E27: Der Crowdfunding Bauernhof
Solidarische Landwirtschaft auf dem Bauernhof Vorderhaslach
20.06.2024 Patrick Niedermayer
Zusammenfassung & Show Notes
Heute stellen wir euch den außergewöhnlichen Bauernhof Vorderhaslach vor, der durch solidarische Landwirtschaft und Crowdfunding Flächen für nachhaltige Landwirtschaft sichert.
Wir haben eine neue Kooperation mit dem Kulturbahnhof Ottensoos, der nachhaltige Initiativen im Nürnberger Land fördert. In diesen Kooperations-Episoden werden wir uns mit regionalen Initiativen und Organisationen im Nürnberger Land auseinandersetzen.
Wir haben in dieser Episode eine besondere Bauernhofgemeinschaft in der Hersbrucker Schweiz besucht. Uwe Neukamm und Steffi Rivera erzählen uns von ihrem außergewöhnlichen Hof, auf dem mehrere Familien zusammenleben und -arbeiten.
Links und Webseiten aus der Episode:
Transkript
Hi ihr Lieben, bevor wir loslegen möchte ich euch kurz erzählen, dass wir eine neue Kooperation
eingegangen sind und zwar mit dem Kulturbahnhof Ottensoß. Der Kulturbahnhof Ottensoß ist ein
restauriertes Bahnhofsgebäude im Nürnberger Land, das mittels Kunst und dem Zusammenbringen von
verschiedenen Menschen auf eine nachhaltige Entwicklung hier vor Ort hinwirken will. Unsere
Kooperation besteht darin, dass Dr. Volker Stahlmann vom Kulturbahnhof uns auf ganzheitlich
nachhaltige Initiativen im Nürnberger Land hinweist und bereits ein erstes Vorgespräch mit ihnen
führt. Und wir fahren dann dorthin und stellen ihnen ganz ganz viele Fragen, um dann zusammen
mit euch hier im Podcast hoffentlich etwas von ihnen zu lernen. Die Episoden, die ihr erwarten
könnt, sind also ganz ähnlich zu dem, was ihr hier sonst hört, nur eben alle drei Monate regional
aus dem Nürnberger Land. Und soviel schon mal, als Volker erzählt hat, an welche Organisationen er
so denkt, war ich selbst überrascht, was es hier vor meiner Haustür alles gibt. Falls ihr mehr über
den Kulturbahnhof Ottensoß erfahren wollt oder auch mal das Kunstmuseum dort besuchen wollt, findet
ihr alle Infos dazu unter www.kulturbahnhof.ortensoß.de. Den Link findet ihr natürlich auch in den
Show Notes. Jetzt aber zur heutigen Episode. Ich bin in die malerische Hersbrucker Schweiz gefahren,
um mir einen außergewöhnlichen Bauernhof anzuschauen. Außergewöhnlich deshalb, weil dort
mehrere Familien zusammen auf und von einem Hof leben. Oft werden Bauernhöfe vererbt, hier aber
nicht. Uwe Neukamm, der den Hof in den 90er Jahren übernommen hat, ist Quereinsteiger. Und auch das
Angebot des Hofes ist nicht gewöhnlich. Der Hof ist eingebettet in eine solidarische Landwirtschaft,
also eine Erntegemeinschaft. Außerdem haben sie mit Crowdfunding einen Weg gefunden, Flächen für
die landwirtschaftliche Nutzung zu sichern, die sonst in die Hände von Investor*innen gefallen
wären. Was ihr hier rausziehen könnt, ist, dass es neben den üblichen Wegen immer noch versteckte
Räume für Möglichkeiten gibt. Und manchmal muss man diese Räume halt auch selbst bauen. Und jetzt
einmal tief durchatmen, ankommen. Und los geht's mit Uwe Neukamm und Steffi de Werder von der
Hofgemeinschaft Vorderhasslach.
Klimanachbarn, die Revolution beginnt nebenan. Der Podcast mit Patrick und Michi.
Moin an die Nachbarschaft. Ihr hört mich heute aus Vorderhasslach, einem kleinen,
idyllischen Dorf in der Fränkischen Schweiz, wollte ich sagen, in der Hesse-Prücker-Schweiz,
ist es richtig, im Nürnberger Land. Ich bin zu Gast auf dem Bauernhof von Steffi und Uwe.
Danke, dass ich hier sein darf.
Gerne.
Gerne.
Ich würde gern mit euch drüber sprechen, was euren Bauernhof so außergewöhnlich macht. Bevor
wir da reingehen, würde ich aber gern euch ein bisschen kennenlernen. Könnt ihr mir erzählen,
woher ihr kommt und wie es euch nach Vorderhasslach verschlagen hat? Es sind ja nicht so viele Häuser
hier. Ja, ich bin schon 1984 hier in die Gegend gezogen, habe mit Freunden, also aus Nürnberg,
habe mit Freunden Gemüsebau gemacht, damals schon biologisch-dynamisch, und habe dann erfahren,
dass die Leute hier auf diesem Weilerhof, auf diesem einsamen Hof hier gestorben sind. Und
habe gedacht, das schaue ich mir mal an.
Kannst du mir kurz erkennen, was ein Weiler ist?
Ein Weiler ist normalerweise zwei Höfe, also eine kleine Ortschaft mit zwei Höfen, die
dann allerdings noch, wie jetzt bei uns, ein paar Austragshäuser dabei haben. Aber in
Prinzip eine sehr kleine Ortschaft.
Da sind die Leute gestorben von einem der Höfe?
Von dem Hof, auf dem wir uns jetzt befinden, sind die alten Leute gestorben. Die waren schon
relativ alt und der Hof war relativ verwahrlos. Also da sind die im hohen Alter eigentlich
nicht mehr richtig zurechtgekommen, teilweise auch wirklich zu wenig zu essen gehabt und
ja ziemlich verwahrlost.
Krass.
Ich habe dann davon erfahren, dass die gestorben sind. Ich habe da zu Lebzeiten der Leute schon
davon erfahren, aber ich habe irgendwie das Grubel gehabt, da irgendwie hochzukommen.
Aber als die gestorben sind, bin ich einmal hochgewandert, unweit von hier, von dem Hof,
wo ich damals war, und habe mir das angeschaut und fand es super toll hier. Ich habe das
Potenzial des Hofes sofort erkannt.
Wie war der Hof? War der auch verwahrlost?
Der Hof war komplett da nieder. Also da sind teilweise die Birken aus dem Dach gewachsen
vom Wohnhaus, die Steine waren vorne ausgebrochen an der Bruchstein-Giebelwand. Überall haben
teilweise die Fenster gefehlt, die Wirtschaftsgebäude waren auch, alle Fenster eingeschlagen. Also
es war wirklich kein guter Zustand.
Naja, ich habe mir das angeschaut und habe gedacht, ich schlafe da jetzt mal drüber,
ob ich da was unternehme und wollte wieder heimlaufen. Und dann habe ich mich im Wald
verlaufen, was mir so oft nicht passiert, dass ich mich so verlaufe. Und nach einer Stunde
war ich wieder vom Hof gestanden.
Das hast du als Zeichen gewertet?
Und so fatalistisch wie ich bin, habe ich gedacht, ja, das ist ja ein Ding. Und das
habe ich schon hergenommen, um mit viel Rückenwind dann das Ganze anzugehen und dann jemanden
zu finden, der von der Erbengemeinschaft, die es dann gab, den Hof kaufen kann.
Okay, das heißt, sorry, dass ich es verstehe, die Eigentümer sind verstorben, es ging an
eine Erbengemeinschaft, die Kinder davon?
Nein, die hatten keine Kinder und die hatten auch gar keine näheren Verwandten. Es haben
Verwandte geerbt, die selber noch nie oder kaum auf dem Hof waren, also die wussten ja
gar nicht, wo das ist teilweise. Und es hat eine Gemeinschaft geerbt, die, ja, also sie
hat den Hof in die Ehe mitgebracht und sie waren gleichzeitig mit Krebs im Krankenhaus
in Hersbruck gelegen und sind im Abstand von drei oder vier Wochen gestorben. Und sie hat
halt kein Testament gemacht. So hat ihr Mann in den drei Wochen, wo er noch gelebt hat,
den Hof geerbt und damit die Erbschaft, die Verwandten von ihm, seien von ihrem Ehemann
dann, die, wie gesagt, überhaupt keinen Bezug hierher gehabt haben. Und das war natürlich
dann auch mein Glück, weil die "rechtmäßigen" Erben, die hätten den Hof hier weiter bewirtschaftet,
aber so war es halt so, dass der Hof verkauft worden ist und ich war dann, ja, ich habe dann
ein Jahr lang jemanden gesucht, der den Hof kaufen kann und an mich verpachten.
Moment, der wurde verkauft und du hast nicht gekauft, sondern du hast jemanden gefunden,
der den Hof kauft und dir vermietet sozusagen?
Naja, so ein Hof ist ja schon eine größere Geschichte. Das heißt, da waren ungefähr
27 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 5 Hektar Wald dabei, plus die Hofstelle.
Also da haben wir schon mal von einer guten Million D-Mark damals gerechnet. Da ging es
jetzt um 1989/90 und das habe ich natürlich nicht gehabt. Das einzige Geld, was ich dazu
mitgebracht habe, habe ich dann in Maschinen und Saatgut und Betriebsmittel gesteckt, so
dass ich überhaupt das Wirtschaften anfangen habe können. Aber letztendlich musste ich
erst mal jemand suchen, der den Hof kauft und an mich verpachtet.
Wer macht das, ohne dass er dabei eine ordentliche Rendite wirtschaften möchte, weil dann könnte
es ja auch gleich selber einen Kredit aufnehmen.
Das macht jemand, dessen Traum es schon immer war, wieder mehr Beziehung zum Land zu haben.
In dem Fall jemand, der auf dem Land aufgewachsen ist und der den Traum nie verloren hatte.
Das heißt eine wohlhabende Person, die diese Interessen hat und gesagt hat, die vertraue
ich, mit dir mache ich das. Und dadurch hattest du auch eine Pacht, die dann akzeptabel war,
die jetzt nicht profitorientiert war.
Nein, wir haben ein Geben und Nehmen und Leben und Leben lassen. Also wir ergänzen uns sehr
gut. Ich habe relativ gute finanzielle Konditionen hier gehabt und habe auch Geld zur Verfügung
gekriegt, den Hof erst einmal herzurichten und habe auch eine relativ günstige Pacht,
die ich für das Land, aber auch für das Wohnhaus. Auch jetzt wohne ich ja immer noch
zur Pacht, wir alle wohnen zur Pacht und das ist allerdings alle sehr erschwinglich. Wäre
auch gar nicht anders gegangen, einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen und gleichzeitig noch so
viel zu erwirtschaften, dass man jetzt auch noch in Miete und eine teure Pacht zahlt.
Weil es hat schon einige Jahre gedauert, bis der Hof wirtschaftlich war. Sodass man davon
leben hätte können, was jetzt bei mir jetzt Gott sei Dank, das ist noch das zweite glückliche
Fügung, ich nicht unbedingt musste davon leben, weil meine Frau als Sozialpädagogin relativ
gut verdient. Und von daher war der wirtschaftliche Druck ein bisschen weg.
Okay und dieses Modell läuft immer noch so? Das läuft immer noch so und meine zwei Bedingungen
waren, dass eine Hofgemeinschaft hier entsteht und dass es biologisch und namenswissenschaftlich
bewirtschaftet wird und beides hat der Käufer oder mein Landlord akzeptiert und ich wollte
auch, dass meine Kinder hier in Gemeinschaft mit anderen Kindern aufwachsen und ich selber
wollte mich auch üben in gemeinschaftlichem Tun.
Das ist sehr schön. Habt ihr irgendwie eine Art Garantie, dass das so bleibt oder solange
er das mitmacht oder sie läuft das so und dann ist es vorbei?
Ich habe jetzt einen 30-jährigen Pachtvertrag, das ist nicht länger möglich. Vom rechtlichen
her? 30 Jahre ist das Maximale, was gültig ist. Und wir verlängern alle 10 Jahre wieder
auf 30 Jahre. Und das ist auch jetzt das Wort und bis jetzt können wir uns immer auf sein
Wort verlassen. Also keine Bedenken und dann ist es auch so, der Herr Zelten ist jetzt
82 oder wird jetzt 82 und ist fit wie ein Turnschuh, aber auch seine Kinder, wir sind
mit denen super gut befreundet. Also da haben wir das vollste Vertrauen, dass das einfach
so weitergeht.
Super und durch diesen 10-Jahres-Zyklus, wo ihr es dann um 30 Jahre verlängert, also
auch 10 Jahre dann, habt ihr ja im Zweifel, sollte doch irgendwas dazwischen kommen, immer
noch ein 20-Jahres-Puffer, um euch umzuorientieren und das ist ja schon eine ganz gute Distanz,
um neue Pläne zu schmieden.
Genau, es kommt natürlich auch dazu. Die Hofstelle ist zwar jetzt dieser ursprüngliche Hof, aber
inzwischen ist der ganze Hof der Bewirtschaftet, sind ja diese fünf Höfe auf der Hoffläche
hier, das heißt wir sind jetzt in der einmaligen Lage, direkt 100 Hektar landwirtschaftliche
Flächen um den Hof herum zu haben, was ganz außergewöhnlich für Nordbayern überhaupt
ist.
Das heißt, so ringförmig kann man sich das vorstellen?
Genau, der weiteste Acker, zu dem wir fahren müssen, ist ein Kilometer weg und da kann
man Feldweg hinfahren.
Das ist beeindruckend.
Das ist super.
Ich bin am Bauernhof aufgewachsen, also ich weiß, was es bedeutet, wenn die Felder verstreut
sind. Das ist wirklich außergewöhnlicher.
Also das ist total irre. Das ist auch ein großes Geschenk, wenn man das als Landwirt bewirtschaften
darf. Es ist jetzt nicht so, dass ich mal den Blick dafür oder die Dankbarkeit dafür
irgendwann verloren hätte, weil ich das jetzt schon 35 Jahre mache, sondern das ist jedes
Jahr neu.
Bevor wir gleich zu dir kommen, Steffi, bist du gelernter Landwirt? Bist du schon auf einem
landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen oder Quereinsteiger?
Nein, ich bin ein kompletter Autodidakt.
Kann ich mich absolut reinfühlen?
Ich bin ein kompletter Delikant.
Ich habe Lehramt studiert und wusste, ich will aufs Land und dort arbeiten.
Ich bin nicht Landwirt geworden, weil es mein Traum war, Landwirt zu sein, sondern ich bin
hierher gekommen, weil ich hier leben wollte und dann hat es sich angeboten, hier die Landwirtschaft
zu machen.
Also Leben und Arbeiten wollte ich immer verbinden.
Keine Work-Life-Balance, sondern Work-Life-Integration.
Genau. Einheit.
Steffi, wie kamst du hierher?
Mein Mann und ich haben in England auf einem großen Betrieb gearbeitet, aber meine Eltern,
ich komme aus Deutschland, mein Mann ist Südafrikaner.
Wir haben uns irgendwann überlegt, dass wir eigentlich wieder in die Nähe meiner Eltern
ziehen wollen, also eigentlich wieder zurück nach Deutschland kommen wollen.
Die Kinder waren noch relativ klein, die ersten beiden, und haben dann beschlossen,
wir gehen aus England wieder nach Deutschland und haben uns umgeschaut, wo könnten wir hingehen.
Haben Anzeigen geschaltet.
Ich hatte zwei Vorstellungen, eigentlich nicht in den Osten und nicht nach Bayern.
Und man sagt ja oft, dass man so ein ganz starkes Gefühl zu haben, wo man gar nicht
hin will, da verschlägt es einen dann ziemlich schnell.
Dann haben wir ziemlich viel angeschaut, dann hat uns der Uwe auf eine Anzeige kontaktiert,
sind wir hingekommen und das war halt einfach wunderschön.
Also wir sind hier hochgefahren und wir wussten, das ist ein super besonderer Ort.
Wir hatten einfach vorher schon viel gesehen, aber es hat dann halt auch ein bisschen gedauert,
bis wir im Endeffekt hier hingekommen sind.
Wann war das, dass du hier hergekriegt hast?
Das war 2012, dass wir hier hingekommen sind.
Ach, schon eine ganze Weile.
Ja, genau.
Und warst du vorher in der Landwirtschaft?
Genau, wir waren beide angestellte Betriebsleiter in England auf einem großen Betrieb, wir haben
beide Ökologische Landwirtschaft studiert.
Und es war klar, dass das eigentlich der Traumberuf ist, wo wir weiter arbeiten wollen,
wo wir irgendwas gesucht haben, wo man halt nicht als Familie alleine auf dem Betrieb lebt
und arbeitet, sondern halt auch in der Gemeinschaft irgendwie arbeitet, dass man ja einfach zum
einen mit anderen Menschen zusammen arbeitet und ja auch mal Freizeit haben kann und einfach
ja auch mit Menschen zusammen ist, die Kinder nicht irgendwie nur in der Kleinfamilie aufwachsen,
sondern auch mit mehr Kindern, mit mehr Erwachsenen.
Genau.
Bist du auf dem landwirtschaftlichen Betrieb auch aufgewachsen oder war das eine Entscheidung,
die dann erst später kam?
Nee, also ich bin auch nicht auf dem Betrieb aufgewachsen, aber das war glaube ich schon
als Kinder zu Kindergartenzeit mein Traum, Bäuerin zu werden.
Als du dann hierher kamst und den Uwe als Deletanten kennengelernt hast, hast du dir
gedacht, was macht denn der da?
Nein.
Und hast ihm dann erst mal gezeigt, wie es richtig funktioniert?
Nee, überhaupt nicht, weil es hat ja richtig funktioniert, als es ja nicht so, dass wir
hier hingekommen sind, also wir sagen immer, wir haben eigentlich Uwe's Leben total verkompliziert,
weil am Anfang als wir hinkamen, war es halt relativ einfach strukturiert.
Uwe hat halt Mutterkür gehabt, hat Ackerbau gehabt und so war es einfach gut für ihn
funktioniert und dann kamen wir halt mit vielen großen neuen Ideen, die eigentlich so, also
in unseren Augen hat der Betrieb einfach wahnsinnig viel Potenzial gehabt.
Das wäre jetzt zum zweiten Mal.
Weil wir einfach gedacht haben, ja also da kann man richtig viel weiterentwickeln, wenn
man das möchte und Uwe war einfach so offen, dass er gesagt hat, okay, hätte ich jetzt
vielleicht nicht gemacht, wenn ich hier alleine weitergewirtschaftet hätte oder wenn jemand
anders gekommen wäre, aber wenn ihr da so von überzeugt wart, also für uns war es ganz
wichtig, dass man irgendwie einen viel engeren Kontakt zu seinen Kunden hat.
Also wir haben ziemlich schnell gesagt, wir wollen sowas wie eine solidarische Landwirtschaft
hier aufbauen und das ist halt am einfachsten mit Gemüse.
Magst du mal erklären, was eine solidarische Landwirtschaft ist?
Ja, also eine solidarische Landwirtschaft ist praktisch ein engerer Verbund zwischen den
Leuten, die das Land bewirtschaften, also oft ist es in Form von Gemüsebau, dass es
einfach Gärtner vor Ort gibt, die für eine Gruppe von Verbrauchern, also von Kunden sich
verpflichten für ein Jahr lang Gemüse in dem Fall anzubauen und auf der anderen Seite
die Verbraucher sich auch verpflichten ein Jahr lang dieses Gemüse abzunehmen und dann
wird halt eine Vollkostenrechnung erstellt und die Verbraucher, die Kunden zahlen praktisch
die ganzen anfallenden Kosten pro monatlichen Beitrag und das Gemüse wird nicht mehr pro
Stück pro Kilo verkauft, sondern über diesen ja, diesen Beitrag, diesen monatlichen Beitrag
und das ist im Prinzip eine große Chance für beide Seiten, weil die Anbauer wissen
einfach, sie kriegen jeden Monat ihr Gehalt, alle Kosten sind gedeckt und die Verbraucher
wissen halt ganz genau, wo wird ihr Gemüse, wo wird ihre Produkte angebaut und wenn es
halt ein gutes Jahr ist, profitieren sie halt total davon, weil sie einfach mehr kriegen.
Aber dadurch, dass man so eine große Produktpalette hat, gibt es eigentlich nie ein Jahr, wo alles
ausfällt und wo man einfach leer ausgeht, also genau.
Wie groß ist die solidarische Landwirtschaft bei euch, also wie viele Leute sind da dabei?
Also wir haben jetzt 90 Anteile, ein Anteil ist für zwei bis drei Personen und es sind
aber ganz viele Anteile einfach geteilt auf zwei Familien.
Also ich habe nie wirklich die ganzen Personen gezählt, aber mit Kindern sind es bestimmt
dann die 200 Leute, die einfach Gemüse von uns bekommen.
Nur vom Gemüseanteil ernährt ihr 200 Leute ungefähr?
Ja, das ist ja sehr individuell, wie viel sie davon jetzt, also es gibt Familien, die
haben als eine Familie einen Anteil und kaufen wahrscheinlich sehr wenig zu und andere haben
es halt geteilt mit der anderen Familie, die werden noch Gemüse dazu kaufen.
Was kostet mich einen Anteil, wenn ich da monatlichen Beitrag zahle?
Im Moment sind es 94 Euro, aber es ist halt für zwei bis drei Erwachsene und es ist halt
das ganze Jahr über und es ist halt so wie ein eigener Garten, kann man ein bisschen
sagen, also im Sommer, wenn halt viel wächst, viel da ist, muss man unter Umständen auch
mal was haltbar machen, was einfrieren, was einkochen.
Und im Winter kommt wahrscheinlich relativ wenig, oder?
Und im Winter kommt ziemlich viel, also wirklich so die Zeit, wo man wenig kriegt, ist eigentlich
jetzt im Frühjahr, wo das Lagergemüse ausgeht und das frische Grün noch nicht auf dem Acker
wächst.
Im Winter ist wenig, aber im Winter hat man das ganze Lagergemüse und Kartoffeln, Karotten,
rote Beete, Pastinacken, schwarzer Rettich, Sellerie und so weiter.
Und dann kommt halt ziemlich schnell Felssalat aus den Gewächshäusern.
Ich würde noch kurz dabei bleiben, bei der solidarischen Landschaft, ich kenne das von
Ex-Kollegen, die haben da auch immer mithelfen können, sollen, dürfen, ich weiß nicht genau,
wie da die Erwartung ist.
Also bei uns darf man mitarbeiten.
Das heißt, Leute können, wenn sie Bock haben, vorbeikommen und ein Krodiäten bei der Ernte
oder bei der Aushalt helfen?
Genau.
Also wir machen immer so Aktionssachen, wo man sagt, es gibt zum einen große Aktion,
wo man sagt, es gibt Pflanzaktionen oder Kartoffelernte ist immer eine sehr große Aktion, aber auf
der anderen Seite fragen wir einfach jetzt wie im Frühjahr, okay, jetzt wächst bald viel
Unkraut, wer hat Zeit, mitzuhelfen?
Hat man eine große WhatsApp-Gruppe oder wie läuft das konkret?
Per E-Mail, per E-Mail-Verteiler.
Und kommen da viele Leute, die da?
Das ist unterschiedlich.
Also wir haben natürlich ein paar Leute, die sehr regelmäßig kommen, wir haben Leute,
die gar nicht kommen, wir haben Leute, die mal kommen, aber das ist total auf freiwilligen
Basis, weil das macht es halt geradeaus.
Also Leute, die Lust haben, die kommen und dann gibt es einfach auch gute Stimmung und
Leute lernen sich untereinander besser kennen und das ist eigentlich mehr auf der Ebene.
Schön.
Woher kommen die Leute?
Ist das hauptsächlich hier so Haburg, Herzbruck in der Gegend oder ist das auch überregionale?
Nee, also uns ist es ganz wichtig, dass die Leute aus der näheren Umgebung kommen.
Das ist zum einen auch, weil sie ja jede Woche ihr Gemüse abholen müssen.
Wenn man jetzt von uns aus Nürnberg, sage ich mal, 30 Kilometer plus fahren würde, das
sehen wir auch nicht als sehr ökologisch an, wenn man da jede Woche hier rausfahren würde.
Das holt.
Absolut.
Genau.
Wie hat sich der Hof noch, also abseits von der solidarischen Landwirtschaft, du hast
schon erwähnt, ihr kam und habt ein paar Sachen verändert, wie war der Hof, als du ankamst
und was hat sich seitdem verändert?
Wir sind auch in die Direktvermarktung vom Geträter eingestiegen, also über die EBL-Supermärkte,
die jetzt im Nürnberger Großraum gibt.
EBL ist Biomarkette.
Genau, diese Bio-Supermärkte.
Genau das haben wir halt mehr gemacht und wir haben auch die Fleischdreckvermarktung wieder
intensiviert.
Das hatte der Uwe mal sehr stark früher gemacht, aber als wir kamen, wurde nicht mehr so viel
Dreck vermarktet und das haben wir halt auch wieder aufgenommen und haben dadurch halt,
was ich am Anfang gesagt habe, viel mehr Kontakt zu Direktkunden, also die einfach uns kennen,
die wir in Bezug zu denen haben, die in Bezug zu uns haben und das ist einfach viel wert,
weil so ist einfach die Wertschätzung für die Produkte, die sie essen, ist einfach viel
größer, als wenn es halt anonym irgendwo gekauft wird.
Absolut.
Und da geht's.
Schafe habt ihr auch noch mitgebracht.
Genau, Schafe, stimmt, ich vergesse immer meine Schafe.
Die habt ihr aus England mitgebracht?
Nein, die haben wir nicht aus England mitgebracht, aber wir haben dann relativ schnell eine kleine
Schafherde gekauft von jemand, die aufgegeben hat oder einfach aus Altersgründen diese Schafe
abgegeben hat und die machen es mal mehr und mal weniger früh.
Aber es ist einfach eine Überreichung zum Hof, nochmal eine andere Tierart.
Erzählt mal bitte, wie in einem Überblick, so ein Birds-Eye-View, wie ist der Hof aufgestellt?
Wir haben jetzt schon über die solidarische Landwirtschaft gesprochen, über die Schafe,
Mutterkuhhaltung.
Erklärt mal bitte so jemanden, der jetzt keine Ahnung hat von dem Hof.
Was findet man hier alles?
Was verkauft ihr?
Was bietet ihr an?
Was passiert hier?
Ja, wir haben halt die Landwirtschaft, das ist das, was ich mache.
Das ist ganz klassisch Tierhaltung.
Die werden kühl gehalten, die allerdings jetzt nicht gemolken werden, sondern die Kälber
trinken da bei der Mutter, das nennt man Mutterkuhhaltung, und die Kälber kommen dann mit 10 Monaten
in eine andere Herde und wir mästen die dann, kaufen auch noch ein paar solche Tiere zu.
Also Rindfleisch ist ein bedeutender Zweig.
Das heißt, Milch wird überhaupt nicht entnommen sozusagen, das ist nur für die Kälber?
Das ist nur für die Familienhaltung, nur für die Kälber.
Das heißt, die Rinder sind praktisch wirklich nur zu Fleisch erzeugt?
Naja, man kann Rinder nicht so isoliert betrachten.
Rinder sind dazu da, den Hof fruchtbar zu machen.
Das ist der Hauptgrund.
Der andere Grund ist, dass sie natürlich Fleisch geben.
Fruchtbar durch ihren Dung?
Durch ihren Dung und dadurch, dass sie halt das Kleegras, das auch unabdingbar ist in
der Fruchtfolge, um einen gesunden Boden und einen fruchtbaren Boden zu haben, möglichst
gut verwerten.
Und die sind draußen drinnen?
Die sind im Winter über jetzt in einem Offenstall, mit manchmal, wenn der Boden dazu in der Lage
ist, dann auch mit Auslauf oder mit Weide.
Und im Sommer sind sie ganz draußen.
Genau, und das heißt, wir haben da die zwei Rinderherden und haben halt, was ursprünglich
auch bei dem Hof schon war, seit über 30 Jahren diese Brotgetreidebau.
Das heißt, wir bauen Weizen, Rockendingel vor allem und Emmer und Nackthafen.
Für die Direktvermarktung an.
Das heißt, wir packen in ein, zweieinhalb und fünf Kilo für ein Ebel das Getreide ab
inzwischen.
Und das läuft auch sehr gut.
Also, ich bin ja auch sehr glücklich, dass wir das gemacht haben, weil ich jetzt als
Bauer überhaupt keinen Kopf machen muss, wo geht das Getreide hin, was handele ich
da mit irgendeinem Großhändler aus, sondern wir vermarkten es selber.
Und die nehmen jetzt auch in Getreideform ab oder wird das vorher noch gemahlen?
Nee, das wird in Körner.
Wir packen das in Körnern ab.
Genau, das ist jetzt so mein Part und dann haben wir natürlich, was ich ja noch mache,
knapp 30 Hektar Wald dabei, zusätzlich zu den 100 Hektaren.
Und ja, da mache ich hauptsächlich Hackschnitzel, Holz, aber teilweise auch Bauholz, je nachdem,
was anfällt.
In manchen Jahren, in manchen Winter ein wenig, in manchen mehr.
Und zusätzlich kamen jetzt, wie gesagt, noch die Schafe dazu.
Mit den Rivera kamen diese Getreide-Intensivvermarktung und den Gemüsebau.
Und das ist das, was Rafael und Steffi machen.
Und jetzt kommt noch mal ein Betriebszweig dazu.
Wir sind auch ein Ausbildungsbetrieb und wir haben einen sehr vielen Lehrling gehabt, die
Lisa, die sich dann entschlossen hat, hier leben zu wollen und arbeiten zu wollen.
Die aber in ihrem Vorleben Sozialpädagogin war und ist und die zwei Sachen ein bisschen
zusammenbringen wollten.
Wir hatten schon immer einen Erziehungsauftrag hier oder einen Bildungsauftrag, sagen wir
so.
Aber die Lisa hat jetzt richtig, ja, ihr Stelle richtig formuliert und wir haben jetzt
praktisch einen Erlebnisbauernhof gegründet, der dann, das ist jetzt mehr oder weniger
der vierte Betriebszweig oder der fünfte, wenn man den Wald mitbringt.
Das heißt Ferienwohnungen?
Nein, keine Ferienwohnungen, sondern ist er, oder Steffi, erzähl du.
Ja, im Prinzip geht es um, es geht eigentlich um die Schulklassen, also ob Kinder, Jugendgruppen
kommen können und hier einen Tag unter einem bestimmten Thema einfach verbringen können,
den sie thematisch vorbereitend begleitet.
Und da gibt es verschiedene Kooperationen schon, mit der Motesori-Schule in Lauf zum Beispiel,
die halt übers Jahr verteilt dann sechsmal mit einer Lerngruppe kommen.
Aber auch so die lokalen Grundschulen oder so kommen oder auch die Edelweißhütte in
Dekkersberg, was dann Jugendfreizeitstätte ist, die haben so ein Naturerlebnispädagogisches
Programm dabei, wo man halt dann auch einen Tag in Vorderhasslach zum bestimmten Thema
erleben kann.
Cool, das heißt aber wirklich für so Gruppen, für so, also wenn ich jetzt mit meiner Familie
sage, ich habe Bock hier vorbei zu kommen, einen Tag zu verbringen, das wäre jetzt dann
eher im Rahmen der solidarischen Landwirtschaft, aber nicht in diesem Rahmen.
Also eigentlich hier einfach vorbeikommen, einen Tag verbringen, also durchwandern und
sich alles anschauen kann man sowieso immer, also dafür sind wir immer offen für Gespräche
und so, aber jetzt gibt es kein Angebot, wo man als Familie kommen kann.
Das ist dann für Schulklassen, für...
Das ist für, genau, zukunftsorientiert vielleicht auch mal für Erwachsene, also Erwachsenen
Bildung machen, aber das ist jetzt gerade im Aufbau und fängt einfach supergut an und
ist einfach spannend und wichtig.
Ich finde es schön, wie offen das ist.
Also ich kenne es von meinem Hof, ich weiß nicht, ob das exemplarisch ist, also von meinem
Hof und meiner Familie meine ich, ich kenne es, dass es offen ist, dass da Menschen immer
willkommen sind, aber was bei euch natürlich besonders ist, ist dieses Aktive daran, da
ist extra eine Person, die kümmert sich darum und im Hof von meinem Papa, da ist es auch
so, dass da Schulklassen kommen können und so, aber das läuft halt nebenbei und bei euch
ist das einfach schon allein wegen der Menge an Personen, die hier sind, eine ganz andere
Möglichkeit und das ist schön.
Was passiert mit euch, wenn Menschen hier sind und das alles sehen?
Na ja, es ist ja auch irgendwie eine Anerkennung, Wertschätzung gegenüber der Arbeit, die wir
hier tun, also die ist einfach wichtig und wir haben es jetzt auch vielleicht so ein bisschen
bei den Bauernprotesten gemerkt, dass diese Abwertung, die vielleicht viele gespürt haben
so für ihren Beruf, dass wir uns da oder ich spreche jetzt von mir, ich konnte mich
damit nicht identifizieren, weil wir einfach so viele Leute haben, die so direkt mit uns
verbunden sind und wir einfach sehr viel Wertschätzung entgegengebracht bekommen schon und das ist
natürlich nicht nur auf der materiellen Ebene, aber es ist auch einfach, wie Uwe am Anfang
gesagt hat, es ist einfach ein sehr, sehr kleiner Weiler hier, man könnte hier auch sehr einsam
sein, weil wenn nie jemand vorbeikommt und man hier für sich alleine lebt, hier für
sich alleine ist, zwar seine Nachbarn hat, aber wenig Kontakt zu anderen Menschen kann's,
könnte es auch einsam sein und ist einfach sehr bereichert.
Also wenn einfach Leute vorbeikommen und sich dafür interessieren, was man hier macht.
Wie viele Leute leben hier oben, also auf eurem Hof?
Der ganze Weiler gehört zum Hof oder leben hier auch noch Leute, die praktisch nichts
mit dem Hof zu tun haben?
Wir haben noch Nachbarn sozusagen, die auch im Ort sind.
Die im Ort sind, genau.
Also das hört sich mal blöd an, wir haben auch Nachbarn, aber genau, die in dem Sinne
jetzt nichts mit der Hofgemeinschaft als Lebensgemeinschaft zu tun haben, sind noch mal vier Personen und
hier direkt am Hof sind es 13 Leute, wovon vier Kinder sind.
13 Leute, vier Kinder, das heißt drei Familien?
Genau, eigentlich vier Familien, aber halt keine.
Noch keine Familie, ja.
Nur bei drei sind halt die Kinder schon aus dem Haus.
Wir sind halt die Familie mit Kindern und dann halt die Lisa.
Genau.
Und die Kinder, so wie du es dir vorgestellt hast, dass das eine große Familie ist, das
Dorf als Familie?
Ja, schon, ich meine idealerweise wäre hier noch eine zweite Familie mit Kindern.
Das ist natürlich das absolute Ideal, aber ich denke, wenn das ganze drumherum passt,
dann passt es auch für die Kinder, wenn jetzt nicht so viele Kinder da sind, ja.
Also malerisch ist es hier auf alle Fälle.
Ich war, ich hab's dir Uwe schon gesagt, als ich hier reingefahren bin, ich dachte, boah,
du kommst aus so einem Wald, wenn du hier reinfährst, fährst du durch so einen Wald
und dann öffnet sich der Wald so und du bist irgendwie in, es sieht aus wie in so einer
Werbung für Almmilch oder so was.
So sieht es hier oben, das war so meine erste Assoziation, also so wie man sich's wünschen
würde, dass es in Wirklichkeit aussieht.
Also sehr, sehr schön.
Jetzt haben wir kurz über die Hofgemeinschaft gesprochen.
Also wir wissen, wem der Hof, wem die Fläche gehört oder dass es nicht euch gehört, aber
die Hofgemeinschaft ist ja irgendwie eine wirtschaftliche Entität.
Wem gehört die, wie ist das aufgestellt?
Ich glaube, im Telefon hast du gemeint, das ist eine GBR?
Ja, also das Ganze ist jetzt ein bisschen kompliziert, weil wir eine Hofgemeinschaft
hier sind vom sozialen Zusammenleben, das heißt, wir sind vier Familien plus die Lisa, eigentlich
fünf Familien, aber nur zwei sind die GBR, die die Landwirtschaft machen.
Das heißt, zwei Familien haben eine Biokontrollstelle, jetzt sind wir vor der Haslach.
Was heißt Biokontrollstelle?
Was ist das?
Biokontrollstelle sind privatwirtschaftliche Firmen, die Biokontrolle machen und zwar nach
verschiedenen Standards, also in dem Fall geht es jetzt um ausländische landwirtschaftliche
Betriebe, die nach Deutschland oder in die EU liefern wollen.
Die müssen nach EU-Standards zertifiziert werden.
Du hast mich jetzt verloren, sorry, was hat das mit dem Hof zu tun?
Das hat mit dem Hof zu tun, dass es ein bisschen kompliziert ist, weil wir zwei Sachen haben,
die Hofgemeinschaft vor der Haslach heißen.
Das eine ist, wir sind eine Hofgemeinschaft mit fünf Familien, aber die Hofgemeinschaft
vor der Haslach GBR, der landwirtschaftliche Betrieb, sind nur zwei Familien.
Das heißt, Raphael und Steffi und ich haben zusammen diese GBR.
Okay, das heißt, ihr habt jeweils Anteile oder Verantwortlichkeiten innerhalb dieser
Firma?
Genau, uns gehören zusammen die ganzen Betriebsmittel, teilweise die Gebäude, aber nur teilweise
die Tiere und Maschinen und alles.
Also der Betrieb, alles, was dafür notwendig ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten, das gehört
uns beiden.
Und das meiste der Gebäude gehört unserem Landlord, sind gepachtet.
Und die anderen beiden Familien, deswegen habe ich da erklärt, weil die eben nicht
in der GBR sind, die sind anderweitig beschäftigt bzw. arbeiten auch im Gemüsebau auch mit.
Und sind alle vier studierte Landwirte im Gegensatz zu mir.
Das heißt, die waren auch in all den Jahren immer, war ich da sehr aufgehoben, weil ich
konnte auch zum Beispiel immer in Urlaub fahren, was zu meinen ehemaligen Pflichten
gehört.
Ich konnte immer in Urlaub fahren, weil ich wusste, das sind vier Leute, die alle vier
Bescheid wissen.
Das ist ja tatsächlich ein großes Ding.
Das ist auch aus meiner Kindheit, das kenne ich, dass da war, wir waren halt eine Familie
auf dem Hof und wenn da Urlaub war, dann war das mit immensem Aufwand verbunden, weil man
halt jemanden braucht, der sich in der Zeit um die Tiere kümmert.
Dann erstens werden die Urlaube deutlich kürzer, deutlich weniger weit weg, weil wenn doch was
sein sollte, muss man natürlich schnell wieder zu Hause sein und muss sich halt kümmern.
Irgendjemand muss da sein und entweder das macht halt jemand aus dem Familienkreis oder
man muss im Zweifel jemanden bezahlen, der es dann tut.
Und dann wird so ein Urlaub plötzlich doppelt so teuer.
Und das habt ihr gar nicht, weil ihr eben eine Gemeinschaft seid und dann, wenn du Urlaub
machst, dann ist Steffi da mit ihrem Mann und wenn ihr beide Urlaub macht, ist Uwe da.
Genau, wobei wir jeweils immer Urlaub machen, wenn es gerade auch in der Zeit, wo wir schon
gut vorarbeiten können, dass in der Zeit, wo wir weg sind, also in meinem Fall jetzt
zum Beispiel Karreieernte oder Kargetreideernte oder Ausarttermin ist, sondern das ist halt
einfach.
Also ich kann Anfang Mai wegfahren und ich kann erst in zwei Juli Wochen, also entweder
oder, anfangen.
Wie ist es mit so Betriebsentscheidungen?
Gibt es da jemanden, der einen Hut auf hat oder ist das alles so basisdemokratisch, dass
da alle mitentscheiden?
Ne, das machen wir als GBR schon zusammen.
Also da haben wir schon gute Gesprächskultur.
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Und jetzt zurück zur Episode.
Warum biologischer Landbau?
Und speziell warum Demeter?
Also die Frage würde ich fast umdrehen, weil für mich die biologische ja die normale ist.
Also ich wüsste nicht warum ich…
Also mein Leben habe ich schon immer ein bisschen auch als Dienst an anderen empfunden
und ich empfinde die biologische Landwirtschaft viel näher an dem, was man der Allgemeinheit
zurückgeben kann als die konventionelle.
Also mein Leitbild war immer tatsächlich nachhaltig zu wirtschaften.
Also auch wenn es schon abgedroschen ist.
Und sag mal, was bedeutet nachhaltig für dich?
Nachhaltig heißt für mich sehr viel.
Nachhaltig hat ja diese Geschichte aus dem Waldbau, aus dem Forst und von daher einen
sehr stark ökologischen Bezug und das hat es natürlich für mich auch.
Aber letztendlich ist Nachhaltigkeit sehr viel mehr.
Das heißt, nachhaltig gehört genauso wirtschaftlicher Aspekt, weil wenn der Betrieb nicht wirtschaftlich
ist, dann ist vorbei mit der Nachhaltigkeit des Betriebs.
Dann gehört das Soziale dazu.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wenn das Soziale nicht passt, dann ist der Betrieb auch niemals nachhaltig.
Weil auf Kosten anderer Menschen stattfindet?
Auf anderer Menschen stattfindet oder einfach nicht mehr weitergemacht wird, weil halt, dass
du mit deinen Kindern und mit allen so verschätzt hast, dass keiner das mehr weitermachen will.
Und dann kommt natürlich noch ein spirituell oder kultureller Zweck dazu.
Das heißt, das sind diese vier Dinge, die Nachhaltigkeit ausmachen.
Und wenn du keinen spirituellen Horizont hast oder keine Entwicklung da oder keine kulturelle,
vielleicht sagen wir so, dann war das auch ganz sehr für die Katz.
Das heißt, alle vier Sachen müssen erfüllt sein, damit du einen wirklich nachhaltigen
Betrieb hast.
Und das funktioniert nur in Bio?
Oder ist das einfach, wenn man das als Kernwerte hat, schnell bei Bio?
Das ist ganz schnell bei Bio.
Und zwar alle vier, aber vor allem natürlich das erste, das ist die Ökologie, hast du natürlich
in Bio von Haus aus per se schon sehr große Vorteile, was das angeht.
Also es gibt sicher auch konventionelle Betriebe, die es einigermaßen von sich behaupten nachhaltig
zu wirtschaften.
Aber wenn man genau hinguckt bei manchen Sachen, wie belastet man das Wasser, wie schaut es
aus mit der Artenvielfalt, wie schaut es aus mit der CO2-Bilanz, da hast du dann im Ökolandbau
schon immer deutliche Vorteile.
Dazu bloß eine kleine Ergänzung von meiner Seite, weil ich wie schon erwähnt Bauernhof
aufgewachsen bin.
Der elterliche Betrieb ist ein konventioneller Betrieb und ich glaube, die machen einige
Dinge richtig.
Liebäugeln auch immer mal wieder mit dem Gedanken auf Bio-Landbau.
Aber da ist tatsächlich eine Problematik, dass der Hof, wie er aufgebaut ist, wie die
Stelle aufgebaut ist, nur mit immensen Aufwand umbaufähig wäre oder wahrscheinlich nicht
mal das, weil einfach der Stall zu weit von der Weiterfläche weg wäre und da dann schon
Hürden sind, aber alle anderen Sachen wahrscheinlich erfüllt wären.
Deswegen möchte ich das bloß dazu sagen, weil ich möchte nicht in eine Verteufelung
der konventionellen Landwirtschaft reingehen.
Ich möchte nur trotzdem genauso verstehen, warum ist es bei euch Bio und warum ist es
bei euch Demeter.
Also was hat euch zu Demeter gemacht, wäre die Frage, oder gebracht?
Ja, das muss glaube ich auch noch ich sagen, weil der Prof.
Forscher Demeter, als ihr gekommen seid, er war von Anfang an Demeter und war so angedacht,
ich hatte immer das Gefühl, auch auf der spirituellen Ebene zusätzlich was zu der
Qualitätsfrage der Lebensmittel beitragen zu können.
Und da war das natürlich gefundenes Fressen, das biologisch dynamische, weil da geht es
genau darum, um ein gewisses Kräftiwölken, also nicht bloß um eine gewisse stoffliche
Wölkung der Düngemittel, sondern da geht es auch um eine gewisse Kräftiwölkung.
Und das hat mich schon sehr angezogen von Anfang an.
Und zwar nicht nur, weil ich das damals schon verstanden hätte, sondern so als Entwicklungsmöglichkeit,
wo entwickle ich mich hin, was möchte ich besser verstehen lernen und in welche Richtung
soll es gehen.
Ich habe mich vorhin schon gefragt, was biologisch dynamisch heißt.
Also biologisch ist klar, es gibt das Bio-Siegel und alles und dann gibt es die On-Top-Siegel,
wie Demeter Bioland und so weiter.
Aber biologisch dynamisch habe ich noch nicht gehört.
Das heißt, das Dynamische bringt dann praktisch Demeter rein, diese, ich würde es esoterische
Schiene mitnennen, das ist der dynamische Anteil?
Ja, der Dynamische kommt eigentlich, weil es ganz viel mit Rhythmus zu tun hat und auch
teilweise mit Rhythmus, was in Laut Ruder Steiner, der das ja gegründet hat, auch sehr
basierend ist auf Sternen-Rhythmen oder beziehungsweise Mond-Rhythmen.
Aber im Prinzip geht es darum, dass wir, jetzt wenn man es runter bricht, auf das, was absolut
von Nöten ist, dass es darum geht, bestimmte biologische dynamische Heilpräparate zu verwenden.
Kannst du ein Beispiel geben?
Naja, die zwei bekanntesten Festspritzpräparate sind Hornmist und Hornkiesel, das sind auch
die beiden, die man anwenden muss.
Also das ist tatsächlich dann auch unabdingbar.
Da nimmt man Horn von einer Kuh, füllt es mit Mist und gräbt zu irgendeinem bestimmten
Mondzyklus oder so in die Erde ein?
Nein, und gräbt es in Winter über in die Erde ein.
Ah, ist nah dran.
Ja, ja, das war schon nicht schlecht.
Bei Hornkiesel ist es im Sommer über, da wird der Kiesel eingegraben, Quarzmehl.
Hornmist ist ein Präparat, was inzwischen weiß man, dass es eigentlich sehr stark effektive
Mikroorganismen sind, die man da ansammelt, aber eigentlich geht es nochmal um was anderes.
Aber letztendlich gibt es einen Impuls an die Erde, während der Hornkiesel einen steigen
Lichtimpuls an die Pflanze gibt.
Das heißt, im Frühjahr, am besten wenn die Erde noch relativ offen ist, spritzt man den
Hornmist über die Felder.
Was heißt spritzen, weil das ist ein Horn?
Du tust den Mist aus dem Horn raus und tust ihn in einen Wasserfass.
Natürlich nicht nur einen, aber ungefähr ein bis zwei Hörner pro Hektar.
Und tust ihn in einem Wasserfass, bei uns sind das jetzt zwei, dreihundert Liter Fässer.
Wenn die dann gewürt, eine Stunde lang, dynamisiert, das heißt, das ist ähnlich wie in der Homöopathie,
wo es dir dann auch zwischen dem Trägersubstanz Wasser und der Informationsmaterial praktisch
eine Informationsübertragung stattfinden lässt durch ein gewisses dynamisches Rühren.
Okay, und diese Flüssigkeit wird dann ausgespritzt?
Die Flüssigkeit wird dann ausgespritzt oder geblasen, wir haben solche Bläserspritze.
Und der Glaube ist sozusagen, dass dann diese Information im Wasser steckt und die dann
auf das Feld übergeht?
Ja.
Okay.
Und das ist auch nachweisbar, die Wirkung und auch unabhängig wissenschaftlich schon
bewiesen, dass da eine gewisse Wirksamkeit ist.
Und wie gesagt, das Hornmist ist jetzt das Bodenpräparat, der Hornkiesel ist jetzt das
Hornmistpräparat, was nachweislich auch erst einmal den Zuckergehalt der Pflanze ziemlich
schnell erhöht, aber auch das Verhältnis der Pflanze, ihre Lichtaufnahmevermögen auch
deutlich verändert, immer mit dem Hintergrund hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen für
die Menschen, die den Menschen nicht nur satt machen, sondern auch geistig regen.
So ist es.
Also ich muss gestehen, ich bin aus die Anthroposophie, darauf geht es ja zurück, und diese Dinge
angeht, bin ich, aus die Wirksamkeit angeht, relativ skeptisch.
Ich kann es mir einfach nicht erklären und nicht vorstellen, aber gleichzeitig denke
ich mir, das klingt jetzt auch nicht schädlich.
Von daher Demeter, soweit ich es verstanden habe, hat einen der höchsten Bio-Standards.
Von daher, wie soll ich sagen, wenn es nicht schadet und manchen Menschen mindestens im
Glauben daran hilft, dann ist ja zumindest kein Schaden entstanden und potentiell was
Positives von daher.
Kann man so sehen, ja.
Ja.
War das für dich, Steffi, ein Kriterium, irgendwie auf ein Demeterhof zu kommen?
Also für uns war es schon wichtig.
Also der Rafael-Mein-Mann ist auch auf dem Demeter-Betrieb aufgewachsen, wir haben in Englert auf dem
Demeter-Betrieb gearbeitet und haben dann in Deutschland, als wir gesucht haben, schon
auch geschaut, also wo sind die Demeter-Betrieber, aber wäre es jetzt ein super toller Bio-Land-Betrieb
gewesen, hätten wir jetzt nicht gesagt, nee, da gehen wir nicht hin, weil es ist kein Demeter-Betrieb.
Aber dadurch, dass wir denn hier hingekommen sind und es ist ein Demeter-Betrieb, waren
wir echt sehr glücklich drüber.
Schön.
Also ich glaube, dass es viele Leute gibt, die da große Fans davon sind und es gibt
wahrscheinlich auch einige wie mich, die irgendwie eine gewisse Skepsis mitbringen.
Ich finde es aber schön, dass man trotzdem auf Augenhöhe miteinander sprechen kann.
Also danke für die Erklärung zu dem ganzen…
Skepsis ist ja auch immer gut.
Also ich freue mich ja auch, wenn die jemand mitbringt.
Das heißt, es denkt jemand mit, ne?
Ja, es ist jemand schon so wichtig, dass er zumindest innerlich schon Gegenargumente sammelt.
Ich weiß gar nicht, ob ich Gegenargumente sammeln würde.
Ah, egal.
Ich würde gerne auf euer Land nochmal hinaus.
Du hast vorhin von 100 Hektar gesprochen.
Ist das alles verpachtetes Land von dem Landlord, von dem einen Landlord?
Nee, das ist alles gepachtet von fünf Betrieben hier auf der Hochfläche.
Das war im Laufe der Jahre, hat sich das so ergeben, dass ich zu allen Verpächtern, dass
erstens mal alle aufgehört haben und zweitens mal ich zu allen so ein gutes Verhältnis
hatte, dass die auch mir das gegeben haben.
Das letzte war dann unser direkter Nachbar, der dann sein Hof verpachtet hat.
Das war genau zu der gleichen Zeit, wie ihr gekommen seid, ne?
Wir brachten es, glaube ich, seit 2014, ne?
2013 oder 14.
Es hat sich auf jeden Fall mit eurem hier sein ziemlich überschnitten.
Genau, es hat sich ziemlich überschnitten.
Das war vorher schon geschwätzt, dass ich das mal kriege, aber so richtig gepachtet,
habe ich das erst, als ihr gekommen seid, und dann war es ja ziemlich schnell vorbei
mit ichpachten, dann war es ja dann irgendwann wir.
Also, seit dem 1.1.2015 gibt es die GBR und davor hatte ich ein oder zwei Jahre das gepachtet.
Nee, das kann sein.
Und das heißt, es sind fünf Höfe und das Spannende ist halt jetzt auch, dass der Erbe,
unser Nachbar leider gestorben ist, den wir alle eigentlich sehr gern gehabt hatten, und
der Erbe das verkaufen hat wollen.
Und jetzt war da natürlich tatsächlich ein Investor da, der hier Pferde in Anleite bauen
wollte und wir haben uns dann überlegt, was können wir jetzt tun?
Gegen einen Investor bieten ist wahrscheinlich nicht so ohne, ne?
Naja, es gibt ja bei uns das Recht, dass der Bauer immer das Vorkaufsrecht hat.
Ah, wegen der…
Dass der aktive Landwirt hat, zu gleichen Konditionen, das Vorkaufsrecht.
Was aber umgekehrt heißt, wir müssen das bieten, was der auch bietet.
Wenn der hochdreht, dann muss der mit hochdrehen.
Genau.
Aber da natürlich auch der Verkäufer eine gewisse Sympathie für uns hatte, ist der
jetzt natürlich auch nicht in einen exorbitanten Wettlauf eingestiegen, sondern hat uns Gott
sei Dank relativ schnell, war sicher für ihn auch super in Ordnung der Preis.
Das Überlassen nur war halt die Frage, wie kann man an Naggaten in die Hosentaschen langen?
Und deswegen haben wir uns dann Gedanken gemacht, wie können wir das finanzieren, weil keiner
von uns das Geld hatte.
Also da ging es richtig um mehr als eine Million.
Und so kam dann die Idee, die wir dann auch gemeinschaftlich hatten, dass wir eine KG
gründen und dann da praktisch überkommend ist, also letztendlich auch mit unseren Solawi-Mitgliedern
und mit unseren Fleischkunden und mit dem größeren Umfeld vom Hof, das Stemmen.
KG ist eine Genossenschaft, oder?
KG ist eine Kommanditgesellschaft.
Kannst du das erklären, was das ist?
Kommanditgesellschaft ist eine ganz einfache Form von einer Gesellschaft, die die Möglichkeit
hat, Geld zusammen, indem man zwei Komplementäre hat, die verantwortlich sind, also mindestens
zwei, es können noch mehr sein.
Und ansonsten wird jeder, der eine Geldeinlage bringt zu den Konditionen, die im KG-Vertrag
steht, zum Kommanditisten.
Das heißt aber nicht, dass es so ist wie bei der Genossenschaft, dass es da ein Stimmrecht
gibt, sondern das ist bei der KG eben so nicht zwangläufig.
Man kann das schon machen, man kann schon den Kommanditisten ein Stimmrecht einstellen.
Aber bei uns ist es tatsächlich so, dass die Komplementäre, also die, die da verantwortlich
sind, das sind in dem Fall Steffi und ich, auch die sind, die eigentlich das Land bewirtschaften.
Haben wir das jetzt nicht gemacht, dass wir unseren Kommanditisten das Stimmrecht gegeben
haben.
Wofür ist die KG da?
Was habt ihr damit gemacht?
Die KG ist lediglich dazu da, damit man Geld sammeln kann und das ordentlich verbuchen.
Eine Crowdfunding-Plattform habt ihr selber geplündet?
Genau, so kann man sagen.
Aber allerdings natürlich, wir zahlen auch ein bisschen Zinsen, das ist das, was wir
praktisch Pacht an die KG zahlen.
Aber man darf das nicht so verstehen, dass das unser Land dann ist.
Sondern wir haben gemeinschaftlich das Land gekauft.
Mit eurer Gemeinschaft, also mit der erweiterten Gemeinschaft.
Mit der erweiterten Gemeinschaft.
Das heißt, wir sind weder die Rivera noch ich interessiert, Land zu besitzen.
Ich glaube, im Gegenteil, man kann Land gar nicht wirklich besitzen.
Also man kann es treuhänderisch verwalten und nutzen.
Ist das die Kultur Land?
Genau.
Ist das wieder was anderes?
Na ja, dann haben wir ziemlich schnell gemerkt, dass die Summe dann doch ein bisschen zu viel
ist für unser direktes Umfeld.
Wir müssen unser Umfeld ein bisschen erweitern und haben deswegen mit der befreundeten Kulturlandgenossenschaft,
die genau zu dem Zweck gegründet worden ist, um Landflächen für Biolandwirtschaft zu kaufen
und an die Bauern zu verpachten.
Und die hält dann diese Landflächen für immer, solange es die Genossenschaft gibt?
Oder wie funktioniert das?
Die sind jetzt erst einmal Hauptkommandatist bei uns. Also nicht der alleinige, aber jetzt
ein Hauptkommandatist.
Machen so Aktionen und Kampagnen, wie jetzt zum Beispiel den Film, den du vielleicht auf
unserer Homepage gesehen hast.
So machen die zu jedem landwirtschaftlichen Betrieb, für den sie Flächen kaufen, so eine
Kampagne.
Ein bisschen Marketing im Endeffekt.
Öffentlichkeitsarbeit.
Öffentlichkeitsarbeit, ja.
Packen wir die Shownotes von dem Podcast auf, falls das jemand nachschauen möchte.
Ja, und diesen Kommandatist, das heißt, das Ganze ist so angelegt, dass die auf Dauer Kommandatist
bleiben.
Aber das ist nicht for sure.
Also das kann ja irgendwann sein, dass die in finanziellen Schwierigkeiten kommen und
dann einen Teil ihrer Kommandatisteneinlage mal zurückziehen müssen und wir dann weitergezwungen
werden, wieder nachfolgenden Kommandatisten zu ersetzen.
Okay, aber die Grundidee davon ist, zu sagen, wir kaufen kein Land, sondern wir machen es
als Crowdfunding und versuchen damit auf möglichst lange Zeit sicherzustellen, dass wir das Land
bewirtschaften können, ohne es irgendwie den Zwängen der Spekulation auszusetzen oder so
was.
Genau.
Also es ist per KG-Vertrag festgelegt, dass dieses Land nie wieder an Privatpersonen veräußert
werden kann.
Also es ist ganz klar festgelegt, dass es momentan einfach gemeinschaftliche Eigentümer
gibt.
Also durch die Leute, die direkt in die KG eingelegt haben und die Leute, die Genossenschaftsanteil
über der Kulturlandgenossenschaft gekauft haben und sollten diese Anteile halt in, wir
reden ja auch über 50 Jahre oder mehr, verkauft werden, kann dieses Land wieder nur vom gemeinnützigen
Stiftung, also die genau solchen Boden einfach in einer Stiftungsform hält, erworben werden.
Also es kann eigentlich nie wieder in den Privatbesitz übergehen und das sichert einfach
auf Generationen fast schon, dass einfach hier vor Ort Landwirtschaft betrieben werden
kann.
Super schön.
Also es ist einfach eine Perspektive.
Und man muss auch sagen, biologische Landwirtschaft.
Und biologische Landwirtschaft, das steht halt auch mit drin.
Also man, das könnte jetzt nicht ein konventioneller Betrieb werden.
Aber es ist einfach eine Perspektive wieder auch für die nächsten jungen Leute, die kommen,
wo sie einfach wissen, ok selbst ein reiner Pachtbetrieb ist unsicher.
Aber es gibt einfach durch den 30-jährigen Pachtvertrag unseres Hauptverpechtes und durch
dieses gekaufte Land jetzt einfach die Sicherheit, dass einfach 60 Hektar sind es ungefähr, einfach
wirklich sehr, sehr, sehr langfristig hier immer zur Verfügung stehen für Landwirtschaft.
Und das ist einfach eine Perspektive für viele.
Ja, weil ich habe mir das auch immer gedacht, wenn du jetzt einen neuen Bauernhof gründen
wollen würdest, du müsstest ja so wahnsinnig viel Kapital aufnehmen, um diese Länder rein
und die Hofstelle auch erstmal aufzubauen oder zu kaufen.
Und ihr habt da Wege gefunden, wie man das mit Menschen zusammen finanziert und dann
sicher vor diesen Profitinteressen.
Ja und es gibt ja auch eine Freiheit, weil du kannst schauen, wer passt zu dir, wer passt
zu deinem Hof als zukünftiger Mitlandwirt, Landwirtin und du musst nicht schauen, wer
passt zu dir und wer bringt noch das nötige Kapital mit.
Das Spannende ist halt, dass jetzt während dieser Kampagne, also die jetzt langsam zu
Ende ist und zwar erfolgreich zu Ende ist für den Nachbarhof, dass da jetzt von diesen
fünf Höfen noch ein zweiter Hof dazu kam.
Was ihr noch mitgekauft habt, zu sagen?
Nein, nicht mitgekauft, aber die Kampagne läuft so gut, dass wir uns das zugetraut haben,
die Kampagne so zu erweitern, dass es noch mit dazu kommt.
Das ist jetzt allerdings noch nicht spruchreif, aber…
Der Podcast ist geplant für 20.
Juni.
Wenn es bis dahin nicht spruchreif ist, schneiden wir es raus, ansonsten seid ihr die ersten,
die es hören.
Das ist bis dahin definitiv spruchreif.
Das Modell ist dermaßen neudeutsch sexy, dass selbst die Verkäufer, also die Altbauern das
für gut finden.
Das wollte ich gerade fragen.
Wie reagieren…
Sonst hätten die uns das nie angeboten.
Genau, das Anbieten ist das eine, aber es gibt ja noch aktive landwirtschaftliche Betriebe
hier im Umkreis.
Wie reagieren die auf euch?
Also du hast gesagt, du hast ein bisschen gute Gespräche mit allen.
Ist das so, dass die euch als die grünen Spinner hier oben sehen, oder ist das so, dass die
sich Sachen von euch abschauen?
Wie reagieren die so auf euch?
Naja, also das war vielleicht die ersten Jahre, dass sie da ein bisschen komisch geschaut
haben, aber da der Betrieb jetzt schon 35 Jahre biologisch dynamisch bewirtschaftet
wird und auch sehr verankert ist hier, also gibt's da, glaube ich…
Also ich wüsste jetzt nicht, dass da einer uns komisch gegenüber gehemmt wäre oder was,
sondern es war von Anfang an klar, ich bin nicht der Gute und ihr seid die Schlechten.
Also das war von Anfang an klar, dass das Feindbild konventionelle Landwirtschaft bei
mir nicht gibt oder vielleicht gibt, aber wenn da nicht geben sollte und ich mich dahin
entwickle, dass es das nicht mehr ist.
Was du vorhin auch über biologische Landwirtschaft gesprochen hast, auch gleich dazu gesagt,
dass das nicht im Umkehrschluss heißt, dass alle konventionellen Bauern was Schlechtes
sind.
Also ich brauche an die biologische Landwirtschaft nicht, um mich selber zu erhöhen oder besser
zu fühlen, darum geht's nicht.
Und wenn's nicht darum geht, dann merken die Bauern das.
Aber wenn's darum geht, dass einer bio macht, um sich besser zu fühlen, dann merken die
Bauern das auch.
Und das kommt dann natürlich nicht gut, wenn einer meint…
Kenn ich auch Geschichten.
Ja genau und da muss man sich halt dessen bewusst sein, was sind meine Beweggründe.
Mache ich bio, weil ich was Besonderes sein will?
Habt ihr irgendwie das Gefühl, dass andere landwirtschaftliche Betriebe euch ein bisschen
als Vorbild nehmen in Zügen oder Dinge sehen bei euch, wo sie gedacht haben, das funktioniert
eh nicht, sehen dann bei euch, hey es funktioniert doch und machen es euch ein bisschen nach?
Ja, also was tatsächlich ist, aber da wissen wir nicht, wie groß unser Einfluss da direkt
ist.
Wir haben hier auf der ganzen Hochfläche fast nur noch Bio-Betriebe.
Also…
Das war vor 35 Jahren noch nicht der Fall?
Nee, da waren wir schon ziemlich lang, erst einmal die einzigen, also erst einmal 20 Jahre.
Und das ist inzwischen, also wir haben deutlich mehr Bio-Flächen als Konventionelle hier.
Und das hat vielleicht was zu tun, muss aber nicht.
Ja und es haben auch ein paar andere größere oder noch größere umgestellt, von denen wir
es eigentlich so nicht gedacht haben.
Und die auch viel professioneller sind als wir.
Und auch die besseren Ackerbauer sind und alles.
Und auch das gut Bio machen.
Aber selbst da habe ich aber trotzdem das Gefühl, dass da auch bei denen ein gewisses
Umdenken stattfindet.
Weil das Umdenken ist nicht unbedingt bio oder konventionell, sondern es geht darum, ein
gescheiter Bauer, der macht möglichst viel Fläche, hat viele Tiere, hat neue Maschinen
und so.
Und da wird dran gemessen, ob er ein gescheiter Bauer ist.
Aber es geht natürlich auch anders.
Es geht auch, dass man wie gesagt den Betrieb ganzheitlicher sieht mit diesen vier Aspekten,
was ich vorhin genannt habe.
Und viele Bauern sehen, dass hier zum Beispiel der Soziale neben dem Ökologischen hier eine
große Rolle spielt und dass das halt für uns jetzt genauso wichtig ist oder wichtiger
als jetzt einen großen Traktor zu fahren.
Ich glaube, das macht auch viel mehr mit der eigenen Zufriedenheit.
Nicht mit dem Ego, aber mit der Zufriedenheit.
Genau das ist, was andere Betriebe schon hier auch sympathisch finden, denke ich.
Ja, das würde ich auch so bestätigen.
Es kommt ja auch öfter der Kommentar, ja, es ist toll, wie ihr es macht, wir können
es jetzt nicht so, wir wollten jetzt gar nicht so viel mit Leuten zu tun haben.
Aber das ist ja für uns ganz wichtig, dass man diesen direkten Kontakt hat.
Und ich denke, die Landwirtschaft ist so vielfältig, dass auch jeder Betrieb einfach so individuell
aufgestellt ist.
Dass es bei einem gut funktioniert, heißt noch lange nicht, dass es am anderen Betrieb
genauso funktioniert.
Also da ist so viel Zusammenspiel zwischen wo ist der Betrieb, wie ist das Umfeld, wie
sind vor allem auch die Leute, die es machen, worauf haben die Lust.
Also Möglichkeiten gibt es, glaube ich, sehr, sehr viele, aber man muss teilweise ein bisschen
um die Ecke denken und einfach auch Lust drauf haben auf neue Ideen, neue Konzepte.
Ich habe da Lust drauf, deswegen bin ich hier.
Ich liebe solche Geschichten und sehen, wie es anders funktioniert, wie Leute auf ein
Risiko eingehen irgendwo.
Und dann dafür belohnt werden.
Ich finde das großartig.
Wenn wir über die Landwirtschaft hier sprechen, es geht ja auch irgendwie darum, Leute zu ernähren
so am Ende des Tages.
Habt ihr einen Vergleich, wie viel Ertrag ihr pro Hektar erwirtschaftet im Vergleich zu
anderen Betrieben, sagen wir mal konventioneller Landwirtschaft, weil das ist so eine Kritik,
die ich immer mal wieder höre, dass praktisch die biologische Landwirtschaft weniger Ertrag
pro Hektar bietet, also pro Fläche, als die konventionelle, weil weniger Pflanzenschutzmittel
im Einsatz sind und dadurch halt die "Unkräuter" stärker wachsen und den Nutzpflanzen sozusagen
die Nährstoffe wegnehmen, weil auch weniger andere Mittel eingesetzt werden.
Seht ihr das auch so, beobachtet ihr das bei euch auch so, dass euer Ertrag praktisch niedriger
ist als im Vergleichsbetrieben?
Sofern es überhaupt Vergleichsbetriebe bei euch gibt, das ist ja schon mal überhaupt
die Frage.
Ja, da muss man natürlich spezifisch gucken.
Beim Ackerbau ist dem so, beim Kleegras sicher nicht, aber beim Getreide ist es so, da ist
es jetzt die Pflanzenschutzmittel jetzt zweiterang nicht, da ist hauptsächlich die Möglichkeit
der Düngung noch mal eine andere und da kann man sagen, dass da wir…
Hab ich da Quatsch erzählt mit dem Pflanzenschutzmittel, bitte gerne unterbrechen, wenn ich Blödsinn
erzähle.
Nein, nein, nein, das Pflanzenschutz gehört schon auch dazu.
Natürlich, wenn ich solche Erträge hab, dass ich 100 oder 90 Doppelzentner Weizen dreschen
wollt im Konventionellen, dann ist es natürlich sehr lästig, wenn da Beikräuter drin sind.
Wenn ich jetzt aber eh plus 50 Doppelzentner dreschen will, dann ist es jetzt nicht ganz
so schlimm, wenn da ein paar Beikräuter drin sind.
Da ist es tatsächlich so im Getreide, dass ich deutlich weniger Getreide erzeugen werde
als ein vergleichbarer Konventioneller.
Das kommt zum einen vom Flächenertrag, wo ich bloß 60, vielleicht 70 Prozent vom Ertrag
von einem Konventionellen hab und das andere ist aber, dass ich ja viel weitere Fruchtfolge
hab.
Das heißt, ich kann nicht jedes Jahr Getreide anbauen.
Ich muss auch Bodenaufbau und die Kulturen aufbauen und das ist halt bei uns vor allem
Kleegras.
Fruchtfolge bedeutet im einen Jahr Getreide, im nächsten Jahr Kleegras, im nächsten Jahr
wieder irgendwas anderes, damit keine Monokulturen entstehen.
Genau, Kleegras bleibt drei Jahre stehen und im Umkehrschluss ist es aber so, dass ich
halt genau das auch mach.
Ich bau den Boden auf.
Also ich bringe auch Kohlenstoff in den Boden, dadurch, dass ich halt Humus aufbau.
Und das geht eigentlich nur durch Viehhaltung und ökologische Landwirtschaft.
Die Frage, die dann natürlich dem folgt, ist, also wenn wir nur noch Höfe hätten wie
eure, ich weiß, das ist eine blöde Frage, weil das immer bei allem gestellt wird, würden
wir dann die Menschheit ernähren können oder braucht es diese Vielfalt an verschiedenen
landwirtschaftlichen Systemen, sag ich mal?
Wenn du jetzt schon sagst, der Ertrag ist niedriger.
Wir können auf jeden Fall die Menschheit ernähren oder müssen jetzt bei Deutschland
bleiben, weil die Welt wird vor Ort ernährt und nicht unbedingt durch unsere Exporte.
Wir können auf jeden Fall Deutschland ernähren, aber es ist ein bisschen eine andere Ernährung.
Das heißt, den Fleischkonsum, den wir uns heute leisten, den können wir rein biologisch
schon nicht aufrechterhalten, weil einfach viel Fläche bei uns ins Futter geht, also
und zwar von den Getreideflächen.
Und das ist jetzt im Bioanbau ja nicht der Fall.
Bei uns geht vom Getreideflächen nichts ins Futter.
Mein Podcastkollege, der in der Regel dabei ist, er sagt immer, streich den Mittelsmann.
So wie bei Handelsketten, so dass man die Kalorien lieber selber isst, dann statt der
ersten Tier zu geben und dann das Tier zu essen.
Da einfach sehr viel verloren geht unterwegs.
Da geht sehr viel verloren, aber deswegen ist es trotzdem so und es ist ja nicht umsonst,
dass wir demitere Betrieb sind, da ist ja die Tierhaltung verpflichtend.
Ohne Tier geht funktioniert die biologische Landwirtschaft so nicht, zumindest nicht so
einfach und nicht so bodenaufbauend.
Also wir brauchen das Tier aber nicht in dem Maß, wie es bei uns heute gehandhabt wird.
Jetzt nicht unbedingt bei uns in der Gegend.
Bei uns in der Gegend waren schon immer Gemischtbetriebe, aber es gibt ja sehr steigtierspezifische
Betriebe, zum Beispiel in Niedersachsen, da gibt es riesige Schweinebetriebe, da ist
das, was die verfüttern, überhaupt nicht flächengebunden, sondern die kaufen dann
auch noch Futter dazu, haben dann ein riesen Schweinegülleproblem, das wird dann irgendwo
hin verkappt und da wird natürlich viel Fläche an die Tiere verfüttert.
Schweine und auch Huhn ist ja auch ein Ackerfutterfresser und das können wir uns bei einer rein biologischen
Bewirtschaftung nicht mehr leisten und wahrscheinlich auch einige Energieflächen nicht.
Das heißt auch, die müssten wir wahrscheinlich dann für die Nahrungsmittel hernehmen.
Energieflächen meinen Raps für Rapsöl oder?
Für Biogas.
Ah, für Biogas, ah Mais, Biogas-Mais.
Zum Beispiel.
Das heißt, wenn ich das richtig verstehe, diese Art Land zu bewirtschaften, würde uns
ernähren können, wenn wir entsprechend flächendeckend die Ernährung wieder ein bisschen näher
in die Natur bringen, also sprich näher an das, was die Erde uns geben kann überhaupt.
Genau, also der Anbau und die Ernährung muss mehr Einheit bilden, als es jetzt tut.
Das heißt, es gehört zum Biolandbau auch eine Bioernährung dazu.
Das heißt, dass man sich darum kümmert, wie ernähre ich mich so, dass es zum Wohle aller
ist.
Verstanden.
Und im Zweifel ist es auch zum Wohle des Einzelnen, weil wenn ich mir jeden Tag einen
Rumpsteak auf den Teller haue, dann ist das wahrscheinlich nicht die gesündeste Ernährung,
die ich wählen kann.
Genau, es ist eine Win-win-win-Situation.
Genau, so ist es.
Ich würde gerne zum Ende noch ein bisschen drüber sprechen, was ihr für Pläne noch
habt für die Zukunft.
Gibt es da noch was oder seid ihr da, wo ihr immer sein wolltet?
Angekommen.
Es gibt immer.
Man ist nie da, wo man sein will.
Naja, wenn man überlegt, was sich in den letzten Jahren getan hat, gab es ja eigentlich
keinen Stillstand, sondern das eine hat es andere Ecke gegeben.
Also als wir gekommen sind und halt diese solidarische Landwirtschaft gegründet haben, klar war auch
man hinter Gedanken, irgendwann machen wir was mit Lernen auf dem Land, Bildung auf dem
Land, aber jetzt ist halt die richtige Person gekommen und mit vielleicht hoffentlich irgendwann
mal den nächsten, die dann perspektivisch hier weiter arbeiten, kommt wieder eine andere
Idee.
Also Ideen oder Möglichkeiten gibt es ja sehr viele.
Also man kann ja auch was auf den Ackerflächen umstellen, dass man noch Sonderkulturen anbaut
oder oder oder.
Aber dafür braucht man halt die Person, die das machen will.
Und eigentlich ist das Ziel schon, die Betriebszweige, die wir gerade haben, einfach weiter zu festigen
und einfach gut weiterzuführen und offen sein für neue Entwicklungen.
Ich bin jetzt 62 Jahre alt und jetzt ist es halt ganz gut, wenn jetzt noch eine Familie
kommt, die mich dann so langsam beerbt, das muss jetzt ja nicht morgen sein, aber so langsam
reinwächst.
Und für mich ist es so, dass ich jetzt keine großen Tatsachen mehr schaffen möchte, dadurch
dass wir uns in irgendeiner Richtung, weil ich das super finde, noch verschulden, sondern
ich glaube, dass die Familie, die da kommt, auch wieder viel mitbringen wird an Ideen.
Und dann braucht es natürlich hier Raum, das zu verwirklichen.
Ist da schon eine Familie in Aussicht oder kann das sein, dass hier jemand zuhört und
sich berufen fühlt und bei euch anderen anrufen kann?
Beides.
Das eine schließt das andere nicht aus sozusagen.
Ist schon was in Aussicht.
Aber es läuft gut und ich sehe das halt so, dass ich jetzt auch, ich merke das ja auch,
wie mein Wollen hier ist, dass das nicht mehr diesen Sturm und Drang hat wie früher, sondern
dass ich mir denke, ich nehme mich langsam ein bisschen raus und lasse die Junge mehr
entscheiden, weil zukünftig haben es die an der Backe, nicht ich.
Und so wird es auch mit den Neuen sein.
Die müssen da was mitbringen, dass sie sagen, ich mach das gern, das gehört zur Nachhaltigkeit
genauso dazu, dass du einfach sagst, ich mach das einfach gern, was ich mach, weil ich zum
gewissen Teil mich da auch in Betrieb wiederfinde.
Habt ihr Wünsche für die Gesellschaft, für die Landwirtschaft, für andere Landwirte oder
für die Politik?
Gibt es noch irgendwas, was ihr zum Ende mit reinbringen wollen würdet?
Ich wünsche mir halt, aber da sind wir eigentlich auf einem guten Weg, subventionstechnisch letztendlich
ist subventionstechnisch der falsche Weg, das zu honnortieren, aber letztendlich geht es
ja viel um Wertschätzung, was jetzt auch diese Bauernproteste gezeigt haben.
Eigentlich geht es da nicht um den Dieselausgleich, sondern es geht um Wertschätzung.
Und ich glaube, dass man irgendwann da hinkommen muss, das wertzuschätzen, was der Bauer tatsächlich
für die Gesellschaft macht.
Und das ist mehr als nur, die Leute satt zu machen.
Das ist aber auch, also auch, das ist eine Leistung.
Und dass wir das wirklich mal, diese Gemeinwohlgeschichte mal wirklich richtig gut angehen können,
das zu benennen und auch zu beziffern und auch monetär zu bewerten.
Ist das ein Appell an die Regierung?
Das ist ein Appell.
Solche Bewegungen werden immer von unten gegründet.
Da gibt es ja auch schon die Gemeinwohlekonomi.
Es gibt ja auch von Regionalwert AG da gewisse Rechner.
Und dann muss augenscheinlich mal gezeigt werden, was sind eigentlich die Warenkosten.
Da sind ja die Folgekosten mit einpreisend.
Da werden die Folgekosten mit eingepreist und da werden aber auch die ökologischen Benefits
mit positiv eingepreist.
Also wenn du Humus aufbaust, sprich Kohlenstoff in den Boden bekommst, dass du dafür irgendwie
entlohnt wirst.
Genau.
Und das wird letztendlich auch für die ökologische Landwirtschaft sprechen.
Und wenn wir diesen Blick entwickeln, dann ist das ja ein viel ganzheitlicherer Blick,
als wir den jetzt schon haben, der den ganz starken Fokus auf die Ernährung hat.
Und das kann ich mir vorstellen, dass da ein bisschen hin gedacht wird die nächsten Jahre
und vielleicht auch von nöbend ist.
Ich finde, was wir immer wieder mitkriegen, dass es auf irgendeine Ebene manchmal schwierig
ist, die Leute, die so eine Sehnsucht nach Leben auf dem Land oder andere Ernährung haben,
die dann aber oft städtisch wohnen, dass die oft gar nicht so die Möglichkeit haben, sich
auch so zu ernähren direkt vom Bauern, sag ich mal, Produkte beziehen.
Und dass da die Landwirte auch, wie du es vorhin auch schon gesagt hast, so ein bisschen den
Zwischenhändler nicht ausschalten, aber irgendwie für bessere Bedingungen für sich selber,
aber auch für die Leute sorgen, die halt gerade diese Produkte abnehmen wollen.
Weil daran scheitert es ja ganz oft, dass wir irgendwie nicht zusammenkommen, weil alles
so schwierig ist.
Also die Bauern, die Landwirte stehen nicht in der Stadt im Laden und verkaufen ihre
Produkte direkt und die anderen fahren nicht ständig raus, die Struktur ist gar nicht gegeben.
Und dass es da einfach unter den Landwirten einfach viel mehr dieses Gemeinschaftsgedanken
gibt, dass man sagt, okay, wir schaffen das zusammen oder wir schaffen Strukturen, wo
wir nicht als Konkurrenten auftreten und uns vielleicht noch unterbieten, aber einfach
uns ergänzen und einfach uns, ja, im Endeffekt geht es auch um eine bessere Vermarktung,
aber dadurch kriegt man auch eine bessere Wertschätzung, hat einen anderen Stand in
der Gesellschaft, wenn man einfach bekannter ist oder den direkten Kontakt hat.
Und das finde ich, also dieses Umdenken gibt es immer mehr und mehr.
Manchmal wird gesagt, ja, das ist ja nur eine kleine Blase von Leuten, die das Wertschätzung
der Großteil ernährt sich anders.
Aber ich glaube, viele sehen auch noch gar nicht die Möglichkeit.
Und da fängt es halt auch wieder an, dass man als Kind zum Beispiel auch mal das Erlebnis
hat, ah ja, okay, ich war jetzt mal auf so einem Bauernhof und da habe ich gesehen, dass
halt im Januar auch keine Tomaten wachsen und damit fängt es einfach schon an.
Weil wir haben auch einen gewissen Bildungsauftrag an die nächste Generation.
Das ist einfach auch das Verständnis zwischen Lebensmittelproduktion, Landwirt, Landleben,
Stadtleben, dass da einfach wieder eine Annäherung stattfindet.
Das heißt, ein bisschen Appell an all die Menschen, die noch keinen großen Kontakt zur
Landwirtschaft haben, geht mal raus und sagt mal hallo, schaut euch das mal an.
Ja, also macht euch ein Bild davon, lasst euch nicht blenden von der Kuh, die auf der
grünen Wiese auf der Milchpackung grasst, weil das ist oft nicht die Realität und seid
nicht entsetzt über den Hühnerstein mit 2000 Hühnern, weil das ist noch eine kleine Hühnerhaltung.
Also so den Bezug wieder zu haben, nicht was ist eigentlich wirklich Landwirtschaft, es
ist nicht nur maschig, es ist nicht nur dreckig, es ist nicht nur harte Arbeit, es kann auch
was sehr Schönes sein.
Und gleichzeitig ist es halt ein Beruf für jeder andere, nicht jeder kann Landwirt,
Landwirtin sein und nicht jeder kann IT, irgendwas machen.
Also es gibt einfach so viele Berufe und die sind halt alle wichtig.
Steffi, Uwe, vielen Dank für eure Gastfreundschaft, ich habe mich hier sehr willkommen gefühlt,
war einfach sehr, sehr schön.
Ich habe das Gefühl ihr seid mit euch im Reinen.
Das kommt zumindest bei mir an und das gefällt mir sehr gut.
Ich möchte Danke sagen für eure Zeit, ich möchte Danke sagen für das Essen, das ihr
für den Rest von uns produziert und für die Bildung, die ihr den Leuten hier ermöglicht.
Ja, danke dir.
Gerne, vielen Dank.
Damit sage ich Erde gut, alles gut.
Diese Episode der Klimanachbarn wurde produziert von der Beyond Content GmbH in Kooperation
mit dem Kulturbahnhof Ottensoos.
Zu Gast waren in dieser Episode Steffi Rivera und Uwe Neukamm.
Podcastbearbeitung von Tobias Weiland, das Intro wurde eingesprochen von Lukas Herbert,
aufgenommen in Vorderhaslach im Nürnberger Land und moderiert von mir, Patrick Niedermeier.
Wir freuen uns über Feedback und Bewertungen.
In zwei Wochen hört ihr von uns, wie ihr euch mit Geld belohnen lassen könnt, wenn ihr
der Energiewende unter die Arme greift.
Danke fürs Zuhören und macht ihr immer wieder bewusst, du wirkst auf deine Nachbarschaft.