Schmerzenssache – weil Rückenschmerzen kein Tabuthema sind

Jürgen Krauß

SCHMERZPATIENT SEIN – was bedeutet das eigentlich (für mich)? [S3E2]

Eine fragwürdige „Top 15“-Liste darüber, was es für mich bedeutet, Schmerzpatient zu sein

08.07.2024 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Podcast-Episode spricht Jürgen über seine Erfahrungen als Schmerzpatient und die Herausforderungen, die seine Krankheit mit sich bringt. Er beschreibt die Auswirkungen auf sein tägliches Leben, seine berufliche Umstellung und die emotionale Belastung.

Schmerzpatient zu sein, ist Kopfsache. In dieser Episode erklärt Jürgen trotzdem, was es noch alles bedeutet, Schmerzpatient zu sein. Wichtig: Das trifft alles auf ihn zu, und er will damit nicht den Anschein erwecken, für alle Schmerzleidenden zu sprechen. Frei nach dem Motto: Kennste einen Schmerzleidenden, kennste einen.

Zitat zum Song dieser Episode:

„Es kann doch nicht so schwer sein, es leicht haben zu wollen.“ – Einfache Gefühle (Lumpenpack).

Die Links zur Episode:


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🎸 Hier entlang zu Jürgens neuer Schmerz-Playlist bei Spotify: https://open.spotify.com/playlist/2RzJxJ8hVT9rzoYPrNCuGz?si=b9c5e227ace249ca 

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⭐⭐⭐⭐⭐ – Bewertungen helfen mir und diesem Projekt, die Sichtbarkeit zu erhöhen und mehr Menschen in ähnlich herausfordernden Situationen zu erreichen. Nicht, weil ich glaube, dass ich ihnen helfen kann – aber zumindest möchte ich ihnen auf diesem Weg ein ganz, ganz herzliches „Ihr seid nicht allein“ über den Zaun werfen. 

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📜 Das Schmerzmanifest, das nach wie vor in diesem Podcast gelten soll:
  1. Schmerzen sind kein Tabuthema.
  2. Jede und jeder hat das Recht auf den eigenen Schmerz. Vergleichen ist verboten. Wir alle gehen mit Schmerz subjektiv um, das muss respektiert werden.
  3. Ich präsentiere keine Lösungen, nur Erfahrungen und Impulse.
  4. Schmerz definiert mich nicht als Persönlichkeit.

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Transkript

Hi, ich bin Jürgen und das ist meine Schmerzenssache. Und ich muss zugeben, es ist noch immer etwas ungewohnt und fühlt sich schräg an, dass ich hier so alleine stehe ohne ein Gegenüber und auch zu wissen, dass das jetzt so sein wird, so bleiben wird, dass ich nicht nächste Folge wieder einen Gegenpart habe. Das wird eine Herausforderung, eine aber auf die ich mich freue, die ich spannend finde, die ich aufregend finde, die mir ein bisschen Angst macht, muss ich auch ehrlich zugeben. Aber ich habe da jetzt Bock drauf. Das Thema für heute, das ist auch so ein bisschen aus der Diskussion um den neuen Staffelstart und das Thema irgendwie entstanden. Ich habe tatsächlich jetzt wieder einige Leute in letzter Zeit getroffen, mit denen ich darüber auch geredet habe und die gesagt haben, was, Schmerzpatient, das wusste ich gar nicht, das merkt man dir ja gar nicht an, wie äußert sich das denn? Und ich habe dann wirklich immer so ein bisschen Erklärungsnöte, das dann auf der einen Seite kommt darauf an, wo man die Leute kennenlernt. Manchmal sind das irgendwie so im Geschäftsumfeld, im Berufsumfeld, dann will man da jetzt vielleicht auch nicht eine Stunde im Monolog halten, wie schlimm alles ist und wie finster manche finsteren Phasen sind. Und ich habe mir aber auch irgendwann mal vorgenommen, das nicht zu beschönigen, da einfach zu versuchen, halbwegs ehrlich zu sein und nicht den Leuten irgendwas Quatsch zu erzählen. Wenn es mir schlecht geht, dann geht es mir schlecht, dann brauche ich nicht darüber lächeln und darüber weggehen, außer ich will jetzt wirklich mit der Person kein Gespräch führen, dann kann das schon mal passieren. Aber ich habe mir vorgenommen, da im Grunde eigentlich offen und ehrlich damit umzugehen. Und ich habe mir gedacht, jetzt so ein Staffelneustart ist dann sicherlich auch eine ganz gute Gelegenheit, da noch mal wirklich am Anfang anzufangen und noch mal zu erklären, eine Schmerzkrankheit, was ist das denn? Und ich meine, ich kann es nicht allgemeingültig erklären, ihr kennt es selber, die Situation ist total individuell und ich glaube, so wie es mir geht, geht es nur mir. Und was man daraus vielleicht für andere ableitet, das kann ich nicht sagen, das überlasse ich auch den Hörenden da draußen selbst, da irgendwie Schlüsse zu ziehen. Aber Zawitzwald behaltet vielleicht im Hinterkopf, dass es gibt bei, ich weiß gar nicht, wo der Spruch ursprünglich herkommt, aber ich kenne ihn aus dem Kontext Autisten. Das sagen manchmal Autisten über sich, kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten? Und ich würde den Spruch tatsächlich ganz gerne auch für Schmerzpatienten besetzen und sagen, kennst du einen Schmerzpatienten, kennst du einen Schmerzpatienten und nicht alle Schmerzpatienten? Und trotzdem, und das ist jetzt vielleicht ein bisschen schräg, aber ich glaube, wir kommen darüber weg, trotzdem will ich heute versuchen, einmal zu erklären, was es heißt, Schmerzpatient zu sein. Und das wird keine vollständige Erklärung, das wird nicht jetzt ein ewig langer Monolog. Ich habe mir ein paar Punkte aufgeschrieben. Ich habe es ursprünglich tatsächlich als LinkedIn-Beitrag geplant und dann ist mir aufgefallen, dass es da eine Zeichenbegrenzung gibt. Die ist jetzt nicht so wahnsinnig hoch, also es wird jetzt hier kein Buch, das ich vorlese. Aber ich bin jetzt doch relativ schnell auf 15 Punkte gekommen, die einfach so typische Situationen in meinem Lebenssinn, aus denen man vielleicht ganz gut erkennen kann oder ganz gut lernen kann, was es für mich heißt, Schmerzpatient zu sein. Fangen wir an. Punkt 1. Schmerzpatient zu sein bedeutet für mich, dass ich mehr Zeit in Wartezimmern als mit vielen meiner Hobbys verbringe. Also das ist so banal und einfach und doch irgendwie macht es mich auch ein bisschen müde manchmal, traurig, stimmt nicht. Es macht mich müde hauptsächlich und ein bisschen genervt mitunter. Also mir geht es nicht darum, dass es mir in den Momenten dann irgendwie schlecht geht oder dass ich mit Ärzten und Ärztinnen nicht gut kann oder dass ich das Ambiente irgendwie doof finde. Alles ist gar nicht so schlimm, aber diese Zeit, die ich da zubringe. Und ich muss zugeben, es ist besser geworden. Ich habe das Gefühl, dass viele Praxen mit Corona auch einiges in Sachen Digitalisierung irgendwie weitergetrieben haben und ihre Prozesse, ihre Planungen, ihre Software, ihre Terminkoordination, das alles irgendwie besser im Griff haben. Nicht alle. Manche sind, bei manchen ist es genau wie vorher, die freuen sich, dass sie jetzt das alles, was sie in Corona irgendwie eingeführt haben, wieder ausführen können und wieder zurück zum alten System. Aber doch, und man sieht es vielleicht auch ganz einfach an diesen Online-Terminbuchungstools, die es gibt, mit denen auch nicht alles perfekt läuft. Aber manchmal ist es einfach geil, wenn man zum neuen Arzt muss, zu einer neuen Ärztin, dass man nicht dann irgendwie da anruft und sich dann irgendwie ewig lang hier die Fragen-Antwort durchgeht und Termine abgleicht, sondern dass man einfach online in einen Kalender reinklickt und sagt, hey, da passt es mir, da wähle ich mir jetzt einen Termin. Cool. Und dann kommt eine Bestätigung per SMS, dann kommt eine Erinnerung per SMS und wenn sich was ändert, dann kriege ich das auch entweder per E-Mail oder per SMS mit. Das ist eigentlich ein geiler Service, von dem ich nicht mehr weg möchte und der hoffentlich dazu führt, dass diese Zeit, die ich in Wartezimmern verbringe, und das ist ja mein Ausgangspunkt, und mit Wartezimmern, da können wir jetzt auch mal Patientenzimmer, können wir mal mit einschließen, also auch die Zeit, die ich in Krankenhäusern generell verbringe und in Arztpraxen, die Zeit würde ich gerne lieber bei, ich weiß nicht, auf dem Golfplatz, auf dem Tennisplatz, beim Drohnefliegen, beim Geocaching, mit dem Hund draußen, mit der Familie. Oh Gott, warum habe ich das nicht als erstes gesagt? Die werden mir das hoffentlich verzeihen. Aber es gibt ganz, ganz viel, ich weiß warum, weil Familie nicht Hobby ist. Es gibt ganz, ganz viele Dinge, die ich gerne mache, Motorradfahren. Hier so ein Quatsch, Podcast, ja, das ist auch mehr als ein Hobby für mich, aber es gibt viele Dinge, in die ich gerne mehr Zeit stecken würde, als ich kann, und ich will jetzt nicht sagen, dass das immer nur daran liegt, dass ich die Zeit in Wartezimmern zubringe, das stimmt auch nicht, aber viel zu oft hänge ich darum und frage mich, muss das jetzt schon wieder sein? Zweitens, Schmerzpatient zu sein bedeutet für mich, dass ich mir bei jedem kleinen Knirschen oder Quietschen im Körper, man hat das ja mal so geschnachseltes Knie oder knarzte Rücken oder so ein Knacken in den Gelenken, und das ist eigentlich auch nicht weiter dramatisch und da steckt in der Regel nichts dahinter, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich im ersten Moment sofort ans Schlimmste denke oder mir sofort ausmacht, oh Gott, jetzt geht es wieder los. Und kann man vielleicht ganz gut daran sehen, dass ich mal mit einer Gürtelrose im MRT gelandet bin, im Quatsch bin, ich weiß nicht, ob das schon mal jemand gemacht hat, ist vollkommen unnötig. Bei einer Gürtelrose kann man ganz easy diagnostizieren, kann man ganz easy behandeln, aber wenn man ein bisschen mit Panik und Pflastern an der falschen Stille zu seinem Hausarzt kommt, dann kann es schon mal passieren, dass er als Schmerzpatient dann, ja, wenn ein Schmerzpatient über Schmerzen klagt, so war damals seine Aussage, dann nimmt er das ernst und so bin ich relativ schnell im MRT gelandet. Punkt 3, was es für mich heißt, Schmerzpatient zu sein. Das heißt, dass ich auf die Frage nach der Vorbereitung auf die Postapokalypse, also ihr kennt das ja, Prepper, macht man sich ja manchmal so Gedanken, wie bereite ich mich auf so eine Situation vor und die meisten kommen dann mit Wasserfilter, Bunker, Konserven, Wasser und das erste, was mir in den Kopf kommt, ist Tilidin, Sumatriptan und Wolterin. Ganz banal, aber tatsächlich ist das so meine, das ist die größere Angst tatsächlich, also nicht, dass die Gesellschaft untergeht, sondern meine größere Angst ist, dass die Gesellschaft untergeht und ich von der Tablettenversorgung abgeschnitten bin. Das ist eine, ich würde es nicht sagen, eine reelle Angst, eine, die mich lähmt, aber das ist tatsächlich der, an dem Punkt lande ich, wenn ich mir diese Frage stelle oder wenn ich irgendwelche apokalyptischen Filme anschaue, was ich leider auch gerne mache, dann komme ich an den Punkt zu sagen, hey, Medikament ist dann einfach das Nonplusultra. Und diese Gedankenspiele bringen mich auch zum vierten Punkt, was es heißt für mich, Schmerzpatient zu sein, bedeutet, dass ich manchmal tatsächlich Innehalte in so einem kurzen Gefühl des Horrors einfach einfriere und mich übermannt fühle. Und das sind in der Regel die Momente, wo ich über das Älterwerden nachdenke oder an die Zukunft denke, weil ich mir nicht, also ich habe das schon hier x-mal erzählt, aber ich sage es gerne immer wieder, mir hat mal ein Psychologe die Frage gestellt, ob ich mir ein Leben ohne Schmerzen vorstellen kann. Und ich konnte es nicht beantworten und das ist Jahre her. Mittlerweile kann ich es klar beantworten mit Nein. Und das ist natürlich was, das mir jedes Gedankenspiel, jedes nach vorne gerichtete Denken, jede Planung, alles was ein bisschen Vorausplanung, Vorausdenken bedeutet, mir so ein bisschen madig macht. Ja, Punkt. Der fünfte Punkt, was es bedeutet Schmerzpatient zu sein für mich, bedeutet, dass ich die Nummer von meinem Hausarzt und der Apotheke auf der Kurzwahl-Taste am Telefon habe. Und nein, das ist gelogen. Die von meinem Arzt kenne ich tatsächlich auswendig. Was heißt es Schmerzpatient zu sein? Sechstens, das heißt, dass ich das Gefühl habe, dass ich jede Sekunde meines Tags mit Ablenkung zuballern muss. Also ich habe, das ist so, ich kenne das schon ganz lange. Ich meine, ich hatte das früher auch schon. Ich glaube aber tatsächlich, das ist so eine, das ist auch so eine innere Angst von mir, dass ich keinen Bock habe, mir lange selber beim Denken zuzuhören. Also jetzt nicht, weil ich nur finstere, schwarze Gedanken habe. Nein, teilweise auch, weil ich einen Haufen an Ideen und an Dingen habe, die ich gerne machen und tun würde und ich ein bisschen Sorge davon habe, dass wenn ich zu lange einfach frei denke, wieder mit irgendwelchen neuen Projekten um die Ecke kommen, die eigentlich gar nicht aus verschiedenen Gründen in mein Leben passen. Das ist auch so ein Punkt. Aber natürlich hat es auch damit zu tun, was wir gerade bei den Punkten vorher hatten. Wenn die Zukunftsvisionen einfach allesamt nicht komplett negativ ausfallen, aber zumindest allesamt so einen Fadenstich, so einen Fadenbeigeschmack haben, ja, dann macht es auch wenig Spaß, einfach sich mit so etwas gedanklich zu befassen. Und ich glaube, daraus habe ich so einen Coping-Mechanismus, so eine Strategie entwickelt. Aber ich glaube, das kennen die meisten wahrscheinlich seit dem Smartphone. Ich kann ganz schlecht da sitzen und nichts tun und nur für mich hindenken, sondern ich muss dann immer Netflix aufmachen, die Konsole, das Handy rausziehen, irgendwo Doom scrollen oder ein Spiel auf dem Handy starten oder mich in irgendein Projekt stürzen. Ja, wahrscheinlich haben das auch andere. Das ist vielleicht gar nicht so schmerzpatient exklusiv. Aber darum geht es ja nicht. Es geht ja um mich. Das siebte, das ist auch ein sehr individueller Punkt. Schmerzpatient zu sein bedeutet für mich, dass ich in – ich habe es mal Projekten genannt, aber es ist im Grunde fast alles, in dem ich mich in irgendeiner Form irgendwie verwirkliche oder wo ich irgendwie Gedanken und Arbeitsleistung reinstecke – ich entwickle oft einen enormen Anspruch und jetzt gar nicht an das Projekt oder an alle, die da beteiligt sind, sondern hauptsächlich an mich selbst. Und es ist so ein Antrieb, der mich dazu bringt, dass ich abliefern will, meistens mehr als von mir erwartet wird. Das klingt jetzt total abstrakt. Ja, man kann es Perfektionismus nennen, aber das ist es eigentlich gar nicht. Mir geht es nicht so. Ich mag auch gerne mich in Details verlieren und ich mag gerne ein perfektes Ergebnis, aber ich glaube, dass es bei mir nicht der Perfektionismus der Grund ist. Ich glaube, das ist auch ein Copying-Mechanismus, um gar nicht nach außen es so wirken zu lassen, dass mich meine Krankheit, meine Situation vielleicht irgendwie bremsen könnte. Ich möchte mir nicht – das ist eine schlimme Vorstellung tatsächlich, wenn ich eingestehen muss – gar nicht mir gegenüber, sondern anderen gegenüber, dass mich meine besondere gesundheitliche Situation davon abhält, eine erwartete Leistung zu bringen oder eine Leistung zu bringen, die für andere ganz normal ist. Und das ist bei mir irgendwie auch in einem etwas übertriebenen, absurden Mechanismus, glaube ich, hat sich das manifestiert. Ich löse das oft damit, dass ich versuche, wirklich das geilstmögliche Ergebnis zu machen und auch wenn es heißt, dass ich mich viel mehr irgendwo reinsteige, als es sein müsste. Ich habe da lange drüber nachgedacht, warum das so ist, ob das einfach eine Typfrage ist. Kann auch sein. Ich glaube tatsächlich mittlerweile, das liegt daran, dass ich mir nicht – und es ist total komisch, das zu sagen, weil mir wirft keiner meine Krankheit vor – aber ich möchte mir nicht meine Krankheit vorwerfen lassen. Und diese Angst treibt mich an. Es ist eigentlich bitter. Es fühlt sich tatsächlich bitter an, das so zu erkennen und so zu formulieren. Punkt 8, was es für mich bedeutet, schmerzpatient zu sein. Es ist auch schräg, das nach dem Punkt 7 zu haben, denn es spricht dem eigentlich so ein bisschen dagegen. Für mich heißt es nämlich, dass ich mich von Vollzeitarbeit verabschieden muss oder verabschieden musste. Also ich habe vor sechs Jahren bin ich in die Selbstständigkeit gewechselt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr in einem 40-Stunden- Vertrag in einem normalen Bürojob mit Anwesenheit funktionieren kann. Habe dann selbstständig gearbeitet, teilweise viel mehr Stunden, aber zumindest mit großer Flexibilität, was mal eine Stunde Mittagsschlaf angeht, was mal früher aufhören, was Zeit für Sport und Ärzte und so angeht. Und danach bin ich wirklich nur noch in Teilzeit. Also ich habe danach zwei Jobs noch angenommen und beide aber in Teilzeit, also beide eine Viertagewoche, immer auch mit dem Gedanken, ja, ich war mal selbstständig, ich will mir noch so ein bisschen dieses selbstständige Arbeiten offenhalten, ich will Podcast-Kram weitermachen. Aber tatsächlich ist die Wahrheit, dass ich das Gefühl habe, ich brauche diese Pause von Arbeit, von diesem Gerüst, von diesem engen Korsett, auch wenn es gar nicht so eng ist, ich kann mir meine Stunden relativ frei einteilen, ich kann mir meine Tage relativ frei einteilen. Also so eng ist das Korsett gar nicht, aber ich habe das Gefühl, ich brauche diese Pause von diesem strengen Korsett, Erwerbsarbeit, um mich quasi mal, oder um in meiner Situation Rechnung zu tragen, um das nicht schlimmer zu machen, um damit zurechtzukommen. Also ich gehe tatsächlich, heute war so ein freier Tag, heute war ich beim Sport. Ich versuche mir meistens meinen Sport in so einen Tag zu legen. Ich versuche mir meistens, wenn ich Physiotherapie habe, das in so einen Tag zu legen. Tatsächlich, wenn ich nebenher noch andere Dinge mache wie Podcasten, wie, ich habe neulich tatsächlich mal wieder freiberuflich in einem Projekt gearbeitet, wo ich wirklich auch eine Rechnung geschrieben habe und so. Das versuche ich natürlich auch an solchen Tagen zu machen. Das habe ich früher auch schon gemacht, aber dann halt abends und am Wochenende, jetzt versuche ich es tatsächlich eher in so einen Tag zu legen, um das Ganze ein bisschen zu entzerren. Ja, Vorzeitarbeit sehe ich. Ich sehe mich nicht mehr in Vorzeitarbeit, nicht in den nächsten Jahren und wahrscheinlich auch realistisch betrachtet nicht mehr in diesem Leben. Neuntens, was heißt es, schmerzpatient zu sein für mich? Das heißt, dass ich mit Opioiden und Co. eigentlich meistens ganz gut durchs Leben komme. Das ist jetzt die positive Seite. Die negative Seite davon ist, dass das nicht immer klappt. Also ich habe ein ganz gutes Niveau. Ich bin gut schmerzmäßig eingestellt. Ich wollte tatsächlich jetzt, das habe ich gar nicht erzählt, ich wollte tatsächlich diese Woche, ich habe mich für eine Schmerzstudie beworben. Da ging es darum, ein neues Medikament zu testen, auf Cannabibasis ein Mundspray und sie haben dafür chronische Schmerzpatienten gesucht, wobei ich alle Checkboxen erfüllt hätte, bis auf eine. Und wegen der haben sie mich dann tatsächlich auch nicht in diese Studie gelassen. Die eine Checkbox ist, ich brauche ein durchgängiges Schmerzlevel, subjektiv, was natürlich dann auch schräg und witzig ist, das als Kriterium herzunehmen, aber ein subjektives Einschätzen auf der Schmerzskala von konstant mehr als 5. Und das konnte ich ehrlicherweise und auch die Euphrotom, konnte ich sagen, habe ich nicht. Ich bin medikamentös so eingestellt, dass mein Durchschnitt, ich würde sagen, bei einer 3 vielleicht liegt, aber nicht bei einer 5. Und ja, gut, heißt für mich, ich kann nicht in diese Studie, heißt für mich auch, dass der Alltag in der Regel ganz gut funktioniert. Aber es ist natürlich wenig Luft. Also 3 ist mehr als 0. Und wenn andere vielleicht dann mal sich übernehmen und dann mal mit einem 1, mit einem 1er Tag oder mit einem 2er Tag sich irgendwie gerädert fühlen und mal eine Kopfschmerztablette brauchen, bin ich halt ganz schnell in einem Bereich, wo ich mich hundeelend fühle und auch dann nur mit stärkeren Medikamenten irgendwie noch was tun kann. Und naja, viele Dinge kosten viel Energie. Das ist oft, also Energiekosten, das heißt, was heißt das? Das klingt auch so dahingesagt. Aber was bedeutet das? Also wir haben ja schon über das Eimer-Modell geredet. Also jeder hat irgendwie so eine gewisse Menge an Eimern pro Tag zur Verfügung. Und wenn die aufgebraucht sind, dann kriegt man einfach nichts mehr unter beziehungsweise dann geht es an die Substanz. Also dann zehrt man von seinen gesundheitlichen Reserven. Und andere Menschen haben vermutlich mehr Eimer, normale Menschen, nicht schmerzkranke Menschen haben vermutlich mehr Eimer zur Verfügung als ich. Und wenn diese Eimer aufgebraucht sind, dann merke ich, dass mir so ein sehr unangenehmer Schmerz in der Schulter dann immer schlimmer wird. Und wirklich so, dass die Schulter sich natürlich irgendwann ziemlich unangenehm anfühlt. Aber das ist alles noch nicht der schlimme Part. Sondern schlimmer ist, dass das oft dann Richtung Kopfzieht und Kopfschmerzen auslöst und manchmal auch so richtig Migräne auslöst. Und das ist was, mit dem komme ich nicht klar. Migräne, das wirft mich aus der Bahn. Da bin ich zu nichts zu gebrauchen. Da ist der Tag komplett im Eimer. Also mit Schulter und Rückenschmerzen, gut, dann verbringt man halt mal einen Nachmittag liegend irgendwo. Oder das ist alles nicht so schlimm. Aber was im Kopf ankommt, damit komme ich nicht gut klar. Und das heißt, Dinge kosten viel Energie. Also wenn Dinge viel Energie kosten, kann es passieren, dass mehrere Tage lang mich so was begleitet. Und das sind nicht immer nur Dinge, die sich vermeiden lassen. Oder es sind auch viele Dinge, die ich nicht vermeiden will, die mir viel Energie kosten. Zum Beispiel Urlaub kostet viel Energie. Also die Art, wie ich gerne Urlaub mache. Ich sehe gern viel. Ich bin gern viel unterwegs. Ich mache gern Sport. Ich bin gern aktiv. Ich fahre gern viel und weit mit dem Auto. Also die Art, wie ich Urlaub mache, kommt mir nicht unbedingt entgegen. Und das kann schon sein, dass ich die ersten zwei, drei Tage im Urlaub, könnte meine Frau gerne fragen, die würde das bestätigen, mit Kopfschmerzen zu kämpfen habe. Es ist aber nicht nur Urlaub. Das Gleiche kann passieren, wenn ich lang arbeite. Zum Beispiel, wenn ich mich arbeitsmäßig übernehme. Das kann manchmal beim Sport passieren. Das kann manchmal durch langes Sitzen ausgelöst sein, manchmal durch langes Stehen, manchmal durch falsches Sitzen, durch falsches Liegen. Das kann sein, dass ich meine Tabletten nicht zur richtigen Zeit nehme, dass das so eine Spirale auslöst. Das hängt zusammen mit zum Beispiel auch zu langem Schlafen. Ich kann nicht mehr lange schlafen, weil ich dann den Zeitpunkt verpasse, wo ich idealerweise meine Tabletten nehme. Und das kann mich auch in so einen Kopfschmerz stürzen. Und zu kurzes Schlafen kann einen ähnlichen Effekt haben. Falsche Bewegungen, dumme Bewegungen, Überanstrengungen, zu viel Alkohol. Es gibt eine sehr, sehr lange Liste an Dingen, die da reinfällt. Ja, Punkt 10. Was heißt es für mich, schmerzpatient zu sein? Das heißt für mich, dass ich mir tatsächlich ein Inventory Management System gebastelt habe. Das ist eine glorifizierte Google Sheet. Ihr wisst schon, dieses Ding, das so ähnlich ist wie Excel. Da habe ich mir so eine Liste mit Abfragen und Logik drin gebaut, die mir ausrechnet, wann meine Tabletten zu nahe gehen, damit ich nicht das Problem habe, also die mir dann auch wirklich anzeigt, Moment, in fünf Tagen werden deine Tabletten nicht mehr reichen. Ist da irgendwie ein Wochenende, dann solltest du dich jetzt drum kümmern. Ja, mit so einem Scheiß beschäftige ich mich im Kopf. Ihr wollt nicht wissen, wie viele Stunden ich an dieser Liste gesessen bin. Ja, aber das ist auch so ein Ernstfall, von dem ich hoffe, dass er nicht eintritt. Also ich habe tatsächlich da auch noch andere Strategien entwickelt. Ich habe mal mit meinem Hausarzt da sehr, sehr offen darüber geredet, der auch zu Hause für sich für Monate, ich glaube, der ist ein bisschen Prepper. Ich weiß nicht, ob er zuhört. Ich hoffe nicht. Ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf. Aber der hat auch einen großen Medikamenten-Fort zu Hause und der war da sehr offen, als ich ihm erzählt habe, dass ich darüber nachdenke, mir da auch einen Vorrat anzulegen, einfach um nicht in so eine Situation zu laufen. Und hat mich da sofort unterstützt. Und das ist auch ganz gut. Aber auch da muss ich mich mit befassen. Tabletten haben keine unendliche Haltbarkeit. Also ich muss das dann durch rotieren und ich muss das irgendwie lagern und ich muss da irgendwie den Überblick behalten. Also das ist irgendwie auch wieder einfach so Ressourcen im Kopf und in meinem Kalender, die ich eigentlich gerne auch woanders unterbringen würde. Was heißt für mich, Schmerzpatient zu sein? Das heißt oft für mich, dass ich früher nach Hause gehe. Also ich bin tatsächlich, als ich noch in Abiturzeiten, du wusstest mich manchmal rauskehren von Partys. Also ich war sehr oft, sehr oft war ich unter den Letzten, die noch irgendwo waren. Ich war ganz oft weg. Ich bin oft per Anhalter abends nach Hansbach gefahren, da in die Kammer, ohne zu wissen, ob und wie ich wieder nach Hause komme und einfach nur, um irgendwie was zu erleben, um irgendwie zu feiern. Und ich war nicht so wahnsinnig gerne viel zu Hause. Und jetzt ist es genau andersrum. Also ich meine, ich glaube, dass die Entwicklung dahingehend auch schon vor meiner wirklichen Schmerzkrankheit angefangen hat, dass ich mich da etwas beruhigt habe und mit Familie auch wirklich gerne zu Hause bin. Aber es ist schon auch, es hat sich so eingeschlichen und ich weiß jetzt, kann gar nicht mehr genau sagen, was jetzt davon genau die Ursache ist. Aber Fakt ist, dass ich oft, oft mich von Veranstaltungen, oft mich von Arbeitsevents, von Dingen so ein bisschen rar mache oder auch früher nach Hause gehe. Mal habe ich nicht genug Tabletten dabei, mal habe ich einfach meine Eimer aufgebraucht, mal ist es vielleicht auch einfach schon die Gewohnheit. Und na ja, mal führt es dazu, dass ich gar nicht erst aus dem Haus gehe, was natürlich auch bescheuert ist, weil ich bin, eigentlich bin ich gerne unter Menschen, auch wenn mich Menschen unfassbar aufregen mitunter. Ja, also heute gerade aus dem Straßenverkehr könnte ich euch heute schon wieder, könnte ich mich schon wieder aufregen. Aber ja, ich ziehe mich oft aus Dingen zurück und oft auch früher zurück oder gehe gar nicht erst los. Fakt, ist so. Zwölftens, was es heißt für mich, schmerzpatient zu sein? Das heißt für mich, dass ich manchmal, ist jetzt etwas bildlich ausgedrückt, aber dass ich manchmal extra Anlauf nehme und gegen eine Wand renne. Nur, dass ich irgendwie beweise, dass ich stärker bin als die Wand, was natürlich Quatsch ist, weil es in der Regel nicht klappt, weil ich nicht stärker bin als die Wand. Aber manchmal kann ich, kann ich das nicht anders. Manchmal muss ich es trotzdem tun. Manchmal muss ich einfach Dinge machen, von denen ich weiß, dass sie mir nicht gut tun, einfach um zu beweisen, dass ich das tun kann, dass ich, dass ich, dass ich im Chefsessel meines Lebens sitze, dass ich die Entscheidungen treffe, das zu tun und mich nicht bremsen lassen muss. Und ich meine, ich hatte jetzt neulich tatsächlich den Fall, wo genau das nicht funktioniert hat oder ich dann auch irgendwann vernünftigerweise die Reißleine gezogen habe. Ist natürlich jetzt ein witziges Bild, weil es geht ums Fallschirmspringen. Ich habe mir tatsächlich vor ein paar Wochen eingebildet, ich müsste Fallschirmspringen und habe, ja, ich war im Fallschirmspringerzentrum hier in Neustadt und habe mich tatsächlich mit den Springern unterhalten, habe tatsächlich so eine Zwei-Stunden-Schulung irgendwie mitgemacht, habe mal so abgeprüft, was kommt da auf mich zu, bin damit auch zu meinem Hausarzt, denn man braucht tatsächlich eine fliegerärztliche oder eine hausärztliche Freigabe, um das zu tun. Und mein Hausarzt, ich habe es gerade schon erwähnt, ist eigentlich ein ganz cooler Typ, der hat gesagt, Herr Kraus, ich unterschreibe Ihnen diesen Zettel, ist überhaupt kein Problem, aber gut finden, gut finden tue ich es nicht. Und ich rate Ihnen dringend davon ab. Na ja, dann habe ich mir den Zettel natürlich nicht unterschreiben lassen. Aber es hätte durchaus sein können, dass ich dann wieder in so einem Anfall der Sturheit sage, ich muss das jetzt tun, um das zu beweisen, einfach nur, damit ich das Gefühl habe, ich kann die wichtigen Entscheidungen in meinem Leben selbst treffen und muss die nicht meiner Krankheit unterordnen. Das ist ein Gefühl, das mir Angst macht, dass ich... Also das versuche ich tatsächlich zu vermeiden, wie der Teufel das Weihwasser, wie man so schön sagt. Die Liste wird langsam, die Items auf der Liste werden langsam weniger. Wir sind bei 13. Was für mich heißt, schmerzpatient zu sein? Das heißt manchmal tatsächlich trotzdem bei Entscheidungen natürlich, mich davon beeinflussen zu lassen und eben nicht immer sich wie der Chef im Chefsessel, im Steuersitz, wie der Pilot im eigenen Leben fühlen. Das sind so natürlich nicht so kleine Entscheidungen, wie gehe ich heute aus oder bleibe ich daheim? Das auch. Aber es geht tatsächlich um so wirklich wichtige Dinge, so was wie die Selbstständigkeit damals. Die Entscheidung habe ich mir super schwer gemacht. Die Entscheidung für ein zweites Kind habe ich mich super lange damit gequält und ist mir super schwer gefallen. So Dinge wie, keine Ahnung, andere Leute machen in ihrer Midlife-Crisis eine Weltreise. Hätte ich Bock drauf, weiß ich aber nicht, ob ich mir das zutraue. Weiß ich nicht, ob ich das machen würde tatsächlich. Und es nervt mich, dass ich solche Entscheidungen nicht völlig frei von solchen Dingen treffen kann, sondern dass das in jede essentielle Entscheidung in meinem Leben mit rein funkt. Ja, es nervt mich. Was heißt für mich schmerzpatient zu sein? 14. Das heißt, dass ich oft morgens aufwache und mich noch weniger erholt fühle als am Abend vorher. Ich bin mir relativ sicher, dass das vielen da draußen auch geht. Das ist auch so ein bisschen so eine Volkskrankheit. Ich glaube, es hat viel mit Arbeitsgewohnheiten, mit blauem Licht von Bildschirmen, mit zu wenig draußen, mit zu viel Koffein, mit ganz vielen Dingen zu tun. Aber gehört auch bei mir zum Gesamtbild. Also manchmal sehne ich mich wirklich abends in den Schlaf. An schlechten Tagen bin ich froh, wenn ich irgendwann in den Dämmerzustand entschwinden kann und der Situation entfliehen. Und dann merke ich aber, dass mich am Morgen die Situation einholt und mir es einfach immer noch elend geht. Und das ist eigentlich nicht geil. Eigentlich würde ich gerne entspannter und erholter aufstehen. Hin und wieder klappt das auch. Aber in der Regel brauche ich erstmal eine lange Zeit zum Anlaufen. Also fühlt sich nicht so an, dass ich morgens energiegeladener bin als abends. Im Gegenteil. Teilweise komme ich abends nicht runter. Also das fährt mir schwerer. Oder was heißt das für mich? Es fährt mir auch schwer, abends runter zu kommen, genauso wie es mir schwer fällt, morgens hochzufahren. Und jetzt kommt der letzte Punkt meiner Liste. Und das ist irgendwie auch, also wie gesagt, das ist keine vollständige Liste. Ich bin mir relativ sicher, wenn ich nochmal eine halbe Stunde nachdenke, fallen mir nochmal 15 Punkte ein. Aber ich glaube, für den Moment reicht das auch mal. Und der 15. Punkt ist mir tatsächlich der wichtigste. Punkt 15. Was heißt es für mich, Schmerzpatient zu sein? Das heißt für mich, dass ich mich glücklicherweise auf eine Ehefrau stützen kann, die auch mal in der Silvesternacht den Notdienst ruft, weil sich bei mir Schmerztabletten und Brechdurchfall einfach nicht vertragen. Also ich kann diesen Punkt nicht hart genug unterstreichen, wie wichtig das ist in meinem Leben, weil ich genau weiß, dass das andere in ihrem sozialen Umfeld in einer ähnlichen Situation wie meiner deutlich schwerer haben. Also Schmerzkrankheiten sieht man niemanden an in der Regel. Und deswegen ist da oft viel Unverständnis. Ich hatte das zweifelhafte Glück, dass ich mal einen Motorradunfall hatte und dass die Leute deswegen sagen, ah ja klar, geht es dem schlecht. Natürlich, und da irgendwie Verständnis haben. Vielleicht habe ich auch wirklich das Glück, dass ich die richtigen und guten Menschen um mich herum habe. Das habe ich auch. Und ich möchte das auch auf die ganze Familie ausweiten, nicht nur auf meine Frau, auch auf meine Kinder und die erweiterte Familie. Aber ich weiß, dass andere das nicht haben. Das ist wirklich ein Punkt, der ist sehr individuell. Und das war mir jetzt auch wichtig, diese Liste dann doch mit einem positiven Punkt beenden zu können. Ja, wenn es hart auf hart kommt, dann sieht man, wo die Loyalitäten bei manchen Leuten stehen. Und das kann ich für mich ohne ohne eine Spur von Zweifel sagen. Ich weiß, wo da die Loyalitäten stehen und ich bin sehr, sehr glücklich, dass sie so stehen, wie sie stehen. Und dass ich da in der Situation bin, in der ich bin. Dafür bin ich dankbar. Okay, das war jetzt mal, das war tatsächlich eine harte Folge. Nicht nur, weil 35 Grad, nicht nur, weil das für mich irgendwie immer noch nicht ganz einfach ist, einfach so von mich hin zu quasseln. Aber es war auch ein schwieriges Thema, weil es inhaltlich schwer ist, das wirklich so alles mal klar zu formulieren. Also ich meine, das meiste habe ich davon schon mal in diesem Podcast formuliert. Ich fand es jetzt einen guten Punkt, Staffel Start, Staffel 3, nochmal so einen Kompass zu setzen, das nochmal einzuordnen, zu sagen, hey, das ist die Situation. Und für alle, die jetzt irgendwie neu dazukommen, dass die auch wissen, auf was sie sich einlassen. Und lasst mich gerne wissen, wenn ihr Punkte teilt, also wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid und Punkte teilt, das würde mich super interessieren. Aber auch, wenn ihr Punkte nicht teilt, also gerade, wenn ihr Dinge ganz anders wahrnehmt, fände ich super spannend, da mal mit euch darüber zu reden. Und natürlich auch die Dinge, die nicht auf der Liste gelandet sind, weil ich sie einfach vergessen habe oder weil sie mir nicht relevant genug waren oder weil ich nicht lang genug nachgedacht habe. Also alles, was euch noch dazu einfällt, würde mich auch super interessieren. Könnt ihr mir gerne per E-Mail schicken an jürgen@schmerz.fm oder auf den Schmerzanrufbeantworter, den es weiterhin gibt, quatschen. Die Nummer, da findet ihr in den Show Notes. Und schaut gerne auch mal auf der neuen Webseite vorbei. Ich habe die Webseite ein bisschen aufgeräumt und überarbeitet mit einem neuen Podcast-Logo. Das habt ihr vielleicht im Podcatcher schon gesehen. Also da habe ich einiges getan, um jetzt so den neuen Schwung, den ich gerade in diesem Podcast irgendwie reinbringe und spüre, auch irgendwie nach außen zu zeigen. Ich habe jetzt hier noch so einen ganz cheesy Spruch, den bin ich jetzt tatsächlich ein wenig drüber weggegangen, weil der schon ein bisschen cheesy ist. Den hatte ich hier noch drunter stehen. Also ich, wie gesagt, ich hatte das eigentlich als LinkedIn-Beitrag geplant. Und es ist aber was, ich habe es schon mal auch gepostet auf dem Instagram-Kanal, glaube ich, es ist was, das wirklich zu mir spricht, weil es meine Situation beschreibt und dann am Ende von so einer Liste dann auch trotzdem klar macht, warum ich mich als positiver Mensch sehe und warum ich an meiner Situation jetzt zwar schon auch was ändern würde, aber so ganz grundsätzlich sitze ich jetzt nicht da und wünsche mir heulend, dass mein Leben anders verlaufen würde. Sondern ich versuche eigentlich damit irgendwie ganz, ganz offen und entspannt umzugehen und damit zu leben. Und es gibt da einen Spruch, der wird dem Dalai Lama, glaube ich, zugeschrieben. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das wirklich auch stimmt. Also die Quelle ist nicht hundertprozentig frei nachzuverziehen. Der Spruch heißt "Pain is inevitable, suffering is optional". Ich habe es mal frei übersetzt und in mein Wording übertragen, mit Schmerzpatient zu sein ist Kopfsache. Also ihr könnt eine Liste haben mit 15, mit 20, mit 50, mit 100 Dingen, die scheiße sind und trotzdem am Ende sagen "Hey, boah, es ist immer noch ein Leben, es macht immer noch Spaß, es ist immer noch lebenswert und ich versuche das Beste daraus zu machen". Und so versuche ich das zu sehen. Das gelingt mir nicht immer, aber ich glaube, ich bin da eigentlich ganz gut drin mittlerweile. Jetzt möchte ich die Episode beenden mit einer Erweiterung der Spotify Playlist, die ich auch in den Journals verlinkt habe. Ich habe eine Playlist angefangen mit Liedern, die irgendwie für mich wichtig sind, die manchmal eine Stimmung transportieren, die manchmal Liedzeilen transportieren, die zu mir sprechen, von denen ich mir wünschen würde, dass ich sie formuliert hätte. Und eine wunderschöne Liedzeile von einer Band, die ich erst vor kurzem für mich entdeckt habe, die einfach wahnsinnig gute Texte schreibt. Also ganz ehrlich, hört euch mal das Lumpenpack an. Die haben einige wirklich großartige Texte und machen auch gar nicht schlechte Musik. Also ich bin inzwischen großer Fan und die haben einen Song, der heißt "Einfache Gefühle" und in dem gibt es eine Zeile oder der Refrain, der lautet "Es kann doch nicht so schwer sein, es leicht haben zu wollen". Das finde ich irgendwie eine schöne Art, das auszudrücken, denn es ist wahnsinnig schwer, es leicht haben zu wollen. Aber man soll es sich eigentlich nicht so schwer machen. Also einfach mal im Kopf irgendwie entschließen, beschließen, dass es jetzt leicht ist und dass es irgendwie trotzdem Spaß macht. Und das ist tatsächlich meine ganz platte Strategie, manchmal so zu tun, als wäre alles normal, als wäre alles gut. Und also, der Song landet auf der Playlist, hört gerne mal rein und ich verabschiede euch jetzt mit schmerzlichen Grüßen und ich hoffe, wir hören uns bald wieder. Ciao, bis zum nächsten Mal.