ZenCast

Sven Precht

! auf ZENdung ! (Candide . revised)

Die beste aller möglichen Welten

23.11.2023 21 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.


 Er hatte mal einen Text gelesen. Das ist schon lange her. Von einem bekannten französischen Philosophen. Aus dem 18. Jahrhundert. Einen Roman oder eine Erzählung. Wie mans nimmt. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Roman und Erzählung? Egal. Also er hatte diesen Text gelesen, der einen seltsamen Untertitel trug: "Die beste aller möglichen Welten". Das bezog sich wieder auf einen anderen deutschen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert. Der soll sich dahingehend geäußert haben, unsere Welt sei die beste aller möglichen Welten. Und der französische Philosoph, der knapp 50 Jahre später lebte, hatte für diese metaphysisch gemeinte Formulierung nur beißenden Spott übrig. Er schrieb diesen Text, der eine Erzählung über das Leben seines Protagonisten Candide ist. Also keine philosophische Abhandlung. Dieser Candide wird im Leben herum gestoßen und gelangt am Ende zur Erkenntnis, dass es das Beste sei, sich einfach nur um seine eigenen Sachen zu kümmern. Seine eigenen Sachen - das sind sein Haus und sein kleiner Garten. Der Rest der Welt mag ihn nicht weiter bekümmern. Und die beste aller möglichen Welten scheint das überhaupt nicht zu sein. Der französische Philosoph hieß Voltaire, mit bürgerlichem Namen François-Marie Arouet, und hatte einen klaren Verstand. Er hatte juristische Grundkenntnisse, wollte aber kein Jurist werden. Er fühlte sich zum Denken, zum Schriftstellern, zur Arbeit eines Aufklärers berufen. Und er schien eine ausgesprochene Abneigung gegen jegliche blümerante Formulierungen aus dem Bereich dessen zu sein, was wir heute als esoterisch bezeichnen würden. Wobei jener deutsche Philosoph, Gottfried Wilhelm Leibniz, alles andere als ein Esoteriker war. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.