AUJ007 - Mit Claudia Brötsch über Angehörige von Strafgefangenen
21.09.2022 37 min
Zusammenfassung & Show Notes
Plötzlich ist der Mann, Lebensgefährte oder Sohn im Knast: Für viele Angehörige ist das ein Schock und hat gravierende Folgen. Claudia Brötsch betreut bei der Beratungsstelle ABK Neustart in Aachen seit 15 Jahren Frauen, Kinder und Eltern von Inhaftierten (die übrigens zu 95 Prozent Männer sind). Sie berichtet von weiten Anreisen zur Justizvollzugsanstalt, knapp bemessenen Besuchszeiten und rigiden Regeln. Viele Familien geraten ins Schlingern, wenn ein (oder das einzige) Einkommen wegfällt oder die Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft kleiner wird: Oft müssen sie umziehen und häufen Schulden auf oder der einsitzende Ex zahlt keinen Unterhalt mehr für Sohn und Tochter. Wenn der Vater hinter Gittern sitzt und die Mutter überfordert ist, brechen für Kinder beide Bezugspersonen weg. Dazu kommt die gesellschaftliche Ausgrenzung, das Abwenden von Freund*innen und Verwandten, die Isolation. Auch wenn sich in mancher JVA Mühe gegeben wird, es für Häftlinge und ihre Familien nicht noch schwerer zu machen: Angehörige von Inhaftierten werden mitbestraft.