Nachhaltige Ernährung: Müssen wir auf alles verzichten um das Klima zu retten?
SHIFT - der Norden macht Zukunft
08.12.2025 37 min
Zusammenfassung & Show Notes
Die Politik tut zu wenig, wir Konsumenten tun zu wenig ... Beim Thema nachhaltige Ernährung kann man sich nur ohnmächtig und überfordert fühlen. Das möchten wir mit heute ändern: Deshalb haben wir uns Prof. Dr. Harald Grethe an den Kaffeetisch eingeladen. Der Agrar- und Landwirtschaftsexperte trinkt übrigens Kuhmilch in seinem Kaffee. Wie kann er nur? Das erklärt er uns und euch in dieser Folge.
Außerdem sprechen Sandra und Niklas mit Harald Grethe über folgende Fragen:
Außerdem sprechen Sandra und Niklas mit Harald Grethe über folgende Fragen:
- Welchen Anteil hat unsere Landwirtschaft an den CO2-Emissionen und der Klimakrise?
- Wo entstehen die meisten Emissionen in unserer Landwirtschaft?
- Was muss sich in der Landwirtschaft verändern, damit wir unsere Klimaziele erreichen?
- Wie können wir Konsumenten mit unserer Lebens- und Ernährungsform dazu beitragen?
- Müssen wir wirklich auf alles verzichten um das Klima zu retten?
- Tut die Politik schon genug?
- Blick in die Zukunft: Wie könnte eine nachhaltige Landwirtschaft im Jahr 2045 aussehen?
Viel Spaß bei unserem Klönschnack mit Tiefgang!
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Über unseren Gast:
Harald Grethe ist seit 2016 Professor für Agrarentwicklung und Handel an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2012 bis 2020 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE). Im Mai 2024 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat für Natürlichen Klimaschutz beim Bundesumweltministerium (WBNK) berufen.
Hier findet ihr Prof. Dr. Harald Grethe:
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Über unseren Gast:
Harald Grethe ist seit 2016 Professor für Agrarentwicklung und Handel an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2012 bis 2020 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE). Im Mai 2024 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat für Natürlichen Klimaschutz beim Bundesumweltministerium (WBNK) berufen.
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Transkript
Aber in dem Umfang wie wir das in
Deutschland tun im Durchschnitt, die
Milchkonsummengen die Fleischkonsummengen
ist das nicht nachhaltig ist
das global gar nicht kopierbar.
Also wenn alle Welt sich so ernähren
würde wie wir, dann bräuchten wir
so viele zusätzliche Flächen, die
haben wir gar nicht auf der Erde.
Und deswegen eben dieses
Plädoyer dafür, den Konsum
tierischer Produkte zu verringern
Klön-Schnack mit Tiefgang.
Das ist Shift.
Der Norden macht Zukunft.
Der Energiewende-Podcast der EKSH.
Harald,
ich habe direkt eine Frage an
dich, die ist bisschen persönlich.
Ernährst du dich denn eigentlich
1,5 Grad zielkonform schon?
Ich halte die Idee, sozusagen die Pariser
Klimaziele so runterzubrechen dass jeder
von uns 1,5 Grad zielmäßig essen und
trinken und reisen und wohnen soll Und
arbeiten und so weiter muss, halte ich
für wenig hilfreich, weil das immer mit
dem moralischen Impetus daherkommt Und
ist das alles klimaneutralitätskonform?
Grundsätzlich denke ich aber schon darüber
nach, wie ich mich nachhaltig ernähre.
Und das heißt eben, ich esse gut Öfter mal
kein Fleisch, als ich es vielleicht vom
Geschmack her mögen würde oder öfter auch
mal kein Käse, obwohl ich es vom Geschmack
her mögen würde, weil ich mal denke,
den Anteil tierischer Proteine nicht so
hoch halten aus Nachhaltigkeitsgründen.
Oder etwa Lebensmittelabfälle vermeiden.
Ich bin auch noch, also meine
Eltern sind Kriegskinder, da
war das ja noch völlig klar.
Also Essen wirft man nicht weg.
So bin ich noch als Kind sozialisiert.
Und inzwischen würde ich aber auch
sagen, dass es auch mit dieser
Debatte um Lebensmittelabfälle
verringern das ist schon.
Um auch internalisiert drüber
nachzudenken bei der Ernährung, dass
man nicht so viele Abfälle produziert.
Ich
trinke gerne Kaffee und weiß trotzdem,
dass das ein Produkt ist, was einen
relativ hohen Biodiversitätsfußabdruck
hinterlässt und spare mir aber
deswegen zum Beispiel nicht
die Tassen Kaffee vom Mund ab.
Ja, aber ich kann versprechen, die
Franzbrötchen schaffen wir heute.
Die machen wir leer.
Da schmeißen wir nichts weg.
Okay,
wunderbar Zur Not helfen die Kollegen.
Gut.
Hast du Hunger, oder?
Ich
habe immer Hunger.
Auf jeden Fall sehr schön,
dass du da bist, Harald.
Schön, dass du den Weg aus Berlin
hier zu uns nach Kiel gefunden hast.
Auch hallo und herzlich
willkommen an unsere Zuhörerinnen.
Schön, dass ihr auch
wieder mit dabei seid.
Wir haben heute Prof. Dr.
Harald Grethe zu Gast.
Du kommst aus Berlin, habe
ich gerade schon gesagt.
Du bist dort Professor an der
Humboldt-Universität und leitest
dort das Fachgebiet Wissenschaft
Agrarentwicklung und Agrarhandel.
Zudem bist du seit 2022 Direktor
des damals gegründeten Thinktanks
AgroAgrar zusammen mit deiner Kollegin.
Also ich mache das zu zweit.
Und du bist absoluter Agrar
und Landwirtschaftsexperte.
Deshalb haben wir dich heute hier und
wollen mit dir über das Thema sprechen.
Und damit wir noch oft mit interessanten
Gästen sprechen können, wäre es super,
wenn euch gefällt was wir hier machen,
wenn ihr uns eine kleine Bewertung
dalässt damit uns auch andere Menschen
folgen und den Podcast finden.
Das hilft uns auf jeden Fall sehr.
Also.
Gerne bitte die Folge
bewerten im Anschluss.
Harald, wir möchten mit dir
über die Nachhaltigkeit der
Landwirtschaft sprechen.
Was sich in der Landwirtschaft
verändern muss, wenn wir die
Klimaziele im Blick haben.
In Deutschland wollen wir
2045 klimaneutral sein, in
Schleswig-Holstein sogar 2040.
Und Schleswig-Holstein ist
ja auch sehr agrar geprägt.
Was hat das für Folgen
Was muss sich verändern?
Was hat das auch für uns als
Konsumenten und Konsumentinnen für
Folgen auf unsere Ernährungsweisen?
Da wollen wir rein starten und ganz am
Anfang wäre es super, wenn du uns da mal
eine Einordnung mitgeben könntest welchen
Anteil die Landwirtschaft denn überhaupt
an den Emissionen an der Klimakrise hat.
Ja,
vielen Dank.
Ich freue mich über die Einladung hier,
denn in der Tat ich halte Landwirtschaft
für ein wichtiges Thema, auch in
der ganzen Nachhaltigkeitsdebatte
und auch auf den Klimaschutz.
Wenn man jetzt auf die Zahlen
guckt, dann scheint das beim ersten
Hingucken häufig wenig, weil die
Berichterstattung so aufgebaut ist.
Dass nur einige der Sachen die durch die
Landwirtschaft verursacht werden, auch
der Landwirtschaft zugerechnet werden.
Da sind wir bei unter 10 Prozent, 8,
irgendwas Prozent reine Landwirtschaft
der gesamten Emissionen Deutschland.
Wir müssen aber hinzurechnen die
Emissionen aus den landwirtschaftlich
trockengenutzten Moorböden, Da sind mal
ein paar Prozentpunkte obendrauf und dann
ist man ganz schnell in der Größenordnung
für Deutschland bei 12, irgendwas Prozent.
Wenn wir das Ernährungssystem mit
reinnehmen, also alles, was noch
anfällt in der Wertschöpfungskette,
dann kommen wir auch auf 25 Prozent.
Aber erstmal Landwirtschaft 12,
13 Prozent und das wird mehr.
Weil wir im Rest der
Volkswirtschaft ziemlich genau
wissen, was wir zu tun haben.
Das tun wir nicht unbedingt schnell
genug, aber wir sind ja auf dem Weg
auf erneuerbare Energien umzustellen
und dadurch sinken die Emissionen
ja auch schon seit einigen Jahren in
Deutschland, die gesamten Emissionen Und
der Anteil der Landwirtschaft steigt.
Ich hatte jetzt gerade eben
gesagt, 12, irgendwas Prozent.
Das waren mal deutlich unter 10 Prozent.
Das heißt wir werden immer mehr
hingucken auf die Landwirtschaft,
weil das ein immer größerer Anteil der
verbleibenden Emissionen sein wird.
Ist das, weil... Die anderen so
gut reduzieren, dass dann der
Anteil auf die 100 Prozent wächst?
Oder ist es auch wirklich, weil
die Landwirtschaft mehr ausstößt
als noch vor einigen Jahren?
Nee, das ist wirklich,
der Anteil nimmt ab.
Die Emissionen aus der
Landwirtschaft gehen zurück.
Aber der Anteil der gesamten Emissionen
in Deutschland, der nimmt schneller ab.
Und nun ist da Licht, weil
die Landwirtschaft So schlecht
vorankommt oder der Rest der
Volkswirtschaft so gut vorankommt.
Wenn wir das Gut und Schlecht mal
rauslassen, wenn wir sagen, der Rest der
Volkswirtschaft kommt schneller voran.
Ich würde sagen, das hat zum Teil damit
zu tun, dass wir in der Landwirtschaft
bisher nicht die Anreize haben,
hinreichende Anreize um zu reduzieren.
Und zum Zweiten muss man auch
ganz ehrlich sagen, wir werden,
Die Emissionen der Landwirtschaft
nicht auf Null runterfahren.
Bei der Energie, da geht das.
Wir können da vollständig
erneuerbar werden.
Den Straßenverkehr können wir
vollständig elektrifizieren.
In der Landwirtschaft, wer Tiere hält,
der hat Methan-Emissionen Wer Böden
bearbeitet, der hat Lachgas-Emissionen.
Also ein bestimmter Anteil in der
Landwirtschaft sind die sogenannten
unvermeidlichen Emissionen.
Das wird auch immer gerne vorgeschoben.
Wenn ich irgendwas nicht tun will,
dann sage ich das ist unvermeidlich.
Die lassen sich schon massiv reduzieren.
Also wir haben Schätzungen gemacht
mit Agora Agrar haben Szenarien
entwickelt, da können wir auch über
60 Prozent der Emissionen durchaus
reduzieren aber wir kriegen sie
eben nicht auf Null runtergefahren.
Du hast jetzt gerade schon
angedeutet, wo sind denn genau die
Problemzonen der Landwirtschaft,
also wo entstehen die Emissionen
Drei wichtige Punkte.
Eine sind die Moorböden.
Man wundert sich ja eigentlich, weil
das sind nur sieben Prozent der Fläche
in Deutschland, der Agrarfläche.
Aber dort entstehen über 40 Prozent
der Treibhausgasemissionen die man
direkter Landwirtschaft zurechnen
kann und produzieren Beim Moor
darf man jetzt nicht denken an so
blubbernde Landschaften sondern es
sind sogenannte organische Böden.
Es sind also Böden, die sind mal
unter Luftabschluss entstanden.
Das war sumpfig.
Da hat sich organisches Material
abgelagert über Jahrtausende und unter
Luftabschluss war das konserviert Und
irgendwann in den letzten Jahrhunderten
hat man das trockengelegt, weil man gerne
Nahrungsmittel produzieren wollte und
weil man Siedlungsraum wollte und dann
hat man eine Landwirtschaft gemacht.
Das war damals eine riesen Errungenschaft,
Fortschritt und dann hat man gemerkt
in den letzten Jahrzehnten des letzten
Jahrhunderts, dass das ganze Klima
Implikationen hat und dass dort
eben pro Hektar jedes Jahr ungefähr
30 Tonnen CO2 in die Luft geht.
Das ist der eine ganz große Posten.
Der andere ganz große Posten
ist die Nutztierhaltung.
Das sind zum einen die Methan-Emissionen
aus der Verdauung bei Wiederkäuern.
Vor allen Dingen die Rinder
haben hohe Emissionen pro
Produkteinheit von Lebensmitteln.
Wir haben auch Methan-Emissionen
und Lachgas-Emissionen aus der
Düngewirtschaft Und das ist sozusagen
die andere, die anderen knapp 50 Prozent.
Also das sind die beiden
ganz großen Posten.
Da werden wir sicher noch
gleich darauf eingehen.
Ganz wichtig ist festzustellen, wir
halten ja nicht so viel Tiere entgegen
Nicht weil das ein Wert an sich ist,
sondern wir halten so viele Tiere, weil
wir so viele tierische Produkte essen.
Wenn wir jetzt sozusagen nur die
Nutztierhaltung reduzieren und weiter
so essen, wie wir essen, dann drücken
wir die Emissionen ins Ausland.
Mal ganz plump gesagt, wir
könnten ja aufhören in Deutschland
Landwirtschaft zu machen, dann
hätten wir keine Emissionen mehr aus
der Landwirtschaft in Deutschland.
Also für die Treibhausgasberichterstattung
ganz toll, keine Emissionen mehr.
Fürs Klima wäre es schlimmer, weil
wir die ganze Produktion in den Rest
der Welt verlagern und teilweise
weniger klimaeffizient produziert wird.
Also wir müssen auch den
Konsum runterkriegen.
Und wir müssen emissionsmindernde
Technologien einsetzen.
Das ist der zweite Punkt zu
sein, die Nutztierhaltung.
Und da haben wir noch die
Lachgasemissionen Aus den Böden,
da geht es im Schwerpunkt um
Düngung und da geht es darum,
nachhaltiger zu düngen den Stickstoff
effizienter einzusetzen, geringere
Stickstoffüberschüsse zu produzieren.
Das ist ein Dauerbrenner.
Als ich mal Doktorand war in
der Agrarökonomie Da wussten
wir auch schon alle, was wir tun
müssen, die einzelbetriebliche
Nährstoffbilanzierung umsetzen.
Das ist schon ein bisschen
her, dass ich Doktorand war und
ist aber immer noch dasselbe.
Wir müssen dafür sorgen, dass wir
weniger Stickstoff in die Umweltmedien
entweichen lassen und die Mengen
möglichst pflanzenwachstumswirksam
zur Verfügung stellen.
Denn der Stickstoff der oben drauf
geht und mit den Pflanzen wieder
entzogen wird, Das ist ein guter
Stickstoff, aber der, der in die
Umweltmedien weicht der macht Probleme.
Okay.
Jetzt sehen wir ja auch,
dass die Klimakrise
voranschreitet Es wird sichtbar.
Wo zeigt sich das in der
Landwirtschaft Wie haben sich die
klimatischen Bedingungen schon
auf die Landwirtschaft ausgeprägt?
Es wird wärmer, das ist das
eine, was eindeutig ist.
Nun muss man ganz nüchtern sagen,
für Deutschland ist wärmer heißt
erstmal längere Wachstumsperioden
Und Soja, den es vor 30, 40 Jahren in
Deutschland noch gar nicht gab, der
ist dann zum Donausoja-Anbau geworden
und rückt so langsam gegen Norden vor.
Auch der ganze Maisanbau hat sich ja hier
in den Norden vorgeschoben und das ist
erstmal was für die Landwirtschaft bei uns
nicht schlechtes der Temperaturanstieg.
Ich bin in der Forschung viel in
Ländern Afrikas unterwegs, da ist das
teilweise dramatisch, weil wenn die
Durchschnittstemperaturen schon sehr
hoch sind und dann kommt noch was oben
drauf, dann wird Pflanzenwachstum sehr
stark eingeschränkt Dann haben wir als
zweites sich verändernde Niederschläge.
Wie die durchschnittlich sind,
die Niederschlagsänderung,
das ist schwer vorherzusagen.
Was wir aber inzwischen wissen und
das ist wirklich neues Ergebnis
der Forschung der Niederschläge
Letzten 10, 15 Jahre, ist, dass die
Extremwetterereignisse mehr werden.
Und das ist natürlich ein echtes
Problem, weil als Landwirt oder
Landwirtin hat man natürlich am
liebsten schön gleichmäßig verteilte
Niederschläge, das Ganze früher über.
Wenn man dann dreschen will, das
Getreide, dann darf es gerne mal
ein paar Wochen trocken sein.
Und zu den Siloschnitten darf es
auch gerne ein bisschen trocken sein.
Und ansonsten soll das schön
gleichmäßig verteilt sein.
Und das ist in Schleswig-Holstein noch
ganz gut mit der gleichmäßigen Verteilung.
Das hat zu tun mit dem
Klima hier im Norden.
Das sieht in Brandenburg schon anders
aus Da gibt es mehr Trockenheiten
und auch mehr Starkregenereignisse.
Und das wird zunehmen Trockenheiten
und Starkregenereignisse.
Und das ist auch eine Bedrohung
für die deutsche Landwirtschaft.
Wie stark das genau sein wird,
das wissen wir noch nicht.
Aber man geht davon aus, dass
die neuen Bundesländer im Norden
von Bayern zum Beispiel stärker
betroffen sind als zum Beispiel
Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Und schließlich hängen wir natürlich
dann doch alle auch irgendwie
mit drin, wenn sich global die
Bedingungen verschlechtern.
Weil wenn wir riesen Migrationsbewegungen
haben, weil Teile Afrikas nur noch
schwer bewohnbar sind, dann hat das
letztendlich auch Auswirkungen auf uns.
Naja und ich meine die
Lebensmittelpreise die haben ja
auch keine Grenze sag ich mal.
Hat ja vielleicht in letzter Zeit mal
jemand den Schokoladenpreis angeguckt.
Also ich will jetzt keine Marken nennen,
aber der Preisstieg ist, glaube ich
ziemlich gut sichtbar bei den 100 Gramm
Tafeln, die es da so im Supermarkt gibt.
Das hängt
ja auch unter anderem damit zusammen,
dass die Ernten schlechter ausfallen
und dann die Preise steigen für
den Rohstoff, in dem Fall Kakao.
Ja, und ist Kakao ein
recht spezielles Produkt?
Aber es ist völlig richtig.
In dem Moment, wo der globale Klimamandel
so zuschlägt dass die Weltproduktion
an Agrargütern negativ betroffen
ist, führt das zu steigenden Preisen
und die gibt es dann auch bei uns.
Aber wir haben auf globaler
Ebene natürlich auch Effekte
die Permafrostböden in Sibirien.
Wenn die auftauchen, dann ist das
dramatisch für die Methanemissionen
die da entstehen und für den Abbau
dann auch des organischen Materials
was da jetzt schön gefroren liegt.
Landwirtschaftlich werden dort große
Flächen in Kultur genommen werden können.
Also die Argumentation über... Dass es
global knapp wird, das ist unsicher.
Ich glaube, das wird sehr
ungleich verteilt sein.
Und insbesondere die, die gut
verdienen, relativ wohlhabende
Länder, die können sich natürlich
auch viel leichter anpassen.
Und insbesondere die Länder, wo
die Einkommen niedrig sind und
die jetzt schon warm sind und dann
negativ betroffen sind, die haben
auch weniger Anpassungsmöglichkeiten
Was würdest du sagen, um einer besseren
Landwirtschaft ein Fenster zu öffnen,
was muss sich auf politischer Ebene
entwickeln, damit die Landwirtschaft in
gute Zukunft geht hier in Deutschland?
Also wenn es darum geht, den
Klimawandel zu beschränken da müssen
wir Anreize schaffen, dass es sich
für wirtschaftliche Akteure lohnt
klimaschutzkonform zu handeln.
Denn ich glaube, die moralische
Keule zu sagen, ihr müsst jetzt,
Das und das und das tun, um den
globalen Klimawandel zu begrenzen.
Das ist ja meistens nicht sehr wirksam,
weil es ist ja so, dass wir in einer
Marktwirtschaft leben und Landwirte
und Landwirte mit dem, was sie da
tun, Geld verdienen wollen und müssen.
Sonst können sie ihre Betriebe.
Nicht aufrecht erhalten.
Und wir stehen im internationalen
Wettbewerb Die Grenzen sind
innerhalb der EU ganz offen, aber
auch die Außengrenzen der EU sind
relativ offen für Agrarprodukte.
Man kann also nicht zu viel Ansprüche
an die Landwirtschaft stellen, ohne sich
auch Gedanken darüber zu machen, ob es
dann noch möglich ist, damit auch Geld zu
verdienen, da Einkommen zu erwirtschaften.
Deswegen also Anreize schaffen.
Und dank Das ist eine ganz lange
Latte Ich nenne mal die wichtigsten
und dann könnt ihr aussuchen, wo ihr
sagt, da können wir mal reingehen.
Also um die Moore wieder zu vernässen,
brauchen wir eine ganze Reihe von
Gesetzesänderungen, partizipative
Prozesse, Beauftragung von Institutionen
neue Bildung von Institutionen und
wir müssen Landwirten das finanziell
attraktiv machen, denn die haben
ja schließlich investiert an diesen
Standorten Und jetzt wissen wir, dass
das ein Problem ist für den Klimaschutz.
Das heißt, wir brauchen sowas wie
Wiedervernässungsprämien damit die
Landwirte sagen, okay, jetzt verzichte
ich auf die trockene Nutzung, weil
ich weiß, für 10 bis 20 Jahre kriege
ich eine Wiedervernässungsprämie für
einen Übergangszeitraum und in diesem
Übergangszeitraum muss uns gelegen,
Wertschöpfungsketten aufzubauen für
die nasse Nutzung, also Anreize für
die Moab-Wiedervernässung Wir haben
bisher auch keinerlei Anreize für
emissionsmindernde Technologien in
der Landwirtschaft oder beinahe keine,
denn wir haben ja noch gar keinen
CO2-Preis für die Landwirtschaft.
Und da könnte man vieles machen mit
Methan reduzierenden Futterzusatzstoffen,
Kühlung von Güllekanälen, gasdichte
Lagerung von Güllelagern und so weiter.
Aber auch dort können wir nicht
einfach erwarten, dass Landwirte das
machen, denn das kostet richtig Geld.
Und wenn wir das wollen gesellschaftlich
dann müssen wir dafür Anreize schaffen.
Dann ganz dickes Brett, langfristige
Veränderung unserer Konsumgewohnheiten.
Können wir vielleicht gleich
nochmal ins Detail rein.
Braucht man einen breiten Politikmix um
das hinzukriegen Und vor allen Dingen
müssen wir rausbleiben aus dieser, ich
sag mal, plumpen Polarisierung in der
Ernährungsdebatte Also sobald jemand
sagt, wir sollten im Durchschnitt
etwas weniger produzieren Tierisches
Eiweiß essen, sagt ja garantiert
irgendjemand an, sagt, ich lasse mir
meine Currywurst nicht verbieten.
Davon war auch nie die Rede.
Oder jemand sagt, ich will
aber keine Ernährungsdiktatur.
Davon war auch nie die Rede.
Also ist sehr polarisiert die Debatte
Es wäre gut da, etwas runterzukommen
und das nüchterner zu betrachten.
Dann brauchen wir in der
Düngepolitik endlich eine
vernünftige Nährstoffbilanzierung,
vor allem Schädstoffbilanzierung
auf einzelbetrieblicher Ebene.
Da liegen die wissenschaftlichen
Vorschläge alle auf dem Tisch.
Und dann, da haben wir noch nicht
drüber gesprochen, aber auch ein
wichtiger Bereich, Pflanzenwachstum
ist ja erstmal aus einer Vielzahl von
Gründen eine ganz fantastische Sache.
Und eine Sache ist, Pflanzen ziehen
Kohlenstoff aus der Atmosphäre
raus, das ist Photosynthese.
Und das kann man dann negative Emissionen
nennen, also geht kein Kohlenstoff
rein in die Atmosphäre sondern man
holt ihn heraus, zumindest dann, wenn
man ihn auch langfristig draußen hält.
Wenn man die Biomasse sofort
wieder verbrennt dann ist sie auch
gleich wieder in der Atmosphäre,
dann haben wir einen Kreislauf.
Wenn es einem gelingt, den Kohlenstoff,
der in den Pflanzen aufgenommen
wird, festzulegen, dann kann man
damit sozusagen dem Klimawandel
entgegenwirken der globalen Erwärmung.
Dieses Festlegen kann
man auf zwei Arten tun.
Das kann man im natürlichen System
festlegen, zum Beispiel durch Aufforstung,
aber zum Beispiel auch durch Agrargehölze.
Mehr Gehölze in die
Agrarlandschaft kriegen, hat
auch noch viele andere Vorteile.
Dann haben wir die Möglichkeit, den
Kohlenstoff in Materialien festzulegen.
Wenn es uns gelingt … Die nasse Biomasse
von Mooren oder auch bestimmte Segmente
aus dem Wald sozusagen zu bringen in
Baumaterialien in Verbundmaterialien
dann ist das fantastisch Die Pflanze
wächst, dann kann irgendwann ernten und
dann kann man das Material verpressen zu
irgendwelchen Dämmmaterialien und dann
steht so ein Haus 50, 60, 70, 100 Jahre.
Und so lange ist der
Kohlenstoffatmosphäre raus.
Und auch dafür brauchen wir Anreize.
Da ist es vor allen Dingen die große
Klimapolitik die Anreize setzen muss,
dass andere Sektoren eben auch fossile
Rohstoffe ersetzen durch biogene Rohstoffe
Ein Stück weit sind wir auf dem Weg,
aber da ist auch noch viel zu tun.
Nach der Aufteilung von Reform- und
Baustellen machen wir eine kurze
Denkpause und machen ein kleines Quiz.
Wir haben ein paar Entweder-oder-Fragen
mitgebracht für dich und sind
da gespannt auf deine Antworten
Ich fange einfach mal an.
Bio oder regional, was ist für die
Zukunft der Ernährung wichtiger?
Beides hat Vorteile.
Als Wissenschaftler kriege
ich das da entweder oder
nicht, nicht über die Lippen.
Alles klar, okay.
Gehen wir später nochmal mehr darauf ein.
Kuh oder Kartoffel Wenn du dich für
eine nachhaltige Landwirtschaftsform
entscheiden müsstest welche wäre es?
Weniger Kühe und mehr Kartoffeln.
Okay.
Und EU-Reform oder nationale
Agrarstrategie wo siehst
du den größeren Hebel?
Beides ist wichtig, aber die deutsche
Politik versteckt sich viel zu sehr
hinter dem europapolitischen Rahmen.
Deutschland könnte viel mehr
schaffen, auch bei der gegenwärtigen
Gesetzgebung aus Europa.
Veganes Bratwürstchen
oder Röstrolle?
Was sagst du zur Röstrolle
Ja, jetzt kürzlich zurück in
die Debatte um die Benennung
pflanzlicher Fleischalternativen.
Ja,
veganes Würstchen.
Ich halte das für eine Ablenkungsdebatte.
Es gibt diese schönen Beispiele
Niemand setzt an und trinkt die
Scheuermilch Weil da Milch draufsteht
Konsumentinnen und Konsumenten können
das durchaus unterscheiden Wenn
da ein Sojawürstchen ist oder ein
Veggie-Würstchen, wissen sie, dass sie
kein Schweinefleisch erwarten dürfen.
Und ich halte die Begriffe zum einen für
hilfreich weil sie, das sind ja viele
neue Produkte Und sie signalisieren
eben, wie man diese Produkte zubereitet.
Also im Sinne von, wofür ist das
eigentlich ein gutes Substitut Und da
helfen natürlich solche Begriffe wie
Tofu-Schnitzel oder Veggie-Würstchen.
Und zum Zweiten muss man auch
sagen, man, da haben sich viele
Unternehmen auf den Weg gemacht.
Und das ist ja da also auch die
Fleischwirtschaft, denn die können
ja gut Brotaufstriche Würste machen
und wissen aber auch, dass das
einen hohen Treibhausgasgehalt hat
und machen sich also dran, einzelne
Komponenten zu ersetzen durch
pflanzliches Eiweiß, teilweise auch
ganze Veggie-Produktlinien aufzubauen.
Und nun soll das alles
neu gedruckt werden.
Die ganzen Namen, die etabliert sind
am Markt, sollen verändert werden.
Ich halte das für eine Rückwärtskampagne
Gewandte Reaktion, also ganz klar,
bitte die Veggie-Bürstchen, das
Tofu-Schnitzel und so weiter.
Ist das Klimaziel 2045
erreichbar oder unrealistisch?
Was sagt dein Bauchgefühl
und was sagst du als Experte?
Das ist erreichbar.
Technisch ist das ganz klar erreichbar.
Wir müssen aber sehr viel entschiedener
handeln, als wir das heute tun.
Wenn wir sozusagen eine Fahrt
reinlegen, dass wir ungefähr mit
dem Ambitionsniveau weitermachen,
dann ist es nicht realistisch.
Aber es ist möglich.
Haferdrink oder Kuhmilch
Was landet bei dir im Kaffeebecher?
Auch ein schönes Beispiel.
In meinem Kaffeebecher landet Kuhmilch
Ich mag keine Hafermilch im Kaffee.
Meine Frau nimmt immer Hafermilch im
Kaffee und mag die wahnsinnig gerne.
Und ich finde das ein schönes Beispiel
dafür zu sagen, man braucht ja hier
keine absoluten No-Gos zu etablieren.
Es geht im Durchschnitt darum Den Konsum
tierischer Produkte runterzubringen.
Aber da, wo man die tierischen Produkte
besonders genießt Das kann man ja durchaus
auch konsumieren und zum Beispiel Milch
in den Kaffee trinken und da vielleicht
mal ein Stück Käse weniger essen.
Also an der Stelle würde ich mal
sagen da wo es leicht fällt und
das ist so unterschiedlich bei uns
allen, wo es leicht fällt, ist es aus
Nachhaltigkeitsperspektive immer eine
gute Wahl, ein tierisches Protein
zu ersetzen durch ein pflanzliches.
Das müssen wir aber
überhaupt nicht überall tun.
Das finde ich eine richtig schöne Aussage.
Es geht gar nicht darum, 100
Prozent drauf zu verzichten, aber
jeder seinen eigenen Weg zu finden.
Weil ich glaube, da
müssen wir ehrlich sein.
Verzicht brauchen wir auf jeden Fall.
Und darüber wollen wir jetzt
ein bisschen mit dir sprechen.
Wir wollen über die Ernährung
sprechen, über Ernährungssicherheit
Wie sieht es denn aus, wenn ich
mir die Flächenverteilung im
Rahmen der landwirtschaftlich
genutzten Flächen anschaue?
Wie viel benötigt dann zum
Beispiel der Lebensmittelanbau, der
Futtermittelanbau, die Tierhaltung?
Ist das relativ gleich verteilt?
Und wir haben einen großen
Anteil der Agrarfläche, das ganze
Dauergrünland und dann auch einen
erheblichen Teil der Ackerfläche
die wir nutzen als Futterfläche.
Und es ist eben so, dass wir, wenn wir
zumindest Teile dieser Futterflächen
nutzen würden, so dass wir die
Ackerbauprodukte selber direkt konsumieren
und nicht durch den Tiermagen hindurch
geben, dass wir dann einen deutlich
geringeren Flächenanspruch hätten.
Und das ist sozusagen zentral Man
muss im Grunde genommen sagen,
Produkte an Tiere zu verfüttern, die
man als Mensch auch gut essen kann,
ist nicht so wahnsinnig effizient.
Es mag einem gut schmecken, es sind ja
auch ernährungsphysiologisch wertvolle
Nahrungsmittel, aber in dem Umfang
wie wir das in Deutschland tun im
Durchschnitt, die Milchkonsummengen,
die Fleischkonsummengen ist das
sozusagen nicht nachhaltig ist
das global gar nicht kopierbar.
Ja.
Also wenn alle Welt sich so ernähren
würde wie wir, dann bräuchten wir
so viele zusätzliche Flächen, die
haben wir gar nicht auf der Erde.
Und deswegen eben dieses Plädoyer
dafür, den Konsum tierischer
Produkte zu verringern.
Und dann kommt natürlich immer
gleich die Frage um, wie stark denn?
Und wir haben mit Agora Agrar in
einem Szenario für die Europäische
Union gesagt Für das Jahr 2045 so grob
angenommen, dass wir den Konsum tierischer
Produkte um etwa 50 Prozent reduzieren.
Und das schafft uns sehr viel Freiräume.
Dann können wir mehr Nahrungsmittel
exportieren auf den Weltmarkt.
Wir können mehr Biodiversität schaffen.
Wir können die gesamten Moorflächen
in Europa wiedervernässen.
Also wir haben mehr Biomasse
für die Bioökonomie.
Also das zeigt die Größenordnung, dass
man wirklich viel erreichen kann mit
einer Reduktion von etwa 50 Prozent.
Okay, also klingt ja
irgendwie total einfach.
Wie schön ist es, wenn man das
Klima retten kann oder zumindest
einen Baustein davon, der so einfach
ist, indem wir einfach nur unsere
Ernährung ein bisschen umstellen.
Also ich finde, da gibt es andere Dinge,
die klingen deutlich komplizierter.
Ja und gleichzeitig ist es eben
keine technologische Lösung, sondern
es ist eine Verhaltensänderung.
Und technologische Lösung, also
wenn ich sozusagen Photovoltaik
hinter die Steckdose stelle statt
ein Kohlekraftwerk, dann ist das
immer noch dieselbe Steckdose.
Und wenn ich da meinen Stecker
reinstecke, dann läuft der
Apparat, den ich da reinstecke.
Und hier geht es eben
um Verhaltensänderung
und das ist aufwendiger.
Und am allerwichtigsten
unaufgeregt drüber reden.
Also das Thema nicht so zerschießen.
Und es wird ja von beiden
Seiten zerschossen.
Es gibt ja auch Menschen, die sagen, man
darf gar keine tierischen Produkte essen.
Die haben Tiere umbringen, das
ist Mord, Landwirte sind Mörder.
Ja, völlig aus meiner Sicht
übertriebene Polarisierung.
Und eben genauso immer gleich so zu
tun, als drohen jetzt die Verbote
denn darum geht es ja gar nicht.
Man braucht schon einen
breiten Maßnahmenmix.
Und wenn ich gefragt werde, ob ich das
für realistisch halte bis 2045 den Konsum
tierischer Produkte um die Hälfte zu
reduzieren, sage ich mal, ich bin kein
Wahrsager, ich habe keine Kristallkugel.
Ich halte das für möglich.
Aber es ist eine offene Frage, ob
wir das als Gesellschaft hinbekommen.
Und ein wichtiges Element ist wirklich,
das aus der Polarisierung rauszuhalten und
die entsprechenden Anreize zu schaffen.
Und zum Beispiel das vegane
Würstchen veganes Würstchen weiterhin
bezeichnen damit das so easy ist
wie mit dem Stecker, der egal
ist, ob das aus dem Kohlekraftwerk
kommt oder aus der PV-Anlage.
Hauptsache es schmeckt am Ende.
Ja
genau.
Und da gibt es dann teilweise natürlich
auch schon technologische Potenziale Denn
in dem ganzen Convenience-Bereich oder
auch sowas wie die Produktion von Keksen.
Also ich stelle mich nicht hin
und lese im Kleingedruckten bei
dem Keks ob das Milcheiweiß ist
oder pflanzliches Eiweiß darin.
Ich gucke, ob mir die Kekse
schmecken und was die Kekse kosten.
Und wenn die schmecken, dann ist gut.
Und es gibt natürlich auch
Anreize für Unternehmen zunehmend
ihre Wertschöpfungsketten
klimafreundlicher zu gestalten.
Und da kann man technologisch
auch einiges erreichern, indem
man einfach die Zutaten ersetzt.
Milch so ein Beispiel wäre aber
die Präzisionsfermentation, die
sich so langsam auf die Marktreife
zubewegt und ab 2030 durchaus auch
langsam an Anteilen gewinnen könnte.
Und dann werden das trotzdem Molkereien
sein, die trotzdem weiße Produkte machen.
Und Käse Joghurt diese Palette,
die... Können diese Molkereien gut
machen, aber es wird zunehmend auch
irgendwo ein Fermentationsturm stehen
und es wird eben auch pflanzliches
Eiweiß mit reingehen die Produkte
damit sie klimafreundlicher werden.
Ja, Wie steht das denn um Bioprodukte?
Sind die immer automatisch
klimafreundlicher?
Ganz kurze Antwort ist nein.
Und da ist die öffentliche
Wahrnehmung etwas verzerrt.
Der Ökolandbau hat viele Vorteile
in Bezug auf Biodiversität Und auch
einige andere Umweltdimensionen
weniger Nährstoffausträge ins
Grundwasser und Oberflächengewässer
einfach weil Nährstoffe knapper sind
im Ökolandbau, weil man eben keine
synthetischen Nährstoffe einsetzen kann.
Aber wenn man sich Treibhausgasbilanzen
anguckt, dann sind die Emissionen
pro Fläche zwar geringer aber die
Emissionen pro Produkteinheit sind
im Durchschnitt nicht geringer.
Und insofern muss man ganz nüchtern
sagen, Ökolandbauförderung ist im Grunde
genommen keine Klimaschutzpolitik Wird
häufig aber von der Politik sozusagen
gerne aufgegriffen weil es populär ist,
weil es so schön leicht ist, weil man
niemandem wehtut, muss man immer sagen,
ja, aber damit haben wir noch keinen
Hektar Moor wiedervernässt und damit
haben wir auch noch nicht im Prinzip
weniger tierische Produkte, weil wenn
wir genauso essen wie heute nur alles
Öko, dann sind die Treibhausgasemissionen
Sogar noch einen Tick höher, weil die
Tiere sich im Ökolandbau ja mehr bewegen.
Das wollen wir aus Tierwohlgründen, das
ist gut, dass sie sich mehr bewegen.
Aber wenn die Tiere sich bewegen,
dann verbrennen sie ja Futter ohne das
direkt umzusetzen, in Muskelwachstum.
Also Ökolandbau hat viele Vorteile,
ist nicht die Lösung für alle
Nachhaltigkeitsdimensionen und sicher
keine zielorientierte Klimapolitik.
Wir hatten vorhin hast du das
Thema ganz kurz schon angesprochen.
Das würde ich gerne noch mal fragen.
Wie können wir das denn vermeiden,
dass heimische Landwirtschaft zwar
dekarbonisiert wird, aber gleichzeitig
wir mehr klimaschädliche Produkte
aus dem Ausland importieren?
Ja, und das gilt ja übrigens,
danke für die Frage, aber
es ist eine Grundsatzfrage.
Das gilt ja auch für das Tierwohl.
Wenn wir hier das Tierwohl erhöhen Und
die Produktion wandert uns ins Ausland
ab, dann ist dem Tierwohl nicht geholfen.
Also wir müssen eine
Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
Also wenn wir sagen, wir wollen, dass
umweltfreundlicher, klimafreundlicher,
tierfreundlicher produziert wird, müssen
wir immer gut gucken, was können wir
denn von den Landwirtinnen und Landwirten
erwarten, sodass man es vorschreiben kann.
Das tun wir auch,
regulatorisch Gesetzgebung.
Und wo muss man sagen, nee, Wenn wir das
aufdrücken gesetzlich, dann haben die
so viel mehr Kosten in ihrer Produktion,
dass es nicht nur so ist, dass sie das
als unfair empfinden, sondern dass sie es
vielleicht auch gar nicht leisten können.
Und dann sagen, nee, das geht jetzt
nochmal zu weit, dann mache ich in
einem Beispiel meinen Schweinestall zu.
Und dann würden wir die Produkte
aus dem Ausland importieren.
Nun gibt es im Grunde genommen zwei große
Möglichkeiten, damit umzugehen Die eine
Möglichkeit wäre zu sagen, Grenze zu.
Das ist aus einer Vielzahl von Gründen
weder wahrscheinlich noch, meine
ich zumindest, politisch sinnvoll.
Also nur in wenigen Ausnahmen
wenn man zum Beispiel sagt,
wir steigen wirklich ein in den
Emissionshandel für die Landwirtschaft.
Dann werden die Wiederkäuerprodukte
deutlich teurer werden und dann
wäre es wohl sinnvoll, einen
Grenzausgleich zu erheben auf
Schlachtkörper von Wiederkäuern und
auf die großen wichtigen Milchprodukte
vor allem Milchpulver und Butter.
Aber das ist immer auch etwas, was
dann im Spannungsfeld steht mit
Handelspartnern die sich natürlich
beschweren wo man das aushandeln muss.
Ansonsten die zweite Möglichkeit.
Wir müssen auch bereit sein, öffentliches
Geld in die Hand zu nehmen, um
Landwirte für das zu honorieren,
was wir von ihnen haben wollen.
Denn das ist ja auch eine Möglichkeit.
Wir können Landwirte dafür
zahlen, dass sie etwas tun.
Dann sind sie trotzdem noch zu den
Marktpreisen wettbewerbsfähig weil sie
einen weiteren Einkommensstrom haben.
Zum Beispiel für die Anlage
von Agrargehölzen, zum
Beispiel für den Einsatz von
Emissionsminderungstechnologien, zum
Beispiel für ein höheres Tierwohlniveau
Dieses Prinzip, dass man sagt, nicht
alles funktioniert am Markt und für
manches müssen wir einfach öffentliches
Geld in die Hand nehmen, genauso wie
wir das im Gesundheitssystem tun,
wie wir das bei der Schulbildung tun,
auch in der akademischen Bildung.
Das sind ja alles Sachen, die
haben wir zum Teil zumindest
aus dem Markt rausgezogen und
finanzieren wir öffentlich.
Und für die Nachhaltigkeitsleistung
der Landwirtschaft halte
ich das auch für wichtig.
Magst du uns zum Schluss nochmal
erinnern Mit in deine Zukunft nehmen
und uns quasi so Bild beschreiben,
wie sieht die Landwirtschaft 2045 an?
Das ist hier und da ja immer
schon angerissen, aber das
nochmal zusammenfassend, der
Blick in Zukunft.
Ja schöne Frage.
Und dann stelle ich mir jetzt also vor,
dass die Agrar und Ernährungspolitik
diese ganzen Gutachten, die wir in der
Wissenschaft geschrieben haben, alle
liest und sagt, so jetzt ist aber Zeit,
jetzt wollen wir mal wirklich handeln.
Weil wir ja wissen, das Ziel der
Klimaneutralität, das kommt ja in 2045.
Wenn wir einfach nur warten, dann
kommt irgendwann der große Hammer.
Dann müssen wir irgendwann
ganz, ganz schnell handeln.
Und das ist viel schmerzhafter.
Also fangen wir jetzt an,
rechtzeitig zu gestalten.
Dann würden wir eine engagierte
Ernährungspolitik betreiben, wo wir
die Umsatzsteuersätze zum Beispiel
anpassen, auf tierische Produkte
hochziehen, auf Obst und Gemüse zum
Beispiel absenken, einen sozialen
Ausgleich schaffen, an einigen Stellen
für Haushalte mit geringem Einkommen.
Im Bereich Ernährungsbildung investieren,
nachhaltige Schulverpflegung,
Kita-Verpflegung gemeinsam mit einem
entsprechenden Bildungsangebot.
Wir würden Informationskampagnen machen in
der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung
mehr Informationskampagnen Stärker
pflanzenbasierte Gerichte anbieten.
All das führt also zu einem
Rückgang des Konsums tierischer
Produkte um etwa 50 Prozent.
Wir würden die Agrargehölze fördern und
das machen wir so, dass diese Agrargehölze
intelligent in die Landschaft integriert
werden, dass sie also Erosionsschutz
führen, dass sie Biodiversitätskorridore
bilden in der Landschaft und die Biomasse
die dort wächst, können wir dann ernten
für die stoffliche Wertschöpfungsketten
zur Produktion von Materialien.
Wir hätten auch schon lange dann umgesetzt
die Treibhausgasbepreisung in der
Landwirtschaft, ein Emissionshandelssystem
auf europäischer Ebene, weswegen es
sozusagen über diesen Preis überall
Anreize gibt Sich so zu verhalten,
dass man eben klimafreundlich agiert.
Die Moor-Wiedervernässung
wäre weitgehend abgeschlossen.
Wir hätten vielleicht 80, 85
Prozent der Moor-Standorte
wiedervernässt im Jahr 2045.
Wir hätten ein Anreizsystem für
Biodiversität, wo insgesamt die
Strukturierung von Flächen und vom
Anbausystem auch honoriert würde.
Wir hätten Schluss gemacht mit dem
gegenwärtigen Prinzip Biodiversität Von
großen Teilen der gemeinsamen europäischen
Agrarpolitik wo mit der Gießkanne Geld
verrieselt wird und würden stattdessen
das Geld eben zielorientiert einsetzen
und den Umbau der Nutztierhaltung hätten
wir auch schon abgeschlossen Wir hätten
staatliche Zahlungen für Tierwohl und
ein deutlich höheres Tierwohlniveau.
Vielleicht so weit mal, da würden
mir noch viele Details einfallen.
Aber wenn ich das denn irgendwann... 20,
45, 20 Jahre, ja doch, wenn das Leben
gut läuft, könnte ich dann irgendwo
in einem weichen Stuhl sitzen, auf der
Terrasse und in die Landschaft gucken,
würde die Zeitung lesen würde denken,
wie gut doch, dass wir das damals
als Wissenschaft vorgeschlagen haben.
Jetzt hat das alles geklappt.
Klingt gut oder nochmal?
Klingt super, macht auch wirklich
Spaß, dir dabei zuzuhören wie du
von so Positiven und ich finde
auch von einer Landwirtschaft, die
wirklich auch bestrebenswert ist,
anstrebenswert ist, dass du dort, wie
du davon sprichst macht wirklich Spaß.
Ich finde es auch richtig schön, wie
wir über dieses sehr persönliche und
emotionale Thema der Ernährung sprechen
konnten und das aber Rein sachlich
und ohne, dass ich dir jetzt sage,
warum machst du Kuhmilch in deinen
Kaffee und dass du mir sagst, warum
habt ihr denn hier Franzbrötchen und
keine veganen Brownies mitgenommen.
Es hat wirklich riesen Spaß gemacht.
Schön, dass du da warst Ich hoffe,
unseren Zuschauern oder Zuhörern,
live sind wir ja hier noch nicht, und
Zuhörerinnen hat es auch Spaß gemacht.
Vielen, vielen Dank, Harald.
Ja, euch ebenfalls.
Vielen Dank.
Schön, dass du da warst
und wir sagen Tschüss.