Mama • Baby • Blase

Barbara Walcher, Lydia Grossgasteiger

#27 Hilfe, mein Kind tobt!

Wüten, schlagen, kratzen, beißen

20.01.2023 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

Hauen, beißen, sich auf den Boden schmeißen, kratzen, das Geschwisterkind bei den Haaren ziehen. Ist das noch normal? Ja, es ist eine gesunde Reaktion, wenn Kinder zeigen und zum Ausdruck bringen, was sie innerlich fühlen.
Doch die eigentliche Frage ist: Wie gehe ich damit um?

Meistens haben wir selber keine Vorbilder dafür. Kinder benötigen bei ihren starken Gefühlsausdrücken einen Erwachsenen, der ihnen als Co- Regulator zur Seite steht, sie wahrnimmt und die Not hinter dem Ausdruck erkennt. Der Umgang mit Gefühlsregungen ist ein Lernprozess, der sich bestenfalls bereits am Lebensanfang entfaltet. Kinder üben diesen Umgang über vielfache Wiederholungen. Das ist für Eltern oft herausfordernd. Auch wenn wir als erwachsene Begleiter darum wissen, kann ein starker Ausdruck unseres Kindes uns selbst in Not bringen. Wird es dann auch für uns innerlich eng, steigen eigene Gefühle wie Überforderung, Hilflosigkeit oder Wut hoch und wir reagieren impulsiv und unkontrolliert.

Kindern drücken ihre Gefühle nicht deswegen so heftig und wiederholend aus, um uns zu ärgern. Sie sind gefordert zu lernen, mit diesen oft so überwältigenden Gefühlen umzugehen. Gerade dann, wenn uns das Verhalten des Kindes am meisten abstößt,  in diesen Momenten, brauchen sie uns am meisten. Sie benötigen Nähe und Zuwendung. Denn hinter Wut, Zorn oder Brüllen steht oft Traurigkeit, Angst oder Überforderung. Auf den ersten Blick ist das nicht als solches erkennbar. Durch den Ausdruck, der bei den Eltern entweder einen Fluchtimpuls oder Abwehr auslöst, versuchen unsere Kinder unsere Zuwendung und Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ist eine Bewegung zu uns hin. Kommt es in einer solchen Situation zu einem Kontaktabbruch, ist es die Aufgabe der Eltern, die Verbindung zum Kind zu suchen und erneut aufzubauen. Für ein Kind ist das oft nicht möglich. Wir erwarten uns dann eine Entschuldigung, ein Eingeständnis, etwas falsch gemacht zu haben und können dabei das subjektive Erleben des Kindes nicht nachvollziehen. Fordern wir in einer solchen Situation eine Entschuldigung, bleibt es eine Worthülse ohne authentischem Hintergrund, ein leeres Wort, das erzwungen wurde.

Kinder lernen durch uns. Wir sind ihr Lebensmodell. Versöhnlichkeit lernen sie, indem wir es ihnen vorleben. Und manches darf auch Mal stehen gelassen werden. Nicht alles muss zerredet werden. Denn Worte nehmen Kinder in dem orange- roten Bereich, wo die Aufnahmefähigkeit stark eingeschränkt ist, nur mehr begrenzt auf. Wenn ich den Fokus und die Erwartung auf ein versöhnliches Verhalten auf das Kind richte, erhöht sich der bereits bestehende Druck, spitzen sich herausfordernde Dynamiken weiter zu. Hier hilft es, den Fokus auf sich zu legen, über die sogenannte Selbstanbindung. Dabei wird das eigene innere Erleben beobachtet: Welche Gedanken habe ich gerade, was fühle ich, wie nehme ich meinen Körper wahr? Das, was wir in solchen Momenten in uns erleben, benötig eine liebevolle Anerkennung. Von sich zu fordern, gelassen und entspannt zu bleiben ist eine Form der Ablehnung. Da flüstert dann die weise Stimme in unserem Kopf: "Sei gelassen!" Und das Gefühl im Bauch brüllt zurück: "Scheiß Gelassenheit!" ... nachdem ich schon 20 mal die gleiche Situation an einem Vormittag hatte.

Handeln wir dann doch einmal anders als wir es uns vorgenommen hatten, hilft es Kindern, wenn wir es benennen, wenn wir ihnen zeigen, dass auch wir nicht immer alles wissen, selbst nicht immer pädagogisch wertvoll reagieren. Fehlerfreundlich mit uns selbst sein, uns Zeit geben, es immer wieder neu versuchen, ohne von vorne herein eine korrekte Lösung parat zu haben, sind mögliche Ansätze auf diesem Weg.

Kinder kommen nicht mit der Absicht auf die Welt, es Eltern besonders schwer zu machen. Kinder kommen in die Welt, um ihre Lebendigkeit entfalten zu dürfen in ihrem gesamten Spektrum. Es tut gut, sich das immer wieder bewusst zu machen und hilft uns, das Verhalten unseres Kindes nicht als persönliche Kränkung zu erleben. 
Ganz konkret können wir Kinder einladen, den Ausdruck, egal welcher Art, in körperliche Bewegung umzusetzen. Dazu stellt Barbara am Ende der Folge noch ein paar konkrete Ideen vor.

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