Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 36 Episoden

Hausarztpraxis 2.0 - online und digital - mit Robin John

01.05.2023 39 min

Zusammenfassung & Show Notes

Videosprechstunden, digitale Fragebögen und iPads in der Hausarztpraxis - das klingt wie Science-
Fiction? Nicht für Robin!
Robin John, Hausarzt in einem MVZ in Schönebeck (Sachsen-Anhalt), berichtet in der neuen Folge von Wege der Allgemeinmedizin aus seinem Praxisalltag und wie die Digitalisierung diesen prägt.
Hört rein, wenn ihr mehr wissen wollt, wie man das Team in diese Prozesse gut mitnimmt und was das alles für die Arzt-Patient-Beziehung bedeutet.

Shownotes

Shownotes

Transkript

Wege der Allgemeinmedizin. Dein Podcast rund um die Weiterbildung. Music. Hallo ich bin Maria, Mitarbeiterin hier am Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen und ich freue mich, dass ihr bei einer neuen Folge ,,Wege der Allgemeinmedizin" mit dabei seid. Heute ist mit mir in unserem digitalem Studio Britta, voll schön mal wieder mit dir aufzunehmen. Hallo Maria, finde ich auch. Ich bin Britta, für alle, die mich noch nicht kennen, ich bin Ärztin in Weiterbildung und ja, derzeit in der orthopädischen Praxis tätig. Und heute soll es um ein Thema gehen, mit dem sicher viele von euch schon ein paar Berührungspunkte haben. Spätestens seit Videosprechstunden, EAU, E-Rezept und so weiter und so fort Teil unseres Alltags geworden sind. Nämlich die Digitalisierung in der Hausarztpraxis. Und das ist ja jetzt schon wieder so ein Wort, ähnlich wie Kommunikation, das ja sehr viele Unterpunkte zusammenfasst. und deswegen ja vielleicht auch so ein bisschen unkonkret, hoch aufgehängt, vielleicht auch polarisierend sein kann. Wir wollen aber heute direkt ans Eingemachte aus dem Alltag, aus der Praxis gehen und haben dafür einen Gast eingeladen, der sich mitten in der Praxis und auch mit der Forschung, mit der Digitalisierung befasst, nämlich Robin John. Robin, voll schön, dass du hier heute dabei bist. Willkommen im Podcast. Magst du dich vielleicht kurz vorstellen für alle, die dich noch nicht kennen? Ja, hallo. Mein Name wurde jetzt ja schon genannt. Und ich bin vor allem Hausarzt in Schönebeck in Sachsen-Anhalt in der Nähe von Magdeburg und bin da tätig in einer großen Hausarztpraxis. Da ist natürlich auch viel Digitalisierung. Und außerdem bin ich noch an der Universität in Magdeburg tätig und mache da verschiedene Lehrprojekte. Und ich freue mich, dass ich hier sein kann. Ja, herzlich willkommen Robin, auch von meiner Seite. Und wir werden gleich noch genauer da rein einsteigen, was du alles so machst. Und wir starten ja immer mit der Frage an unsere Gäste, wie der Weg in die Allgemeinmedizin war. Und das würden wir jetzt auch zuerst gerne von dir wissen. Tja, mein Weg in die Allgemeinmedizin war so ein bisschen holprig. Also ich hatte einen schlechten Schulabschluss, also unter zwei. Und dann hatte ich mich mehr oder weniger mit wenig Motivation zum Medizinstudium angemeldet oder anbeworben. Ich hatte auch keine bessere Idee. Mein Vater ist Hausarzt und was der macht, das war eigentlich ganz gut. Kann man ja auch mal probieren. Und da hatte ich über die uninternen Auswahlverfahren zu diesem Zeitpunkt großes Glück. Dass ich da reingekommen bin und beim Zivildienst habe ich immer Forschung aktuell gehört. Da habe ich in einer Jugendherberge stand und habe gewischt. Und dann habe ich immer mit dem Radio Forschung aktuell gehört. Und da ging es auch natürlich immer um medizinische Themen. Und bei dem Vorstellungsgespräch in der Uni Berlin, da waren dann irgendwelche Professoren und denen habe ich dann das aus Forschung aktuell erzählt. Und das fanden die ganz toll. Sehr gut. Und ja, dann war ich dann an der Uni Berlin eingeschrieben und hatte aber zu dem Zeitpunkt eine Freundin, die auch Medizin studiert hat und die hat aber nur einen Studienplatz in Magdeburg bekommen. Und dann ging das nur so rum, dass man sozusagen aus Berlin nach Magdeburg tauscht und ja, das habe ich dann gemacht. Später habe ich mitbekommen, dass Berlin wohl die beliebtere Uni ist. Und bin dann auch in Magdeburg geblieben. Mir wurde es dann auch eine liebe Uni. Und dann habe ich während des Studiums mit der Promotion angefangen im Institut für Biologie. Da war also überhaupt nicht klar, dass ich Allgemeinmediziner werde. Ich hatte da auch keinen Druck von meinen Eltern. Und dann bin ich erst mal, wie alle nach der Approbation, so die ich kannte, die sind alle in der Innere. Erstmal in der Klinik verschwinden. Ich bin dann auch in die Klinik, in der Innere. Ja, naja, dann wurde ich ja sozusagen auch immer mehr Arzt und hatte immer mehr auch Gesprächsstoff mit meinem Vater so über Fälle und über Themen und der hat dann die allgemeinmedizinische Überzeugung auch gut präsentiert und, sozusagen das lebenslange Behandeln am Menschen und so und die Arzt-Patienten-Bindung und alles sowas und das waren auch interessante Themen, die man in der Klinik ja gar nicht so mitkriegt. Also das war ja damals schon so, das Modell schnell rein, schnell wieder raus und dann das gleiche nochmal mit der Drehtür, gerade mit den hochaltrigen Patienten. Und ich war in so einem mittelgroßen Haus in Magdeburg, Pfeiffer Stiftung heißt das, und hatte da auch wirklich gute Lernumgebung. Empfehle das auch immer weiter an Ärzte in Weiterbildung, die mich fragen. Wobei das natürlich auch in solchen Häusern immer unterschiedlich ist. Also es kann sein, dass da gerade eine gute Personalsituation ist und eine gute Lernumgebung. Und wenn aber eine ganz schlechte Personalsituation ist und das fluktuiert eben über die Jahre, dann ist die Weiterbildung eben auch nicht so toll. Ja, ist oft ein bisschen Glückssache auch. Ja. Und dann war ich da in der Gastroenterologie und in der Kardiologie und dann war ich auch ein ganzen Teil in der Notaufnahme. Da wurde dann schon immer klarer, das war gegen Ende der zwei Jahre, dass ich den Allgemeinmedizin wahrscheinlich doch mache. Und dann sagten die, naja, dann geh doch in die Notaufnahme, das ist doch so auch ambulant. So wie die Kliniker eben immer so die Notaufnahme als ambulante Medizin wahrnehmen. Und dann war da aber nicht immer was los und dann konnte ich auch in die Funktionsdiagnostik und dann war ich da oft beim Ultraschall, weil ich auch das dann können wollte. Das war gut. Und dann war ich noch kurz da, das ist in dem gleichen Haus in der Geriatrie für ein halbes Jahr und habe sozusagen dann auch die Multimorbiden da gesehen und was dann da maximal mit der Therapie möglich ist, das hat mich dann auch weiter begleitet, die Geriatrie über sozusagen die Allgemeinmedizin. Dann war ich in der Chirurgie im städtischen Krankenhaus in Schönebeck in meiner Heimatstadt. Das ist auch da, wo ich jetzt arbeite. Das war ganz gut, dass man das Krankenhaus, was am Ort ist, auch mal von innen gesehen hat. Da war dann auch schon klar, dass ich Allgemeinmedizin mache, hatte ich mich dann auch so beworben. Und da war ich dann auch vor allem für die Notaufnahme eingeteilt. Und dann bin ich aber raus aus dem Krankenhaus. Bin ich in die Pädiatrie ambulant. Die war auch direkt nebenüber. Das war die pädiatrische Ambulanz. Noch zu DDR-Zeiten waren auch noch die gleichen Ärzte und fast die gleiche Möblierung. Aber dafür war das ein super Team und das lief auch sehr strukturiert ab. Also das war sehr, sehr angenehm. Ja, und dann war ich in einer dermatologischen Praxis in Magdeburg, weil ich dachte, na, da muss man auch mal irgendwie nochmal gucken, bevor es denn weitergeht. Und dann bin ich letztlich in die allgemeinmedizinische Praxis von meinem Vater. Der hatte aber damals schon sozusagen eine Gemeinschaftspraxis, sodass ich dann nicht nur bei meinem Vater war, sondern auch bei seinem Kompagnon und da dann quasi die Weiterbildung zu Ende gemacht habe. Eigentlich ist ja der größte Schritt, finde ich, das kam ja auch im Podcast so raus, so dieser Übergang zwischen Klinik und ambulanter Medizin, dass man sich nicht vorstellen kann, dass man den Patienten nicht in den nächsten fünf Minuten gleich wieder nochmal irgendwie, ah, ich habe noch was vergessen, sie bräuchten jetzt noch dieses und jenes Blut und der ist dann aber weg und der bleibt doch erstmal weg und es ist dann relativ hoher Aufwand, den wiederzuholen.Und am Anfang hat man dann natürlich da so seine Sorgen, ob man den jetzt gehen lassen kann, aber mit zunehmender Zeit und zunehmenden Jahren wird man da immer lockerer. Der eigenen Selbsteinschätzung quasi. Da hast du aber wirklich ganz schön viele Fächer abgedeckt, bevor du in die Hausarztpraxis gegangen bist. Das war dann innere,Chirurgie, Derma, Pädiatrie. Da warst du wahrscheinlich ganz schön gut vorbereitet dann, oder? Auf verschiedenste Altersgruppen und fachliche Herausforderungen. Das war mir dann auch wichtig, dass ich vorher die ganzen anderen Fachgebiete sehe. Genau, weil man eben sich dann besser vorbereitet fühlt. Und es kommt ja einfach alles in die Hausarztpraxis und das ist immer gut, wenn man da ein bisschen. Fachgebietsnomade war. Das empfehle ich auch den Ärzten in Weiterbildung, für wen klar ist, dass er Allgemeinmediziner oder Allgemeinmedizinerin werden möchte. Also die sollten eigentlich nicht in die Allgemeinmedizin, zumindest nicht primär. Ja. Schön und sag mal, wo stehst du heute? Wenn ich es richtig im Kopf habe, bist du in der Praxis mit mehreren Standorten Zum Beispiel magst du mal so ein bisschen erzählen, wie deine heutige Tätigkeit aussieht? Wir sind dieses Jahr MVZ geworden. Also wir waren bis letztes Jahr eine Gemeinschaftspraxis mit sieben angestellten Ärzten. Und jetzt sind wir MVZ und neben mir sind dann auch neun weitere Fachärzte. Und die Struktur hat sich aber nicht geändert, es war da als Gesellschaft bürgerlichen Rechts geführt. Ja. Und da haben wir vier Standorte, die alle miteinander vernetzt sind. Das sind drei größere Standorte in Schönebeck und ein ganz kleiner Standort in einem Dorf in der Nähe. Und ich bin hauptsächlich an dem einen Standort, dem größten Standort in Schönebeck tätig, bin aber heute zum Beispiel auch notfallmäßig eingesetzt gewesen in einem kleineren Standort, da arbeiten nur zwei Ärztinnen zusammen. Da ist eine krank geworden und da durfte ich dann einspringen, weil der andere Standort war eigentlich ganz gut besetzt. Das sind dann eben auch so Effekte, die bei so einer größeren Praxis ganz, ganz günstig sind. Und Dienstag bin ich immer in dieser Dorfpraxis und so bin ich also ja nicht immer an der gleichen Stelle und habe dann ein breites Feld abzudecken. Das klingt interessant, so viele Standorte und so ein großes Einzugsgebiet. Und wie muss man sich das vorstellen? Also wie arbeitest du da? Na heute zum Beispiel habe ich Videosprechstunde gemacht im Montagsblock. Das ist immer ab um 9.30 Uhr meine Sprechstundenzeit geblockt. Da kommt sozusagen keiner ins Sprechzimmer, aber ich habe trotzdem gut zu tun, weil alle fünf Minuten kommt dann eine Videosprechstunde an, die wird auch getimt und ist auch buchbar, also es ist keine offene Videosprechstunde. Und das hat sich so eingebürgert im Sommer des letzten Jahres, wo auch so ein bisschen die PCR-Testerei immer weniger wurde, aber die Leute trotzdem einen Krankenschein brauchten und da kam dann jeden Montag immer eine Telefonflut und dann war das ja auch irgendwann kompliziert mit den Krankschreibungen per Telefon bzw. der Vergütung. Videosprechstunde ist ja immer die gleiche Vergütung und dann haben wir das umgestellt auf Videosprechstunde und haben da jetzt eigentlich eine gute Variante, um auch auf alle anderen Standorte da entlastend zu wirken. Und diese Videosprechstunde für so normale Infekte, die ist erstens hygienischer als eine normale Sprechstunde, zweitens viel, viel schneller, weil die ja nicht in die Praxis rein müssen, am Tresen sich anmelden, sich hinsetzen und dann muss man sie aufrufen, dann kommen sie ins Sprechzimmer, dann sagt man erst mal Hallo, sondern die dauert wirklich, also zwischen fünf und sieben Minuten pro Kontakt Und dann ist alles fertig. Und die ist deshalb nicht schlechter. Also die sind nicht schlechter behandelt. Die Leute, die fühlen sich auch nicht schlechter behandelt. Wobei, wenn ich das so behaupte, müsste ich jetzt eigentlich einen wissenschaftlichen Grund hinter. Aber das wäre dann sozusagen Stufe zwei. Da muss ich mir mal aufschreiben, den Gedanken. Kannst du vielleicht mal kurz für jemanden, der noch nie eine Videosprechstunde gemacht hat, weil mir zum Beispiel, mir sagt das Wort was, aber ich habe noch nie sowas erlebt. Einfach mal kurz erzählen, wie das bei euch funktioniert. Also unsere Patienten sind gewohnt gewesen, dass wir das PCR-Abstrichzentrum betrieben haben. Und wenn man einen PCR-Abstrich haben wollte, ist man üblicherweise auf unsere Internetseite gegangen, hat einen Fragebogen ausgefüllt und je nachdem, wie dieser Fragebogen ausging, hat man dann einen Buchungscode bekommen. Dann können die Patienten sich diesen Termin buchen und wenn es denn soweit ist, dann gehen die in ihre Bestätigungs-E-Mail, drücken auf den Link, geben ihren Namen ein. Im Browser und dann sind die Patienten eingewählt. Das heißt, ich sehe in meinem Ende, das ist auch eine Webbrowserlösung, wenn ich angemeldet bin, Patient XY wartet jetzt und dann sehe ich auch, wie viel warten und wie lange die Wartezeit ist und so weiter. Und wenn ich dann sozusagen den nächsten dran nehmen kann, dann drücke ich da auf den Knopf und dann geht die Verbindung los und in der Regel klappt das eigentlich ganz gut. Gut, also dann hat man eben nicht nur eine Audio-Verbindung, sondern auch eine Video-Verbindung. Manchmal klappt das auch technisch nicht. Das ist allerdings nur in eins von 20 Fällen vielleicht. Und dann hat man nur Audio. Nur Video ist eher schwierig. Gab es denn schon mal den Fall, wo du irgendwie dachtest, mir fehlt jetzt die Untersuchung? Also man kann sich ja mit dem Menschen dann unterhalten, man kann ihn sehen, aber man kann ihn ja nicht anfassen oder abhören, was auch immer. Gab es sowas schon mal? Sowas gibt es auf jeden Fall. Also Videosprechstunde ist ja auch nur erlaubt, wenn sozusagen die ärztliche Fernbehandlung nach ärztlicher Einschätzung möglich ist. Und wenn das nicht möglich ist, dann sage ich immer in der Videosprechstunde, das können wir hier in der Videosprechstunde nicht lösen. Wir müssen uns treffen und dann kriegt der gleiche Termin der Patient und dann ist gut. Und das ist aber nicht so häufig. Das ist vielleicht auch in einem von 20 Fällen oder so. Also das geht eigentlich, weil viel ist ja Anamnese. Also der Standardfall ist, ich habe einen Infekt seit drei Tagen. Es ging am Freitag los. Ich hatte keinen Fieber. Es fühlt sich an wie ein normaler Infekt. Und meine Kinder waren auch letzte Woche krank. Und was soll es dann sein? als ein Virusinfekt, der auch ohne besondere medikamentöse Therapie geht. Auch in der Videosprechstunde ist natürlich die Verabschiedung immer, so wie in der normalen hausärztlichen Praxis auch, wenn es nicht besser wird, wiederkommen. Und der Weg des Wiederkommens kann dann Videosprechstunde sein oder auch live, je nachdem, wie es denen geht. Okay, also das machst du dann montags immer? Naja, also das ist der Blockmontag. Ansonsten läuft Videosprechstunde über die ganze Woche, aber integriert in die normale Sprechstunde. Das heißt also Videosprechstundetermin ist dann so vielleicht zwei pro Stunde, sodass man das noch gehandelt kriegt. Die werden dann gebucht oder nicht gebucht. Wenn die nicht gebucht sind, dann ist die normale Sprechstunde ein bisschen entspannter und wenn die gebucht werden, dann sind sie eben gebucht. Ja, krass. Also ich finde allein so aus Patientensicht klingt das für mich doch so ein bisschen ehrlich gesagt nach Science Fiction, obwohl das für euch ja echt Realität ist. Und deswegen würde mich auch total interessieren, wenn ich jetzt angenommen, ich bin Ärztin und denke mir jetzt, boah, das hört sich cool an, was die da machen. Ich hätte das auch gerne. Was sind so die technischen Voraussetzungen? Wie lange habt ihr gebraucht, das zu implementieren? Was muss man auf jeden Fall beachten, wenn man sowas gerne machen möchte? Also die technischen Voraussetzungen sind ziemlich klein, denn das sind alles, also alle möglichen Anbieter gibt es ja viele. Die KBV hat ja auch eine Liste von zertifizierten Videosprechstundenanbietern. Die müssen zertifiziert sein, damit man dann das auch zur Abrechnung bringen kann. Und weil die natürlich besonders sicher sind und dann keiner die privaten Gespräche da mithören kann, die so geheim sind. Und da brauchen wir eine Kamera, eine Webcam, die bei manchen ja vielleicht schon im Laptop mit drin ist und ein Mikrofon, das unter Umständen auch im Laptop drin ist. Und dann braucht man einen Vertrag mit dem Videosprechstundenanbieter oder man nimmt erstmal die einen Monat kostenlose Zeit. Da kann man sich auch also relativ einfach anmelden und. Dann hat man zumindest erstmal die technischen Voraussetzungen, eine Videosprechstunde machen zu können. Auf der anderen Seite, bei den Patienten ist es so, das läuft in 99 Prozent der Fälle über das Smartphone. Das Smartphone bildet das ja gut ab mit der Kamera und dem Ton. Also gerade bei den Jüngeren, auch viele unter 25, ich glaube, das ist für die total normal. Die telefonieren nur noch mit Video. Ja, stimmt. Und wie ist das mit den älteren Altersgruppen? Also hast du da irgendwie auch… Ja, die können das auch. Also die haben dann oft nicht das Handy, sondern da ist dann alles schön zurechtgestellt und dann ist der Computer offensichtlich dann auch fähig, sowas hinzukriegen. Und es geht wirklich über alle Altersklassen. Also 70-Jährige sind auch nicht selten in der Videosprechstunde. Oh cool, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wobei, und deshalb hatte ich vorhin so ausgeholt sozusagen, wie kommt man zum PCR-Termin, es gibt also keinen PCR-Termin mehr, man kommt nur noch mit dem gleichen Link und die gleiche Logik auf unsere Website zur Videosprechstunde. Und in dem Moment, wo wir das umgestellt haben, dass die Logik die, ich habe Symptome und brauche jetzt sozusagen einen Abstrich oder ärztliche Hilfe und das war dann nicht mehr Fieberambulanz, Sondern das war dann Videosprechstunde und da ging die Videosprechstunde so richtig ab. Also das hat wirklich deutlich zugenommen in den letzten drei Jahren. Ja, und du hattest ja genau schon eingeführt, dass ihr ja auch vorher zum Beispiel mit Buchungscodes gearbeitet habt, bevor jetzt diese Videosprechstunde zustande kam. Ich glaube, das ist ja auch was, was gar nicht so gängig ist, zum Beispiel Termine online zu buchen. Alleine wenn ich daran denke, gibt es noch irgendeinen anderen Aspekt, wo ihr als MVZ vernetzt seid digital, was jetzt nicht genau die Videosprechstunde ist? Also wir haben ziemlich viele so Digitalisierungsprozesse bei uns. Ein ganz wesentlicher ist, dass alle Praxen über einen Server laufen. Sodass wir uns auch gegenseitig abstimmen können. Also wenn zum Beispiel in der Praxis im Dorf irgendein Problem ist und da ist nur zweimal die Woche ärztliche Sprechstunde, die Praxis ist aber immer offen als Anlaufstelle und da gibt es ein Problem, dann kann ich dann nicht nur die Videosprechstunde nutzen, das ist natürlich da auch vorinstalliert. Aber ich kann auch direkt sozusagen in die Akte gucken, kann da direkt auch Dokumente drucken oder man ruft einen Kollegen an, an einem anderen Standort, weil der Experte ist für irgendwas und sagt, guck mal in die Akte, das ist die und die Nummer. Und dann haben alle sozusagen das Gleiche vor Augen, ohne dass das irgendwie besonders vorkommt, weil das quasi der totale Standard ist. Und was noch ziemlich digital ist, sind so digitale Fragebögen. Also Fragebögen sind ja im Prinzip sowieso eine gute Sache in der Patientenkontaktvorbereitung, lassen sich aber eben nicht immer so standardisieren. Außerdem, wohin damit? Wenn man vollständig digitale Akte hat, dann müssen die ja erst ausgedruckt, dann ausgefüllt und dann eingescannt werden. Was natürlich relativ viele Prozesse sind. Wenn man das gleich digital macht, dann kann man da schon deutlich schneller sein. Und mit diesen digitalen Fragebögen kann man auch solche Wenn-Dann-Optionen machen. Also haben Sie Fieber? Wenn ja, dann kriegt der halt ein paar Fieberfragen. Und wenn nein, dann wird der Fragebogen kürzer. Und sowas nutzen wir auch in der Praxis. Da haben wir so Pads, die die Patienten dann bekommen und die die dann sozusagen ausfüllen können, bevor überhaupt der Kontakt stattfindet. Und das macht natürlich die Sprechstunde auch effektiver. Also der Arzt kommt viel vorbereiteter rein. Ich begrüße die Leute dann immer mit so einem kleinen Inhalt aus dem Fragebogen. Macht natürlich einen guten Eindruck, wenn, oh, der hat doch tatsächlich da was gelesen, was ich ausgefüllt habe. Ja. Und dann ist man viel schneller im Gespräch. Und das ist eigentlich gar nicht schlecht. Das hört sich echt richtig gut an. Ich kenne das auch noch, dass man immer irgendwelche Faxe bekommt, die dann eingescannt werden, die dann ganz oft nicht da sind. Das ist schon etwas uneffektiv manchmal. Wie hat das so das Praxisteam aufgenommen bei euch, diese Digitalisierungsprozesse? Ja, mal so, mal so. Also neue Prozesse sind ja manchmal, wir hatten gerade letzte Woche eine externe Beobachterin bei uns in der Praxis, in den Standorten, die sich so angeguckt hat, wie unsere Teamprozesse ablaufen und wie die Absprachen im Team laufen und wie die Sprechstunde abläuft. Und das haben wir dann nach einem Vormittag Beobachtung auch gemeinsam im Team ausgewertet. Und ich war an allen Standorten dabei. Und an einem Standort hat siesozusagen zum Thema gemacht, wie ist das so mit Neuerungen und was ist die Komfortzone und was ist eine Lernzone und was ist eine Panikzone. Und oft ist es so, dass bei Neuerungen unmittelbar sozusagen aus der Komfortzone in die Panikzone gewechselt wird. Und das natürlich dann die positiven Effekte der Neuerung so ein bisschen negiert, weil es sozusagen, es war doch schon immer so, warum müssen wir das denn jetzt anders machen, das hat doch immer gut funktioniert. Also was man da so für Argumente finden kann, sachliche und emotionale Argumente und wie man da auch rangehen kann, einmal für das Team und einmal aber auch für sich selbst im Selbstanspruch. Und das haben wir besprochen. Und so am Beispiel jetzt zum Beispiel von den Fragebögen und den Pads, früher war es halt auf den Knopf drucken, Papier raus und so weiter und als ich dann mit den Pads kam, da war es natürlich naja und das dauerte alles viel länger und das ist doch kompliziert und nein, lassen sie uns das doch lieber. Ich bin da auch ziemlich offen, wenn es um Änderungen geht, wenn man die Leute nicht mitnimmt und auf die Sorgen hört, dann bringt das auch alles nichts und dann haben wir es doch mal versucht und Und das ist jetzt anderthalb Jahre her und jetzt wollen sie es eigentlich nicht mehr weghaben. Sich bewährt offensichtlich. Sie haben ja erkannt, dass das Scannen wegfällt. Oh ja. Und die Ärzte haben auch erkannt, dass es dann besser lesbar ist. Und dass der Fragegrund der Digitale, den braucht man auch nicht allumfänglich angucken. Sondern wenn zum Beispiel da irgendwelche Red Flags sind, also beim Rückenschmerz, meinetwegen irgendwelche neurologischen Ausfälle, dann schiebt er das gleich nach oben. Das heißt, man braucht eigentlich nur den Kopf des Fragebogens angucken und das Normale, das kann alles wegbleiben. Obwohl der meinetwegen vier A4-seiten ist. Das heißt, ihr habt solche Fragebögen für häufige Beratungsanlässe oder wie muss man sich das vorstellen? Genau, also es gibt häufige Beratungsanlässe, wie zum Beispiel Rückenschmerz oder Gesundheitsuntersuchung oder neuer Patient oder geriatrischer Patient und die werden dann sozusagen anlassbezogen gezückt. Wir haben jetzt kurz über das Team ja schon gesprochen und dazu gehören ja natürlich auch immer Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, die bei euch in der Praxis unterwegs sind. Du bist ja selbst auch Weiterbilder, wenn ich das Richtige im Kopf habe, ne? Genau. Wie ist das für die? Wie sind die auch in diese Videosprechstunden und in diese Digitalisierungsfragen eingebunden? Der Arzt in Weiterbildung, der jetzt gerade ist, der sozusagen oft Videosprechstunde macht, wenn ich nicht kann. Also der ist gut eingebunden. Man muss dazu sagen im Übrigen, dass ich auch der Einzige bin unter den ganzen neuen Fachärzten, die ja regelmäßig Videosprechstunde anbietet. Also man kann nicht bei jedem einzelnen Videosprechstunde buchen, dafür sind es nicht genug Leute. Aber jetzt ein Beispiel von dem einen Arzt der Weiterbildung, der ist in die Videosprechstunde eingebunden und ist auch zum Beispiel, hatten wir letztens gemeinsam an einem Fragebogen gearbeitet, die kann man nämlich selber stricken und da ergibt sich dann natürlich auch gleich immer ein Teil für die Weiterbildung. Ja, es schärft ja auch irgendwie den Blick auf den Anamnese-Prozess, wie du gerade eben meintest, wenn man einfach für häufige Beratungsanlässe quasi automatisierte Sachen hat. Finde ich ganz, ganz spannend. Und wie ist das, würdest du sagen, wenn jetzt zum Beispiel eine Ärztin in Weiterbildung sagt, hey, ich sehe da Potenzial in der Praxis, wo ich bin, vielleicht Sachen zu optimieren, Sachen zu digitalisieren, habe aber das Gefühl, die vorhin schon erwähnten Lernwiderstände wirken so ein bisschen. Wo kann man denn anfangen, wenn man sich dafür interessiert, aber jetzt vielleicht nicht den Wirkungsraum hat, gleich irgendwie ganze Prozesse zu ändern? dann? Also ich sag mal zum Beispiel bei der Videosprechstunde, da ist ja der Kostenaufwand relativ niedrig. Also weil das Equipment ist meistens da oder kostet wenig und die Testzeiträume sind in der Regel auch verlängerbar von einem Monat auf zwei oder sogar drei und die Kosten sind auch zwischen 30 und 60 Euro im Monat monatlich kündbar, sodass man das auch an der Stelle probieren kann, wo man nicht so einen Wirkungsraum hat, wenn man da Lust drauf hat. Was zum Beispiel eine gute Möglichkeit ist, ist, dass man, wenn man bei jemandem eine Gesundheitsuntersuchung macht und man macht die Untersuchung und nimmt aber am gleichen Tag Blut ab, oder auch irgendwelche anderen Blutabnahmen, dass man sagt, und die Blutwerte besprechen wir dann in der Videosprechstunde an dem und dem Termin. Und dann bleibt das alles in einer Hand, nämlich in der Hand der Ärztin in Weiterbildung. Wenn man da Lust drauf hat, dann braucht man sozusagen in die Praxisprozesse gar nicht eingreifen. Das gleiche gilt für die digitalen Fragebogen. Da kann man im Prinzip auch seinen eigenen Account machen, das ist auch ein Webdienst. Und wenn man sozusagen die Anmeldung nicht mitnimmt, dann kann man auch erstmal sagen, zum Beispiel wenn man jetzt der Meinung ist, hier wäre ein Fragebogen geriatrischer Patient zum Beispiel angebracht, dann kann der Patient den auch auf seinem eigenen Telefon zum Beispiel ausfüllen. Den kriegt er dann rübergeschickt und dann kann er noch mal kurz warten. Man macht zwischendurch einen anderen Fall und dann ist der Fragebogen drin. Und so braucht man da nicht immer gleich die ganze Praxis mitnehmen und kann dann möglicherweise aber auch den Rest der Praxis überzeugen, dass das vielleicht doch eine ganz gute Idee ist. Einfach dabei am Lernen durch Vorbild quasi. Ja, hört sich auf jeden Fall ermutigend an, dass das vielleicht gar nicht so ein großes Hexenwerk ist, wie man sich das vielleicht denkt, wenn man noch nicht drin ist in dem System. Die Videosprechstunde, die würde man ja dann abrechnen über den Weiterbilder oder man tut es eben nicht. Ja, also wenn es der dritte Kontakt ist, dann hätte man es sozusagen so auch nicht abgerechnet, wenn es ohne Videosprechstunde wäre. Insofern ist es jetzt auch nicht so die großen Beträge, die einem da flöten gehen. Robin, du hast ja jetzt ganz viele Sachen schon angesprochen, die ihr an Digitalisierungsmaßnahmen in der Praxis nutzt. Gerade die Allgemeinmedizin lebt ja doch sehr vom auch persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt und manche haben da schon, glaube ich, Befürchtungen, dass das mit vermehrter Digitalisierung schwieriger wird oder dass es sich vielleicht zum Negativen verändern könnte. Wie siehst du das denn oder wie hast du das bisher beobachtet? Ich hatte ja schon ein bisschen beschrieben, was es für einen Standardfall gibt bei dieser Montags-Vormittags-Videosprechstunden-Aktion, die ich da jetzt die letzten Montage immer gemacht habe. Und das sind wirklich Kurzkontakte, wo es oft um eine kurzfristige Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wegen einer kurzfristigen Gesundheitsstörung geht. Da kenne ich manche, weil ich sie schon mal so in einer normalen Sprechstunde gesehen habe. Und die freuen sich dann auch, das ist ja schön, dass sie eine Videosprechstunde anbieten. Dann brauche ich nicht so vor Ort in die Praxis kommen. Das ist mir auch irgendwie ein bisschen peinlich. Und da möchte ich sagen, da haben wir auch nicht so die Notwendigkeit für eine engere Patientenbindung. Sondern das ist quasi einfach ein Werkzeug, um viele von diesen kleineren Übeln zu behandeln oder zu verwalten. Also mir ist aber auch schon passiert, dass in der Videosprechstunde Patienten waren, die sonst nicht in die normale Sprechstunde gekommen wären, weil das waren dann so Patienten mit psychischen Erkrankungen. Die dann auch Angst hatten, in die Praxis zu kommen, auch Angst vor dem Wartezimmer und irgendwie Angst vor dem persönlichen Kontakt. Das ist ja dann auch nochmal ein bisschen weiter weg mit der Videosprechstunde, man ist noch in den eigenen vier Räumlichkeiten. Und da war es dann schon immer so, dass wir dann auch länger gesprochen haben, also dann durchaus eine Viertel oder eine halbe Stunde und dass dann auch ein sehr intensives Gespräch da möglich war. Aber da war dann der Teil mit dem Video auch ganz wichtig, dass man so ein bisschen auch die Gestik mit einbeziehen konnte. Und bei diesen Patienten war es dann aber schon so, dass die dann auch in die Praxis gekommen sind. Also das war dann auch meine Initiative, dass ich gesagt habe, naja, und jetzt haben wir darüber gesprochen, aber wir müssen uns mal erstens persönlich sehen. So habe ich es nicht gleich gesagt, dass es jetzt also aufs Persönliche ging, sondern dann mussten wir irgendwie Blut abnehmen oder irgendeinen anderen technischen Grund, dass das jetzt nur in der Praxis geht, sodass sie das auch gut einsehen konnten. Und so würde ich sagen, also ist die Videosprechstunde für mich keine Umgebung, die ich jetzt zur regelmäßigen Patientenbehandlung nutzen möchte. Aber sie ist eben ein weiteres Werkzeug in dem bunten Blumenstrauß der Allgemeinmedizin. Und deshalb ist es mir eigentlich auch wichtig, wenn jeder Praxisinhaber und jede Praxisinhaberin so ein bisschen in ihr Portfolio Videosprechstunde mit einbaut, dann ist das einfach ein vernünftiges Werkzeug, was man in der allgemeinmedizinischen Praxis praktikabel handhaben kann. Und daher, denke ich, ist die Frage zur Arzt-Patienten-Beziehung da ausreichend beantwortet. Ja, finde ich auch einen ganz spannenden Punkt, den du da angesprochen hast mit den Leuten mit den psychischen Erkrankungen. Da wäre ich jetzt auch gar nicht so drauf gekommen, muss ich sagen. Aber das erweitert natürlich vielleicht auch so die Reichweite dann auch nochmal so ein bisschen. Und ein bisschen und es ist auch ein bisschen was anderes zum Beispiel, was es auch gibt an Situationen ist, Patienten die dann öfter mal in die Videosprechstunde kommen, weil der Krankenschein sollte nur für drei Tage sein, dann dauert es aber doch eine Woche und dann ist zwei Wochen später nochmal was dann kennt man so langsam die Wohnung Ja, Und da hat das Bild, hast du doch schon mal gesehen oder der eine, der sitzt immer in Arbeitshose in seiner Küche obwohl er ja nicht arbeiten geht. Aber der hat immer die Arbeitshose an. Und ich denke halt auch gerade für PatientInnen, die vielleicht einfach nicht mobil sind, aus welchem Grund auch immer und wenn das halt durch eine sinnvolle Ergänzung durch Videosprechstunden zustande kommt. Genau. Also das ist auch im Übrigen ein ganz häufiger Kommentar in den Fragebögen, die in so einer Videosprechstunde vorgeschaltet sind. Und da steht dann immer, das ist Freitext, ich fühle mich nicht in der Lage, in die Praxis zu kommen. Und dann machen sie eben eine Videosprechstunde. Ja, super spannend. Vielen Dank dir schon mal für den Einblick. Genau, du bist ja neben deiner Tätigkeit als unter anderem Digitalisierungsbeauftragter, wie es ein bisschen klingt in der Praxis und als Hausarzt natürlich auch noch an der Uni tätig, wenn ich das richtig verstanden habe, auch im Kompetenzzentrum Weiterbildung bei euch. Kompass heißt es bei euch in Sachsen-Anhalt, ne? Ja, genau. Das stimmt. Magst du da mal noch ein bisschen erzählen, was du außerhalb dessen, was du bisher berichtet hast, noch so machst? Ja, an der Universität in Magdeburg, da ist ein Arbeitsbereich, der heißt HAWIRA, Hausärztliche Aus- und Weiterbildung in der regionalen Allgemeinmedizin. Und da bin ich organisatorischer Leiter und mein Partnerleiter ist der Professor Lichte. Und der Arbeitsbereich wurde ins Leben gerufen, als die Klasse Hausärzte gerade so am Entstehen war an der Uni. Und das kann ich ja vielleicht kurz erklären, was die Klasse Hausärzte bei uns bedeutet. Die Klasse Hausärzte ist ein longitudinaler Studiengang. Das heißt, ab dem ersten Semester haben Studierende die Möglichkeit, einen Mentor in der Hausarztpraxis zu bekommen und dann über das ganze Studium hinweg diese Mentorenpraxis zu besuchen. Und zusätzlich werden Seminarprogramme, die dann in Harmonie sozusagen mit den anderen Lehrveranstaltungen stehen, angeboten. Ich finde das immer faszinierend, weil, wenn ich darüber nachdenke, ist die Allgemeinmedizin an der Uni das einzige Fach, was ambulante Medizin irgendwie für Studierende sichtbar macht. Ich denke immer, das ist alles nur Krankenhaus und das Krankenhaus versorgt auch viel, und hat eine wichtige Aufgabe. Und die ambulante Medizin ist so groß und wird aber quasi nur ganz wenig repräsentiert und das mit der Allgemeinmedizin. Und da kann dann jeder mitmachen bei dieser Klasse Hausärzte? Bei der Klasse Hausärzte kann jeder mitmachen, genau. Cool, das hört sich echt gut an. Und dadurch, dass sich sozusagen eine persönliche Bindung zwischen den Studierenden und den Mentoren bildet, hat man ja auch immer einen anderen Ausgangspunkt. Das ist was anderes als ein Blockpraktikum. Da gehst du hin, zwei Wochen und ist jetzt gut oder nicht so, auf jeden Fall ist es vorbei nach zwei Wochen. Aber wenn ich weiß, zum Beispiel, wenn meine Studentin dann kommt, dann weiß ich ja, was wir das letzte Mal besprochen haben, wie der Ausbildungsstand ist, ob wir schon mal zusammen eine Untersuchung gemacht haben oder nicht. Und dann kann man darüber auch immer wieder anknüpfen und das bringt natürlich dann nochmal eine ganze Menge Dynamik in die Lehre. Und das sind schon die großen Themen. Das große Thema ist die Praxis. Da bin ich hauptsächlich am Wirken. Und der Arbeitsbereich, da bin ich auch am Wirken. Ich würde jetzt nicht sagen, nur als Nebentätigkeit, aber das sind so die beiden großen Bereiche. Wie viele Stunden hat dein Tag so? Ja, nur 48. Ich habe da einen Deal gemacht. Gut. Du hast ja auch drei Kinder. Wie kriegst du alles unter einen Hut? Ja, also bei all dem, was ich jetzt ausgeführt habe, was ich so mache, muss man natürlich sagen, ich mache das ja alles nicht alleine. Also das ist ja immer ein Team, was dahinter steht. In der Praxis ist es das Orga-Team und die Standortleitungen, die da wesentlich sozusagen mitwirken an den ganzen Prozesseinführungen und Umstrukturierungen und die den Laden am Laufen halten. Und an der Uni, da ist es auch ein Team von den Koordinatoren und den Mitarbeitern, die das mittragen und mitmachen. Und in der Familie ist es auch ein Team. Ja, so wie mir die Teams sozusagen in der Praxis und an der Uni den Rücken frei halten, so hält mir natürlich meine Frau den Rücken frei. Und anders würde das auch nicht gehen. Okay, ich sehe meine Kinder aber regelmäßig und lese ihnen immer abends was vor, sodass ich wenigstens das hinkriege, dass sie noch ungefähr wissen wie aussehen. Und am Wochenende habe ich auch manchmal frei. Dieses Wochenende haben wir einen Hühnerstall gebaut. Das war ganz cool. Ja, super lustig, dass du die Hühner ansprichst. Das hatten wir nämlich gerade in der letzten Folge mit zwei Mentorinnen von uns aus Kassel genau das Thema auch. In der Landfolge hatten wir das natürlich auch. Ich glaube, da gab es sogar ein Schwein. Also Tierhaltung scheint auch ein beliebtes Hobby zu sein. Ja, sehr schön. Na gut, Robin, dann schon mal vielen Dank für diese vielen Einblicke aus deiner vielfältigen Tätigkeit. Du hast ja schon mal reingehört in unseren Podcast und weißt dementsprechend, glaube ich, auch, was so unsere Abschlussfrage ist. Wir fragen immer nach einer Lebensweisheit am Ende, die unser Gast den Hörerinnen und Hörern noch so mit auf den Weg geben will oder irgendwas, was dir noch wichtig ist. Ja, da habe ich wirklich drüber nachgedacht, weil ich ja wusste, dass die Frage kommt. Und das Erste, was mir eingefallen ist, war meine Oma, meine Oma Schürmann. Die hat mir mal zum Geburtstag ein Poster, also selbst gemalt, so mit Filzstift, die hatte ja keinen Drucker. Und da stand in bunten Buchstaben drauf, tu es gleich, Ausrufezeichen. Und gemeint war damit, das war, da war ich vielleicht so 17, 18, räum dein Zimmer auf. Wenn du die Sachen gleich an die richtige Stelle legst, dann ist es viel einfacher, Ordnung zu halten. Und das habe ich dann mitgenommen an die Uni, das hatte ich dann in meinem Unizimmer und das trifft ja auf das Lernen genauso zu, ja wenn man es gleich tut, dann braucht man nicht in der Prüfungszeit lernen, bis man umfällt und auch im weiteren Leben trifft das gut zu, Tu es gleich. Von Erika Schürmann. Sehr schön. Vielen, vielen Dank dir fürs Teilen. Und danke natürlich auch für deine Zeit heute. Ich glaube, wir sind richtig konkret geworden, oder Britta? Ich fand es sehr spannend. Sehr praktisch auf jeden Fall heute. Ja, das freut mich. Ja, ich fand es auch schön. Und wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer vielleicht sogar die Initiative angreifen und diese Elemente in die Breite ein bisschen weiterbringen, dann ist auch viel gewonnen, weil also wenn uns irgendwelche Videosprechstunddienste das dann regelmäßig machen, dann ist die Allgemeinmedizin auch ein Stück ärmer da und das ist eigentlich keine schöne Perspektive. Deshalb müssen ganz normale Hausärztinnen und Hausärzte solche Dinge machen und ein Online-Termin darf kein Hexenwerk sein oder nichts Außergewöhnliches, weil überall sind doch die digitalen Konsumenten, die eben auch unsere Patienten sind, gewöhnt digital aktiv zu sein und so kann das auch in der Praxis sein. Das heißt, hier der Aufruf, falls ihr irgendwas hiervon ausprobiert, dann schreibt uns gerne, damit wir es Robin berichten können und er stolz sein kann, dass er euch durch den Podcast dazu gebracht hat. Auf jeden Fall. Vielen Dank, Robin. Ja, gerne. Hat mich gefreut, ja. Ja, vielen Dank auch von mir, Robin. Und danke euch natürlich, die ihr heute wieder dabei wart und bei uns reingehört habt. Das ist natürlich ein Thema, zu dem könnten wir wahrscheinlich auch einen eigenen Podcast starten. Wir hoffen auf jeden Fall, ihr konntet ein paar Sachen aus der heutigen Folge mitnehmen, die wir angeschnitten haben. Wie immer freuen wir uns total über Anregungen und Feedback. Übrigens jetzt an eine neue Adresse, nämlich kontakt@kwhessen.de. Die ist so ein bisschen kürzer als die davor. Schreibt uns gerne, wenn ihr Feedback habt. Wir hören uns dann bei der nächsten Folge wieder. Bis bald und schön, dass ihr dabei wart. Music.