IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben

Sascha Lang - Inklusator
Since 04/2021 279 Episoden

Wer seine Zielgruppe vergrößern will braucht Expertise

Ein Interview mit der Gründerin von Inklusivio Nathalie Sorichter

23.07.2025 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

Mut zur Selbstständigkeit – Nathalie Sorichter und Inklusivio
In der 275. Folge des IGEL-Podcasts spricht Inklusator Sascha Lang mit Nathalie Sorichter über ihren mutigen Schritt in die Selbstständigkeit. Die blinde Fachinformatikerin gründete gemeinsam mit einem Team von Expert*innen mit und ohne Sehbehinderung das Unternehmen Inklusivio. Ihr Ziel: Barrierefreiheit nicht nur fordern, sondern umsetzen – mit echter Expertise aus eigener Erfahrung.
Nathalie berichtet über bürokratische Hürden, mangelnde digitale Barrierefreiheit bei Antragsformularen und darüber, wie Arbeitsassistenz im Arbeitgebermodell ihr den Weg zur Unternehmensführung erleichtert hat. Dabei betont sie: Künstliche Intelligenz kann im Bereich Barrierefreiheit unterstützen, ersetzt aber keinesfalls menschliche Expertise – vor allem, wenn es um Alltagstauglichkeit geht.
Inklusivio bietet neben Webseiten- und Dokumenten-Tests auch Beratungen, Punktschrift-Ausdrucke und taktile Etiketten an. Geplant sind weitere Services wie barrierefreie Dokumentenumsetzung und taktile Abbildungen. Im Zentrum steht immer das Ziel, Inklusion praktisch, professionell und mit echter Teilhabe umzusetzen.
Ein inspirierendes Gespräch über den Mut zur Veränderung, über gelebte Inklusion und darüber, warum der European Accessibility Act zur rechten Zeit kam.
Hier geht es zu Inklusivio:
 
Links zum IGEL Podcast
Podcast „IGEL – Inklusion Ganz Einfach Leben“
 
 
Socialmedia:


Transkript

Speaker1
00:00:02
Ich bin völlig blind. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Tage und Nächte sind auf den Kopf gestellt, weil ich Schwierigkeiten habe, nachts zu schlafen und tagsüber wach zu bleiben. Ich leide unter 924, einer seltenen Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, die viele völlig blinde Menschen betrifft. Möchtest du mehr über diese Erkrankung in Verbindung mit völliger Erblindung erfahren? Rufe kostenfrei an unter 0800 24 24 008.
Music
00:00:36
Speaker1
00:00:40
Igel – Inklusion, ganz einfach leben. Der Podcast für gelebte Inklusion. Igel – Inklusion Mit eurem Inklusator, Sascha Lang.
Speaker0
00:01:04
Die Geld Inklusion, ganz einfach eben der Podcast für gelebte Inklusion. Herzlich willkommen. Schön, dass ihr mit dabei seid. 23. Juli 2025 ist das Veröffentlichungsdatum dieser Episode. Und das ist die Episode 275. Wir sind erfreut, diese Episode mit euch teilen zu können. Es geht nämlich heute um den Mut, selbstständig zu werden, sich zu trauen. Nathalie Sorichter war im angestellten Verhältnis. Einige ihrer Mitarbeiter haben verzweifelt nach Arbeit gesucht und aufgrund ihrer Behinderung oder warum auch immer keine gefunden, die gepasst hat und die ihren Fähigkeiten Rechnung getragen hätte. Kurzum, Nathalie hat sich entschieden, selbstständig zu werden und hat ein großes Team hinter sich gebracht, welches zusammen mit ihr die Firma Inclusivio gegründet hat. Inclusivio kaufen keine Expertise ein, sie haben sie, sie sind die Experten und sorgen auch dafür, dass das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in die Tat umgesetzt wird, indem sie Unternehmen begleiten und beraten. Der Schritt zur Selbstständigkeit und was Inclusivio zu bieten hat, das erzählt uns alles jetzt Nathalie Sorichter im Gespräch. Ich wünsche gute Unterhaltung, mein Name ist Sasch Lang, ich bin euer Inklusator.
Music
00:02:20
Speaker0
00:02:54
Will Inklusion ganz einfach leben, der Podcast für gelebte Inklusion. Am 28. Juni 2025 tritt in Europa ein Gesetz in Kraft, der European Accessibility Act. Was dieser Act mit Nathalie Sorichter und der Firma Inclusivio zu tun hat, das finden wir heute raus, weil es geht nicht nur um diesen European Accessibility Act. Herzlich willkommen, liebe Nathalie.
Speaker1
00:03:20
Hallo Sascha.
Speaker0
00:03:21
Ja, Inclusivio ist ein Unternehmen, was du gegründet hast, um inklusiv als Agentur zu funktionieren, beziehungsweise um Barrierefreiheit nach vorne zu bringen. Aber kommen wir zuerst mal zu dir. Wer ist Nathalie?
Speaker1
00:03:36
Ja, ich bin Nathalie Sorichter, komme aus der Nähe von Marburg, bin gelernte Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung, habe vorher verschiedene Studiengänge angefangen, aber sie unter anderem wegen fehlender Barrierefreiheit nicht fertig machen können. Naja, und nachdem Barrierefreiheit mich allein schon aufgrund meiner eigenen Blindheit schon seit vielen Jahren beschäftigt und auch jeden Tag zum Teil auch nervt, habe ich dann irgendwann den Entschluss gefasst, ich mache mich selbstständig und gründe eine Agentur für Barrierefreiheit und Inklusion. Und biete alles das an Dienstleistungen an, was es in dem Bereich geben kann und vorrangig für Unternehmen und öffentliche Stellen, Barrierefreiheitstests ihrer Webseiten und Dokumente.
Speaker0
00:04:36
Ich durfte deinen Weg zur Selbstständigkeit ein bisschen mitverfolgen, fand ich sehr spannend. Wie war denn dieser Weg für dich in einer Gesellschaft, in der Menschen mit Behinderung ja nicht unbedingt immer viel zugetraut wird. Wie hat deine Umwelt darauf reagiert, dein Umfeld? Ja, wie haben vielleicht auch potenzielle Unterstützer darauf reagiert? Erzähl uns mal bis zu deinem Weg dahin.
Speaker1
00:05:00
Also das hat mich sehr fasziniert, dass insbesondere sehende, nicht betroffene sehr, sehr offen und sehr begeistert auf diese Idee reagiert haben und mir eigentlich durch die Bank weggesagt wurde, ja, das ist super, das ist wichtig, mach das auf jeden Fall. Wir können uns vorstellen, dass das auch genug Anklang findet und wir trauen dir das zu. Da waren zu den meisten Zeiten die meisten weiter als ich, Sepp. Ich habe im Bereich der Blinden und Sehbehinderten teilweise sehr verhaltene Reaktionen bekommen. Ja, Barrierefreiheit, das sagt irgendwie jeder, Inklusion ist einfach nur noch ein Wort. Ja, gucken wir mal. Und jetzt, wo wir angefangen haben, ich will nicht sagen, dreht sich das langsam, Aber kommen schon mehr Blinde und Sehbehinderte, die wirklich auch angetan sind und sagen, ja, das ist eine tolle Idee und wir können uns vorstellen, dich zu beauftragen. Was die Bürokratie betrifft, war es ein sehr steiniger Weg. Nicht, weil mir sehr viel Skepsis entgegengeschlagen wäre, sondern weil wir doch sehr viel Bürokratie für sehr wenig haben. Und ich nicht nur einmal an genau dem Punkt stand, ja, okay, ich habe hier jetzt einen zwar digital verfügbaren Antrag, aber der ist dafür gedacht, dass er ausgedruckt wird und dann ausgefüllt wird. Und was mache ich jetzt? Und das waren eigentlich so vor allem die Hürden, die mich eher regelmäßig drohten zu demotivieren. Es waren weniger die Menschen, es waren eigentlich mehr die bürokratischen Akte.
Speaker0
00:07:04
Du hast es geschafft, es ist jetzt vollbracht. Du bist jetzt dabei, dass die UG läuft, Inclusivio heißt sie.
Speaker1
00:07:13
Warum dieser Name? Ich habe lange überlegt, wie ich das nennen möchte und habe sehr viel mit Worten rumgespielt und mir war es wichtig, Inklusion und oder Barrierefreiheit da irgendwie in den Namen reinzukriegen. Und irgendwann kam dann so der Gedanke, Inklusivio, inklusiv, inklusio und Inklusivio war dann das, was auch noch nicht auffindbar war. Und ich wollte einen Namen haben, der nicht irgendwie an anderer Stelle irgendein Festival oder irgendeine gemeinnützige Vereinigung ist oder, oder, oder und verwechselt werden konnte. Und ja, dementsprechend wurde es dann Inklusivio.
Speaker0
00:08:01
Du hast gesagt, dass du auf dem Weg dorthin einige Hürden überspringen musstest. Jetzt kennt man ja bei Menschen mit Minderung auch die Unterstützung über den Weg der Arbeitsassistenz. Greifst du darauf zurück? Wie ist dein Alltag heute als Geschäftsführerin von Inclusio OG? Wie ist der Alltag da gestrickt?
Speaker1
00:08:23
Alltag ist, dass ich mich mit meinen beiden Kollegen in unserem Büro treffe, das wir mitten in Marburg haben und dann etwas später am Vormittag mein Arbeitsassistent dazukommt und ich mich dann sehr eng mit meinem Arbeitsassistenten abstimme, sei es, dass wir die Tagespost durchgehen, dass Anträge ausgefüllt werden müssen, dass er vielleicht auch zwischendurch einfach auch mal eine kurze Zeit sich mit völlig anderen Dingen beschäftigen kann, weil ich gerade mal an irgendwas sitze, wo ich gerade nicht brauche und dann plötzlich beim Ausfüllen irgendwelcher Online-Formulare mal wieder an der Ecke hängen bleibe, wo ich sagen muss, kannst du mal kurz gucken, kannst du mal eben mit der Maus draufklicken, ja und... So läuft eigentlich unser Alltag, dass wir jetzt langsam auch unsere Aufträge anfangen bearbeiten zu können und ich da dann auch meinen Arbeitsassistenten hinzuziehe und ihn vielleicht auch bei der Angebotserstellung zum Teil mit einbeziehe. Wie beispielsweise jetzt gerade haben wir eine Anfrage für die barrierefreie Gestaltung eines ganzen Bürokomplexes mit Türschildern in Punktschrift und in Großdruck und alles das, was eigentlich dazugehört, damit das wirklich auch für Blinde und Sehbehinderte insbesondere barrierefrei ist. Weil für mobilitätseingeschränkte Menschen ist schon sehr viel getan worden. Und ich dann erst mal mit meinem Arbeitsassistenten die Räumlichkeiten ablaufe und gucke, ja okay, wie viele Türen sind es denn insgesamt? Was muss denn alles beschriftet werden? Wie viele Beschriftungen fallen an? Also das ist eigentlich so gerade unser Alltag, der sich so allmählich herauskristallisiert.
Speaker0
00:10:31
Hast du die Arbeitsassistenz im Arbeitgebermodell? Ja. Wie einfach oder wie schwer war es, das Integrationsamt oder ich weiß nicht, wie das in Hessen da heißt, zu überzeugen, dass du jetzt Arbeitsassistenz brauchst und eine Selbstständigkeit?
Speaker1
00:10:44
Es war letztlich erstaunlich unkompliziert. Ich habe anfangs, also Mitte letzten Jahres, ein erstes Informationstelefonat mit der Sachbearbeiterin geführt, die mir dann etwas unfreundlich am Telefon sagte, als ich mein Anliegen vortrug und sagte, ich bräuchte Arbeitsassistenz für eine angedachte Selbstständigkeit. Ja, also an sich sei das kein Problem, aber wenn ich zum Beispiel als Blinder mich als Taxifahrer bewerben wollte und die Arbeitsassistenz dann darin bestünde, dass meine Arbeitsassistenz für mich dann den Fahrerjob erledigen würde, da sei Arbeitsassistenz nicht möglich. Und das hat mich im ersten Moment so aus der Bahn geschmissen und so verunsichert. Weil für mich vollkommen klar war, dass ich auf diese Weise keine Arbeitsassistenz haben möchte, weil es ja auch dann keine Assistenz ist, sondern dass ich gar nicht möchte, dass jemand meinen Job macht. Dass ich erst mal ein halbes Jahr mich gar nicht getraut habe, weiterhin dort nachzufragen. Und als ich dann Anfang des Jahres sämtliche Unterlagen mit meinem Antrag eingereicht habe, lief das erstaunlich unproblematisch. Ich habe jetzt zurzeit einen vorläufigen Bescheid für einen ersten Zeitraum und sobald dieser Zeitraum sich dem Ende zuneigt, dann wird nochmal überprüft, wie viel Assistenzbedarf sich tatsächlich rausgestellt hat, ob meine Schätzung gestimmt hat und bekomme dann wahrscheinlich einen endgültigen Bescheid und damit kann ich sehr gut leben.
Speaker0
00:12:35
Ich habe es in meiner Einführung angedeutet, seit dem 20. Juni 2025 haben wir den European Exhibibility Act europaweit eingeführt. Schwieriges Wort, auf Deutschland heißt er nicht gerade sehr viel einfacher, Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Ist es Zufall oder ist es zum richtigen Moment da gewesen zu sein als Inklusivio?
Speaker1
00:12:58
Wollte eigentlich noch ein bisschen früher da sein. Eigentlich hätte ich gern schon Anfang des Jahres angefangen, habe da aber sehr schnell gemerkt, das funktioniert nicht. Und selbst das angestrebte Datum 1.3. Funktionierte wegen vieler Bürokratiehürden nicht, sodass es dann der 1.5. geworden ist. Also ja, es ist nicht unbeabsichtigt, Weil ich, als ich meine Idee der Selbstständigkeit ausgearbeitet habe, gesagt habe, wenn ich eine Chance haben will, mich in diesem Bereich zu etablieren und mich an diesem Markt zu etablieren, dann muss ich es jetzt machen. In fünf Jahren ist der Markt zu.
Speaker0
00:13:46
Wir merken gerade, wenn es so über Facebook-Cruise und so weiter, da sprießen ja Angebote mittlerweile aus allen Ecken und Kanten für Barrierefreiheit und Umsetzung des Gesetzes und so weiter. Euch zeichnet aus, dass ihr sehr viel mit eigener Expertise arbeitet. Also ihr kauft sie nicht ein, sondern ihr seid die Experten. Erzähl uns mal ein bisschen über eure Expertenwissen. Wie kann ich mir das vorstellen?
Speaker1
00:14:10
Genau. Wir haben den Vorteil gegenüber vielen Webagenturen und Barrierefreiheitsagenturen, dass wir nicht nur das technische Wissen mitbringen. Wir sind also sowohl Fachinformatiker wie auch in einem Fall Informatikkaufleute. Sondern wir sind auch alle selber sehbehindert bzw. Blind und haben dadurch den Vorteil, dass wir genug Expertise haben, um einen Barrierefreiheitstest einer Webseite zum Beispiel nicht nur technisch beurteilen zu können, sondern auch mit Screenreader, wie wir ihn im Alltag benutzen, auch komplett testen zu können und sagen zu können, ja, das funktioniert oder das funktioniert nicht. Und da sehe ich unser Alleinstellungsmerkmal gegenüber vielen anderen, die zwar auch als Stichprobe mal den Screenreader dazunehmen oder stundenweise auf Blinde oder Sehbehinderte zurückgreifen, die aber dann, wenn sie den Screenreader einfach nur dazuschalten, weil ihnen die Alltagsexpertise fehlt, gar nicht wirklich beurteilen können. Ob das tatsächlich funktioniert. Und wir müssen es in dem Fall beurteilen können, weil wir jeden Tag selber darauf angewiesen sind.
Speaker0
00:15:41
Jetzt sind ja Barrieren, auch im digitalen Bereich, nicht immer gleich Barrieren. Das heißt, wir sind ja alle individuell trotzdem, dass wir vielleicht die gleiche Einschränkung haben, blind oder sehbehindert. Aber für jeden ist das ein bisschen anders. Gibt es da Standards oder wie kann man das, Weil ich nehme ja auch bei dir im Unternehmen, wenn du dich mit zwei Leuten hinsetzt, sieht der eine Barrieren, wo der andere sie nicht sieht, wenn man jetzt mal abgeht von den Normen, die da sind. Wie kriegt ihr das zusammengestellt?
Speaker1
00:16:11
Ja, es gibt Standards und es gibt natürlich Normen für das Verbreitetste. Aber wenn man jetzt mal das Beispiel Alternativtext für ein Bild nimmt, dann scheiden sich allein daran schon die Geister, wie ausführlich soll ein Alternativtext sein. Und die eine Gruppe sagt, mir reicht es völlig, wenn da steht, Logo von dem und dem Unternehmen. Und die andere Gruppe sagt, ja, das ist schön, dass da Logo steht, aber ich möchte ja auch wissen, wie das Logo aussieht. Also möchte ich auch eine Beschreibung haben. Und das zum Beispiel ist nicht festgelegt und so sind viele Dinge nicht festgelegt und um da eine größtmögliche Schnittmenge zusammen zu bekommen, Wir testen sowohl mein sehbehinderter Kollege wie auch ich als selber Blinde, aber zum Teil auch meine blinde Kollegin. Zwar nicht flächendeckend, sondern dann an ausgewählten Punkten, wo es halt sprittig sein kann. Aber wir gucken wirklich, was deckt denn die breite Masse ab.
Speaker0
00:17:33
Mhm. Künstliche Intelligenz hat in den letzten zwölf Monaten rasant zugenommen. Sie hilft gerade blinden und sehbehinderten Menschen bei Beschreibungen. Sie ist sehr unterstützend unterwegs. Das hält aber trotzdem noch viele Internetseiten oder Anbieter von Apps und Shops und so weiter nicht davon ab, dass sie immer noch nicht ganz barrierefrei sind und die künstliche Intelligenz auch da überfordert ist. Und sie spielt ja nicht nur eine Rolle für Blinde und Sehbehinderte, sondern auch für andere Behinderungen. Inwiefern spielt sie in eurem Alltag eine Rolle?
Speaker1
00:18:03
Meinst du in unserem persönlichen Alltag oder in unserem Arbeitsalltag?
Speaker0
00:18:07
Beides vielleicht. Komm, wir fangen mal mit dem Arbeitsalltag an.
Speaker1
00:18:10
Okay. In unserem Arbeitsalltag spielt sie erstmal gar keine Rolle. Weil wir uns alle einig sind, KI ist eine hilfreiche Sache, ist aber noch längst nicht so weit ausgereift, dass sie gerade im Bereich Barrierefreiheitstest und ähnliches die Arbeit eines Menschen wirklich ersetzen könnte. Deswegen verzichten wir ganz bewusst noch auf künstliche Intelligenz. Das beste Beispiel ist da mal wieder ein Alternativtext für ein Bild. Eine künstliche Intelligenz kann mittlerweile Bilder recht gut beschreiben. Aber zum einen kann man bei diesen Beschreibungen leider nicht immer sicher sein, ob sie wirklich genau das enthalten, was auf dem Bild zu sehen ist. Zum Teil werden da Dinge hinzugedichtet oder auch weggelassen. Zum Zweiten sind KI-generierte Bildbeschreibungen sehr ausführlich und auch zu ausführlich. Und zum Dritten ist es leider auch so, dass KI wertet. Und ein Alternativtext zum Beispiel soll nicht wertend sein. Wenn da beispielsweise steht, ein gutaussehender Mensch ist gutaussehend, eine Wertung und ist für jeden individuell was anderes. Daraus lässt sich also nicht ableiten, was damit gemeint ist. Und gerade weil künstliche Intelligenz noch immer nur 30 bis maximal 40 Prozent eines Barrierefreiheitstests überhaupt machen kann, weil nur dieser Anteil automatisiert bewertet werden kann. Deswegen lassen wir sie komplett raus und machen zwar in Verbindung mit einem Test-Tool, das wir für die Barrierefreiheitstests einbinden, Machen wir halbautomatisierte Tests, aber es ist einfach noch zu viel, was von einem Menschen beurteilt werden muss und auch teilweise individuell eingeschätzt werden muss, weswegen künstliche Intelligenz da gar nicht so hilfreich ist. In unserem persönlichen Alltag, da hilft sie uns eine ganze Menge, um eine erste Information zu kriegen, wie beispielsweise sich ein Bild beschreiben zu lassen, das man zugeschickt bekommen hat per WhatsApp oder was auch immer. Aber um sie als letzte Instanz einzusetzen, dafür ist sie noch längst nicht weit genug.
Speaker0
00:21:18
Nathalie, du hast es schon bereits angesprochen, ihr testet Internetseiten auf ihre Barrierefreiheit, was jetzt seit dem barrierefreien Stärkungsgesetz ja immer mehr gefragt wird. Das gibt jetzt keine, wir wollen mal eine Internetseite barrierefrei machen. Nein, das heißt jetzt, wir müssen, die Angebote müssen barrierefrei sein, Produkte und Angebote und Dienstleistungen. Was steht denn noch auf eurem Portfolio drauf? Was kann ich noch bei Inclusivio erwarten und erleben?
Speaker1
00:21:43
Also zurzeit kann man bei uns außerdem noch herkömmliche Texte in Blindenschrift umsetzen lassen, beziehungsweise wenn ein Text bereits umgesetzt ist, diesen in Punktschrift ausdrucken lassen und dann zugeschickt bekommen. Oder auch als, wenn man ihn noch nicht als druckfertige Datei hat, ihn als druckfertige Datei bekommen, also sprich umgesetzt und nicht ausgedruckt, aber als druckfertige Datei zugeschickt bekommen per E-Mail. Zurzeit bieten wir ansonsten noch individuell gefertigte Punktschriftetiketten an, sei es für Türschilder oder Klingelschilder, sei es für Lebensmittel oder Ähnliches, weil es immer mehr wird, dass man selber über diese Technik nicht verfügt, die benötigt wird, um Punktschriftetiketten zu erstellen, Aber es doch noch genug gibt, die mindestens die Vollschrift beherrschen und sich gern Sachen beschriften würden. Und das bieten wir an. Wir bieten auch Beratungen zu Fragen der Barrierefreiheit und der Inklusion an. Gerade auch für Unternehmen beispielsweise, wenn die einen schwerbehinderten Bewerber einstellen wollen oder einen schwerbehinderten Bewerber haben und sich fragen, ob der überhaupt in dem Gebäude arbeiten kann. Wie beispielsweise, wir haben nur Treppen, kann denn ein Sehbehinderter bei uns überhaupt arbeiten? Oder wir haben wechselnde Arbeitsplätze, geht das überhaupt? Dazu bieten wir Beratung und wir planen in allernächster Zeit die individuelle Erstellung taktiler Abbildungen auf entweder Schwellenpapier oder auf dem Punktschriftdrucker ausgedruckt. Also das sind die Sachen, die wir im Moment im Portfolio haben, aber in nächster Zeit ist auch einiges mehr noch geplant, was aber erst noch vorbereitet werden muss.
Speaker0
00:24:02
Du hast vorhin angesprochen, du warst unterwegs für deine Selbstständigkeit, bist auch auf Formulare getroffen, die nicht barrierefrei waren. Das ist ja ein Thema, barrierefreie Dokumente. Es gibt mittlerweile unzählige Kurse, wie man das machen kann und so weiter. Doch stellt man immer wieder fest, gerade auch in den Behörden und in den Institutionen, es funktioniert einfach nicht. Gibt es da auch schon einen Dienst, den ihr anbietet, wo ihr sagt, schickt uns eure nicht barrierenfreien Dokumente und wir gestalten sie um? Oder ist das noch in Planung?
Speaker1
00:24:30
Genau, das ist der Punkt. Es ist in Planung, aber zurzeit können wir das noch nicht sicher anbieten. Im Moment sind es nur die Barrierefreiheitstests der Dokumente, aber innerhalb der nächsten Monate ist genau diese Dienstleistung ebenfalls geplant.
Speaker0
00:24:48
Nathalie, du hast am 1. Mai mit deinem Unternehmen angefangen. Sicherlich ist immer ein Neustart etwas ganz Besonderes. Es ist vor allem ein langer Weg, um sich zu etablieren auf dem Markt. Du sitzt jetzt mit deinem Unternehmen in einer Stadt, wo Barrierefreiheit groß geschrieben wird, in Marburg. Sie ist aber noch nicht auf dem Level. Wenn ich jetzt mal so in die Zukunft blicke, was sind so deine Zukunftsperspektiven für dich und dein Unternehmen?
Speaker1
00:25:11
Das ist gerade eine sehr gute Frage. Kannst du die Frage nochmal etwas konkretisieren?
Speaker0
00:25:16
Naja, wo siehst du dich mit Inklusivio in einem Jahr? Weil der Bedarf ist ja da, wir haben ja mitgekriegt, es gibt ein Gesetz, die Leute kriegen ein bisschen Torschlusspanik, müssen demnächst alle Sachen barrierefrei gestalten. Wo siehst du dich in einem Jahr mit deinem Unternehmen? Du bist ja zum richtigen Zeitpunkt mit persönlicher, eigener Expertise an den Start gegangen in einer Stadt, wo der Bedarf groß ist und du bist ja nicht nur auf Marburg festgelegt, sondern du seid ja deutschlandfrei operativ. Wo siehst du dich einfach in einem Jahr? Oder was wünschst du dir für Inclusivio in einem Jahr?
Speaker1
00:25:51
Ich wünsche mir, dass wir heute in einem Jahr genug Aufträge haben, um problemlos noch mindestens zwei weitere Leute einstellen und auch gut bezahlen zu können. Denn auch das ist ja ein Ziel dieser Agentur, gerade auch Schwerbehinderte gleichwertig einstellen und bezahlen zu können, was ja auf dem Arbeitsmarkt leider oft genug nicht der Fall ist. Und noch viel mehr Dienstleistungen aus dem großen Bereich der Barrierefreiheit und Inklusion anbieten zu können, vielleicht auch auf individuelle Nachfrage Dinge anbieten zu können, auf die ich heute noch gar nicht komme. Dass wir bekannt genug sind, um uns ein Stück weit auch, das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber um uns ein Stück weit vielleicht auch unsere Aufträge aussuchen zu können und sagen zu können, ja, diesen Auftrag machen wir super gern. Und ich wünsche mir, dass wir in den nächsten ein bis fünf Jahren mindestens ein kleines Stück dazu beitragen können, die digitale Welt für jeden, der es braucht, ein Stück weit barrierefreier und inklusiver gestalten zu können.
Speaker0
00:27:22
Www.inklusivio.de Dort findet ihr unter anderem auch ein bisschen was über die Philosophie, die hinter der Firma steckt, Nathalie gegründet hat. Ihr findet natürlich auch ganz viele Infos zu den Mitarbeitern. Da sind auch vierbeinige Mitarbeiter dabei, habe ich gesehen. Das ist ganz spannend, was die machen. Und ihr seht natürlich auch die ganze Prozesse. Zwei sind dabei, richtig? Ja, es sind zwei. Die sich auch manchmal um den Korb streiten. Fand ich auch sehr spannend. Da mal hinter die Kulissen zu gucken. Und ihr findet ganz viele Informationen zu den jetzigen Produkten, Dienstleistungen und natürlich auch zu den Kosten. Nathalie, ich bin sehr begeistert über deinen Mut, über die Energie, die du hast, den Weg zu gehen. Du hast eine sichere Anstellung gehabt. Du bist da rausgegangen und hast gesagt, ich traue mich. Und da hast ein paar Leute mit animiert, sich mitzutrauen, den Weg mitzugehen. Ich finde das immer wieder lobenswert und deshalb drücken wir dir vom Eagle Podcast ganz, ganz, ganz fest die Daumen, verlinken das Ganze in unseren Shownotes und wenn ihr Aufträge für Nathalie habt, dann bitte an inclusivio.de. Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg.
Speaker1
00:28:29
Vielen Dank. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Music
00:28:30
Speaker1
00:28:42
Für den Inklusator Sascha Lang bedeutet Inklusion, Inklusion ist ein Gesellschaftsprojekt. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Inklusion heißt Teilhaben. Wir möchten dich mit unserem Podcast dazu motivieren, bereits jetzt an der Gesellschaft teilzunehmen. Denn nur so können Barrieren abgebaut werden. Barrieren, die nicht nur im Alltag bestehen, sondern auch in den Köpfen. Lasst uns diese gemeinsam abbauen.
Music
00:29:16
Speaker0
00:29:24
Das war der Podcast Igel Inklusion ganz einfach leben mit eurem Inklusator Sascha Lang.
Music
00:29:30
Speaker1
00:29:38
Igel. Inklusion. Ganz einfach leben. Wird dir präsentiert von Inklusator. Infos zum Inklusator und weitere Folgen findest du unter www.igelmedia.com
Music
00:29:53
Speaker1
00:30:00
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Music
00:30:05