keine weiteren Kinder kriegen.Okay.Ja, genau. Das war natürlich ganz schön krass.Und Essa hat dann gesagt, jetzt Moment mal, jetzt wartet mal.Wer sagt mir denn, dass mir das was bringt?Also ich meine, wer sagt mir denn, wenn ich mich jetzt nochmal operieren lasse,dass ich nicht ein Jahr später den nächsten Bandscheibenvorfall habe?Und über ihre eigene Schmerzgeschichte ist Essa schließlich dazu gekommen,dass sie einmal um den ganzen Globus gereist ist und Naturvölker, indigene Völker besucht hat,mit Leuten gesprochen hat, die keine Schmerzen im Bewegungsapparat haben.Und sie hat realisiert, dass in nicht-industriellen Gemeinschaftennur etwa fünf bis zehn Prozent der Leute über Schmerzen im Bewegungsapparat klagen,während in unseren Industriegesellschaften das eher so 80 bis 85 Prozent der Leute sind.Und sie hat auf ihren Reisen ganz, ganz, ganz, ganz viele Fotos gemacht.Sie hat über 10.000 Fotos gemacht.Und sie hat in diesen Fotos bestimmte Muster gefunden,Muster in der Art und Weise, wie sich Leute aufrecht halten, wie sie sich bewegen.Und ja, hat mit den Leuten gelebt, ist denen hinterhergelaufen,wirklich wortwörtlich hat die Leute nachgemacht und hat daraus ihre Methode entwickelt.Und letztlich geht es eben in der Gurgli-Methode um die Frage,gibt es so etwas wie eine Körperhaltung, die der Spezies Mensch inhärent ist?Wenn ja, wie sieht sie denn eigentlich aus?Und wenn ich jetzt Personen habe, die sich über Jahre, Jahrzehnte in einer ungünstigen Haltung befunden haben,wie bringe ich die dann eigentlich wieder zurück in eine natürliche, gesunde Ausrichtung herein?Ich finde das immer noch schwer vorstellbar, dass jemand aus so einer akuten Notsituation raus dann sagt,oh ja, okay, dann mache ich halt eine Weltreise und fliege mal zu den indigenen Völkern,die ja auch nicht direkt am Flughafen, meistens in großen Städten auf dem Globus irgendwo wohnen,sondern dann auch noch mal beschwerliche Reisen durch irgendwelche,ich habe lustigerweise gestern gerade so einen Outdoor-Survival-Trip durch den Dschungel in Papua Neuguinea gesehen.Also das ist ja auch super krass, allein so eine Wanderung zu machen oder so eine Reise zu machen.Wie muss ich mir das vorstellen? Die muss ja da mit einer Theorie auch schon hingekommen sein.Sie macht es ja nicht einfach so, ich probiere das jetzt mal aus,sondern die muss sich zumindest schon gedacht haben, hey, Moment, also irgendwo anders geht es den Leuten besser.Also wie, weißt du da mehr oder müsste ich sie wahrscheinlich selber fragen?Ja, ich weiß nicht, ob ich das bis ins letzte Detail beantworten kann,aber ihre Ausgangshypothese war ja im Grunde ähnlich wie bei mir,wo ich die Frage gestellt habe, Moment mal, meine Kollegin neben mir,die hat doch auch keine Schmerzen, obwohl sie acht Stunden am Tag sitzt.Was kann ich verändern? War das eine ähnliche Fragestellung.Es gibt ja ganz offenbar Leute, die keine Schmerzen haben.Und was machen denn diese Leute? Und erst mal egal, wo sie leben, in welcher Ethnie sie haben.Und wenn ich mir jetzt diese Leute anschaue, finde ich da Gemeinsamkeiten.Und welche Gemeinsamkeiten sind das? Und ich denke, das ist so ihre Ausgangsfrage gewesen.Esther selber lebt in den USA. Ihre Mutter ist Niederländerin und ihr Vater ist Inder.Und sie ist auch in Indien die ersten Jahre aufgewachsen.Und sie erzählt uns Trainerinnen auch immer wieder ganz gerne,dass auch ihre Mama sie stark beeinflusst hat,weil sie Esther auf die gute Körperhaltung der Inderinnen hingewiesen hat,als sie sie besucht hatte und sie gemeinsam auf dem Markt waren.Und wenn die beten, dann bücken die sich doch so ganz viel.Und die haben sich da immer so ganz viel gebückt mit ganz graben, schönen Rücken.Und das erzählt sie uns, weil ich meine, dass das eben so ein Ausgangspunkt für sie war.Ich stelle mir das jetzt mal so vor.Also sie fliegt um die Welt, sie macht Fotos, sie schaut sich das an, sie verfestigt ihre These,kommt zu dem Schluss, ah ja, ich bin da einer großen Sache auf der Spur.Ich stelle mir vor, dass wenn sie zurückkommt und ihre Ergebnisse jetzt so präsentiert,dass die Welt jetzt nicht sagt, ah ja, geil, darauf haben wir gewartet,sondern dass dann wahrscheinlich so ein paar, ich nenne es jetzt mal alteingesessene,sagen, ja, okay, jetzt kommt hier so eine Biochemikerin,was will die uns denn jetzt über den Bewegungsapparat erzählen?Wie ging es da weiter, als sie dann ihre Reise beendet hat?Du, das weiß ich tatsächlich gar nicht.Das ist aber eine spannende Frage, die ich sie mal, wenn ich sie das nächste Mal sehe,gerne mal stelle.Aber ich würde auch ganz stark davon ausgehen, dass das nicht so ist,dass alle sofort Hurra geschrieben haben.Es ist mittlerweile so, dass Esther sich schon in den USA Namen gemacht hat.Aber auch die Methode, das entwickelt sich ja nicht in drei Wochen,sondern das ist ja auch eine Arbeit über Jahre und auch Jahrzehnte hinweg.Es ist bis heute so, dass auch die Unterrichtskurse immer wieder angepasst werden,dass wir immer neue Möglichkeiten suchen, Schülern beizubringen,also Bilder zu finden, wie man Techniken vermittelt, wie man vermitteln kann,wie wir bestimmte Muskelgruppen ansprechen können,wenn wir das vorher noch nie gemacht haben.Und es geht immer um Lifelong Learning.Also das ist was, was ich an Esther sehr, sehr schätze,dass es nicht darum geht, so jetzt hier ist die Methode und nimm sie oder lasse,sondern sie ist sehr offen, für alles zu prüfen und sich alles genau anzugucken.Und es läuft tatsächlich auch gerade eine Studie mit der Stanford University an,wo die Stanford University eine Gruppe von Probanden zum Physiotherapeuten schicktund eine andere Gruppe zum Gokhale Method Teacher schicktund dann hinterher die Ergebnisse verglichen werden.Das wäre auch noch eine meiner späteren Fragen, aber das habe ich schon fast vermutet,dass das noch in der Mache ist, dass das noch alles zu jung ist als Feld,als dass man schon wirklich Langzeitstudien und Vergleichsstudien vielleicht parat hat zu dem Thema.Ich muss dir zugeben, ich habe dir ja schon erzählt, als du mich angeschrieben hast,ich habe tatsächlich das Buch von ihr und das habe ich mir jetzt nicht für den Podcast gekauft,das hatte ich mir tatsächlich vorher schon besorgt, das hat mir ein Arzt empfohlen.Ich bin jetzt mal ganz, ganz offen und ehrlich und dann erzählst du mir, warum meine Haltung Quatsch ist,weil wir das früher in dem Podcast auch schon immer gemacht haben.Sehr gerne.Wenn ich ein Buch in die Hand nehme, auf dem steht "Nie wieder Rückenschmerzen"und dann ist noch so ein Aufkleber drauf "Die weltweit erfolgreichste Methode gegen Rückenschmerzen".Da bin ich so ein bisschen, du bist auch im Marketing unterwegs, habe ich gelesen.Das schreckt mich eigentlich eher ab, muss ich sagen.Ja, es ist so, man hat als Autor nicht wirklich Mitspracherecht bei der Auswahl des Buchtitels.Also das machen die Verlage selber und die Verlage wählen den Buchtitel, den sie für verkaufsfördernd halten.Generell ist es so, dass man, muss ich schon sagen, wenn man das Buch liest als Deutscher,man merkt, dass es einfach eine amerikanische Übersetzung ist.Für uns ist das alles sehr ungewöhnlich, da sind ganz, ganz viel so Testimonials und so drin.Das ist auch etwas, was ich persönlich auch nicht so gerne habe, aber das ist einfach eine kulturelle Sache.Da merkt man, dass es einfach eine 1 zu 1 Übersetzung vom Amerikanischen ins Deutsche ist.Das ist ja vielleicht was, wo du auch nochmal dann reinarbeiten kannst, vielleicht als deutsche Trainerin.Ja, ich sage mal, das ist natürlich wirklich eine Verlagsarbeitund die Verlage arbeiten einfach nach ihren eigenen Regeln, möchte ich mal sagen.Also tatsächlich, das mit den Testimonials ist mir auch aufgefallen.Das war dann so der zweite Punkt, wo ich gesagt habe,"Boah, es fällt mir jetzt wirklich schwer, mich da so ein bisschen durchzuquälen."Aber das sind jetzt auch die beiden negativen Sachen, die ich über dieses Buch zu sagen weiß.Der Rest ist tatsächlich auch positiv.Ich habe es bei mir wie bei vielen anderen Dingen, ist es irgendwann versandet, so die Energie.Dann muss ich aufraffen, das regelmäßig zu tun.Aber mal jetzt rein zum Buch.Ich finde es tatsächlich ganz gut gemacht, weil es ist wirklich alles sehr, sehr schön erklärt.Es ist sehr, sehr bildlich erklärt mit sehr vielen ausführlichen Erklärungen,mit sehr vielen Bildern eben auch von dieser Reise und von diesem,warum sind wir zu diesem Punkt gekommen, das jetzt so zu empfehlen.Ob das jetzt alles am Ende des Tages medizinisch komplett haltbar ist oder so, das wird sich zeigen.Und wie gesagt, es ist ja auch offen, das dann noch weiterzuentwickeln.Aber irgendwo muss man ja anfangen.Ich habe hier eine Beobachtung und jetzt müssen wir mal checken,ob das, was ich daraus schlussfolgere, der Realität entspricht.Also es ist völlig legitim.Und von daher finde ich es tatsächlich ein gutes medizinisches Werk,obwohl es mich im ersten Moment so ein bisschen, boah.Das freut mich.Aber jetzt gehen wir mal rein, gehen wir mal ins Thema.Ja, sehr gerne.Was ist denn diese Methode an sich?Du hast es schon mal ganz kurz angerissen, aber jetzt mal so der Kurzpitch, die Gokhale Method.Was muss ich mir da wirklich darunter vorstellen?Also vielleicht fangen wir mal mit der Frage an, was ist eigentlich eine gute Körperhaltung?Was würden wir sagen, ist eine gute Körperhaltung?Was würden wir sagen, ist eine schlechte Körperhaltung, eine ungünstige Körperhaltung?Das wäre so die Ausgangsfrage.Und Jürgen, ich glaube, wenn wir erst mal sagen, was ist eine schlechte Körperhaltung,kommen wir ziemlich schnell überein.Wenn ich mir jetzt mal jemanden vorstelle, der so auf dem Sessel sich so rumlümmelt,in so einer zähförmigen Haltung der Rücken, Schultern runden sich nach vorne,Hals, Kopf kommen nach vorne, da würden wir wahrscheinlich alle sagen,okay, ist eine schlechte Körperhaltung.Ich bin ja tatsächlich, habe ich mir auch noch jetzt verlaufen,ich bin ja groß geworden eigentlich mit der Generation, wo man gesagt hat,ja dynamisches Sitzen, das ist eigentlich das.Es gibt keine gute und keine schlechte Sitzhaltung, sondern man muss eigentlich dynamisch sitzen.Ich weiß nicht, das ist glaube ich auch schon wieder überholt vielleicht,aber das habe ich so, das trage ich in mir.Das ist dieses, die beste Haltung ist die nächste Haltung.Da halte ich erst mal nicht ganz so viel von.Ich bin ein großer Freund davon, dass wir uns nicht nur um die Quantität von Bewegung kümmern.Nicht nur dieses, wir bewegen uns alle zu wenig, wir haben zu inaktiven Lebensstil,wir sitzen alle zu viel, sondern in der Gurgli-Methode geht es um das Thema Qualität von Bewegung.Wenn ich denn nun mal acht Stunden am Tag sitze, sitze ich dann acht Stundenin einer ungünstigen Körperhaltung oder sitze ich acht Stunden in einer natürlichen, gesunden Ausrichtung?Aber vielleicht kommen wir noch mal kurz zurück zu der Ausgangsfrage.Weil was würden wir denn sagen ist eine gute Körperhaltung?Also ich rede jetzt mal so von Durchschnittsdeutschland.Und ich denke, oder vielleicht magst du es auch beantworten?Naja, aufrecht erst mal so offen, was auch so den Rücken, die Schultern angeht.Das ist so ein bisschen, da bin ich natürlich auch sensibilisiert,weil man beim Klettern eigentlich immer genau das Gegenteil macht.Also man muss dann immer sich bewusst die Schultern ein bisschen nach hinten nehmen,ein bisschen aufrichten, den Kopf halbwegs gerade halten, würde ich sagen.Ja, und dann schwierig, irgendwie so stabil im Gleichgewicht stehen.Nicht irgendwie auf einer Seite belastend, sondern auf der anderen Seite.Aber wir haben über Sitzen, glaube ich, geredet.Das ist erstmal allgemein.Deswegen ist stehen für mich die spannendere Frage.Genau, also du hast gerade schon die Stichwörter gesagt, aufrecht und gerade.Und in der Regel, wenn Leute sagen, oh, ich muss mich jetzt aber mal wieder gerade hinstellen,oder gerade hinsetzen, was passiert?Sie ziehen die Schultern nach hinten und Brustkorb kommt raus.Brust raus, Schultern nach hinten.Und wir haben alle auch in der Regel in unserer Kindheit das ganz viel gehört.Nehmen wir die Schultern nach hinten, stehen mal gerade, seien mal aufrecht.Und was passiert jetzt aber, wenn ich diese Person, die jetzt sagen wir mal in ihrer zähförmigen Haltung da eben sitzt,wenn ich der jetzt sage, sitz mal gerade, dann richtet die ihren Oberkörper auf.Aber wie kriegt sie das eigentlich hin?Das kriegt sie ja nur hin über Muskelkraft.Sie hält ihren Oberkörper über Muskelspannung aufrecht.Und zwar mit einem Übermaß an Muskelspannung.Man kann sich das vielleicht noch besser an den Schultern vorstellen.Wenn ich so die Schultern nach vorne gerundet habe und mir gesagt wird immer die Schultern nach hinten,die Schultern nach hinten, ich ziehe die nach hinten, das mache ich aktiv mit meinen Muskeln.Und wenn ich jetzt es schaffe, die ganze Zeit meine Schultern hier hinten zu halten,dann schicke ich meine Muskeln 24 Stunden sieben ins Fitnessstudio.Und dann kann ich mir vorstellen, dass das ein Garant für Verspannung ist.Und in der Gokhale-Methode geht es also darum, dass wir schauen, wie bringe ich dich denn rein physikalisch gesehenüberhaupt in die Ausgangslage, in die Ausgangsposition hinein,dass du dich aufrecht und gerade halten kannst, aber dabei vollkommen entspannt bist.Denn das, was die meisten Leute als eine gute Körperhaltung beschreiben,ist etwas, was wir aus der Gokhale-Methode heraus auch als eine ungünstige Körperhaltung ansehen,weil sie zwar aufrecht und gerade ist, aber nur durch ein Übermaß an Körperspannung aufrecht gehalten werden kann.Und wir wollen aufrecht und gerade sein und dabei aber vollkommen entspannt.Also vollkommen entspannt jetzt nicht falsch verstehen, wir brauchen mindestens eine Körperspannung,sonst fallen wir um und liegen auf dem Boden.Ich wollte gerade sagen, wenn es so einfach wäre, würde man das ja instinktiv machen wahrscheinlich.Also das ist ja der Punkt, der mich immer dabei so umtreibt,dass der Mensch überhaupt das schafft, sich sein Leben lang wissentlich schlecht zu verhalten.Also dass das überhaupt geht, dass das in uns irgendwie veranlagt ist,dass man das nicht spürt und nicht einfach von sich aus korrigiert.Das ist wirklich ein großes Rätsel für mich.Ja, das stimmt, da hast du eigentlich einen Punkt.Aber vielleicht gucken wir noch mal kurz, vielleicht kann ich noch ein bisschen erzählen zur Gurgli-Methode,was so das Herzstück, wirklich das absolute Herzstück der Gurgli-Methode ist.Weil das absolute Herzstück ist die Ausrichtung von Becken und Wirbelsäule.Weil es geht ja genau um die Frage, wie bringe ich dich rein physikalisch gesehen in die Position rein,dass du dich ganz entspannt aufrecht und gerade halten kannst.Und ich finde, das kann man sich immer ganz einfach vorstellen, wenn man von außen auf einen Rücken schaut.Und was wollen wir sehen, was wollen wir nicht sehen?Wir wollen einen möglichst geraden, in die Länge gezogenen Rücken sehen.Wir wollen also nirgendwo übermäßig viel Kurve sehen.Wenn ich jetzt im Hohkreuz stehen würde, hätte ich übermäßig viel Kurve, wollen wir nicht.Wir wollen einen möglichst geraden Rücken.Und rechts und links von der Wirbelsäule laufen so zwei kleine Vertiefungen lang.Wenn die überall gleichmäßig tief sind, dann habe ich einen schönen geraden Rücken.Und eine Kurve möchte ich eigentlich nur an einer einzigen Stelle haben.Und das ist ganz unten am letzten beweglichen Diätweder, also bei L5, S1.Das ist die Stelle, wo der Hintern nach hinten rausschaut.So, und jetzt steigen wir noch ein bisschen tiefer in die Theorie hinein.Ja, ich habe nie gesagt, das wäre einfach.Unser Körper ist leider nicht ganz einfach.Du musst jetzt versuchen, das so einfach und kurz auf den Punkt zu bringen, dass du die Leute nicht verlierst.Nein, das ist hochgradig spannend.Ja, ich finde es auch. Das war faszinierend.Die Esther, ich habe ja gesagt, die Esther hat ganz, ganz viele Fotos gemacht.So, und sie hat sich jetzt aber auch gefragt, so hey, wenn ich jetzt mal mir alte Kulturzeugnisse anschaue, alte griechische Statuen,was haben die eigentlich für eine Körperhaltung?Ja, oder wenn ich mir alte Fotos angucke, was haben die Leute da für eine Körperhaltung?Und dann hat sie sich auch gefragt, wenn ich jetzt mal in alte Anatomiebücher reinschaue,was sehe ich denn dann da an Wirbelsäulenabbildungen?Wie sehen denn eigentlich in alten Anatomiebüchern die Wirbelsäulen aus?Und da hat sie etwas hochgradig Spannendes gefunden.Denn wenn wir auf diese alten Abbildungen schauen, dann sehen wir,dass wir gar nicht die klassische S-förmige Wirbelsäule finden.Diese alten Wirbelsäulenabbildungen und im Buch von Esther ist eine Abbildung aus einem Standardlehrbuch der Anatomie von 1911,das ist übrigens bis heute aufgelegt, kann man heute noch kaufen.Und wir sehen in diesen Wirbelsäulenabbildungen, dass da viel, viel, viel weniger Kurve ist.Und zwar viel weniger Kurve im Bereich der Lendenwirbelsäule und viel weniger Kurve im Bereich der Halswirbelsäule.Und wir sehen also keine S-förmige Wirbelsäule, sondern eine Wirbelsäulenform, die wir abstrahiert als J-Form bezeichnen.Und die J-förmige Wirbelsäule ist das absolute Herzstück der Gokhale-Methode.Und sie ist das, was ich eingangs beschrieben habe.Wenn ich von außen auf den Rücken schaue, will ich einen möglichst geraden Rücken haben,also der obere Teil vom J und dann unten, wo das J so ein bisschen die Kurve macht,da ist die Kurve bei L5, S1, wo der Hintern nach hinten rausschaut.Und dass diese alte Wirbelsäulenabbildung ganz, ganz viel Sinn macht, das sehen wir zum Beispiel,wenn wir auf die Zwischenräume zwischen den Wirbeln schauen.Bei der S-förmigen Wirbelsäule, da wo das S so seine Bauchiges hat, wo das so gewölbt ist,da sind die Zwischenräume zwischen den Wirbeln dreieckig.Und bei der alten Wirbelsäulenabbildung, bei der J-förmigen Wirbelsäulenabbildung,da sind diese Zwischenräume zylindrisch.Was ist jetzt in diesen Zwischenräumen drin?Da sind unsere Bandscheiben drin.Wie sieht jetzt so eine Bandscheibe aus?So eine Bandscheibe kann man sich vorstellen wie so ein Marshmallow.Das deutsche Wort sagt das ja auch schon ganz gut.Das ist eine Scheibe, ein bisschen dickere Scheibe.Was passiert, wenn ich jetzt eine Scheibe in einen dreieckigen Zwischenraum schieben will?Da wo die Enden des Dreiecks zusammenlaufen, quetsche ich die Bandscheibe an der einen Seite ab.Und wenn ich sie an einer Seite abquetsche, kann sie ja nur zur anderen Seite ausweichen.Und wenn es dann blöd läuft, wirbt sie sich vor, tritt aus und ich habe meinen Bandscheibenvorfall.Ich habe neulich mal in einem anderen Podcast das nette Bild gehört.Da kann man sich ein bisschen so vorstellen, wie dieses Eis zwischen zwei Keksscheiben ist.Wenn ich da an einer Seite die Keksscheiben zusammendrücke, geht das Eis in die andere Richtung raus.Ich hatte jetzt ein bisschen den Hamburger vor Augen, den man ja auch nie gerade halten kannund der immer zu irgendeiner Seite rausquillt.Ja, auch ein schönes Bild.Kannst du dann im nächsten Podcast über den Hamburger erzählen?Genau, über den Hamburger.Okay, das ist jetzt die Theorie dahinter. Wie setze ich das denn ganz praktisch um?Wo fängst du an, mit den Leuten zu arbeiten? Wie muss ich mir das vorstellen?Wir machen Grundlagenkurse mit maximal acht Leuten.Wenn zu mir Leute kommen, das allererste, was sie lernen, ist, dass wir nicht die Brust rausnehmen, sondern die Brust rein.Auch das ist ja etwas, was wir ganz, ganz viel früher zu hören bekommen haben.Brust raus, Bauch rein.Du kannst es ja selber mal ausprobieren, wenn du jetzt einfach mal eine Hand auf die Rippen direkt unter der Brust legstund die andere Hand auf die Mitte vom Rücken nach hinten und dann mal so ganz die Bewegung ein bisschen übertrieben macht,dann man es gut merkt. Brust raus. Was passiert mit deinem Rücken?Na, der kommt auch nach vorne.Genau, der Rücken hängt da mit dran. Die Brust ist ja nicht separiert vom Rest des Körpers.Und dann fällst du ins Hohlkreuz.Und das heißt, das allererste, was wir lernen, ist, die Brust nicht rauszunehmen, sondern die Brust reinzunehmen.Nach unten, innen zu rotieren.Denn wenn ich das mache, bekomme ich einen schönen geraden, in die Länge gezogenen Rücken.Und das ist also das allererste.Das, was ich damals noch vom Physiotherapeuten beigebracht bekommen habe, ist nicht, den Brustkorb nach unten hinzunehmen,sondern den Po nach vorne zu schieben in genau die entgegengesetzte Richtung, in der wir das in der Gurgelmethode lehren.Denn wenn ich den Po nach vorne schiebe, führt es auch dazu, dass mein Rücken gerade wird,bringt aber eine unfassbare Reihe von anderen Problemen mit sich.Und deswegen rotieren wir den Brustkorb nach unten, innen.Wir nennen das den sogenannten Rippenanker.Wir nennen das Rippenanker, weil wir die Rippen natürlich dauerhaft verankert haben wollen.Also das ist keine Übung, die man zwischendurch machen soll, sondern ich möchte natürlich dahin kommen,dass ich ausreichend an Bauchmuskulatur aufbaue, dass es mich automatisch sozusagen in einer guten Position hält.Dazu gehört natürlich auch, wenn ich jetzt lange im Hohlkreuz gestanden habe,dann legen ja die Muskeln im Rücken einen kürzeren Weg zurück.Das heißt, die Muskeln passen sich an, sie verkürzen.Und natürlich zieht und zerrt es dann so ein bisschen dagegen,wenn ich jetzt meine Rippen verankern will und den Rücken in die Länge damit ziehe.Das heißt, eine weitere Technik, die wir machen, ist, dass wir die Rückenlehne benutzen,damit wir im Sitzen unsere Rückenmuskulatur aufdehnen.Es geht bei uns ganz, ganz viel darum, auch Länge in den Rücken reinzubringen oder auch generell in den Körper.Lass mich vielleicht noch ganz kurz was zu dem Thema "den Hintern hinter sich tragen" sagen.Ich habe jetzt ja ganz viel über dieses obere Teil vom J gesprochen.Ich hätte eh jetzt erwartet, dass du eigentlich mit Sitzen anfängst.Das war auch der Rat, den ich zu dem Buch vom Arzt bekommen habe.Schauen Sie sich mal das Kapitel über den Sitzen an.Ich hätte jetzt gedacht, dass das die erste Stunde ist.Das machen wir auch in der ersten Stunde.In der ersten Stunde gehen wir tatsächlich den Körper von oben nach unten einmal durch.Wir gucken uns gleich in der ersten Stunde die Fußform an.Denn die Ausrichtung deiner Füße beeinflusst die Ausrichtung deiner Knie.Die Ausrichtung deiner Knie beeinflusst die Ausrichtung deiner Oberschenkelknochen.Das beeinflusst die Ausrichtung deines Beckens.Die Ausrichtung deines Beckens beeinflusst die Ausrichtung deiner Wirbelsäule, deiner Schultern, Hals und Kopf.Es hängt halt einfach alles miteinander zusammen.Deswegen müssen wir uns auch alles, alles angucken.Lass mich vielleicht noch ganz kurz was zum Hintern sagen, weil das so wahnsinnig wichtig ist.Die Esther sagt das immer so süß auf Englisch.Sie sagt immer, "The behind is called behind because it's meant to be behind."Also der Hintern heißt Hintern, weil er nach hinten gehört.Geht im Deutschen auch.Genau, geht im Deutschen auch ganz gut, finde ich auch.Und wenn ich irgendwo am Supermarkt an der Kasse stehe, muss ich sagen,gefühlte 95 Prozent der Menschen tragen ihren Hintern nicht hinter sich,sondern eher unter sich oder vor sich und schieben eben den Po nach vorne.Das ist etwas, was wir ganz, ganz viel und ganz, ganz typischerweise leider sehen.Und auch das, was Esther selber sich angewöhnt hatte.Und das führte zu, dass ich die unterste Bandscheibe, die L5 S1,dass ich die abquetsche, wenn ich meinen Po nach vorne schiebe.Also einer der vielen ungünstigen Auswirkungen von "Ich schiebe meinen Popo nach vorne"ist, dass ich meine unterste Bandscheibe abquetsche.Und deswegen ist das so wichtig, dass wir unser, das ist jetzt echt doof im Deutschen,dass wir das Becken nach vorne kippen und dann kommt der Hintern nach hinten.Das ist ein bisschen verwirrend im deutschen Sprachgebrauch.Wenn ich das Becken nach vorne kippe, kommt das Hintern nach hinten.Wenn ich das Becken nach vorne kippe, dann kann die Wirbelsäule sich übereinander stapeln,wie so kleine Bauglötzchen übereinander, kann die Wirbelsäule auch sozusagen die tragende Säule des Ganzen bilden.Und dann brauche ich nicht mehr übermäßige Spannung in der Rückenmuskulatur, um mich aufrecht zu halten.Dann kann ich auch stehen oder sitzen, ohne übermäßige Anspannung zu benötigen.Und da sind wir dann eben wieder bei der Eingangsfrage, was machen wir in der Gokhale-Methode?Wir schauen, wie wir dich rein physikalisch in eine Ausrichtung bringen, in der du überhaupt in die Möglichkeit kommst,aufrecht und gleichzeitig entspannt zu sein.Wir haben jetzt vorhin schon auch kurz angerissen, dass das meiste eigentlich an der Stelle, würde ich mal behaupten,ja dann einfach über die Jahre und Jahrzehnte antrainiert ist.Ich würde sogar behaupten, das meiste ist Veranlagung, die schon aus deiner Kinderzeit kommt, wo du korrigiert wirst,was du da so für Sprichwörter mitnimmst, Bauch rein, Brust raus und so, wenn du solche Dinge immer wieder hörst.In Zeiten, wo du noch ganz beeinflussbar bist, ich denke, vieles kommt daher.Müsste man da auch ansetzen? Arbeitest du mit Kindern auch viel?Kommen Leute nur zu dir, wenn eh schon das Kind im Brunnen gefallen ist sozusagen, die wirklich dann akut Probleme haben?Wie sieht so dein Klientel aus?Das waren jetzt ganz viele Fragen auf einmal.Das stimmt.Das waren super spannende Fragen.Wir können ja, wenn du möchtest, auch noch ein bisschen über Einflussfaktoren sprechen.Ich sehe vier große.Aber vielleicht erst mal zum Klientel.Tatsächlich kommen hauptsächlich Leute, die hochgradig verzweifelt sind, die ganz viel Schmerzen haben,die eben auch schon ganz viel durchhaben und durchprobiert haben.Leute, die Bandscheibenvorfälle bereits hatten, teilweise Bandscheiben-OPs auch hatten.Ab und zu habe ich Leute, die zur Weiterbildung kommen.Dann in der Regel aus ein bisschen anderen Disziplinen eben,aber hauptsächlich tatsächlich Leute, die kommen, weil sie ganz, ganz tolle Schmerzen haben und ganz viel schon ausprobiert haben.Zur Vorsorge selber ist leider eher wenig.Und ja, das Thema Kinder ist ein ganz großes und auch ein ganz, ganz spannendes.Und die Esther, die hat in diesen vielen Fotos, die sie gemacht hat, nicht nur bestimmte Muster gefunden von Bewegungen.Sie hat noch was gefunden, was eigentlich noch viel, viel, viel, viel spannender ist.Sie hat nämlich eine Gruppe von Menschen gefunden, bei der es egal war,ob die in einer industriellen Gesellschaft oder in einer nicht industriellen Gemeinschaft gelebt haben.Die haben überall auf der ganzen Welt dieselben Bewegungsmuster geteilt.Und jetzt ist die Antwort eigentlich schon klar.Sind unsere Kinder, Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren, teilen überall auf der Welt dieselben Bewegungsmuster.Die bücken sich alle mit wunderbar graben Rücken.Die haben sowieso auch im Stand, da siehst du ganz schön die J-Wirbelsäule.Die haben alle so ganz schöne, gerade aufgerichteten Strukturen im Rücken.Und nur der Bobbes, der schaut so niedlich nach hinten raus immer.Und ja, klar, Kinder lernen durch Nachahmung ganz viel, was du eben schon angesprochen hast.Die haben alle Spiegelneuronen.Und wenn mir meine Eltern das jetzt schon selber eine ungünstige Körperhaltung haben und mir das vorleben,natürlich machen die Kinder das nach.Wir sehen auch häufig noch mal so einen Sprung, wenn die Kinder eingeschult werden.Ich nehme mal an, weil sie dann vielleicht noch mehr Role Models um sich herum haben.Ältere Schüler aus höheren Klassenstufen, noch mehr Lehrer.Dürfen sie vielleicht auch noch mehr Fernsehen und mehr Social Media gucken und so, wo man das natürlich auch überall sieht.Und was zum Beispiel man auch sieht, wenn Kinder eingeschult werden, dann fangen die ja häufig an zu kippeln.Und das ist der Versuch unserer Kleinen, ihr Becken nach vorne zu kippen in eine gute Ausrichtung hinein.Und dann sagen wir ihnen, bitte nicht kippeln.Und natürlich haben diese ganzen Vorbilder, ob das jetzt sprachlich ist im Sinne von "steh gerade, sei aufrecht"oder eben einfach durch das Nachmachen von Körperhaltung von Bezugspersonen, spielen natürlich eine ganz, ganz große Rolle.Nur man kann sich ja die Frage stellen, es muss ja irgendwann mal angefangen haben.Und wir sehen vor allen Dingen so um die 1920er Jahre herum, dass es ja so Mode wird, also wirklich modern wird,den Po nach vorne zu schieben und so die Schultern dann kommen dann so nach vorne und runden sich nach vorne.Was im Übrigen eine Ausgleichshaltung ist, eine der möglichen Ausgleichshaltungen, wenn ich den Po nach vorne schiebe.Wenn ich alles im Oberkörper gleich belassen würde, würde ich einfach nach hinten umfallen.Und um das zu verhindern, steuert der Oberkörper gegen, so dass ich dann den Oberkörper nach vorne komme, die Schultern runden sich nach vorne.Deswegen auch immer, wenn du Probleme im Bereich Schulter, Nacken hast, ist es ganz, ganz wichtig, immer die Beckenposition mit anzugucken,weil das ein unfassbar hoher Zusammenhang ist.Und viele Leute bekommen irgendwie Massage und sonst was im Schulterbereich und niemand schaut sich die Beckenposition an.Und dabei ist es einfach nur eine rein physikalische Ausgleichshaltung vom Körper.Aber wenn wir eben nochmal auf die Einflussfaktoren schauen, wir sehen so im Buch, vielleicht hast du das gesehen,da sind auch so Poster abgebildet, so Plakate aus den 1920er Jahren aus Frankreich.Da sieht man das so schön, wie die Frauen so den Po da nach vorne schieben, das so modern wird.Und meine persönliche Interpretation ist so ein wenig, dass man diese Steife des Biedermeiers nicht mehr willund dass man dann so eine Lässe-Fair-Haltung irgendwie modern wird.Es ist eben modern, so lässig zu sein.Und von der Mode kommen wir auf einen weiteren Einflussfaktor, das Mobiliar.Denn natürlich beeinflusst die Mode auch Designer.Und in den 1920er Jahren wird dann auch ein Mobiliar modern, was jetzt ja auch gerade wieder ganz modern ist,so Design-Klassiker wie Mies van der Rohe und so.Und die bauen Stühle, die dafür gemacht sind, sich rein zu flitzen.Das sind Stühle, wenn man die normal benutzt, ist es quasi nicht möglich, da in einer guten Körperhaltung drin zu sitzen.Aber ich glaube, das haben Designer schon immer so gemacht.Das würde ich jetzt mal behaupten.Also die Stühle früher sahen schon teils erheblich anders aus.Und ich glaube, vor zwei Jahren war das, da hat mir Esther mal auf ihrem Handy Fotos gezeigt,da war sie in einem Museum, da war Schulmobiliar ausgestellt.Und diese Möbel hatten so richtig so eine Kuhle hinten für den Hintern, dass der Hintern also hinten sein konnte.Und wir sehen also durchaus auch da ein Shift im Mobiliar.Und natürlich auch heute, wenn man jetzt mal am Büromöbelhersteller denkt,die wollen in der Regel die S-förmige Wirbelsäule unterstützenund bauen natürlich entsprechend ihre Stühle.Naja, zu deren Verteidigung muss man sagen, das ist so die gängige Lehrmeinung, was eine gesunde Wirbelsäulenform ist.Das hätte ich bis gerade vor einer halben Stunde auch nicht weiter hinterfragt.Absolut, absolut.Und das habe ich früher auch nie hinterfragt.Wir müssen ja einfach aber anerkennen, dass es in guter Absicht geschieht,aber natürlich die Möbel so gebaut werden, dass sie dann die S-förmige Wirbelsäule unterstützen.Und im Auto sieht man das ja auch ganz stark.Dann gibt es ja sogar so Kissen im finländischen Bereich, was man noch so rausfahren kann und so.Ja.Ja. Und einsetzen, wenn du willst einsetzen, Einflussfaktor hätte ich noch.Ja, unbedingt.Und das ist ganz klar die Schönheitsindustrie.Das haben wir schon so ein bisschen angesprochen.Diese Nummer, Brust raus.Und das ist was, also ich bin 1980 geboren, also so als Jugendliche 90er Jahre.Auf jeder frauenillustrierten Prankte eine Dame, die absolut im Hohlkreuz stand,und zwar richtig stark im Hohlkreuz.Und da ist natürlich, ja, haben wir in der Schönheitsindustrie da natürlich entsprechend eine stärkere Vorbildfunktion sozusagen auch nochmal,die einen dann auch gerade in so einem jugendlichen Alter vielleicht nochmal viel stärker beeinflusst.Und das Krasse ist auch, das geht wirklich so bis ins kleinste Detail rein.Man kommt dann, wenn man wirklich mal drüber nachdenkt, von Hirkskin auf Stöckskin.Also wenn ich mir jetzt mal vorstelle, ich habe ja gesagt, nicht Brust raus, sondern Brust rein.Und ich brauche meine Bauchmuskulatur, um die Brust drinnen zu halten.So, und jetzt haben wir auch irgendwie ja alle schon mal gehört, wenn ich Bauch trainiere, wenn ich Bauchübungen mache, soll ich auch den Rücken trainieren und umgekehrt.Nur die meisten Leute machen sich vielleicht gar nicht so viel Gedanken darüber, welche Bauchmuskeln trainiere ich denn da und wofür brauche ich die denn eigentlich?Denn was ist so das klassische Bauchmuskeltraining?Also Sit-ups, würde ich sagen.Genau, Sit-ups.Erstmal, was mache ich da mit meinem Rücken?Ich bringe ihn in eine zähförmige Haltung und quetsche jedes Mal meine Bandscheiben schön ab.Mittlerweile ist es so, dass da in einigen Bereichen durchaus ein Umdenken stattfindet.Also in der American Navy wird es komplett nicht mehr gemacht.Im, ich glaube, kanadischen Militär sind die auch komplett aus dem Programm genommen.Und ich höre es auch immer mehr so in anderen Podcasts, die ich zu solchen Themen höre, dass das immer mehr aufkommt, das Thema, dass das vielleicht nicht die beste Bauchmuskelübung ist.So, das ist das eine.Das andere ist, welche Bauchmuskeln halten mich denn jetzt eigentlich in einer guten Position?Natürlich spielen die alle zusammen.Wir haben vier Lagen von Bauchmuskeln und die zweitiefste Schicht an Bauchmuskulatur, das ist die, die meinen Brustkorb in einer guten Position hält.Das, was ich mit den Sit-Ups trainiere, ist aber vorrangig die oberste Schicht der Bauchmuskulatur, die geraden Bauchmuskeln, also diese Six-Pack-Muskeln sind das.Und wenn man das jetzt noch einen Schritt weiter denkt, wenn ich die besonders stark trainiere, weil ich halt gerne so ein ganz tolles Six-Pack hätte,und im Körper muss ja immer alles in einem Gleichgewicht sein, wenn ich diesen Bauchmuskel übermäßig stark trainiere,dann führt das dazu, dass er mir Oberbauch-Unterbauch zusammenzieht, also mein Po nach vorne kommt, also genau in die entgegengesetzte Richtung, die ich ihn haben will.Und dann führt es eben häufig dazu, dass ich dann in der Ausgleichshaltung meine Schultern nach vorne runde.Und wenn man auf die Hochglanz-Männermagazine schaut, wenn man da diese Six-Pack-Abbildungen sieht, dann siehst du ganz oft diese ganz stark nach vorne gerundeten Schultern.Also auch so eine Bodybuilder-Pose, so die Schultern und Spinnen anspannen so vorher.Genau, und das ist etwas, was sehr leicht eben passiert, wenn ich meinen Rectus Abdominus, also die geraden Bauchmuskeln übermäßig stark trainiere.Und so kommt man wirklich zu Dingen, wo man sich als normaler Mensch überhaupt nie mit beschäftigt, sondern man macht halt Sport und macht halt seine Bauchmuskelübungen.Naja gut, ich würde sogar behaupten, an manchen Stellen hat dann den Leuten das auch jemand mal so schlüssig erklärt, aber halt mit der Annahme, dass das eine andere Form der Wirbelsäule ist, die einfach richtig unnatürlich ist.Ich meine, das kann man wahrscheinlich ziemlich viel darauf reduzieren.Mir ist heute bei der Recherche, ist mir noch etwas anderes aufgefallen, ich teile jetzt mal eine Beobachtung mit dir.Im Englischen ist bei der Gokhale-Methode ja ganz oft von Posture die Rede, von Haltung.Mir ist aufgefallen, dass im Deutschen Haltung ja eigentlich ein zweideutiges Wort ist, das ja noch viel schöner passt, weil Haltung ja nicht nur die Physik ist, wie ich meinen Körper ausrichte, sondern das hat eigentlich noch ganz viel auch mit Psyche und Persönlichkeit zu tun.Und tatsächlich habe ich eine Studie gefunden, die den Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Psyche untersucht hat.Also die wollten herausfinden, ob ich durch schlechte Körperhaltung meine Psyche negativ beeinflusse oder durch positive, durch diese Brust raus Chakraposen, ob ich da positive Effekte erzeugen kann.Tatsächlich haben sie einen Zusammenhang gefunden, also wenn ich so in mich zusammengefallen, wenn ich so nach vorne, so die Zehhaltung, wie du es gerade genannt hast, wenn ich so sitze, hat es deutlich messbar negative Auswirkungen auf die Psyche der Propanten gehabt.Und aber andersrum, diese offene Chakra-Haltung hat eigentlich nichts weiter in den Leuten ausgelöst.Also es gab einen Zusammenhang, aber jetzt nicht ganz so direkt, wie man vielleicht gedacht hätte.Jetzt würde ich das mal mit deinen Erfahrungen spiegeln wollen und beschreib mir doch mal, was bei den Menschen im Kopf passiert.Die fangen an mit dir zu arbeiten und die hören oder vielleicht arbeiten die auch dann immer weiter mit dir, aber das ist ja ein Prozess, in dem die sich dann irgendwie verändern.Und was passiert bei denen nicht nur im Körper, sondern auch im Kopf? Wie gehen die da raus, wenn die mit so einer Behandlung durch sind?Also die meisten sind vollkommen überrascht, weil es wahnsinnig viel an Theorie ist.Kaum jemand erwartet, so viel an Input zu kriegen.Alles, was wir im Kurs machen, besprechen wir ganz ausführlich, warum wir tun, was wir tun, dass das für jeden einfach nachvollziehbar ist, einfach logisch nachvollziehbar.Und ja, der Grad an Detail, was man lernt, ist wahnsinnig hoch und das überrascht sehr viele.Und in der Regel ist es so, dass alles neu und anders ist, dass wir uns anders, plötzlich sollen wir anders stehen, anders gehen und man hat das Gefühl, man muss das alles wieder neu lernen.Und das ist auch wirklich eine Herausforderung.Das klingt jetzt nicht so, als wäre alles dann Glückseligkeit. Das klingt nach ein bisschen im Downer sogar.Das würde ich eigentlich nicht sagen. Ich höre ganz regelmäßig am Ende des Wochenendkurses, Samstag, Sonntag, und am Samstag höre ich ganz regelmäßig, dass die Leute völlig platt sind, weil einfach so viel Input plötzlich da auf sie eingeströmt ist.Und sie sind aber sehr hoffnungsvoll in der Regel, also sehr glücklich.Und wir machen in den Kursen auch immer vorher-nachher-Fotos.Das heißt, wenn du reinkommst, das Erste, was ich mache, ist, dass ich dich fotografiere, im Sitzen, im Stehen, im Bücken, dass wir einfach einmal dokumentieren, wie machst du das, was du immer tust.Und am Ende des Kurses machen wir nachher Fotos.Und dann vergleichen wir die. Und es ist irre, was du innerhalb von einer Nacht an Veränderungen sehen kannst.Und witzig ist, man sieht häufig eine Veränderung, die du gerade beschrieben hast, die gar nichts mit Schmerzreduktion oder so zu tun hätte.Ich sehe sehr häufig eine veränderte Ausstrahlung, eine deutlich offenere Wirkung.Und das passiert ganz stark darüber, dass wir den Bereich des Brustkorbes, der Schulter, öffnen.Und ganz viele Leute haben eine deutlich positivere, offenere Ausstrahlung, wenn du die vorher-nachher-Fotos anschaust. Das ist ganz irre.Spannend. Ich bin ja ein natürlicher Skeptiker. Ich freue mich tatsächlich auf die Studien zu dem Thema, also auf die Untersuchungen, die da gerade laufen.Ich bin sehr gespannt, wie die das vielleicht auch noch quantifizieren und belegen, was da rauskommt. Bin ich sehr, sehr neugierig.Was würdest du dir wünschen von den Leuten, die jetzt hier zuhören, die sagen, oh ja, das ist jetzt spannend, egal ob sie jetzt Schmerzpatienten sind wie ich oder ob sie vielleicht Angerüge haben, mit dem Thema sonst eigentlich aber nichts zu tun haben.Was würdest du dir wünschen, dass die jetzt machen? Sollen die sich mal das Buch von Esther besorgen? Sollen die mal auf YouTube gucken? Sollen die sich direkt bei dir zu dem Kurs einschreiben? Was würdest du denen gerne mitgeben?Hängt ja immer ein bisschen davon ab, was man persönlich auch für ein Typ ist. Es gibt ganz viele, ganz, ganz tolle, kostenlose Videos auf YouTube von Esther.Das lohnt sich auf jeden Fall, das anzuschauen. Da kriegt man einen guten Eindruck von dem, was wir auch in den Kursen teilweise machen.Und das ist allerdings alles auf Englisch.Wenn jemand sagt, Englisch ist nicht meins, dann würde ich in jedem Fall empfehlen, das Buch zu kaufen.Das kann man ganz normal bei Amazon bestellen und einfach mal in das Buch reinzulesen.Und klar, bei Fragen, man kann selbstverständlich jederzeit mich auch anschreiben und einfach mich anrufen und dann direkt Kontakt aufnehmen.Jetzt habe ich noch eine letzte Frage an dich. Auf die habe ich dich nicht vorbereitet, weil ich die mir jetzt erst neulich bei der, ich habe jetzt quasi den Podcast nochmal so in der dritten Staffel neu gestartet.Ich mache das jetzt alleine weiter. Ich weiß nicht, ob du das schon gelesen oder gehört hast.Und ich habe mir gedacht, ich möchte gerne auch den Leuten Musik mitgeben, die mich beschäftigt.Also ich habe so eine Playlist angelegt und habe jetzt die eine Episode, die schon draußen ist, da quasi am Ende der Episode, dann will ich immer so einen Song mit auf diese Playlist packen.Ich würde die Ehre heute gerne dir überlassen und dich fragen, was du für einen Song hast. Muss jetzt gar nichts mit dem Thema zu tun haben, muss jetzt nicht wahnsinnig sprechen sein, muss einfach was sein, wo du jetzt gerade im Moment das Gefühl hast, ah ja cool, das passt jetzt gerade zu meiner Stimmung, das würde ich gerne weitergeben.Oh, ich habe ein Lied, weiß ich natürlich jetzt just gerade nicht, wie es heißt, wenn du mich fragst. Ganz großartig.Ich kann es auch nachreichen, wenn du mir es dann im Nachgang schickst, dann packe ich es in die Shownotes.Ja, sehr, sehr, sehr gerne.Kurzer Einwurf vom Schnitt, Jürgen. Das Lied heißt "Scotland" und ist von The Lumineers und das ist natürlich in der Playlist, aber das findet ihr alles in den Shownotes.Das ist tatsächlich aus, also das ist ein Lied, was ich witzigerweise immer höre, wenn ich in Italien im Urlaub bin, obwohl das so gar nichts mit Italien zu tun hat.Manchmal so komische, ja, okay, witzig.Ja, ich kann dir wirklich auch nicht sagen, woher das kommt.Das ist ein Lied, was mir mein Mann mal runtergeladen hat aus einer Serie, die ich gehört habe und ich glaube, das war "The Cron" tatsächlich.Und da fand ich in der einen Staffel diese Musik da immer so toll und dann hat er mir das mal rausgesucht und runtergeladen. "Scotland" heißt das, aber ich weiß die Band dazu nicht auswendig.Johanna, vielen, vielen Dank. Das war sehr inspirierend. Ich wusste nicht so richtig, auf was ich mich da heute einstellen muss.Ich meine, du hast ja den Podcast gehört. Ich habe immer die Rolle dessen, der da ein bisschen skeptisch ist und sich erstmal irgendwie an der konventionellen Medizin festklammert.Ich weiß nicht, ich bin einfach so gestrickt, aber ich fand das alles total schlüssig und logisch und bin gespannt, jetzt tatsächlich nochmal mit neuem Schwung in dieses Buch nochmal reinzulesen.Ja, freue ich mich sehr. Schön, wenn es dir gefallen hat. Und ja, vielleicht kann ich einfach nochmal sagen, ich würde mich so freuen, wenn wir in der Gesellschaft dazu kommen, dass wir wirklich mehr über dieses Thema auch Qualität von Bewegung reden,weil ich immer das Gefühl habe, dieser Diskurs findet überhaupt nicht statt, so in der Öffentlichkeit. Wir reden immer über das Thema Quantität von Bewegung.Ja, das ganz oft. Ganz oft, ja.Und über das Thema Qualität irgendwie ganz, ganz wenig, weil es geht ja darum, dass wir alle zusammen voneinander und miteinander lernen und dass auch unterschiedliche Disziplinen voneinander lernen. Aber dafür muss man eben auch drüber reden.Deswegen danke, dass ich heute hier sein durfte.Genau, haben wir heute einen kleinen Beitrag dazu geleistet. Sehr schön. Dann, ich hätte es nicht besser eintüten können. Ich wünsche dir alles Gute und bedanke mich für deine Zeit und ja, dass du dir hier meine Fragen ausgesetzt hast.Ganz lieben Dank.