Schmerzenssache – weil Rückenschmerzen kein Tabuthema sind

Jürgen Krauß

Forschung, Ablenkung, Belastung [S4E5]

12.09.2025 20 min

Zusammenfassung & Show Notes

Jürgen fragt sich (unter anderem): Was ist das eigentlich Belastende an meiner Situation?

Forschung, Ablenkung, Belastung [S4E5]

In dieser Episode besprechen wir, wie aktuelle Forschungsergebnisse Hoffnung geben und welche Momente es gibt, in denen Schmerzen ganz vergessen werden können. Außerdem reflektieren wir die psychischen Belastungen, mit denen chronische Schmerzpatienten konfrontiert sind. Jürgen teilt persönliche Einblicke, die Mut machen und Anregungen geben.

Die Fragen in dieser Episode:

  1. Gib es aktuelle Ergebnisse aus der Forschung oder Studien, die dir Hoffnung machen?
  2. Gibt es Momente, in denen du deine Schmerzen vergisst?
  3. Was ist das Belastende an deiner Situation?

Alle Fragen findest du auch auf der Webseite – hier kannst du auch deine Antworten hinterlassen, mit Anderen diskutieren oder neue Fragen vorschlagen.


Was ich mir aus dieser Episode mitnehme?

Hoffnung treibt uns an – gerade in der Schmerztherapie.

Ablenkung ist ein Schlüssel zu einem schmerzfreieren Leben.

Die Furcht vor der Zukunft ist oft belastender als der Schmerz selbst.

Und hier das Video zur Folge: Youtube.


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🎬 Check auch die Videos zu den Episoden von Staffel 4 auf dem Schmerzenssache-Instagram-Feed und in Jürgens Youtube-Channel.

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⭐⭐⭐⭐⭐ – Bewertungen helfen mir und diesem Projekt, die Sichtbarkeit zu erhöhen und mehr Menschen in ähnlich herausfordernden Situationen zu erreichen. Nicht, weil ich glaube, dass ich ihnen helfen kann – aber zumindest möchte ich ihnen auf diesem Weg ein ganz, ganz herzliches „Ihr seid nicht allein“ über den Zaun werfen. 

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📜 Das Schmerzmanifest, das in diesem Podcast gelten soll:
  1. Schmerzen sind kein Tabuthema.
  2. Jede und jeder hat das Recht auf den eigenen Schmerz. Vergleichen ist verboten. Wir alle gehen mit Schmerz subjektiv um, das muss respektiert werden.
  3. Ich präsentiere keine Lösungen, nur Erfahrungen und Impulse.
  4. Schmerz definiert mich nicht als Persönlichkeit.

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Transkript

Hi, ich bin der Jürgen. Das ist meine Schmerzensache. Willkommen zurück. Es sind wieder zwei Wochen um. Zeit für eine neue Folge, Zeit für ein Update. Ich komme gerade aus dem Urlaub zurück und ich würde euch gerne sagen, dass es mir richtig gut geht, dass meine Akkus vollgeladen sind, dass ich voller Tatendrang und ziemlich schmerzfrei wieder mich zurück an die Arbeit stürze. Das wäre nur leider gelogen. Tatsächlich geht es mir okay. Also ich habe den Urlaub, Camping, verschiedene Betten, verschiedene Kissen, mittelmäßige Schlafsituation teilweise. Lange Fahrten, habe ich alles gut verkraftet, war alles überhaupt kein Problem, erstaunlich gut sogar. Wir haben es sehr langsam angehen lassen, aber ja, wir sind jetzt so ein bisschen mit so einem kleinen Infekt nach Hause gekommen und der ist zwar jetzt schon am Abklingen, aber der gerätscht mir noch so ein bisschen dazwischen und deswegen fühle ich mich jetzt nicht zum Bäume ausreißen. Bin vielleicht auf einer 4 auf der Schmerzskala gerade. Es geht, aber es ist jetzt nicht perfekt. So, deswegen werde ich jetzt auch gar nicht lang drumrum sabbeln und auch gar nicht lang hier euch auf den Keks gehen mit meiner Lebensgeschichte, mit meinen Urlaubsanekdoten. Ich fange einfach direkt mit den Karten an. Ich glaube, es wird heute keine so lange Episode. Schauen wir mal, wie ich mich mische. und wir ziehen uns eine Karte und fangen an mit der ersten Frage. Gibt es aktuelle Ergebnisse aus der Forschung oder Studien, die dir Hoffnung machen? Und was fällt mir dazu ein? Kategorie Aktuelles übrigens. Ja, es gibt einige. Also es gibt immer Dinge, die mir Hoffnung machen, denn ich glaube, Hoffnung ist ein, vielleicht ist das mal ein, vielleicht fängt man da an. Hoffnung, Ist es A und O für mich? Ich weiß nicht, würde mich interessieren, ob das bei anderen auch so ist, aber ich könnte mir vorstellen, dass andere ähnlich ticken. Solange ich am Horizont eine Idee, ein hey, das könnte ich noch ausprobieren, hey, da könnte sich nochmal irgendwas verändern, da ist noch eine Therapieoption, da ist was, was ich noch nicht ausprobiert habe. Solange da noch was da ist, komme ich über die Runden. Dann kann ich mich motivieren, kann ich dranbleiben, kann ich meinen Kopf über Wasser halten. Es gibt die Momente, wo ich das Gefühl habe, entweder liegt das alles im Nebel und ich sehe es nicht oder ich habe das Gefühl, das ist alles ausgeschöpft. Dann geht es mir deutlich schlechter. Also das schlägt mir ziemlich, ziemlich stark auf die Psyche. Also von daher ist Hoffnung super wichtig. Und ja, es gibt Studien, es gibt Technologien, es gibt Dinge, die mir Hoffnung machen. Ein ganz aktuelles Beispiel, hatte ich euch in den letzten Episoden schon mal erzählt, war jetzt lange, lange habe ich mich mit dieser Idee der Schmerzsonde über Wasser gehalten. Die haben wir ganz am Anfang in diesem Podcast schon mal besprochen. Es gibt so SPS-Sonden, da pflanzt man zwei Elektroden in den Körper ein, an die Nervenbahnen, die vom Schmerz betroffen sind und kann dann, wie mit einem, ja es ist im Prinzip ein Schmerzschrittmacher, kann dann Einfluss auf die Nerven und damit auf die Schmerzwahrnehmung nehmen mit Strom. Und das kann man dann nach Bedarf, da kann man dann so verschiedene Muster und ehrlich gesagt weiß ich nicht ganz genau, was da die beste Vorgehensweise dann ist, ob man das, wenn der Schmerz kommt, dann irgendwie dagegen steuert oder ob man da so eine kontinuierliche Stimulation irgendwie macht. Vielleicht gibt es auch unterschiedliche Ansätze. Aber das war lange so die Karotte vor meiner Nase, wo ich mir dachte, oder eine der Karotten vor meiner Nase, wo ich dachte, hey, das könnte ich irgendwann, probiere ich das mal noch aus. Das ist was. Hey, ich habe noch einen Joker im Ärmel, ein Ass in der Tasche. Ich habe noch was in der Hinterhand. Und das ist jetzt neulich weggebrochen, weil ich mich mit einem Neurochirurgen unterhalten habe, der solche Dinge einpflanzt und der hat sich meinen Fall angesehen und hat gesagt, Herr Kraus, nee, sehe ich bei Ihnen nicht. Also wenn Sie es darauf anlegen, pflanze ich Ihnen so ein Ding ein, aber ich verspreche mir davon keine Besserung in Ihrem Fall. Ja, und wenn sowas wegbricht, dann ist das immer erstmal was, das man verdauen muss und da habe ich auch immer ein bisschen dran zu knabbern und deswegen ist wichtig für mich, dass da ein Plan B, C, D, E noch am Horizont irgendwo ist und auch eine der letzten Folgen ist so ein Thema aufgekommen, das mir immer im Hinterkopf noch rumspucht und wo ich tatsächlich vorhabe, mich nochmal näher reinzudenken. Das ist das Thema Virtual Reality in der Schmerztherapie. Und das ist, glaube ich, tatsächlich das, was am ehesten als Antwort auf diese Frage passt. Das ist ein relativ neues Gebiet. Da gibt es jetzt noch nicht so viele Studien. Da gibt es ein paar Pilotprojekte. Da gibt es vielversprechende erste Ergebnisse. Aber da ist es jetzt noch nicht flächendeckend irgendwo angekommen. Und es ist noch nicht so, dass da ein kassenunterstütztes Produkt am Ende rausgekommen ist. Aber ich glaube, dass mit Virtual Reality, vielleicht sogar mit Gaming in der Schmerztherapie noch viel zu holen ist. Und das ist was, das mir Hoffnung macht. Also nicht nur, weil ich das irgendwie als Technologie gut finde, weil ich das spannend finde, weil ich das verstehe, weil ich Gaming-nah bin. Nicht nur deswegen, sondern... Und weil es für mich zeigt, dass die Entwicklung natürlich nicht stehen bleibt. Es kommt immer was Neues. Und das ist auch, auch wenn so alle Dinge vermeintlich ausgeschöpft sind. Ja, gerade die Medikamentenentwicklung, die geht sehr langsam vonstatten. Das dauert Jahre, bis ein Medikament von einer Idee, von einem Wirkstoff dann vertestet, entwickelt, verfeinert, freigegeben, von den Kassen bezahlt. Also das dauert ewig. Aber ich glaube, dass wir uns das zu leicht machen, wenn wir nur in Medikamenten oder vielleicht auch nur in Therapien und Eingriffen denken. Sondern ich glaube, dass gerade mit Technologie und mit Entwicklungen, die vielleicht völlig von der Seite reingrätschen, dann doch ab und zu mal noch irgendwie so ein Flämmchen, so ein Flämmchen der Hoffnung irgendwo aufkeimen kann und daran mag ich mich gerne festhalten an dieser Idee und deswegen kann ich euch nur ermutigen, schaut ab und zu mal in Fachmedien, lest ab und zu mal, ich bin zum Beispiel Mitglied im Schmerzlos e.V., die geben so eine Vereinszeitschrift raus, Und da kann man immer auch mal wieder über neue Entwicklungen, über Dinge was lesen. Schaut euch solche Medien an, versucht am Ball zu bleiben, versucht euch was rauszupicken. Nicht, dass ihr sofort jedem Ball nachrennt, den euch irgendjemand hinwirft, aber um einfach so eine Idee vor Augen zu haben, was vielleicht irgendwann mal noch sein könnte. Ich glaube, so eine Hoffnung kann viel bewirken, auch wenn sich jetzt damit natürlich nichts unmittelbar an der Situation verändert. Ja, Frage beantwortet, würde ich sagen. Ich ziehe die nächste Karte. Alltägliches. Gibt es Momente, in denen du deine Schmerzen vergisst? Ja, natürlich, zum Glück, viele. Ja. Jetzt überlege ich gerade, was eignet sich da jetzt als bestes Beispiel, um das zu erklären? Das sollte natürlich in meinem Leben unbedingt Strategie sein, dass ich mir möglichst viele Momente schaffe, in denen ich meine Schmerzen vergesse. Und tatsächlich mache ich das auch gerne und bewusst und mit Anlauf, mich in Themen, mich in Projekte, mich in Aufgaben zu stürzen, einfach um mir den Kopf voll zu ballern und meine Schmerzen zu vergessen. Und da kommen dann komische Sachen raus, wie dann bitte ich mir ein, ich muss Fallschirm springen oder ich war jetzt zuletzt wakeboarden oder dann denke ich mir, hey, warum nicht eine Ausbildung zum Pyrotechniker machen und keine Ahnung. Also es gibt ganz viele wilde Ideen, denen ich gerne nachrenne und wo ich gerne mich dann hinsetze und mich vertiefe in eine Recherche, in ein Video und da reinschaue und da lese und da mich schlau mache. Und das sind super kleine Momente, in denen ich meine Schmerzen vergesse und bis hin zu, ich suche mir ein neues Hobby, was natürlich viele, viele solche Momente mitbringen kann. Kann natürlich auch im Einzelfall dazu führen, dass es Momente gibt, in denen meine Schmerzen mir noch deutlicher werden. Wenn ich an einer Grenze scheitere oder aufgehalten werde oder wenn mir nach dem Wakeboard einfach Dinge noch mehr wehtun als sonst. Aber als ich zwei Stunden am Brumbachsee mit dem Wakeboard unterwegs war, in dem Moment habe ich sehr wenig, es stimmt nicht, dass ich zwei Stunden lang nicht an Schmerzen gedacht habe. Schon auch an einem Sturz gemerkt, wo meine körperlichen Grenzen liegen. Aber größtenteils kann ich in solchen Momenten meine Schmerzen vergessen. Und das ist für mich mega wichtig. Deswegen habe ich einfach auch so viele Interessen und Hobbys. Deswegen habe ich einen Hund. Deswegen unternehme ich gerne Sachen mit meinen Kindern. Deswegen lasse ich mir gerne neue Sachen einfallen. Deswegen suche ich immer nach neuen Projekten, Kooperationspartnern, Ideen, spannenden Sachen. Das ist meine wahrscheinlich wichtigste Karte in meiner persönlichen individuellen Schmerztherapie. Cool, ja. Das ist mein Jam. Beantwortet. Nächste Frage. Schauen wir mal, ob wir noch eine andere Farbe finden. Andere Kategorie. Ja, psychisches. Sehr schön. Was ist das eigentlich Belastende an deiner Situation? Was ist das eigentlich Belastende, wenn man ein chronischer Schmerzpatient ist? Ich habe früher immer gesagt, das Schlimme am Schmerz ist nicht der Schmerz, sondern die Angst vor der Zukunft. Und das stimmt immer noch für mich. Ich hatte jetzt tatsächlich ganz aktuell viele, viele Überlegungen in der Richtung. Ich habe es ja schon angedeutet, glaube ich, das letzte Mal. Habe ich es angedeutet? Ich habe jedenfalls gekündigt und möchte zurück in die Selbstständigkeit. Und das mag für viele kontraintuitiv wirken, wenn man sich meine Situation anschaut, weil andere würden sagen, wenn sich deine gesundheitliche Situation verschlechtert und du vielleicht sogar auf eine Langzeitkrankheit zusteuerst, dann ist doch das Beste, wenn du beruflich unter Dach und Fach bist, wenn du versorgt bist, wenn du dich einfach zurücklehnen kannst. Und deine Wunden lecken, dich erholen kannst, wenn du dir Zeit nehmen kannst, dich zu regenerieren und dir bis so gut, vielleicht keine Sorgen machen kannst. Ich sehe das anders. Ich verstehe diese Überlegung und ich sehe das schon zum Teil auch so, aber ich komme für mich zu anderen Schlüssen, weil da für mich noch mehr reinspielt. Eine Dimension bei dem Ganzen ist zum Beispiel, dass ich arbeite in einem relativ kleinen Team und natürlich fühle ich mich ein Stück weit in der Verantwortung, was auch die anderen angeht. Also wenn ich jetzt ausfalle, was passiert dann mit meiner Arbeit, meinem Job, meinem beruflichen Umfeld? Das ist ein Gedanke, das ist zugegeben nicht der wichtigste, aber das ist einer von vielen Gedanken, die damit reinspielen. Ein viel wichtigerer für mich ist aber, ich habe das Gefühl, ich steuere gerade auf eine. Auf eine Situation zu, in der ich längerfristig gesundheitlich ausfallen könnte, wenn ich mein berufliches Umfeld nicht verändern würde. Also wenn ich jetzt einfach so weitermache wie bisher, werde ich krank. Da bin ich fast überzeugt. Vielleicht nicht nächste Woche, wahrscheinlich aber eher in Monaten, denn in Jahren. Und das hat mich jetzt ultimativ dazu geführt zu sagen, ich verändere meine berufliche Situation, nicht ich mache jetzt krank, sondern ich verändere meine berufliche Situation, weil ich jetzt noch das Gefühl habe, ich kann aktiv selber eine Entscheidung treffen. In ein paar Monaten kann ich das dann nicht mehr. Dann bin ich krank. Dann habe ich keinen Spielraum mehr. Dann habe ich keine Handlungsoptionen mehr. Jetzt habe ich Handlungsoptionen. Jetzt kann ich sagen, ich schaffe mir berufliche Rahmenbedingungen, dass ich nicht krank werde, dass ich nicht ausfalle. Ich weiß nicht, ob das klug ist. Ich weiß nicht, ob das funktioniert. Ich habe da jetzt auch mit vielen verschiedenen Leuten drüber geredet. Das ist ein Akt der Selbstermächtigung. Und das ist in meinem Leben spielt auch eine wichtige Rolle. Einfach das Gefühl zu haben, nicht auf dem Beifahrersitz zu sitzen, sondern das Gefühl zu haben, auf dem Fahrersitz zu sitzen. Das mag zwar oft ein mir selber so ein bisschen in die Tasche lügen sein und ein Beschönigen der Situation. Und das mag mich vor Herausforderungen stellen und vor Probleme bringen, in Schwierigkeiten bringen. Aber das ist mir wichtig, dass ich der Reiseleiter in meinem Leben bin. Dass ich bestimme, wo es lang geht. Und deswegen wage ich mich lieber in ein sehr, sehr riskantes, unklares, wobei es stimmt nicht mal, es stimmt nicht. Ich war schon selbstständig, ich weiß, was auf mich zukommt, ich kenne den Stress, den Hustle, ich weiß, was mir bevorsteht und ich weiß, dass das funktionieren kann, das beruhigt schon mal. Also das Risiko ist für mich, es fühlt sich nicht so groß an, wie es vielleicht für andere im ersten Moment wirkt. Jetzt habe ich kurz den Faden verloren. Also ich stürze mich lieber in ein Wagnis als in eine allzu entspannte, in so eine Wolke der Sicherheit, wo ich alles abgebe. Ich meine, diese Phasen brauche ich auch, aber das kann nicht mein Leben, mein Alltag sein, dass ich mich zurücklehne und sage, kümmert euch um mich. Ich klinge mich aus, treffe die Ideen, Entscheidungen, mache, dass es besser wird, decke über den Kopf, mache, dass es aufhört. Ja, die Phasen kenne ich, die Phasen gibt es, die Phasen brauche ich auch ab und zu, aber so möchte ich mein Berufsleben nicht gestalten. Also ich meine, da ist dann kein Berufsleben mehr. Lieber stütze ich mich in ein Wagnis, bei dem ich übel auf die Fresse fliegen kann. Aber ich tue es kämpferisch, ich tue es mit erhobenen Fäusten, ich tue es mit Anlauf, mit einem Lächeln auf den Lippen. Mit ein bisschen Spaß bei der Sache auf jeden Fall. Ich glaube, das wird cool. Ich glaube, natürlich, also das ist auch noch eine Dimension. Natürlich ist mein beruflicher Alltag nach jetzt fast fünf Jahren in der gleichen Position, in dem gleichen Unternehmen auch so ein bisschen eingeschliffen. Ich kann mir zwar Projekte selber gestalten, selber suchen. Ich habe viel Freiraum, Dinge zu machen. Aber natürlich habe ich auch mal wieder Bock auf ganz andere Sachen. Ich will ein Buch schreiben. Ich habe jetzt sogar schon zwei vielversprechende Buchideen, an denen ich gerade parallel arbeite. Ich mache gerade eine Ausbildung zum Sprecher. Ich möchte Hörbücher einlesen. Ich möchte Werbetexte einsprechen. Ich möchte was Neues ausprobieren. Ich möchte mir Momente schaffen, in denen ich meine Schmerzen vergesse. Mit neuen Herausforderungen, mit neuen Dingen. Ich möchte auf Bühnen auch gehen. Ich möchte tatsächlich Vorträge halten. Ich möchte nicht mehr nur am Schreibtisch sein, acht Stunden am Tag, vier Tage die Woche, fünf Tage die Woche, whatever. Aber ich möchte ein bisschen mehr Abwechslung da drin haben. Und das wird das Abenteuer für mich für das nächste Jahr, für das kommende Jahr. Das wird super spannend. Ihr werdet erfahren, ihr werdet mich auf der Reise begleiten. Und von daher versuche ich diese Belastung, die aus einer ungewissen Zukunft für mich, das ist ja die Frage, ihr erinnert euch, was das belastet in meiner Situation. Das ist die Angst vor der Zukunft. und ich versuche, den Schrecken, den das hat oder haben kann, zu nehmen und als Antrieb zu verwenden. Mich nicht vom Schrecken, das ist, glaube ich, ein ganz gutes Bild, mich nicht von diesem Schrecken, von dieser Belastung lähmen zu lassen, sondern mich anstacheln zu lassen, das als Antrieb zu nehmen. Das ist das. Es gibt noch andere belastende Dinge, die jetzt vielleicht nicht die größte Rolle spielen, aber die auch relevant sind. Also mich belastet, dass ich eine Belastung für die Menschen um mich herum bin. Mich belastet, dass ich nicht weiß, wie viel von meinem Ich sich auf die Schmerzen zurückführen lässt und wie viel von meinem Ich noch wirklich ich bin. Mich belastet, dass so die Veränderungen, die über die Jahre im Leben, so mit dem Körper, mit der Psyche, mit den Träumen und Wünschen und Plänen, dass all diese Veränderungen im Leben, dass ich nicht zweifelsfrei sagen kann, was davon auf diese Krankheit zurückzuführen ist. Und das belastet mich, dass mir, dass Türen sich schließen. Vielleicht schneller und vielleicht andere Türen als bei gesunden Menschen. Aber ich meine, es ist auch normal, dass Türen sich schließen. Aber es belastet mich trotzdem. Es belastet mich, dass ich nicht meine Weltreise mit 18 gemacht habe, sondern dass ich jetzt mir denke, hey, ist das was, was ich überhaupt noch tun kann irgendwann? Es belastet mich, dass ich so viel Zeit und so viel Energie auf Ärzte, Wartezimmer, Medikamenten, Therapien und so weiter verschwende. Es belastet mich, dass das Gesundheitssystem eine Katastrophe ist. Es stimmt nicht. Wir haben ein sehr gutes Gesundheitssystem und es wird sogar zunehmend digitaler. Ich habe es neulich schon gesagt, ich freue mich drüber, dass ich meine Rezepte mittlerweile an einem KI-Telefonassistenten bestellen kann, mit meinem Handy in Auftrag geben und mir sogar liefern lassen kann. Also es wird besser, aber dieses ganze elektronische Patientenakte, digitale Gesundheitsinfrastruktur-Thema, das ist alles so für den Arsch. Das belastet mich. Und noch, also wenn ich jetzt hier noch länger stehe, fallen mir noch ganz viele andere Dinge ein, die mich belasten. Das große, große, lähmende, also die eigentliche Antwort ist, ich belaste die Sorge vor der Zukunft und die verwende ich. Die verwende ich als Motor, als Antrieb. Das ist, das trägt mich 2026 in meine Selbstständigkeit und es wird großartig oder es wird ein großartiger Fail. Also es wird ein großartiger Erfolg oder ein großartiger Fail. Es wird aber auf jeden Fall großartig. So möchte ich das gerne für mich abspeichern und für mich mitnehmen. Und das ist ein gutes Schlusswort für mich. Wir hören und sehen und vergesst nicht, es gibt diese Episoden seit Staffel 4 jetzt alle auch auf YouTube. Vergesst nicht, da mal reinzugucken. Also wir hören und sehen uns dann hoffentlich in zwei Wochen. Ich schicke euch schmerzliche Grüße. Macht's gut und bis dahin. Ciao.