! on ZENdung ! 4-06 (Segen der Wiederholung)
07.09.2020 27 min
Zusammenfassung & Show Notes
Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
Das Wiederholen einer einfachen Übung ist das A und O. Jede Übung ist anfangs schwierig und wird mit der Zeit einfacher. Und in jeder Übung tauchen mit der weiteren Dauer neue Probleme auf. Wenn wir Sport treiben – laufen, wandern, klettern, schwimmen, was auch immer – dann stellen wir bald fest, dass uns die körperliche Betätigung mehr als gut tut. Und vielleicht steigern wir uns sogar ein bisschen in diese Disziplin hinein. Bis erste Probleme auftauchen. Muskelzerrungen. Muskelkrämpfe. Schwindelgefühle. Rückenbeschwerden. Stechende Schmerzen im Knie. Es tauchen mitunter laufend neue Probleme auf und lassen einen daran zweifeln, ob diesen Übung wirklich so eine gute Idee ist. Der Punkt ist aber: Wir müssen diese Probleme wahrnehmen und ernstnehmen, wir müssen uns sicher mit diesen Symptomen auseinandersetzen, weil sie nach oben kamen, als wir mit unserer Übung begonnen haben. Doch wir sollten so lange es irgend möglich ist, an dieser Übung festhalten. Vielleicht müssen wir anders laufen. Vielleicht sollten wir besser auf weichem Waldboden laufen anstatt auf asphaltierten Straßen. Vielleicht müssen wir ruhiger schwimmen und nicht versuchen, einem Olympioniken gleich jedes Ruderboot einzuholen. Vielleicht sollten wir auf unseren Körper hören, der uns nicht nur behilflich ist, diese Übung überhaupt zu machen. Unser Körper ist auch ganz einfach UNSER Körper – wir haben keinen anderen und können alles, was wir erfahren, nur mit diesem Körper erfahren. Das ist schon eine erste Lektion, die jeder und jede von uns lernen kann. Und wenn wir bei dieser einen Übung bleiben und nicht täglich neue Dinge ausprobieren, dann tauchen zwar immer wieder neue Probleme auf, doch wir können auch etwas über uns selbst lernen – und das ist das Herz jeder Praxis, ob im Sport oder in der Meditation: Wir können etwas über uns selbst lernen, denn all diese Probleme haben immer etwas mit uns selbst zu tun. Und eine weitere Sache ist so wichtig, dass ich sie immer wieder betonen möchte: Wir dürfen uns selbst auf keinen Fall verurteilen, sondern müssen eine wohlwollende Haltung auch uns selbst gegenüber einnehmen. In der daoistischen Meditation gibt es die Übung des Inneren Lächelns: Ich setze ein Inneres Lächeln auf und lasse dieses Innere Lächeln durch meinen Körper, meine Empfindungen, meinen Geist wandern und alles erleuchten und befrieden. Die Bedeutung des Inneren Lächelns besteht darin, dass ich mich nicht mehr verurteile, sondern im Gegenteil innerlich in den Arm nehme, mich bedanke und eins werde mit dem, was ist.
Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.