ZUSAMMEN WACHSEN - Was Teams wirklich erfolgreich macht

Corporate Storyteller Jürgen Krauß für BRANDAD

Kalli Knöbl, ist ein Nein-Verbot sinnvoll auf Impro-Bühnen und im Arbeitsleben? [3]

Ein Zwiegespräch über Improvisation, Blockaden und Rollenwechsel

04.02.2025 53 min

Zusammenfassung & Show Notes

Was macht es mit einem Impro-Spieler, wenn unmittelbar vor dem Auftritt die Hälfte des Publikums entlassen wird – und können wir daraus etwas für die Teamarbeit lernen? Die Antworten darauf gibt's in Folge 3 von ZUSAMMEN WACHSEN.

In dieser Episode erfahren wir, wie Teamarbeit funktionieren kann, wenn es kein „Nein“ gibt – und wie es einem Impro-Spieler ergeht, wenn die Stimmung im Saal richtig im Keller ist. Dabei hinterfragen wir vor allem auch die Bedeutung von Improvisation, Blockaden und Rollenwechsel im Teamkontext.

Euer Gastgeber ist Jürgen, verantwortlich für Text, Podcast und anderen Unfug bei BRANDAD – sein Gesprächspartner ist Karlheinz Knöbl, Geschäftsführer bei Kammama und Impro-Theaterspieler in der Gruppe Volle Möhre


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ZUSAMMEN WACHSEN ist ein Podcast von Jürgen Krauß für BRANDAD.

Wir glauben, dass wir das mit der Teamarbeit nach mehr als 15 Jahren agiler Softwareentwicklung in Teams ganz gut beherrschen. So gut gar, dass wir unsere Dev-Teams seit einigen Jahren auch an Kunden verleihen. Wir nennen das Teams as a Service – und sind schon auch ein kleines bisschen stolz auf die Ergebnisse, die unsere Teams in Kundenprojekten erzielen.

Trotz großartigen Feedbacks durch unsere Kunden sind wir überzeugt: Es geht auch noch besser. Und: Was heute funktioniert, könnte morgen schon nicht mehr funktionieren. Von daher fragen wir uns, euch und unsere Podgästinnen und -gäste regelmäßig, wie wir und unsere Teams noch weiter zusammen wachsen können. Was können wir von Großfamilien lernen? Was von Einsatztruppen? Was von Staffelläufern, Bands und Impro-Theatergruppen? In diesem Podcast wollen wir es herausfinden.

Folgt uns gerne in den üblichen Podcast-Verzeichnissen, direkt über unseren Feed, unsere Social-Media-Kanäle, oder unsere Webseite. Schreibt uns gerne euer Feedback und eure Themenwünsche an: podcast@brandad.de

Transkript

Hi, ich bin Jürgen und du hörst den BRANDAD Podcast "Zusammenwachsen über moderne Teamarbeit". Unsere Dienstleistung bei BRANDAD heißt Teams as a Service. Da schicken wir Softwareentwicklungsteams zu Kundenprojekten, wo sie sofort ab Tag 1 an wirksam werden können. Warum das so gut funktioniert? Weil wir den Leuten viel Eigenverantwortung geben und auch ausreichend Zeit, um vorher schon ein Team zu werden. Und gemessen an den Ergebnissen können wir das mit dem Teams zusammenstellen inzwischen ganz gut. Aber wir wären ja doof, wenn wir uns nicht trotzdem auf uns zu fragen würden, hey, gibt's da draußen vielleicht noch andere erfolgreiche Teams, von denen wir uns was abschauen können, wo wir noch was lernen können, wo wir uns noch weiterentwickeln können, wo wir weiter wachsen können. Und diese anderen Teams, das können Großfamilien sein, das können Bands sein, das können Sportmannschaften sein, das können Hundertschaften sein und noch viele, viele andere. Wenn das spannend für dich klingt, dann lade ich dich ein, uns auf dieser Reise zu begleiten und ja, lass uns zusammenwachsen. Nein, Halt, Moment, das klingt komisch. Lass uns lieber zusammen wachsen. Und Vorsicht, jetzt wird's laut. In der heutigen Episode spreche ich mit Karl-Heinz Knöbel oder Kalli, wie ich ihn nenne. Ich kenne Kalli nämlich schon eine ganze Weile, weil wir zusammen eine regelmäßige Live-Podcast-Veranstaltung organisieren. Die Podcast-Browse jetzt im Club Stereo, aber das ist jetzt auch schon Ende Werbeblock, darum soll es heute gar nicht gehen. Ich habe mit Kalli gesprochen, weil er einer von zwei Geschäftsführern der Agentur Kamama ist, die sich als externe Marketingabteilung für kleinere und mittlere Unternehmen in der Region anbieten und weil Kalli außerdem seit rund 20 Jahren Improvisationstheater spielt bei der Theatergruppe "Volle Möhre" und witzigerweise habe ich ihn da auch schon mal live gesehen, lange bevor wir uns tatsächlich wirklich kennengelernt haben. Und genau diese zwei Hüte und auch der Wechsel dieser zwei Hüte und wie die sich gegenseitig beeinflussen, da steckt viel drin, dass wir über Teamarbeit lernen können. Darüber will ich mit ihm heute sprechen. Und meine drei Themen für heute sind Improvisation, Blockaden und Rollenwechsel. Viel Spaß. Warum spielst du Improtheater? Das ist eine sehr gute Frage. Das freut mich, wenn ich die erste schon mal treffe. Auch die ich überhaupt nicht vorbereitet bin tatsächlich. Im Moment wahrscheinlich aus Gewohnheit, weil es ist ja tatsächlich doch schon, jetzt muss ich lügen, es sind ja schon 20 Jahre, wir hatten letztes Jahr 20-jähriges Bühnenjubiläum, vorletztes Jahr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Okay. Immer in der gleichen Theatergruppe? Immer in der gleichen Gruppe, in der gleichen Konstellation. Dann darfst du auch den Namen sagen. Volle Möhre. Volle Möhre. Aus Ansbach, mittlerweile viel in Nürnberg unterwegs, mittlerweile würde ich eigentlich sagen die mittelfränkische Improgruppe. Hab ich tatsächlich schon mal gesehen auf der Bühne, bevor wir beide uns kannten, was jetzt schon mal dafür spricht, dass es so ein bisschen bekannt ist. Ja es ist tatsächlich auch, wir spielen jetzt mittlerweile, auch dadurch, dass wir mittlerweile einfach auch im Elternalter sind, sag ich mal, und viele Kinder haben deutlich weniger Bühnen, es sind glaube ich sechs oder sieben feste Spielorte, die wir haben, aber es war noch schon deutlich mehr. Also wir haben auch schon 10, 12 Spielorte, wir hatten auch schon Jahre mit 60, 70 Auftritten. Du weichst der Frage ein bisschen aus, kann das sein? Achso, warum? Ja aktuell wahrscheinlich am meisten aus Gewohnheit und der Menschen. Es ist aber auch eine schöne Flucht aus der Realität zum einen. Es liegt ganz viel an den Menschen. Ich glaube in einer anderen Gruppe würde ich jetzt nicht mehr spielen. Nicht, wegen nicht zutrauen, sondern weil einfach auch, jetzt muss es aber beim Impro ein bisschen tiefer gehen. Ja bevor wir da ganz tief einsteigen, mach mal ein, weil ich glaube jetzt kann sich nicht jeder was darunter vorstellen, konnte ich vorher auch nicht. Nimm uns einmal mit durch so einen Abend, also gerne aus deiner Perspektive, wie läuft so ein… Auch da ist kein Abend gleich, deswegen ist es schwer zu sagen, aber im Endeffekt, ich sag jetzt mal, im Endeffekt funktioniert 90 Prozent der Impro, die man auf dem Markt frei sehen kann, funktioniert ähnlich wie man das vielleicht von der Schillerstraße noch kennt auf Sat.1 oder in die Richtung. Es gibt gewisse Spielformate. Diese Spielformate haben immer mit Einwürfen aus dem Publikum zu tun. Deswegen sagt man auch schön beim Impro-Theater ist der Abend genauso gut wie das Publikum. Wenn es ein scheiß Abend war, darf sich jeder in die eigene Nase fassen. Genau und das Publikum bestimmt praktisch durch den Impro, den es gibt, in einem vorgegebenen Rahmen, wie sich dieses Spiel entwickelt. So und da gibt es von, sag ich mal, ernsteren Spielen, komplizierteren Spielen, Klamaukspiele, ganz viele Standardformate. Und so würde ich sagen, laufen 90 bis 95 Prozent der Impro-Gruppen. Wenn du sagst, Spiele haben Standardformate, das kann ich mir jetzt nicht… Also der Abend, an dem Abend ist es wie Sketsche, wie… Genau, es sind bei einer klassischen… Wir spielen mittlerweile ein bisschen anders, aber ich sag mal, so ein klassischer Impro-Abend sind dann, wenn es eine Zwei-Stunden-Show ist, sind es vielleicht sieben, acht verschiedene Kurzspiele, sag ich mal, von Rate-Spielen, wo einer nicht weiß, um was es geht, von klassischem, ich sag jetzt mal, Klamaukspiel, ist so was wie ein Gebärdendolmetscher. Da gibt es dann praktisch für zwei ein Interview zu einem Thema, das natürlich aus dem Publikum kommt oder das man sich aus verschiedenen Stichworten aus dem Publikum zusammenbaut. Und einer versucht das praktisch per Gebärde darzustellen, natürlich nicht als Gebärde, sondern eher pandemisch dann in dem Fall. Das ist halt was für viel Gelächter sorgt. Eine klassische freie Szene ist tatsächlich, man holt sich aus dem Publikum verschiedene Vorgaben. Ich mach jetzt mal was ganz Einfaches, nenn mir ein Werkzeug, nenn mir einen Ort, an dem du letzten Sommer dir eine große Liebe gefunden hast und keine Ahnung, eine Zeit-Epoche. Einen Fuchsschwanz am Comersee im Spätmittelalter. So, und das muss alles irgendwie in dieser Szene von der Haut sein. Achso, ich dachte, wir machen das jetzt, okay. Das machen wir jetzt nicht. So, und du hast klassisch, sag ich mal, in der klassischen Szene hast du drei Personen. Eine Person kommt rein und sollte im besten Falle erstmal den Raum etablieren. Eine zweite Person bringt eine Beziehung rein und eine dritte Person ein Problem. Sondern da musst du das Ganze wieder zu einer Lösung schaffen. Das heißt, am Ende hast du drei Charaktere, die frisch aus dem Moment entstanden sind in einem imaginären Raum, den es auch so auch nicht gibt, weil die Bühne ist leer. Und hast nach Möglichkeit etwas, was dich emotional unterberührt. Das Impro-Spielen ist ja für das Publikum maximal chaotisch. Also man denkt ja, man geht da rein und es ist noch nie da gewesen, was die Leute auf der Bühne machen. Kein Gag ist schon mal kein Formales. Alles entsteht im Moment. Ist auch so. Ja, aber was ich jetzt bei dir raushöre, das hat schon so eine gewisse Ordnung. Du hast ja ordnungsliebend als Charaktereigenschaft angegeben. Ich höre raus, das sind so ein bisschen Formate. Man hat so ein bisschen Mechanismen, die man immer wieder hervorholen kann, die das Ganze wahrscheinlich ein bisschen leichter reproduzierbar machen. Jetzt müssen wir ein bisschen tiefer reingehen. Also ich sage jetzt mal, eine klassische Impro-Gruppe besteht zum Beispiel aus Studenten. Das heißt, du hast eine sehr hohe Fluktuation. Dass immer Leute dabei sind, die spielen drei, vier Jahre in dieser Gruppe, dann sind sie wieder weg. Man kann auch gegen andere Impro-Gruppen matchen. Also ein Spiel gegen eine andere Impro-Gruppe, die versuchen das Gleiche darzustellen. Wie so ein Dance-Off. Genau, das Publikum entscheidet, welche Szene war besser. Da gibt es meistens auch einen Schiedsrichter und dann abgefahrene Regeln und es gibt dem Publikum dann Schwämme und Rosen. Das heißt, wenn einem die Szene gefällt, kann man eine Rose auf die Bühne werfen. Wenn einem die Szene nicht gefällt, wirft man einen nassen Schwamm auf die Spieler. Das ist ja noch harmlos, da könnte ich mir schlimmere Dinge vorstellen. Also da gibt es schon auch viel Chaos, aber natürlich hast du so nach Standard-Dingen so was wie einen Strang. Jetzt müssen wir ein bisschen tiefer reingehen bei uns. Wir spielen mittlerweile seit 20 Jahren zusammen. Da gibt es noch mit Sex of Kraut eine Gruppe in Nürnberg-Fürth, die lange auch im Cine gespielt haben, die schon mehr Jahre auf dem Buckel haben als wir. Da spielst du dich auch ein und dann bist du irgendwann noch dieser Standard-Format hier überdrüssig. Ja, glaube ich. Also wir haben zum Beispiel als eigenes Format entwickelt, und das spielen auch nur wir, zumindest im deutschsprachigen Raum, das Impro-Cabaret. Da haben wir eine feste Bühne auch in Nürnberg, wo wir das monatlich auch führen. Und beim Impro-Cabaret ist der Anspruch nicht nur, sag ich mal, ein politischer Anspruch, sondern auch vom Humor-Level kein Klamauk, sondern eher, dass das Lachen einem im Hals stecken bleibt. Also das soll emotional berühren, da sind auch schon Tränen geflossen im Publikum und sonstiges. Also das sind auch andere Formate, die sind weit weg von diesem Standard-Rahmen, wo es auch zu einer anderen Vorbereitung gehört, weil es nichts ist, was du einfach frei auf der Bühne präsentieren könntest. Das könnte nicht jeder Impro-Spieler. Dann gibt es auch Formate wie zum Beispiel Langformat. So ein Langformat ist ein Theaterstück, das über den kompletten Abend geht. Und wenn du den frei improvisierst und du dich aber auch untereinander nicht absprichst, also das Schlimmste, was dir als Impro-Spieler passieren kann, ist, dass du dich vor einer Szene schon an den Gedanken hast und mit diesem Gedanken auf die Bühne gehst. Weil da versuchst du irgendwas durchzubringen, wo die anderen aber vielleicht gerade andere Gedanken haben. Das würde ich, das wäre ja 100% ich. Genau. Also du gehst rein und in dem Moment brauchst du den Impuls, der dir jetzt hilft, wie du weitergehst. Dir vorher was zu überlegen, bringt immer Probleme. So und dann gibt es halt eben Feinheiten, wie du halt lernst, da tiefer reinzukommen. Also beim Impro-Theater ist zum Beispiel, gibt es eigentlich kein Nein. Ein Nein ist ein Block. Jetzt stell dir vor, du kommst auf die Bühne, du bringst einen Impuls mit und sagst "Äh, schön, dass du hier ein Haus baust." Ich sage "Nein, ich baue aber ein Boot." Dann kann diese Szene nicht mehr funktionieren. Weil du bringst ja deinen Impuls rein. Das heißt, man muss sehr zum einen ein Gefühl auch für den Mitspieler haben. Was macht der gerade? In welcher Szene ist der gerade? Wo ist der gerade? Was sind Gefühle, Emotionen, Richtungen, die gerade irgendwo im Raum stehen? Dafür muss man feinfühlig sein. Und ansonsten ist es sehr schnell klamaukig. Klamaukig funktioniert auch, ist aber bei Weitem nicht unser Anspruch. Okay, das verstehe ich glaube ich soweit. Das mit dem Nein habe ich tatsächlich auch auf meinem Zettel stehen. Ich habe mich gefragt, ob dieses, also verstehe ich die Überlegung beim Impro-Theater, weil du natürlich den Flow unterbrichst an der Stelle. Und dann habe ich mich aber gefragt, wäre das nicht eigentlich auch ein Default-Arbeitsmodus fürs Arbeitsleben? Ist es. Deswegen heißt ja unsere Firma nicht "Kann man mal stoppen", sondern "Kann man mal machen". Das wäre jetzt meine Frage an dich gewesen. Nimmst du solche Dinge mit aus dem Impro-Theater ins Arbeitsleben? Der große Vorteil war, dass ich mit 14 oder 15 im Impro-Theater angefangen habe und schon lange vor Businessleben schon eigentlich gelernt habe, dass aus jeder Situation was Gutes entstehen kann, wenn man sich darauf eindämmt. Weil das ist Impro-Theater. Impro-Theater ist, jemand kommt mit einem Impuls und du musst diesen Impuls annehmen, sonst wird das Ergebnis nicht gut. Sonst wird es eine schlechte Szene. Die Szene kann nur funktionieren, wenn du den Impuls, den wer anders dir zuspielt, mitnimmst und verarbeitest. Ja, ich sehe, dass man das auf einer Klamauk-Ebene wahrscheinlich gut machen kann, weil du jede Idee, auch wenn sie eine augenscheinlich schlechte Idee ist, überzeichnen kannst, umdrehen, auf den Kopf stellen, anders damit umgehen, anders aufladen. Das stelle ich mir tatsächlich im Arbeitsleben schwieriger vor. Es ist deutlich schwieriger und es ist natürlich auch nicht so leicht zu sehen. Jetzt müssen wir aber bei dem, was wir spielen, ja wirklich das Thema Klamauk entfernen, weil wir uns eigentlich von dem Klamauk sehr distanziert haben, sag ich mal. Nicht, dass wir es nicht spielen, gerade bei so gebuchten Auftritten. Aber uns geht es im Impro-Theater schon dazu, Emotionen zu wecken. Lachen ist eine Emotion, aber erschrocken sein, weinen, Ärger, sich über etwas aufregen, was man sieht, das sind genauso Emotionen. Und das wollen wir genauso hervorrufen, als jetzt wirklich nur einen Klamauk-Hicken sehr kurzweilig am Abend hin zu bringen. So und da ist es schon, jetzt muss ich mich kurz wieder einfangen, da ist aber schon der Punkt, dass es da genauso funktioniert. Es funktioniert nicht, wenn ich den Impuls von dem anderen nicht annehme. Es funktioniert nur, wenn ich den Impuls, wenn ich vorher klar, also das ist bei Impro-Theater wirklich ein Muss, wir trainieren auch mittlerweile nicht mehr so viel, früher war es wirklich monatlich. Mittlerweile gönnen wir uns mindestens eine Hütte im Jahr, wo wir tiefer in manche Themen eingehen. Wir spielen aber auch viel zusammen, wir spielen seit 20 Jahren zusammen, deswegen kennt man sich da auch ganz gut. Aber die Grundvoraussetzung ist, ich muss mit meiner Körperhaltung, ich muss, weil ich einen neuen Charakter schlüpfe, den die anderen ja nicht kennen. Das heißt, ich muss sehr schnell klar machen, für was steht dieser Charakter, was zeichnet ihn aus oder wo ist er gerade, wie reagiert er vielleicht auf was und das mache ich natürlich über Kommunikation, sei es verbal oder nonverbal. So durch Körperhaltung, durch den Raum skizzieren und das müssen die anderen sehr sehr gut wahrnehmen, weil nur dann können sie auch einen Impuls bringen, der auch wiederum zu dem schon vorgegebenen passt. Ich kann eine alte Dame spielen und von außen kommt einer rein und sagt, lass uns Basketball spielen gehen. Dann führt es zu einem Lacher, weil wieso soll denn die alte Dame Basketball spielen, aber es kann sich daraus keine gute Story entgegen machen. Das heißt, du musst verstehen, für was der andere, in welcher Situation der andere gerade ist und das halt nur durch Wahrnehmung und dann einen Impuls reinbringen, der das Ganze fördern kann und die Person, die erste Person muss diesen Impuls mehr oder weniger wahrnehmen und mit diesem Impuls weitergehen. So das heißt, du hast viel Kommunikation, Verständnis und dann eben aber eine gemeinsame Bewegung und auch den darfst du nicht blocken, sonst funktioniert Imbrunnich. Das klingt jetzt super super theoretisch. Das ist eine Übung. Ja, das übt man wahrscheinlich. Ich meine gut, jetzt macht ihr das schon ganz ganz lange, deswegen könnt ihr das wahrscheinlich auch gut. Ich habe mich gefragt, auch wenn man sich vielleicht in so einer Theatergruppe noch nicht so lange kennt, wie findet man da überhaupt zusammen? Also wie schwört man sich aufeinander ein? Ist das, weil das Publikum ist das gemeinsame Feind? Ja, so kann man sich darauf, hat man damit eine gemeinsame Basis oder ist das, weil man funktioniert es nur, wenn man so eine eingeschworene Gruppe wie ihr jetzt seid, die sich schon ewig kennen und das schon ewig machen. Wie muss ich mir das vorstellen? Es funktioniert sicherlich auch auf sicherlich auch auf auf anderen Ebenen. Es gibt in Nürnberg aktuell zum Beispiel das Querch, das Spielen von jeder Improgruppe aus der Region Einspieler. So und auch das ist ein illustrer Abend, weil alle wissen, worauf es ankommt. So ich habe das Grundtheorem von Improtheater verstanden und kann das umsetzen und dann ist es was anderes. Ich glaube aber nicht, dass beim Querch irgendwann mal eine Sexszene auf der Bühne entsteht. Natürlich nicht in Reell, sondern angedeutet, sage ich jetzt mal, aber so, dass da wirklich die Luft knistert, Gefühle entstehen und sonstiges. Das machst du mit niemandem, mit dem du nicht in gewisser Weise vertraut bist. Anders wahrscheinlich nicht mit jemandem, der nicht weiß, wie man diese Vertrautheit spielt. So und das heißt auch da wächst es mit Erfahrung, aber da hilft es natürlich schon, wenn du in deiner Gruppe spielst und du kannst auch viel besser mit deiner Gruppe agieren. Also jetzt bestes Beispiel ist es gerade irgendeine Szene und jeder sieht, was dieser Szene gerade fehlt. Dann wüssten wir bei uns in der Gruppe, wer jetzt auf die Bühne gehen muss, weil genau der so einen Impuls reinbringen kann. Wenn man jetzt das ja regelmäßig macht. Man hat ja auch manchmal so Dinge, die einen triggern bei anderen Leuten, gerade wenn man enger mit denen ist. Manche Verhaltensweisen, manche Muster, manche Dinge. Wenn es jetzt auf der Bühne kein Nein gibt und ich mich auf alles einlassen muss und jetzt kommt einer, der macht, blödes Beispiel, keine Ahnung, der bringt zum achtzenten Mal in einer Woche das Thema Karpfen auf die Bühne und alle anderen mögen keine Fische mehr spielen, können es nicht mehr sehen. Was passiert dann? Gibt es Knatsch dann hinterher oder lässt man das während des Spielens schon merken oder wie geht ihr mit sowas um? Müsste ich theoretisch beantworten, weil ich das Problem inreell nicht kenne. Hatten wir in 20 Jahren nie. Das kommt, wenn dann eher aus dem Publikum. Also es kommt dann eher aus dem Publikum, der macht immer so. Was de facto nicht stimmt, aber vielleicht bei zwei Auftritten in zwei Jahren, wo sich irgendwas in irgendeiner Art und Weise ein Stück weit wiederholt hat. Aber du reagierst ja immer auf die Szenen und auf die Vorgaben. Es kann nicht zweimal das gleiche sein, dass zehnmal Karpfen vorkommen, wenn die nicht vorkommen. Das ist das eine. Das zweite ist, du bist auf der Bühne in der Rolle und die beiden Personen, die sich auf der Bühne unterhalten, sind nicht die beiden Personen, die sich danach unterhalten. Natürlich gibst du dir danach Feedback, welche Szene gut war, was welcher Szene gefehlt hat, warum das nicht funktioniert hat. Das ist auch ein essenzieller Teil vom Training, dass du dich wirklich in Situationen begibst, die dir auf der Bühne nie passieren werden. Also in viel, viel schlimmere Situationen, wo wirklich in Sackgassensituationen, die man dann versuchen muss zu lösen, damit es einem auf der Bühne auch nicht passieren kann. Aber unsere Trainings sind immer härter als das, was uns auf der Bühne erwischen kann. Okay, also ja, vielleicht war mein Beispiel auch nicht gut gewählt, aber ich könnte mir vorstellen, dass man bestimmte, keine Ahnung, einer kann nicht besonders gut eine traurige Person spielen und dann ist man irgendwie so ein bisschen vielleicht genervt, wenn der das schon wieder macht und schon wieder und schon wieder und es ist einfach nicht so, wie man selber das vielleicht machen würde. Jetzt müssten ja aber die Vorgaben vom Publikum immer identisch sein oder zumindest immer die Möglichkeit geben, dass eine traurige Person auf der Bühne entsteht und dann muss die immer noch als erstes oder immer noch Impulsgeber, also das passiert in der Realität nicht. Aber bei dem Beispiel 5 ist es wirklich so vielfältig. Ja, also wenn man sagt, nennt mir ein Werkzeug bei 5, 1, 2, 3, 4, 5 kommt 80 Prozent Hammer. Dem geht man relativ einfach, indem man sagt, nennt mir ein Werkzeug so was wie Hammer. So und so kann man das Publikum schon ein Stück weit steuern. Zum Beispiel, nennt mir einen Ort, auf dem ihr nicht aufwachen wollt, so was wie Toilette. Dann ist das Thema einfach schon mal von der Bühne weg. Das lernst du natürlich auf Dauer, welche Begriffe du da rausziehen musst. Du kannst auch dein Publikum ein Stück lesen, wie die ein bisschen ticken, ob es da welche Vorlauterinnen gibt oder welche Nichtvorlauterinnen gibt. Aber das kannst du schon steuern und das besprichst du aber auch als Team ein Stück weit, dass du eben sagst, okay, das hat man jetzt. Wir müssen bei den Vorgaben differenzierter werden. Also wir haben schon einen Vorgabenkatalog bei uns im Backend. Das sind dann, ich weiß jetzt nicht, 100, 150 verschiedene Fragen, um Vorgaben einzuholen, die halt weit über hinausgehen. Nennt mir einen Ort und das ist das Dorffest in, ich will jetzt, nennen wir jetzt einen fiktiven Ort in Niederoberzwischenbach. Dann wird Scheißhaus als erstes kommen. Das muss man halt elegant ausschließen. Und dann kommen ja immer noch 20 Begriffe und man wählt sich einen aus. Also um da mal den Realismusfaktor zu nehmen. Man nimmt als Moderation schon das, was für die Spieler am herausforderndsten ist? Also das glaube ich dir auch. Und das wäre auch, ich glaube, das verstehe ich oder das fände ich auch reizvoll am Improtheater spielen. Das wäre auch mein Anspruch, dann jeden Abend komplett anders zu geschalten und nicht mit den gleichen Gags dann irgendwie reinzukommen. Das funktioniert das zweite Mal auch nicht. Ich glaube, dann spielt man auch nicht Impro, wenn man so tickt. Aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass man da manchmal, dass die Chemie nicht stimmt. Aber ich würde jetzt auch nichts antichten. Also das ist nur, so habe ich mir das vorgestellt. Du hast, du weißt, mit wem kannst du mehr in die Richtung spielen und du weißt mit wem. Bestes Beispiel, wir haben einen, wir haben den Michael Müller. Michael Müller habe ich kennengelernt. Er spielt mit uns im Improtheater. Da war er noch bei einer anderen Gruppe, bei der spielt er auch noch. Und wir hatten ein Match gegeneinander. So und er ist halt groß, über zwei Meter und ein kräftigerer Mensch, wohingegen ich jetzt eher kleiner bin und neben ihm auch schon wie ein halber Mensch. So und bei unserem allerersten Auftritt war mir klar, naja, auf dem kann ich rumkrabbeln. So und dann war er halt der Berg irgendwo und ich war Wanderer oder was und bin halt außen an ihm hochgeklettert und mich auf die Schultern gestellt und habe in die Ferne geguckt. So, das würde ich jetzt natürlich mit der Göckschen bei uns in der Gruppe, die ungefähr meine Größe hat, nicht machen. So, natürlich ergeben sich, weißt du wer tickt wie und was kannst du mit wem spielen. Dann gibt es Spiele bei uns in der Gruppe, mit dem kann ich mehr Klamauk spielen und ich kann, gibt andere mit denen, weiß ich, da kann man auch mal ernstere Geschichten spielen. So, das weißt du aber über die Erfahrung im Zusammenspielen. Das weißt du über Trainings, das weißt du über Sonstiges. Und deswegen können wir als Gruppe, die halt einfach schon lang aktiv ist, auch solche Sachen spielen, wohingegen viele andere Improvgruppen mit viel Fluktuation sich eben an Formate halten müssen, die einen Rahmen vorgeben, weil sie eben das selbstständig nicht einschätzen können. Also wenn ein Spiel heißt "Bei Berührung Lied" und das ist relativ simpel, wenn man sich berührt, muss gesungen werden. So und dann setzt du das halt ein und dann berühren wir uns jetzt. Nein, ich singe jetzt nicht, weil du hast vorhin auch meine Vorgabe nicht umgesetzt. So, aber es ist relativ simpel. Okay. So und so was spielen wir nicht seltener, aber auf eine ganz andere Art und Weise, weil wir uns, wir brauchen diesen Rahmen nicht. Wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir, weil wir uns eben schon so lange kennen, weil wir auch eine freundschaftliche und einfach auch eine sehr, sehr lange Bühnenbeziehung schon zueinander haben, spielen wir am liebsten ohne Rahmen. Also man könnte jetzt, wenn man es negativ formulieren würde, könnte man sagen, das ist so eine kleine Art von Vermeidungsstrategie. Positiv wäre es vielleicht so ein bisschen einfach Konflikten vorbeugen, einfach weil man den Raum und die Personen lesen kann und einschätzen kann. Also ist das auch eine gute Fähigkeit, die du aus dem Impospielen von der Bühne mit in dein restliches Leben oder vor allem ins Arbeitsleben auch bringst oder bringst? Müsstest du jetzt die Personen bei mir im Team fragen, ob ich das kann oder nicht? Meine persönliche Einschätzung wäre ja. Wir stellen prinzipiell auch nur Leute ein, wo wir das Gefühl haben, die passen zu uns menschlich. Das ist Prämisse Nummer eins. Das ist wichtiger als Qualifikation oder Sonstiges. Ich habe mir glaube ich auch bis auf bei zwei Leuten, wenn jetzt doch dann irgendwie schon 18, 19 Leute in den letzten neun Jahren, ich glaube ich habe von niemandem von denen Lebenslauf gelesen. Also ich wüsste jetzt nicht, mit welcher Qualifikation die kamen. Wenn sich jemand bei uns auf eine Stelle bewirbt, dann gehe ich erstmal davon aus, dass er das fachliche Know-how mitbringt, sonst würde ich mich auf so eine Stelle nicht bewerben. Und dann ist es eher ein "Kommen wir menschlich miteinander zurecht?" Und ich glaube, da brauchst du die Eigenschaft, jemanden lesen zu können. Ist es eine Person, die zu mir passt, die auch gleiche Werte vertritt, die gleiche Auftrittswerte, also Körpersprache und Co. mitvertritt, passt die zu uns? Und der Rest ist glaube ich immer lernbar. Ja, es sollte HR-Personal grundsätzlich auch ja haben, diese Fähigkeit. Und macht man heute glaube ich auch "Higher for Attitude". Den Rest kannst du den Leuten beibringen. Ich weiß den Prozentsatz nicht mehr, aber ich habe mich mit dem Benni Bauer unterhalten, der ja Geschäftsführer Zollhof war lange. Und da war es auch, als es darum ging, die Start-ups reinzunehmen, dass der, ich weiß nicht mehr den Prozentsatz, aber der wichtigste Faktor war der Menschgründer dahinter. Nicht die Idee, nicht der Pitch, nicht die finanziellen Mittel, sondern was sind das für Menschen, wie harmonieren die zusammen? Und so wie die harmonieren, war der wichtigste Impact, ob die einen Start-up haben im Zollhof bekommen oder nicht. Ja, glaube ich, kann ich mir vorstellen. Hat sich über die Zeit, wenn du sagst 20 Jahre, ist ja schon jetzt dein halbes Leben, sag ich jetzt mal so ganz grob. Bei mir wäre es ein Kompliment, bei dir ist es gerade so an der Grenze der Wahrheit. Da hast du dich ja in deinem beruflichen Leben, in deinem Arbeitsleben brutal verändert in der Zeit. Hast du Sachen aus deinem Arbeitsleben dann auch mit ins Impro-Theater gebracht? Das ist glaube ich ganz normal. Jetzt ist der Großteil von der Gruppe mittlerweile Eltern von einem oder mehreren Kindern. Bei der ersten ist es jetzt so, dass die Kinder jetzt schon die Ausbildung anfangen und dann praktisch eher schon wieder ausziehen. Du bringst natürlich ganz andere Themen mit. Also jetzt gehe ich nochmal kurz auf das Impro-Kabarett zurück. Beim Impro-Kabarett spielen wir unter anderem eine Talkshow. Da wird ein politisches Thema vom Publikum ausgewählt und wir spielen dazu eine Talkshow. Und da brauchst du halt vier Leute, die vier unterschiedliche Standpunkte haben. Natürlich überspitzt alles, aber da brauchen wir natürlich ein gewisses Hintergrundwissen auch zu den Themen. Wenn ich mich jetzt im Privaten damit nicht beschäftige, kann ich das nicht mit auf die Bühne bringen. Das heißt, je mehr Vielfalt ich habe oder je mehr mich aktuelle Themen beschäftigen, das wird natürlich auch das widerspiegeln, was ich auf die Bühne bringe, weil es ja in meinem Kurzzeitgedächtnis irgendwo rumwabert. So und ich bin mir ziemlich sicher, dass alle bei uns in der Gruppe, die Eltern sind, viel besser ein Elternteil spielen können als jemand, der das nicht kann. Also es bedingt sich schon im Ganzen, ist aber ja dennoch ein Ausflug aus der Realität, weil du ja nicht dich spielst. Du spielst ja immer noch eine andere Person. Du spielst jemand, du schlüpfst in eine Rolle. Schon klar, aber du kannst ja nur mit dem arbeiten, was du hast. Aber du hast jetzt zwei schöne Beispiele gebracht. Was wäre denn ein Beispiel aus deinem Leben? Ich meine, man kann ja sagen, du bist Geschäftsführer von einer Werbeagentur oder von einer Marketingagentur. Von einem Marketingunternehmen, ja. Und da macht man sicherlich ja auch einige Erfahrungen. Also ich stelle mir gerade so die Hierarchiefrage zum Beispiel, stelle ich mir spannend vor in deinem Fall. Du bist, du stehst an der Spitze eines Unternehmens, bist aber in einer Impro-Theatergruppe gleichberechtigt mit, ich weiß nicht, fünf Leuten, sechs Leuten. Wie viele sind da auf der Bühne normalerweise? Ja, zwischen drei und fünf. Ist das was, was dir schwerfällt, da den Kontext zu wechseln zum Beispiel? Ist glaube ich umgekehrt eher der Fall. Du musst auf der Bühne, lernst du sehr schnell oder was heißt, lernst du sehr schnell, solltest du verstehen, wie Hierarchien funktionieren. Also wer hat den Hochstatus, wer den Unterstatus und wie agieren die zueinander? Aber das wechselt ja wahrscheinlich. Ja, das wechselt schon, aber jetzt machen wir eine ganz einfache Stelle. Es gibt einen König und einen Stallburschen. Und wenn der Stallbursche dem König sagt, was er zu tun hat, dann funktioniert diese Szene nicht. Die Szene funktioniert, wenn der König der König ist und der Stallbursche der Stallbursche ist. Und wenn der Stallbursche ständig den König piesat, funktioniert das nicht. Wir haben den Moderator auf der Bühne und der Moderator auf der Bühne hat immer Hochstatus, weil der Moderator muss jede Zeit ins Spiel eingreifen können, wenn er bemerkt, hier ist eine Blockade und er darf auch nicht angreifbar sein. Und so muss sich aber der Rest auf der Bühne auch verhalten. So und das wiederum verwenden wir sehr viel im Arbeitsleben. Also weil wir eben auch mit sehr vielen Partnern und den Unternehmen, wo wir Partnerunternehmen sind, sehr auf Augenhöhe reagieren. Und da gibt es einfach Situationen, da will man mal den Geschäftsführer sprechen, weil man irgendwas besprechen möchte. Es gibt Szenen, da ist man halt, ich will jetzt nicht sagen der Arschkrieg, aber da muss man vielleicht duckmäuserisch reingehen. Und es gibt Situationen, da muss man mit breiter Brust reingehen und muss einen anderen Status. Und das ist was, was wir tatsächlich im Unternehmen auch öfter spielen und proben, wo wir auch dann, wenn wir uns Feedback geben zu Kundenterminen und sowas, dann auch sagen, okay, hast du bemerkt, wer gerade welchen Status einnehmen möchte? Es gibt ja auch Charaktere auf der anderen Seite, die du dir nicht immer aussuchst. Und da zu erkennen, welchen Status möchte er mir gerade geben und den dann einfach wahrzunehmen und zu spielen. Und ich sage absichtlich zu spielen. Das ist glaube ich was, was ich aus dem Input der Arbeiter stark in die Arbeitswelt zum Zug bringe. Das ist jetzt eine späte Antwort auf meine Frage von vorhin. Aber es geht jetzt vom Input auf die Arbeitswelt und nicht von der Arbeitswelt ins Input. Ja genau, das wollte ich ja vorhin von dir wissen. Genau, jetzt hätte mich noch interessiert, was du vielleicht andersrum da mitbringst. Aber vielleicht ist das auch der nicht so offensichtliche Weg. Vielleicht ist das gar nicht, weiß ich nicht. Du hast auf die Frage, was du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest mit deinem Team, also du strandest mit deinem Team auf einer, ich glaube es war eine Frage, die ich dir nicht beantwortet habe, ich glaube es war eine Verkehrsinsel in dem Beispiel. Ja genau, wir machen eine Verkehrsinsel. Das ist eine Insel. Da hat mich die Antwort etwas überrascht, weil ich hätte gedacht, ich kenne dich ja schon ein bisschen und ich hätte erwartet, dass du auf jeden Fall da Gesellschaftsspiele irgendwie dabei hast. Jetzt hast du aber einen Satz Moderationskarten eingepackt. Das musst du mir näher erklären. Wir gehen einmal im Jahr auf eine Verkehrsinsel. Gehen wir mit dem Team auf den Sendeflug, gehen in ein schönes Hotel, machen uns da drei Tage schön. Da geht es auch ein bisschen um Arbeit, aber viel um Spaß. Und ich habe letztes Jahr, habe ich so ein relativ kompliziertes Escape-Spiel mitgebracht. Das habe ich jetzt nicht so klassisch, wie man es kennt mit Escapes, sondern du machst einen Umschlag auf und hast keine Ahnung, 20.000 Indizien, also sind bestimmt 50 von Bildern, Speisekarten dies, das, jenes. Und es hat keine fünf Minuten gedauert. Da haben sich die Teams von alleine gebildet. Wir hatten ein Whiteboard, wir hatten ein Miroboard, ein digitales Whiteboard offen. Uns wurde alles digitalisiert, stringent genau aufgezeichnet, was wo ist und wir hatten sofort eine Struktur dahinter, wie wir jetzt dieses Problem angehen. Deswegen würde ich auf einer einzelnen Insel Moderationskettchen mitnehmen, weil ich weiß, wenn ich mit meinem Team unterwegs bin, dass wir in der Kürze der Zeit mit den richtigen Materialien, dass wir uns ausdrücken können, dass wir was aufmalen können, dass jeder seine Gedanken irgendwo niederschreiben kann, dass wir das irgendwie verknüpfen können, was aufmalen können, sofort eine Lösung für jegliche Probleme finden würden. In der Theorie, ob wir jetzt gemeinsam das Holz auch machen können, das ist dann was anderes. Das traue ich jetzt nicht jedem zu, aber wir würden herausfinden, wie wir es tun könnten zumindest. Woran glaubst du liegt es, dass ihr das könntet? Das ist glaube ich was, was der Michi und ich, der Michi mein Geschäftspartner und ich, was wir als ein Kernelement unserer Firma sehen, dass wir Problemlöser sind. Ich brauche nicht mit einem Problem zu kommen, weil das Problem ist schon da. Ich muss mit einer Lösung kommen für das Problem. Es hilft mir jetzt nichts 10.000 Mal das Problem, das ist irgendwo eine hintere Frage auch bei dir. Es hilft mir nicht 10.000 Mal auf dem gleichen Problem rumzukauern, weil das Problem habe ich schon. Was mir gerade fehlt ist eine Lösung. So eine Lösung kommt nicht von alleine, eine Lösung muss man proaktiv angehen. Und so arbeiten wir tagtäglich in den Tag hinein und deswegen glaube ich, dass uns sowas einfach weiterhilft und dass einfach das Verständnis auch komplett dafür da ist. Ist deswegen auch emotionale Intelligenz in dem Kontext für dich wichtiger als zum Beispiel Offenheit für Neues? Wir haben, glaube ich, und da trete ich jetzt niemandem zu nahe, bei uns im Team auch genug Leute, die keinen Bock auf Neues haben. Die aber bei uns ein Stück weit arbeiten, weil sie wissen, dass sie es tagtäglich haben. Also wir haben ja von dem Markt, mit dem wir die letzten drei Jahre eine Bar geführt haben, dann haben wir einen Heggis Vertrieb, der einzige in Zentraleuropa und stellen Heggis her, sodass wenn immer uns irgendwie eine gute Idee über den Weg läuft und wir sagen Mensch, das klingt spaßig, es klingt nicht, dass man damit Geld verdienen kann, sondern es klingt erstmal Spaß für den Moment, dann machen wir das. Das ist aber schon gesteuert von mir und von mich. Und das größte Problem, das man bei uns im Team hat, ist, dass das Team das mit ausbaden muss und die nicht immer da dabei sind. Das wissen die aber, wenn die sich mit uns einlassen, dass egal, ob sie offen sind für Neues oder nicht, das irgendwo ein Stück weit erleben werden. Und ich glaube, dass ganz viele bei uns im Team und ich glaube, dass manche Leute deswegen schon so lange bei uns sind, weil die vielleicht von sich selber nicht ständig einen neuen Weg gehen würden und ständig was Neues. Aber bei uns musst du es erleben, sonst kannst du bei uns eh nicht mitlaufen. Deswegen ist mir das jetzt bei der Teamzusammenstellung erstmal gar nicht so wichtig, sondern mir ist es eher wichtig, dass ich weiß, dass die Leute kommunizieren können, wo sie gerade stehen, wo sie gerade hin möchten, dass sie offen und direkt darüber kommunizieren können und dass sie auch eine Situation richtig verstehen. Also jeder von uns hat jeden Tag einen anderen Tag. Und jetzt ist es natürlich so, dass man als oben in der Pyramide, sag ich mal, natürlich nicht einfach jeden Tag seinen Tag einfach raushängen lassen darf. So, das hat mich wieder angemalt oder es ist heute aber schlecht gelaunt oder was auch immer. So das kannst du ja nach unten nicht weitergeben. Das heißt, du musst ja eh irgendwo immer eine Rolle schnüpfen und an und für sich bist du ja, um das Team happy zu halten, erstmal dafür verantwortlich, dass du die Probleme derer verstehst. Deine Probleme, wenn du einen Geschäftspartner hast, so wie ich, dann kannst du dich mit dem anschnauzen und kannst du die Probleme mit dem austauschen, aber die kannst du niemals nach unten austauschen, sondern unten musst du die Probleme ja aufnehmen und dich um deren Probleme kümmern. Frag dich ja keiner nach deinem Problem. So, wenn du aber ein gutes Team hast, das ein Stück weit auch wiederum empathisch versteht, dich zu lesen oder die Situation zu lesen, dann gibt es vielleicht auch manchmal Situationen, dass manche Probleme gar nicht bis zu dir kommen, weil die schon wissen, wie du es zum Beispiel lösen würdest oder weil sie wissen, dass das jetzt nicht die richtige Situation ist oder selbstständig auf eine Lösung kommen, ohne zu fragen. Also was man bei uns zum Beispiel, was bei uns jeder sagt, der jemals bei uns gearbeitet hat, ist, bei uns muss man ganz oft in ganz tiefe kalte Wasser springen und selbstständig dort schwimmen lernen. Was wir aber auch jedem beibringen ist, wir wissen, dass die Leute es können, wir wollen aber trotzdem, dass sie selbstständig die Lösung finden. Also das ist jetzt tatsächlich eine relativ schlüssige Erklärung, hätte ich gar nicht erwartet, weil eigentlich hätte ich gedacht, dieses ins kalte Wasser springen, das hätte in mein Bild von dir und deiner Firma gepasst. Ja, von daher hätte ich gedacht, ja, ihr stellt natürlich Leute ein, die diese Offenheit teilen, aber manchmal muss man ja auch je nach Kontext eine komplett gegensätzliche Rolle zu seiner eigenen Natur einnehmen, weil einfach mal jemand anders diese Rolle schon viel besser ausfüllt. Vielleicht ist es auch so ein Ding, dass die Leute schon offen sind für Neues, aber sie müssen es gar nicht ausleben oder sie können es gar nicht ausleben, weil es eigentlich das Gegengewicht braucht. Wir brauchen trotzdem jemand, der in Ruhe eine Planung vorantreiben kann. Oh ja, den bräuchte ich auch. Und die Personen sind aber oftmals dann die, die sagen, aber sie wollen sie lieber gesittert haben. Vielleicht ist da noch ein ganz passendes Beispiel, wie als wir vor acht Jahren, also mittlerweile sprechen wir alle von der Viertagewoche, als wir vor acht Jahren gegründet haben, war für uns klar, es gibt keine festen Arbeitszeiten. Es ist komplett flexibel damit. Damals waren wir relativ alleine damit, dass wir Leute anstellen und sagen, du kannst kommen und gehen, wann du möchtest, wenn du nachts arbeitest. Und unser Team hat sich so zusammengestellt, aber wir haben auch Leute, die wollen um 7.30 Uhr anfangen und um 16 Uhr aufhören. Ja, das ist das, was mich auch immer wieder erstaunt, wenn du Leuten das anbietest, die komplette Freiheit zu haben und sie sich genau für den klassisch erlernten Arbeitsmodus entscheiden. Hat ja vielleicht auch seinen Grund, warum der klassische Arbeitsmodus da ist. Vielleicht auch nicht. Dann haben wir eine andere Kollegin, die arbeitet von halb fünf in der Früh bis um acht und dann arbeitet sie nachmittags nur zwei Stunden, um mit den restlichen Kollegen noch Meetings machen zu können. Aber arbeitet halt am liebsten super early in der Früh und auch das ist cool. Und da wiederum braucht es bei uns sehr viel Disziplin, sich das dann trotzdem einzuteilen, trotzdem sein Zeug zu machen, trotzdem fokussiert seine Zeit, im Grunde so fokussiert seine Arbeiten zu machen und wir haben sehr eng dieses zweischneidige Schwert von sehr hoher Disziplin und sehr hoher Freiheit. Also alles dazwischen ist bei uns eher schwer. Also da würde ich jetzt mal so weit gehen und sagen, das ist der Kern von New Work. Also das ist ja das, was du heute von Leuten, jetzt in den Bereichen, in denen wir auch unterwegs sind, aber wenn eine Company modern aufgestellt und solche Freiheiten anbieten will, hat sie meiner Meinung nach auch das Recht, vielleicht sogar die Pflicht, diese Disziplin zu verlangen und einzufordern. Also anders funktioniert es nicht. Wenn es jemand ist, der den Gedanken verstanden hat, ich würde sagen 80 Prozent der Leute, die sich bei uns werben oder 90 Prozent, kennen nur bei New Work nur die coole Seite. Ja, wir sind da schon auch noch in ein bisschen der Bubble tatsächlich. Vor acht Jahren noch viel mehr. Ich meine, da gab es vielleicht Zipgeld, aber sonst gab es in Deutschland wenige, die so gearbeitet haben. Da bist du vollkommen richtig. Heute gibt es da schon mehr. Absolut. Aber du musst dich nicht sehr weit von dieser Bubble raus bewegen, um zu sehen, dass da schon noch die ganz klassische Arbeitswelt ist und die so ein bisschen zu dir rüber schielt und sagt, was machen die denn da? Das kann ja überhaupt nicht funktionieren. Ja, ganz anderes Thema. Du hast ja auch schon mit Leuten zusammengearbeitet, mit denen du auch zusammen auf der Bühne standest. Ja, mehrfach schon. Wie gut oder schlecht funktioniert so etwas denn? Oder was braucht es damit, dass so etwas funktioniert? Im Team als auch als Kunde/Partner, also sowohl als Dienstleister, sage ich jetzt mal, für als auch im angestellten Chefverhältnis, wenn man das so sagen kann. In erster Linie würde ich mal sagen, 60 Prozent der Leute, die wir einstellen in der Firma, sind entweder Freunde davor oder dann eben 80, 90 Prozent im Endeffekt sind dann gute Freunde. Das sagt zwar jeder von sich, aber von daher, wir haben auch wirklich viele gute Freunde angestellt, die uns ein Stück weit begleitet haben, die heute unseren Weg noch begleiten. Und natürlich kommt es da in die ein oder andere kompliziertere Situation. Wir haben auch schon mal Leute nicht eingestellt, weil wir zu gut mit ihnen befreundet sind und wussten, dass das auf zwischenmenschlicher Ebene in einem, wenn man da mal eine Entscheidung treffen muss, die dem anderen vielleicht nicht gefällt, vielleicht nicht in einem, ich will jetzt nicht sagen Autoritätsverhältnis, aber vielleicht nicht so wahrgenommen wird, wie es wahrgenommen werden sollte. Bei den Leuten, die wir da eingestellt haben oder eben auch aus dem Theaterbereich, der jetzt sehr lange unseren Weg begleitet hat, eigentlich praktisch von Anfang an, war das nie eine Frage tatsächlich. Weil zum einen durch die Bühnenerfahrung, ich ja die Person und auch der Michi die Person schon sehr, sehr lange kannte und sehr gut auch einschätzen kann, wie sie in welchen Situationen reagiert, wo Stärken und Schwächen sind. Und die Person kam eigentlich ursprünglich gar nicht aus dem Kommunikationsbereich, sondern die kam eher aus der sozialen Arbeit. Wir haben sie aber als Strategie im Kommunikationsmarketingbereich, was nie studiert, war nie irgendwo eingestellt, und ich muss sagen, der Philipp ist ein guter Freund von mir. Der Michi, mein Geschäftspartner, ging nach Hause und dann sagt seine Frau zu ihm, sagt er, wir haben jetzt den Philipp heute eingestellt. Dann sagt sie, warum habt ihr denn den Philipp eingestellt? Als was habt ihr denn bitte den Philipp eingestellt? Und dann hat der Michi gesagt, naja, als Philipp. So, und das war auch die Stellenbeschreibung, das ist der Philipp. Und so, der Philipp und in kürzester Zeit war auch klar, gut, aus sozialer Arbeit kann man Menschen lesen, kann mit Menschen arbeiten und das hilft natürlich im Kommunikationswesen sehr weiter. Hat sich zu einem großartigen Strategen weiterentwickelt und deswegen jetzt auch seinen Weg dann irgendwo weitergesucht. Das ist glaube ich wieder soziale Arbeit, aber das ist ein anderes Thema. Aber schöne Grüße an der Stelle an Philipp und seine Frau, kenne ich zufällig auch. Kennst du zufällig auch. Nee, es ist, dadurch dass man sich gut kennt und gut auf den anderen noch einschießen kann, weiß man ja auch, wie man reagieren muss. Natürlich ist es nie Friede, Freude, Eierkuchen und natürlich gibt es genug Momente, wo es reibt, aber ich glaube, das ist immer das Problem, wenn man mit Freunden arbeitet. Und ich glaube, da ist es umso wichtiger, dass man auch weiß, wie man sich Feedback gibt, wie man eine anständige Federkultur hat. Auch da sind wir sicherlich nicht die Besten auf dem Markt und da gibt es sicherlich auch Situationen, wo man gerade auch blöderweise dann wieder aus der Führungsposition heraus falsch reagiert, aber wir haben uns da auch wirklich relativ früh Coaches geholt, auch in die Firma, die uns geholfen haben beizubringen, wie man richtig Fehler kommuniziert und wie wir das richtig auf die Reihe bekommen. Also ja, da gehe ich mit. Immer wenn du mit Leuten, mit denen du auch andere Interessen teilst, sind es jetzt Freunde, Familie, Hobbys, irgendwas, zusammen arbeitest, kann das zu komplizierten Situationen führen. Ich habe mich jetzt gefragt, ob es das leichter oder schwerer macht, wenn man die dann beim Impro-Theater irgendwie auch noch irgendwie… Indifferenz, würde ich komplett wertungsfrei indifferenz sehen, weil wir wirklich dadurch auch lernen mussten, was Arbeit und was Freizeit. Also dieses, ich glaube, was man ganz viel da mitnehmen kann, ist genau dieses Kontext-Switchen. Du hast ja gesagt, auf der Bühne sind die ja in Rollen, das sind ja nicht die Personen selber. Im Arbeitsleben sind die auch in einer Rolle. Die sind halt dann vielleicht nicht in einer wechselnden Rolle, aber ich würde die These vertreten, jeder im Arbeitsleben ist in einer Version seiner selbst, die jetzt nicht 100% dem entspricht, wie er sich sonst vielleicht verhält. Das ist ja einfach in der Natur der Sache. Jetzt hinkt der Vergleich. Ich kann es jetzt nur aus meinem Gefühl rausgeben. Und da müsst du wieder die andere Seite fragen, weil ich jetzt eben nur von einem Unternehmen Geschäftsführer bin und vorher halt eben auch angestellt war, zwar auch mit Teamleitung, aber halt eben so. Und ich glaube, dass du dich in einem anonymen Team, sag ich mal, wo du keine private Connection zueinander hast, dich viel öfter persönlich angegriffen fühlst. So, und zumindest bei uns kommt es schon mal vor, aber damit merkst du auch schnell, hups, jetzt bin ich in die falsche Richtung abgebogen, weil jetzt ist es bei der Person persönlich gelandet. Aber da du die Person im Privaten ja sehr schätzt und als einen sehr wichtigen Freund oder Freundin auch anerkennst oder zumindest als einen wichtigen Part, kannst du da auch sehr schnell wieder klar machen, dass es nicht um die Person oder um die Person selbst geht, weil später stehst du auf dem Fußballplatz oder bist beim Bier trinken oder bist beim was auch immer, sondern es geht tatsächlich um diesen Arbeitsfaktor, um dieses eine Problem, was nicht funktioniert. Und das hilft, glaube ich, schon in der Kommunikation gut weiter. Also ich vertrete schon auch die Ansicht, dass man schon auch im Arbeitsleben so diese Ebene irgendwie einnehmen können muss und sagen, okay, die Person ist jetzt nicht nur einfach ein Kollege, sondern ich teile mir da so viel Arbeitszeit, irgendwie muss ich mit der ja auch gut klarkommen können. Und es gibt aber tatsächlich, habe ich heute einen ganz langen Artikel gelesen, wo es nur darum ging, eigentlich all das aus dem Arbeitsleben rauszuhalten, also dass irgendjemand das für richtig hält, offensichtlich zu sagen, hey, die Themen nicht nah an sich ranlassen, nichts Privates mit den Kollegen teilen, einfach um diese Beziehungsebene nicht da reinzubringen, die natürlich schmerzhaft werden kann. Ich würde aber andersrum sagen, ich kann überhaupt nicht 100 Prozent Leistung in meine Arbeit, mein ganzes Herzblut in meine Arbeit bringen, wenn ich diese Ebene nicht erreiche. Jetzt glaube ich, ist es bei den Beispielen noch ein bisschen einfacher, weil man vorher schon gut befreundet war. Ich glaube, das ist nochmal ein anderer Punkt, als wenn man sich während der Arbeitszeit gut befreundet. Wahrscheinlich ist das auch nochmal ein Unterschied, ja. Weil du hast die Person ja eingestellt, weil du was an ihr schätzt. Du hast die ja nicht im Laufe der Reise praktisch schätzen gelernt, sondern du hast dir eine geschätzte Person zu dir genommen. So, und dann kannst du das, glaube ich, noch viel besser trennen. Natürlich, weil das ist normalerweise der Faktor, der entscheidendste Faktor bei diesem ganzen Beziehungsgeflecht ist, dass du dir deine Peers in einem Team in der Regel nicht aussuchst, in einem klassischen Unternehmen. Jetzt in deinem Fall eben schon, von daher, das finde ich super spannend, dass man sich das auch so baut. Aber in einem klassischen Angestelltenverhältnis bist du Teil eines Teams, wo du null Einfluss drauf hast, wer die anderen sind. So, und jetzt ist es natürlich schon so, dass Trennung immer weh tut. Auch als der Philipp dann am Ende gegangen ist, das lief jetzt natürlich nicht zu 100% rund, weil man sich ja natürlich dann doch auf einer persönlichen Ebene beidseitig, auch irgendwo, aber das hat jetzt der Freundschaft eigentlich keinen Abriss getan. Sondern es ist halt wie bei jeder Trennung. So, da haben die Gefahr, mit jemanden zusammenzuarbeiten und es geht schief und danach kann man sich nicht mehr in die Augen gucken. Das kann immer sein. Wir hatten das Gefühl, wir hatten das jetzt noch nicht bei all den Fällen, wo wir das so gemacht haben. Wir kommunizieren das aber auch ganz, ganz offen. Also jetzt vielleicht noch ein treffendes Beispiel. Wir wollten auch einen sehr guten Freund jetzt übergangsweise für ein Projekt dazu holen und da haben wir aber auch von Anfang an geklärt, dass weder er noch wir uns vorstellen können, das über Jahrzehnte zusammen zu machen, weil das auch die Freundschaft schaden würde. Aber über einen definierten Zeitraum zu einem gewissen Ziel mit einer gewissen Output, der rauskommen muss, hätte das, hat dann aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert, aber hätte es sehr gut funktioniert und waren wir auch alle bereit, uns darauf einzulassen. Aber das ist eben umso wichtiger, glaube ich, in diesen Situationen zu kommunizieren, was man selber möchte, was man sich selber wünscht, was man sich erhofft und auch ein Stück weit natürlich, wovor man Angst hat und was man nicht möchte. Weil es müssen alle da in so einer Konstellation das gleiche Bild vor Augen haben, sonst wird es schnell. Aber es gibt natürlich schon eine große Reife auf beiden Seiten und auch irgendwie eben ein Klima, in dem du so einen transparenten Umgang auch dann pflegen kannst. Einen offenen Umgang, kann ich dir auch ganz sagen. Okay, stell dir vor, du und deine Inpro-Gruppe, ihr werdet von einem, nehmen wir mal ein klassisches großes Industrieunternehmen in der Region, ein relativ konservativ aufgestelltes Unternehmen mit klassischen Strukturen, ihr werdet da als Coach gebucht, um die Teamarbeit zu verbessern. So wie würdet ihr da reingehen und was würdet ihr da, was würdet ihr mit den Leuten da veranstalten, was würdet ihr da, was wäre euch wichtig ihnen zu vermitteln? Also das machen wir sehr häufig sogar. Wir werden von Unternehmen sehr häufig gebucht. Das ist ja eine sehr gute Frage. Manchmal auch nur als Pausenfüller, aber natürlich wird uns dann schon so was wie eine Thematik vorgegeben, sage ich jetzt mal. Ich muss da kurz einen Trans-Story erzählen, wir waren bei einem größeren konservativen Konzern aus der Region eingeladen zur Weihnachtsfeier. Ich glaube, ich kenne die Anekdote von jemand anders schon tatsächlich, aber die ist sehr schön, erzähl sie bitte. Ja, Ansichtssache. Ich stand auf der Bühne, ich fand sie nicht so schön und der Belegschaft wurde mitgeteilt, dass man jetzt 30 oder 40 Prozent, also wirklich eine immense Zahl, mindestens 30 Prozent der Belegschaft leider zum Jahresende gehen lassen muss oder gehen lassen wird und hier ist voller Möhre Impro-Theater zur Aufhaltung. Viel Erfolg. So und dann kommst du auf die Bühne und die Stimmung ist halt vollkommen im Keller und du bist auch nicht vorbereitet auf sowas. Meist ist es so, dass wir schon zu Themen eingeladen werden und dann schon auch ein Thema vorgegeben bekommen, also es soll ein Stück weit umgehen und natürlich, wenn wir sowas wissen, können wir damit sehr gut spielen. Also wir spielen dann da auch wieder mit Emotionen, das heißt wir bereiten uns auf Themen auch vor und dann geht es schon auch darum, das Ganze zu überspitzen oder es dann eben positiv wie negativ konnotieren, dass die Leute sich praktisch drüber aufregen, sagen, wie kann man sowas sagen oder wie kann man sowas machen, sondern schon so ein bisschen die Leute reizen, um auch zum Denken anzuregen, weil beim Impro-Theater entsteht alles aus dem Nichts, das heißt es regt zum Denken ein Stück weit an. Bei Workshops ist es ein bisschen differenzierter. Im Impro-Workshop, da kannst du auch an einem Tag oder an zwei Tagen nicht viel machen, weil das was ist, was du mit Erfahrung lernst. Das heißt, was du da viel weiter gibst, ist schnelle Reaktionen, wie kann ich schneller assoziieren, wie komme ich schneller vielleicht auf neue Ideen und sowas mit kleineren Spielchen sozusagen hervorzuheben, das machen wir auch. Da bin ich relativ raus in den letzten zehn Jahren, weil ich einfach tagsüber dann auch andere Verpflichtungen habe, dem nachzugehen, aber für sowas wird es schon auch gebucht, dass das Team praktisch wirklich auch lernt, miteinander zu assoziieren, miteinander Ideen aufzubauen, sowas kann man da schon auch sehr gut einbringen. Das klang jetzt im ersten Moment so ein bisschen eher nach so einer Übung für Kreativitätstechniken, aber es geht schon um die Team-Chemie, es geht schon um das Miteinander an der Stelle. Also da spielst du zum Beispiel auch so Geschichten, wenn es jetzt zumindest ein Tagesworkshop ist oder zwei, dass du auch so ein Spiel spielst, wo "Ja" heißt, du musst immer Ja sagen auf das, was der andere sagt. So und dadurch lernst du natürlich schon, weil der andere bringt was komplett Hirnrissiges deiner Meinung aus, dass du jetzt halt zu dem auch mal Ja sagen musst, damit die Idee weitergeht. Und natürlich musst du beim Impro-Theater, stehst du vor einer Gruppe, die dir zuschaut. Jetzt nehmen wir uns mal die Finanzbuchungsabteilung von Konzern XYZ, die haben da jetzt nicht den größten Bock drauf. So, aber wenn du in der Fünfergruppe bist, dann kommst du vielleicht doch mal aus deiner Haut. Musst du auch, weil du bist jetzt in dieser Szene und du musst da jetzt was machen. Ob das jetzt gut ist oder schlecht ist, sei es mal dahingestellt, aber die Leute müssen über ihren eigenen Schatten springen und ein bisschen, ich will jetzt nicht sagen, sich zum Affen machen vor den Kollegen, aber sich ein bisschen zum Affen machen vor den Kollegen. Und über den eigenen Schatten springen. Das ist ja auch ganz heilsam für so eine Beziehung. Absolut. Also in so einem Unternehmen. Ich glaube auch, dass das, ich habe ja vorher zehn Jahre im Eventbereich gearbeitet, die besten kollegialen Beziehungen hast du im Eventbereich, weil halt einfach scheiß Situationen zusammenschweißen. Und ich glaube, das ist so was, was solche Übungen schon auch mit sich bringen. Da geht es nicht nur ums kreative Tiwa sein, sondern sich gemeinsam peinlich machen, kann eine Teambeziehung schon sehr, sehr zusammenfügen. Ja, das ist ein schönes Schlusswort. Das nehme ich gerne als Fazit aus der Episode mit. Gemeinsam peinlich sein. Wir brauchen mehr gemeinsam peinlich sein. Das brauchen wir definitiv. Das ist sehr gut. Kalli, vielen, vielen Dank. Das war deutlich weniger klamaukig als erwartet. Stimmt. Ich glaube, wir haben heute aus dem Impro-Theater-Bereich einige spannende Lektionen auch für das Arbeitsleben und gerade das Team-Arbeitsleben uns abschauen können. Was ich nämlich vorher schon wusste, ist, dass es auf der Impro-Theater-Bühne kein Nein gibt. Was mir aber völlig neu war, war die Idee, auch mal so in den Arbeitskontext reinzugehen. Und Kalli hat es schön beschrieben mit "Das Schlimmste, was man tun kann im Impro-Theater, ist vorher schon mit einer Idee reingehen." Und das ist ein Gedanke, der mich auch schon öfter umtrieben hat, dass manche Menschen sich schwer tun in Meetings, in Brainstormings, in Themen, wo es eben auch mal frische Ideen braucht, dass sie da schon ihre vorgefertigten Gedanken, da nehme ich mich nicht aus. Das passiert mir auch, dass man mit allzu fest gefahrenen Gedanken von vornherein reingeht und sich so vielleicht auch die Sicht verbaut auf neue Ideen. Und wenn man dann nicht feinfühlig auf seine Mitspielenden oder seine Kolleginnen und Kollegen reagieren kann, dann wird es schwierig. Also gerne mal dran denken, hier die "Kann man mal machen"-Methode einzuführen, auszuprobieren und einfach mal versuchen, ein Meeting, wo es um neue Konzepte, neue Ideen geht, mal ohne ein "Nein" durchführen und mal schauen, wo einen das hinführt. Finde ich eine ganz spannende Idee, werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Ja, damit das natürlich funktioniert, braucht es eine gewisse Improvisation, ein Improvisationstalent und spannend auch der Gedanke, dass zwar da immer wieder Formate auch dabei helfen, dass man nicht immer das Rad neu erfinden muss, dass es auch immer mal wieder, dass man sich immer mal wieder auch auf eine gelernte Mechanik stützen kann, damit man nicht ins Schlingern gerät, aber dass selbst auch nach 20 Jahren da immer wieder neue Situationen entstehen und man bewusst auch neue Situationen provoziert, indem man allzu abgedroschen ist von vornherein, per Definition schon vermeidet. Also finde ich auch einen ganz schönen, finde ich auch einen ganz schönen Gedanke, der natürlich auch beinhaltet, dass man trainieren muss, also dass man genau dieses Verhalten trainieren muss und auch das nehme ich mir mit, ein so ein Training kann auch immer in der Extremsituation sein, also immer ein bisschen über das Ziel hinausschießen und härter sein als das, was uns wirklich dann im Projekt oder auf der Bühne bevorsteht. Ja, und wenn man das kann, kann man auch mal auf einer Weihnachtsfeier auf einer Bühne stehen und durchmoderieren und Spaß verbreiten, auch wenn vorher eine Kündigungswelle durch das Unternehmen gegangen ist, will ich mir gar nicht ausmalen die Situation, aber scheinbar funktioniert auch das. Zum Thema Rollenwechsel sind mir auch ein paar Dinge hängen geblieben und aufgefallen. Also ja, wir müssen wirklich auch immer auf die Menschen schauen und immer auch den Status checken und mit Status ist gar nicht mal gemeint immer nur Chef und Untergebene, sondern ein Status kann in einem Projekt anders sein als im restlichen Arbeitsleben und kann in einer Situation anders sein als in anderen Situationen. Also man muss da ein Stück weit sich darauf einstellen können, seine Rolle auch mal zu verlassen und eine andere Rolle anzunehmen und auch die Rollen zu lesen und zu erkennen. Also dieser Kontext switch, das ist, glaube ich, eine ganz, ganz wichtige Fähigkeit für modernes Arbeitsleben, gerade auch in Teams. Und ja, ganz wichtig, die Lektion natürlich, Klamauk funktioniert irgendwie immer und das das Beste ist, wenn man sich auch mal gemeinsam peinlich machen kann. Ich glaube, das ist eine gute Lektion. Daran kann man wahrscheinlich eine gesunde Team Chemie erkennen. Wenn sich Leute gemeinsam peinlich machen können, dann können sie auch gemeinsam schwierige Situationen durchstehen. Das ist doch eine schöne Lektion zum Mitnehmen. Ich bin Jürgen Kraus. Wir sind BRANDAD und lasst uns auch gerne in der nächsten Folge wieder zusammen wachsen. Bis dahin. Macht's gut. Tschüss. [Musik] [Ende]