B2B Marketing Rules - der Podcast von digit.ly

digit.ly GmbH

#49 – Internationales B2B-Marketing bei der Accor Group

Große Vielfalt im Bereich Hospitality managen

27.08.2024 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser spannenden Episode teilt Stefanie Fleißner, Leiterin des B2B-Marketings bei der Accor Group für Europa und Nordafrika, wertvolle Einblicke in die komplexen Herausforderungen und Strategien des internationalen B2B-Marketings in der Hospitality-Branche. Sie erläutert, wie Accor mit über 3.800 Hotels weltweit sowohl B2C- als auch B2B-Zielgruppen anspricht und dabei eine Vielzahl von Hotelmarken unter einem Dach vereint.

Stefanie spricht auch darüber, wie Accor es schafft, eine Balance zwischen der Markenbekanntheit der einzelnen Hotels und der Dachmarke zu halten, und wie dabei die Kundenbindung durch Loyalty-Programme eine zentrale Rolle spielt. Ein weiteres Highlight ist der Umgang mit regionalen Unterschieden im Marketing zwischen Europa und Nordafrika, sowie die aktuellen Trends in der Branche, wie Personalisierung und Nachhaltigkeit.

Für alle, die sich für die Feinheiten des B2B-Marketings im globalen Kontext interessieren, bietet diese Episode wertvolle Einblicke und praktische Tipps. Hört rein und lasst euch inspirieren!

Transkript

Die Accor Group ist mit weltweit mehr als 3.800 Hotels und mehr als einer halben Million Zimmer einer der absoluten Big Player im Bereich Hospitality. Das Spannende dabei, Accor spricht B2C- sowie B2B-Zielgruppen gleichermaßen an und ist mit Marken wie Ibis, Mercure, Novotel oder Fermin in allen Kategorien vertreten. Wie Steffi Fleissner als Verantwortliche B2B-Marketing bei Accor diese große Vielfalt managt, das verrät sie in dieser Ausgabe von B2B-Marketing Groups. Viel Spaß mit dieser neuen Folge. B2B-Marketing Rules. Wir sprechen über Digitalmarketing, Vertrieb und die besonderen Herausforderungen in B2B-Unternehmen. Dabei lassen sich unsere Expertinnen und Gäste in die Karten schauen und geben Einblicke in die B2B-Marketing-Praxis. Stefanie, kannst du uns kurz einen Überblick über deinen beruflichen Werdegang und deine aktuelle Rolle bei Accor mal erzählen? Sehr, sehr gerne. Erstmal danke, dass ich da sein darf. Ich finde es super. Ich freue mich auf den Austausch. Ich bin im B2B-Marketing-Team bei Accor, also der größten europäischen Hotelkette. Ich bin da im Bereich Europa und Nordafrika. Das heißt, wir decken fast die Hälfte unseres Netzwerks ab mit unseren Marketingaktivitäten. Ich selber bin kein gebürtiger Marketer, sondern Quereinsteiger. Ich habe ganz klassisch nach dem Abitur Hotelkauffrau gelernt und bin dann auf der wunderschönen Insel Juist am Nordsee gestrandet und von da aus dann weiter nach Hannover, also in dieser wunderschaulichen Stadt, in der wir auch gerade sind, und war da im Kongresszentrum. Und dann weiter über Privathotellerie an der Messe und dann bei Maritime noch ein paar Jährchen kleinen Ausflug gemacht hier am Flughafen. Und jetzt dann bei Accor auch erstmal im Bereich Operations und dann in den Vertrieb. Und da habe ich dann hauptsächlich im Bereich Small-Medium-Accounts betreut, teilweise auch Airline-Crew-Einkauf mit betreut, was nochmal ein ganz anderes Kundensegment ist. Und ja, jetzt dann noch ein kleiner Ausflug über das Loyalty-Team und jetzt im Marketing. Loyalty würde ich jetzt mal übersetzen für mich als Kundenbindung. Genau, Kundenbindung, richtig. Wenn du jetzt mal eine andere Perspektive einnehmen würdest, wie würdest du ganz grob die Vertriebsstrategie von Accor definieren? Insbesondere im B2B-Bereich. Genau, also im B2C ist es, würde ich sagen, erstmal grundsätzlich relativ klar. Wir haben ein breites Markenportfolio, damit auch eine breite Zielgruppe. Und da unterscheiden sich die Strategien relativ deutlich nach den einzelnen Hotelmarken. Das macht die ganze Sache relativ komplex. Welche Hotelmarken habt ihr da noch? Also insgesamt circa 40. Ich werde sie jetzt nicht alle aufzählen. Die bekanntesten sind sowas wie Ibis im Economy-Bereich, Mercure, Novotel im mittleren Bereich, Pullman und hoch bis Ruffles, Ferment. Aber auch im Lifestyle-Bereich wie 25 Hours. Da wäre jetzt hier das nächste in Hamburg zum Beispiel. Also sehr, sehr weit gefächert. Und wenn wir in den B2B-Marketing-Bereich oder Vertriebsbereich gucken, ist ganz klar, haben wir einmal den Bereich der Großkundenbetreuung. Und das ist natürlich eine total persönliche Betreuung. Da hat jeder größere Kunde seinen eigenen Vertriebler. Da unterstützen wir aus dem B2B-Marketing-Team natürlich noch zusätzlich mit Kampagnen, auch einfach mit Marketing-Assets. Und dann ist natürlich noch der Bereich der eher kleineren Unternehmen mit kleineren Umsätzen. Auch die brauchen Betreuung. Das läuft dann aber digital. Okay. Ich bin natürlich auch ein ganz normaler Gast. Wenn ich jetzt ein Hotel besuche, dann nutze ich in erster Linie so ein ganz normales, traditionelles Buchungssystem wie Booking. Das ist ja nicht ganz so in eurem Sinne. Um es mal irgendwie ganz profan auszudrücken, ihr wollt ja eigentlich, dass die Leute auf eure Webseite kommen und dort ihr Hotel buchen oder ihr Hotelzimmer. Wie geht ihr eigentlich dort mit dieser Herausforderung um? Oder wie handelt ihr das? Also grundsätzlich hast du natürlich recht. Der liebste Weg wäre der direkte. Man darf natürlich aber auch nicht vergessen, dass die Portale wie Booking.com, BHS und all die großen Player auf dem Markt, die greifen natürlich auch auf einfach eine Kundengruppe, die vielleicht gar nicht wissen, wer wir sind. Und das sind dann einfach Umsätze, die würden gegebenenfalls an uns vorbeilaufen, weil einfach, sie kennen nicht Accor, sie kennen nicht Merkur vielleicht noch nicht mal. Ibis kennen die meisten, aber vielleicht einfach die anderen Marken nicht. Und da helfen uns die großen Portale definitiv, Umsatz zu gewinnen. Der andere Punkt ist dann natürlich zu sagen, okay, wenn der Kunde aber schon mal bei uns war, dann bucht doch bitte direkt. Und da geht es natürlich wieder auch in den Bereich Kundenbindung und ganz klassisch auch einfach überzeugen. Also da geht es dann wirklich zu sagen, okay, ich kann meine Marken positionieren und der Kunde versteht meine Marke. Und bei so einem breiten Portfolio-Markenverständnis ist da tatsächlich auch ein wichtiger Punkt. Du hast ganz am Anfang von Loyalty-Programm, von Kundenbindungsprogramm gesprochen. Wie bindet ihr diese Programm in eure Vertriebsstrategie ein? Wie macht ihr das? Wie setzt ihr das um? Ständig. Also grundsätzlich erstmal ständig. Das heißt, wenn wir über B2B-Marketing und B2B-Vertrieb sprechen, ist es so, dass es auch genauso eine Relevanz hat wie im B2C. Denn im Vergleich zu vielleicht anderen Branchen ist unser Produkt natürlich B2C, B2B, beides kompatibel. Und ich würde es vergleichen zum Beispiel auch mit, nehmen wir mal Aral und Payback als gutes Beispiel. Viele Geschäftsreisende, also zum Beispiel der Vertriebler des anderen Unternehmens, der fährt mit seinem Auto, tankt bei Aral, benutzt die Payback-Punkte, kauft sich davon einen Koffer oder nutzt es bei Rewe oder was auch immer. Also diese Quernutzung ist auch das gleiche Thema, das wir natürlich haben mit einem Kundenbindungsprogramm in der Hotellerie. Du sammelst Punkte, du kannst sie aber bei Partnern einlösen oder aber auch wieder im Hotel zur Zahlung deiner Rechnung. Und das ist dann der Punkt, wo dann der Geschäftsreisende oder der Einkäufer sozusagen mit ins Boot geholt wird, zu sagen, ich adressiere mein Angebot, also mein Kundenbindungsangebot adressiere ich in B2B nicht an den Endreisenden, sondern ich adressiere es an den Einkäufer oder an den Travelmanager, um zu sagen, hier, das sind die Vorteile. Wenn dein Reisender Mitglied sein darf, dann hat er zum Beispiel ab einem gewissen Status eine Verfügbarkeitsgarantie. Der kriegt immer ein Zimmer. Das ist perfekt für Business Travel. Oder er kriegt einen Upgrade. Oder er kann seine Punkte benutzen, um die Rechnung zu zahlen, Kosten einsparen. Also da ist ganz, ganz viel zu holen, auch in dem Bereich B2B. Du hast ja sehr viele individuelle Hotelmarken, so hast du es ja in unserem Vorgespräch genannt, also Ibis und so weiter, Pullman hast du ja genannt. Aber wie schafft ihr denn da die Balance, irgendwie in der, ich sag mal, im Markenbewusstsein hinzubekommen, zwischen ACOR an sich und den anderen Marken? Ganz, ganz herausforderndes Thema. Also ist Kernthema, auf jeden Fall, im Unternehmen. Es ist eine nicht zu verachtende Challenge, würde ich sagen. Also das Ding ist, dass natürlich unsere Hotelmarken grundsätzlich eine höhere Awareness haben als beispielsweise unsere Dachmarke. Und da nochmal auch die Unterscheidung zu sagen, sprechen wir hier von ACOR als Unternehmen oder sprechen wir von All, unserer Dachmarke. Die hat sowohl das Thema Loyalty in sich als auch Buchungskanal. Und sprechen wir dann von den Hotelmarken. Da kommen so ein bisschen so drei Puzzleteiler irgendwie in sich zusammen. Und da ist das Wichtigste sozusagen, dem Kunden zu erklären, wo ist der Zusammenhang? Und das ist der Moment, oder das ist der Teil, wo wir versuchen, daran zu arbeiten, indem man beispielsweise kommuniziert, ich habe eine Best-Price-Garantie oder ich habe eine Mitgliedschaft anzubieten. Und aber in dieser, in diesem Zyklus dann, also in diesem Marketingzyklus ein Stück weit auch, versuche ich dem Kunden beizubringen, wir haben alles unter All gedeckelt. Alles, was wir anbieten, ist da. Und immer wieder in der Guest Journey, also wir sprechen immer von Guest, weil bei uns Gäste sind, nicht Customer, aber in dieser ganzen Marketingreise wirklich immer wieder die Verbindung zu schaffen zwischen All und zwischen den Hotelmarken. Und man muss halt sagen, dass man da unterschiedliche Strategien hat. Beispielsweise auf der Dachmarke arbeiten wir mehr auf das Thema Brand Awareness, weil die da geringer ist, im Vergleich zur Konkurrenz teilweise. Und da muss man da wirklich auf ganz klassische Awareness-Kampagnen gehen, während man bei den Hotelmarken eher in den Bereich Brand Love geht. Also wirklich zu sagen, die Awareness ist da, aber jetzt müssen wir die Gäste halten und wirklich sie dazu bringen, wieder zu buchen oder erstmalig zu buchen. Also das sind unterschiedliche Strategien und immer wieder der Versuch, das beides zu kombinieren. Und wie schafft ihr die Brand Awareness für eure Dachmarke hochzuhalten? Also wie sehen da die Kampagnen aus? Grundsätzlich würde ich sagen, also erstmal als Erklärung, warum das eine höher als das andere? Ich gehe durch die Straße und ich sehe einen Mercure, ich sehe einen Ibis, das ist in meinem Alltag sichtbar. Hier in Hannover, wir haben 13 Hotels, du siehst sie, du kannst sie auf der Straße sehen, während All nirgendwo sichtbar ist. Und da ist ganz klar die Strategie, in den Alltag zu integrieren. Also das sind Restaurants in coolen Hotels. Haben wir Restaurants, da verbinden wir All, da machen wir All sichtbar. Es sind Sachen wie Partnerschaften in der Loyalty, also im Kundenbindungsprogramm, wo man dann einfach eine gegenseitige Sichtbarkeit schafft. Aber auch Sponsorships zum Beispiel. Also da hauptsächlich im Bereich Sport und Kultur, dass man sagt, man findet den Weg, All als Dachmarke in den Alltag zu integrieren. Also weg von nur der Hotellerie, sondern wirklich zu versuchen, als Alltagsmarke zu etablieren. Denkst du, dass ihr euch da in der Herangehensweise, also bei der Strategieentwicklung, komplett unterscheidet zu anderen Mitbewerbern oder Marktbegleitern? Nein. Ich glaube, die Herausforderungen haben, also wenn man jetzt die Konkurrenz als reine Hotelketten betrachtet, also wir gucken natürlich auf die anderen großen, das sind ja hauptsächlich die angelsächsischen Kollegen von uns. Deren Namen wir jetzt nicht nennen. Genau richtig, auf keinen Fall. Da hat Accor an sich natürlich eine andere Herangehensweise, einfach kulturell. Also das ist weniger aggressiv, weniger, ich will das Wort eigentlich nicht sagen, aber weniger brainwashing, auch in einem Gästeerlebnis vor Ort. Charmanter. Genau, und die Grundstrategie ist die gleiche, die Wege sind ein bisschen unterschiedlich. Einfach ein bisschen subtiler würde ich sagen, aber wir versuchen mehr auf den Bereich wirklich Erlebnisse zu gehen. Also dass alles, was wir mit All verbinden, ist irgendwie ein Erlebnis. Also wir haben so eine Tagline, die heißt auch Powered by Emotion, und das spricht eigentlich schon das aus, dass man versucht, wirklich alles, was mit All zusammenhängt, komm in dieses Kundenbindungsprogramm, komm in diese Marke All und du hast Erlebnisse. Sei es von Coworking Spaces, sei es wir haben Partnerschaften mit Eventhallen, mit Stadien und so weiter. Erlebe ein Konzert. Also da sind ganz viele Themen wirklich Erlebnis, mehr verankert als reine trockene Strategie. Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie ihr das digital abbildet. Also grundsätzlich, hauptsächlich natürlich auf den eigenen Kanälen, muss man ganz ehrlich sagen. Welche sind das? Das sind zum einen All.com, unsere Webseite, die alle Marken abbildet. Wir haben aber auch zusätzlich Brandmarken, also Mercure.com, Ibis.com, Novotel.com, name them all. Natürlich aus dem Grund heraus, dass die Brandawareness für die Hotelmarken höher ist als die Dachmarke. Da kombiniert man dann beide Möglichkeiten, die laufen dann aber trotzdem im Background zusammen. Das ist die eine Sache, da wirklich zu arbeiten. Das andere ist natürlich ganz klar Advertising, Online-Advertising ist natürlich überall sichtbar. Wir haben Partnerschaften mit großen Sportevents, dessen Namen ich jetzt nicht nennen werde, in 2024, wo eine Sichtbarkeit geschaffen wird, wo man das weniger digital ist, das dann wirklich eher das ... Das kommt noch. Ja. Das ist dann weniger das digitale Erlebnis, wo natürlich aber auch viel Content drumherum created wird. Auf LinkedIn beispielsweise natürlich, um da den Business-Traveler mit abzuholen. Wenn wir über gerade Brandawareness-Kampagnen sprechen, haben wir sehr, sehr viel auch YouTube-Ads. Wir haben aber auch im TV ganz klassisch. Da sind wir auch vertreten. Kaum jemand guckt noch TV, aber da sind wir auch, für die ältere Generation. Da ist definitiv nochmal ganz viel sichtbar. Und wenn wir in unsere Vertriebswege gucken, also wieder spiegeln in den Sales, ist natürlich da ganz klar E-Mail-Marketing an alle Bestandskunden, um auch da Awareness zu schaffen, ganz klar. Welche digitalen Tools oder Plattformen nutzt ihr denn, um eure Vertriebsstrategie, Marketing und Vertriebsstrategie umzusetzen? An allererster Stelle natürlich das CM. Das ist unser Ausgangspunkt für fast alles. Daraus der gesamte E-Mail-Bereich und Content Storing machen wir darüber auch. Wir haben eine eigene Webseite, die wirklich nur für Europa und Nordafrika verfügbar ist. Man kann sie von der ganzen Welt anschauen, aber sie zielt nur auf den Vertrieb für Europa und Nordafrika im Bereich Meeting und Events. Darüber können wir sehr, sehr viel abbilden. Da haben wir den eigenen Zugriff drauf, um wirklich uns losgelöst von der globalen Organisation, auf die wir natürlich aus der Region heraus weniger Eingluss haben, können wir uns da so ein bisschen eigenständig machen und unsere eigene Strategie wirklich umsetzen, weil das Ownership einfach bei uns liegt. Wenn wir auf digitale Tools gehen, Content Creation und so weiter, Automatisierung ist ja auch ein beliebtes Thema im Marketing, da sind wir, ich habe es im Vorgespräch schon gesagt, ein bisschen noch in den Babyschuhen, weil B2B-Marketing in der Hotellerie jetzt nicht so primär jemals vorher im Fokus war. Da sind wir gerade an ganz vielen Projekten gleichzeitig. Das eine ist natürlich Content Creation mit KI. Da arbeiten wir gerade an einem Projekt aus der Zusammenarbeit mit B2C-Marketing heraus und schauen, wie wir da weiterkommen. Da sind wir gerade wirklich in der, da setzen wir gerade alles auf und arbeiten daran. Wir arbeiten aber auch zum Beispiel an so etwas wie mehr Personalisierung und da arbeiten wir gerade mit einem Anbieter zusammen und sind auch in der Proof-of-Concept-Phase quasi und schauen, dass wir da spannenderes E-Mail-Marketing schaffen. Also beispielsweise, wir promoten Paris, unsere Heimatstadt und in dem Moment, wo du morgens öffnest, hast du Paris mit einem Sonnenaufgang als Hintergrundbild. Wenn du abends öffnest, hast du Paris bei Sonnenuntergang. Dinge, die den Status deines Kundenbindungsprogramms abbilden. Du brauchst noch 200 Punkte und dann bist du Goldmember. Solche Dinge live und personalisiert darzustellen, das ist so der nächste Schritt, an dem wir gerade arbeiten. Sehr spannend. Also du bist ja für Europa und Nordafrika zuständig. Wie sehen denn diese regionalen Unterschiede aus in der Marketingstrategie? Also wie unterscheidet sich Europa und Nordafrika von anderen Regionen auf dem Globus? Zum einen durch die Größe. Also Größe macht spannend, Größe macht aber auch ein Stück weit wehrer. Das heißt, wir haben sehr, sehr viele Stakeholder grundsätzlich, die wir abholen müssen und da kommt auch alleine schon der Business-Aufbau sozusagen dazu, dass wir große Franchise-Nehmer bei uns in der Region haben, die entsprechend viel ins Boot geholt werden müssen. Und das gilt auch fürs Marketing. Also da muss man ganz klar sagen, da sind Absprachen notwendig. Dadurch ist das regional einfach ganz anders als in anderen Regionen auf der Welt. Wir haben natürlich aber auch rein kulturell total große Unterschiede. Also jetzt ganz stereotypisch wirklich. Vergleichen wir beispielsweise einen Schweden mit einem Spanier. Das sind völlig unterschiedliche Kulturen. Und dazu noch unser großes Heimatland Frankreich in der Mitte. Das sind völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Das sind unterschiedliche Ansprachen, die man einem Kunden einfach geben muss sozusagen. Und das ist auch wieder relativ stereotypisch, aber im Alltag schon sichtbar, dass du mit einem Kunden, der aus der Dachregion kommst, deutlich faktenorientierter sprechen musst, als du mit einem Kunden, der eher aus, ich sag mal, Spanien, Portugal, Italien kommt. Da kannst du mit viel mehr Emotionen rangehen. Und da sind sehr, sehr viele Unterschiede in den Strategien dann sichtbar. Und vor allen Dingen in der Darstellung der Strategie. Also das Endprodukt ist irgendwie dasselbe, aber die Herangehensweise komplett anders. Zusätzlich muss man auch nochmal schauen, dass man in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Märkte hat. Also wenn man jetzt zum Beispiel sich anschaut, dass Deutschland beispielsweise genauso wie auch Frankreich unheimlich stark im SME-Bereich ist. Also kleiner Mittelstand, also im Mittelstand. Das ist natürlich eine ganz andere Herangehensweise an diese Kunden, als an Kunden oder an Länder, wo du mehrheitlich superkleine oder halt nur große Unternehmen hast. Und auch unterschiedlich natürlich, ob du mehr Vertriebspersonal in den Ländern jeweils hast. Das ist das eine bedingt das andere. Und dementsprechend sind da auch, ist das Kaufverhalten auch ein anderes. Also ich sag mal, der Einkäufer von einem großen Unternehmen kauft ganz anders Hotelübernachtungen ein, als der nicht mal vorhandene Travelmanager in einem kleinen Mittelstandsunternehmen, der das einfach nebenbei macht. Und das ist sehr, sehr unterschiedlich. Zusätzlich haben wir, wenn wir Kampagnen aufbauen, auch die Thematik des durch auch gesetzliche Regularien teilweise das Kaufverhalten und das Vertragsverhalten einfach ein anderes ist. Das heißt, wir müssen Kampagnen schon aufbauen auf ich nenne jetzt mal ein Beispiel hauptsächlich im Meeting und Eventbereich. Du kriegst extra Benefits, wenn du in diesem Zeitraum diese Marke buchst oder in diesem Land buchst. Dafür musst du mir aber den Vertrag schicken, als Beleg. Sowas in der Richtung. Das kann ich, in manchen Ländern kann ich das machen, in anderen Ländern kann ich das nicht machen, weil ich vielleicht einen direkten Kunden habe oder eine Agentur, eine Meeting-Agentur, die für den Endkunden einkauft. Und dadurch habe ich unterschiedliche Herangehensweisen auch in den Kampagnen zu berücksichtigen. Sehr cool. Also ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Ich würde gerne auch mal mit dir einen Blick in die Zukunft werfen. Du bist ja quasi, du hast ja gesagt, dass du alles mehr oder weniger von der Pike auf gelernt hast oder aufgesogen hast und wie ich ja auch weiß, bist du ja in die Hotelbranche verliebt. Welche Zukunft oder welche Trends siehst du denn da noch auf euch zukommen? Es sind irgendwie die zwei großen Trends, glaube ich, die auch jede Branche ehrlicherweise mit sich herumträgt. Und das eine ist das Thema Nachhaltigkeit. Das ist überall gegenwärtig logischerweise und auch muss auch. Das andere ist das Thema Personalisierung. Der Kunde erwartet einfach heutzutage und jeder Kunde erwartet also du, ich, wir alle erwarten irgendwie eine persönlichere Ansprache. Die Daten sind da, wir alle wissen, die Daten sind da. Also erwarte ich von jedem Unternehmen, dass es die Daten verwendet. Und dementsprechend sehe ich da auch in der Hotellerie die gleichen Trends. Und das bedeutet zum einen natürlich im Marketing, dass ich die personalisierte Ansprache möglich mache, weshalb wir an solchen Themen arbeiten. Das andere ist aber auch im Gästeerlebnis vor Ort, dass da eine Wiedererkennung passiert. Dass das Hotel also manchmal braucht man standardisiertes Hotel und manchmal möchte man aber auch einfach was ganz Besonderes haben. Und da ist halt ganz klar die Strategie, weshalb unser Markenportfolio so breit ist. Weil es gibt die Menschen, die mögen gerne einen Standard, die wissen, was sie erwartet. Keine Überraschungen, alles klar geregelt. Und dann gibt es Menschen, die mögen total gerne die Überraschung. Und diese beiden Aspekte in der Personalisierung, Marketing, aber auch Gästeerlebnis sind super wichtig. Das andere, der Nachhaltigkeitsgedanke, unheimlich wichtig und da ist Accor auch total stark. Wie sieht das da aus genau? Kannst du darüber was sagen? Ja, grundsätzlich ist Accor eigentlich, ich glaube es ist nicht nur die gefühlte Wahrheit, sondern auch die tatsächliche Wahrheit. Bei allen, ich sag mal, globalen Agreements, wo es um Net Zero geht zum Beispiel, immer die ersten, die unterschreiben. Also Global Agreement Net Zero bis 2050 hat Accor als erste Hotelcat unterschrieben zum Beispiel. Das sind Sachen, wo immer sehr, sehr viel passiert und auch finanzielle Commitment passiert. Das setzt natürlich schon mal die Basis, dass auch was passieren muss. Und das sind Aktionen wie Zero Plastics im Gästeerlebnis. Also du findest kein Plastik mehr in deinem Gästeerlebnis, wenn du im Hotel bist. Das ist zu, ich glaube, 90% jetzt umgesetzt. Das sind Sachen. Food Waste, also alles mit Lebensmittel, Reste. Das wird gewogen, analysiert, um dann es zu verbessern. Das ist viel auch Gästeerklärung. Du bist es gewohnt, du gehst zum Frühstück, alles ist da, alles ist voll, in völligem Ausmaße. Da müssen wir die Gäste einfach abholen und denen erklären, das ist gestern, das ist nicht mehr heute. Wir müssen einfach schauen, dass wir weniger Food Waste haben. Das sind alle Sachen, wo viel, viel passiert. Hotelinitiativen dabei. Das ist der große Teil, den wir sozusagen als Hotelkette, als Hotel Operator möglich machen können. Wenn ich das richtig rekapituliere, bist du ja an der Schnittstelle zwischen Marketing und Vertrieb. Wie arbeitet ihr denn da an der Schnittstelle zwischen Marketing und Vertrieb mit anderen Abteilungen von ARCO zusammen? Auch wieder die Antwort, ständig. Genau, absolut. Das eine ist das Thema Vertrieb. Da sind wir eng dran, wie du es gesagt hast. Wir sind ja sogar einfach im Organigramm innerhalb der Sales-Abteilung. Da ist tatsächlich die größte Zusammenarbeit, einfach weil wir zum Beispiel sicherstellen, dass wir als B2B-Marketing-Team in den Meetings mit dem Sales zusammen sind und da einen Austausch haben. Da hat das B2B-Marketing-Team den gleichen Raum wie die viel größere Sales-Struktur. Also einfach, um ganz klar zu sehen, wir brauchen diese Neugier, wir brauchen einander. Das andere sind natürlich auch dann Brand-Marketing, also die Kollegen, die sich um das Marketing für die einzelnen Hotelmarken als auch für die Dachmarke kümmern. Da müssen wir wissen, was machen die gerade an Kampagnen und können wir davon profitieren? Eignet sich der Content auch für B2B-Kunde? Das mag dann manchmal sein, dass wir die Kampagnen nehmen, sie ein bisschen umformulieren, dass sie natürlich dann zum Kunden passt und dann aber genauso herausspielen, nur einen anderen Ton of Voice quasi. Das gleiche gilt auch für, ich sag mal, wenn wir über das Thema E-Mail-Marketing, B2C sprechen, auch da arbeiten wir sehr, sehr eng mit dem Team zusammen, sowohl innerhalb der Region als auch global. Einfach, um zu schauen, was macht ihr, wie arbeitet ihr und da kommen dann Kooperationen zustande, wie Content Creation KI. Da arbeitet man mit dem gleichen Provider zusammen und versucht da eine Synergie zu finden, was natürlich auch einen finanziellen Effekt hat, dass man, wenn man einfach sich da verbündet, nochmal einen größeren Kuchen abdecken kann. Wir haben in der globalen Struktur, die Dinge ausrollt für weltweit, haben wir auch einen Trade-Marketing-Team, die sind noch mehr Sales-orientiert. Da profitieren wir total von, weil man sich gegenseitig auch wieder Content teilt. Ich habe das gerade, das könnte für dich relevant sein und gegenseitig tauscht. Das ist sehr, sehr spannend und das hilft bei Content Creation, das hilft aber auch bei Weiterentwicklung, bei neuen Prozessen, das hilft bei neuen IT-Lösungen, weil man einfach gegenseitig profitieren kann. Und natürlich im Bereich CRM, da haben wir natürlich in einem globalen Team dedicated, da ein Team, die sich um den ganzen technischen Background kümmert und mit denen arbeiten wir auch extrem intensiv zusammen für Weiterentwicklung zum Thema Automatisierung zum Beispiel. Würdest du sagen, dass Automatisierung gerade so die größte Herausforderung für dich ist? Ja. Okay. Absolut. Was bedarf es da noch? Technik, auf jeden Fall Technik. Wir haben den Marktführer an Bord, das hilft natürlich schon mal unheimlich, weil da ein großer komplexer Bereich abgedeckt werden kann, weil es einfach schon im System grundsätzlich vorhanden ist. Man muss sowas natürlich aber einfach entwickeln, damit es angepasst ist an seine eigenen Bedarfe. Und da steht man dann schon mit einem großen Unternehmen auch manchmal vor der Herausforderung zu sagen, ich muss natürlich auch meine Projekte innerhalb dieses technischen Teams irgendwie absprechen, weil deren Arbeit natürlich auch nur reduziert ist oder nicht reduziert, sondern begrenzt ist. Und das ist so ein bisschen die Thematik natürlich, da müssen wir uns anpassen, da müssen wir uns auch irgendwo einordnen in die Reihenfolge, wer bekommt welche Produkte wann und von daher würde ich sagen, die größte Herausforderung ist wirklich 100% Systemkenntnis oder sagen wir 90% und das andere ist, wer kann mir helfen im Unternehmen, um das umzusetzen? Wenn ihr auf den Marktführer setzt im Bereich CRM, da werdet ihr, denke ich mal, auch sehr viele Möglichkeiten haben, das Feedback von euren Kunden, von euren B2B-Kunden auch einzusammeln und das zu verwerten. Ist bei uns im Moment nicht wirklich der Fall, insofern, dass wir bis vor kurzem, gefühlt bis gestern hauptsächlich auf den Bereich Großkunden gearbeitet haben, auch im Bereich Marketing, also B2B-Marketing. Das heißt, wir haben hauptsächlich uns auf die Kunden konzentriert, die ohnehin schon einen Vertriebler an der Hand haben, um da noch weiter tiefer zu unterstützen mit Marketing-Kampagnen, mit Marketing-Support auch für den Vertrieb. Und da läuft das Feedback-Gespräch natürlich einfach direkt mit dem Account-Manager und nicht über, ich sag mal, eine Umfrage und so weiter und so fort. Das ist aber etwas, was wir natürlich im Auge haben, jetzt wo wir auch sehr, sehr viel über Automatisierung sprechen, über digitalen Vertrieb für genau die Kunden, die eben keinen eigenen Vertriebler haben, weil sie einfach zu klein sind, sozusagen. Aber natürlich haben wir Interesse daran, mit denen zusammenzuarbeiten. Und da ist dann das Thema Feedback relevant. In den anderen Marketing-Abteilungen, also B2C, Brand-Marketing und so weiter, da ist das natürlich schon aktiv der Fall. Da wird viel mit Feedback gearbeitet. Bei uns selber noch nicht. Noch nicht. Das wird aber bald kommen. Absolut. Ja, sehr, sehr spannend. Also, dass du uns da mal Einblicke gewährt hast, wie das bei euch so richtig umgesetzt wird. Ich würde jetzt gerne aber auch am Ende nochmal eine ganz persönliche Frage stellen, wie du, Stefanie Fleißner, das siehst. Und zwar ist ja das B2B-Marketing nicht nur in der Hotelbranche schon eine richtige Herausforderung. Das sehe ich und das sehen wir in unserer Agentur jeden Tag aufs Neue mit unseren Kunden zusammen. Was denkst du, was sind so persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die jeder B2B-Marketer im Idealfall mitbringen sollte? Ich glaube, die offensichtlichste Antwort ist erstmal Kreativität. Und damit meine ich nicht nur in Farbe und Form, sondern gedanklich Kreativität. Dass man einfach sagt, ich kann irgendwie über den Tellerrand hinaus blicken. Ich habe Ideen, die vielleicht noch kein anderer hatte oder ich baue meine Ideen einfach ein bisschen um. Ich finde es persönlich total wichtig und bereichernd, wenn man häufiger die Perspektive wechselt. Das ist natürlich super abhängig davon, ob man jetzt in einem großen Unternehmen gelandet ist beim ersten Mal oder bei einem kleineren Unternehmen, kann man sowas wie Job-Rotation machen. Als Beispiel kann ich mal bei dem Kollegen reinschnuppern, wie arbeitet der, was macht der. Wenn ich reflektiere, was ich so gemacht habe und ich bin ja eher breit als tief aufgestellt sozusagen, würde ich sagen, dass jeden Umweg, den man irgendwie genommen hat und das ist ja immer so ein bisschen negativ konnotiert, dieses Wort Umweg, das sind Dinge, die hättest du nie gesehen, hättest du es nicht gemacht. Und davon kannst du hinterher profitieren. Ich glaube, diese Offenheit, dieser Mut, auch mal einfach was zu wagen, ohne nachzudenken, ich glaube, das ist gerade für die Jüngeren total relevant, sich nicht von das haben wir schon immer so gemacht demotivieren zu lassen. Absolut. Stephanie, sehr sehr schönes Schlusswort. Vielen Dank für deine Zeit. Vielen Dank, dass du hier warst bei uns im Studio und dass du uns mal mitgenommen hast in die Welt von ARCO. Ich bin auf jeden Fall sehr sehr gespannt, was uns dieses Jahr noch von euch erwartet. Du hast ja gesagt, dass ihr eine größere Sportveranstaltung unterstützen werdet. Da fehlt mir vielleicht eine ein, aber die werde ich auf jeden Fall jetzt nicht sagen. Stephanie, lieben Dank. Es war mir ein Fest. Vielen Dank, Philipp. Macht's gut da draußen. Bis dann. Ciao.