Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 36 Episoden

fake it until you make it? Umgang mit Unsicherheit - mit Ruth van de Loo

01.09.2023 37 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge sprechen wir mit einer Kollegin von uns: Ruth van de Loo ist KW-Mitarbeiterin und Ärztin in Weiterbildung. Gemeinsam unterhalten wir uns über ihren Weg in die und Motivation für die Allgemeinmedizin und tauschen uns über den Umgang mit Unsicherheiten aus. Was ihre Haltung dazu ist, anstatt dem häufigen Spruch aus dem Medizinstudium: "fake it until you make it" hört ihr in der Folge.
Ruth berichtet außerdem was Train-the-Trainer-Seminare sind und warum es wertvoll ist, wenn Weiterbilder:innen daran teilnehmen. 


Shownotes:

Shownotes:

Transkript

Wege der Allgemeinmedizin. Dein Podcast rund um die Weiterbildung. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Wege der Allgemeinmedizin. Und schön, dass ihr heute reinhört. Ich bin der Sepp, bin Arzt in Weiterbildung, bin momentan in einer Klinik der Maximalversorgung seit etwa einem Jahr tätig und mit mir zusammen ist die Maria heute da. Hi, ich bin Maria. Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeinmedizin hier in Frankfurt bzw. Am Kompetenzzentrum Weiterbildung in Hessen. Super. Wir sind geehrt, als Gästin heute Ruth Van de Loo, eine fast bald hoffentlich fertige Fachärztin der Allgemeinmedizin, dabei zu haben. Hallo Sep. Hi. Magst du dich dann vorstellen? Ja, ich bin Ruth Van de Loo. Ich bin jetzt im letzten Weiterbildungsjahr an der Allgemeinmedizin, arbeite aktuell in einer Praxis zu 50 Prozent und am Institut für Allgemeinmedizin, insbesondere am KW Hessen und bin da für die Train-the-Trainer-Seminare zuständig, mache aber auch Beratungsgespräch und mit meiner Kollegin Viola mache ich auch die PJ-Seminare. Ja, voll schön, dass du heute dabei bist, Ruth, für unsere ZuhörerInnen. Wir sind ja Kolleginnen, Ruth und ich. Und du, Ruth und Sepp, ihr kennt euch ja auch schon aus einem anderen Kontext noch, aber dazu vielleicht gleich mehr. Ich würde trotzdem mal mit unserer ganz üblichen Frage einsteigen, liebe Ruth. Wie war denn eigentlich dein Weg in die Allgemeinmedizin? Ja, der Weg, der war ein bisschen holprig, aber ich bin angekommen. Ja, ich habe in Frankfurt studiert und nach dem Studium wollte ich dann erstmal in die Chirurgie gehen. Ich mag gerne handwerkliches Arbeiten. Ich fand die Chirurgie schon immer spannend, habe in dem Bereich auch mehrere Famulaturen gemacht und habe dann bei einem Maximalversorger angefangen in der Allgemeinchirurgie. Und ja, dann irgendwann habe ich gemerkt, dass das nichts mehr für mich ist und habe dann mich dazu entschlossen, dort aufzuhören und bin dann erstmal in die innere Medizin gegangen und dann in die allgemeinmedizinische Praxis. Spannend. Und wenn du sagst, du hast gemerkt, dass das nichts mehr für dich ist, kannst du dazu noch kurz was sagen? Also wieso nicht mehr? Ich habe einfach gemerkt, dass mir dieser klinische Alltag ja erstens nicht so gut tut und ich habe mich irgendwann gefragt, ob es das ist, was ich mein restliches Leben machen möchte, im OP stehen, die langen Dienste zu machen und alles, was irgendwie so damit einhergeht. Und mir ist dann irgendwann klar geworden, dass ich mich da eigentlich nicht sehe und dass ich mich nochmal weiter umgucken möchte. Ja, und um das jetzt vielleicht nochmal kurz aufzuklären, was wir am Anfang hier schon geteasert haben, woher kennt ihr beiden euch eigentlich und wie kam es zustande, dass Ruth du ja Sepauch kanntest, bevor ich ihn kannte, glaube ich, ne? So war das irgendwie. Ja, genau. Und zwar durch meine Vorgängerin hier am KW Hessen. Du warst damals schon Schauspielassistenzarzt in unserem Train-the-Trainer-Seminar. Da war ich noch Medizinstudent gewesen, als ich das Angebot von einem Kollegen von dir bekommen habe. Also damalige Kollegen noch, sie ist mittlerweile auch in einer Allgemeinmedizinpraxis eingestiegen oder umgestiegen, besser gesagt. Und ja, da haben wir uns im Verlauf dann kennengelernt. Das heißt, ich kannte meinen eigenen Job da oder meine eigene Arbeit. Als Schauspielarzt musste ich dann anderen Fachärzten irgendwas vorspielen. Der genervte Arzt oder der Arzt, der deprimiert ist und keine Zeit hat für seine Patienten. Und da haben wir uns wirklich kennengelernt. Genau, und dann dürfen die Fachärzte dann in den Train-the-Trainer-Seminar immer üben, dir Feedback zu geben. Ganz genau. Dazu dient das Ganze. Und das hast du immer toll gemacht. Auf jeden Fall. Wir hatten viel Spaß dabei. Ja. Genau, so haben wir uns kennengelernt. Und dafür gibt es ja die Seminare auch, dass sie das dann üben können und dass besser bei uns mal das Feedback dann vielleicht noch nicht ganz perfekt läuft und dann mit den Weiterbildungsassistenten dann vielleicht schon ein bisschen runder. Jetzt habt ihr schon so viele Stichworte genannt. Vielleicht machen wir nochmal so einen Rundumschlag für die, die das Konzept nicht kennen. Du hattest gesagt Seminare, WeiterbilderInnen, Fachärzte, Ruth. Kannst du nochmal kurz zusammenfassen, um was für Seminare es geht, wo da Sep auch unter anderem mitgemacht hat? Also am KW haben wir, das kennen ja vielleicht schon viele, das Seminarprogramm, das Mentoring-Programm, ganz tolle Fallkonferenzen und wir haben aber auch diese Train-the-Trainer-Seminare. Die Train-the-Trainer-Seminare sind für Weiterbildende und es geht so darum, sich mit der Weiterbildung zu beschäftigen. Also wie kann man eine Weiterbildung gut strukturieren, sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Inhaltlich gibt es da zum Beispiel das kompetenzbasierte Curriculum. Das gibt es unter anderem auf der Seite von der DGAM. Und ein anderes Thema ist zum Beispiel Feedback, so dass die Weiterbildenden bei uns Feedback üben können, weil das ja in der Praxis immer wieder Thema ist und sie sollen ja den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung Feedback geben, das ist ganz wichtig. Es ist auch ganz wichtig, dass sie gewisse Situationen beobachten, wie die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung mit Patienten umgehen und da muss dann natürlich auch ein Feedbackgespräch stattfinden. Deswegen ist es einer unserer Punkte und da haben wir ganz tolle Schauspielpatienten und das macht das Ganze ein bisschen lebendiger. Außerdem haben wir als Gäste immer die KV dabei und die Landesärztekammer. Die erzählen dann was über die rechtlichen und organisatorischen Hintergründe der Weiterbildung und über das Weiterbildungszeugnis, wie man am besten ein Weiterbildungszeugnis schreibt und was da alles reingehört. Das TTT-Format, das ist auch nichts, was es jetzt nur spezifisch in Hessen gibt, sondern es gibt es bundesweit und da sind wir auch immer im regen Austausch mit den anderen KWs. Das ist natürlich überall individuell gestaltet, aber von den Eckpfeilern orientieren wir uns da alle an eigentlich den gleichen Inhalten. Ja, klingt auf jeden Fall sehr spannend. Das heißt, wenn ihr zuhört und ÄrztInnen in Weiterbildung seid und das Gefühl habt, eure Weiterbildungsbefugten könnten sich ein bisschen fortbilden, sind sie an den KWs bundesweit herzlich willkommen. Und wer weiß, vielleicht hören uns ja auch ein paar Weiterbildungsbefugte zu, man weiß ja nie. Mhm. Ich fasse nochmal alles zusammen. Das heißt, die Hälfte deiner Arbeitszeiten bist du in der Praxis und die andere Hälfte bist du als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Allgemeinmedizin tätig. Genau. Und du kommst damit ganz gut klar. Ja, ich finde, das ist eine wunderbare Abwechslung. Ich bin zwei Tage am Institut, also sozusagen voll und dann teile ich in drei Tagen die Arbeit in der Praxis ein und dadurch habe ich einmal so ein bisschen dieses ganze Hintergrundgerüst von KW, was irgendwie die KV eigentlich alles macht, was die Landesärztekammer macht, was zum Beispiel die DGAM ist. Auf die Art und Weise bin ich schon ein paar Mal beim DGAM-Kongress gewesen, was auch sehr spannend ist. Man lernt die Allgemeinmedizin einfach nochmal von der anderen Seite kennen. Und auf der anderen Seite würde ich aber auch auf keinen Fall die Arbeit mit den Patienten und Patientinnen missen wollen. Und für mich ist das wirklich eine sehr schöne Kombination. Top. Mir ist aufgefallen in einer von den E-Mails, was wir miteinander getauscht haben, dass du auch promoviert bist. Ja. Ja. Hast du das dann während deinem Job gemacht oder hast du das in deinen Studienzeiten gemacht? Nee, weder noch. Ich hatte so ein bisschen Zwischenstudium und Jobanfang gemacht und das hat sich aber dann natürlich, wie das glaube ich bei den allermeisten so ist, noch dann ein bisschen länger gezogen, als man eigentlich geplant hat und habe den restlichen Teil während dann meines Jobs fertig gemacht und ich glaube letztes Jahr hatte ich dann endlich meine Verteidigung und konnte das dann beiseite legen, das Thema. Ja, vielleicht drehen wir die Uhr nochmal ganz kurz zurück. Mich würde es auf jeden Fall noch kurz interessieren, weil du ja auch im Studium schon unter anderem in der Stupoli aktiv warst, Ruth. Magst du mal so ein bisschen noch erzählen, wie war dein Studium so? Was hast du so gemacht? Wie war dann der Übergang in die Weiterbildung für dich? Ja, also mein Studium war eigentlich sehr schön. Das habe ich hier in Frankfurt absolviert. Da war ich schon immer eigentlich so auch an die Uni angebunden. Ich habe so als Studentenjob im Lernstudio gearbeitet. Das ist hier in Frankfurt eine studentische Einrichtung, die Lernräume anbietet und aber auch Bücher, Materialien, die man sich ausleihen kann, Skelette, Histologiekästen, mit denen man dann Mikroskopieren lernen kann. Also ganz toll. Und das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Und über den Job wurde ich dann auch mal von einem Kollegen angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, eine studentische Poliklinik aufzumachen für Menschen ohne Krankenversicherung. Und das ist das, was du gerade gesagt hast, die Stupoli abgekürzt. Das ist das, was da aus dieser Idee geworden ist. Und das hat dann nach ungefähr einem Jahr Planung, konnten wir das dann tatsächlich auch in die Welt rufen. Das ist ja am Frankfurter Gesundheitsamt angesiedelt und im Prinzip eine, wie ich schon gesagt habe, eine allgemeinmedizinische Sprechstunde für Leute ohne Krankenversicherung, die natürlich auch immer fachärztlich begleitet wird und in denen dann Studenten die Patienten sehen, die Anamnese machen, die körperliche Untersuchung und natürlich aber immer unter Supervision. Und das bietet einfach die ganz tolle Möglichkeit, neben dem Fachlichen, was man lernt, auch ganz viel auf menschlicher Ebene mitzunehmen und was ja eigentlich für viele Menschen wirklich eine harte Lebensrealität ist in Frankfurt. Und das war für mich eine ganz tolle Erfahrung, einfach da auch mitzunehmen, wirklich sehr netten und kompetenten Menschen zusammenzuarbeiten. Bei Lingen gibt es da eine Ärztin beim Gesundheitsamt, die da sehr engagiert ist. Und ich glaube, ich habe da Sachen mitgenommen, die ich im normalen Praxisalltag nie gelernt hätte. Haben diese Erfahrungen dazu beigetragen, dass du als Fachärztin Allgemeinmedizin machen wolltest? Ja, ich kam irgendwann an den Punkt, wo ich mich so gefragt habe, wir werden ja heute auch noch über Unsicherheiten sprechen. Und ich war mir nach dem Studium relativ sicher, dass ich Chirurgie machen möchte und irgendwann kam da diese Unsicherheit auf. Und natürlich habe ich da mit vielen Menschen drüber geredet und ich kam dann an den Punkt, dass ich mir überlegt habe, okay, mit was für Menschen möchte ich eigentlich zusammenarbeiten und was für Menschen gab es bei mir in der Vergangenheit, die mich irgendwie inspiriert haben in meiner Arbeit als Ärztin. Und mir ist aufgefallen, dass ich da an viele Ärztinnen und Ärzte gekommen bin, deren Arbeit mir sehr gefallen hat, die in der Allgemeinmedizin tätig waren. Und klar war für mich ein Argument auf jeden Fall, das mit der Allgemeinmedizin auszuprobieren und das überhaupt in Betracht zu ziehen, dass es eine Richtung sein könnte, die mich interessiert. Auch wenn der Abschied von der Chirurgie mir nicht ganz leicht gefallen ist. Das ist ja doch was ganz anderes. Ja, auf jeden Fall. Also wir lassen wie immer auch alle Infos zur Stupoli in Frankfurt in den Shownotes. Ist ja ein super cooles Projekt, was auch gesellschaftlich total bedeutsam ist. Gerade, wie du sagst, für Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen stecken. Und ich finde es auch voll schön, dass man tatsächlich während dem Studium schon einen Blick auch dafür bekommen kann. Und wie du sagst, schon mal Erfahrungen sammelt. Voll das schöne Projekt. Ja, voll. Und ich glaube, das erdet einen auch wieder ein bisschen. Es gibt einfach viel, was man hier in seiner Bubble irgendwie gar nicht mitbekommt und das ist eigentlich unbezahlbar, dass man da mal runtergeholt wird. Ja, das stimmt. Genau, du hattest ja jetzt schon angedeutet, diese Unsicherheit oder Unentschlossenheit, dieser Übergang von der Chirurgie zur Allgemeinmedizin. Mich würde noch total interessieren, wie so dein Entscheidungsprozess, wie dein Weg dann tatsächlich auch war, auch jetzt durch die Abschnitte der Weiterbildung. Kannst du uns da nochmal so ein bisschen mitnehmen? Also nach der Chirurgie war es mir erstmal noch nicht so ganz klar, wo ich jetzt überhaupt landen werde, aber mir war auf jeden Fall klar, dass ich irgendwas ändern muss, weil ich mit dem, wie es war, war ich nicht zufrieden und ich war auch nicht glücklich damit. Und ja, ich bin dann an den Punkt gekommen, dass ich wusste, okay, ich muss jetzt was ändern. Und dann habe ich erstmal eine Pause gemacht zwischen der Chirurgie und dem, was dann danach kam. Ich habe erstmal eine Reise gemacht, um den Kopf frei zu bekommen. Und habe mir dann überlegt, dass ich die innere Medizin spannend finde und dass ich eigentlich mit ein bisschen Zeit in der Inneren überhaupt gar nichts zu verlieren habe, weil man kann sich ein Jahr Innere, ich glaube sogar auf die Weiterbildung Chirurgie anrechnen lassen. Man kann natürlich Innere auch so als Facharzt machen, aber auch wenn man sich irgendwann dazu entscheidet, in die Allgemeinmedizin zu gehen, kann man sich das auch anrechnen lassen. Und so bin ich in der inneren Medizin gelandet. Da war ich an einem kleineren Haus in der Onkologie. Und in der Onkologie, da sieht man ja viele Patientinnen und Patienten sehr häufig wieder, weil die zum Beispiel zur Chemotherapie regelmäßig kommen. Und es ist ja schon ein ganz anderes Arbeiten als in der Chirurgie. In der Chirurgie ist es oft so, dass man die Patienten einmal sieht und dann nie wieder. Das heißt, man hat auch nicht so einen großen Zeitraum, um eine Beziehung aufzubauen mit den Patienten und das war in der Onkologie ganz anders und es hat mich da irgendwie komischerweise total überrascht, wie schön ich das finde und ich auch erst da gemerkt habe, dass ich das total vermisst habe und ja über den Weg ist mir dann auch klar geworden, dass tatsächlich auch Allgemeinmedizin was für mich sein könnte. Ich habe immer so ein bisschen damit gehadert, weil ja in der Klinik man manchmal so das Gefühl bekommt, die Allgemeinmediziner ja irgendwie die nicht so viel wert sind wie ein anderer Facharzt. Und ich glaube, dass die Allgemeinmedizin manchmal so ein bisschen herablassend angeguckt wird. Und das war ein Grund, warum mir die Entscheidung zur Allgemeinmedizin auch ein bisschen schwerer fiel. Und als ich dann in der Allgemeinmedizin gelandet bin, war das so toll, weil ich endlich in einem Fachgebiet gelandet bin, wo man den Patienten auch wieder als Menschen sieht und der Mensch wirklich im Fokus von dem steht, was man macht. Und das ist für mich ein ganz wichtiger Teil in der Medizin und den hatte ich, glaube ich, für eine längere Zeit gar nicht so auf dem Schirm. Und es ist was, was mir jetzt halt auffällt, dass ich diesen Teil irgendwie wieder für mich zurückgewonnen habe. Und so zum Thema deine Sicherheit oder Unsicherheit, Sep, wo es für dich hingeht. Du bist ja recht entschlossen, immer noch Allgemeinmedizin zu machen, oder? Tatsächlich ja, aber ich merke Tag für Tag, dass ich mehr Wissen bräuchte. Also ich habe tendiert dazu, dass ich schnellstmöglich das Jahr hinter mich bringe und nachher direkt in die Praxis wechsle. Aber mittlerweile denke ich, es kann auch sein, dass ich noch ein bisschen länger dort bleibe. Aber das Leben in einem Krankenhaus ist nicht mein Leben. Ja, die Dienste sind zu lang und ich würde gerne meine Wochenenden frei haben. Ich finde es gerade an der Weiterbildungsordnung Allgemeinmedizin ja auch das Coole, dass ihr ja tatsächlich auch selber die Freiheit habt zu gucken, hey, wenn mir das eine Jahr Klinik doch nicht reicht, weil ich noch mehr sehen will und das Gefühl haben will, ich bin gut aufgestellt, kann man ja auch noch mehr machen. Man kann sich auch verschiedene Fachbereiche angucken und das ist einfach, glaube ich, eine Flexibilität, die hilft, ganz individuell das zu machen, was man selber braucht und gut vorbereitet zu sein, wenn ich das so aus meiner Perspektive sagen darf. Ja, absolut. Und ich glaube, es ist eigentlich fast egal, in welchem Bereich man arbeitet. Von jedem Bereich nimmt man irgendwie was mit, was man auch gut in der Allgemeinmedizin verwenden kann. Und das ist gerade, wenn man irgendwie unsicher ist, was man werden möchte oder welchen Facharzt man machen möchte, ist das eine super Gelegenheit, auch verschiedene Sachen auszuprobieren. Und selbst wenn man dann in einem anderen Fach als der Allgemeinmedizin landet, man bekommt ja einfach Arbeitserfahrung und Erfahrung darin, was ist ein wirklich kranker Patient, was kann auch mal bis morgen warten oder bis nächste Woche warten und das lernt man in vielen Bereichen. Und wenn du jetzt fast am Ende deiner Weiterbildung nochmal so zurückschaust, gibt es irgendwas an Abschnitten, Inhalten, die du besonders empfehlen würdest zu machen? Also ich denke, dass ich von dem Jahr Chirurgie auf jeden Fall profitiert habe. Ich würde es auch alles genauso wieder machen, wie ich es gemacht habe, auch wenn es für mich jetzt nicht unbedingt ein einfacher Weg war, aber welcher ist es schon. Und ich glaube, dass man aus ganz vielen Fächern was mitnehmen kann. Es kommt, glaube ich, auch darauf an, auf was man sich später in der eigenen Praxis spezialisieren möchte. Es gibt ja viele Praxen, die dann orientiert sind in eine Richtung oder so einen ganz bestimmten Schwerpunkt haben und wenn man Lust hat auf einen gewissen Schwerpunkt, macht es sicherlich Sinn, auch dort in dem Fach dann eine Zeit lang zu verbringen. Jetzt haben wir viel über die Zeit in der Klinik gesprochen. Wie ist es jetzt bei dir in der Praxis? Ich war total überrascht davon, wie abwechslungsreich die Arbeit ist. Ich habe früher mal gedacht, dass man vor allen Dingen Erkältungen sieht und das sehr viel und das ist sicherlich auch mal im Winter der Fall. Aber insgesamt bin ich total überwältigt davon, was für eine Bandbreite an Fällen in der Praxis kommen. Und klar, man ist ja in der Regel der erste Ansprechpartner und das merkt man wirklich von Kopf bis Fuß kommt alles. Bist du in einer Großstadt oder ist es eher so eine Kleinstadt? Ich bin in Frankfurt in der Hausarztpraxis. So habt ihr wahrscheinlich einen sehr großen Klientel von Patienten. Ja, es geht. Also es ist keine große Praxis. Die gibt es aber schon seit ein paar Generationen. Das heißt, viele der Patientinnen und Patienten, die kommen da schon hin, seit sie klein sind. Und das merkt man auch an der Stimmung. Es hat eine sehr persönliche Stimmung. Und hattest du die Praxis zwischendurch nochmal gewechselt oder hast du die gesamte ambulante Zeit der Weiterbildung dort verbracht? Da bin ich jetzt die ganze Zeit in der gleichen Praxis, was auch für mich ganz gut ist, da ich ja noch diesen Spagat habe mit dem Institut für Allgemeinmedizin. Und man baut ja auch eine Beziehung auf zu den Patientinnen und Patienten und das fände ich jetzt irgendwie auch schade, das nochmal zu unterbrechen. Und apropos, darf man dich denn schon fragen, ob du eine Idee hast, wo es hingeht nach der Facharztprüfung oder steht das noch in den Sternen? Das steht noch ein bisschen in den Sternen. Also ich werde mich wahrscheinlich erst mal anstellen lassen in der Praxis oder eine Stelle suchen, wo ich als angestellte Ärztin arbeiten kann, um einfach noch mehr Erfahrung zu sammeln. Ich kann mir auch vorstellen, mich auch nochmal in dem Bereich der Telemedizin, mich mit dem Bereich näher zu beschäftigen, weil es sicherlich ein Feld ist. Was mehr an Bedeutung gewinnen wird. Und ich glaube, jetzt so Übergänge sich immer sehr gut dazu eignen, mal Sachen auszuprobieren, die man vielleicht sonst nicht machen würde. Ja, cool. Daher ist der Übergang auch immer die Chance für was Neues. Ja, auf jeden Fall. Wir hatten ja schon an ein paar Stellen gesagt, dass wir uns auch so ein bisschen das Thema Unsicherheit vorgenommen haben. Einfach, weil das auch häufig Thema Mentoring ist, auch in den Seminaren zur Sprache kommt. Und ich glaube, dass gerade eure Konstellation, du, Sep, noch frisch in der Klinik und Ruth, du fast am Ende deiner Weiterbildung, entspannt dir einfach mal drüber zu quatschen. Und wir hatten ja jetzt Unsicherheit schon tangiert in dem Sinne von Unsicherheit, wo meine Weiterbildung hingeht, was ich später werden möchte, wenn ich mal groß bin sozusagen, welchen Facharzt ich mache. Aber es gibt ja auch diese Unsicherheit auf der Ebene des Praxisalltags in der allgemeinen Medizin, PatientInnen mit uneindeutigen Symptomen. Wenn wir über diese Art von Unsicherheit sprechen, kann ich euch da mal total offen fragen, wie ist das für euch? Fühlt ihr euch auch manchmal unsicher in eurem Arbeitsalltag? Also ich nie, Sep, du? Doch, ich bin sicher geboren. Ein Scherz. Immer dann, wenn sich die Nackenmuskulatur verspannt, dann weiß man, dass man vielleicht doch ein bisschen unsicher ist. Ich kannte noch so einen Spruch aus dem Studium, fake it till you make it. Und in manchen Situationen kann einem das vielleicht auch weiterhelfen. Aber ich bin, glaube ich, eher ein Fan davon, Unsicherheiten auch offen anzusprechen und habe das Gefühl, dass es eigentlich auch ganz gut angenommen wird, wenn man das macht. Kann man natürlich nicht immer machen, aber wenn man wirklich das Gefühl hat, dass man jetzt gerade mal auf dem Schlauch steht, dann merkt das Gegenüber das ja auch und ich glaube nicht, dass es zielführend ist, dann so zu tun, als wäre es nicht so. Ich glaube, Unsicherheit ist was, was zu unserem Beruf irgendwie auch definitiv dazugehört. Das hat, glaube ich, jeder in seiner Laufbahn schon mal erlebt und auch nicht nur einmal, sondern häufiger. Ja, gewissermaßen schützt das ja auch. Insofern ist Unsicherheit vielleicht manchmal auch einfach ein Signal, dass man nochmal genauer hingucken muss, oder? Ja, absolut. Und ich denke gerade auch in der Weiterbildung, das heißt ja nicht umsonst Weiterbildung, sollte man ja auch fragen, wenn man Unsicherheiten hat und die lieber klären anstatt einfach so zu tun, als könnte man es und wüsste man es und dann auch Gefahr läuft, irgendwie Fehler zu machen. Klar, und es ist ja auch, wie ihr schon angedeutet habt, ein Prozess von Wachstum, würde ich sagen. Also natürlich ist man am Anfang viel unsicherer, dann baut man vielleicht Wissen, Erfahrungswissen auf. Was hat euch denn sonst noch geholfen oder was hilft euch, wenn ihr unsicher seid? Amboss.de. Also ich glaube so in der Praxis, da sitzt man ja dann wirklich face to face sozusagen mit den Patienten und da ist es manchmal dann schon nicht so einfach oder man muss sich irgendwie eine Taktik überlegen, wie man damit umgeht. Weil irgendwie so im Krankenhaus habe ich das Gefühl, da kann man mal schneller noch irgendwie rausfuschen oder sich nochmal nachfragen. Das hatte ich sogar heute noch. Ich habe es ganz ehrlich kommuniziert mit meinem Patient, weil ich versucht habe, seinen Herzfrequenz zu bremsen und dann kam ich irgendwo an meinem Limit und wusste nicht mehr wie. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich es kurz nochmal nachfragen soll mit meinem Oberarzt bzw. Oberärztin, kontrollieren sollte und dann erholen wir einen Plan und dann weiß er mehr. Aber inwiefern man das noch in den nächsten Jahren machen kann, weiß ich nicht. Also wie du vorhin gesagt hast, ich bin auch ein Typ, der versucht, das ganz ehrlich zu machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Patienten das eigentlich auch immer ganz gut aufnehmen, weil sie dann auch das Gefühl haben, dass wenn dann zum Beispiel der Weiterbilder nochmal dazu kommt, dass sie von vier Augen gesehen wurden und nicht nur von zweien. Ja, und ich glaube, das Thema hatten wir auch schon mal in der Folge, wenn ich mich richtig erinnere. Es hat ja auch einfach einen großen Anteil in der partizipativen Entscheidungsfindung, den Patienten in dem Sinne auch mit einzubeziehen und auch sagen zu können, ich bin mir nicht ganz sicher, lassen Sie mich nachfragen und dann entscheiden wir zusammen weiter, wie du es gesagt hast. Das hat ja auch was total Wertvolles. Ja, absolut. Ich denke, da muss jeder natürlich so seine eigenen Strategien herausfinden und irgendwie Strategien finden, die zu einem selber auch passen, weil es, glaube ich, wichtig ist, egal was man macht, dass man authentisch rüberkommt oder authentisch bleibt. Und vielleicht noch zum Stichwort Routine im Praxisalltag oder auch dieses hausärztliche Bauchgefühl, was wir auch schon ein paar Mal in diesem Podcast hier angesprochen haben. Wie ist das für dich, Ruth, jetzt, wie gesagt, gegen Ende deiner Weiterbildung im Kontrast zum Anfang? Wie hat es sich entwickelt? Ich glaube, man kann das Ende und den Anfang von meiner Weiterbildung in der Hinsicht gar nicht so gut vergleichen, weil ich jetzt meine Patienten meistens kenne. Es sind ja welche, die ich schon jetzt teilweise über fast zwei Jahre betreue und mir natürlich ganz andere Sachen auffallen als jemanden, der die Patienten das allererste Mal sehen. Das heißt, dieses Bauchgefühl in der Allgemeinmedizin ist auch nochmal, glaube ich, ein anderes als in der klinischen Situation, weil man die Beschwerden anders einsortiert. Also individuell quasi. Ja Jeder Mensch hat ja zum Beispiel einen anderen Leidensdruck und es gibt Patientinnen, gerade ältere Frauen tatsächlich, wenn die mit Schmerzen kommen, dann weiß ich, ok jetzt ist was los, jetzt muss man wirklich mal nachgucken, weil die normalerweise sehr indolent sind. Und es gibt andere, bei denen weiß ich, dass sich gerade andere Sachen im Hintergrund abspielen , die gerade nicht so einfach sind und dann sortiert man gewisse Sachen anders ein. Und das ist, glaube ich, die Schwierigkeit in der Klinik, weil da Personen vor einem sind, die man überhaupt nicht kennt. Und hat auch manchmal Vorteile sicherlich, weil man dann ein unbeschriebenes Blatt ist. Aber man verliert, glaube ich, auch was. Ja, gerade diese langfristige Perspektive auf eine Person dann auch. Unser Institutsmotto ist ja, den Menschen als Ganzes sehen und die Menschen auch einfach in ihrem sozialen Kontext zu sehen, worüber man ja in der Praxis vielleicht auch viel mehr weiß und so weiter. Finde ich ganz spannend. Absolut. Man kennt den Hintergrund, man kennt den familiären Hintergrund, gegebenenfalls die Arbeitssituation, was sonst noch so alles im Leben aktuell eine Rolle spielt. Das ist ein ganz anderes Arbeiten. Dass du definitiv nicht mehr gegen die Klinik eintauschen würdest, oder? Auf keinen Fall. Ich finde das sowas Schönes und bin froh, dass ich da meins gefunden habe. Und es war nicht das, was ich am Anfang gedacht habe, aber zum Glück bin ich über die Umwege hier gelandet. Ja, so können die Wege halt manchmal doch woanders hinführen, als man denkt, ne? Genau. Ein Punkt, den wir jetzt auch schon angesprochen haben, so ein bisschen, wo ich gerne noch mal kurz drauf schauen würde mit euch zusammen, ist, inwiefern die Weiterbildung ja auch exakt dafür als Ort gedacht ist, Unsicherheiten auszuhalten, loszuwerden, Wissen aufzubauen, Kompetenzen aufzubauen. Und was dabei natürlich eine große Rolle spielt, ist, wer mich in der Weiterbildung begleitet, von wem ich lernen kann. Und du hattest ja auch schon zum TTT ein bisschen was erzählt, aber ich würde da voll gerne nochmal so ein bisschen nachhaken. Erstens vielleicht mit der Frage, wie erlebst du das eigentlich als Ärztin in Weiterbildung, Weiterbildungsbefugte zu qualifizieren, wenn man das so sagen kann? Das ist eine gute Frage, aber ich finde die TTT-Seminare meistens richtig nett und es ist total spannend, weil da natürlich eine riesige Gruppe mit ganz, ganz, ganz vielen Erfahrungen sitzt. Und das ist ganz spannend, gewisse Sachen dann miteinander durchzugehen. Manchmal kann man auch neue Ansichtspunkte mit reinbringen, die eigentlich von den meisten dann auch gut aufgenommen werden. Aber es ist natürlich auch andersrum, lernen wir auch jedes Mal irgendwie was mit dazu. Also wirklich in den allermeisten Fällen eine ganz tolle Stimmung und auf einer guten gemeinsamen Augenhöhe. Und kannst du irgendwie so eine Quintessenz rausziehen aus Sicht einer Ärztin in Weiterbildung? Was ist wichtig zu tun oder nicht zu tun als Weiterbildungsbefugte? Das ist eine große Frage. Wir haben nur große Fragen in diesem Podcast. Ich glaube, dass es sich wahrscheinlich einfach lohnt, sich auch mal mit dem Assistenzarzt oder der Assistenzärztin mal hinzusetzen und mal zu fragen, wo stehst du gerade? Am Anfang die Erwartungen zu klären an die Weiterbildung. Gibt es Bereiche, wo du noch was lernen möchtest? Gibt es welche, die du sagst, die habe ich schon irgendwie gut abgehakt? Und ja, um sowas zu machen und um eine gute Weiterbildung zu planen, da gibt es ja Instrumente für. Und die TTT-Seminare sind genau dafür da, um den Weiterbildern diese Instrumente an die Hand zu geben. Und wie sie die dann benutzen und welche Instrumente zu ihnen passen, das müssen sie natürlich selber entscheiden. Aber ich glaube, dass es viele Sachen einfacher machen kann. Was für Instrumente sind das? Wie zum Beispiel das kompetenzbasierte Curriculum. Das ist ja so ein Katalog, in dem steht, was man bis zu seiner Facharztprüfung alles für zum Beispiel Leitsymptome kennen sollte. Häufige Beratungsanlässe sind da ein Thema. Ganz verschiedene Sachen, auch eine gewisse Diagnostik und es ist einfach ein ganzer Katalog und an dem kann man sich so ein bisschen entlanghangeln, um vielleicht auch am Anfang zu gucken, wo ist das Niveau schon relativ hoch, wo besteht vielleicht dann noch Bedarf, da noch was nachzuholen. Und an dem, was dann da noch übrig bleibt, kann man sich auch die Weiterbildung gestalten. Dass man sagt, jetzt in dem Zeitraum gucken wir uns vor allen Dingen den Beratungsanlass Bauchschmerz an oder Schwindel oder ich weiß nicht was. Dass man einfach nicht planlos in die Weiterbildung geht, sondern wirklich guckt, dass da ein System dahinter steckt. Und ich glaube, dass das sehr hilfreich sein kann. Das ist so ein bisschen, geht in manchen Sachen von dem Aufbau auch in die Richtung, wie das E-Log Buch gestaltet ist, aber es ist halt noch wesentlich ausführlicher und zum Beispiel halt wie gesagt nach Leitsymptomen orientiert, nach häufigen Beratungsanlässen. Also es ist glaube ich für einen selber dann auch ein ganz gutes Hilfsmittel, um nochmal zu gucken, um sich selbst auch nochmal abzuchecken, was kann noch besser werden. Das ist jetzt so die strukturelle Seite. Also ich höre schon mal raus, ins Gespräch gehen, WeiterbilderInnen und IWI zusammen gucken, wofür man da ist, was man so machen möchte. Und wie ist es denn so mit der persönlichen Seite? Was macht für dich oder auch für euch beide gute WeiterbilderInnen aus? Ich glaube, dass man sich gesehen fühlt und das Gefühl hat, dass man irgendwie mit Sorgen auch zu der Person hingehen kann, dass man auch bei Unsicherheiten, weil wir es ja über Unsicherheiten hatten, dass man nachfragen kann. Ich weiß nicht, Sep, was steht da für dich? Hast du schon mal gute Weiterbildung erfahren? Die Feedbacks sind mir sehr wichtig, dass ich genügend auch von denen bekomme und nicht, dass ich irgendwas mache und dass es doch nicht stimmt und dass trotzdem gar nichts gesagt wird, weil der Alltag zu voll ist oder dass man Feedbackgespräche miteinander hat. Aber das ist, glaube ich, im Rahmen der Ausbildung schon vorgesehen, dass man nach jeder bestimmten Zeit. Festgelegt ist zumindest in Hessen, dass man einmal im Jahr ein Weiterbildungsgespräch haben sollte, aber die Empfehlungen, die gehen je nach Institutionen, die das empfehlen, auch zu wesentlich höheren Frequenzen. Spannend, dass ihr das ansprecht. Das hören wir auch im Mentoring total oft, dass es manchmal aber in der Weiterbildung passieren kann, dass gerade wenn man ein super gutes Verhältnis hat und auch eine gute EIW ist, die einfach viel kann, viel schon drauf hat, dass die WeiterbilderInnen sich so ein bisschen auf einen verlassen und dann wird es zu so einem Selbstläufer und dieser Aspekt der Weiterbildung fällt so ein bisschen raus. Wo wir dann auch immer wieder sagen, hey, also Feedback ist so wichtig, dass man das durchaus auch einfordern darf und manchmal vielleicht muss, was ja aber überhaupt nicht leicht ist. Deswegen vielleicht das nochmal als Frage. Habt ihr da einen Tipp, wenn ich merke, hey, ich bräuchte mal Feedback, aber wie spreche ich das eigentlich an? Naja, ich glaube, so einfach das Gespräch suchen und sagen, hey, in dem Bereich fühle ich mich unsicher. Könntest du einfach dich mal dazusetzen und mir ein Feedback geben von dem? Wie ich das jetzt gemacht habe. Aber es ist natürlich manchmal schwieriger, das als Arzt in Weiterbildung einzufordern, als wenn es vom Weiterbilder kommt. Aber ich glaube, da muss auch was von einem selber kommen. Ich kann auch nicht erwarten, dass die Weiterbilder das alles wissen. Das glaube ich schon ganz wichtig ist, dass auch von Anfang an zu kommunizieren, dass man was lernen möchte. Auch wenn das vielleicht nicht immer einfach ist, zu kommunizieren, lohnt sich das, glaube ich. Weil das ist ja auch der Grund, warum wir auch gefördert werden und warum wir in den Praxen sind und unsere Weiterbildung machen. Und so wir haben diese Zeit, um auf ein gewisses Level zu kommen und sind ja natürlich schon auch ein bisschen in der Selbstverantwortung, dieses Level dann auch zu erreichen. Und manchmal muss man das auch leider einfordern. Ja, total. Und gerade wenn man sich vorstellt, so viel von der Qualifikation der Facharztweiterbildung findet ja währenddessen statt. Die Facharztprüfung am Ende sind ja 30 Minuten, wie uns Armin ja auch schon mal in der Folge hier erzählt hat. Was ihr als Lernfortschritt macht, passiert ja in der Praxis. Und umso wichtiger, wie du sagst, ist es ja, sich dazwischendurch auch Feedback einzuholen und zu gucken, wo man steht. Ja, kann ich voll nachvollziehen. Ja, und halt auch gucken, weil man halt seinen Weiterbildungskatalog auch nicht voll bekommt, wenn man nur Hausbesuche macht. Also man muss halt schon eine gewisse Bandbreite an Patienten und Beratungsanlässen auch gesehen haben und gibt es ja leider immer noch Praxen. Wo nicht besonders viel Weiterbildung stattfindet. Und unsere Hoffnung mit dem Train-the-Trainer-Seminar ist natürlich, die Weiterbilderinnen und Weiterbilder da zu stärken darin, eine ganz wunderbare Weiterbildung zu machen. Und im Endeffekt soll ihnen selber das ja auch eine Arbeitserleichterung und auch Spaß und Freude bringen. Und dann auf die Art und Weise natürlich auch den Assistenzärztinnen. Ja, wie du sagst, am Ende des Tages muss es halt von beiden Seiten kommen und ein Stück weit ein Dialog sein. Und wir versuchen auch immer dazu zu ermuntern, dann tatsächlich auch, wie du gesagt hast, anzusprechen, hey, ich bin hier, um was zu lernen. Wir haben natürlich während der Pandemie super viel gehört, wo es auch herausfordernd war, weil man als EIW dann einfach viel Infekte zum Beispiel gesehen hat und die zwei Jahre Praxiszeit dann doch irgendwie schneller rum waren als gedacht. Insofern nur Mut einzufordern, was ihr braucht und was euch fehlt, würde ich sagen. Absolut. Ja, und wo wir schon bei sehr konkreten Tipps und so sind, Und vielleicht ein ganz guter Punkt, um zu unserer Abschlussfrage überzugehen. Ruth, du kennst die, glaube ich, auch schon. Natürlich. Welche Lebensweisheit hast du mit unseren Zuhörerinnen und Zuhörern zu teilen, so als Abschluss unserer heutigen Folge? Das ist ja eine sehr große Frage. Aber ich glaube, was mir manchmal geholfen hat, ist der Satz, wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Und mir hat das oft so in Zeiten von Unsicherheiten geholfen, Einfach ein bisschen Gelassenheit reinzubringen und sich zu sagen, das wird schon. Und irgendwo wird jetzt was anderes, ganz tolles, Neues kommen. Und das kam ja auch. Ja, voll schön. Vielen Dank dir dafür. Und vielen Dank euch für diese spannende und wieder total bunte Folge. Ich finde, wir haben schon wieder so viele Aspekte drin, die wir natürlich hoffen, dass für euch, die zuhören, auch spannend sind. Danke dir, dass du dabei warst. Gerne. Ich bedanke mich auch noch an allen Beteiligten hier. Hoffentlich hören wir uns bald wieder. Genau, wir beide. Wir müssen ja auch gleich noch die TTT-Absprache machen. Das steht nämlich in zwei Wochen wieder an. Ganz genau. Wir sehen uns auf jeden Fall da. Ja, ich freue mich. Und für alle anderen, wir hören uns dann bei der nächsten Folge. Vielleicht kurz, weil diese Folge im September erscheinen wird. Das ist für alle, die im Bereich der Allgemeinmedizin wissenschaftlich unterwegs sind, ja der D-Gamm-Monat schlechthin. Da könnt ihr dieses Jahr ziemlich viele von den Leuten auch treffen, die wir bei uns im Podcast hatten. Wenn ihr also vielleicht auch dabei seid. Wir sind auf jeden Fall da und würden uns total freuen, Leute zu treffen, die unseren Podcast gehört haben. Und wo wir schon beim kleinen Ausblick sind. Die nächste Folge wird wieder eine Doppelfolge sein. Nochmal mit Armin Wunder zum Abschluss der Staffel. Wo es unter anderem um das Thema Überbringen schlechter Nachrichten im hausärztlichen Kontext gehen wird. Und um das Thema Let's Talk About Sex. Und mit diesem Teaser hören wir uns dann in der nächsten Folge. Bis dann. Music.