“Singen ist gesund”

SIngende Krankenhäuser e.V.
Warum singen so wichtig ist und was es für unsere Gesundheit bedeutet.

Singen bringt's

Dr. med. W. Baumgärtner referiert

31.01.2021 7 min Wolfgang Baumgärtner

Heilsames Singen - ... ... und das bei Corona  …  
Covid 19 und Mutationen lassen grüßen … Nun - wir haben nachgewiesen: Singen ist nur genau so gefährlich wie ein vergleichs-weise lautes Sprechen. Aber -  ohne miteinander zu sprechen, geht`s nicht - wir vergessen schnell, dass wir ohne die Musik unserer Sprache mit ihrer Melodik, Rhytmik und Dramaturgie - das ist Singen - kaum  miteinander kommunizieren können. Das gilt natürlich auch und gerade in Zeiten von Belastung unserer Gemeinschaft und Erschwerung von Begegnung. Es gibt ein Fülle erstaunlicher guter Erfahrungen von  gemeinschaftlichem Singen, als einem leistungsfreien, spielerischen Singen  --> etwa der "Chor der Muffeligen", den die Schauspielerin und Moderatorin Anke Engelke gründete und der zu einem "Chor von Glücklichen" wird oder, wissenschaftlich gut untersucht, der "Wohnsitz-   losenChor" 1996 in Montreal ... bei den Teilnehmern handelte es sich um Menschen mit massiven emotionalen Problemen, Alkoholismus und Drogenabhängigkeit sowie schwerwiegenden psychischen Erkrankun-gen; die meisten waren soziale Außenseiter ohne stabile Beziehungen. Booah - was sich in deren Leben durch das Singen tat!
--> Was passiert eigentlich, dass sich ohne beabsichtige Therapie immer wieder quasi "Therapeutisches" ereignet!? Offenbar tut gemeinsames Singen einfach enorm gut ..."Singen bringt`s ... damit gelingts ... " ( - Pardon ... ich musste jetzt einfach `mal singen ... ) ALSO:
Was machen wir - die "SIKra"- mit heilsamem Singen? Wir verbessern die Rahmenbedingungen von kranken und ähnlich schwer belasteten Menschen - vergleichbar einer gesunden Ernährung bei Diabetikern, die natürlich nicht die Versorgung mit Insulin u.a. Medikamenten ersetzt, aber dennoch enorm wichtig ist! Deshalb ernst gemeintes Schlagwort:
FrauMan kann auch ohne Singen leben – aber es lohnt sich nicht !
Singenkönnen ist nicht nur ein allgemeines Menschengut, sondern
Singendürfen ein Menschenrecht! ... 
Nur leider: Wir erleben nicht nur im Alltag, auch in der Ausbildung etwa zur  Betreuung von Kranken und Bedürftigen, dass ein solches leistungsfreies, spielerisches Singen zu kurz kommt.    
Wie kommt`s, dass Singen so gut tut?  
Singen führt uns in einem Augenblick - zunächst unbewusst - in einen inneren Raum, in dem wir uns geborgen und sicher fühlen - einen Raum,der zugleich weit ist und der uns weitet. Wir erleben uns dabei gewollt und gesehen. Wir gestalten diesen Raum mitsingend mit, lösen uns also nicht in ihm auf ... und damit öffnet sich in uns die Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen!  Gemeinsames Singen kann deshalb Menschen einen heilsamen psycho-physischen Erfahrungsraum bieten, in dem sogar schwere seelische Verletzungen einen heilenden  Impuls erhalten können ...
Schaun Sie, hören Sie: Die erste Kommunikationserfahrung, die wir als Menschen mit unseren Sinnen machen, ist das Hören von Klang und Rhythmus der Sprache! Ab dem 5. Lebensmonat im Mutterleib sind wir bereits perfekt hörend eingebettet in ein "SINGEN"! Und dieses Hören geschieht (sogar für Ungeborene in schweren und unsicheren Lebenslagen der Eltern!) in der Sicherheit des Uterus der Mutter.
Singen ist also die Muttersprache aller Menschen. Mag sein, dass wir (schmunzelnd) sogar enger mit Singvögeln verwandt sind als mit Affen ... 
für die Entwicklung und die Kommunikation von Affen spielen Bewegung und Gestik eine größere Rolle als Laute. Viele Vögel dagegen können sogar Rhythmus und sie ahmen das musikalische menschliche Sprechen nach (in Papageien-Klang: ) "Na - da staunt ihr - was?" 
Dazu kommt die enge Verknüpfung unseres Hör-und Sprechorgans mit unseren Gefühlen. Okay -  Pferde können über sehr große Entfernungen quantitativ viel besser hören,Elefanten brummen in tiefen, von uns nicht wahrnehmbaren Lauten, Fledermäuse können sogar Ultraschall ... ! 
Qualitativ aber kennen wir kein Lebewesen mit einer so engen, starken und ausgereiften Verbindung des Gehörs mit den emotionalen Zentren in Mittel- und Stammhirn. Dies wurde erst vor einigen Jahren m.H. der MRT nachgewiesen, was wir ja erleben: Musik trägt unsere Gefühle, unsere  Nachdenklichkeit und Ausgelassenheit, unsere Trauer, Freude, Liebe ... 
 
Die gesamte menschliche Biografie entwickelt sich zwischen zwei sehr starken Polen: a) --> Einmal die extrem lange Bindung an die Versorger. Eine "selbstständige Lebensfähigkeit" wird vergleichsweise  spät erreicht - bedeutet die enorme Wichtigkeit von Bindung lebenslang
b) --> Zum andern die extreme Flexibilität unseres Gehirns - die macht lebenslanges Lernen möglich und nötig  --> bedeutet Neugier und Spielfreude lebenslang!  
Für beide Pole - Bindung und Flexibilität - brauchen wir 
gelingende Beziehungen: gelingende Beziehungen das größte Glück jedes Menschen jeder Altersstufe - zugleich Geschenk und Aufgabe 
         --> das bedeutet  zwar Angewiesensein auf andere, ... aber auch      andere Beschenken dürfen und können. 
Als Psychotherapeut weiß ich: Das Gelingen von Beziehung macht zu selbstständigen, verantwortlichen und zufriedenen Menschen - Das Misslingen von Beziehung macht seelisch und geistig krank. Die 
Grundlage für Beziehung ist Kommunikation: und die 
Wichtigste Ebene der menschlichen Kommunikation ist Sprache!
         ... da Singen unsere Muttersprache ist, vermag Singen auf allen     Ebenen menschlichen Lebens Gutes zu bewirken. 
Es lässt sich antropologisch, ob diskursiv oder ganzheitlich, auf naturwissenschaft-lichen, philosophischen und religiösen Ebenen untersuchen: Das Spektrum dessen, was wir beim gemeinschaftlichen Singen erfahren können, umfasst die ganze Spannweite positiver Kräfte – von archaisch bis kreativ ... 
      Gemeinschaftliches Singen ohne Leistungsanspruch kann in jedem Lebensalter bis ins Senium (sogar noch bei Demenz und in schwerer Krankheit und Behinderung) einen
 wunderbaren ganzheitlichen Erfahrungsraum bereitstellen. 
Es bleibt dabei -->  Vielleicht müssen wir zeitweise leise singen, oder auch nur summen (Summen ist auch ein Singen), aber: 
 
FrauMan kann zwar ohne Singen leben – nur, es lohnt sich nicht !