#35 - Neue Gentechnik mit Sophie Kraul und Prof. Dr. Katja Tielbörger
Chancen und Risiken der neuen Gentechnik wie CRISPR-Cas sowie nachhaltige Lösungen im Kontext von Klimawandel und Biodiversität.
15.12.2024 91 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode von "Boden und Leben" haben wir ein eingehendes Gespräch über das kontroverse Thema der neuen Gentechnik geführt. Mit mir im Gespräch waren Frau Prof. Dr. KatjaTielbörger von der Universität Tübingen und Sophie Kraul vom Unteren Berghof aus dem Schwarzwald. Gemeinsam haben wir die Herausforderungen und Chancen der neuen Gentechnik erörtert, insbesondere im Kontext des Klimawandels und der Biodiversitätskrise. Katja, die sich auf Vegetationsökologie spezialisiert hat, brachte wertvolle Einblicke in die wissenschaftlichen Grundlagen der neuen Gentechnik, bekannt unter Begriffen wie CRISPR-Cas. Sie erklärte, wie diese Technologien das Potenzial haben, sehr zielgenaue Veränderungen im Genom von Organismen vorzunehmen, ohne dabei fremdes genetisches Material einzufügen. Diese Technologie könnte theoretisch der Züchtung überlegen sein, da sie gezielte genetische Veränderungen ermöglicht. Nun steht die EU vor der Herausforderung, diese Technologien angemessen zu regulieren, während gleichzeitig Forderungen aus der Landwirtschaft laut werden, die auf Deregulierung drängen. Sophie teilte ihre Perspektiven als Praktikerin aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und verdeutlichte, wie wichtig es ist, die Diskussion um die neue Gentechnik aus bäuerlicher Sicht zu führen. Sie äußerte Bedenken hinsichtlich der potenziellen Risiken, die diese Technologien für Landwirte und die Umwelt mit sich bringen, und war besorgt über die Intransparenz und den Einfluss der Agrarindustrie auf die Entscheidungsprozesse in der EU. Es wurde deutlich, dass die betroffenen Akteure oft nicht ausreichend in die politischen Diskussionen integriert sind, was zu einem Mangel an repräsentativen Stimmen führt. Wir besprachen die weitreichenden ökologischen und ökonomischen Implikationen der neuen Gentechnik. Während einige argumentierten, dass sie eine Lösung für die zukünftige Nahrungsmittelproduktion bieten könne, äußerten Katja und Sophie erhebliche Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die Biodiversität und die landwirtschaftlichen Ökosysteme. Philosophie und Ethik wurden ebenfalls angesprochen, wobei die Frage im Raum stand, ob der Mensch die Natur besser gestalten könne, anstatt sie in ihrer natürlichen Komplexität zu respektieren. Ein zentrales Thema war auch das Vorsorgeprinzip, welches besagt, dass, wenn die Risiken einer Technologie nicht vollständig verstanden sind, diese Technologie mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. Wir stellten fest, dass viele der positiven Versprechungen, die mit der neuen Gentechnik verbunden werden, nicht durch ausreichende wissenschaftliche Beweise gestützt sind. Zudem geht es bei vielen ökologischen und landwirtschaftlichen Problemen nicht primär darum, neue Technologien wie Gentechnik einzuführen, sondern darum, bereits vorhandene Lösungen, wie Mischkulturen oder regenerative Landwirtschaft besser zu nutzen und zu fördern. Abschließend konnten wir erörtern, dass die Herausforderungen, mit denen die Landwirtschaft heute konfrontiert ist, nicht mit der Einführung neuer Gentechniken gelöst werden können. Vielmehr sollten wir darauf abzielen, ein tieferes Verständnis für die natürlichen Ökosysteme zu entwickeln und bestehende, bewährte Praktiken zu fördern, um eine nachhaltige Landwirtschaft für zukünftige Generationen zu sichern.
Heute meine erste Folge mit 2 Gästen und gleich auch noch 2 Frauen!
Wir diskutieren über die neue grüne Gentechnik, oft auch als "Gen-Schere" oder CRISPR-Cas bezeichnet. Nachdem diese aktuell kaum mehr kritisch öffentlich diskutiert wird und als Heilsbringer in Zeichen des Klimawandels promotet wird, wollte ich unbedingt einen echten Kontrapunkt setzen, weil ich persönlich das überhaupt nicht teilen kann. Zu Gast sind als Wissenschaftlerin Frau Professor Dr. Katja Tielbörger von der Universität Tübingen und Sophie Kraul, Biobäuerin vom Unteren Berghof in Wildberg im Schwarzwald.
Prof. Dr. Katja Tielbörger:
Ein Schwerpunkt meiner Forschung und der meiner Gruppe ist die Rolle biotischer Interaktionen in einer sich verändernden Welt. Wenn wir verlässliche Vorhersagen über die Reaktion von Pflanzen auf zunehmend stressige und unvorhersehbare Konditionen machen wollen, können wir dies nicht tun, ohne den Einfluss von Pflanze-Pflanze, Pflanze-Boden Biota und Pflanzenbestäuber-Interaktionen auf die allgemeine Fitness zu berücksichtigen. Um die Auswirkungen von invasiven Arten in ihrem Verbreitungsgebiet zu verstehen, müssen wir zum Beispiel den Einfluss allelopathischer Interaktionen auf einheimische Arten berücksichtigen und untersuchen, wie sich diese seit der ersten Einführung verändert haben. Durch die Anwendung von experimentellen Feld- und Gewächshausversuchen und die Kombination von ökologischer Langzeitforschung mit experimentellen Manipulationen im Feld versuchen wir, solche Effekte zu entwirren. Unsere Projekte erstrecken sich über eine große Bandbreite von Systemen, von halbtrockenen Buschlandschaften in Israel und Namibia bis hin zu gemäßigten Ökosystemen in Europa. Wir kombinieren Studien auf Gemeindeebene mit Beobachtungen einzelner Arten und greifen auf Methoden zurück, die an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Forschungsbereichen liegen (wie molekulare und chemische Methoden), um ein besseres Verständnis für die Funktionsweise von Pflanzen zu erhalten.
Wir diskutieren über die neue grüne Gentechnik, oft auch als "Gen-Schere" oder CRISPR-Cas bezeichnet. Nachdem diese aktuell kaum mehr kritisch öffentlich diskutiert wird und als Heilsbringer in Zeichen des Klimawandels promotet wird, wollte ich unbedingt einen echten Kontrapunkt setzen, weil ich persönlich das überhaupt nicht teilen kann. Zu Gast sind als Wissenschaftlerin Frau Professor Dr. Katja Tielbörger von der Universität Tübingen und Sophie Kraul, Biobäuerin vom Unteren Berghof in Wildberg im Schwarzwald.
Prof. Dr. Katja Tielbörger:
Ein Schwerpunkt meiner Forschung und der meiner Gruppe ist die Rolle biotischer Interaktionen in einer sich verändernden Welt. Wenn wir verlässliche Vorhersagen über die Reaktion von Pflanzen auf zunehmend stressige und unvorhersehbare Konditionen machen wollen, können wir dies nicht tun, ohne den Einfluss von Pflanze-Pflanze, Pflanze-Boden Biota und Pflanzenbestäuber-Interaktionen auf die allgemeine Fitness zu berücksichtigen. Um die Auswirkungen von invasiven Arten in ihrem Verbreitungsgebiet zu verstehen, müssen wir zum Beispiel den Einfluss allelopathischer Interaktionen auf einheimische Arten berücksichtigen und untersuchen, wie sich diese seit der ersten Einführung verändert haben. Durch die Anwendung von experimentellen Feld- und Gewächshausversuchen und die Kombination von ökologischer Langzeitforschung mit experimentellen Manipulationen im Feld versuchen wir, solche Effekte zu entwirren. Unsere Projekte erstrecken sich über eine große Bandbreite von Systemen, von halbtrockenen Buschlandschaften in Israel und Namibia bis hin zu gemäßigten Ökosystemen in Europa. Wir kombinieren Studien auf Gemeindeebene mit Beobachtungen einzelner Arten und greifen auf Methoden zurück, die an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Forschungsbereichen liegen (wie molekulare und chemische Methoden), um ein besseres Verständnis für die Funktionsweise von Pflanzen zu erhalten.
Ich bin seit 2012 auch Direktorin des Botanischen Garten der Universität Tübingen.
Sophie Kraul ist mit ihrem Mann Jonathan im Nordschwarzwald zu Hause. Die beiden bewirtschaften dort seit 2018 einen Gemischtbetrieb mit dem Schwerpunkt Legehennen. Sophie hat einen Abschluss als Fachfrau für biologisch-dynamische Landwirtschaft. Da sie nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, hatte sie das Privileg, schon an vielen verschiedenen Orten landwirtschaftlich tätig gewesen zu sein: in einer großen Hofgemeinschaft an der Ostsee, im Baumwollanbau in Tansania und in den Schweizer Alpen.
Sophie Kraul ist mit ihrem Mann Jonathan im Nordschwarzwald zu Hause. Die beiden bewirtschaften dort seit 2018 einen Gemischtbetrieb mit dem Schwerpunkt Legehennen. Sophie hat einen Abschluss als Fachfrau für biologisch-dynamische Landwirtschaft. Da sie nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, hatte sie das Privileg, schon an vielen verschiedenen Orten landwirtschaftlich tätig gewesen zu sein: in einer großen Hofgemeinschaft an der Ostsee, im Baumwollanbau in Tansania und in den Schweizer Alpen.
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Euer Michl
Meinen anderen Podcast "Hallo Schwäbisch Hall" der Freien Wählervereinigung Schwäbisch Hall findet Ihr hier.
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Das Intro und Outro durfte ich mit freundlicher Genehmigung der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (Rudolf Bühler) und dem Musiker und Texter Klaus Franz aus der CD "Über den Tag hinaus" verwenden. Intro: Hohenloher Bauernlied Outro: Hohenloher Ballade