Spielende
02.06.2022 9 min
2022. Einige der letzten neun Turnerinnen des Arbeitersportvereins Basel-Ost sind weit über 90, die älteste wird 100. Mit 81 können sie noch springen. Sie haben kleine Gebrechen, auch schon größere Operationen hinter sich, aber sie meinen: „Das gehört zum Alter“. „Geburt und Sterben gehören zusammen.“ Sie sind parat, und auf alle Fälle immer wieder hier. Hier, am Dienstagabend, in ihrem Turnsaal im Quartiertreffpunkt „Klyck“, in Kleinhüningen in Basel.Und so lautet das Schlusswort einer Turnerin: „Das Leben ist immer noch ein ganz grosser Gewinn. … es gefällt mir einfach noch. Und solange ich kann, mache ich weiter.“Zur letzten Episode „Spielende“ sagen die Turnerinnen: Tschüss zusammen! Im noch folgenden Epilog hören Sie Statements von uns Künstlern und Künstlerinnen, die wir diese Frauen kennenlernen und dokumentieren durften.
Gaudi
02.06.2022 5 min
Sind das Turnen und Schnurballspielen, um gesund und fit zu bleiben bis ins hohe Alter, das Kernstück dieser über ein halbes Jahrhundert zusammen gewachsenen Damenriege, so ist dies nicht denkbar ohne ihre große Leidenschaft, zusammen auch Spaß und Freude zu haben und jeglichen Schalk und Humor teilen zu können.So sagt eine Turnerin: „Zuhause würde man versauern.“ Und es trifft zu. Zusammen erleben wir sie lachend und Witze reissend. Manchmal ist es ein grosses Geschnatter. Sie singen zusammen, sie spielen Karten zusammen, sie feiern Feste zusammen, und an der Fasnacht kommen sie ohne Verabredung kostümiert, und natürlich mit Larve in die Turnhalle und haben ein Riesengaudi. Ihr Stammlokal an der Kreuzung des Verkehsknotenpunktes „Dreirosenbrücke“, der letzten Rheinbrücke vor der französischen Grenze, könnte lauter nicht sein, aber das Restaurant „Drei Rosen“ ist für alle gut erreichbar, und das ist entscheidend. Hören wir hinein, ins Gaudi. (Ein Hinweis zum Liedtext „Lustig ist das Zigeunerleben“: Die zur Entstehungszeit des Liedes übliche Bezeichnung für Fahrende ist nicht mehr korrekt.)
Solidarität. Ein Bund fürs Leben.
31.01.2022 8 min
Schauen wir heute auf diese über ein halbes Jahrhundert zusammengewachsene Frauenturngemeinschaft, in der die jüngste, eine Siebzigjährige, bereits mit sieben Jahren zu turnen begann und eine ihrer Vereinskolleginnen 99 Jahre alt ist, so fragen wir uns, was trieb sie an, und was bewirkte ihre Ausdauer? Was hat diese Frauen, über die Turnstunden hinaus, so zusammen geschweisst? Und was hat sich verändert, oder auch nicht, im Laufe dieses halben Jahrhunderts? Ohne Einschränkungen und Vorurteile, so hören wir, sind sie aufgenommen und respektiert worden. Nicht die Herkunft, der Beruf oder die gesellschaftliche Position waren von Bedeutung, sondern die Freude und die Lust am gemeinsamen Sport. Standen am Anfang körperlich fit zu sein und eine Auszeit von Familie und Beruf zu haben, an erster Stelle, so sind es heute der soziale Zusammenhalt und die gesellige Kameradschaft, die dieses Bündnis unersetzlich machen.
Das Schnurball-Lexikon. Ein künstlerischer Exkurs.
17.01.2022 8 min
Ballschnur. Barschnull. Bullschnar. Burschnall. Schnallbur. Schnarbull. Schnullbar. Schnurball. Mit der Methode der phonetischen Vertauschung, auch: Metathese (der Begriff bezeichnet in der Phonologie die Umstellung von Lauten innerhalb von Wörtern), einer Methode, die auch in Schüttelreimen verwendet wird, hat der Autor Martin Ahrends das Wort „Schnurball“ mehrfach bearbeitet und die so entstandenen Worte humoristisch gedeutet, und zwar „mit dem staunenden Blick eines Ur-Berliners auf die ihm in mehrfacher Hinsicht rätselhafte Welt kantonaler Frauenturnvereine“. Sie hören den Autor selbst mit seinem kleinen „Schnurball-Lexikon“.
Ein Stück Freiheit. Mitten im Leben.
Gegen Vorurteile und Tabus
11.01.2022 8 min
Was uns heute normal erscheint, dass Frauen turnen, ist bis weit ins 20. Jahrhundert nicht selbstverständlich gewesen.Die Turnerinnen erinnern sich: Mädchen durften nicht turnen, nur Buben.In der Schule sind sie zurückgepfiffen worden und mussten Strafarbeiten schreiben, weil sie mitturnen wollten.Später mussten sie ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, wenn sie zum Vereinsturnen gehen wollten.Gegen Vorurteile und Tabus haben sich die Turnerinnen vom Arbeitersportverein Basel-Ost durchgesetzt. Selbstbewusst haben sie sich ihren wöchentlichen Freiraum erkämpft, und damit auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft gestärkt.
Das Turnfest. Wettkampf. Einsatz. Alles geben.
Dabei sein ist alles!
11.01.2022 9 min
Die über ein halbes Jahrhundert gewachsene Frauenturngemeinschaft ist durch viele Erinnerungen verbunden.Fragen wir heute die bis über neunzig Jahre alten Turnerinnen nach ihren schönsten gemeinsamen Erlebnissen, so antworten fast alle unisono: Die Turnfeste. Da blitzt ein Strahlen in ihren Gesichtern auf. Lachend und ausrufend beschreiben sie die zweitägigen Ausflüge, Wettkämpfe, Aufführungen und abendlichen Festveranstaltungen. Als wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, einem Nichtbeteiligten die Atmosphäre der Turnfeste zu vermitteln.Vier Jahre mussten sie jeweils warten und trainieren, bis das nächste Turnfest kam. Für die Teilnahme haben sie Blessuren aller Art in Kauf genommen, mal einen krummen Finger, sogar dass man an Stöcken in die Halle gehen musste, stets treu ihrem Motto: Dabei sein ist alles.
Spieglein, Spieglein an der Wand
– Von der Schönheit in der Gruppe
03.12.2021 6 min
Die Ästhetik der Turnkleidung und ihr damit verbundenes Bild der Frau und ihrem Körper hat sich im Verlauf von einem halben Jahrhundert, in dem die Turnerinnen zu regionalen, kantonalen und eidgenössischen Turnfesten angetreten sind, fortlaufend geändert. Signifikant für die Entwicklung des Frauenbildes ist, mit welchen Erwartungen und Maßstäben ihre sportlichen Leistungen jeweilen gemessen und benotet worden sind. Wie die Frauen dies erlebt haben, und welche Bedeutung es für sie jeweilen hatte und hat, erfahren wir in diesem Kapitel. Zugehörigkeit und Identität spielen eine grosse Rolle.
Ich wäre gerne Gärtnerin geworden
– Die Mädchen durften nicht turnen
02.12.2021 11 min
Rückblickend fragen wir uns, wer sind diese Turnerinnen, die es geschafft haben, über ein halbes Jahrhundert miteinander verbunden zu sein. Was hat sie zu dieser Verbundenheit bewegt und befähigt? Welche Träume haben sie in ihrer Kindheit gehabt? Welche Erfahrungen haben ihre Kindheit und ihre Jugendzeit geprägt? Wie haben sie ihr Erwachsenwerden, ihr Frausein erlebt? Als Ehefrau, Mutter, Alleinerziehende, Ausländerin oder berufstätige Frau in der Schweiz?
Das Schnurballspiel
Auf dem Weg
10.11.2021 6 min
Zu Beginn der ersten Episode machen wir uns auf den Weg mit neun Frauen. Die älteren Damen, Jahrgang 1922, ´23, ´26, ´37, …, die Jüngste wird 70, sind teilweise mit dem Rollator unterwegs. Manche steigen ins Tram, andere steigen auf dem Land in den Zug, und eine fährt mit dem Velo Richtung Kleinhüninger Hafen. Wir fragen uns, wohin eigentlich begleiten wir sie. Da wird von einem Dienstagabend gesprochen. Dieser scheint allen heilig. Aber was geschieht an diesem Dienstagabend? Und worauf freuen sie sich? Wann wird der Weg auch mal zu mühsam? Und was macht dieser Dienstagabend mit ihnen? Ankommen tun wir im Quartierstreff „Klyck“ in Kleinhüningen zum Schnurballspiel.
Über diesen Podcast
Einführung
04.10.2021 2 min