Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 36 Episoden

Alle guten Dinge sind drei - Der Staffelauftakt mit Britta, Sep und Maria

01.02.2023 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

Der Podcast für alle Ärtz:innen in Weiterbildung Allgemeinmedizin ist zurück!
Zum Auftakt der 3. Staffel stellen wir euch, neben den gewohnten Stimmen von Maria und Britta,
eine neue Podcaststimme vor: Sep!
In dieser Folge unterhalten wir uns über seine allerersten Wochen in der Weiterbildung, das "Überleben" in der Klinik und natürlich auch über Brittas aktuellen Stand in der Praxis.
Wir wollen uns natürlich noch einmal herzlich bei Beate bedanken und ihr viel Erfolg bei ihrem
weiteren Weg in der Allgemeinmedizin wünschen!

Shownotes

Shownotes

Transkript

Music. Hallo und willkommen zurück bei Wege der Allgemeinmedizin. Heute mit einer großen und besonderen Folge, nämlich dem Staffelauftakt von Staffel 3. Ziemlich, ziemlich krass, dass wir so weit gekommen sind. Mich kennt ihr ja schon. Ich bin Maria, Pädagogin und Mitarbeiterin hier im Kompetenzzentrum Weiterbildung. Und genau, heute haben wir einiges vor. Es wird eine neue Stimme dabei sein, die wir gleich vorstellen. Dazu gleich mehr. Auf jeden Fall freue ich mich aber, dass Britta heute auch wieder dabei ist. Ja, hallo Maria. Mich kennt man ja auch schon aus den vergangenen zwei Staffeln. Ich bin auch echt positiv erstaunt, dass wir jetzt schon in der dritten angekommen sind und freue mich, dass ich auch wieder dabei sein kann. Ich heiße Britta und ich bin Ärztin in Weiterbildung für Allgemeinmedizin. Und ich denke, wir sprechen gleich noch darüber, wo an welcher Stelle ich jetzt mittlerweile angekommen bin. Eine Sache, die sich auf jeden Fall geändert hat, hatten wir am Ende von Staffel 2 ja schon kurz erwähnt, ist, dass Beate aufgrund ihres Professorinnentums leider nicht mehr bei uns im Podcast dabei sein kann. Nachvollziehbarerweise hat sie jetzt eine andere Priorität. Auf jeden Fall freuen wir uns aber voll, dass wir sie ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten konnten und sind super gespannt, was sie noch so bewegt in der Welt der Allgemeinmedizin. Genau, also schön, dass Beate so lange dabei war. Heute haben wir dann eine neue Stimme, die wir euch vorstellen können. Und zwar ist das der Sep. Hallo Sep, schön, dass du da bist. Hallo. Magst du dich vielleicht mal kurz vorstellen? Gerne, hallo, mein Name ist Sep. Ich bin Arzt in allgemeiner innerer Medizin in einem großen Krankenhaus, maximal Versorgung und freue mich, dass ich dabei sein darf. An welcher Stelle bist du gerade von deiner Weiterbildung? Ich habe ganz genau vor etwa sieben Wochen angefangen, als Arzt zu arbeiten. Also so richtig frisch von der Uni sozusagen. Genau, ganz frisch von der Uni. Ja, cool. Und du bist ja hier im Podcast Wege der Allgemeinmedizin. Weißt du denn schon, weil das bei mir längere Zeit gar nicht so ganz klar war, ob du Allgemeinmedizin auch machen willst, weil du jetzt in der Inneren bist? Ich will es nicht ausschließen, dass ich irgendwas anderes machen würde, aber zu 90 Prozent bin ich mir sicher, dass mein Weg wäre der Allgemeinmedizin. Jetzt geht auch kein Weg mehr dran vorbei, nachdem du dabei bist. Okay, also du schließt es nicht aus, dass du das Fach vielleicht machen möchtest. Was hat dich denn zu dieser Idee gebracht? Das erste Mal, als ich Allgemeinmedizin als Student kennengelernt habe, war in einer Praxis auf dem Land, Praxis Frau Katrin Fitzler. Das kam auch per Zufall, dass ich überhaupt dort eingeteilt worden bin, weil andere Plätze eigentlich ausgebucht waren. Warst du zu spät dran? Eigentlich ja, mit der Reservierung der Plätze nochmal. Im Nachhinein hat es sich herausgestellt, dass es eigentlich eine tolle Sache war. Ich habe mein Praktikum für Allgemeinmedizin dort absolviert. Im Nachhinein dürfte ich nochmal meine Famulatur dort machen oder eine von meinen Famulaturen. Und dann habe ich mich dafür entschieden, dass ich mein PJ auch so in Länge von vier Monaten dort absolviere. Also auch in der gleichen Praxis wieder? Auch in der gleichen Praxis. Das heißt, ich kannte schon die Leute, die dort arbeiten. Wir hatten einen sehr guten Kontakt zueinander gehabt und die Praxis hat mir sehr gut gefallen. Ja, cool. Ja, so war es bei mir eigentlich auch, dass das so mit dem Blog-Praktikum anfing in der Uni und dann sich so fortgesetzt hat. Okay, aber jetzt gerade bist du ja in der Klinik. Willst du da vielleicht gerade kurz was drüber berichten, wie es dir da so geht? Du hast ja gerade erst angefangen, das ist ja schon ein ziemlich besonderer Moment. Genau, die ersten sieben Wochen. Meine Patientenliste steigt nach oben und die Anzahl von denen. Und ich versuche jeden Tag irgendwie zu überleben und den Tag von morgens bis nachmittags Ende zu bringen. Oder auch abends. Ja, in den Abenden mit bestimmten Überstunden. Ich bin sozusagen ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen worden. Die Idee war tatsächlich, dass ich meine ersten zwölf Monate in der Klinik hinter mich bringe und im Nachhinein in die Praxis umsteige. Mittlerweile gehe ich davon aus, dass ich doch länger bleibe in der Klinik, damit ich dort auch vielleicht noch meinen Neffschein oder Notarztschein noch holen kann, damit ich eigentlich in Notfällen besser reagieren kann. Mhm. Was würdest du sagen, Britta? Du hast ja die Klinikzeit jetzt hinter dich gebracht und du bist in der Praxis. Wie war es denn für dich? Hattest du damals auch das Gefühl, dass es so ein kaltes Wasser war? Ja, total. Also ich glaube, das ist auch wahrscheinlich egal, wo man landet. Es ist ja immer so ein Schritt von der Theorie in die Praxis irgendwie auch. Also auch durchs PJ. Man hat schon so Krankenhausluft geschnuppert, aber es ist trotzdem ja was ganz anderes, dann verantwortlich zu sein und irgendwie doch Entscheidungen zu treffen. Natürlich hat man einen Oberarzt im Hintergrund, aber das variiert ja auch dann, wie intensiv da die Betreuung ist. Und ja, das war für mich auch ziemlich schwierig, sehr anstrengend auch die Zeit und ich habe auch... Als ich das erste Mal eine eigene Station hatte, habe ich gedacht, okay, ich muss irgendwie doch eine andere Ausbildung, einen anderen Job irgendwie machen. Manchmal, ja, also ganz am Anfang wirklich schwer, aber kann ich total nachvollziehen, wenn du sagst, momentan geht es eher so ums Überleben, um dein Überleben in der Klinik. Korrekt, ja. Ja, aber es wird auch besser. Das höre ich auch eigentlich öfter von Kollegen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich doch eine Routine ein und bist du in einem bestimmten Unterfach der Inneren oder habt ihr alles? Ich bin eigentlich direkt in der Kardiologie gelandet. Nichtsdestotrotz bin ich auf einer pulmologischen Station gerade und versuche da mehrere Oberärzten gleichzeitig zufriedenzustellen, indem ich Patienten von unterschiedlichen Fächern auch noch zu betreue. Das heißt, das bedeutet nicht direkt, dass wenn ich bei meiner pulmologischen Oberärztin meine Patienten visitiere, dass kein nephrologischer Patient auftaucht oder eine Elektrolytenentgleisung wie heute oder irgendwas anderes, das ich jetzt nicht direkt erwarte, aber das kommt ja vor. Ja, ist einfach insgesamt auch ein wahnsinnig anspruchsvolles Fach, finde ich. Also was einfach sehr breit auch ist, wo man wirklich auch viele unterschiedliche Dinge wissen muss. Und also ich glaube, bei mir war es so nach einem halben Jahr ungefähr, dass ich so dachte, okay, jetzt langsam fangen die Dinge an, sich zu wiederholen. Langsam weiß man so, was man wann macht. Und ja, also es wird auf jeden Fall besser. Aber bei mir war es ja dann auch irgendwann so, dass ich dachte, okay, es ist nicht meine Zukunft hier im Krankenhaus. Ich kann es sehr gut nachvollziehen und verstehen. Ich habe auch in den letzten sieben Wochen gemerkt, wo ich selber unsicher bin, muss ich meinen Patienten Sicherheit geben. Und das ist schwierig. Ich habe die ersten Lungenkarzinom-Diagnose auf der Hand bekommen von meinen Oberärzten, mit denen ich zu meinen Patienten laufen musste und denen das direkt ins Gesicht sagen musste, dass das Privatleben zu kurz kommt und dass man mit viel Stress auch umgehen muss bei der Urlaubsplanung. Also ich muss jetzt wirklich mit 23 anderen Assistenten, netten Assistenten, Arzt, Ärztinnen bestimmen, wie wir unsere Urlaubsplanung, ohne dass es zu einer Kollision kommt, gestalten können. Oder wenn ein Kollege ausfällt. Das habe ich jetzt gerade direkt erfahren, dass ein Kollege das Klinikum verlassen hat und wir müssen ja seine Dienste übernehmen und zwischen uns verteilen. Das beeinflusst auch mein Leben Ende des Tages. Ja, natürlich. Und dafür sehe ich ja mein Junior weniger und meine Frau noch weniger. Also jede zweite Wochenende ist eigentlich kein Wochenende. Das heißt, man sollte eigentlich arbeiten. Ich habe bisher keine ZNA-Dienste gemacht, aber wenn das noch dazu kommt, plus noch ein NEF-Dienst oder als Notarzt dabei zu sein, dann hat man seine 24-Stunden-Dienste und dann wird es schwierig.Aber in der Praxis, wenn ein Feiertag da ist, dann brauche ich mir keine Gedanken zu machen, ob ich an diesem Feiertag dieses Jahr arbeite und an einem anderen Feiertag nicht arbeiten muss. Dieses Jahr Weihnachten und Silvester einfach so frei, ohne dass man sich darum kloppen muss, wer wann Dienst macht. Also das kann ich auch nur so bestätigen. Von den Arbeitszeiten ist das wirklich sehr angenehm. Und jedes Wochenende hat die Praxis zu. Das Krankenhaus nicht. Da muss ich dabei sein. Ja, so kann ich es vielleicht ein bisschen negativ beschreiben. Ja, ich glaube, es ist ja schon so, dass man sich darauf einstellen muss und gleichzeitig gibt es ja auch sicherlich Sachen, die einem helfen. Und sag mal, wenn ihr jetzt mit jemandem sprechen würdet, vielleicht eine Person, die überlegt, ich habe Bock auf Allgemeinmedizin, habe in die Weiterbildungsordnung geguckt und ich habe gesehen, zwölf Monate innere, ich komme nicht dran vorbei, wie überstehe ich das denn? Gut, du bist sieben Wochen da, hast bestimmt aber auch schon einiges gelernt. Britta, hast du irgendwelche Überlebenstipps, die du mit Sep und vielleicht auch Leuten teilen kannst, die zuhören und vielleicht auch eine Angst vor der Klinikzeit haben? Ja, also ich finde eigentlich zwölf Monate ist ja gar nicht viel, wenn man mal so drüber nachdenkt. Es war ja auch mal mehr und ist ja auf zwölf Monate gekürzt worden. Also in zwölf Monaten kann man sicherlich Grundlagen lernen, aber auch ich, ich war 20 Monate, glaube ich, insgesamt in der Inneren und trotz allem habe ich das Gefühl, ich hätte auch gut noch länger bleiben können, einfach für das Fachliche. Aber was mir sehr geholfen hat, waren auf jeden Fall meine Kolleginnen und Kollegen. Also mein Team war wirklich toll. Das Assistententeam, da war eine sehr gute Stimmung und man konnte sich gut austauschen über alles Mögliche. Und mit mir zusammen haben auch zwei, drei, vier andere angefangen. Wir hatten auch so eine WhatsApp-Gruppe, wo wir auch fachliche Dinge so ausgetauscht haben miteinander, irgendwie Fälle reingeschrieben haben, die wir interessant fanden oder was wir im Dienst erlebt haben. Also das hat mir sehr geholfen zu wissen, da sind Leute, mit denen ich das teilen kann und die mich auch verstehen. Ich kann empfehlen, abends früh ins Bett zu gehen und versuchen wirklich tagsüber so viel wie möglich, vor allem wenn man noch in Anfangszeiten ist und noch in den Schutz ist, dass die anderen Kollegen viel helfen, viel mitzunehmen und so einen starken Basis zu bauen. Ich bin jetzt gerade noch dabei. Ich will jetzt nicht großreden, wie toll ich das mache. Ich versuche noch zu überleben. Aber genau, also viel Fragen und so eine Struktur zu bauen, das würde wirklich im Nachhinein, wenn man unter Stress arbeitet, viel helfen. Und das ist Ende des Tages eine Routine, die man üben soll. Ja, und Sep, darf ich dich nochmal fragen, weil Britta und ich sind ja damals in den Genuss gekommen, eine allererste Folge zu machen, Folge 0, wo wir echt auch länger über unsere Wege gesprochen haben. Du bist ja so über ein paar Ecken hier im Podcast gelandet. Du warst ja unter anderem Schauspielarzt in unseren Train-the-Trainer-Seminaren, wo wir uns um Weiterbilderinnen und Weiterbilder kümmern. Was machst du noch so außerhalb der Klinik oder was hast du während dem Studium gemacht? Was macht dich als Arzt so aus? Nebenmeinem Arztberuf bin ich ein Ehemann und hoffentlich ein guter Vater. So ganz ehrlich, das Studium an sich hat wirklich viel Zeit von mir weggenommen. Nichtsdestotrotz habe ich versucht, daneben auch ein bisschen zu jobben, wie jeder andere Student auch ein bisschen Geldquelle zu haben. Das habe ich als Hakenhalter beispielsweise, also in der Klinik zu arbeiten, habe ich das gemacht, damit ich auch mit meinem Fach ein bisschen mehr in Kontakt komme. Und genau da habe ich es verstanden, dass ich kein Mensch für die Chirurgie wäre. Ja, wie lange Zeiten zustehen, ist nicht meins. Früher habe ich immer gedacht, dass ich ein Herzchirurg werden will. Und im Nachhinein hat es sich herausgestellt, dass ich absolut kein Chirurg werden möchte. Heißt aber, du wolltest schon immer Arzt werden, auch als Kind schon? Oder wann ist der Traum so entstanden? Ein Arzt zu sein, vom Haus aus. Und ich habe es gesehen, wie es ist. Ich fand es toll und wollte gerne auch Arzt werden. Also deine Eltern sind Ärzte? Mein Vater ist Kardiologe und gleichzeitig auch Hausarzt aufm Land. Mittlerweile ist er nur Kardiologe und meine Mutter ist Psychologin und die haben zusammen eine gemeinsame Praxis. Meine Schwester ist auch Ärztin, aber sie hat sich den Weg genommen und mittlerweile spielt Cello und wollte auch gerne Musiktherapie machen. Ah, schön. Wollte gerne dann nochmal zurück in die Kunst gehen. Also das heißt, bei dir war von Anfang an klar, dass du sozusagen die Familientradition fortsetzt und auch Arzt wirst oder gab es auch andere Optionen? Ich bin gebürtiger Iraner und bei uns gibt es einen Spruch, man sollte den Fuß in den Schritten von dem Vater setzen, damit man erfolgreich wird. Und deswegen, also am Endeffekt habe ich nämlich dafür beschlossen, dass ich Arzt werde. Ich wollte wie jedes andere Kind auch Pilot werden am Anfang. Und als ich gedacht habe, okay, ich werde Arzt, ich werde Herzchirurg. Das ist bei uns sehr angesehen. Und im Laufe der Zeit habe ich verstanden, es gibt auch Interventionisten. Man muss jetzt nicht unbedingt Herzchirurg werden, vor allem wenn man nicht lange stehen möchte oder wenn ich nicht lange stehen möchte an dem Tisch. Aber am Anfang habe ich eigentlich Ökotrophologie studiert oder Ernährungswissenschaften in meinem Heimat. Und als ich wirklich mich motiviert habe, also nach Ausland zu gehen und anfangen zu studieren, dachte ich, welches Studium wäre am besten? Medizin. Und dafür musste ich erst mal hier mein Abitur anerkennen lassen und dann noch die Sprache lernen. Und ich rede gerade vor etwa zehn, zehn und einem halben Jahren. Dann habe ich dann genau damit angefangen. Und mittlerweile bin ich fertiger Arzt. Und ich muss sagen, ich bereue es nicht, aber der Weg war auch schwierig. Ja, super. Also wir hatten ja auch in der letzten Staffel eine Folge mit Nada, deren Muttersprache auch nicht Deutsch war. Und ich muss sagen, das hat mir auch noch mal so die Augen geöffnet, wie wahnsinnig viel schwieriger das nochmal ist, wenn man das alles nochmal im Kopf erstmal übersetzen muss, solange bis man eben die deutsche Sprache irgendwie verinnerlicht hat. Also Respekt, wenn man das schafft. Danke. Das Gute daran ist, ich hatte auch viele Patienten in der Praxis, dass sie Persisch oder Darisch sprechen. Und da könnte ich auch sehr gut behilflich sein. Nichtsdestotrotz, ich könnte auch dann Englisch mit anderen Patienten. Das ist jetzt nicht sehr Hype, aber trotzdem. Also Persisch kann aufs Land weniger Ärzte. Und da könnte ich eigentlich behilflich werden. Cool. Also ich glaube auch, das ist total gut bei uns auch im Krankenhaus. Da wurden auch häufiger mal Übersetzer gesucht. Vielleicht da kurz angeknüpft, bevor wir zu deinem weiteren Weg kommen. Sep, Britta, wie ist denn bei dir gerade? Du bist in der Praxis. Wie gesagt, Klinik hinter dir. Wie geht es dir da? Ja, ich bin noch nicht in der Hausarztpraxis. Ich schiebe ein orthopädisches Jahr ein sozusagen. Ich habe eine Stelle in der orthopädischen Praxis angefangen im Sommer, wo ich jetzt der fünfte Monat arbeite. Und ja, ich muss sagen, am Anfang, ich habe mich schon auch sehr an den Anfang in der Klinikzeit zurückerinnert gefühlt. Es war jetzt vielleicht nicht emotional so anstrengend wie in der Klinik, aber trotz allem war es schon auch so ein gewisser Kaltstart. Also ich komme ja auch gar nicht aus diesem Fach, also da quasi kein Vorwissen, außer das, was man in der Uni irgendwie vielleicht mal irgendwann gelernt hat. Dann bin ich da also zwei Wochen erst mal mitgelaufen und dann habe ich dann meine eigene Sprechstunde begonnen und fühlte mich wirklich am Anfang wie so eine Hochstaplerin, weil die Patienten dachten, ach, jetzt gehe ich zur Orthopädin und dann saß ich da und habe dann versucht, mir das nicht anmerken zu lassen. Ja, es ist auch nach wie vor wechselhaft, würde ich sagen. Es kommt immer darauf an, natürlich mit welchen Problemen die Leute kommen. Und manchmal gibt es Tage, da läuft es gut, da kommen Patienten, die Dinge haben, mit denen ich mich ganz wohl fühle. Und es gibt aber auch Tage, da kommen reihenweise Leute, wo ich wirklich keine Ahnung habe und wo das auch wirklich sehr anstrengend ist, da irgendwie eine Lösung zu finden in diesen paar Minuten, die man da auch hat. Ja, und... Auch was das ambulante Arbeiten betrifft, das ist natürlich auch ganz anders als in der Klinik. In der Klinik hat man die Leute da liegen und kann zur Not gleich in fünf Minuten nochmal reingehen ins Zimmer. Und in der Praxis da oder zumindest hat man so die Vorstellung, dass man dann eine Lösung findet innerhalb dieses Termins. Aber da kann ich auch jetzt immer besser mit umgehen lernen. Und ich habe auch, glaube ich, meine Ansprüche an mich ein bisschen runtergeschraubt, dass ich einfach sage, okay, im Zweifelsfall sage ich denen halt, ich bespreche mich nochmal mit meinem Kollegenkreis oder mit den Chefs und würde mich nochmal bei ihnen zurückmelden. Und da bin ich auch auf gute Resonanz gestoßen bei den Patienten. Also da hat jetzt noch kein einziger sich darüber beschwert, sondern die freuen sich dann eigentlich eher, wenn man dann nochmal auf sie zukommt. Ja, genau. Aber es ist sicherlich auch sinnvoll, noch mal in ein anderes Fach reinzugucken, auch wenn es manchmal schwerfällt. Aber ja, ich denke, für die Zukunft bringt mir das schon einiges. Ja, genau. Diese ganze Breite der Weiterbildung in verschiedene Fächer reinzuschauen und so weiter soll ja auf die Tätigkeit später in der Allgemeinmedizin vorbereiten. Mich würde noch interessieren, Sep, was findest du an dem Fach eigentlich spannend? Das ist ja immer noch, hört man mal im Studium mit so vielleicht ein bisschen Vorurteilen verbunden, zum Glück immer weniger. Wie hast du das erlebt und was zieht dich an dem Fach an? Die Fachärztin, bei der ich mein Praktikum, sowohl mein Praktikum als auch mein PJ und noch meine Famulatur gemacht habe, hat immer gesagt, Allgemeinmedizin ist der große Facharzt. Das heißt, man muss schon von mehreren Fächern Ahnung haben. Ich finde es sehr interessant, dass man vom Kleinen den Leuten, also wenn man auch den U-Untersuchungen noch dazu machen könnte, also als Facharzt für Allgemeinmedizin, Bis in Palliativ oder bis Sterbebegleitend darf man den Menschen wirklich begleiten und dabei sein. Und da lernt man auch den anderen Mitgliedern im Haushalt kennen und kann man auch daneben auch sowohl psychologisch als auch psychosomatisch als auch noch wirklich krankheitsbedingten Leuten betreuen. Das finde ich sehr interessant. Klinik ist auch sehr schön, kann ich auch noch dazu sagen. Aber wie Britta vorhin gesagt hat, man hat einen punktuellen Kontakt mit den Leuten. Es ist zwar sehr intensiv, aber im Nachhinein sind die raus aus der Klinik. Es sei denn, dass sie sich wieder vorstellig machen, weil das Problem oder ein neues Problem wieder aufgetreten ist und die in der Nähe wohnen. Aber dann sind die nicht direkt an derselben Station oder auf derselben Station, wo man sie zum ersten Mal kennengelernt hat. Als Beispiel, ein Patient von mir, den ich vor zwei Wochen mit einer Aspirationspneumonie entlassen habe, kam heute genau nochmal mit der gleichen Diagnose und liegt nochmal genau auf derselben Station. Das heißt, ich kenne ihn, aber der hat auch nicht was Neues. Aber in der Allgemeinmedizin, wie ich das damals kennengelernt habe, ich habe schon den Mann und die Frau und sogar noch das Kind kennengelernt, Und sogar noch das neugeborene Kind. Und die Frau Fitzler hat damals sogar die Untersuchung durchgeführt, weil keiner Pädiater oder Kinderärzte auf dem Land zur Verfügung standen. Deswegen fand ich das sehr interessant, dass alle unter einem Dach miteinander behandelt worden sind. Das ist bei dir ähnlich, Britta, oder? Wie du bisher so erzählt hattest. Ja, auf jeden Fall. Also ich habe auch immer mir das schön vorgestellt, dass man einfach Leute so länger begleiten kann. Ich merke jetzt, wo ich tatsächlich auch in der Orthopädie schon ein paar Mal jetzt Fälle hatte, die auch über einen längeren Zeitraum gingen. Das kann auch ambivalent sein, aber das ist zum Glück auch häufiger, dass ich das als positiv wahrnehme. Also dass man Verläufe auch sieht, das ist natürlich auch medizinisch spannend, dass man einfach guckt, okay, wie geht es dem Menschen denn, wenn man jetzt mal irgendwas. Also eine Therapie über ein paar Wochen macht und dann ihn danach wieder sieht, weil sowas hat man ja im Krankenhaus zum Beispiel nicht. Und das finde ich also wie gesagt auch fachlich spannend, aber auch zwischenmenschlich schon irgendwie meistens schön. Und genau, ich musste auch mehrmals darüber nachdenken, dass wir im Podcast auch schon mal besprochen hatten, dass man sich irgendwann mit seinem Patientenstamm auch so findet. Also dass die Leute zu einem zurückkommen, mit denen es irgendwie gut passt und ich habe jetzt auch schon ab und an das Gefühl, dass es bei mir auch schon so ähnlich manchmal war und das ist irgendwie auch ganz schön zu sehen und ich glaube, dadurch hat man dann auch Spaß an der Arbeit. Ich kann mir auch vorstellen, dass es ganz schön ist, das hat mal eine Hausärztin von mir jetzt früher gesagt irgendwie, dass sie es auch schön findet, nicht nur die akuten Probleme zu haben, sondern im Sinne von dieser Begleitung auch mal Fälle zu haben, die siehst du einmal alle sechs Monate, die gehen total glücklich aus deiner Praxis wieder raus. Du hast dich nett unterhalten und es ist okay, anstatt die ganze Zeit zum Beispiel auch wie in der Klinik in so einem Notfallmodus zu sein und nur quasi die kränksten Leute zu behandeln, nicht die Gelegenheit zu haben, irgendwie einen Einblick in deren Leben zu haben, was ja vielleicht in der Situation auch gut ist, weil man sich sonst nicht so gut abgrenzen kann. Also es hat vermutlich alles so seine Vor- und Nachteile. Ja, das stimmt. Also noch dazu, das kann ich nur ergänzen, indem ich sage, ich freue mich, wenn ich Patienten, was heißt das, wenn die jünger sind und wenn sie wirklich von dem Krankenhaus geheilt nach Hause die Station verlassen. Das habe ich selten in den letzten sieben Wochen gehabt. Und das sind meistens ältere Herrschaften, die im Nachhinein in eine Akutgeriatrie oder in so eine Rehabilitationsstation dann weggeschickt werden und auch nicht mit deren eigenen Füßen, da müssen sie transportiert werden und in der Praxis kommen die Leute rein und die gehen auch mit deren eigenen Füßen raus und das gibt trotzdem ein sehr gutes Gefühl, weil man weiß, die werden auch gesund und vor allem in der inneren Medizin, ich weiß nicht, wie es bei dir war, Britta, im Krankenhaus, dadurch, dass die Leute auch älter sind, also die Klientel. In der Praxis lachen die Leute immer, wenn ich sage, ach, sie sind ja noch jung und die sind irgendwie 60. Ja, also ich finde die Mischung jetzt in der orthopädischen Praxis auch irgendwie spannend und ich stelle es mir auch in der Hausarztpraxis so ähnlich vor, dass man, also der überwiegende Teil eben nicht so akut und gefährlich krank ist, weil mir persönlich das auch nicht so liegt. Ich bin da nicht so ein Freund von Notfällen und so ganz akuten Situationen, aber ab und an sozusagen, soll jetzt nicht so klingen, als fände ich es toll, wenn jemand irgendwie was Schlimmes passiert. Das ist halt aufregend irgendwie, ne? Ja, also das bringt da einfach nochmal auch so eine Art von Abwechslung rein und diese Mischung ist für mich selber, glaube ich, ganz gut. Wenn wir jetzt so ein bisschen zurück geguckt haben auf eure bisherigen Wege, ich fände mal noch ganz spannend zu hören, was steht als nächstes bei euch an? Was wird so im nächsten Jahr bei euch in der Weiterbildung passieren? Britta, vielleicht magst du mal anfangen? Genau, also der Plan ist, dass ich ein Jahr in der orthopädischen Praxis bleibe, beziehungsweise es sind dann letztendlich neun Monate, weil ich in Teilzeit arbeite, aber dann eben bis nächsten Sommer. Und dann hoffe ich, in einer Hausarztpraxis anfangen zu können. Das ist noch nicht ganz klar alles, aber ich denke, das klappt wahrscheinlich. Und da freue ich mich dann auch schon drauf, wenn das Fachliche wieder ein bisschen breiter wird. Und wie geht es bei dir in der Klinik weiter? Wie muss man sich die nächsten paar Monate da so vorstellen? Ich würde erstmal versuchen, überhaupt mein erstes Jahr zu überleben. Dann können wir nochmal sprechen. Aber nichtsdestotrotz, mein Ziel ist, wie vorhin gesagt, Notarztschein zu machen und dann schauen. Du wirst dann aufs Jahr zurückschauen und dich wundern, dass es doch relativ schnell vergangen ist. Also der erste Monat war ziemlich schnell vorbei. Jetzt sind wir in der siebten Woche und am Ende der Woche denke ich, noch eine Woche weniger bis zum Facharzt. Das ist doch eine gute Einstellung. Wir haben ja jetzt ganz viele verschiedene Aspekte der Weiterbildung und auch des Fachs Allgemeinmedizin angesprochen. Habt ihr denn sonst noch irgendwelche Punkte, die ihr gerne loswerden möchtet, die euch wichtig wären zu sagen? Ja, Maria, du hattest ja vorhin mal gefragt, was mir in der Klinikzeit geholfen hat und ich wollte jetzt noch kurz was erzählen, was ich sehr hilfreich jetzt im ambulanten Abschnitt finde. Und zwar habe ich mich jetzt tatsächlich beim Seminar- und Mentoring-Programm angemeldet von euch und hatte da jetzt auch schon einen, also einmal Mentoring und einmal einen Seminartag und das fand ich wirklich toll. Also da man ja auch in der Praxis eben in der Regel nicht so ein großes Assistententeam um sich hat und da wenig Austausch hat mit Leuten, die in der gleichen Situation sind wie man selber, habe ich das schon vermisst und das fand ich da wirklich schön. Also wir haben uns online getroffen und es war eine nette kleine Runde, wo einfach jeder so ein bisschen erzählen konnte. Und wenn einem selber was auf dem Herzen lag, konnte man das anbringen. Und das hat wirklich ganz gut getan. Gerade wenn es mal vielleicht ein bisschen holpriger läuft, dass man da weiß, da kann man mal was nachfragen oder was erzählen. Genau, und bei dem Seminartag habe ich spannende Fortbildungen mitgemacht und das hat auch sehr viel Spaß gemacht. Also auch von meiner Seite kann ich nur empfehlen, sich da anzumelden. Das freut mich, weil und du Sep, noch irgendwas hinzuzufügen? Ich war ja auch an meinem Wochenende dabei gewesen, bei dem Mentoring. Bei unserem Schnupperwochenende, genau, da haben wir auch ein Mentoring gemacht, ja, stimmt. Ich fand das auch sehr gut, vor allem beim Dr. Wunder. Das hat mir auch wirklich in der Klinik geholfen, wie ich schlechte Nachrichten überbringe. Breaking Bad News heißt sein. Ich habe es kurz darauf hingewiesen, dass ich bei ein, zwei Patienten von mir einen Lungenkrebs als Diagnose übermitteln musste. Und da hat es wirklich geholfen, dass ich das, was ich in der Mentoring gelernt habe, umzusetzen. Ich kann es auch gerne noch weiterempfehlen, obwohl ich nur eine Woche auch wenn er nicht dabei war. Du bist ja jederzeit herzlich willkommen. Danke, sobald ich jetzt irgendwie im Alltag des Kliniks reinkomme, dann komme ich gerne nochmal. Schön, das freut uns sehr. Danke. Ja, Sep, wir fragen am Ende immer unsere Gäste nach einer Lebensweisheit und du bist ja jetzt sozusagen die neue Stimme. Das heißt, du darfst jetzt eine vom Stapel lassen. Möchtest du etwas noch mit uns und unseren Hörerinnen und Hörern teilen? Gerne. Ich habe in der Praxis das ohne ganz genau zu wissen ausgeübt und in der Klinik habe ich von einem von meinen Kollegen genau den Satz gelernt, man soll den Menschen dort holen, wo sie stehen. Und das wird sowohl in der Klinik als auch in der Praxis, in der Allgemeinmedizinpraxis oder auch anderen fachärztlichen Praxen sehr guter zunutze kommen, dass man den Menschen wirklich auch dort holt und genauso dort versteht, wo sie stehen. Ja, ich glaube, das ist tatsächlich ein sehr schöner und sehr wichtiger Gedanke, weil so wie ganz viele verschiedene Beratungsanlässe Menschen ja in allgemeinmedizinische Praxen führen, so kommen ja auch echt ganz unterschiedliche Individuen zu euch, die ihr ja so und da abholt, wo sie stehen. Das finde ich einen voll schönen Gedanken. Danke dir und danke euch beiden für diese Einleitungsfolge von Staffel 3. Wir haben wir angekündigt noch ganz viel vor, auch inhaltlich. Heute hoffen wir auf jeden Fall, dass ihr euch genauso sehr freut wie wir, dass Sep mit dabei ist, dass ihr ihn kennen und hören lernen durftet. Einmal eine tiefere Stimme, damit es in Zukunft vielleicht ein bisschen leichter ist, uns alle auseinanderzuhalten. Ja, von mir auch nochmal herzlich willkommen, Sep. Ich freue mich total auf die nächsten Folgen mit dir. Und bis zur nächsten Folge. Zum Ende noch eine kleine Bemerkung. Wie immer bitten wir euch, wenn euch die Folge gefallen hat und wenn ihr den Podcast gerne hört, dass ihr uns bei der Plattform eurer Wahl, Egal, wo das ist, bewertet und vor allem uns teilt und weiterempfiehlt. Das hilft uns wirklich total weiter. Falls ihr Fragen, Anmerkungen zur Folge habt oder auch Themenwünsche, was wir uns zusammen mal anschauen sollen, dann schreibt uns das immer gerne an kwhessen@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de Wir freuen uns immer, von euch zu hören. Music.