24 Tage, 24 Menschen, 24 Geschichten

Der Podcast Adventskalender von Zweihochzwei und demÖGV

Severin Moritzer: Angriffspressing für Fair Play

Wie Spielmanipulation den Sport bedroht – und wie Prävention Karrieren und Glaubwürdigkeit schützen kann

05.12.2025 31 min Staffel 6 Episode 5

Zusammenfassung & Show Notes

ÖGV-Generalsekretär Stephan Blahut spricht mit Severin Moritzer, Geschäftsführer des PlayFairCode, über Integrität im Sport und die Realität von Spielmanipulation. Sie diskutieren, wie Wettbetrug funktioniert, warum der Sport ein Spiegel der Gesellschaft ist und weshalb Manipulation längst kein „Kavaliersdelikt“ mehr ist. Moritzer erklärt, wie Prävention konkret aussieht – von Schulungen im Profi- und Nachwuchssport über die Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt bis hin zur internationalen Vernetzung mit IOC, UEFA, FIFA und den Vereinten Nationen. Klar wird: Wer den Sport schützen will, muss früh ansetzen, konsequent aufklären und den Druck der organisierten Kriminalität ernst nehmen

Mehr Infos gibts wie immer in den Shownotes oder im Internet unter
24geschichten.at

Der Podcast entsteht mit freundlicher Unterstützung des österreichischen Gewerbevereins ÖGV
https://www.gewerbeverein.at

In dieser Folge von „24 Tage, 24 Menschen, 24 Geschichten“ geht es um ein Thema, das man im Sport oft erst wahrnimmt, wenn es zu spät ist: Integrität. ÖGV-Generalsekretär Stephan Blahut spricht mit Severin Moritzer vom PlayFairCode über Spielmanipulation, Wettbetrug und die Frage, wie viel Fairness der Sport heute noch aushält.
Moritzer erzählt, wie aus einem MacBook und einer Vereins-Satzung vor fast 15 Jahren ein NGO-Start-up entstanden ist, das sich ausschließlich der Prävention von Wettbewerbsmanipulation widmet. PlayFairCode arbeitet gemeinnützig, nicht kommerziell – und misst Erfolg nicht an Umsatz, sondern daran, wie viele Athletinnen und Athleten erreicht und sensibilisiert werden.

Unter der großen Überschrift „Integrität im Sport“ fasst Moritzer verschiedene Problemfelder zusammen: Doping als Leistungssteigerung, Spielmanipulation als bewusste Leistungsverschlechterung, Fangewalt, Rassismus und Safe Sport, also Gewalt- und Missbrauchsthemen im Sport. Der Schwerpunkt der Folge liegt auf Spielmanipulation – dort, wo organisierte Kriminalität, Sportwetten und sportliche Karrieren aufeinanderprallen.

Im Gespräch wird deutlich, wie sich die Wahrnehmung verändert hat: Was früher oft als Kavaliersdelikt abgetan wurde, ist heute klar als strafrechtlich relevanter Betrug und als disziplinarischer Karrierekiller erkannt. Spätestens nach großen Skandalen in der österreichischen Bundesliga, in der Regionalliga und im Profi-Basketball war klar, dass es dabei nicht um „bisschen Schummeln“, sondern um massive Eingriffe in die Glaubwürdigkeit des Sports geht.

Moritzer beschreibt, wie Prävention konkret funktioniert: PlayFairCode führt jährlich rund 150 bis 160 Schulungen durch und erreicht damit etwa 3.500 bis 4.000 Menschen – von Profis über Nachwuchsathleten bis zu Schiedsrichtern und Trainerstäben. Wer in den betroffenen Sportarten auf hohem Niveau aktiv ist, hat bis Mitte Zwanzig im Durchschnitt bereits sechs- bis achtmal mit dem Team zu tun gehabt. Die Idee dahinter: Der sprichwörtliche „Tropfen höhlt den Stein“. Wiederholung und Redundanz sind kein Fehler, sondern das Prinzip.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die klare Kommunikation der Konsequenzen. Moritzer und sein Team treten bewusst nicht als „Erziehungsberechtigte“ auf, sondern als sachliche Aufklärer: Wer Spiele manipuliert, riskiert strafrechtliche Konsequenzen bis hin zur Haft – und gleichzeitig seine gesamte sportliche Existenz durch Sperren und Vertragsauflösungen. Gerade für Profisportlerinnen und -sportler, deren Einkommen an ihre Einsatzfähigkeit gekoppelt ist, wird damit schnell klar, was auf dem Spiel steht.

Gleichzeitig zeigt die Folge, wie wichtig niederschwellige Meldesysteme sind. PlayFairCode betreibt eine interne Meldestelle und eine externe Ombudsstelle. Im Halbjahr gehen dort rund zehn bis fünfzehn Hinweise ein – von Frust über Schiedsrichterleistungen bis hin zu konkreten Anbahnungsversuchen über Social Media, in denen Athletinnen und Athleten direkt gefragt werden, ob sie ein Spiel manipulieren möchten.
Blahut und Moritzer sprechen auch über die internationale Dimension. Dass ein vergleichsweise kleines Land wie Österreich mit IOC, UEFA, FIFA und dem in Wien angesiedelten Büro der Vereinten Nationen gegen Drogen und Kriminalität (UNODC) auf Augenhöhe kooperiert, ist kein Zufall. Die Kombination aus juristischem Hintergrund, Erfahrung aus Film und Fernsehen und einer konsequent erzählten Präventionsgeschichte hat PlayFairCode zu einem Best-Practice-Modell gemacht – bis hin zur Beratung des Deutschen Volleyballverbands.
Am Ende geht der Blick nach vorne: Die Versuchungen für organisierte Kriminalität werden eher zunehmen als abnehmen. Wettmärkte werden größer, die Bewettbarkeit reicht längst in tiefere Ligen und jüngere Altersgruppen. Für Moritzer ist klar: Prävention ist „Angriffspressing“ – ein bewusst offensives, ständiges Dagegenhalten, bevor Manipulation überhaupt greift. Und diese Arbeit wird wichtiger werden, nicht nur für den Sport, sondern für das Vertrauen in faire Regeln insgesamt.

Keypoints
  • Was „Integrität im Sport“ bedeutet – von Doping über Spielmanipulation bis zu Rassismus, Fangewalt und Safe Sport
  • Wie PlayFairCode als NGO-„Start-up“ entstand und heute gemeinnützig, aber professionell im Präventionsbereich arbeitet
  • Warum Spielmanipulation längst kein Kavaliersdelikt mehr ist, sondern ein straf- und disziplinarrechtliches Hochrisiko für Karrieren
  • Konkrete Präventionsarbeit: 150–160 Schulungen pro Jahr, 3.500–4.000 erreichte Personen, Fokus auf Profisport und Nachwuchs
  • Welche Rolle die Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und niederschwellige Meldestellen für Hinweise auf Manipulation spielen
  • Wie organisierte Kriminalität und Sportwetten den Druck auf Athletinnen und Athleten erhöhen
  • Warum Prävention als „Angriffspressing“ gedacht werden muss – aktiv, wiederholend und langfristig
  • Welche internationale Vorreiterrolle PlayFairCode einnimmt und warum andere Verbände auf das österreichische Modell schauen
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Websites:
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Musik: We are the People, Empire of the Sun
Die gesamte Playlist aller 24 Songs finden Sie auf Spotify
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Der Podcast wird produziert von der Agentur Quickdraw Podcasts
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