Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 36 Episoden

Vereinbarkeit Familie und Beruf - mit Elke Neuwohner

01.12.2021 41 min

Zusammenfassung & Show Notes

 „Man muss auch nicht alles gleichzeitig schaffen“ – Weiterbildung passiert mitten im Leben – und dazu gehört für viele Ärzte/innen in Weiterbildung auch die Familie, genauer die Familienplanung. Beate und Marischa sprechen mit unserem heutigen Gast Dr. Elke Neuwohner, selbst Hausärztin und Mutter von sechs Kindern über ihre ganz persönlichen Geschichten: Über Perfektionismus, Mottotorten und darüber, wenn mal nicht alles reibungslos klappt – und wieso das auch absolut in Ordnung ist. 


Shownotes:

 

Transkript

Wege der Allgemeinmedizin. Dein Podcast rund um die Weiterbildung. Hi, willkommen zurück zum Podcast des Kompetenzzentrums Weiterbildung in Hessen. Weiterbildung passiert ja mitten im Leben, wie ihr alle wisst. Deswegen soll es heute um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehen. Beate und Marischa haben Elke Neuwohner zu Gast und sprechen über ihre ganz persönlichen Geschichten. Über den eigenen Perfektionismus, über Motto-Torten oder auch darüber, wenn mal nicht alles super easy läuft. Heute haben wir eine etwas längere Folge für euch, deswegen halte ich mich jetzt einfach kurz. Es war aber einfach ein sehr spannendes Gespräch, das wir euch in voller Länge nicht vorenthalten wollten. Macht gerne eine kurze Pause zwischendurch und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Zuhören. Ja, hallo zusammen. Wir sitzen hier heute zu dritt zusammen und haben insgesamt zehn Kinder. Aber dazu vielleicht im Laufe des Gesprächs noch mehr. Ich bin Marischa, pädagogische Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum Weiterbildung in Hessen und sitze heute hier mit Beate. Genau, mein Name ist Beate. Hallo Marischa, hallo Elke. Ich bin Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ich arbeite in Forschungsprojekten im Institut für Allgemeinmedizin in Frankfurt und in einer Hausarztpraxis. Als Gast ist heute Elke bei uns. Ich freue mich total, Elke, dich kennenzulernen. Und magst du dich vielleicht einmal kurz vorstellen? Ja, prima. Ganz vielen Dank. Mein Name ist Elke Neuwohner. Ich bin Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ich bin niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis, einer Berufsausübungsgemeinschaft im ländlichen Raum zwischen Marburg und Gießen. Ja, und Thema Vereinbarkeit Familie und Beruf. Ich habe sechs Kinder zwischen drei und 23, die ich auch in unterschiedlichen Abschnitten bekommen habe, der Ausbildung, Weiterbildung und dann auch nachher als niedergelassene Hausärztin. Ja, Elke, dann erzähl doch mal gleich zum Thema. Wie war das bei dir mit Familie und Beruf? Du hast es gerade schon angedeutet. Ja, also ich bin ja schon eine Weile im Beruf. Das heißt, mein Studium ist auch schon eine Weile her und ich habe meine ersten Kinder im Studium bekommen. Und als ich angefangen habe zu studieren, war das noch so, dass man uns gesagt hat, naja, ob ihr mal einen Job kriegt, das weiß ja auch keiner. Und wenn ihr einen Partner habt, ob ihr beide in der gleichen Stadt arbeiten könnt. Das ist ja doch auch mehr als fraglich. Also das war alles so ein bisschen desolat von der Vorstellung her. Und ich hatte aber für mich schon immer klar, dass ich auf jeden Fall eine Familie haben möchte. Also ich wollte auf jeden Fall Kinder. Ich hatte auch ein bisschen Glück, ich habe relativ früh dann meinen Mann kennengelernt und dann sind wir ganz frühe Eltern geworden, nämlich ich war im dritten Semester. Das ist wirklich ganz, ganz früh gewesen, wobei wir damit total zufrieden waren. Also wir haben uns schon sehr gefreut, auch wenn das alles nicht ganz so einfach war. Aber es war ja dann klar, Familie sind wir schon mal und Ärztinnen, Ärzte werden wir schon auch noch. Deswegen haben wir auch so viele Kinder, weil wir einfach so viel Zeit zusammen hatten, um so viele Kinder zusammen zu bekommen. Ja, und das erste Kind war eben, da haben wir noch an unterschiedlichen Studienorten gewohnt und mussten uns komplett neu zusammenwürfeln, also neuer gemeinsamer Haushalt, gemeinsamen Studienort suchen. Das war schon stressig, aber letztendlich waren wir da sehr klar in dem, was wir wollen und in dem, was eben auch nicht geht. Und ja, dann haben wir uns für Marburg als Studienort entschieden. Ich war eigentlich in Köln, was mir sehr gut gefallen hat, aber eine große Stadt, da eine Wohnung zu kriegen, das war irgendwie aussichtslos. Und Kinderbetreuung war auch desolat zu dieser Zeit. Meine Schwägerin ist Hebamme und…. Die hat auch mein erstes Kind auf die Welt geholt und die hatte ja schon eine ganz gute Idee, wie funktioniert das so mit Kindern und das war zu der Zeit gar nicht so einfach und dann sind wir zusammen nach Marburg und in Marburg war erstmal die Stadt kleiner, die Wohnungen besser zu kriegen und die Betreuungssituation auch zumindest so, dass es schaffbar war. Das war schon noch im Längen schlechter, als es heute ist, aber es war zumindest vorhanden. Das war ja schon mal was und es war ja dann auch so nett und so gut, dass wir ja dann noch das zweite Kind bekommen haben und kurz vor Ende des Studiums dann auch das dritte. Wow, das ist ja wirklich total beeindruckend. Also ich finde das Konzept vom Kind im Studium sozusagen, finde ich ja eigentlich total sinnvoll. Wie war das denn so in eurer Peergroup sozusagen, also in eurem Freundeskreis? Wart ihr da die absolute Ausnahme? Wie sind die damit umgegangen? Also wir hatten offensichtlich einen total kinderlieben Freundeskreis. Also erstmal haben sich alle total gefreut, dass da so ein Baby kommt und als wir das zweite Kind bekommen haben, haben auch viele andere aus unserem Freundeskreis ein Kind bekommen. Da waren wir dann nicht so alleine, was ja irgendwie auch schön ist, weil es natürlich viel schöner ist, Kinder gemeinsam großzuziehen. Und es gab eigentlich eine sehr, sehr nette Geschichte. Als wir das zweite Kind hatten, hatte meine Freundin auch ihr erstes Kind da. Und für unsere gemeinsamen Klausuren kam meine Mutter, trug mein Baby in der Bauchtrage und das Kind von meiner Freundin hat sie im Kinderwagen so rumgeschoben und wir waren in der HNO-Klausur. Und das hat meiner Mutter total gut gefallen, weil es einfach eine super schöne Geschichte ist und es war auch ein sehr nettes Bild und alle waren voll zufrieden und es war ein echt schöner Tag. Also solche Dinge gingen gut, auch wenn man glaube ich gut so miteinander war und einen Freundeskreis hatte, der. Vielleicht ein bisschen mehr Freizeit hat, als man das im Beruf dann so hat, wo alle versuchen, ihren Alltag irgendwie zu wuppen. Und ich fand es mit dem Studium, ich fand es nicht so schlecht. Also ich fand es eigentlich sogar ganz schön gut. Wir hatten noch nicht so eng vertaktete Stundenpläne, wie das glaube ich heute so ist. Und man hatte jetzt fast ein halbes Jahr vorlesungsfreie Zeit, wo man zwar seine Praktika machte, aber die konnte man ja zur Not auch mal bei der Oma machen und das haben wir auch gemacht. Also wir sind dann gemeinsam zu meinen Eltern und jeder hat Famulaturgemacht und meine Mutter war eine begeisterte Oma und hat sich voll gefreut, dass sie das Kind vier Wochen haben durfte und ich habe mich auch voll gefreut, weil ich durfte mal vier Wochen nur gucken, dass ich was lerne. Das waren echt schöne Momente. Bei uns hat es im Studium gut geklappt, aber das hat ja auch was damit zu tun, was man für ein Umfeld hat, ob die Großeltern mithelfen, wie der Freundeskreis so drauf ist. Wenn jetzt unser kompletter Freundeskreis irgendwie gedacht hätte, nee, wir können euch gar nicht helfen, ich muss hier lernen und das irritiert mich alles oder dein Baby weint, das will ich nicht, dann hätte es sich, glaube ich, eine Spur schlechter angefühlt. Du hast vorhin schon halb angesprochen, dein Mann ist auch Arzt. Und viele der Leute, mit denen wir zu tun haben, sind natürlich Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung. Ihr hattet dann ja drei Kinder schon mit Abschluss des Studiums. Seid dann beide in die Weiterbildung gegangen. Und wie ging das da dann mit Kindern weiter? Die waren ja dann schon da. Also das Gute ist, wenn die Kinder schon da sind, dann kann man die so mit einplanen. Das ist ja irgendwie praktisch, weil dann guckt man, welche Kliniken, wo geht man hin? Wie kann das gut weitergehen? Und das PJist echt eine schwierige Zeit, weil man sehr viel arbeiten muss, überhaupt kein Einkommen hat. Und wir haben uns da zumindest auch sehr unter Druck gefühlt, weil nicht jede Rotationsstelle war eine schöne und nicht überall waren die Leute zu dem Zeitpunkt nett. Wir haben das dann versetzt gemacht. Also mein Mann ist ins PJ und ich habe in der Zeit mit meiner Doktorarbeit angefangen und konnte ja dann so mit Kita und so hatte ich ja freie Vormittage und das war in Ordnung. Man schafft eben nicht alles gleichzeitig, man muss das so ein bisschen ineinander verzahnen, aber es hat die meiste Zeit eigentlich gut geklappt. Und hattest du dann mit Abschluss deines Medizinstudiums schon direkt die Idee, Allgemeinmedizinerin zu werden? Ich hatte tatsächlich offensichtlich schon, als ich Abitur gemacht habe, die Idee Allgemeinmedizinerin zu werden. Das steht nämlich in meiner Abi-Zeitung, steht unter meinem Berufswunsch. Fachärztin für Allgemeinmedizin, auch schon so richtig so Gruppenbild, nicht Hausarzt, sondern Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ich weiß gar nicht warum, aber das steht in meiner Abi-Zeitung. Und als ich mit dem Studium fertig war, konnte ich mir ja überlegen, was ich so mache. Und ich hatte schon auch eigentlich den Wunsch, in Richtung Geburtshilfe zu gehen. Das hätte mir sehr viel Freude gemacht. Aber die konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand irgendwie in Teilzeit oder mit Kindern, das ist jetzt in so einem Vorstellungsgespräch nicht unbedingt so ein Plus, wenn man sagt, ich habe schon Kinder. Oder zumindest nicht bei jedem ist das ein Plus. Und ich habe mich dann auch tatsächlich für Allgemeinmedizin entschieden, weil ich wusste, ich muss da nicht so lange im Krankenhaus bleiben. Ich kriege das gut hin mit meinen Kindern. Ich hatte dann auch so ein Vorstellungsgespräch für so eine Verbundweiterbildungsstelle und da hat mich ernsthaft jemand gefragt, ich hätte doch jetzt Kinder, wie ich mir das denn vorstellen würde. Das fand ich gar keine schöne Frage und eigentlich fragt man das glaube ich auch mittlerweile gar nicht mehr oder ich hoffe, das fragt niemand mehr. Aber ich habe dann gesagt, ja, ich habe Kinder, aber ich habe damit ja mein Studium geschafft und im Übrigen arbeitet mein Mann in der Pathologie, der hat so ganz geregelte Arbeitszeiten und deswegen ist das für uns ganz in Ordnung, wenn ich dann Dienste mache. Das hatte ihn glaube ich als Antwort so überrascht, weil er die Auffassung hatte, dass es komplett meine Aufgabe ist, irgendwie zuzusehen, wie ich neben meiner Familie auch noch arbeiten gehen kann. Aber so war es dann halt. Und bekommen habe ich die Stelle auch. Wahrscheinlich nicht wegen dieser Antwort, sondern wegen anderer Dinge. Und funktioniert hat es auch gut. Aber ich finde, das sind so Nickeligkeiten, die es heute hoffentlich so gar nicht mehr gibt, dass man das einfach sehr viel wertschätzender gestaltet oder man einfach auch schon viele Modelle gesehen hat, wo es einfach funktioniert und man dann sowas den Leuten auch überlässt, wie sie es privat organisieren und nicht fragt in einem Vorstellungsgespräch. Ja, das stimmt. Absolut. Bei mir gab es eine Situation, da war das auch ein Thema. Und zwar, als ich von der Klinik in die Praxis gegangen bin. Da war ich gerade ganz früh schwanger. Und da gab es in dem Sinne gar kein Vorstellungsgespräch. Aber es kam natürlich irgendwie zur Vertragsunterzeichnung. Das war eine Praxis, die kannte ich halt. Das war die Praxis von meinem Vater. Und ich wollte da meine Weiterbildung machen. Und ich habe den Vertrag bekommen und wusste selber, ich bin jetzt gerade irgendwie in der zehnten Woche und es wusste aber sonst noch niemand außer meinem Mann, es wusste auch meine Familie noch nicht. Und dann habe ich den Vertrag unterschrieben, ohne es auch den beiden in der Praxis, meinen zukünftigen Chefs zu sagen. Und das hat dann hinterher im Verlauf auch so ein bisschen zu Verstimmungen geführt, muss man sagen. Jetzt nicht schlimm, aber schon. Also es wurde mir einfach gesagt, wir hätten es netter gefunden, wenn du es uns gesagt hättest. Aber ich war da auch einfach irgendwie unsicher, wie, ich meine jetzt nicht vor meinem Vater, aber vor eben der Kollegin. Ich wusste jetzt nicht so genau, wie würde die Reaktion vielleicht ausfallen oder so. Das heißt, ich habes einfach unter den Tisch fallen lassen. Aber das war bei mir auch so eine Situation, wo ich nicht so richtig wusste, wie gehe ich denn jetzt mit dem Thema um. Das haben wir tatsächlich auch total oft im Mentoring. Die Situation so klar auf der einen Seite rein rechtlich ist man nicht verpflichtet, das zu sagen und sollte es auf der Sachebene auch überhaupt gar nicht groß Thema sein. Aber gerade in Praxen ist es ja doch ein sehr kleiner Kosmos, in dem man sich bewegt und auch vom Chef-Angestellten-Verhältnis oft näher als in großen Betrieben. Und auch die Frage, wie lang geht jemand ins Elternzeit, die Praxis möchte danach planen und schon vielleicht neue Ärzte in Weiterbildung danach einstellen. Und das wird alles viel offener kommuniziert, als es vielleicht rein rechtlich überhaupt legitim ist. Und ich finde immer, das ist so ein ganz schwieriges Spannungsfeld. Ich weiß nicht, wie es euch damit geht, dass man auf der einen Seite ja irgendwie sehr eng zusammenarbeitet und von beiden Seiten nichts Schlechtes möchte. Auf der anderen Seite dadurch schnell so diese Privatsache, die ja so eine Schwangerschaft und Kindererziehung eigentlich ist, schnell so zu einem öffentlichen Faktor wird. Ja, also gerade wenn man ärztlich arbeitet, ist es ja so, dass häufig der Arbeitgeber über deine Schwangerschaft Bescheid weiß vor deiner Familie. Also genau eben durch diesen Selbstschutz, dass du dir halt überlegen musst im Grunde, ab positivem Schwangerschaftstest will ich jetzt noch Dienste machen oder nicht? Setze ich mich auch dem Infektionsrisiko oder so in einem Dienst aus oder nicht? Und dann sagst du es im Grunde deiner Klinikleitung oder deiner Chefin, bevor du es eigentlich im bekannten Freundes-Familienkreis sagen würdest. Das ist so eine total komische Situation. Und am schlimmsten ist es dann natürlich, wenn dann irgendwas schiefläuft mit der Schwangerschaft. Das war bei mir auch ein Thema und ich fand das ganz schrecklich. Ja und gerade mit der Dienstbefreiung dann in der Klinikzeit wissen ja plötzlich wahrscheinlich auch alle Bescheid, warum hat die keine Dienste mehr von heute auf morgen, da muss man ja nicht mehr groß nachfragen, also das ist ja dann doch auf einmal ein sehr offenes Thema. Ist vielleicht auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das so ein bisschen anders aufzugreifen und das einfach positiver zu verstärken oder auch so dieses Thema, dass nicht jede Schwangerschaft gut ausgeht, dass man das einfach anders einbettet, dass man sich damit nicht so schlecht fühlt. Ich finde es wichtig, so auf der anderen Seite, wenn man dann, ich bin ja auch Weiterbilderin, ich hatte jetzt noch niemanden in Weiterbildung, der schwanger geworden ist, aber ich finde das total wichtig, einfach sich so zu verhalten, wie man sich das selber auch wünschen würde. Also eben nicht ein Gesicht zu ziehen, wenn die Kinder krank sind, sondern immer klar sagen, das ist so und du bleibst mit deinen Kindern zu Hause. Und es ist wichtig, dass man sich in so einer kleinen Praxis als Arbeitnehmerin, gerade was so Familie angeht, genauso schützen und verhalten darf wie in einem großen Unternehmen, wo es vielleicht anonymer wäre. Das finde ich schon. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Natürlich ist aus Arbeitgebersicht die Schwangerschaft von Mitarbeiterinnen jetzt nicht so ein Plus, aber das ist irrelevant. Da zuckt man einmal und dann freut man sich gemeinsam, weil sich das so gehört und ich finde es wichtig, dass man das so macht. Ja, das finde ich auch. Also gerade als, wenn man selber in der Situation ist und im Moment zum Beispiel in Frankfurt bin ich ja auch Projektleitung, da gab es immer wieder Situationen. Ich finde auch die erste Aufgabe eines Arbeitgebers oder einer Arbeitgeberin ist da zu sagen, herzlichen Glückwunsch, das freut mich total. Gerade wenn es das erste Kind ist, da sind so viele Unsicherheiten und Fragen, die man sich so stellt. Da ist es total wichtig, dass der Arbeitgeber einfach signalisiert, ich sehe das nicht als Problem, damit können wir gemeinsam umgehen, wir finden da eine Lösung und genau, sehe ich genauso. Und vielleicht nochmal so ein bisschen in deiner Biografie, Elke, du hattest schon gesagt, drei Kinder während des Studiums und das vierte habt ihr dann während der Weiterbildungszeit auch bekommen, oder? Ja genau, das war tatsächlich von der Weiterbildungsgeschichte war das günstig, weil den Großteil meiner Schwangerschaft habe ich in meinem Weiterbildungsabschnitt Psychiatrie verbracht. Und da muss man nicht operieren. Also da wo ich war, das war sehr familienfreundlich und das hat dann ganz gut geklappt. Und das fand ich, das war einer der entspanntesten Abschnitte, weil ich so, ich war angestellt, es war alles safe und ich wusste, was mich erwartet. Das war eigentlich eine ganz gute Zeit. Ich musste ein bisschen rechnen und überlegen. Also ich hatte immer so halbjährliche Weiterbildungsabschnitte in verschiedenen Kliniken und die haben sich dann ein bisschen verschoben. Dafür musste ich rechnen, aber das war nicht besonders aufwendig. Dann habe ich irgendwie einen Teil gemacht bis zur Elternzeit und dann habe ich den Rest hinten dran gehängt und das hat sehr, sehr gut geklappt. Bei mir war das eigentlich nicht schwierig und ich habe auch die ganze Zeit meine Weiterbildung in der Klinik in Vollzeit gemacht, weil ich da schnell mit fertig werden wollte. Und mein Mann hat in der Zwischenzeit in einer anderen Klinik gearbeitet und hatte Teilzeitstellen. Wir haben das so ein bisschen aufgeteilt. Ich bin natürlich für den Mutterschutz, bin ich zu Hause geblieben. Die ersten Monate mit dem Baby bin ich zu Hause geblieben. Und er hat dann, wenn die Kinder was größer waren, eben Teilzeit gearbeitet. Und so konnten wir das immer zusammenbasteln, dass es gut geklappt hat. Mhm. Vielleicht einfach noch so am Rande. In Hessen ist es ja mittlerweile sogar so, das war zu deiner Zeit wahrscheinlich noch nicht, dass sechs Wochen auch auf die Weiterbildungszeit angerechnet werden vom Mutterschutz oder eben Krankheit. Aber immerhin sechs Wochen, die dann einfach noch auch als Weiterbildungszeit zählen, auch wenn man in Mutterschutz und in Elternzeit danach ist. Das finde ich eine total gute Sache. Ich finde das gut, dass sie das geändert haben. Du hattest gerade schon so ein bisschen angesprochen, dein Mann, der ist dann in Teilzeit. Beate, wie habt ihr das gemacht? Ihr habt auch Kinder in der Weiterbildung bekommen. Dein Mann ist auch Arzt. Wie habt ihr das gehandelt? Genau, wir haben zwei Kinder und bei beiden war es so, den Mutterschutz und die erste Zeit gemacht, weil bei der ersten Tochter war ich sieben Monate zu Hause Elternzeit und er auch sieben Monate und bei dem zweiten, bei dem Sohn war es so, dass ich sogar nur vier Monate Elternzeit genommen habe und dann sukzessive wieder eingestiegen bin, erst mit 50 Prozent und dann 75 und wieder auf 100 Prozent, weil das für meinen Forschungsprojekt damals gut war. Und dann ist er zehn Monate mit dem Kind noch zu Hause geblieben. Er hat auch beide Eingewöhnungen gemacht, was zwischendurch wirklich zu skurrilen Situationen geführt hat. Da ging es dann zum Beispiel irgendwie um die nächste Eingewöhnung in den Kindergarten dann übergangen, Krabbelstube, Kindergarten und diese neue Kindergartenleitung, die uns noch nicht kannte, hat eigentlich immer nur mit mir gesprochen für die Eingewöhnung, obwohl klar war, er würde sie machen. Sodass ich in diesem Gespräch zwei- oder dreimal einfach auch ganz offensiv gesagt habe, ja wissen Sie, ich weiß überhaupt nicht, wie das abläuft. Zum Glück hat das ja mein Mann immer gemacht, der kennt sich da total gut aus und so, der hat das immer super hingekriegt und das ist einfach noch ein Konzept, was noch nicht so etabliert ist, muss man leider sagen. Genau, aber bei uns, das war schön und hat auch einfach der Vater-Kind-Bindung total gut getan. Also ich würde das jedem empfehlen, diese hälftige Aufteilung von Elternzeiten, also hat für uns super gut geklappt und würde ich auch auf jeden Fall so weiterempfehlen. Und auch in der Zeit danach, also nach den Elternzeiten, war es so, dass wir immer mal, also wir haben auch da die Arbeitszeiten immer abgewechselt, je nachdem, ob jetzt er oder ich gerade auch irgendwie mit der Karriere dran waren sozusagen, damit er seine Weiterbildungszeiten vollkriegt oder ich eben in einem Projekt mehr arbeiten konnte und dann haben wir immer so abwechselnd auf- und abgestockt. Das finde ich auch schön, wenn man sich das ein bisschen teilt, gerade so die ersten anderthalb, zwei Lebensjahre, wenn man dann auch viel besser weiß, wie der andere so tickt. Also wie es sich anfühlt, wenn man von einem vollen Arbeitstag nach Hause kommt und wie es sich anfühlt, wenn man am Ende eines vollen Familientages ist, dann hat man doch mehr Verständnis für die andere Seite. Ja, also bei uns in der Familie gibt es auch das geflügelte Sprichwort, aber das ist bei euch natürlich noch viel, viel mehr mit sechs Kindern. Bei uns gibt es halt das geflügelte Wort, ich mache drei Kreuze, wenn ich zur Arbeit gehen darf morgens. Eben, weil es manchmal viel, viel entspannter sein kann, einfach im Büro zu sitzen, als zu Hause zu sein mit den Kindern. Die Planbarkeit ist halt eine ganz andere. Ja, und die Selbstwirksamkeit ist dann ja doch manchmal anders, wenn man so seine eigenen Regeln voll durchsetzen kann an so einem Vormittag. Zu Hause hat man das ja nicht. Das finde ich auch sehr ehrlich, dass es auch mal schön sein kann, einfach zur Arbeit zu gehen und da seinen Beruf zu machen, den man auch gut kann. Und dann kann man, finde ich, auch gut wieder nach Hause gehen und das Familienleben gestalten, weil man sich vielleicht doch…, Also muss jeder machen, wie er das möchte, aber man kann sich dann sehr gut auf beides freuen. Das finde ich schon. Also klar, ich glaube, so geht es allen. Man ist dann auch immer so ein bisschen hin und her gerissen zwischen beiden. Bei Arbeit denkt man, okay, ich muss noch den Kuchen backen und zu Hause denkt man, ich wollte noch die eine Sache nachlesen. Aber ich denke, das ist ja das ganz normale Leben. So geht es ja den meisten. Aber das Schöne ist, wir reden ja meistens darüber, wann ist der richtige Zeitpunkt. Irgendwie ist ja doch dann immer der richtige Zeitpunkt. Aber es geht ja gar nicht nur um diese Entscheidung, wann bekomme ich denn jetzt ein Kind oder wann bekommen wir denn jetzt ein Kind, sondern man lebt ja danach auch mit ihnen. Und ja, noch eine ganze Zeit. Wie würdest du denn sagen, wie ist das so in der Weiterbildung gewesen mit vier Kindern? Die waren ja dann auch schon wahrscheinlich die ersten im Schulalter, im Kindergartenalter noch ganz klein, bunt gemischt. Wie kriegt man denn so Familienleben in all seiner Fülle mit Beruf und Weiterbildung unter einen Hut? Also wir haben uns das ja immer sehr gewünscht. Insofern waren wir auch immer sehr, sehr motiviert und wir sind auch immer auf nette Leute getroffen. Also ich weiß, im PJ hatten wir mal eine Oberärztin und ich habe erzählt, ja heute hat mein Kind Geburtstag und die hat gesagt, okay, du hast Kindergeburtstag, du gehst nach Hause, selbstverständlich, allen Respekt, Kindergeburtstag ist eine ganz wichtige Sache, kannst morgen bisschen später kommen. Das sind einfach so Sachen, so Augenblick, wo man denkt, okay, das ist jetzt wirklich richtig nett, weil Kindergeburtstag ist eine sehr anstrengende Geschichte. Und dass das so gewertschätzt wird und dass das so gesehen wird. Ich glaube, manchmal, es gibt immer auch schwierige Zeiten und es gibt auch immer Kollegen, die so gar kein Verständnis haben oder denken, jetzt mach halt eins gescheit oder so. Aber es gibt eben auch so viele Leute, die einen unterstützen und da muss man vielleicht so ein bisschen auf das gucken. Und also wir haben tatsächlich irgendwie ein Faible für Geburtstagstorten. Also da gibt es immer Motto-Torten. Ich glaube, jede Familie findet ja so ihre eigenen Rituale, die auf jeden Fall stattfinden müssen. Bei uns sind es Motto-Torten und aus sowas bildet sich ja dann ein Familienleben. Der Vorteil am Arzt sein oder Ärztin sein ist ja, dass man sich seine Arbeitszeit so ein bisschen legen kann. Es gibt so viele Möglichkeiten als Ärztin zu arbeiten, dass man sich auch so ein bisschen stricken kann, wie es einem gut gefällt. Und wir wollten es halt gerne um Familie rum stricken. Und dann kann es auch gut klappen. Ich finde es auch wichtig zu sagen, dass natürlich nicht immer alles gut klappt und dass es immer Phasen gibt, die furchtbar anstrengend sind. Und dass man immer ein bisschen darauf baut, dass alles gut läuft. Also es gibt ja so Augenblicke, ich weiß nicht, meine Mutter ist mal schwer krank geworden. Das hat ja dann gar nichts damit zu tun, dass ich Kinder hatte, sondern einfach, dass wir in einem Familienverbund leben und wenn einer mehr Zeit braucht, dann muss man das irgendwie hinkriegen. Das sind einfach schwierige Zeiten. Die gibt es schon immer auch. Und Einschulung ist definitiv auch so ein Thema, da muss man sich finde ich auch frei nehmen und es ist dann auch schön, wenn sich beide freigenommen haben. Also Familienfeste feiern finde ich ist schon eine wichtige Geschichte. Und was würdest du sagen, kommt einfach kürzer? Ich will nicht sagen zu kurz, weil das ist irgendwie so eine Wertung, aber was tritt vielleicht so ein bisschen nach hinten, wenn man doch viel, also im Fokus Familie und dann eben noch die Weiterbildung oder eigene Niederlassung hat? Ich habe ganz am Anfang, als ich noch ganz jung war und so eine ganz junge Mutter, hatte ich einen ganz hohen Wunsch irgendwie zu zeigen, dass man nicht merkt, dass ich ein Kind habe, dass ich alles schaffe und man das so gar nicht merkt. Das ist aber Quatsch, weil das, ich finde, so muss das auch nicht sein. Man muss nicht alles gleichzeitig schaffen und man darf auch sagen, das schaffe ich jetzt nicht und das mache ich jetzt nicht. Ich bin Hausärztin, ich fahre viele Hausbesuche, ich sehe viele Wohnungen, wo Spitzendeckchen unberührt seit Tagen offensichtlich an der gleichen Stelle liegen. Das ist auch schön, wenn jemand das für sich so haben möchte, aber davon habe ich mich auch entspannt verabschieden können, das stört mich nicht, also bei uns ist es vermutlich ein bisschen chaotischer, als es bei anderen Leuten so aussieht und ich denke, es tut allen gut, sich von ihrem persönlichen Perfektionismus zu verabschieden und erstmal zu gucken, was brauche ich, damit ich zufrieden bin und dann guckt man eine Spur weiter, was braucht die Familie und wie kann ich meine Arbeit gut machen und dann einfach auch zu gucken, was kann ich schaffen und was kann ich nicht schaffen und so baut man sich das dann zusammen. und da muss man halt auch Sachen gehen lassen. Ich treibe nicht regelmäßig Sport, das kann ich schon mal sagen. Ich bin auch nicht gut im Einkochen. Ich habe auch schon lange keine Socken mehr fertig gestrickt. Das sind so Sachen, die mache ich dann halt nicht. Was hast du gehen lassen, Beate? Ja, ich habe schon lange kein Buch mehr richtig gelesen. Und das mit dem Sport ist auch so eine Sache. Ja, ich denke, was man einfach lernt, wenn man Kinder bekommt, dann ist das zu priorisieren und die Kinder sind natürlich ganz oben auf der Prioritätenliste. Direkt vor oder nach dem Partner, das ist natürlich mindestens genauso wichtig, um auch ein gutes Familienleben über eine lange Zeit führen zu können, finde ich. Und dann kommt natürlich irgendwann die Arbeit und wo man selber da so dann ist, das ist für mich immer noch eine Herausforderung. Die Zeit für sich selbst, das ist sicherlich das, was bei mir am ehesten auf der Strecke bleibt. Und jetzt in Bezug auf Allgemeinmedizin, denkt ihr, dass ihr habt jetzt auch noch den Vergleich, eure Männer sind keine Allgemeinmediziner. Eignet sich die Allgemeinmedizin ganz besonders? Ist die Allgemeinmedizin familienfreundlicher als andere Fachrichtungen? Was meint ihr? Ich würde sagen auf jeden Fall, weil die Allgemeinmedizin doch viel mehr als, zumindest aus meiner Warte, viel mehr als jetzt so chirurgische Fächer, internistisch alle schöne Fächer, überhaupt gar keine Frage. Aber wir haben viel mehr Freiheiten, unseren Alltag zu gestalten. Also ich bin jetzt niedergelassen. Ich kann mir aussuchen, welche Vormittagssprechstunden mache ich, welche Nachmittagssprechstunden mache ich. Wir haben den hervorragenden Mittwochnachmittag und Freitagnachmittag, wo wir einfach früh zu Hause sind, quasi gemeinsam mit den Kindern Feierabend haben. Das ist super. Und dadurch, finde ich, hat man sehr gute Möglichkeiten auch fürs Familienleben. Eben, was für mich ein Highlight war, als ich aus der Klinik rauskam, war, dass es völlig problemlos war, dass ich jeden Morgen mit meinen Kindern frühstücken kann. Das klingt total banal, aber das war was, was ich mir immer gewünscht habe, dass ich mit den Kindern frühstücken kann und nach den Kindern aus dem Haus gehe. Das fand ich schön. Weil dann hat man so diesen gemeinsamen Start in den Tag, der natürlich auch manchmal Hänge hat. Ich weiß, es ist ja nicht jeder irgendwie eine Lerche, ist doch klar. Aber man hat sich gesehen, man kann alles nochmal so, man checkt ja auch viel, man kann nochmal abhaken, Sportbeutel, Malblock, was auch immer die so brauchen. Das kann man gemeinsam schauen. Dann verlässt man gemeinsam das Haus und es fühlt sich an wie ein guter Start. Und das ging in der Klinik nicht immer, also in der Chirurgie mussten wir manchmal um 7 Uhr anfangen, das ging da nicht, aber in der Allgemeinmedizin geht das so ganz zuverlässig und wir haben die Mittagspause und da kann man abholen gehen, da kann man vielleicht vor dem Abholen nochmal schnell einkaufen gehen. Man kann sich einteilen, wie viele Nachmittage will ich denn eigentlich arbeiten. Ich finde daraus erwachsen sehr viele Freiheiten und das ist ein großes Plus für die Allgemeinmedizin, das finde ich schon. Und ich muss auch sagen, ich bin ja eben niedergelassen und meine Patientinnen, die wissen ja, dass ich viele Kinder habe und die haben auch sehr, sehr viel Verständnis. Also wenn mein Sohn auf dem Klassenausflug, da hat er einen Fahrradunfall gehabt, dann lasse ich alle stehen und liegen und fahre zu ihm und das ist völlig klar. Und dann wird das gesagt, jetzt ist fertig mit Sprechstunde, wer was eiliges hat, wird nachher nochmal angerufen, aber das ist völlig klar und das ist überhaupt gar keine Frage und wird gemeinsam so getragen und ich möchte nochmal eine Lanze brechen, auch für die Allgemeinmedizin. Zum Beispiel kriege ich in der Weihnachtszeit immer Kekse gebacken, weil die Leute wissen, dass ich das selber nicht so gut zu Hause schaffe aus zeitlichen Gründen. Und das finde ich einfach eine total nette Geste, auch so dieses Solidarische. Wir wissen ja, sie sind jetzt gerade hier für uns und deswegen können sie das nicht. Und dass das gesehen wird, finde ich richtig schön. Und ich hoffe, dass das in allen anderen ärztlichen Sparten auch so schön ist, aber bei uns ist es in jedem Fall schön. Ja, also ich sehe das vom Prinzip her genauso wie du. Also ich bin ja noch quasi im Moment nur mit einem geringen Stellenanteil in der Praxis, sondern eigentlich ja am Institut für Allgemeinmedizin in Forschungsprojekten. Und bin das unter anderem auch wegen den Kindern, weil das nochmal anders vereinbar ist aus meiner Sicht. Das heißt also gerade auch die Termine sind natürlich nicht so sehr gesetzt, wie wenn dann ein Patient auf mich wartet in der Praxis. Die Forschungsprojekte oder E-Mails oder sowas kann ich eben auch abends um 20 Uhr schreiben oder morgens um 8, das ist im Grunde relativ egal. Nach meiner Weiterbildung hatte ich so ein bisschen überlegt, was mache ich denn jetzt, lasse ich mich jetzt nieder oder noch nicht? Und bei uns war die Familienplanung eben noch nicht so ganz abgeschlossen. Und ich war mir unsicher und vielleicht kannst du dazu auch was sagen, wie das ist mit Sicherstellungsassistenten. Also ich hatte einfach die Angst, wenn ich mich jetzt niederlasse und eventuell doch noch ein Kind bekomme, dann gehe ich ja auf jeden Fall zumindest für eine kürzere Zeit in Mutterschutz und Elternzeit. Und was passiert dann mit der Praxis? Da laufen ja alle Kosten weiter, die Patienten kommen weiterhin und dann gibt es ja das Angebot der Sicherstellungsassistenten. Ist das realistisch, dass man da auch jemanden kriegt? Was sind da so deine Erfahrungen oder wie hast du es gemacht? Ja, das ist, glaube ich, wirklich nicht so einfach und vielleicht immer auch noch nicht so ganz gut gelöst. Ich bin ja in einer Gemeinschaftspraxis und da haben wir keinen Sicherstellungsassistenten dazugeholt oder keine Sicherstellungsassistentin. Ich hatte dann einfach nur eine sehr kurze Zeit, die ich pausieren konnte. Das hat so ein bisschen auch was damit zu tun. Man hat ja eine Patientenbindung und dann möchte man auch nicht, dass sie sich komplett umorientieren und so. Das ist so das eine. Wirtschaftlich ist man eben, wenn man selbstständig ist, ein bisschen in einem unsicheren Bereich, weil das Elterngeld einfach noch nicht besonders gut auf Selbstständige ausgelegt ist. Ja und es gibt diese Sicherstellungsassistenten, man muss sich aber um alles selber kümmern. Also wenn man das möchte, ist das glaube ich durchaus machbar, aber man muss sich einfach selber drum kümmern. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass es einen Pool gibt, so in der Landwirtschaft gibt es das ja, da gibt es so einen Pool und dann sagt man hier bei uns ist einer krank geworden und dann kriegt man jemanden. Sowas hätte ich mir irgendwie auch gewünscht, weil man ja manchmal schon echt viel zu tun hat und viel Organisationskram und dann jemanden zu finden, der für ein halbes Jahr einspringt, ist ja auch nicht so einfach. Man kann das natürlich schaffen, aber man muss sich drum kümmern, es frisst Zeit und man findet vermutlich auch nicht sofort jemanden und da wäre es irgendwie schön, man könnte so eine Nummer anrufen und dann kommt jemand, der einspringt und einem das so abnimmt. Das wäre, glaube ich, etwas, was einen sehr entlasten würde. Es ist ja nicht nur so, wenn man schwanger wird. Schwangerschaften sind erstmal eine schöne Sache, haben ein bestimmtes Zeitfenster, können aber natürlich schon auch so beginnen, dass man nach drei Monaten vorwiegend liegen muss. Also es ist ja nicht immer so, dass man quasi bis zur Entbindung voll fit ist. Da kann man nicht drauf bauen, da wäre es schön, es gäbe mehr Sicherheiten. Letztendlich gibt es das ja auch immer, wenn man niedergelassen ist, dass es so Augenblicke gibt, wo man vielleicht mal krank ist oder nicht so fit. Mein Kollege hat sich mal was gebrochen, da ist man auch relativ lange ausgefallen. Dafür wäre es irgendwie noch schön, es wird eine Hilfe geben, die einen mehr entlastet, wo man nicht so viel selber bringen muss, weil das sind ja oft Situationen, wo man eh schon nicht besonders gut aufgestellt ist. Also wenn man krank wird, hat man schon so viel um die Ohren. Ich habe das geschickt gemacht. Ich habe mein Kind in der Sommerzeit bekommen. Da ist die Arbeitsbelastung in der Haushaltspraxis nicht so hoch. Und das hat natürlich auch alles irgendwie funktioniert. Und ich fand, fürs Wiedereinsteigen war es dann…, Schöner als in anderen Berufsfeldern, weil ich dann einfach mit einem Nachmittag zwei Stunden und zwei Vormittagen jeweils vier Stunden wieder in die Praxis zurückgekommen bin. Und das geht ja sonst nicht. Du könntest ja in der Klinik nicht für zwei Stunden irgendwie sagen, komm, ich bin zwei Stunden da, ich mache euch mal ein bisschen was. Da würden die sagen, na gut, auf die zwei Stunden tut mir sehr leid, aber das hilft uns gar nicht so viel. Das fand ich da schön. Ich glaube, wenn man es planen kann, ist das nicht der alleroptimalste Zeitpunkt, um ein Kind zu bekommen. Aber letztendlich, wenn man sich ein Kind wünscht, kriegt man das nach meiner Erfahrung immer unter. Ja. Ich habe mich auch mal mit einer Weiterbilderin unterhalten, die hat bewusst sich erst niedergelassen und dann Kinder bekommen, weil sie sagte, sie hätte sonst Sorge, dass sie sich vielleicht mit Kindern nicht mehr die Niederlassung zutrauen würde. Aber andersrum, wenn sie einmal niedergelassen ist, dann macht sie das ja nicht mehr rückgängig. Also auch diese Sichtweise ist möglich und ich konnte es durchaus auch nachvollziehen. Ja. Hatte aber auch einen Mann, der relativ viel der Elternzeit dann übernommen hat, sodass sie wirklich sehr schnell auch wieder in der Praxis aktiv war. Ich glaube, das hängt von so vielen Faktoren einfach ab, wie man eingebunden ist, was die jeweiligen Partner sich wünschen und machen können, dass man das gar nicht so richtig beantworten kann mit diesem richtigen Zeitpunkt, oder? Da würde ich dir voll zustimmen. Es gibt nicht den allgemein gültigen, richtigen Zeitpunkt. Jeder Zeitpunkt kann der richtige sein, das finde ich schon mal gut. Und ja, es ist doch eine Teamgeschichte. Also es hängt von meinem eigenen Wunsch ab, es hängt von meinem Partner ab und das kann man, glaube ich, nur für sich selber dann rausfinden. Und da gibt es viele richtige Wege. Das finde ich, glaube ich, ist schön zu wissen. Und dann auch noch der Faktor, dass nicht alles ganz planbar ist. Das sowieso. Die Schwangerschaften kommen ja auch nicht auf Knopfdruck. Nein, das stimmt. Nein, und ich denke, man kann auch, schau mal, wir schauen auf irgendwie 40 Jahre Berufstätigkeit, die wir irgendwie haben werden in unserem Leben oder vielleicht sogar noch mehr. Da kann man auch gut zu sich sein, da muss man nicht alles irgendwie perfekt durchtakten und man muss nicht sofort den Mega-Karriereplan haben, den man ehrgeizig abarbeitet. Ich glaube, da kann man einfach auch gelassen rangehen und letztendlich findet sich doch immer der rote Faden und im Nachhinein sieht es immer aus, wie super durchgeplant. Das kann man schon immer so zeigen, dass das eigentlich der Masterplan war. Ja, ich würde gerne noch eine Geschichte von mir erzählen, weil Elke das so schön beschrieben hat, diese Unterstützung durch die Patienten. Also bei mir war es so in der Weiterbildung, hatte ich erzählt, war ich dann ja schwanger, als ich den Vertrag angetreten habe und dann hatte ich aber einen Spätabort in der 22. Woche und ich war schwanger gewesen mit Zwillingen. Das heißt, der Bauch sah eigentlich schon so groß aus wie im neunten Monat. Das heißt, ich bin dann in die Klinik gegangen und kam sechs Wochen später wieder zurück ohne Bauch. Und die Patienten haben natürlich gedacht, ich hätte jetzt ein Kind zu Hause. Und haben mir erst mal gratuliert und das war natürlich total schrecklich, aber da war auch von Patientenseite, einfach von der ganzen Patientenschaft so eine große Unterstützung da, das war wirklich toll und auch von dem Praxisteam, die haben mich da sehr gut irgendwie aufgefangen und so, also das ist sicherlich auch ein Pluspunkt, wenn es mal nicht so gut klappt mit der Schwangerschaft und das ist ja einfach wirklich immer wieder ein Thema, worüber man sich vielleicht in einer ersten Schwangerschaft auch nicht so viele Gedanken macht. Aber es geht ja einfach doch immer mal auch schief und auch dafür ist die Allgemeinmedizin, glaube ich, ein Fach, wo man wirklich ganz gut auch aufgefangen werden kann dann eben, weil auch diese Bindung zum Team gut ist und die Bindung zu den Patienten auch. Also ja, für mich war das auf jeden Fall damals sehr hilfreich. Danke dir fürs Teilen, Beate. Ich finde es total gut, dass du das erzählst. Bei mir in der Familie, das erste Kind von meinen Eltern ist gestorben und das ist so ein ewiger Trauerflor. Jede Schwangerschaft galt gar nicht, bis das Kind da war. Das war auch immer schlimm, wirklich immer schlimm und zwar immer etwas sehr angstbesetztes. Deswegen kann ich das so mit diesen zwölf Wochen. Ich habe niemals jemandem was erzählt vor der zwölften Woche genau deswegen. Und wir brauchen da auch einen Plan für, wenn es nicht klappt, weil es klappt ja nicht alles im Leben. Deswegen finde ich das eigentlich gut, wenn darüber jetzt so anders gesprochen wird und auch offener gesprochen wird, weil ich finde, so ist es ja und so ist es für unsere Patienten und so ist es für uns privat. Das finde ich gut, wenn es da anders drauf geschaut wird. Ja, es erzeugt halt unnötig viel Druck, der nicht sein müsste, wenn man offener miteinander redet. Ja, und man muss einen Schmerz verbergen, der da ist. Und warum darf man sich nicht trösten lassen? Warum muss man noch so tun, als wäre das nicht so schlimm oder was auch immer? Die Patienten teilen ihre Lebensgeschichte mit uns und dann freuen die sich auch manchmal, wenn die, also zumindest war das bei uns so, dass die sich dann auch immer gefreut haben. Ach, wie alt ist denn ihr Kind? Und ich weiß noch, und da hatten sie den Bauch. Und dann haben die das Gefühl, da ist man nicht so Arzt, sondern auch so ein bisschen Mensch. Das ist, glaube ich, für Patienten auch hilfreich, weil wir denen ja auch oft sagen, ich weiß nicht, das mit dem Gewicht stimmt nicht so ganz. Also die müssen ja all ihre Schwächen uns offenbaren und ich glaube, es funktioniert besser, wenn man selber als Mensch rüberkommt und nicht als so einer, der alles immer super hinkriegt. Absolut, sehe ich auch so. Also ich habe das relativ häufig, dass irgendwelche Mütter kommen und sagen, dass es bei ihnen nicht so läuft und mir das dann eigentlich nicht erzählen wollen, weil sie die Illusion haben, bei uns wird alles super laufen. Das stimmt überhaupt gar nicht. Und dann bin ich auch freizügig mit allen Geschichten des Scheiterns und das war an dieser Tag und das hat nicht geklappt. Einfach damit die wissen, hey, das ist so nicht. Das funktioniert ganz gut, hoffe ich. Ja, ganz herzlichen Dank. Dann kommen wir langsam zum Abschluss dieser Folge. Ich würde euch beide aber natürlich gerne noch fragen, was würdet ihr den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung zu dem Thema mit auf den Weg geben? Also aus meiner Sicht ist es so, dass Kinder ein riesiges Geschenk sind und, Jetzt geht es wieder los. Das ist das große Geschenk. Also aus meiner Sicht sind Kinder ein riesiges Geschenk und wer sich dazu Gedanken macht, der sollte lieber nicht zu viel planen, denn letztlich kommt doch alles anders, als man denkt. Aber Kinder haben ja auch diese Fähigkeit, wenn die hinfallen, dann stehen die sofort wieder auf und das sollte man sich einfach bei ihnen abgucken, finde ich. Aus meiner Sicht ist es sonst noch wichtig, dass man sich so viel Unterstützung holt wie möglich. Das heißt, dass man nicht davon ausgeht, dass man alles noch so gut machen kann wie vor einer Geburt. Und da ist ein gutes Netzwerk einfach super wichtig. Ja, das kann ich nur unterstützen und ergänzen. Ich finde es, also natürlich, ich habe mich auch sehr auf und über Kinder gefreut und ich lebe gerne mit Kindern und ich finde es gut und wichtig, dass man sich helfen lässt, dass man auch Hilfe einfordert, dass man nicht glaubt, alles alleine schaffen zu müssen. Das finde ich wichtig. Das haben wir ja auch schon besprochen. Irgendwo bleibt man dann auch selber auf der Strecke. Deswegen ist es gut, wenn die Gesellschaft hat eine Aufgabe, finde ich, das Leben mit Kindern zu erleichtern. Und das muss man ihr immer auch wieder abverlangen. Und das darf man ihr auch abverlangen, finde ich, als Mutter, als Vater, als Familie und es ist ganz viel möglich. Wichtig ist, dass man so seinen eigenen Weg verfolgt und dass man seine eigenen Wünsche verfolgt und wegen der Lebensweisheit, nach der manchmal gefragt wird. Ich habe tatsächlich eine, die ich mir immer so vorsage, auch wenn Tage mal nicht so gut laufen und das ist von Thomas Mann. Der hat mal gesagt, wer es schwer hat, der soll es auch gut haben. Und es ist nicht alles einfach und dann ist es wichtig, einfach mal zu gucken und jetzt möchte ich es auch gerne gut haben. Ja, das ist schön. Dann lassen wir es uns doch heute mal noch gut gehen. Ganz vielen Dank für das Gespräch. Ja, ganz vielen Dank für die Einladung. Ja, wir hoffen, diese umfangreiche Folge hat euch Spaß gemacht. Was natürlich heute nicht Thema war, sind andere Arten Familie zu leben. Zum Beispiel Alleinerziehende, Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Wenn ihr da Erfahrungen habt von Familie während der Weiterbildung, die ihr gerne mit uns teilen möchtet, dann schreibt uns gerne jederzeit an. In der nächsten Folge sind dann Britta und ich wieder für euch da, Und zwar zusammen mit Martina Teschner, die einen Quereinstieg in die Allgemeinmedizin gemacht hat und über ihre Erfahrungen damit berichten wird.