LASST UNS WAS NEUES AUSPROBIEREN – 3 Fragen und Ausblick auf Staffel 4! [S3E11]
über Behinderung, Psychotherapie und Rückmeldungen
30.05.2025 37 min
Zusammenfassung & Show Notes
Es ist ruhig geworden hier im Feed. Das wird sich bald wieder ändern. Ich arbeite hart an Staffel 4, und das hier ist ein erster Testlauf für ein neues Format.
In dieser ganz persönlichen und lange überfälligen Update-Episode nimmt Jürgen dich mit hinter die Kulissen: Warum es so lange still war, wie sich sein Energielevel verändert hat – und warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine neue Staffel ins Leben zu rufen. Mit einem überarbeiteten Konzept, dem Prototypen eines Fragen-Kartensets und vielen ehrlichen Einblicken bereitet Jürgen den Weg für die nächsten Episoden.
Fragen:
- Welche Reaktionen aus deinem Umfeld haben dich positiv überrascht?
- Welche neuen Therapieansätze hast du in letzter Zeit ausprobiert oder in Betracht gezogen?
- Fühlst du dich behindert?
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ✂️
🎸 Hier entlang zu Jürgens neuer Schmerz-Playlist bei Spotify: https://open.spotify.com/playlist/2RzJxJ8hVT9rzoYPrNCuGz?si=b9c5e227ace249ca
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ✂️
⭐⭐⭐⭐⭐ – Bewertungen helfen mir und diesem Projekt, die Sichtbarkeit zu erhöhen und mehr Menschen in ähnlich herausfordernden Situationen zu erreichen. Nicht, weil ich glaube, dass ich ihnen helfen kann – aber zumindest möchte ich ihnen auf diesem Weg ein ganz, ganz herzliches „Ihr seid nicht allein“ über den Zaun werfen.
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ✂️
📜 Das Schmerzmanifest, das nach wie vor in diesem Podcast gelten soll:
- Schmerzen sind kein Tabuthema.
- Jede und jeder hat das Recht auf den eigenen Schmerz. Vergleichen ist verboten. Wir alle gehen mit Schmerz subjektiv um, das muss respektiert werden.
- Ich präsentiere keine Lösungen, nur Erfahrungen und Impulse.
- Schmerz definiert mich nicht als Persönlichkeit.
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ✂️
🛜 Abonnier die Schmerzenssache gerne bei Apple Podcasts oder Spotify. Du findest den Podcast auch bei Fyyd und allen gängigen Podcast-Plattformen. Ich freue mich außerdem über Feedback und euere Schmerzgeschichten per E-Mail an juergen@schmerz.fm – außerdem über die Webseite schmerz.fm.
Du kannst mir auch auf unserem Anrufbeantworter Feedback hinterlassen, deine Geschichte erzählen oder ein Thema vorschlagen – hier ist die Nummer: +49 9824 3010005 (Bitte bedenke aber: Ruf nur an, wenn du mit einer Veröffentlichung im Podcast einverstanden bist.)
Transkript
Hi zusammen, ich bin's, der Jürgen. Das ist meine Schmerzenssache und ich weiß,
es ist schon viel, viel zu lange her, dass wir miteinander geredet haben.
Das hat verschiedene Gründe. Ich muss mich dafür nicht entschuldigen, ich will
mich dafür nicht entschuldigen, ich werde mich dafür nicht entschuldigen.
Na, vielleicht muss ich mich doch entschuldigen.
Das hat natürlich zum einen mit meinem Energiehaushalt zu tun und dass ich
einfach gerade viele, viele Projekte nebenher mir suche, mache, mich in viele
Dinge reinstürze und einfach am Ende des Tages nur noch begrenzte Energie zur
Verfügung habe und dann fällt so was, was so ohne Zwang und ohne richtigen Druck
und ohne persönliches, menschliches Commitment vielleicht passiert, das fällt
dann einfach gerne mal hinten runter.
Mirja Kulpa, ich sehe das, ich weiß das und ich will das tatsächlich ändern und
das sind jetzt die guten Nachrichten für euch. Die guten Nachrichten, eines dieser
vielen Projekte, die ich nebenher gerade laufen habe, ist die Überarbeitung dieses
Podcasts. Ich möchte eine neue Staffel Schmerzenssache ausrufen, bald, das gehört
noch nicht dazu, aber bald. Ich möchte in eine neue Staffel Schmerzenssache
starten mit einem leicht veränderten Konzept, mit einer, wie ich finde,
großartigen Idee, die das Ganze unterstützt, die mir hilft, das Ganze ein
bisschen kontinuierlicher zu machen, die mir hilft, das Ganze ein bisschen
vorhersehbarer zu machen, die mir ein bisschen Freiheiten erkauft, natürlich
auch Arbeit bringt, so wie jetzt hier, jetzt habe ich hier ein Video mitlaufen und
da muss ich mich echt dran gewöhnen und ich muss das mit der Lampe und der
Kamera und dem Mikro, das muss ich alles noch ein bisschen, noch ein bisschen
austüfteln und lernen, aber das ist immer das, wenn man sich allzu viele
Gedanken um das Setup macht und so lange an dem Drumherum feitern, dann
läuft jemand wie ich zumindest, läuft dann gerne Gefahr, dass das Projekt
niemals an den Start geht und das möchte ich nicht. Ich brauche die Schmerzenssache,
nach wie vor ich fühle die Schmerzenssache, das ist mir ein sehr, sehr
wichtiges Projekt, das unbedingt weitergehen muss und deswegen finde ich,
hat das Projekt verdient, dass wir eine neue Ära einläuten, eine mit mehr
Commitment. Ich werde mir dafür auch Unterstützung suchen, sehr wahrscheinlich
zumindest, ich habe da schon jemanden, der mir ein bisschen hilft,
dabei zu bleiben, der mir ein bisschen in den Arsch tritt, der mich ein bisschen
motiviert, werdet ihr alles bei Zeit noch genauer erfahren.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, es sind so viele Dinge passiert, es sind so
viele gute Dinge passiert. Ich habe mich für TEDxNürnberg beworben,
ich hatte die ARD im Haus, die mich zu meinen Schmerzen interviewt hat, die meinen
Podcast entdeckt hat, das wird demnächst, naja demnächst im Herbst zumindest, wir
haben jetzt gerade Mai, also es sind noch ein paar Monate, aber ich werde, so wie es
aussieht, in einer Gesundheitssendung auf der ARD, zusammen mit Eckart von
Hirschhausen, also nicht zusammen mit ihm, sondern es wurden Gespräche mit mir und
Interviews mit mir aufgenommen, die werden dann in seiner Sendung eingespielt
und von ihm kommentiert. Also ich habe keinen persönlichen Kontakt zu ihm, aber
ich werde, so wie es aussieht, Teil einer Gesundheitssendung auf der ARD sein, da
freue ich mich mega drauf. Also das Gespräch war schon ganz, ganz großartig,
sehr, sehr tiefgehend, wir haben sehr, sehr lange, sehr, sehr ausgiebig über
meine Situation, meine Krankheit gesprochen und ich hoffe, dass ich da,
dass ich damit so ein bisschen in der Öffentlichkeit ein bisschen Awareness
schaffen kann, dass ich ein bisschen vielleicht Leute erreiche, die den Podcast
nicht kennen, die sich in einer ähnlichen Situation aber befinden wie ich und die
sich total isoliert fühlen. Das wäre schön, wenn wir da so ein bisschen,
bisschen die Hand ausstrecken könnten und schauen, den Leuten das Gefühl zu
geben, dass sie nicht allein sind und ihnen auch so eine Anlaufstelle bieten.
Und deswegen, deswegen ist es mir wichtig, dass wie hier jetzt wieder mehr Leben
reinkommt, dass wenn dann tatsächlich das Fernsehen einen Beitrag über mich und
diesen Podcast sicherlich auch am Rande ausstrahlt, dass dann Leute hier vielleicht
zu dem Format finden, dass die einen lebendigen, einen belebten, einen
schönen ongoing Podcast finden. Das ist mir ganz wichtig und da werde ich jetzt
mir die Ärmel hochkrempeln hier und ich werde ganz stark da reinarbeiten, dass
das so ist. Aber natürlich dabei ist besonders wichtig das Energy Level. Also
ich habe nur begrenzt Kapazitäten für Projekte und es gibt so viel, was ich
nebenher machen möchte. Ich habe, ich habe ein Buch Exposé geschrieben, das
hoffentlich, das hoffentlich im Herbst mit auf die Buchmesse geht und vielleicht
ein Verlag findet, das dann noch geschrieben werden muss. Ich arbeite
gerade an einem Filmprojekt mit einem guten Freund, habe angefangen ein
Drehbuch zu schreiben. Das ist natürlich auch was, was viel, viel Zeit frisst. Und
dann gibt es noch die Podcast-Brause, meine, meine, meine Herzens-Live-Podcast-
Veranstaltung in Nürnberg, die ich, die ich super feiere, aus der ich viel
Energie ziehe, die mich auch viel Energie kostet, aber aus der ich auch wahnsinnig
viel Kraft und Energie ziehe. Das sind alles so Dinge, die, die sollten alle
weitergehen und deswegen ist es wichtig, dass es mir gut geht, dass ich stabil bin
und naja, tatsächlich, um ganz ehrlich zu sein, ich glaube, ich bin in einer Phase,
in der ich mich selber schon wieder so ein bisschen versuche zu täuschen, in der
ich, wenn ich wirklich mir ernsthaft in die Augen schaue und ehrlich zu mir bin,
eingestehen muss, dass mein Energielevel eben nicht besonders hoch ist, dass mein
Schmerzniveau höher ist, als es vor einem Jahr zum Beispiel war, vor zwei Jahren,
vor sechs Monaten, dass mir eigentlich, dass ich eigentlich Gefahr laufe, wieder
in eine, in eine schlechtere Phase zu schlittern und dass ich mir deswegen ganz
absichtlich immer mehr Projekte ans Bein binde, um ja nicht auf die Idee zu
kommen, darüber nachzudenken oder mir eingestehen zu müssen, dass es mir
schlechter geht. Ich weiß nicht, geht ihr mit sowas ähnlich um? Das würde mich
wirklich mal interessieren, ob es auch Leute gibt, die merken, es geht, es geht
in die falsche Richtung und dann sich aber nicht, es nicht schaffen, sich
auszuklinken, sich Freiräume zu schaffen, sich zu erholen, sondern die genau das
Gegenteil machen, die, wo der Dickkopf siegt, die mit anlaufen in die andere
Richtung rennen und zerren und stapfen und das ist so ein bisschen, aber es
fühlt sich manchmal an wie Treibsand. Ja, was soll ich sagen, das ist, ehrlich,
ja, als ich, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass es in so eine Richtung jetzt
gehen würde, aber ja, was hilft's? Also ich meine, wir sind ja ähnlich miteinander,
das war für mich immer dieses Format und das soll es auch bleiben, also ich will
hier keinen, ich will mich nicht verstellen, ich will kein Blatt vor den Mund
nehmen, ich will die Höhen und die Tiefen meiner chronischen Schmerzkrankheit
zeigen und so ist es. Und wenn ich meine Schmerzskala, ich hatte jetzt ein
Wochenende, wo ich ganz, ganz viel im Büro war, wir haben eine Veranstaltung
ausgerichtet, also ich würde es jetzt nicht Arbeit nennen, das stimmt nicht, das
war ein Barcamp und das war eine ganz, ganz tolle Veranstaltung, das hat mir
ganz, ganz viel Spaß gemacht, aber als ich am Freitagabend nach Hause kam, war ich
auch komplett durch mit der Welt, da hätte ich meine Schmerzskala, wäre da
bei einer 7 oder einer 8 gewesen. Ich hatte irgendwie so, das hat sich
angefühlt wie ein eingeklemmter Nerv in der Lendenwirbelsäule, ich hatte meinen
Nacken, meinen Rücken, das war alles irgendwie, das hat nur noch weh getan.
Es ist jetzt wieder besser, also ich bin jetzt, sagen wir mal, bei einer 4 oder 5,
was immer noch nicht besonders gut ist, aber was halt einfach das neue normale
ist, also unter einer 4 war ich schon lange, lange nicht mehr.
Ja, das ist meine Schmerzskala, die werde ich auch beibehalten, das ist mir auch
wichtig, ein kurzer Check-in und dann werde ich jetzt heute, aber lasst uns
was, lasst uns was Positives machen, lasst uns, lasst uns ein Experiment
starten. Ich möchte heute das Format, das ich vorhabe für diesen Podcast in der
nächsten Staffel, das möchte ich heute schon mal ausprobieren, ich möchte euch
einen kleinen Teaser, Teaser auf das Format geben und zwar habe ich mir
überlegt, ich möchte aus verschiedenen Gründen, das werde ich dann auch noch
mal in einer der nächsten Folgen ausgiebig erklären,
ich möchte mit einem Satz an Karten arbeiten und auf diesen Karten stehen
ganz viele Fragen. Ich habe jetzt mal in einem ersten
Entwurf so 120 Stück Fragen mir teils überlegt, teils zusammengesucht, teils
mir mit Hilfe von KI Ideen generieren lassen.
Ich habe verschiedene Kategorien aufgemacht, ich habe verschiedene
Schwierigkeitsstufen aufgemacht und dazu habe ich mir einen Haufen Fragen
überlegt und diese Fragen sollen mir einen Anhaltspunkt geben, worüber wir in
einer Episode reden können, also entweder suche ich mir die aus, weil ich über
was Bestimmtes reden will oder ich ziehe sie einfach aus einem Stapel an Karten,
um dann eine unvorbereitete Episode zu machen und wirklich ganz ehrlich und
spontan über diese Fragen zu reden. Und das macht mir, glaube ich, die Arbeit
leichter natürlich, logischerweise. Das soll aber auch vor allem etwas sein,
das anderen auch ermöglicht, über ihre Schmerzen zu sprechen.
Ich werde diese Fragen veröffentlichen, das wird kein Geheimnis sein, die
werden frei im Internet zu finden sein. Vielleicht werde ich aber auch ein
schönes Kartenset bauen, das man dann kaufen kann, aber mir geht es nicht darum,
damit Geld zu verdienen, mir geht es darum, das den Leuten zur Verfügung zu
stellen, denn ich weiß, dass viele in einer Situation wie meiner sich
unverstanden fühlen, sich nicht mitteilen können, den Weg zu den
Angehörigen, ja nicht finden, will ich gar nicht sagen, aber das unglaublich schwer
finden, sich mit Angehörigen über ihr Leid, über ihr Leiden, über ihre
Schmerzkrankheit auszutauschen. Ich weiß das, weil es mir genau so geht.
Das ist auch ein Grund, warum es diesen Podcast gibt. Es fällt mir leichter, mich
hierher zu setzen, in eine Kamera sogar zu sprechen, vor allem ein Mikrofon da rein zu
sabbeln und mich zu öffnen, als es mir manchmal fällt, mich wirklich den
Leuten zu öffnen, die mir ganz ganz nahe stehen. Das ist bitter und führt immer
wieder auch zu Frust, aber es hilft nichts, das ist halt so. Ich bin so gestrickt und
ich kann da manchmal nicht anders. Ich versuche mir das immer wieder klar zu
machen und mir da mit Tricks hier zu behelfen oder mich darüber auch einfach
hinwegzusetzen mit meinem Dickkopf, aber es klappt nicht immer so. Man kann sein
Wesen nur ein Stück weit verändern oder nur ganz langsam, aber egal. Es geht jetzt
da an der Stelle nur am Rande um mich. Also ich möchte diese Karten vor allem
auch nach draußen geben, weil die glaube ich anderen Menschen einen
Anknüpfungspunkt liefern können, sich auch über ihre Schmerzen auszutauschen
und sich vielleicht besser verständlich zu machen. Das wäre
mein Wunsch. Ich weiß nicht, ob es funktioniert. Keine Ahnung. Vielleicht ist es auch
totaler Quatsch. Vielleicht ist es einfach nur eine Blödsinn, was ich mir da ausgedacht
habe, aber ich würde es gerne ausprobieren. Wir machen heute den Prototypen und dann
schauen wir, dass wir das bis zum Anfang der vierten Staffel, das wird
wahrscheinlich im Juli sein, mal ein Prototypen, wirklich haptisches, physikalisches
Kartenset da haben und dann können wir mal überlegen, ob das jemand anders
vielleicht auch interessieren könnte oder ob das nur für mich spannend ist.
Ganz schöne Idee eigentlich, diesen Karten. Wenn ihr schon länger
dabei seid, kennt ihr vielleicht noch Sabine Afolter, die Erfinderin der
Dolographie. Die hat nämlich auch einen Kartensatz mal entwickelt und da war aber
kein Text drauf, keine Fragen, da waren Bilder drauf. Und diese Bilder sollten
auch genauso, wie ich es jetzt gerade beschrieben habe, Schmerzkranken helfen,
ihren Schmerz zu beschreiben, mit teilweise wirklich abstrusen Formen, mit
sehr abstrakten Motiven. Und es sollte einfach so, wenn man so ein Stapel Bilder
vor sich liegen hat und sich was aussucht, das so aussieht, wie sich der
Schmerz anfühlt, dann kommt man ins Reflektieren und dann kann man
manchmal auch schwierig, aber man kann Worte finden, um zu versuchen zu erklären,
wie es in einem drin aussieht. Und das fand ich damals schon, das habe ich
mir im Hinterkopf behalten. Ich habe die PDFs noch da. Das fand ich
damals schon einen ganz großartigen Ansatz. Ich habe das auch so ähnlich in
der multimodalen Schmerztherapie kennengelernt und ich habe mir
überlegt, tatsächlich könnte man auf meinen Karten auf der Rückseite auch so
was machen. Ich möchte jetzt nicht mir anmaßen, da so ein durchdachtes und
professionelles Konzept wie die Fotografie auf die Beine zu stellen.
Da ist wahrscheinlich auch ein Copyright drauf, das will ich gar nicht.
Ich möchte aber auch einfach die Rückseiten der Karten so gestalten, dass
die Motive darauf die Vorderseiten unterstützen, also dass die auch
dabei helfen, Worte zu finden für Dinge, die wirklich in uns passieren und die
wir anderen mitteilen wollen. Auch das wird ein Test sein. Das wird
wahrscheinlich einige Generationen brauchen, bis das so ist, dass wirklich
jemand anders was damit anfangen kann. Aber ich habe einen Kopf voller Ideen, ihr
merkt es schon. Ich habe Leute, die mich unterstützen würden. Was mir jetzt noch
fehlt ist so ein Puzzlestück, das so ein bisschen die Finanzierung des
Ganzen vielleicht sicherstellt. Da gibt es vielleicht auch bei Zeit noch ein Update.
Aber jetzt starten wir mal rein. Ich möchte jetzt mit euch drei Fragen
durchdiskutieren und ich habe mir die drei Fragen für dieses Jahr Wieso? extra
ausgesucht, weil da aktuelles noch drin steckt, was ich aufarbeiten möchte oder
weil da vielleicht noch irgendwie was anderes gerade passt. Aber es wird auch
Episoden geben, wo ich mich vorher nicht vorbereite und diese Frage vorher nicht
auswähle. Jetzt muss ich noch mal ganz kurz ganz kurz schauen. Eine dieser
Fragen wird zum Beispiel sein, die habe ich jetzt leider schon beantwortet, weil
ich mich zwar vorbereitet habe, aber offensichtlich nicht gut genug.
Die erste der Fragen ist, welche Reaktionen aus deinem Umfeld haben dich
positiv überrascht? Und das kann man gerne auf die junge Vergangenheit
beziehen, vielleicht aber auch auf die längere Vergangenheit. Ich beziehe es
tatsächlich jetzt auf die sehr sehr junge Vergangenheit. Mich überrascht es
nämlich immer wieder, wenn ich mir anschaue, was die Schmerzenssache
eigentlich ist. Also es ist ein super kleines nischiges Herzens-Schmerzens-
Projekt, das immer wieder tolle Rückmeldungen provoziert. Also wo sich
immer wieder Leute melden und sagen, dass sie das erreicht, was ich hier tue und
dass ihnen das wichtig ist. Wo ich aber auch an den Zahlen einfach sehe, dass es
eine sehr sehr kleine überschaubare Community ist, was vollkommen okay ist.
Weil es ist mir klar, dass ich mit mit chronischen Schmerzen nicht die
Podcast-Charts stürmen werde und auch nicht will. Aber ich finde es
bemerkenswert, dass trotzdem dieses Format immer wieder gefunden wird. Und
zwar, wenn ich so in die längere Vergangenheit zurückdenke, ich hatte
schon ein Interview beim BR. Ich war auf dem Schmerzkongress der Deutschen
Schmerzgesellschaft. Ich habe einen Vortrag gehalten beim Verein der
Glasknochenkranken. Ich war jetzt in dem Interview für die ARD. Also es ist schon
Aufmerksamkeit auf dem Thema und das finde ich großartig.
Also ich habe mich auch - das kommt jetzt dann gleich noch - ich
habe mich unterhalten und da war auch immer wieder die Frage, ob ich mich
verstanden fühle und ob ich mich gesehen fühle. Und ich glaube, das ist eine
Frage, die ganz viele von uns immer wieder umtreibt und betrifft. Und
tatsächlich kann ich sagen, schon deshalb, ja, ich fühle mich gesehen, ich fühle mich
gehört. Da habt ihr ganz ganz viel mit dafür zu tun und dafür bin ich euch
allen auch unendlich dankbar. Ich glaube, das ist ein Luxus in meiner
Situation. Ich glaube, dass andere hier ganz anders strugglen, was das
angeht. Und dafür bin ich ehrlich und aufrichtig dankbar und dafür ergreife
ich aber auch jede Gelegenheit, die sich bietet, um das Thema größer zu machen, um
das Thema in einem anderen Licht mal noch dastehen zu lassen, um das Thema an
andere Leute zu bringen. Einen 12-Minute-Vortrag habe ich vergessen, hatten wir auch
schon mit diesem Podcast. Ich habe mich für TEDxNürnberg beworben, auch um
auf einer Bühne vielleicht Ende des Jahres mal noch mal über die
schmalzene Sache zu reden. Also es ist mir wichtig, ein bisschen aus
narzisstischen Gründen gebe ich auch ehrlich zu, aber viel mehr noch ist es mir
wichtig, hier Sichtbarkeit auf das Thema zu kriegen. Und ich möchte für all die
Leute einstehen, die sich nicht gesehen oder gehört fühlen.
Für die möchte ich der Painfluencer sein. Für die möchte ich
da sein, für die möchte ich eine Lanze brechen. Ich möchte deren
Kampf gegen die Windmühlen etwas verstärken und ich möchte
für die vielleicht auch ein Stück von diesem Kampf ausfechten. Und deswegen
freue ich mich immer über, um die Frage zu beantworten, positive Reaktionen aus
meinem Umfeld, wie zum Beispiel Einladungen zu Gesprächen, zu Interviews,
zu Vorträgen. Nehme ich immer gerne mit. Es ist ein super Kanal für
mich, um auch mal von einer Bubble außerhalb meiner eigenen Bubble
auch Feedback zu kriegen auf das, was ich hier tue und erzähle. Großartig. Also
das war eine Frage, die hätte ich der Schwierigkeit Einsteiger oder entspannt
oder leicht einfach zugeordnet. Die Namen für die für die Schwierigkeitsgrade
stehen noch nicht, aber die glaube ich ist relativ anfassbar und einfach zu
beantworten. Es gibt aber noch eine mittlere
Schwierigkeit, aus der habe ich auch eine Frage mitgebracht und zwar, welche
neuen Therapieansätze hast du in letzter Zeit ausprobiert oder in Betracht
gezogen? Und das ist tatsächlich jetzt, was habe ich mitgebracht, weil ich
aktuell mich wieder in einem Strudel befinde, über den ich gleich in
der letzten Frage auch noch mehr erzählen werde. Aber ich habe unter
anderem in diesem Strudel hat es mich an einer Psychotherapeutin vorbeigespült,
bei der war ich vor einem Jahr schon mal. Von der habe ich garantiert auch schon
mal erzählt. Die hat mich dann an eine Kollegin verwiesen, weil sie selber keinen
Platz, keinen Therapieplatz hatte und bei der Kollegin war ich dann und habe mich
da, habe die kennengelernt und die hat mich dann irgendwann, das habe ich auch
schon mal erzählt glaube ich, die hat mich irgendwann dann wieder nach Hause
geschickt mit den Worten "Herr Kraus, ich kann Ihnen nicht helfen" und das klingt,
das klingt wie ein Aufgeben, das klingt wie Verzweiflung, das ist sowas, aber gar
nicht gemeint, sondern das war einfach eine Verhaltenstherapeutin und ich habe
mich über mehrere Termine hinweg mit der wirklich ausführlich unterhalten und ich
habe ihr erzählt, was ich tue, was ich euch auch schon alles erzählt habe,
wie reflektiert ich mich habe zu dem Thema und was so meine Strategien
sind, um mit meiner Schmerzkrankheit umzugehen und die hat mich nach Hause
geschickt, weil sie das Gefühl hatte, dass sie dem nicht mehr viel hinzufügen kann.
Also dass mein Werkzeugkasten grundsätzlich gut bestückt ist, vielleicht
kann ich den nicht immer so zum Einsatz bringen, wie ich es gerne hätte, aber
das kann sich auch nicht ändern. Also ich weiß, dass ich mich nicht auf
Negatives, sondern auf Positives fokussieren muss. Ich weiß, dass ich, dass
ich ins Handeln kommen muss, um nicht das Gefühl zu haben, dem Ganzen
ausgeliefert zu sein. Also das sind alles so Dinge, da bin ich irgendwann selber
drauf gekommen oder auch schon in anderen Therapien und deswegen konnte
mir diese Dame nicht helfen, was überhaupt nicht schlimm ist, was ich
sehr, sehr wertschätze, dass sie mir das auch so direkt gesagt hat und dass sie
mir nicht eine Therapie an die Backe geklebt hat, an die Backe gequatscht hat,
die uns beide dann irgendwann frustriert hätte. Von daher bin ich wieder zurück,
einmal bitte zurück auf los, bin wieder zu der ersten Therapeutin, hab gesagt
setz mich bitte auf die Warteliste, ich würde gerne mit dir nochmal ein
Gespräch führen und bei der war ich jetzt nochmal bei einem
neuerlichen Kennenlernen, bei zwei Terminen sogar und sie hat mich
wieder ein bisschen weggeschoben, was ich nicht so ganz einschätzen kann. Also sie
kommt auch aus der Verhaltenstherapie, vielleicht liegt es daran, aber sie hat
mich wieder an eine andere Kollegin verwiesen, die jetzt neu anfängt, die sich
mit tiefen psychologischer Behandlung auseinandersetzt und sie meint, das
könnte etwas sein, das bei mir vielleicht zündet oder bei mir vielleicht nochmal
neue Themen hochbringt, neue Ansätze liefert, weil eben die Verhaltenstherapie
schon halbwegs durchgespielt ist. Finde ich spannend, also kann ich mir noch gar
nicht so viel darunter vorstellen, ich habe bewusst jetzt mich da noch nicht so
sehr eingegraben, eingelesen, ich möchte da gerne so unvorbelastet wie
möglich rein, damit nicht wieder so der Eindruck entsteht, hier kommt jetzt
einer, der das Lehrbuch irgendwie schon auswendig gelernt hat und sich aber
trotzdem dann nicht helfen kann am Ende des Tages. Also das ganze Wissen und die
ganze Erfahrung hilft mir manchmal auch gar nichts, aber deswegen möchte ich da
sehr unbedarft und sehr blauäugig rein und mich nicht vorher schon damit
auseinandersetzen, um weder im Positiven noch im Negativen da vorgeprimed zu
sein oder irgendwie von vorher eine Meinung gefertigt zu haben. Also tiefen
Psychologie, das ist was Neues, ich stelle mir das ein bisschen wie damals das bei
der Hypnosetherapie vor, aber ich glaube, das ist es nicht, ich glaube, das ist
nochmal ein ganz, ganz anderer Dreh, da bin ich sehr gespannt drauf,
wird jetzt allerdings auch noch ein bisschen dauern, bis ich da einen Platz
bekomme. Ja, das ist der sicherlich neueste
Therapieansatz, den ich in letzter Zeit ausprobiert habe. So, und dann kommt die
letzte Frage aus der roten Kategorie aus schwer oder knackig oder heftig,
hab ich, ich weiß noch nicht genau, wie sie heißen, aber die Frage ist eine, die
ich schon länger mit mir rumtrage, das war tatsächlich die erste Frage, die
ich hier niedergeschrieben habe, die ich jetzt auch in so ein Probelayout
mal reingesetzt habe, das ist die Frage, die mich wirklich umtreibt und zu der ich
jetzt auch noch ein bisschen was erzählen kann. Es ist die Frage, fühlst du dich
behindert? Und ich habe ja schon erzählt, dass ich hier so einen Antrag liegen
hatte, Antrag auf Feststellung des Grads der Schwerbehinderung und das ganze
Thema, also das kennt ihr ja schon, ich habe schon erzählt, es wäre mir ein
Anliegen, da einen Grad von 50 bestätigt zu bekommen, weil das dann sich positiv
auf meinen Urlaubsanspruch auswirkt, auf meine Rente auswirkt, auf
verschiedene Dinge, auf die Steuer, glaube ich, ist es, steuerlich ist es, glaube ich,
interessant. Also wenn man, wenn man wirklich mit so einem Leiden zu kämpfen
hat, glaube ich, ist 50 ein Wert, den man da in so einem Ausweis stehen haben
sollte oder will. Das ist aber die eine Frage, das ist die rechtliche, das ist die
die behördliche Sicht auf das Thema und das beantwortet die Frage aber noch nicht.
Aber ich möchte noch ein bisschen auf der behördlichen Sicht rumreiten, denn ich
habe diesen Antrag ausgefüllt, ich habe diesen Antrag weggeschickt, ich habe den
Antrag zurückbekommen und dann stand da ein Grad von 30 drauf, auf dieser
Einschätzung, auf diesem Gutachten, das da kam. Man muss bei diesem Antrag
so verschiedene Dinge ausfüllen, also was für Therapien man in letzter Zeit
gemacht hat, bei welchen Ärzten man war, in welchen Krankenhäusern man war. Das
bezieht sich immer auf die letzten zwei Jahre und in den letzten zwei Jahren habe ich
wahnsinnig wenig gemacht. Also von daher ist es jetzt nicht so verwunderlich, dass
die nicht zu dem zu dem gleichen Ergebnis kommen wie ich. Ich habe aber
auch das Gefühl, die kennen nicht das ganze Bild.
Man gibt da auch noch Ärzte an, wo sich das Amt, der Gutachter,
weitere Informationen holen kann. Ich habe jetzt auch im Nachgang schon
herausgefunden, dass die gar nicht groß bei irgendwelchen Ärzten noch
vorstellig geworden sind oder angefragt haben. Im Prinzip haben die sich nur
meine aktuellen Unterlagen angesehen und meinen Hausarzt angefragt und that's it.
Und dass die dann nicht zu dem Ergebnis kommen, das ich mir wünschen würde, okay
fair enough, da hatte ich schon auch ein bisschen damit gerechnet. Deswegen habe
ich mir dann einen Anwalt gesucht, einen mit Erfahrung im Umgang mit dem
Sozialgericht oder auch in der Kommunikation mit dem ZBFS, das hier in
Bayern dafür zuständig ist. Und dann haben wir da gemeinsam Einspruch
eingelegt. Dann kriegt man ein Schreiben, dass dieser Einspruch angekommen ist, dass
man weitere Begründungen anliefern soll. Dann hat man eine gewisse Zeit, da
weitere Begründungen anzuliefern. Dann bin ich noch mal zu verschiedenen Ärzten,
um da einfach aktuelle Einschätzungen zu bekommen.
Bin da aber erschreckend schlecht vorangekommen. Ich hätte gedacht, ich kann
einfach zu einem Arzt, der mich kennt und der schreibt mir dann mal so einen Attest,
wo drauf steht, wie meine Situation ist. Haben die Ärzte aber so nicht gemacht.
Die meisten Ärzte haben gesagt, sie sollen einfach das ZBFS, soll sich direkt
bei ihnen melden und dann schreiben sie genau das, was die brauchen. Aber das hat
das ZBFS halt einfach nicht gemacht. Also das war irgendwie so ein
Deadlock, so eine Endlosschleife. Hier kam ich irgendwie nicht voran.
Von daher war das jetzt etwas, also so bin ich auch noch mal zu der
Psychologin gekommen übrigens. Deswegen, das habe ich vorhin angedeutet. Ich dachte
auch, dass die mir zumindest eine Bestätigung schreiben kann, dass ich bei
der vorstellig geworden bin. Die hat dann aber auch mir erklärt,
naja, dass es schon schwierig ist, jetzt so eine Einschätzung zu treffen, gerade
wenn jetzt noch gar keine Behandlung irgendwie abgeschlossen ist. Denn da
schwingt immer so ein bisschen mit, dass manche Leute da hinkommen und gar nicht
gehalt werden wollen oder sich gar nicht besser fühlen wollen,
sondern dass die eigentlich nur einen Attest brauchen, um diese Zahl in ihrem
Behindertenausweis stehen zu haben. Und das ist natürlich irgendwie auch
sicherlich richtig oder auch ein bisschen in die Krux dabei. Aber so
funktioniert halt unser System. Ich meine, das kann ich auch nicht ändern.
Habe ich aber verstanden, habe ich mitgenommen. Deswegen habe ich jetzt dann
letzten Endes auch gesagt, also wir hätten jetzt den nächsten Schritt in dieser
Amtsodize wäre jetzt gewesen, vor das Sozialgericht zu ziehen. Da noch mal zu
sagen, hey Leute, eure Einschätzung ist falsch, macht euch ein neues Bild. Dann
wäre ein Gutachter tätig geworden noch mal. Der hätte sich noch mal mit mir dann
wirklich auseinandergesetzt, aber mit ungewissem Ausgang. Und das war mir dann
jetzt eigentlich auch der Aufwand nicht wert. Also ich habe dann meine
Bluthunde, meine Anwalt zurückgerufen, habe gesagt, hey, so wir brechen hier an
der Stelle ab. Was wir stattdessen machen ist, ich gehe in diese
Psychotherapie. Wenn sie denn dann anläuft, ich werde noch mal in den
nächsten Monaten auch noch mal orthopädisch und bei allen anderen
Ärzten, die mir irgendwie einfallen, noch mal vorstellig. Und dann werden wir
einfach in 12 Monaten oder in 18 Monaten oder in 24 Monaten einen erneuten
Antrag stellen. Das ist nämlich das andere Mittel, das man hat. Man kann jederzeit
einen neuen Antrag stellen, wenn man das Gefühl hat, dass sich die
gesundheitliche Situation verschlechtert hat. Und also wenn ich auf die Zahl
schaue, die da steht, habe ich jetzt schon das Gefühl, dass sich meine
gesundheitliche Situation seit der Feststellung dieser Zahl verschlechtert
hat. Von daher habe ich da, hege ich da gewisse Hoffnung, dass das funktioniert.
Aber ich weiß jetzt, ich habe gelernt, okay, es funktioniert nur mit
entsprechend viel Papiermaterial, das ich da mitbringen muss. So, das ist jetzt die
amtliche Sicht, die behördliche Sicht, die gesundheitspolitische Sicht auf
das Thema. Es ist aber eigentlich, zieht die Frage in die andere Richtung.
Eigentlich zieht die Frage darauf ab, wie ich mich fühle. Fühle ich mich
behindert? Wie wird es mir gehen, wenn ich einen Anweis, wenn ich einen
Ausweis in der Hand hieße, wo drauf steht, dass ich schwerbehindert bin, mit einem
Grad von 50, 60, whatever. Wie würde ich mich damit fühlen? Und das ist eine Frage,
über die habe ich wirklich sehr, sehr lange nachgedacht. Denn ich, natürlich hat
jeder ein Bild von Behinderung. Ich hoffe, das ist jetzt auch als Begriff an der
Stelle okay. Also ich meine, das wäre ein Begriff, der politisch korrekt ist.
Korrigiert mich da gerne, wenn ihr das anders seht. Ich möchte hier echt
niemandem zu nahe treten. Das ist jetzt wirklich ein sehr, sehr subjektives Ding.
Ich hoffe, dass das niemand irgendwie falsch auffasst. Auch wenn ich hier bei
den Worten, bei der Wortwahl vielleicht nicht hundertprozentig sicher bin, wie
jeder das so und jeder das so auffassen würde. Also ich habe tatsächlich,
meine Hausarztpraxis ist in der Nähe von einem Behindertenheim,
mit angeschlossener Behindertenwerkstatt. Und da ist immer, also da ist sehr viel,
ich habe sehr regelmäßig Kontakt mit Behinderten. Wenn auch nur irgendwie im
Wartezimmer. In der Familie bei mir gab es mal einen Fall, die ist aber schon
gestorben. Also da habe ich jetzt nicht so viele Berührungspunkte, aber es ist
so ein allgegenwärtiges Thema, das will ich damit sagen.
Aber ich habe natürlich trotzdem, wie alle anderen wahrscheinlich auch, so eine
Schublade, so eine Vorstellung von was es bedeutet, was Behinderung bedeutet.
Und irgendwie will ich mich nicht, ich will mich sowieso selten in
Schubladen pressen lassen. Das finde ich sowieso immer blöd. Und gerade in die
Schublade will ich mich eigentlich, sehe ich mich eigentlich auch nicht, dass ich
da rein passe. Und ich meine, diese 30 gibt mir das natürlich ein
Stück weit recht. Also ich bin auch in den Augen des ZBFS nicht ausreichend
behindert, dass es für eine Schwerbehinderung reicht.
Okay, aber was macht das mit mir? Und da bin ich mir tatsächlich noch nicht ganz
sicher. Also da wäre ich auch an eurer Meinung interessiert, wie ihr euch seht,
wie ihr mich seht. Ich finde es schon eine spannende Frage. Also damit geht ja
einher, dass ich mich sehe, dass ich aus der Norm falle. Was wiederum was ja erst
mal Neutrales ist. Also ich glaube, jeder Mensch sieht sich gerne individuell, auch
wenn wir dann am Ende irgendwann feststellen müssen, dass wir alle ganz
easy in irgendwelche sehr homogenen Zielgruppenmuster passen. Aber wir fühlen
uns ja individuell. Also von daher, das Label normal als Kontrast ist jetzt auch
eins, wo ich sagen würde, ja, ne, passt irgendwie auch nicht für mich. Ich finde
schon, dass ich in einer besonderen Situation bin. Ich finde, dass ich
besondere Talente und Fähigkeiten habe, dass ich auch mit besonderen
Herausforderungen und Einschränkungen leben muss. Von daher, ich weiß es nicht.
Ich fühle mich, ich bin dazwischen. Ich bin, vielleicht muss ich es wirklich
schwarz auf weiß in so einem Ausweis stehen haben, damit ich das auch einsehe.
Wahrscheinlich wäre ich aus einer Perspektive, wenn ich jetzt auf der Straße
eine Umfrage machen würde und meine Situation erkläre, wahrscheinlich wäre
ich, wäre ich in der allgemeinen Wahrnehmung, wäre ich vermutlich
behindert. Mag sein. Fände ich jetzt aber, glaube ich, ich finde es tatsächlich auch
nicht. Ich fände es nicht schlimm. Das wäre dann halt so. Also ich habe lange
gebraucht, mich als krank zu sehen. Das ist sehr lange. Und ich sehe den
Unterschied nicht, ob ich jetzt krank bin oder ob ich jetzt behindert bin. Ich habe
wirklich seine Zeit sehr, sehr lange gebraucht, einzusehen, dass ich krank bin.
Und ich glaube, oder dass ich chronisch krank bin. Ich glaube, einzusehen, dass
ich eine Behinderung habe, dass ich so eine Einschränkung habe, das ist
wahrscheinlich auch noch mal ein ähnlich langer Prozess. Also das ist was, das will
ich nicht wahrhaben, nicht wegen dem Stigma, das damit einhergeht, sondern,
weil ich mich, weil ich mich immer versuche krampfhaft an den Rest, der noch
so übrig ist, zu klammern. Ich versuche mich an ein normales Leben zu
klammern. Auch wenn ich chronisch krank bin, versuche ich, so normal wie möglich
zu leben, mir nichts verbieten zu lassen, arbeiten zu gehen, nicht krank zu sein,
gute Arbeit zu leisten, viel zu arbeiten, mich einzubringen, viele Projekte
nebenher zu machen. Das ist so ein Klammern.
Das brauche ich, das ist mir wahnsinnig wichtig. Und das ist
wahrscheinlich der Grund, warum ich mich so schwer tue mit
dieser Frage und mit dieser Einstufung. Ich hätte keine Angst, mich
hinzustellen mit diesem Label. Ist mir scheißegal eigentlich, wie mich
dann die Welt da draußen sieht. Egal, das kriegt ja auch keiner mit. Also ich muss
ja diesen Ausweis nicht zeigen. Ich werde so oder so keine Behindertenparkplätze
in Anspruch nehmen können. Ich werde so oder so keine Behindertenplätze in
Bussen in Anspruch nehmen und auch nicht wollen. Also von daher, wenn ich, das
weiß ich auch von tatsächlich Leuten mit Migräne, die so einen Ausweis haben,
oder mit, ich kenne jemanden mit Multiple Sklerose, die so einen Ausweis hat,
das ist tatsächlich auch was, was die dann vergessen mitunter. Also was
vielleicht dann auch am Ende des Tages gar keine Rolle mehr spielt, ob man so
einen Ausweis hat und was da drin steht. Wenn man sich nicht so fühlt und den
nicht rum zeigt und so, dann ist es einfach scheißegal.
Von daher will ich das jetzt auch gar nicht überdramatisieren.
Ich glaube, Stand heute fühle ich mich nicht behindert. Nicht, weil ich nicht
behindert sein will, sondern weil ich mich verzweifelt an den Restklammerer,
der von mir noch unbeschadet übrig ist. Das klingt jetzt sehr
dramatisch, unbeschadet übrig ist.
Ja, aber so ist es. Das muss ich mir jetzt noch mal anhören. Ich habe das Gefühl, ich
habe hier wahrscheinlich so formuliert, dass der ein oder andere das falsch
auffassen kann, wenn er das möchte. Aber glaubt mir bitte, glaubt mir bitte,
ich wollte das Weiß wirklich ein. Ich habe ein sehr, sehr unvorbereitet und frei
mir das jetzt mal aus der Seele gesprochen. Ich wollte damit wirklich
niemanden zuneigtreten. Okay, damit würde ich jetzt auch die
dritte Flarafrage abschließen und dieses Experiment, dieses neue Format mal für
den Moment für beendet erklären. Ich werde es jetzt schneiden und ich werde
es veröffentlichen müssen und mir noch mal durchhören müssen und noch mal
anschauen müssen. Und dann hoffe ich, dass es funktioniert.
Und wenn ihr mir gerne Feedback geben möchtet, dazu nehme ich das gerne an.
Dann werde ich nämlich jetzt noch einige Wochen vorbereitend daran arbeiten, dass
wir in eine neue Staffel Schmerzensache gehen können.
Ich plane zwei Episoden pro Monat für mindestens zwölf Monate. Das ist ein
hochgestücktes Ziel, wo ich jetzt schon Sorge habe, dass ich daran scheitern
werde. Aber ja, Ziele muss man sich einfach auch stecken und die dürfen auch
gerne immer hoch sein. Ich glaube, ich kann das mit der
Unterstützung, die gerade im Raum steht, schaffe ich das. Bin ich, glaube ich nicht,
bin ich sicher, weiß ich es. Und das ist auf jeden Fall das, worauf ich jetzt stark
hinarbeiten will. Aber wie gesagt, es wird noch eine extra Folge geben, die dann die
neue Staffel einläutet. Das war jetzt ein lange, lange überfälliges Update, das
zufällig in einem neuen Format war, das ich vielleicht dann in Zukunft öfter
machen werde. Ihr werdet von mir hören. Dann packe ich jetzt euch noch einen Song
auf die Playlist und ich musste jetzt echt nachschauen, weil ich dachte, wir
hätten den schon längst drauf. Das ist eine meiner Go-To-Songs, wenn ich
wirklich in einer aggressiven Phase bin und mir meine Krankheit zum
Teufel wünsche. Das ist "Down with the Sickness" von Disturbed und der geht einfach
hart nach vorne und manchmal brauche ich diese Aggression, um
mich innerlich zu zerplatzen. Das ist gerade die Stimmung, in der ich bin.
"Down with the Sickness", hört euch an, ist ein richtig guter Song. Dann schicke ich euch
schmerzliche Grüße und wir hören uns hoffentlich in ein paar Wochen und dann
hoffentlich auch viel viel regelmäßiger. Macht's gut, bis dann, ciao!