Klimanachbarn – Die Revolution beginnt nebenan

Michael Schindler & Patrick Niedermayer
Since 02/2023 24 Episoden

E23: Klimalobbyismus in Brüssel

mit Chris Sherwood

25.04.2024 26 min Tobias Weiland

Zusammenfassung & Show Notes

Er ist Lobbyist für das Klima, um die Politik der EU zu mehr negativen Emissionen zu bewegen. Wie er das machen will und warum er sich dafür einsetzt, darüber sprechen wir in dieser Folge.

In dieser Folge sitzen Tobias Weiland und Chris Sherwood in Brüssel. Chris gibt uns einen Einblick in seine Arbeit als Klimalobbyist in der Negative Emissions Platform. Wir sprechen über die Herausforderungen mit Politiker:innen zu kommunizieren, über Klimalösungen und Wege, CO2 und andere Klimagase aus der Umwelt zu ziehen. Viel Spaß bei der ersten Internationalen Episode!
 
Firmen und Organisationen, über die wir gesprochen haben: 
 
Negative Emissions Plattform (NEP): https://www.negative-emissions.org/ 
 
Deutsche Verein für Negative Emissionen (DVNE): https://dvne.org/ 
 

Transkript

Moin an die Nachbarschaft. Oder wie ich ja sagen würde, Servus. Wobei er "Bonjour" besser fassen würde. Ich bin gerade nämlich in Brüssel. Die Stadt der Comics, Waffeln und quasi Zentrum von der EU. Falls du dich gerade fragst, wer spricht denn da? Tja, weder Patrick noch Michi. Ich bin Tobi. Eigentlich bin ich hinter den Kulissen und bearbeite die Podcasts. Aber da ich jetzt in Brüssel bin, dachten sich Patrick und Michi, Mensch, da kann der Tobi doch gleich mal die erste internationale Podcast-Episode der Klimanachbarn aufzeichnen, während wir unseren Podcast-Urlaub genießen. Außerdem haben wir noch den Kontakt von Dirk Pessler zu einem Klimalobbyisten. Dirk Pessler kennt ihr vielleicht noch aus Patricks Berichten zu beschleunigter Verwitterung. Nebenbei ist er auch noch Co-Founder der Negative Emissions Platform, die sich für die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und zur Eindämmung und Umkehrung des Klimawandels einsetzt. Ich spreche also heute mit Chris Sherwood, einem Lobbyisten. Lobbyismus ist bei mir ja eigentlich eher negativ konnotiert gewesen. Nach dem Gespräch wurden mir dann aber klar, dass es auch Lobbyismus für eine nachhaltige Zukunft gibt und dass wir das auch dringend brauchen. Also einmal tief durchatmen, ankommen und los geht's. Klimanachbarn, die Revolution beginnt nebenan. Der Podcast mit Patrick und Michi. Heute ist der 20. März 2024. Die globale Mitteltemperatur lag letztes Jahr um 1,45 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Kein Land auf der Welt betreibt aktuelle Klimopolitik, die mit dem 1,5 Grad Ziel vereinbar ist. Der Zeitraum, der uns noch bleibt, bis das verbleibende CO2-Betrag für das 1,5 Grad Ziel aufgebraucht ist, sind fünf Jahre, vier Monate und zwei Tage. Aktuell liegt der CO2-Wert in der Luft bei 420 Parts per Million. Seit 1830, Beginn der Industrialisierung, ist er also um 50 Prozent gestiegen. Und in den letzten sieben Tagen wurde 59 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugt. Chris, wie geht's dir? Sehr gut, danke. Ich hoffe dir auch. Ja, mir auch wunderbar. Heute ist das Wetter in Brüssel traumhaft schön. Wir haben 18 Grad schon. Wie ihr bereits hört, sind Patrick und Michi heute nicht dabei. Die sind im Podcast-Urlaub. Stattdessen darf ich, Tobi, euch heute durch den Podcast führen. Ihr kennt mich vielleicht schon aus der Episode 20, in dem ich aus dem Buch "Welcher Degang fällt aus", das letzte Kapitel vorgelesen habe. Patrick hatte da am Ende schon etwas angeteaser, dass ihr nochmal was von mir hören werdet. Und so sitze ich hier mit Chris Sherwood, Generalsekretär der Negativ Emissions-Plattform hier in Brüssel. Und ja, Chris, magst du dich einmal kurz vorstellen? Natürlich. Ja, also ich bin halb Engländer, halb Franzose, bin in London geboren. Ich habe zehn Jahre meiner Kindheit in Amerika verbracht, bin dann zurückgekommen als 15-Jähriger nach England. Ich habe Geministik studiert in der Uni in Schottland. Und als Teil davon war ich ein Jahr in Österreich. Und deswegen kann es sein, dass du ein bisschen österreichischen Akzent hörst bei mir. Und ich bin in Brüssel seit 23 Jahren. Ich arbeite also im Bereich EU-Politik. Das heißt, wie bist du dazu überhaupt gekommen mit deinem Geministik-Studium? Ja, ich war also an der Uni in Schottland und suchte ein Praktikum für den Sommer. Und ich bin zum Careers Department von der Uni gegangen und gefragt, was für Ideen sie haben. Und die Dame da sagte, ja, du bist halb Franzose, halb Engländer, du sprichst Deutsch, warum suchst du nicht ein Praktikum bei einem EU-Abgeordneten in Brüssel? Und ja, tatsächlich bin ich hierher gekommen und es hat viel Spaß gemacht, sehr interessant. Und dann dachte ich, ja, ich komme mal zurück. Und nach dem Studium bin ich tatsächlich zurückgekommen. Und ja, 23 Jahre später bin ich eher Brüsseler als was anderes. Und du hattest vor der Aufnahme des Fonschen Event, dass du zuerst Lobbyist im technischen Bereich warst. Wie kam dann der Wandel, dass du dich jetzt mehr für Klimalobbyismus einsetzt? Genau, ich war 13 Jahre Lobbyist bei Internetfirmen. Und das hat auch sehr viel Spaß gemacht, sehr interessante, wichtige Themen. Also ich hatte das Gefühl, dass ich was Wichtiges machte. Aber ja, 13 Jahre ist das lange Zeit und ich dachte mir, dass eine Wende wäre schön. Und dann habe ich gedacht, ja, Klimapolitik ist sehr, sehr spannend, auch sehr wichtig. Und ich setze mich sehr gerne dafür ein. Du arbeitest jetzt bei der Negative Emissions Platform. Was kann ich mir darunter vorstellen? Das ist ein Verein, richtig? Ja, genau, Industrieverein. Das heißt, dass wir Mitglieder haben, 46 Firmen, die die Mitglieder sind. Und die große Mehrheit von diesen Firmen sind Firmen, die CO2 aus der Luft entnehmen und speichern. Es gibt auch Firmen dabei, die andere Rollen spielen, zum Beispiel die CO2-Entnahmen kaufen oder investieren in dem Bereich oder Marktplätze führen, solche Sachen. Ja, und da gibt es ganz verschiedene Methoden, CO2 aus der Luft zu holen. Das heißt Direct Air Capture oder beschleunigte Verwitterung, worüber gerade Patrick auch schon öfters berichtet hat. Was sind da so die Haupt-CO2-Entnahmequellen, die ihr nutzt oder gibt es da gar nicht so eine Haupt? Also wir nutzen gar nichts. Das ist richtig. Also die Firmen, die bei euch dabei sind, ist es ein breites Spektrum oder fahren die? Ja, also es ist ein sehr breites Spektrum. Wir haben Direct Air Capture Firmen, also Bioenergy und CCS, also BEX Firmen, Biochar, auch Enhanced Rock Weathering, du hast das viel schön auf Deutsch gesagt. Die beschleunigte Verwitterung, genau. Genau, beschleunigte Verwitterung, genau. Und dazu kommen auch viele Methoden, die zum Beispiel mit Wasser zu tun haben, entweder oceanisch oder auch in Flüssen oder andere Sachen. Auch kann man Biomasse in die Erde begraben. Das sind auch Methoden, die wir haben im Haus. Ja, ja. Was ist dann so mal deine tägliche Aufgabe, wenn du jetzt da als Generalsekretär arbeitest? Wie kann ich mir deinen Arbeitsalltag vorstellen? Ja, also natürlich gibt es schon ein bisschen Zeit für Verwaltung, aber am einfachsten würde ich sagen, dass ich mich für gute Klimapolitik einsetze. Das heißt, ich mache Lobbying. Und was heißt Lobbying? Das heißt, dass ich dann mit meinen Mitgliedern zusammensetze. Wir reden über gemeinsame Positionen, Meinungen. Wir schreiben die dann in Dokumente und wir kommunizieren, also diese gemeinsamen Positionen kommunizieren wir mit EU-Kommission, EU-Parlament, mit Regierungen von Mitgliedstaaten und auch von anderen Staaten, die nicht Mitgliedstaaten sind von der EU. Okay, das heißt quasi, die 46 Mitglieder setzen sich zusammen und schreiben quasi so Positionspapiere, um auf EU, Parlament, EU-Rat, Kommission, was zu bewirken, dass die etwas in der Gesetzgebung ändern oder Subventionen für klimafreundlichere Lösungen anbieten. Richtig? Richtig. Okay, spannend. Was sind da dann so die größten Herausforderungen, die du hast, wenn du quasi dann eben mit Regierungen, Regierungsvertretern, Politikern arbeitest? Arbeitest du auch im direkten Kontakt mit denen oder ist es wirklich nur so ein, okay, wir haben hier einen Brief, hier ist er und wir haben sonst keine Kommunikation? Nein, nein. Also man muss auch so direkt kommunizieren. Das heißt, ja, ganz oft Teams oder Zoom Meetings, auch persönliche Gespräche im EU-Parlament oder in den Vertretungen von Mitgliedstaaten hier in Brüssel oder in den Gebäuden von der Kommission. Und es heißt auch eigentlich, reden mit Journalisten. Okay. Und ja, Sachen zu kommunizieren auf dem Internet, also auf LinkedIn und YouTube und solche Sachen. Okay. Podcasten ist auch dabei. Podcasten ist auch dabei. Mensch, wie praktisch. Das heißt, du hast dann einen, ich sag mal, Stamm an Politikern, die ihr immer ansprecht oder ist es immer ganz unterschiedlich, ganz unterschiedliche Länder, dass ihr wirklich mit allen quasi Länder, die in der EU sind oder auch nicht in der EU sind, sprecht. Wie geht ihr davor, rauszusuchen, wen ihr jetzt gerade ansprecht? Ja, genau. Also das ist ein großer Teil vom Lobbyismus. Das heißt, man muss seine Zielpersonen dann finden. Und bei Mitgliedstaaten ist es eigentlich relativ einfach. Man kennt das Ministerium für Umwelt zum Beispiel. Man sieht meistens im Internet, was für Abteilungen es gibt und findet den richtigen Gesprächspartner über Internet oder telefonisch. Bei der EU-Kommission ist es genau das Gleiche. Im EU-Parlament ist es ein bisschen anders. Also da gibt es 700 und mehr als 700 Abgeordneten. Man muss den richtigen Ausschuss finden. Und für bestimmte Gesetze gibt es bestimmte EU-Abgeordneten, die dafür zuständig sind. Also das sind nicht immer die gleichen Leute. Man muss dann sich einen aussuchen. Es gibt verschiedene EU-Abgeordneten aus verschiedenen Ländern. Es gibt aus verschiedenen Parteien. Und man muss Ausschuss, Land, Sprache und Partei dann ein bisschen kennen, um die richtigen Leuten anzusprechen. Das heißt, du hast auch ein ziemlich umfassendes Wissen über, wer sitzt gerade in der EU im Parlament, in den Kommissionen und macht was. Du musst dann auch ziemlich gut wissen, wer ist jetzt hier mein Ansprechpartner und nicht jedes Mal in der Liste von allen 700 Abgeordneten nachzuschauen. Genau. Man muss das wissen und dann schreibt man eine E-Mail oder ruft an und sagt man, ja hallo, ich habe eine Stellungnahme zum Thema Carbon Removal Certification Framework. Ich würde Sie gerne mit Ihnen teilen. Könnten wir das persönlich oder schriftlich machen oder telefonisch? Hätten Sie Zeit? Und meistens sagen die nein. Okay, was machst du dann? Ja, dann schreibt man einfach eine E-Mail mit Attachment. Also Klimalobbyist habe ich zum ersten Mal gehört, als ich jetzt hier recherchiert habe. Davor Lobbyismus ist bei mir so im Kopf, okay, ja die Autolobby, die ja dann glaube ich auch in Deutschland so mit die Größten sind. Ist es dann auch so, dass sie ja quasi mit so vielen Geschenken oder ein reiches Buffet sie lockt? Oder wie versucht ihr an die Ranze kommen, gerade wenn sie dann öfter sagen, nein wir haben keine Zeit? Nein, also mit Korruption habe ich nie was zu tun gehabt. Ich habe das eigentlich nie gesehen. Ich weiß, das gibt es hier in Brüssel. Da sind verschiedene Skandale gewesen, aber ja ich habe das nie gesehen. Das heißt, wenn man nicht mit einem schwächen will, dann sucht man sich einen anderen aus, der dann gerne spricht. Es ist sehr sehr selten, dass man ein Mittagessen oder ein Abendessen mit einem Abgeordneten oder mit jemanden aus der Kommission oder aus Mitgliedsstaaten nimmt. Also das ist eher im Büro und manchmal bei Veranstaltungen. Also im Büro von denen, dass ihr dann quasi zu Besuch kommt. Ja sehr cool. Um auf die Entnahme von CO2 zu sprechen zu kommen, da hatte ich jetzt heute früh nochmal nachgeschaut. Auf der Seite von der Süddeutschen Zeitung, da stand, dass 2022 zwei Millionen Tonnen CO2 weltweit aus der Atmosphäre geholt wurde mit Stabilisierungs- und Ölkapazität und anderen Verfahren. Bis 2050 müssen allerdings 2,6 Milliarden Tonnen CO2 jährlich aus der Atmosphäre geholt werden, um den Klimazählen gerecht zu werden. Und auch so mal nur für die Relationen. Jährlich werden über 40 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen. Jetzt habt ihr auf eurer Webseite stehen, dass ihr bis 2050 10 Gigatonnen, also 10 Milliarden Tonnen aus der Luft jährlich holen wollt. Wie wollt ihr das erreichen? Ja das ist also unfassbar. Das ist eine unglaubliche Herausforderung. Das Wichtigste ist eigentlich, dass wir, also nicht NEP, sondern die Menschheit aufhört, CO2 in die Luft zu emittieren. Und danach können wir ein bisschen und ganz langsam in die Vergangenheit zurückkehren. Es gibt viele Sachen, die schon endgültig schiefgegangen sind oder schiefgehen werden. Aber wir können wahrscheinlich die Temperaturen dann wieder zurückholen, wie sie waren. Und dafür müssen wir tatsächlich rund um 10 Milliarden Tonnen im Jahr entnehmen. Und das kann man nur machen, wenn die UNO-Mitgliedsstaaten sich einig sind, wie man das macht. Also die ganze Welt quasi. Genau. Die ganze Welt. Sonst gibt es keinen, ja sonst gibt es nicht. So, so, sonst geht das nicht. Letztendlich muss ja die ganze Welt mitmachen, weil nichts zu tun wäre ja viel teurer. Ja, das ist immer klar jetzt, dass nichts tun wird unglaublich teuer, auch wenn man es nicht sieht oder spürt. Es ist viel, viel günstiger jetzt sehr, sehr schnell und sehr ambitieus. Ja, ambitioniert. Ambitioniert. Sich einzusetzen, als 5 Jahre, 10 Jahre, 20 Jahre warten. Aber die Zeit haben wir einfach nicht mehr. Aber das Schöne bei meinem Job ist eigentlich diese Hoffnung. Also bei CO2-Entnahmen weiß man, dass man eine Lösung hat. Also man spricht immer von Problemen. Am Anfang hast du die ganzen Zahlen dann gegeben und ja, das tut weh. Und man könnte sein ganzes Leben herumgehen und sagen, ja das ist alles schief gegangen, wir haben keine Hoffnung mehr. Aber mit CO2-Entnahmen haben wir Hoffnung. Nicht nur, dass wir aufhören, das immer schlechter zu machen, aber dass wir eigentlich zurückgehen können in eine, so klimatisch gesagt, in eine Vergangenheit, die viel bequemer ist für die Menschheit. Und lebenswerter und nicht so extrem Wetterereignis hat und so. In Norwegen werden für die CO2-Speicherung alte Erdgas und Erdölspeicher unterirdisch genutzt. Und auf Island wird CO2 mit Wasser gemischt und tief in Fels gepumpt, woraus dann mit dem Gestein innerhalb von zwei Jahren kalt wird. Also auch eine feste Speicherung von CO2. Da ist es im Deutschland irgendwie noch relativ umstritten, was ich gelesen habe, CO2 unterirdisch zu speichern. Weil unter anderem die Angst ist, dass es irgendwie wieder entweichen könnte, obwohl bei existierenden Lagestätten eben solche Sicherheitsprobleme nicht bekannt sind. Ist es dann auch ein Teil von deinem euren Lobbyismus, da darauf einzuwirken, dass es in Deutschland vielleicht doch Speicherstätten für CO2 unterirdisch gibt und dass man das dann doch auch weiterbringt? Ja, das ist schon ein Teil, aber eher auf EU-Ebene oder internationaler Ebene. National in Deutschland macht das jetzt der DVNE, der Deutsche Verein für Negative Emissionen, was in Dezember, glaube ich, dann entstanden ist. Also recht neu. Wir sagen auf Englisch "a sister organization". Das sind unsere Freunde in Deutschland. Und das gibt es dann auch in anderen EU-Staaten oder anderen Ländern? Es wird das in zwei Wochen in Frankreich geben. Die Association Française pour les émissions negatives. Und es gibt es auch in Indien, in Amerika. Ich habe gestern gehört, dass es was Ähnliches in Zimbabwe gibt. Aber es wird immer mehr von diesen Vereinen geben. Und die sind wie organisiert. Das sind ja nicht alles Freiwillige, denke ich mal, die das machen, sondern die müssen ja auch irgendwie die Personen anstellen und Gehälter bezahlen, damit die Vereine arbeiten können. Wie finanziert sich sowas? Man finanziert es hauptsächlich mit Mitgliedsbeiträgen. Aber im Moment ist das eigentlich ganz schwierig. Deswegen, dass die Industrie sehr klein ist und sehr wenig Geld hat. Okay. Und das heißt, in den ersten Jahren braucht man Spenden von großen Stiftungen. Aber in mehreren Jahren wird es nicht mehr nötig. Weil dann auch immer mehr Mitglieder dazukommen? Immer mehr Mitglieder, immer größere Mitglieder, Mitglieder, die immer mehr Geld verdienen. Also Mitglieder sind jetzt quasi keine einzelnen Personen, sondern Mitglieder sind Firmen, sind Organisationen wie Microsoft zum Beispiel. Zum Beispiel. Okay. Und die haben ja schon ein bisschen Geld, könnte man sagen. Ja. Ja. Und das heißt quasi, ihr wollt so ein bisschen auch wie der Podcast hier nicht eine deprimierende Stimmung verbreiten, sondern euer Ziel ist es, eine positive Stimmung, ein Ausblick zu geben, eine Lösung zu zeigen, wie es werden kann, wenn alle an einem Strang ziehen und CO2 aus der Luft holen, um dann eine lebenswerte Zukunft zu haben. Richtig? Richtig. Ich glaube, die psychologische Seite von Klimapolitik ist sehr, sehr wichtig. Im Moment gibt es so viele negative Nachrichten, dass man eigentlich die Hoffnung einfach verlieren kann. Und es gibt sehr, sehr viele Leute auf der Welt, nicht nur in Deutschland, die einfach nicht mehr davon hören wollen. Ich kann dafür nichts machen. Es ist alles schlecht. Ich hatte ein anderes Wort im Kopf. Das sage ich lieber nicht im Podcast. Und ja, ich will nichts mehr davon hören. Aber wenn man eine Hoffnung hat und wenn man dann eine Lösung zeigen kann und vorschlagen kann, heißt das psychologisch anders. Und das heißt, dass Wahlen und Politik einfach viel positiver sein können. Und ich glaube, wenn wir diese Hoffnung haben und wenn die weit verbreitet ist, können wir viel schaffen. Aber wir schaffen es nicht, wenn wir deprimiert sind. Das glaube ich auch. Und ich meine, im Moment hat man ja auch viel in der Politik gerade mit Parteien, die Angst machen und auch quasi sagen wollen, dass mit diesen ganzen Lösungen und mit diesen ganzen Maßnahmen gegen den Klimawandel, dass es ja unsere Lebensqualität verschlechtert und so. Aber eigentlich müsste man ja nur in Anführungszeichen der Bevölkerung aufzeigen, hey, wenn wir diese ganzen Maßnahmen machen gegen den Klimawandel, dann wird eigentlich alles besser. Tatsächlich ist, genau, wie du sagst, diese positive Bestärkung, die es braucht, dass man einfach Hoffnung schöpft und dass dann auch die Leute wieder die Politik wählen, die tatsächlich gut für uns, gut für den Planeten, gut für alle ist. Negative Emissionen machen diese Welt besser. Dann vielleicht noch eine Frage zwecks den verschiedenen Treibhausgasen. Jetzt ist ja CO2 wahrlich nicht das einzige Treibhausgas, was in der Atmosphäre ist. Also wir haben ja Kohlen-Dioxid, dann haben wir Methan, Lachgas und die F-Gase. Gibt es da neben CO2 für Methan, Lachgas und die anderen Gase auch Möglichkeiten und auch Ambitionen, du nix schon, die aus der Luft zu holen? Ja, wir haben auch ein Mitglied, das sich für Methanentnahme einsetzt. Okay. Und da gibt es auch schon so, wie so CO2-Staubsauger, gibt es ja Methan-Staubsauger? Genau, Methan-Staubsauger, der einfach Methan aus der Luft holt, speichert und dann chemisch ändert, damit das nicht mehr ein Problem ist für die Atmosphäre. Ah, okay. Und das quasi dann als festes Material gespeichert ist oder als anderes Gas einfach? Man kann es brennen, aber dann schöpft man CO2. Und CO2 ist, also wenn man Methan brennt, ist das eigentlich besser für die Luft, als wenn sie in der Luft bleibt. Deswegen, dass Methan sechsfach so schlimm ist wie CO2. Ah, okay. Ja. Und? Man muss man nicht, kann man auch anders. So wie es bei CO2 ja quasi auch verschiedene Möglichkeiten gibt. Also entweder eben CO2 mit Wasser mischen und das in die Erde pumpen, dass dann daraus mit dem Gestein Kalk wird, wie es in Island gemacht wird. Oder was gibt es da noch für andere Möglichkeiten, wie man CO2 speichern kann dauerhaft? Ja, also man kann tatsächlich CO2 mineralisieren. Okay. Das heißt in einem Carbonate ändern, also CO3 und CO4. Carbonate sind sehr stabil und bleiben im Wasser und in der Erde für mehrere hunderttausend Jahre. Also wenn man CO2 in Carbonate ändert, dann ist das praktisch permanent. Es gibt verschiedene Methoden das zu machen. Wir haben ein Mitglied aus Deutschland, das heißt Planeteers, die nehmen CO2 aus Abwasser und mineralisieren. Und dann kommen diese Mineralen in Flüsse und fließen auch dann ins Ozean. Wenn ich jetzt aber CO2 aus dem Abwasser nehme, ist das dann nicht ohnehin schon im Wasser gebunden oder würde das nach und nach eher aus dem Wasser in die Luft abweichen? Das kommt natürlich aus dem Abwasser in die Luft. Wenn man das dann entnimmt und mit Carbonate ändert, dann hat man auch CO2 in der Luft. Das ist eine Methode. Ja, es gibt sehr viele. Eine andere, wir haben auch ein Mitglied, das Holzstoffe im Schwarzen Meer senken will. Wenn man im Schwarzen Meer schaut, sieht man, dass es noch altkriegische Schiffe gibt, die überhaupt keine Schaden haben, so 2000, 3000 Jahre später. Holzschiffe? Holzschiffe. Deswegen, dass es sehr wenig Sauerstoff gibt im Schwarzen Meer. Und wenn man dann heutzutage Holz senken würde, könnte es auch mehrere tausend Jahre da bleiben, ohne sich zu ändern und ohne CO2 zu emittieren. Das ist eine Methode. Andere Methoden mit Wasser. Es gibt ein Problem im Norden mit Säure in den Wäldern und in den Flüssen, in Skandinavien und in Kanada. Deswegen, dass aus der Fischschmutzung der Atmosphäre dann Säure in die Wälder im Regen fällt und es schadet Wäldern und Flüsse. Und wenn man dann basische Substanzen in diese Flüsse geben würde, dann kann man die Gesundheit dieser Flüsse erhöhen. Und dabei entnehmt man auch CO2 von der Luft in das Wasser. Indem man quasi den Säuregehalt reduziert, nimmt das Wasser wieder mehr CO2 auf. Und der Wald nehme ich an auch. Der Wald gewinnt nichts davon, leider. Aber die Fische und die ganzen Pflanzen, die so am Wasser stehen, schon. Und auch im Meer habe ich mal gelesen, dass Algen ja auch ein unheimlich großer CO2-Speicher sind, die ja aber auch sehr sensibel auf Temperaturveränderungen reagieren. Gibt es aber auch Mitglieder, die da mit Algen forschen, dass die CO2 weiter aufnehmen? Ja, man kann diese Algen so landwirtschaftlich betrachten und produzieren. Und dann kann man diese Algen entweder senken oder versenken oder begraben auf dem Land. Wir haben tatsächlich ein Mitglied, das das in Marokko macht. Sie erzeugen Mikroalgen und begraben die unter die Dünen. In der Wüste quasi. Spannend. Und damit entnehmen sie quasi einfach auch CO2 aus der Atmosphäre? Genau, die Mikroalgen nehmen CO2 aus der Atmosphäre und man begrabt das. Total spannend. Was kann man jetzt deiner Ansicht nach als Privatperson, als Zuhörer dieses Podcasts, was könnte man da machen, um entweder quasi die Arbeit der Negative Emissions Platform zu unterstützen oder generell für mehr Klimaschutz sich einzusetzen? Was würdest du da sagen? Was kann man da machen? Ja, das Beste wäre einfach viel mehr wissen, viel mehr lesen und viel mehr mit anderen Leuten sprechen. Damit die ganze Gesellschaft viel mehr weiß und viel mehr die Politiker unterstützen kann. Ja, sehr cool. Ja, ich würde sagen, erstmal vielen Dank für deine Zeit, Chris, dass du hier mit uns über deine Arbeit, über die Negative Emissions Platform gesprochen hast. Danke für deine Arbeit. Sehr gerne. Ich danke auch hier einmal noch Patrick und Michi. Ich bin zwar der, der die Podcasts immer schneidet, aber dass ich jetzt auch hier vor dem Mikrofon sein darf und hier mit Chris das Ganze aufnehmen darf im Podcaststudio. Ja, ich danke euch fürs Zuhören. Wenn ihr noch Fragen habt oder Feedback, schreibt es gerne in die Kommentare, schreibt uns ein paar E-Mail, lasst uns eine Nachricht da. Wir freuen uns über alle Rückmeldungen und versuchen noch alles zu beantworten. Wenn ihr Fragen an Chris habt, schreibt ihm auch nochmal und damit auch nochmal vielen Dank an Chris und macht es gut. Danke. Bleibt positiv. Es gibt Hoffnung, es gibt Lösungen. Setzt euch dafür ein. Klimanachbarn wird produziert von The Beyond Content GmbH. Zu Gast war in dieser Episode Chris Sherwood. Danke an Dirk fürs Vermitteln. Danke auch an Microsoft, dass wir eure Podcaststudio benutzen durften. Das Intro wurde eingesprochen von Lukas Herbert, Podcastbearbeitung von mir, Tobias Weiland und moderiert auch von mir, Tobias Weiland. Wir freuen uns über Feedback und Bewertungen. In der nächsten Episode ist Patrick wieder am Start und quatscht mit Ranga Yogeshwar. Abonnier also den Podcast, um die Folge nicht zu verpassen. Danke fürs Zuhören und mach dir immer wieder bewusst, du wirkst auf deine Nachbarschaft. Nachbarschaft.

2024 - Michael Schindler & Patrick Niedermayer