Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 36 Episoden

Zusammen ist man weniger allein: Berufliche Netzwerke - mit Catharina Escales

01.08.2022 39 min

Zusammenfassung & Show Notes

Du fühlst dich manchmal allein in der Weiterbildung? Genau damit können Netzwerke und die
richtigen Ansprechpartner helfen! 
In dieser Folge führen dich unser Gast Catharina Escales aus Hamburg und Beate Müller gemeinsam durch die Vielfalt an Vernetzungsmöglichkeiten -  von der DEGAM bis zu den MumDocs - von regional bis bundesweit. 
Sie sprechen darüber, dass man nicht immer alleine Lösungen finden muss, wie du von Netzwerken profitieren kannst und wie du selbst die großen Räder der Allgemeinmedizin aktiv mitgestalten kannst.
Schau außerdem auf unserer Webseite vorbei, denn in unserem Mentoringprogramm findest du
Antworten auf deine Fragen!
 
Shownotes:

 Shownotes:

Transkript

Music. Hi und schön, dass ihr heute wieder bei Wege der Allgemeinmedizin reinhört. Heute soll es ja um das Thema Netzwerke, Verbände, Plattformen gehen und um das, nennen wir es mal, berufliche Drumherum der Allgemeinmedizin. Unser Gast ist Katharina Escales, die selbst in einigen verschiedenen Netzwerken unterwegs ist. Mit ihr und Beate sprechen wir heute darüber, was die beiden alles so machen und schon gemacht haben, was sie besonders hilfreich fanden und was ihnen geholfen hat zu priorisieren. Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören. Hallo zu einer neuen Folge Wege der Allgemeinmedizin. Ich bin Maria, Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum Weiterbildung und heute aus Frankfurt. Wir haben nämlich heute eine sehr bundesweite Folge für euch. Beate ist nämlich aus Köln zugeschaltet. Hi Beate. Hallo, ich bin Beate. Ich bin Allgemeinärztin und am Institut für Allgemeinmedizin in Köln in Forschung, Lehre und Patientenversorgung tätig. Und heute ist Katharina bei uns. Hallo in die Runde. Und zwar aus Hamburg. Katharina, vielleicht magst du dich einfach mal kurz vorstellen für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die dich noch nicht kennen. Ja, gerne. Mein Name ist Katharina Escales. Ich bin Fachärztin für Allgemeinmedizin und lebe in Hamburg. Mein beruflicher Schwerpunkt ist in Schleswig-Holstein. Ich bin da wissenschaftliche Mitarbeiterin an der CAU zu Kiel und habe die Freude fürs Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein tätig zu sein. Da darf ich mich um das Curriculum kümmern und die Schulungstage für die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung gestalten und außerdem das Mentoring für Schleswig-Holstein koordinieren. Ja, voll schön. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, bei uns zu sein. Katharina, wir fragen alle unsere Gäste zu Anfang, wie denn so ihr Weg in die Allgemeinmedizin war. Wie war das denn bei dir? Das ist aber eine schöne Frage. Ja, die Allgemeinmedizin und ich, wir haben relativ früh zusammengefunden. Eigentlich habe ich damit schon immer geliebäugelt, muss ich sagen, und konnte mich im Studium, ich glaube viele von uns, nicht so ganz entscheiden, weil es war ja so vieles spannend. Und gerade an der Uniklinik wird man ja auch von den Nicht-Allgemeinmedizinerinnen mit vielen Vorurteilen konfrontiert, was die Allgemeinmedizin angeht. Und ich hatte damals das große Glück, dass während meines Studiums die erste Nachwuchsakademie von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin ausgeschrieben wurde. Also ein Stipendiatenprogramm, wo immer zwölf Studierende gefördert werden für drei Jahre. Nicht monetär, sondern auf andere Art und Weise, aber eben mit nützlichen Informationen, Veranstaltungen und Netzwerken sowie Kongressteilnahmen. Und damals gehörte ich zu der ersten Gruppe der Stipendiaten, also Kohorte A und habe in meine Bewerbung vorher schon reingeschrieben, ob man sich auch bewerben darf, wenn man noch nicht hundertprozentig überzeugt ist von der Allgemeinmedizin, aber gerne hundertprozentig überzeugt werden würde. Ach ja. Das ist eine schöne Formulierung. Das hat offensichtlich gezogen. Das hat wohl gezogen. Also sie haben mich genommen. Und es war damals in Frankfurt das erste Kennenlernen. Und bei der Vorstellung habe ich dann auch gesagt, ich oute mich jetzt mal. Ich bin noch nicht sicher, aber fast sicher und ich würde mir wünschen, dass ich sicher werde. Und am Ende vom Wochenende habe ich gesagt, jetzt bin ich sicher. Ich bin überzeugt, ich mache den Facharzt Allgemeinmedizin. Ich bin an Bord und freue mich. Inwieweit warst du da im Studium? Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, ich war verhältnismäßig alt. Ich war schon gut zwei Jahre vor dem Staatsexamen, also relativ weit und gefördert wird ja maximal drei Jahre. Ich glaube, heute würde ich nicht mehr gefördert werden. Ich glaube, heute wäre ich ein Semester zu alt gewesen oder zwei. Aber hat ja geklappt. Sehr schön. Und du hast es seitdem nicht bereut? Im Gegenteil. Also gerade dieses Netzwerken über die Nachwuchsakademie und dann dadurch über die Jade und die Degam, das hat mich immer sehr motiviert. Es gibt so viele schöne Bereiche, in denen man ganz aufgehen kann, wo man sich engagieren und vernetzen kann. Und immer wieder sprechen viele von der Degam-Familie. Ich muss ehrlich sagen, für mich ist es tatsächlich aufgegangen. Es ist wie mit Familienstrukturen. Man kennt sich, man grüßt sich, wie mit näherer oder entfernterer Verwandtschaft. Man hat miteinander zu tun, man trifft sich bei den Anlässen und man weiß, an wen man sich für was wenden kann. Und wenn man es gerade selber nicht weiß, dann weiß es jemand aus dem Netzwerk. Ich persönlich finde das sehr schön. Erzähl noch einmal bei der Nachwuchsakademie, mir ist die natürlich ein Begriff, aber ich weiß jetzt nicht, wie dann die sozusagen die Nachsorge ist. Also trefft ihr euch regelmäßig noch? Gibt es dann irgendwie ein strukturiertes Programm oder wie läuft das? Ja, die Nachwuchsakademie hat tatsächlich auch ein Alumni-Programm und ein Alumni-Netzwerk. Es gibt verschiedene Gelegenheiten, wie die Alumni in Austausch treten können. Die meisten Kohorten sind danach im privaten Rahmen noch auf die ein oder andere Art vernetzt über die sozialen Medien. Darüber hinaus gibt es aber von Anke Schmid organisiert Seminare beziehungsweise Fortbildungen, die auch und gerade für Alumni sind. Also manche sind sowohl für aktuelle Teilnehmenden und Stipendiaten als auch für Alumni und manche nur für Alumni. Dann gibt es Begegnungsmöglichkeit jeweils bei den Kongressen, dass da eben auch zu einem Abend für die Stipendiatinnen und Stipendiaten und für die Alumni eingeladen wird. Wenn du jetzt von Kongressen sprichst, das sind immer die Degam-Kongresse, richtig? Ja, beim Degam-Kongress jeweils gibt es dann eben auch einen Vernetzungsabend. Und dann gibt es jetzt auch noch mich. Ich bin jetzt mit für die Stipendiatenbetreuung in Norddeutschland zuständig, was mich sehr freut. Bin aber auch Ansprechpartnerin für die, die keine Stipendiatinnen und Stipendiaten mehr sind und die Coaching-Anfragen haben. Eben zum Beispiel zu dem Thema die eigene Weiterbildung, den Weg in der Allgemeinmedizin gestalten. Das klingt super spannend und wir sind damit eigentlich schon so richtig mitten in unserem Thema für heute gelandet. Vielleicht verliereich dazu nochmal zwei Sätze, bevor wir dann zum Coaching auf jeden Fall bestimmt noch Fragen haben. Und zwar gleich als Hintergrund für euch, die jetzt zuhören. Wir hören immer mal wieder so als Frage, hey, es gibt wahnsinnig viele Fachgesellschaften, Netzwerke, Bündnisse, Verbünde etc. pp. Und man weiß nicht so richtig, was ist davon sinnvoll für mich? Was kann ich während des Studiums schon machen? Was hilft mir in der Weiterbildung? Habe ich denn dafür überhaupt Zeit? Lohnt es sich? Und damit einher gehen natürlich auch super viele Abkürzungen, von denen jetzt einige auch schon gefallen sind. Jade, Degam, hier in Hessen gibt es die HESA. Und auf die alle kommen wir in der Folge noch. Aber vielleicht so, das ist unser Aufhänger, worum es heute gehen soll, was Katharina, du und du, Beate, so macht oder gemacht habt neben eurer Weiterbildung und was so hilfreich war und was nicht. Und vielleicht als kleiner Hinweis dazu, weil es eben so viele gibt, können wir auch keine vollständige Liste euch heute in der Folge natürlich zusammenstellen oder sowas. Es soll mehr darum gehen, was subjektive Eindrücke von euch beiden sind. Und falls ihr, die uns jetzt zuhören, noch irgendwelche Ideen habt, noch was anderes kennt, was wir jetzt nicht erwähnt haben, schreibt uns total gerne und genau, dann kriegen wir vielleicht zusammen so einen Überblick über diesen Dschungel an Netzwerken und Abkürzungen. Und jetzt aber zurück zu diesem spannenden Thema Coaching dann in Weiterbildungsanfragen. Katharina, vielleicht magst du dazu nochmal ein bisschen was erzählen, das klingt super spannend. Ja, das ist auch wirklich ein schönes Thema. Natürlich gibt es deutschlandweit verschiedene Bereiche, apropos Netzwerk, wo man Fragen stellen kann. Welche Fächer sollte ich wählen während meiner Weiterbildungszeit? Was brauche ich denn unbedingt und was brauche ich, je nachdem, wo ich hin möchte? Welche Schwerpunkte möchte ich später setzen als Zusatzqualifikation? Kann ich mir das anrechnen lassen, wenn ich das schon während der Weiterbildungszeit mache? Brauche ich dieses Thema während der Weiterbildungszeit, um herauszufinden, will ich die Zusatzqualifikation oder in einer entsprechenden Praxis. Oder aber sage ich, ich mache das auf jeden Fall, aber ich kann es mir in der Weiterbildungszeit gar nicht anrechnen lassen. Ja, dann gehe ich vielleicht lieber in einen anderen Fachbereich, weil die Zusatzqualifikation, die mache ich ja nach meiner Facharztprüfung. Ihr seht, da sind Fragen über Fragen und da ist das Thema, wann ist der richtige Zeitpunkt für Klinikzeit? Weil Klinikist nicht nur böse, Klinikhat auch Vorteile, wie wir ja zum Glück wissen. Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Praxis? Das sind auch wichtige Fragen. Thema Familie, Work-Life-Balance, da spielt so vieles rein. Und nicht immer lebt man in einer Region, wo die Vernetzung vor Ort so gegeben ist, dass das Netzwerk vor Ort all diese Fragen beantworten helfen kann. Und deswegen braucht man Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, Stichwort Mentoring, auf verschiedenen Ebenen, die einem da weiterhelfen können. Und für manche habe ich dann eben die Freude, in diese Rolle schlüpfen zu dürfen. Und entweder mache ich das über die DESAM, über die Nachwuchsakademie oder aber in meiner Rolle am Kompetenzzentrum in Schleswig-Holstein für alle Ärzte und Ärzte in Weiterbildung, die eben in Schleswig-Holstein tätig sind. Und ich mache es eben gerne auch für diejenigen aus der Regionalgruppe der Jungen Allgemeinen Medizin Hamburg, also der Jade-Gruppe in Hamburg, die sich mit solchen Fragen dann an unsere Runde wenden, aber manchmal auch mit den alten Häsinnen von uns in Einzelgespräche gehen. Ich mache das tatsächlich gerade auch ehrenamtlich überregional, weil ich bei der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland seit letztem Herbst im Vorstand bin und ich bin zuständig für Fragen rund um das Thema Weiterbildung. Das heißt, ich helfe da wirklich herzlich gerne. Manchmal kann ich eben nicht im Detail weiterhelfen, weil ich in einer anderen Region ansässig bin und dann versuche ich natürlich die Kontakte dahin herzustellen, wo regional jemand helfen kann. Ja, es klingt toll. Es gibt ja die Kompetenzzentren auch bundesweit. Das haben wir, glaube ich, auch schon ein paar Mal erwähnt im Podcast. Das heißt, da würden wir auch wie immer einfach Infos in die Shownotes packen und klickt euch einfach mal durch, was es bei euch so vor Ort auch gibt sonst. Und wenn ihr euch gerade angesprochen fühlt, was das angeht und zu Kompetenzzentren auch dazugehört, ihr dürft euch natürlich auch Themen wünschen. Dann ist das etwas, was bestimmt auch gehört wird und langfristig geplant werden kann. Wie kann ich eine Weiterbildungszeit für mich individuell gestalten? Was muss ich dazu wissen und welche Bausteine gibt es eigentlich? Das könnte man auch anbieten. Genau, das sind so Themen, das merken wir auch in unseren Mentoring-Gruppen immer, die so ein bisschen untergehen und wo auch viele denken, das müssen sie irgendwie alleine hinkriegen. Und die haben dann eine Weiterbildungsordnung einfach vor sich und dann los geht's, ab in deine Weiterbildung. Deswegen finde ich es total schön, dass ihr nochmal so herausstellt, nee, muss man gar nicht alleine machen, vielleicht selbst, aber eben nicht alleine. Und weil wir jetzt schon gesagt haben, es gibt super, super viel, würde mich mal interessieren, was habt ihr beide denn ganz konkret gemacht? Also Katharina, du hattest jetzt schon das Stipendium erwähnt. Seid ihr beide noch Mitglied in irgendwelchen anderen Netzwerken, Gesellschaften? Was gibt es noch so, was hilfreich ist? Mein Engagement hat im Grunde auch im Studium angefangen. Und ich war in der BVMD sehr aktiv, also in der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland. Und war dort auch zwei Jahre im Vorstand. Und das war einfach eine sehr bereichernde Erfahrung. Was ich auch jedem ans Herz legen kann, wendet euch an eure lokale Fachschaft, denn das sind natürlich die Ansprechpartner oder das sind die Orte, an denen man eben auch was bewegen kann, wenn einem was nicht so gut gefällt. Und genau, das heißt, diese BVMD-Zeit war für mich sehr prägend und die endet dann aber natürlich zwangsläufig mit dem Studium. Dann gibt es natürlich auch eine BVMD-Alumni-Sektion, in der man sich noch beteiligen kann. Aber ansonsten bin ich dann relativ zügig im PJ in den Ärztinnenbund eingetreten und da war ich in der Regionalgruppe Frankfurt und ich muss sagen, da war ich selber jetzt gar nicht so richtig aktiv im Sinne von, ich habe irgendwas mitgestaltet oder Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Aber ich fand den Ärztinnenbund, vor allem diese Regionalgruppe immer sehr inspirierend. Es waren einfach tolle Frauen, mit denen man sich super gut austauschen konnte. Auch das, was einen vereint, ist eben, dass es alles Ärztinnen sind. Aber ansonsten sind da Chirurginnen, Orthopädinnen, Dermatologinnen, Allg emeinärztinnen, wirklich so die ganze Bandbreite. Und das macht diesen Verein einfach so bunt und schön, wie ich finde. Ja, ich persönlich bin neben der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und verschiedenen Sektionen, wo ich mich da engagiere und neben der JADE, der Jungen Allgemeinmedizin, regional und überregional, noch im Deutschen Hausärzteverband. Da mache ich Vorträge für das Institut für hausärztliche Fortbildung, bin Regionalsprecherin vom Forum Hausärztinnen für Hamburg und organisiere da Netzwerktreffen und habe auch die Freude, in der Ärztekammer in Hamburg in zwei Ausschüssen vertreten zu sein. Und bin außerdem jetzt, seit ich in Kiel und Schleswig-Holstein tätig bin, auch Mitglied bei der Gesellschaft für Hochschullehre in der Allgemeinmedizin. Da schließt sich jetzt nahtlos die Frage für mich an, Katharina. Ich weiß nicht, ob du Harry Potter kennst, so der Generation gehörst, aber hast du einen Zeitraumkehrer? Wie machst du das alles? Ja, habe ich, aber das muss ja rausgeschnitten werden. Das darf ich ja nicht verraten, sonst klaut mich jemand. Für mich ist die große Lebensfrage immer, womit fühle ich mich wohl, was erfüllt mich und was macht mich glücklich? Das meine ich wirklich ernst. Ich habe die große Freude und das große Glück, dass ich einen Ehemann habe, der mich darin auch sehr bestärkt, dass es sehr wichtig ist, sich so etwas zu fragen. Und wir machen das wirklich regelmäßig zum Jahreswechsel, dass wir überlegen, was uns erfüllt und was uns gut tut. Und ich habe den großen Anspruch, dass das meiste, was ich im Leben tue, beruflich wie beim Engagement rund um Soziales und Beruf, etwas ist, was mich erfüllt und woran ich glaube. Das heißt, das eine sollte für mich die Abwechslung vom anderen sein. Und wenn ich merke, etwas wird in irgendeiner Form eine Last, dann sollte ich das abgeben, weil dann ist es nicht mehr die richtige Zeit im Leben dafür. Und da sollte man auch ehrlich zu sich sein und auch ehrlich zu denen, die da sonst mit involviert sind. Weil ich glaube, genau wie man schlechte Medizin macht, wenn man in Bereichen arbeitet, wo das Herz nicht für schlägt, macht man auch schlechte Projekte und schlechtes Engagement, wenn man sich da eigentlich längst von verabschiedet hat oder es gerade einfach nicht passt. Dafür ist das Leben zu schade, wir wissen nicht, wie lange es dauert. Also frage ich mich, was tut mir gut und ich versuche mit mir ehrlich zu sein in den Punkten, wofür mein Herz gerade schlägt und wo ich Energie hineinstecken möchte. Momentan ist das bei mir das große Thema, alles rund um die Weiterbildung und die Weiterbildungsvernetzung und alles, was sich da gegenseitig befruchtet und das tun diese Dinge, da schließen sich ja für mich die Kreise. Wenn ich da in der Sektion Fortbildung bin und Sprecherin beim Projekt CME zusammen mit Sandra Blumenthal sein darf und junge Nachwuchsreferierende gewinne, dann ist das ein Aspekt für gute Weiterbildung in der Zukunft. Wenn ich beim Kompetenzzentrum in Schleswig-Holstein da die Schulungstage gestalten darf, dann ist das ein anderer Bereich. Und wenn ich in der Gesellschaft für Hochschullehrer in der Allgemeinmedizin tolle Inspiration bekommen darf, super Netzwerkideen mitbekomme und von schönen Gesprächen und tollen Referierenden profitieren kann, dann ist das ein weiterer wunderschöner Aspekt. Und wie gesagt, das eine führt dann positiv zum anderen. Was ich nicht parallel machen kann, ist mit Sea Shepherd in See stechen oder bei Ärzte für die dritte Welt drei Monate im Jahr im Ausland sein. Das muss vielleicht warten auf einen anderen Lebensabschnitt, wo es einmal gut passt. Aber momentan ist das mein großes Herzensthema und dann kommt eines Hand in Hand zum anderen. Es sind zwei tolle Aspekte, die du ansprichst, die ich nochmal hervorheben möchte, nämlich einmal die eigenen Grenzen zu reflektieren und zu kennen und auch wirklich aufs Herz zu hören und auch auf den Verstand natürlich, wenn dann doch mal was zu viel wird und das du auch ansprichst. Es gibt natürlich wahnsinnig viele berufliche Netzwerke, aber das sind ja nicht die einzigen, die euch in der Weiterbildung und auch in der Tätigkeit dann später als Fachärztin oder Facharzt unterstützen. Die Privaten gehören da natürlich genauso dazu, sei es jetzt Familie, Partnerin, Partner. Hauptsache, man macht sich mal bewusst, wo man sich hinwenden kann, mit welcher Frage oder welchem Anliegen. Und genau, ich hoffe, dass die Folge einfach vielleicht ein paar Leuten dafür so einen kleinen Anstoß gibt, da sich einfach mal umzuhören oder umzuschauen. Ich wollte ganz kurz noch gern zum Hausärzteverband zurück, weil ich glaube, das ist so ein Wort oder so ein Begriff, der ganz, ganz vielen dann früh auch schon begegnet. Da gibt es einerseits eine bundesweite Struktur, aber auch da gibt es dann die regionalen. Ist das richtig? Ja, also wie du es schon richtig gesagt hattest, beim Hausärzteverband ist eine sowohl übergeordnete Struktur, ähnlich wie bei der jungen Allgemeinmedizin, wo wir ja eben waren, wo es auch ein deutschlandweites Netzwerk gibt, gibt es dort deutschlandweite Aufgaben. Und da sind natürlich Schwerpunkte Gesundheits- und Berufspolitik. Und dann gibt es die jeweiligen regionalen Hausärzteverbände mit ihren regionalen Aufgaben. Natürlich werden davon dann die Entscheidungsträger für das große Netzwerk entsendet. Ich persönlich bin kein großes Licht in der Gesundheitspolitik oder in der Standespolitik unseres Berufes, auch wenn ich das sehr bewundere, wenn das Leute machen, sondern ich bin da wirklich nur lokal aktiv und da aber mit Elan. Das heißt, in Hamburg habe ich die Freude, das Forum Hausärztinnen als Sprecherin zu vertreten. Dort haben wir einmal im Quartal ein Netzwerktreffen mit CME-zertifizierter Fortbildung und tauschen uns zu aktuellen gesundheits- und berufspolitischen Themen aus, die uns gerade bewegen. Das heißt, das kann, soll und darf auch Kolleginnen bestärken, sich dann für bestimmte Ämter zu bewerben, für bestimmte Ämter hoffentlich wählen zu lassen und sowohl regional als auch überregional dann aktiv zu werden. Unsere Vorsitzende vom Hausärzteverband in Hamburg ist Jana Husemann, die das Thema eben auch sehr fördert, was ich auch sehr schön finde. Ja. Und ich weiß zumindest vom Hausärzteverband Hessen auch, dass die schon wirklich auch einen Blick haben für den Nachwuchs und sich natürlich freuen, wenn da sich Leute aktiv einbringen und eben auch die Meinung und die Interessen der Nachwuchsärztinnen und Ärzte mit in so einen Verband reinbringen. Das ist natürlich super wichtig. Richtig. Und habt ihr da einen Tipp, wenn man jetzt vielleicht noch gerade einen Schritt davor ist und denkt, hey, ich merke, mir fehlt was, ich bräuchte was, aber es gibt so viel, ich weiß nicht genau, also ich habe noch keine konkrete Anlaufstelle, wo ich eine Telefonnummer rausgefunden habe oder sowas. Gibt es irgendwo eine Übersicht über alle diese Netzwerke, Verbände, die es gibt? Oder wie seid ihr das vielleicht auch persönlich angegangen, erstmal so rauszufinden, was hilfreich ist überhaupt? Also ich glaube, eine Übersichtsseite gibt es wahrscheinlich nicht, aber das können wir ja vielleicht mit unseren Shownotes etablieren. Wir versuchen es. Also ich finde, es ist durchaus legitim, dass man sich erstmal fragt, so wie Katharina das auch sagt, was tut mir gut, beziehungsweise was will ich denn eigentlich für mich aus dieser Sache. Denn wenn man nur die Bedürfnisse der anderen befriedigt, das geht ja auf Dauer nicht gut. Das heißt, ich überlege mir zum Beispiel beim Ärztinnenbund, die haben ein super gutes Mentoring-Programm, wäre das vielleicht was für mich? Oder auch diese Nachwuchsakademie, wenn ich jetzt noch im Studium bin. Und dann, wenn ich dann einmal Fuß gefasst habe in so einer Struktur und die Leute auch ein bisschen kennengelernt habe, dann glaube ich, kann man von da aus dann auch weiterschauen, was wäre denn jetzt das Nächste. Ich möchte mich jetzt einsetzen für gute Weiterbildung oder für ein bestimmtes Thema. Zum Beispiel, das ist ja bei mir immer das wiederkehrende Thema, Klimawandel und Gesundheit. Das heißt, in der DGAM bin ich auf den Kongressen und auch in der AG Klimawandel und Gesundheit, weil mir dieses Thema so sehr am Herzen liegt und ich möchte das fördern. Deswegen bin ich in dieser AG. Gleichzeitig sind das alles super nette, engagierte Leute und ich baue da mein Netzwerk auf. Das heißt, es ist immer so ein, so ein Geben und Nehmen, aber es ist auch wichtig, sich einfach zu überlegen, was will ich denn selber, was ist der Zweck dieser Tätigkeit für mich, was gewinne ich auch vielleicht dadurch. Und wenn das sozusagen nur gute Gespräche sind, das ist ja auch völlig legitim. Ich glaube, das ist wichtig, dass man sich das am Anfang einmal überlegt oder immer wieder überlegt. Da ist, glaube ich, Beate, in dem, was du sagst, der eigentlich wichtigste Kern enthalten. Diese Grundfrage, was brauche ich denn eigentlich? Was brauche ich für mich und was brauche ich für Strukturen und was brauche ich für Netzwerke? Wo habe ich denn vielleicht eine Lücke oder was kostet mich Kraft? Oder andersrum, wo habe ich ganz viel Energie und möchte mich engagieren? Das ist ja die Schlüsselfrage im Privaten wie auch beim beruflichen und beim Netzwerken und da kommen wir immer wieder drauf zurück. Ich denke, wenn man erstmal in einem nützlichen Netzwerk ist und wenn man im Austausch mit Personen ist, dann ist es ganz wichtig, das dann eben auch zu kommunizieren. Hör mal, ich denke da und da drüber nach. Hast du da einen Impuls für mich? Hast du eine Idee? Weil keiner kann wissen, was es alles gibt. Ich glaube, selbst wir kennen wahrscheinlich noch gar nicht alle Unter-AGs und Sektionen und Interessenskreise und Stammtische und so weiter und so fort, sondern da öffnen sich immer wieder Türen eben durch die Netzwerke. Und das ist das Wunderschöne, wenn man erstmal den Fuß in der Türe hat und dann den Mund aufmacht und kommuniziert, dass man dann Hand in Hand gehen kann mit den Möglichkeiten, die sich da eröffnen. In der DGAM zum Beispiel gibt es ganz viele Sektionen. Also da kann man auch auf der Homepage einmal schauen. Da gibt es einfach wirklich diverse Sektionen und Unter-AGs. Und zum Beispiel beschäftigt sich die DGAM auch sehr intensiv mit Leitlinien. Da gibt es eine Leitlinienkommission. Diese Leitlinien sind einfach total wichtig für unser Fach und für die tägliche Arbeit in der Praxis. Wenn man sich da einbringen möchte, ist das sicherlich auch sehr lohnend und sinnvoll und gibt einem sicherlich auch viel zurück. Wichtig ist da glaube ich der Impuls, es wird wirklich Nachwuchs gesucht und Nachwuchs ist wirklich gewünscht. Oft denkt man auch da, oh die große Fachgesellschaft, vielleicht kratzt man all seinen Mut zusammen, fährt auf einen Kongress und setzt sich bei der einen oder anderen Veranstaltung rein und dann ist man aber immer noch nicht bei diesen Sektionen an Bord. Und ich war damals unglaublich aufgeregt, als ich mich bei der Ständigen Leitlinienkommission gemeldet und gesagt habe, Mensch, ich hätte da Interesse dran, ich möchte gerne lernen, wie das funktioniert und vielleicht kann ich ja mal ein bisschen zuarbeiten und reinschnuppern. Und ich war unglaublich aufgeregt bei diesem ersten Kongress, bei dem ich damals dabei war. Und im Endeffekt gibt es dafür ja wunderschöne Möglichkeiten, dass man eine Leitlinie mal von der Pike auf ein bisschen begleitet, mitbekommt, wie Aufgaben verteilt werden, wie das jeweils so entsteht, wie da die Abstimmungsprozesse sind und nach und nach wächst man hinein, vielleicht ist man irgendwann Patin und dann irgendwann schwuppdiwupp ist man mit gebucht und sitzt bei 1, 2, 3 Leitlinien dann als Autorin mit an Bord. Das sind Möglichkeiten, die sich eröffnen und die Arbeitsgemeinschaften, die AGs und die Sektionen, die suchen. Wir haben gerade kürzlich das Thema gehabt beim Projekt CME, dass wir in ganz Deutschland Referierende suchen, die Lust haben, sich für ihr Fachbereich zu engagieren und eben sich trauen, in der einen oder anderen Größe auch Referierende zu sein, Weiterbildung und Fortbildung zu gestalten. Das heißt nicht, dass man sofort an der größten Uniklinik weit und breit einen Hörsaal füllen muss und da vor so vielen Leuten steht. Das kann wirklich auch heißen, Mensch, Ich melde mich beim Projekt CME, ich sage, ich habe Interesse, ich bringe vielleicht die einen oder anderen Schwerpunkte mit, vielleicht aus einer Ausbildung vorher, vielleicht aus einer Zusatzqualifikation, wer weiß. Und dann gucke ich, dass ich mich vernetze. Vielleicht möchte ich als Tandem einen Vortrag konzipieren, vielleicht brauche ich eine Mentorin oder einen Mentor für ein bisschen mehr Input. Vielleicht habe ich Lampenfieber und möchte vor einem lokalen Jade-Stammtisch üben, bevor ich mich dann ans IHF traue oder eben ans lokale Kompetenzzentrum. Und das ist alles möglich und das ist einfach wunderschön, wenn man sich traut, da die ersten Schritte hineinzugehen. Es lohnt sich. Wenn das mal kein tolles Plädoyer dafür ist, es einfach mal zu machen und einfach mal zu versuchen. Übrigens das Thema nützliche Netzwerke finden auch da. Alle können bei ihren Kompetenzzentren sagen, ich hätte da bitte gerne ein Seminar zu. In Hamburg und in Schleswig-Holstein machen wir das. Wir bieten das Seminar Nützliche Netzwerke und Engagement während der Weiterbildungszeit an. Ach, das ist ja toll. Ja, finde ich auch. Macht auch echt Spaß. Und manchen Projekten haben wir dann echt helfen können. Also wenn hier größere Projekte waren, die wirklich Not hatten. Also bei uns hat das Kinderhospiz auf einmal einen Engpass gehabt in der Pandemiezeit. Da haben wir wirklich helfen können, dass dann ein paar Leute die Hand gehoben haben. Ja, ist cool, dass ihr dasso ein bisschen vermittelt, oder? Also gerade für diejenigen, die eine Idee haben, dass sie was machen möchten, aber nicht genau wissen was, sondern es ist so ein bisschen Matching. Finde ich toll. Und jetzt gerade zu diesem CME-Projekt nochmal. Wenn ich jetzt meinetwegen noch Ärztin in Weiterbildung bin oder Arzt in Weiterbildung, stelle ich mir das schon als eine große Herausforderung auch vor. Ist es denn auch umgekehrt so, dass ihr sagt, die Leute, die sich bei uns melden, wenn die Bedarf haben, dann vermitteln wir denen auch eine Rhetorik-Schulung oder sowas in der Richtung? Ja genau, wir sind gerade im Gespräch mit der Gesellschaft für Hochschullehre in der Allgemeinmedizin. Was wir auf jeden Fall jetzt schon haben, ist ein Pool von engagierten Referierenden, von alten Hasen und jungen engagierten Leuten, das ist alles dabei. Es ist einmal ein E-Mail-Verteiler einerseits. Dann gibt es das Angebot, betreut zu werden in dem Punkt, dass man sagt, ich hätte gerne einen Mentor, eine Mentorin für fachliche Fragen und der, diejenige guckt sich dann meinen konzipierten Vortrag an. Das nächste ist aber auch, dass man schauen kann, wer macht denn schon was und dann bei denjenigen hospitieren kann und diesen Vortrag tatsächlich übernehmen darf. Das ist eine besondere Einladung beim Projekt CME. Ich finde das ganz großartig. Ich hatte kürzlich zum Beispiel jemand, der interessiert sich auch sehr für das Seminar von Julia Born und mir zum Thema Reisemedizin. Und derjenige wird zweimal bei uns hospitieren und darf dann dieses Seminar selber halten. Julia und ich werden bestimmt nicht in jedes Bundesland und jedes Kompetenzzentrum fahren können, um Reisemedizin zu halten. Es ist aber leider ein Thema, was in der kleinen Version für die Hausarztpraxis von eben nur 90 Minuten bis drei Stunden Workshop doch recht rar in vielen Bundesländern ist. Das heißt, es wird gebraucht. Also wir freuen uns, wenn das dann jemand in dem Falle übernimmt und es mit in seine Region trägt und dann eben dort an den Kompetenzzentren und in anderen Formaten beim IHF zum Beispiel auch halten mag. Das finde ich gut, dass du das sagst, denn das ist vom Ansatz her ein Konzept, was mir auch wichtig ist. Denn ich finde, man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Gerade bei diesen Themen, wo sich die Forschung vielleicht auch nicht so sehr ändert innerhalb von zwei Monaten. Zum Beispiel habe ich beim Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen einen Workshop gegeben, eben zum Thema Klimawandel und Gesundheit und wie kann man da in der Praxis ansetzen. Und den Vortrag habe ich bestimmt schon an vier, fünf Leute weitergegeben, die haben gefragt, können Sie meine Unterlagen haben. Aber natürlich gerne. Also der Klimawandel ist ausgeforscht. Gerade die Einleitung braucht man sich nicht jedes Mal neu ausdenken. Dann ist es mir wichtig, dass es mehr Leute sind, die dieses Seminar halten, als dass ich das bin mit meinen einzigen alleinigen Folien oder so. Das ist ja Quatsch. Wie oft hat jede von uns schon fluchend und ewig an so einer PowerPoint-Präsentation gesessen. Einfach, weil es ein furchtbarer Aufwand ist, das zu erstellen. Genau, das ist ja eine Sache, die man schon auch pragmatisch angucken muss. Also auch sich fragen muss, was sind denn eigentlich meine Ziele? Was sind meine Karriereziele vielleicht? Und man haushaltet ja in der Weiterbildung und auch später auch oft mit engen Kalendern und Zeitplänen und so weiter. Das klang jetzt auch schon an. Deswegen wollte ich euch beide nochmal fragen, wenn ihr jetzt vielleicht erst mal zu dem Thema, wenn ihr nur eine Sache von all diesen machen könntet, was wäre das? Was wäre für euch persönlich am hilfreichsten? Also, sorry, aber bei mir sind es zwei Sachen. Zum einen die BVMD-Alumni-Signal-Gruppe. Die ist einfach super gut und sehr stützend, auch mal in schwierigen Zeiten. Und dann als aktive Arbeit sozusagen wäre das für mich die DGAM AG Klimawandel und Gesundheit, weil mir da das Thema einfach super wichtig ist und ich den Austausch sehr schätze. Und bei dir Katharina? Dann nehme ich jetzt mal die Vorlage und entscheide mich auch für zwei Dinge. Also das eine ist tatsächlich regional, weil ehrlich gesagt, wo ich die letzten zehn Jahre ohne unsere junge Allgemeinmedizin in Hamburg gewesen wäre und gelandet wäre, da mag ich gar nicht drüber nachdenken. Also wie oft mir unser Netzwerk da geholfen hat, also definitiv regional die junge Allgemeinmedizin. Wir sind in Hamburg wirklich eine sehr, sehr große Regionalgruppe geworden. Ich glaube die größte Regionalgruppe, die es in Deutschland meines Wissens nach gibt. Das zweite, was ich für mich aktuell für die Zukunft wählen würde, ist ein noch relativ unbekanntes Netzwerk. Die nennen sich die MomDocs, die Ärzte-Mummies. Das ist ein deutschlandweites Netzwerk, was in Süddeutschland begründet wurde von Ärztinnen, die auch Mütter sind und die sich untereinander zu verschiedenen Themen rund um Kind, Kittel und Karriere austauschen, vernetzen und bestärken. Du hattest auch gefragt, wenn ich darauf noch eingehen darf, was wir wiederum als förderlich für die Karriere sehen. Und dann ist natürlich die Frage, um welche Karriere geht es? Das eine ist natürlich der Weg in der Allgemeinmedizin generell mit allem, was dazu gehört. Wer sich da noch orientiert, in welche Richtungen es geht, da ist natürlich die junge Allgemeinmedizin wunderbar offen. Dann gibt es den Karriereweg der ambulanten Allgemeinmedizin rund um das Thema Niederlassung, Praxisteilhabe, Praxisgründung, eigene Chefin, eigener Chef werden oder mit Chefin und Chef werden, wo definitiv der Hausärzteverband großartige Strukturen anbietet. Ja, das stimmt. Und dann gibt es den Karriereweg der Allgemeinmedizin mit dem Hinblick, beispielsweise auf Wissenschaft, auf Forschung, auf Institutsarbeit und Uniklinikteilhabe. Und dieser Weg ist natürlich in der deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und in der Gesellschaft für Hochschullehre in der Allgemeinmedizin wunderbar vernetzt. Das heißt, an der Stelle wäre dann das sehr supportiv. So gesehen geht es auch hier wieder darum, wo möchte ich denn hin. Bin ich noch in der Phase, wo ich mich orientieren möchte? Dann ist es gut, wenn ich in mehreren Netzwerken bin, die die unterschiedlichen Interessen abdecken, sodass ich mit Menschen ins Gespräch kommen, die ihre Wege gerade gestalten oder schon gewählt haben, mich inspirieren lassen kann und mehr darüber herausfinden kann, was mein eigener Weg ist. Oder habe ich meine Entscheidung getroffen, dann kann ich mich ganz in das jeweilige Thema stürzen und ganz und gar in ein oder zwei ausgewählten Netzwerken aufgehen. Ja, das ist eine super Strukturierung. Das finde ich richtig, das macht es so greifbar, dieses ganze riesige Umfeld und diese Themenfülle. Ja, vielen Dank euch beiden für den Einblick. Und wenn wir schon dabei sind, was so direkt pragmatisch hilfreich ist, Gibt es denn außerhalb von Verbänden, Netzwerken und Co. Irgendwas, was euch im Alltag hilft, irgendwas, was spannend und hilfreich ist? Ihr habt generell gefragt, was wir supportiv brauchen, was uns unterstützt. Und ich glaube, sehr wichtig, gerade im Hinblick auf die letzten Pandemie-Jahre, die wir erleben mussten, ist die Frage, wie wir Unterstützung erfahren und miteinander mit den Menschen, die uns umgeben. Und da appelliere ich auch immer wieder gerade an diejenigen von uns, die entweder jung in der Medizin sind, in den ersten Berufsjahren, wo man sich ja leider sehr oft über die Arbeit verliert, geschweige denn Freundschaften verliert, als auch an diejenigen, die bei wichtigen Wechseln sind oder gerade aufgrund von familiären Verpflichtungen wenig Zeit für anderes haben, genau darauf zu schauen. Vielleicht weniger abstrakt gesprochen, es ist gut und wichtig, dass man sich regelmäßig mit den wichtigen Menschen in seinem Leben zusammensetzt und hört, wie es einander jeweils geht und was man aber eigentlich vielleicht auch an kleineren oder größeren Dingen gerne ändern würde. Dafür braucht es ehrliche Worte und Zeit für Gespräche. Man hat die nicht in jedem Lebensabschnitt ständig. Ich sitze auch nicht jeden Abend mit einem Whisky vorm Kamin und sinniere über das Dasein. Aber ich würde einmal im Quartal wasEssen gehen mit der besten Freundin, um über manche Dinge zu reden. Genauso wenig missenwollen, wie die Spaziergänge dazu mit meinem Mann oder wie den schönen Abend in der Zigarrenlounge mit meinem besten Freund, wo man einfach mal sagen kann, hey, wie geht's dir denn eigentlich? Und diese klassische, komische, piesackende Bewerbungsfrage, die aber immer wieder gut ist, wo sehen Sie sich in fünf Jahren? An der Frage ist echt viel gutes dran. Ja, an der ist viel dran, ja. Und das muss man sich ab und an mal fragen und gegenseitig fragen. Ich glaube wirklich, dann kann man motivierter und glücklicher im Alltag sein. Ich glaube, ich brauche dir die Frage nach einer Lebensweisheit gar nicht mehr stellen, Katharina, die am Ende normalerweise kaum noch außen. Du hast noch was zu ergänzen. Ach, wisst ihr, ich sage, das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich habe in jungen Jahren während der Schulzeit schon sehr viele Schicksalsschläge erleben müssen. Ich habe viele Menschen beerdigen müssen, die mir selber lieb waren. Wir wissen verdammt nochmal nicht, wie lang dieses Leben ist. Wir haben keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob ihr es wisst, ich lag letztes Jahr richtig lange auf der Intensiv. Deswegen bin ich da wirklich mit so viel Elan dahinter, immer wieder zu sagen, Leute, wir leben in Deutschland. Wir haben das unglaubliche Glück und Privileg, in einem System zu leben, in dem es uns verdammt gut geht. Und ja, wir können hier noch richtig viel ändern und verbessern im Gesundheitssystem und für die Allgemeinmedizin. Keine Frage. Aber hier zwingt uns keiner zu irgendetwas. Wir können wählen. Und wir sind es all denjenigen, die keine Wahl im Leben haben, in so vielen Punkten auch irgendwo schuldig, zu nutzen, was für Potenzial es hier überall gibt. Das ist großartig. Ja, da hast du so recht. Das stimmt. Das muss ab und an mal gesagt werden. Das ist mir wirklich wichtig, das weiterzugeben. Und deswegen mache ich so viel Weiterbildung und Fortbildung und Lehre momentan. Und sage immer wieder, ihr habt die Wahl. Euch zwingt kein Mensch. Klar, wenn man irgendwas zusagt und es verlassen sich Leute auf einen, dann sollte man das auch durchziehen und einen Zeitpunkt wählen, wo man dann auch geschickt abgeben kann. Man sieht sich immer zweimal im Leben und man sollte mit geradem Rücken da rausgehen und sich mit geradem Rücken verabschieden, wenn man merkt, das passt nicht mehr. Durch manche Dinge muss ich vielleicht in meiner Weiterbildung durch. Vielleicht schimpfe ich darüber, dass ich sage, oh Gott, ich muss jetzt noch dieses Jahr Innere machen. Nee, musst du nicht. Du entscheidest dich für ein Gesamtpaket. Du entscheidest dich für den Facharzt. Und wenn du diesen Facharzt in Deutschland machen und leben möchtest, dann hast du bestimmte Auflagen und ganz viel Freiheit. Und ja, wenn zum Beispiel für dich jetzt ein Jahr innere Pflicht ist, dann kannst du aber immer noch wählen, wann mache ich das und wo mache ich das? Was ist dann für mich die beste Zeit und wie mache ich da das allerbeste draus? Weil das Gesamtziel ist dann immer noch das, was du wählst und was für dich stimmt. Und wie hilfreich ist es, sich manchmal einfach genau auf diese Basics nochmal zu besinnen. Was mache ich und wieso? Genau. Ich würde fast sagen, damit schließen wir die Folge. Ganz, ganz vielen Dank euch für die vielen Weisheiten und vielen Einblicke. Es ist natürlich ein Riesenthema, das wir jetzt andiskutiert haben. Ich glaube aber, ohne diesen Anspruch auf Vollständigkeit ist da ganz, ganz viel dabei, was hoffentlich für euch, die zuhören, hilfreich ist. Und genau, vielleicht an der Stelle nochmal der Hinweis, wenn wir irgendwas vergessen haben, was euch wichtig wäre zu nennen, dann schreibt uns gerne. Schaut in die Shownotes, was wir euch da noch so verlinken. Und einfach ein Riesendankeschön an dich, Katharina, und an dich, Beate, dass ihr uns habt teilhaben lassen an euren Netzwerken. Ja, vielen Dank auch von meiner Seite. Vielen Dank euch. Ja, wir hoffen, die Folge hat euch einen guten Überblick gegeben, was man außerhalb der Praxistätigkeit in der Allgemeinmedizin noch so tun kann und wo ihr Gleichgesinnte oder auch Unterstützung finden könnt. Viele der Fragen, die in der Folge aufgebracht werden, sind auch genau die Themen unseres Mentoring-Programms. Wenn ihr also eine berufsbegleitende, entspannt machbare Option sucht, euch mit anderen Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung auszutauschen und von erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten begleitet zu werden, dann schaut sehr gerne bei unserem Mentoring vorbei. In der nächsten Folge geht's dann weiter mit dem Thema Kommunikation als AIW in der Praxis und wir freuen uns auf unseren Gast Thomas Mund und natürlich auf euch. Music.