Auf Baukurs

Landesinnung Bau Tirol

Auf Baukurs #09 | Bodenverbrauch und Bodenschutz

Tirols Flächenverbrauch im Fokus mit Andreas Kreutzer

16.10.2025 30 min Landesinnung Bau Tirol, Patrick Weber

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge sprechen Landesinnungsmeister Patrick Weber und der Wiener Markt- und Trendanalysten Andreas Kreutzer über ein vieldiskutiertes, politisches Thema der Tiroler Bauwirtschaft – den Flächenverbrauch. Tirol gilt als zugebaut, doch die Fakten zeigen ein anderes Bild. Nur 1,9 % der Landesfläche sind tatsächlich versiegelt, deutlich weniger als in Bayern oder der Schweiz. Gemeinsam mit Moderator Thomas Oberhuber diskutieren Weber und Kreutzer, welche Folgen eine starre Flächenobergrenze hätte – für den Wohnbau, für Betriebe und für den Arbeitsmarkt. Sie zeigen, wie Bodenpolitik, leistbares Wohnen und nachhaltiges Bauen zusammengedacht werden müssen, damit Tirol 2030 nicht stillsteht, sondern zukunftsfähig bleibt.

Faktencheck Flächenverbrauch
Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Kreutzer Fischer & Partner, präsentiert aktuelle Zahlen zur Flächeninanspruchnahme in Tirol. Fast 88 % des Landes sind von Wald, Ödland oder Gewässern bedeckt – nur 11 % stehen überhaupt als Siedlungsraum zur Verfügung. Von diesem Rest sind lediglich 1,9 % versiegelt, damit liegt Tirol im internationalen Vergleich an der Spitze der Bodenschonung. Zudem nimmt die neu beanspruchte Fläche kontinuierlich ab – von rund 1,8 Hektar pro Tag (2014–2019) auf nur 0,26 Hektar (2024).

Was eine Flächenobergrenze bewirken würde
Kreutzer warnt vor den ökonomischen Folgen einer weit strengeren Regulierung. Wenn die Zielmarke von 0,23 Hektar pro Tag fixiert würde, könnten in ganz Tirol jährlich nur noch rund 300 neue Einfamilienhäuser entstehen. Auch Gewerbe und Industrie würden massiv eingeschränkt – mit Verlust von Betriebsflächen, Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen. Patrick Weber ergänzt die Sicht aus der Praxis: Weniger Bauflächen bedeuten weniger Wohnraum und höhere Mieten. Schon jetzt steigen die Grundstückspreise und viele Familien können sich kein Eigentum mehr leisten.

Zwischen Bodenschutz und leistbarem Wohnen
Beide Gesprächspartner plädieren für mehr Sachlichkeit in der Diskussion. Bodenschutz sei wichtig, dürfe aber nicht zu einem Bauverbot führen. Kreutzer fordert eine differenzierte Raumplanung und eine Valorisierung der Wohnbauförderung nach Preisentwicklung, um dreifach so hohe Mittel zu mobilisieren. Weber setzt auf fünf konkrete Hebel: Baukosten senken, Verdichtung fördern, Verfahren beschleunigen, Steuer- und Abgabenlast senken sowie Finanzierung für Erstkäufer erleichtern. Beide sehen Potenzial in seriellen Bauweisen und der Reaktivierung von Bestandsgebäuden – aber nicht als Ersatz für Neubau.

Forderungen an die Politik
Im Gespräch über den Tirol Konvent formuliert Weber drei klare Wünsche:
1.     Eine digitale, schnellere Baueinreichung
2.     Verbindliche Fristen für Behördenverfahren
3.     Bürokratieabbau und mehr Pragmatismus bei Sanierungen und Umbauten

Nur so lasse sich Bauen wieder leistbar und planbar gestalten. Der Podcast endet mit Webers Appell, Wohnraum und Arbeitsplätze durch kluges und intelligentes Bauen zu sichern.