Suchtprävention: Cannabis und Alkohol im Fokus- mit Jeanette Weber
01.11.2025 41 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge haben wir Dr. Jeanette Weber zu Gast, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Allgemeinmedizin. Mit ihr sprechen wir über die Relevanz von Prävention im Bereich Sucht. Sie erzählt uns von zwei Projekten der Landesärztekammer Hessen zur Alkohol- und Cannabisprävention an Schulen, in denen sie sich engagiert. Darüber hinaus gibt sie wertvolle Tipps, wie man das Thema in der Praxis ohne erhobenen Zeigefinger ansprechen kann.
Sendet Feedback gerne an: kontakt@kwhessen.de
Shownotes:
Sendet Feedback gerne an: kontakt@kwhessen.de
Shownotes:
- Unsere Podcastfolge „Berührungsängste überwinden: Suchtmedizin im Frankfurter Bahnhofsviertel- mit Pavel Khaykin“
- Epidemiologischer Suchtsurvey
- Projekt „Kiffen bis der Arzt kommt“ von der Landesärztekammer Hessen
- Projekt „Hackedicht- Besser geht’s dir ohne!“ von der Landesärztekammer Hessen
- Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit – Informationsmaterialien
- Jahresbericht der Bundesdrogenbeauftragten der Bundesregierung von 2021
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)
- Suchthilfeverzeichnis der DHS
- https://www.cannabispraevention.de/
- infos-cannabis.de
- https://www.drugcom.de/
- Evaluation des Konsumcannabisgesetzes
- Podcastfolge von O-Ton Allgemeinmedizin zu Verhaltenssüchten
- Unser Seminarprogramm
- mehr Informationen zu unserem Angebot (Seminare, Mentoring, Fallkonferenzen, Beratung) und uns als Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
- wir als Kompetenzzentrum Weiterbildung auf Instagram
- wir als Kompetenzzentrum Weiterbildung auf Facebook
- wir als Kompetenzzentrum Weiterbildung auf LinkedIn
- Unser Standort an der Universität in Frankfurt am Institut für Allgemeinmedizin
- Unser Standort an der Universität in Gießen am Institut für hausärztliche Medizin
- Unser Standort an der Universität in Marburg am Institut für Allgemeinmedizin
- mehr Infos zum Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, den Förderern des Projekts
Moderation: Dr. Sandra Herkelmann & Dr. Katharina Dippell
Konzeption & Redaktion: Ida Lotter
Produktion: Philip Schunke und Christian Köbke, YAPOLA
Der Podcast wird vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) gefördert.
Transkript
Wege der Allgemeinmedizin – Dein Podcast rund um die Weiterbildung.
Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Wege der Allgemeinmedizin.
Ich bin Sandra, Ärztin und am Institut für Allgemeinmedizin in Frankfurt in
der Lehre tätig. Ich bin Katharina, Hausärztin aus Frankfurt.
Heute geht es wieder um ein spannendes Thema für die hausärztliche Praxis und
wichtig auch mit Blick auf die Gesamtheit der Bevölkerung.
Wir sprechen über Suchtprävention und setzen den Fokus heute auf Alkohol und Cannabis.
Als kleiner Reminder in der Folge Suchtmedizin im Frankfurter Bahnhofsviertel haben wir mit Dr.
Khaykin bereits über Opiatabhängigkeit und Substitutionstherapie gesprochen.
Wenn euch das Thema also auch interessiert, hört auch da gerne mal rein.
Wie der epidemiologische Suchtsurvey zuletzt 2024 gezeigt hat,
ist der Konsum von Alkohol,
Tabak, illegalen Drogen sowie Medikamenten in der erwachsenen allgemeinen Bevölkerung
Deutschlands immer noch weit verbreitet mit Alkohol an der Spitze.
Und laut dem Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit ist auch Cannabiskonsum
bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren in den letzten zehn Jahren angestiegen.
Die Folgen können eine Vielzahl an gesundheitlichen und sozialen Problemen nach
sich ziehen, weshalb die Prävention eine so wichtige Rolle spielt.
Und wir freuen uns deshalb sehr, heute zu diesem Thema Dr.
Jeanette Weber zu Gast bei uns zu haben.
Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und aktuell in einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz- und Tagesklinik tätig.
Darüber hinaus ist sie ehrenamtlich aktiv beim Projekt der Landesärztekammer Hessen
"Kiffen, bis der Arzt kommt", in dem Schulen besucht werden, um altersgerecht
über Risiken von Drogenkonsum aufzuklären.
Zuvor war sie auch im Projekt "Hacke dicht. Besser geht's dir ohne" zur Aufklärung
über Alkoholkonsum aktiv.
Herzlich willkommen, Frau Weber, schön, dass Sie da sind.
Herzlichen Dank für diese Einführung. Ich finde es auch ganz toll,
dass Sie überhaupt diesen Podcast machen.
Und uns da die Möglichkeit auch geben, unsere Themen weiterzuführen.
Insbesondere natürlich auch von der Landesärztekammer, weil die hat ja im Prinzip
diese Projekte initiiert und ich bin auch sehr froh, dass ich da von Anfang
an mit dabei sein kann. Und das sind jetzt schon viele Jahre seit 2007.
Ja, das ist toll, dass wir da gleich nochmal ein bisschen mehr dann von Ihnen dazu erfahren.
Und bevor wir in das Thema ganz konkret einsteigen, würden wir gerne noch ein
bisschen über Sie hören, wie denn Ihr Weg in die Allgemeinmedizin und in die
Kinder- und Jugendpsychiatrie war. Ja, gerne.
Also als ich damals als junge Ärztin praktisch so vor der Frage stand,
in welche Richtung möchte ich gerne gehen, hat mir schon immer eigentlich sehr
gut gefallen, vor Ort viel Kontakt zu den Patienten zu haben.
Und ich glaube, wir hatten einfach einen ganz fantastischen Hausarzt,
der die Familie auch über Jahrzehnte begleitet hat und das hat mir sehr gut gefallen.
Und dann war ich neugierig insbesondere auf die Innere, dann war ich aber auch
in der Gyn und habe das gemacht und dann kam das eine zum anderen und dann wurde
ich Allgemeinmedizinerin und habe dann aber gemerkt,
im Prinzip nachdem mein erstes Kind auf die Welt kam,
dass ich gerne nochmal in einen anderen Bereich möchte und da hat mich die Psychiatrie
sehr interessiert, weil ich schon irgendwie auch in der Tätigkeit,
dann auch in der Praxistätigkeit gemerkt habe.
Dass es wirklich für Menschen mit psychischen, psychiatrischen Problemen sehr
eng ist, dass die Versorgung, das war ja noch eine ganz andere Zeit,
also Anfang der 90er und dass die Versorgung da nicht so günstig ist,
obwohl wir ja doch durch die sozialpsychiatrische Entwicklung,
durch die Psychiatrie-Enquete ein anderes Verständnis schon entwickelt haben.
Und so kam das, dass ich zu diesem Fachwechsel kam und dann hat sich halt so
im Laufe der Zeit herauskristallisiert,
dass die Kinder und Jugendlichen mir so am meisten am Herzen liegen und deshalb
habe ich dann nochmal eher spät nochmal den Facharzt in Angriff genommen und
bin damit auch sehr zufrieden.
Ja, also das Interesse an der Kinder- und Jugendpsychiatrie kann ich ja auch
sehr gut nachvollziehen.
Da habe ich ja auch einen Teil der Weiterbildung absolviert und das finde ich
eben sehr interessant und spannend, dass ja gerade auch in der Altersgruppe
eben Präventionin
effektiver Hebel sein kann. Wie kam es denn zu Ihrem Interesse am Thema
Suchtprävention jetzt?
Also im Prinzip dadurch, dass ich schon immer auch natürlich mit Menschen zu
tun hatte, die eine Suchterkrankung haben, die praktisch davon sehr beeinträchtigt
sind und natürlich dadurch, dass
Prävention immer besser ist als Behandlung.
Und eigentlich zu dieser Erkenntnis
oder ich sage mal, das ist vielleicht auch eher so eine Haltung,
war ich auch schon irgendwie im Rahmen des Studiums, dass eigentlich immer wieder
die Überlegungen waren, wie können wir generell auch dazu beitragen,
dass die Gesundheitsversorgung besser ist.
Dass die Menschen besser aufgeklärt sind, was mit ihnen passiert und nicht erst,
wenn praktisch das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Also deshalb hat mich das schon immer interessiert.
Und dann natürlich, gerade wenn man selbst auch Kinder hat, ist es ja einfach
die Frage, wie stärken wir die Kinder?
Wie geben wir denen genügend mit auf den Weg, dass sie selbst dann auch vielleicht
entscheiden können, dass sie bewusst und selbstsicher sind und dass wir das begleiten.
Und da gehört für mich einfach die Prävention dazu, auch in vielen anderen Bereichen auch.
Aber dann kam halt praktisch der Aufruf der Kammer und da habe ich mich gemeldet
und das hat mir gleich gut gefallen. Ja, sehr gut.
Und Prävention ist ja eben gerade auch für die hausärztliche Praxis ein ganz relevanter Baustein.
Bevor wir jetzt über die Projekte sprechen, können Sie nochmal Sucht definieren,
kurz und welche Form es gibt?
Ja, also es gibt, wir sprechen ja immer von stoffgebundenen Süchten und von
nicht stoffgebundenen Süchten.
Also das wäre jetzt zum Beispiel Medienkonsum, Spielsucht, Sexsucht gehört auch dazu. Ja.
Dann sind halt die stoffgebundenen Süchte und das betrifft halt alles.
Da können sie bei Nikotin anfangen. Das geht über Alkohol, das geht über jetzt
teillegalisiert Cannabis, aber auch die illegalen Drogen.
Das ist ja ein sehr großer Bereich.
Und natürlich auch Medikamente gehören ja auch in dem Bereich dazu.
Also zur Suchtentstehung, da gibt es natürlich unterschiedliche Stufen.
Also erstmal ist es natürlich so, dass man einen bestimmten Stoff konsumiert,
dann kann man das am Anfang noch selbst entscheiden.
Das ist ja so, dass man damit vielleicht kompetent umgeht, wenn wir jetzt an
Alkohol zum Beispiel denken.
Und wenn sich dann natürlich eine Abhängigkeit entwickelt, das heißt,
dass dieser Mensch wirklich das Suchtmittel konsumieren muss und es nicht mehr
alleine entscheiden kann,
möchte er oder möchte er nicht, kann er pausieren, sind es bestimmte Situationen,
dann entwickelt sich eine Abhängigkeit und die sich dann natürlich immer verstärkt,
weil einfach im Rahmen der Sucht ist es einfach eine Steigerung des Konsums.
Durch Gewöhnung und die anderen Aspekte.
Und das trifft natürlich auf alle Suchtmittel zu. Ja, der Kontrollverlust.
Und was würden Sie sagen, warum ist Suchtprävention denn insbesondere im Kindes-
und Jugendalter so wichtig?
Naja, weil natürlich Jugendliche, auch Kinder, Kinder, wir sind immer sehr froh.
Wir sagen ja so, unser Fokus der Alkoholprävention, das ist so frühestens ab der siebten Klasse,
ja, gehen wir also so im Alter von 13, 14 und deshalb Kinder,
ja, gibt es natürlich auch schon, aber bei den Jugendlichen ist es einfach so,
dass die gesamte Entwicklung, ja,
sehr fragil ist und,
Dass wir da praktisch durch einen Konsum, wenn wir jetzt mal bei Alkohol bleiben,
ja, und wenn das schon früh anfängt, teilweise mit 14, 15, 16.
Dann wissen wir, dass die Schädigung, Alkohol ist einfach ein Zellgift,
ja, dass die Schädigung in die Reifung eingreift.
Und da ist für uns immer eigentlich am allerwichtigsten, und das versuchen wir
auch den SchülerInnen näher zu bringen, die Gehirnreifung.
Die ist viel später abgeschlossen.
Und abgeschlossen bedeutet ja, dass das Gehirn auch kompetent ist,
sich gegen schädigende Einflüsse zu schützen.
Und die ist viel später abgeschlossen, als wir das eigentlich denken.
Und wir gehen sogar teilweise davon aus, dass 22, 23, 24, also es gibt ja auch
unterschiedliche Studien, dass dann erst wirklich die Gehirnreifung abgeschlossen
ist und das Gehirn wirklich kompetent ist, sich zu schützen.
Und das ist eigentlich so ein bisschen unser Dreh- und Angelpunkt.
Das betrifft natürlich auch dann Cannabis, aber das ist so das Wesentliche,
das wird das versuchen, den SchülerInnen zu vermitteln.
Ja, und auch je jünger der Weg in die Sucht startet, umso schwieriger ist es
dann im Nachhinein. Ja, da haben Sie ja recht.
Wie sieht es denn so vom Suchtverhalten aus?
Haben sich da in den letzten Jahren Veränderungen, gewisse Trends gezeigt?
Jetzt gerade eben, Sie hatten es schon angesprochen, auch mit der Teillegalisierung
von Cannabis, aber natürlich auch Lachgas oder Vapes rauchen,
irgendwie sowas in die Richtung.
Welche Suchterkrankungen spielen denn aktuell im
Kindes- und Jugendalter da die größte Rolle? Also im Prinzip ist es aus meiner
Sicht und meinem Kenntnisstand, ist es nach wie vor Nikotin, Alkohol und Cannabis.
Selbstverständlich gibt es immer viele andere Bereiche, die auch dann konsumiert werden.
Und wir sprechen dann ja teilweise von sogenannten Modedrogen.
Sie haben gerade Lachgas angesprochen.
Lachgas gibt es seit einigen Jahren, dass es konsumiert wird.
Was man natürlich generell sagen kann, dass die Entwicklung in der Pubertät
und dann weiter natürlich in der Adoleszenz, dass es darum geht,
auch Dinge auszuprobieren.
Es geht ja darum, um Identität zu gewinnen, um Autonomie zu gewinnen,
auf dem Weg, erwachsen zu werden.
Und da ist das Explorieren, also das Dinge ausprobieren.
Das ist ja ganz natürlich und das soll ja auch sein. Aber da ist es uns halt
wichtig, wirklich den SchülerInnen näher zu bringen, wo ist ausprobieren, nicht so riskant.
Ob es auch darum geht, mal wegzugehen, länger wegzugehen über,
was weiß ich, über die 10 Uhr hinaus oder das zu machen.
Und da gibt es ja viel Potenzial in dieser Altersgruppe und das gehört doch
zu der Entwicklung dazu.
Aber für uns ist es wichtig, deutlich zu machen und nicht mit dem erhobenen
Zeigefinger und nicht moralisch zu sagen, nein, das dürft ihr nicht, das ist verboten,
sondern ins Gespräch zu kommen und sagen, ja, ja.
Es gibt Verlockungen und es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten,
vielleicht in andere Zustände zu kommen, lockerer zu sein, cool zu sein.
Also gibt es eine Bandbreite, will ich gar nicht ausführen.
Und da aber auch klar wirklich Wissen zu vermitteln und zu sagen,
das und das passiert aber mit euch.
Und habt ihr denn eine Idee, warum macht ihr das? Und das ist sehr unterschiedlich
in den einzelnen Klassen und auch individuell.
Also da kann man das gar nicht so aufführen. Ja, und da ist dann auch wieder
der Unterschied, bin ich jetzt in der Gruppe wirklich so offen oder was erfährt
man vielleicht auch mal im Einzelnen oder kommt noch mal jemand auf einen zu
oder so. Das ist dann ja auch so ein Unterschied.
Was kann man denn sagen, welche Risikofaktoren, aber auch welche Schutzfaktoren
für die Entwicklung von Suchterkrankungen sind denn bekannt?
Also ich fange sehr gerne mit den Schutzfaktoren an.
Das ist natürlich, wenn wir frühzeitig beginnen, da sind wir wieder bei den Kindern.
Wir können schon im Kita-Bereich beginnen mit Selbstwertstärkung,
mit Nein sagen, sich selbst praktisch dem Kind wirklich ein Gefühl geben,
dass es auch seine eigene Wahrnehmung trauen kann, dass es seine Gefühle einordnen
kann, seine unterschiedlichen Emotionen und das stärken.
Und daraus wirklich eigentlich auch einen Selbstwert zu entwickeln und natürlich
auch in der Gemeinschaft zu lernen,
in einer Konfliktsituation zum Beispiel, das ist ja Erzieherin wahrscheinlich
tausendmal am Tag, aber dann zu sagen, guck doch jetzt mal den Paul an,
dem tut was weh, der ist gerade unglücklich, was ist jetzt passiert?
Solche Situationen wirklich.
Praktisch in den Alltag der Kinder zu bringen. Ich denke, dass das stärkt und
natürlich stärkt auch immer ein Elternhaus, wo es die Möglichkeit gibt,
den Kindern Raum zu geben für Entwicklung, aber auch Grenzen und in einer liebevollenden Wohlwollenden
und auch wirklich die Kinder sehen, wie sie sind.
Und diese Atmosphäre hilft, aber oft ist das ja natürlich den Eltern,
die möchten es gerne, aber das ist denen ja gar nicht so möglich,
wenn sie belastet sind durch viel Arbeit oder wenn sie alleine für die Erziehung zuständig sind.
Das sind ja wirklich sehr schwierige Situationen, aber das hilft, das hilft natürlich.
Das ist so, finde ich, mit den Schutzfaktoren und dass wir natürlich auch gefordert sind.
Und in vielen Schulen passiert das ja auch ab der 5. oder 6. Klasse.
Dann gibt es ja da schon irgendwie mal einen Projekttag zur Selbstwertstärkung und so.
Und das hilft, was Sucht angeht, aus meiner Sicht, da hilft es sehr,
wenn man ein Standing entwickeln darf, wenn man gehört werden darf.
Ja, aber ich sehe es genauso, wie Sie gesagt haben, dass es eigentlich nicht
früh genug anfangen kann mit dem Kennenlernen, dass man eine Selbstwirksamkeit
hat und was auch die Grenzen und alles angeht.
Also ich finde, das ist eine ganz wichtige Entwicklung.
Und zu den Risikofaktoren?
Risikofaktoren denke ich immer, also wenn wir jetzt in den jugendlichen Bereich
gehen, wenn Schule problematisch ist.
Ob das jetzt ist, dass die Leistung nicht so erbracht wird, wie sie sich gewünscht wird.
Das ist, wenn man in der Klassengemeinschaft nicht so integriert ist.
Ja, das sind ja so unterschiedliche Strömungen. Das kann sein,
wenn praktisch dann vielleicht im familiären Bereich es eine Problematik gibt,
wenn vielleicht ein Elternteil auch erkrankt ist,
wenn prekäre Lebenssituationen herrschen.
Ja, da gibt es ja doch viele, viele Gründe, dass dann die Jugendlichen wirklich
so ein Instabilitätsgefühl haben.
Und wenn sie sich dann überlegen, dass eigentlich dann so eine Identitätsfindung beginnt.
Wo bin ich? Was sind eigentlich meine eigenen Werte? Das ist ja ein ganz, ganz schwieriger Weg.
Da läuft man ja eher wie im Sand und es gibt immer nach und man muss sich außen
orientieren. Und wenn man dann das Gefühl hat, man gehört nicht dazu.
Das ist so, alle anderen, da läuft das super, da sind die Familien toll,
die haben die Möglichkeit, in den Urlaub zu fahren oder was auch immer.
Und ich bin es nicht und dann habe ich vielleicht auch in der Schule noch ein
bisschen Schulversagenserfahrungen.
Das kann sehr destabilisieren und auch, was für uns immer natürlich eher auch
im kinder- und jung-psychiatrischen Bereich ein großer Bereich ist, ist Mobbing.
Es ist ja wirklich so, dass es unglaublich ist, auf welcher frühen Stufe schon
Mobbing praktiziert wird.
Und da würde ich auch davon ausgehen, dass die Kinder, die das praktizieren,
auslösen, die wissen ja gar nicht, was sie damit machen. Also ja,
und da haben wir manchmal ja auch viel zu wenig Möglichkeiten,
also durch, sage ich mal dann, ob das jetzt die Pädagogen sind.
Aber wenn man da nicht auch was wirklich implementiert, dass Mobbing auch darüber
berichtet wird und dass dann klar wird, welche zerstörerische Kraft dahinter
steckt und was das für den Einzelnen ist.
Also das haben wir auch und das sind dann natürlich Jugendliche,
die sind sehr durchlässig.
Durchlässig für Reize und natürlich auch wie so, ja, vielleicht eine Möglichkeit
mal durch besonders viel Mut, also so wird das dann, glaube ich,
in dem Moment empfunden,
dass man mal eine Grenze überschreitet, dann vielleicht auch wieder zur Wertschätzung
der anderen zu kommen. Und das ist natürlich ganz kritisch.
Das ist ganz kritisch und das sind für mich eigentlich so die Hauptpunkte.
Die sind dann anders im jungen Erwachsenenalter, da verändert sich das dann.
Und auch, wenn jetzt eine psychische Komorbidität besteht und das beispielsweise
Alkohol oder Cannabis so im Sinne einer Selbstmedikation, das ist natürlich
auch immer nochmal schwierig, wenn das noch mit ins Spiel kommt. Auf jeden Fall.
Und da wird ganz häufig vergessen die Selbstmedikation von Jugendlichen,
die unter dem ADHS leiden.
Das haben wir auch wirklich recht häufig.
Das ist völlig genau so, wie Sie sagen.
Aber da brauchen wir die Möglichkeiten und Zeit, um darauf einzugehen.
Und natürlich wirklich viel Aufklärung.
Oder auch bei sozialen Ängsten und Alkohol habe ich es auch schon.
Das ist auch keine so ganz seltene Kombination. Ja, da haben Sie recht.
Nee, also die Koperabilität muss man unbedingt da berücksichtigen, ja.
Und wenn wir jetzt nochmal den Schwenk auf die Projekte machen,
in denen Sie sich engagieren, wie kam es denn da zu Ihrem Engagement und was sind so die Ziele?
Ja, wenn ich bei dem Projekt, also dem Alkoholpräventionsprojekt "Hacke dicht" mal
beginne, dann war es so, dass die Landesärztekammer und da finde ich auch wirklich
einfach immer noch ganz fantastisch, dass es da einen Weitblick gab.
Und das praktisch aus der Abteilung auch für Öffentlichkeitsarbeit kam ja,
praktisch ist ja das Projekt entwickelt worden 2007, da gab es eine Auftaktveranstaltung.
Das habe ich gesehen und habe gesagt, das finde ich super, da gehe ich hin, das gucke ich mir an.
Und so ist dann, das hat sich dann so ergeben, ja, dass ich dann da mich zur
Verfügung gestellt habe.
Und was mir von Anfang an sehr gut gefallen hat, dass es wirklich ganz klar
war, es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger.
Und das ist auch etwas, was wir immer wirklich in die Klassen bringen.
Die Landesärztekammer hat dann unterschiedliche Materialien zusammengestellt.
Wir sind so in einen Austausch gekommen mit den anderen Kollegen,
was wichtig ist und was nicht.
Es gibt so einen groben Fahrplan, aber wenn man möchte, macht man das auch so
praktisch auch nach den eigenen Empfindungen.
Mir geht es so gut, dass ich recht häufig oder eigentlich der Alkoholprävention
immer, ich mache den Hauptteil alleine.
Am Anfang sind die Klassenlehrer dabei und dann sage ich das aber auch direkt,
dass die jetzt gehen, weil wir haben ja ein Arztgespräch und wir haben ja diese
wunderbare Schweigepflicht.
Und um den SchülerInnen schon so das Gefühl zu geben, sie können sich auch äußern.
Sie können sich auch äußern und dann fange ich eigentlich erstmal an,
so einen Warm-up zu machen und mal rund zu fragen, woher kennen Sie Alkohol?
Das ist doch ganz klar. Und die können das alle sagen. Die kennen es von den
Eltern, die kennen es von Silvester, die kennen es von der Konfi.
Also da gibt es ganz viele Schnittpunkte von irgendwelchen anderen Festen.
Und dann versuchen wir schon näher zu bringen, dass Rauschmittel zum menschlichen
Leben dazugehört. Es gibt ja schon von, was weiß ich, wieviel tausend Jahren,
ich will da jetzt keinen Fehler machen, Aufzeichnung.
Und was das bedeutet, dass gesellschaftlich man sich gerne in andere Bewusstseinszustände
bringen möchte, wie das teilweise reglementiert ist oder ich würde eher sagen eingebettet.
Da mache ich dann sehr gerne mal ein Beispiel auch aus der indigenen Bevölkerung.
Und da gibt es ja ganz klare Rituale, wie auch junge Leute eingeführt werden
wirklich ins Erwachsenen und dann gehören bestimmte Dinge dazu.
Ja, dann raucht man auch mal was. Und wie sie das sehen und dann frage ich halt
mal nach, wer denn schon mal ausprobiert hat.
Und das ist unwahrscheinlich unterschiedlich. Also manche haben überhaupt keine Hemmung,
sagen, oh, ich habe auch schon mal Koma und so und das passiert dann einfach
und andere fragen viel, sagen dann, ja, ich habe da eine Freundin und die macht das und das und so.
Also, dass wir erstmal versuchen, darauf einzugehen und da so ein bisschen ans Thema uns ranzutasten.
Aber wirklich im Gespräch. Also ich möchte dann auch immer gerne einen Namensschilder haben.
Und dass ich dann halt wirklich die Jugendlichen ansprechen soll. Ja, so persönlich.
Wir haben ja nicht viel Zeit. Das sind ja 90 Minuten.
Also einmal 90 Minuten ist die Unterrichtseinheit. Genau.
Ab welcher Jahrgangsstufe dann? Im Prinzip eigentlich so ab 7, 8, 9, maximal 10.
Da geht es dann schon eher, also erstmal natürlich, wie ist die Wirkung?
Warum? Das ist ein großes Thema, das sammeln wir dann auch immer.
Was macht das? Und da kommen auch individuell wieder ganz neue Dinge hervor.
Aber natürlich, cool sein, locker sein, zur Gruppe dazugehören.
Also das sind schon auch die Gruppen. Und das benennen die Schülerinnen und
Schüler auch. Das können die total gut benennen.
Und dann sprechen wir so ein bisschen über Alkohol, also was es für verschiedene Arten gibt.
Und wie das mit dem Konsum ist, also praktisch wie betrunken man dann wird, also mit dem Promille.
Ich zeige denen dann immer, wo sie im Internet das ausrechnen können,
weil das finden die natürlich unheimlich spannend.
Also wenn man viel Zeit hat, kann man das ja gut ausrechnen.
Was hat man getrunken und wie viel Promille man hat. Mir ist es immer wichtiger
zu sagen, bei so und so viel Promille, was passiert da mit mir?
Welche Sinnestäuschungen kommen dann? Wo fange ich an? Im Prinzip ist mein Gleichgewicht
gestört. Wo ist meine Aufmerksamkeit gestört?
Und es ist ja wirklich so, dass zwischen 0,2 und 0,4 oder meinetwegen 0,5 Promille,
das ist der Bereich, da ist man unheimlich kontaktfreudig.
Und ich sage dann auch bei den Größeren, die sagen, ja, aber dann will ich ja
noch ein Bier trinken und so. Dann sage ich, naja, probiert das mal aus.
Trinkt mal ein Bier und dann trinkt ihr eine Cola.
Euer Kontaktverhalten wird sich dann nicht mehr viel verändern,
weil ihr irgendwann kippt das ja. Dann seid ihr so betrunken.
Das ist wirklich nicht mehr attraktiv.
Also, dass wir das so ein bisschen erklären, dass sie da auch ein bisschen Ahnung haben.
Und natürlich die ununterschiedlichen, also vergorene Alkohol und dann natürlich die Spirituosen.
Das hat ein bisschen, also die mischen schon auch gerne.
Und dass ich das erkläre. Und überhaupt auch die Auswirkungen,
ich kann mir gut vorstellen, das ist einem natürlich überhaupt nicht bewusst, auch in dem Alter,
dass es sich auch bei Alkohol um eine psychoaktive Substanz handelt oder jetzt
gut bei Cannabis ist es den Schülerinnen und Schülern vielleicht schon eher
bewusst, aber dass auch eine Überraschung besteht,
wenn sie eben aufklären, auch über die möglichen Folgen, die das eben jetzt
auch im Bereich des Gehirns einfach hat. Ja, das stimmt.
Das ist schon richtig. Also da machen wir auch immer ein kleines Ratespiel.
Andere Folgen wissen die SchülerInnen schon auch häufiger, aber ihnen ist das Ausmaß nicht bewusst.
Und dann kommen wir auch in diesen Gefahrenbereich, das ist natürlich Verkehr, sexuelle Übergriffe.
Also darüber spreche ich immer. Ich habe da natürlich auch so ein paar abschreckendere
Beispiele, die ich wirklich auch aus meinem Berufsleben gesammelt habe.
Aber es ist ja dann häufig so, dass die Mädels zusammen ausgehen,
dass ich sage, bleibt zusammen und guckt ganz genau.
Ich spreche immer auch über K.O.-Tropfen und dann spreche ich auch ganz klar
über sexuelle Übergriffe und dass sie zusammenbleiben sollen,
dass es überhaupt kein Problem ist, auch wenn man so einen Stress mit den Eltern hat, anzurufen.
Und wenn man merkt, eine der Freundinnen ist jetzt vielleicht schon sehr betrunken.
Wasser geben und nach Hause bringen, nicht alleine lassen, nicht alleine auf Toilette und und und.
Also das sprechen wir schon durch, also an so konkreteren Beispielen.
Ja, und kann man sagen, dass dann eben Kiffen, bis der Arzt kommt,
die Weiterentwicklung oder das Nachgängermodell ist eben auf Cannabis bezogen?
Nein, parallel. Wir machen es ja parallel.
Wir machen weiterhin die Alkoholprävention, die ich auch für sehr sinnvoll halte.
Und das Cannabis-Projekt war schon in der Entwicklung vor Corona.
Also es ist jetzt gar nicht so unsere Antwort gewesen auf die Teillegalisierung,
obwohl das natürlich schon eine Rolle spielt, sondern auf den Konsum,
der so seit 10, 12 Jahren wirklich deutlich gestiegen ist, deutlich gestiegen ist.
Früher wurde ja vor 20, 25 Jahren wurde ja viel mehr das Harz konsumiert.
Ja, und jetzt sind es ja wirklich mehr, wirklich die Blätter,
also Marihuana, das Gras.
Und es hat ja nochmal eine Entwicklung gegeben.
Cannabis, also die Pflanze produziert ja zwei Stoffe, THC und CBD.
CBD ist ja im medizinischen Bereich wirklich sehr, sehr wichtig.
Ja, und hat ja da auch tolle Wirkungen.
Und da ist es einfach so, dass der THC-Gehalt, ich
kann Ihnen natürlich nicht erklären, warum hochgezüchtet wurde.
Und wir haben ja jetzt teilweise, also wir haben das ja auch in der Kinder-Jugend-Psychiatrie
gemerkt, dass wir viel mehr Notfälle haben mit Cannabis-induzierten Psychosen.
Weil ja der THC-Gehalt, der ja dafür zuständig ist oder der das auslöst,
dass es halt praktisch diese ganzen Wahrnehmungsveränderungen gibt.
Ich, wie gesagt, ich habe jetzt leider die Zahlen nicht vorliegen,
aber ich glaube, der ist teilweise das Doppelte, also doppelt so hoch wie noch vor 15 Jahren.
Und wenn Sie sich das natürlich vorstellen, wenn Sie so eine Konzentrierung
haben, ja, und das ist natürlich, das kam dann natürlich auch bei uns an,
dass wir so gedacht haben, nee, also ich weiß nicht, als ich in Erwachsenenpsychiatrie
war, die 18-Jährigen kommen ja auch schon zu uns,
wir hatten ganz selten Cannabis-induzierte Psychosen.
Das hatten wir nicht. Und jetzt haben wir das. Und das war schon,
glaube ich, so, dass man da so gesehen hat, ich meine, die Landesärztekammer
nimmt ja da auch so ihre Verantwortung,
finde ich ganz toll wahr, wirklich zu gucken und dann kam es halt schon zu der Entwicklung,
dann hat es ein bisschen stagniert unter Corona und dann wurde es halt im letzten
Jahr dann praktisch implementiert und wir sind ja am Anfang auch Erfahrungen
zu sammeln und zu gucken, wir evaluieren beide Projekte.
Naja, da endet dann quasi auch die Schule als Ort, wo das mal auffallen kann
und geht dann auch weiter rüber in die Familie und dann halt vielleicht auch,
wenn wir jetzt den Schwenk finden, zu uns in die Hausarztpraxis oder in die
Praxis, wo dann vielleicht auch mal Patient, Patientinnen aufschlagen mit vielleicht
einer bereits bestehenden Suchterkrankung.
Die sich dann aber vielleicht erst mal nicht trauen aus Schamgründen oder halt
eben auch vielleicht aus diesem so, haha, ich weiß was, was ihr nicht wisst.
Und wie kommt man denn so da dran? Weil ich denke, die Dunkelziffer ist ja wahrscheinlich
sehr, sehr hoch insgesamt.
Und wenn man sie jetzt so, wir haben jetzt auch in unserem Patienten Aufnahmefragebögen,
fragen wir nach Alkoholkonsum, nach Zigaretten, fragen tatsächlich nicht nach weiteren Drogen.
Aber so kann ich mir vorstellen, dass viele aus Scham oder anderen Gründen da
jetzt erst mal nicht ehrlich antworten drauf.
Was wären dann so Warnhinweise oder so vielleicht für mich so kleine Momente,
wo ich darauf achten sollte oder vielleicht auch eingangs, vielleicht sollte
ich was ändern an dem Fragebogen, wie schaffe ich es denn, die Tür aufzumachen?
Das ist eine wirklich schwierige Frage, was ich sehr gut finde nochmal,
dass Sie die Scham jetzt auch benannt haben,
die ist nämlich wirklich eine ganz, ganz wichtige Hürde und also erstmal,
was ich ja eben schon so ausgeführt habe, dass es Veränderungen gibt,
also wenn Sie praktisch Jugendliche schon als
Kind gekannt haben, dann ist es glaube ich gar nicht so schwierig.
Aber sonst ist es vielleicht wirklich so, im Erstkontakt einfach mal zu fragen,
wie ist das denn eigentlich, wie wird das bei euch in der Familie gehandhabt,
wie wird da mit Alkohol umgegangen, wie ist das, ist das eine Problematik oder
gibt es im Freundeskreis irgendwie da so, das kann man schon machen,
um mal zu sagen, dass man damit ganz professionell umgeht.
Also auch eine Alkoholsucht ist eine schwere Erkrankung und sonst mit dem praktisch
diese Hürde überwinden, diese Brücke bauen, das finde ich, ich glaube,
da gibt es kein Patentrezept.
Also die Offenheit zu haben, vielleicht sagen, das ist
in diesem Entwicklungsalter, da gibt es ganz viele schwierige Dinge zu bewältigen
und da gibt es natürlich auch ganz viel Ausprobieren.
Das kann man natürlich auch manchmal machen.
Also, dass man sagt, ja, ganz viele Dinge hast du bestimmt schon mal ausprobiert,
hast du bestimmt schon mal geraucht und auch mal ein bisschen Alkohol getrunken oder so.
Wie ging dir das denn damit? Ja, also, dass man da so, glaube ich.
Einfach da eingeht und sagt, wir kennen das, dass ganz viele machen das wunderbar,
die probieren es und wissen dann Bescheid, dass man so ein bisschen schaut.
Und die Jugenduntersuchung kann man da ja auch immer gut als Anlass nehmen,
oder wenn man sozusagen… Aber es ist halt wirklich so ein spannender Punkt,
weil ich die ja meistens nicht als Kind schon kenne, sondern die kommen dann
halt, weil sie eben satt sind,
irgendwie dann beim Kinderarzt, der Kinderärztin im Wartezimmer mit den Kleinkindern
zu sitzen, sondern die möchten jetzt gern auch groß sein und kommen dann quasi
dann mit so im jugendlichen Alter das erste Mal zu mir und dann kann der nicht die ja neu kennen.
Das ist dann schon ganz spannend, dass es für sie dann auch,
glaube ich, auch so ein bisschen so ein Großwerden.
Ja, es ist genau diese Transition, die wir da besprochen haben, die auch so komplex ist.
Ja, aber ich glaube, wenn man es ganz ehrlich ist und sagt, oder ja,
ich weiß, das kann wirklich, da gibt es ganz enorme Spannkraft in bestimmten
Bereichen und es betrifft natürlich auch weggehen und das und das und das und das.
Und gibt es denn da irgendetwas, wo ich weiterhelfen kann oder wo es schwierig
wird oder gibt es da eine Frage dazu?
Ja, also signalisieren, ich bin offen dafür. Ja, ja.
Und auch entabuisieren. Ja, das ist ja das. Genau. Genau, so auf Augenhöhe und
eben auch hier nicht den Zeigefinger auszupacken.
Was man ja auch oft erlebt, sind halt die Eltern, die dann besorgt sind und
ihre Kinder dann zu den Ärzten bringen und dann halt auch oft zum Beispiel uns
als Hausärzte als Anlaufstelle bringen, die dann natürlich oft
Sprachrohr für die Kinder sind, was dann halt auch nicht einfach ist,
wo man die wirklich dann auch mal rausbitten muss, dann sage ich,
ich will jetzt mit dem Kind sprechen und nicht.
Das ist eben in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen und die trianguläre
Gesprächsführung immer das herausfordernde, aber eben auch zu sagen,
ja, in dem Alter, die sind ja im Fokus da, die Jugendlichen und da müssen die Eltern auch mal warten.
Das denke ich auch und da finde ich es dann zum Beispiel auch wieder sehr,
wenn Eltern damit kommen und dann ist halt die Frage, Also wenn die Jugendliche
dabei ist, dann kann man sagen, ja,
Eltern möchten doch mal vor der Tür Platz nehmen und dann einfach sagen,
ja, vertraulich, wie ist das denn? Wollen wir nochmal einen extra Termin ausmachen?
So. Und ich meine, es kommt drauf an. Also manchmal geht das natürlich auch
nach hinten los, dass dann die Jugendlichen ganz verschlossen sind.
Aber da fände ich das in so einer Situation, glaube ich, wirklich einfach unheimlich
wichtig, einmal im Gespräch nur mit der Jugendlichen dann zu sagen,
hier, du kannst dich an mich wenden, das ist ganz vertraulich.
Ich sage das deinen Eltern auch nicht.
Jetzt heute war das jetzt eine schwierige Situation für dich,
da so toll, dass du hier mitgekommen bist, dass du es überhaupt gemacht hast,
dass wir uns kennengelernt haben.
Also eher, glaube ich, in die Richtung, würde ich versuchen zu intervenieren.
Und nicht zu schnell irgendwie.
Also wirklich erst mal so eine Vertrauensbasis schaffen und eine Offenheit signalisieren.
Sie haben ja auch schon eben ganz viel tolle Anregungen gegeben,
wie man ein Gespräch auf Augenhöhe führen kann, wie man eine vertrauensvolle
Atmosphäre schaffen kann.
Kennen Sie dann auch zum Beispiel irgendwelche Früherkennungs- oder Screening-Instrumente,
die man nutzen könnte, wenn man dann so eine Vertrauensbasis geschaffen hat
oder um mal so einen Eindruck sich selber oder vielleicht auch so zu spiegeln,
wie das Suchtverhalten ist?
Gibt es so Kurztests oder? Nein, also nicht, dass ich wüsste.
Also wenn es das geben würde, wäre ich auch sehr interessiert.
Also ich glaube, wenn Sie dann jemanden kennen, dann ist immer wichtig,
verändert sich der Alltag? Wie ist die Alltagsstruktur? Wird das,
was gerade Alltagsinhalt ist, ist das Schule oder etwas anderes,
Ausbildung, wird das wirklich absolviert?
Wie sind andere Bereiche wie Freizeit zum Beispiel?
Wie ist es mit Hobbys? Wie ist es mit Freundschaften? Wie ist der Kontakt zur Familie?
Ich glaube wirklich, diese Grundsäulen des Lebens, die auch für uns Erwachsene
zutreffen, also wenn sich da was verändert, dann glaube ich,
dann weiß man, das ist jetzt eine Suchtentwicklung.
Und wenn ich das dann geschafft habe, so eine ganz gute Basis zu schaffen und
auch auszuarbeiten, okay, das könnte jetzt tatsächlich in Suchtproblematik da vorliegen.
Wie könnten wir als Hausärzte, vielleicht aber auch Eltern zum Beispiel, d
ie Hilfe suchen, weitergehen?
Wie schaffen wir Angebote oder wo können wir hin verweisen?
Also ich finde immer
an die lokalen Softberatungsstellen.
In Frankfurt sind wir echt ganz gut aufgestellt. Und zuerst wirklich erst nochmal
sagen, im Internet schauen gibt gute Sachen.
Manchmal sind das ältere Dinge,
zum Beispiel von der BZGA, aber manches auch immer noch top aktuell.
Ja, und also das würde ich auf jeden Fall sagen und auch wirklich hingehen zu
denen, also bei uns ist es ja dann JJ, ja Jugendhilfe und Jugendberatung,
die machen ja wirklich viel, viel Prävention.
Die haben ja auf Berger Straße die haben einen Schwerpunkt.
Und ich würde, weil das sprengt ja alles andere sonst in der,
also das ist ja toll, wenn es eine Möglichkeit gibt,
aus einer hausärztlichen Praxis heraus praktisch dann wirklich so eine Motivation
zu schaffen, okay, wir holen uns jetzt Hilfe und da möglichst auch das auch
zu enttabuisieren und stigmatisieren.
Das ist eine Drogenhilfe und eine Suchthilfe, dass das ganz tolle Einrichtungen
sind und dass es super ist, dass man, p
raktisch benutzen darf. Ja, das ist ja wirklich auch dieses Schamthema,
nochmal dieses Stigma, was man da hat, sondern dass man da auch wirklich nicht bewertet quasi.
Haben Sie Erfahrung, gibt es auch so digitale Angebote, gerade die jungen Leute,
die heranwachsen, sind natürlich sehr digital auch unterwegs.
Gibt es irgendwelche? Ganz viele.
Da gibt es viel. Also ich persönlich finde viele gut, aber insbesondere auch Drugcom.
Und was ich auch immer sage, und da spitzen alle die Ohren, sage ich,
da könnt ihr ja auch so Selbsttests machen. Und das finde ich super.
Wenn sie einfach mal schauen können.
Also da gibt es viel. Im letzten Jahr haben wir mal geschaut,
was so angeboten wird, bevor das Projekt halt an den Start ging.
Aber da war ich auch echt überrascht. Und auch die Eltern, Eltern,
Jugendliche Cannabis eingeben bei Google. Da kommt was.
Erstmal natürlich von der KI, aber dann kommen auch andere Dinge.
Ja, cannabis-info.de vom Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit ist auf jeden
Fall auch noch eine Adresse, wo sich viel findet.
Die Frage ist ja nur immer, wie wird es angenommen, aber es ist ja schon mal
eine sehr gute Rückmeldung, wenn sie sagen, also drug.com berichten sie auch
da. Aber das ist echt super, irgendeinen Link per E-Mail verschicken zum Beispiel
schnell, damit die direkt quasi was haben.
Und ich glaube, es ist auch so diese bisschen die Telefonphobie,
wenn die Jungen das irgendwo anrufen, irgendwo hingehen, das ist manchmal so
ein bisschen die Hemmschwelle reduziert.
Ja, und es ist immer gut zu wissen, wo gibt es wirklich auch Informationen,
die hilfreich und richtig sind, weil ja gerade auch schon viel Information über
Social Media jetzt medizinisch nicht unbedingt korrekt ist. Ja,
das ist gut, wenn man eine Alternative hat.
Und natürlich noch zu ergänzen, die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.
Ja, das Angebot ist schon da und es ist gut, wenn man das einfach weiß und sich
so ein bisschen einen kleinen Blumenstrauß zurechtstellt, wo man hinverweisen
kann und sich da ein bisschen auskennt.
Zum Abschluss zu kommen, wir hatten ja auch den Dr. Khaykin mit der Zusatzweiterbildung
Suchtmedizinischen Grundversorgung. ich habe die damals ja auch gemacht und
merke schon auch, dass ich dadurch, dass das ja irgendwie bei mir,
man findet es irgendwie, dass ich das habe, ich habe dann schon öfter Patienten, die,
mehr habe ich das Gefühl, das mit mir auch mathematisieren und sich mehr trauen,
das mit mir zu besprechen, weil sie wissen, ich habe da irgendwie ein bisschen
Erfahrung, aber trotzdem ist es so ein bisschen die Hemmschwelle.
Offenheit trifft es vielleicht am besten. Wenn man sich jetzt dafür interessiert,
gibt es noch andere Möglichkeiten neben dieser Zusatzbezeichnung,
das hatten wir ja schon mit Dr.
Khaykin ja auch besprochen, was die alles beinhaltet, gibt es noch andere Möglichkeiten,
sich fort- und weiterzubilden? Also ich könnte da jetzt keine direkte Quelle nennen.
Also erstmal interessiert mich immer der Suchtbericht der Bundesregierung.
Der kommt ja immer raus. Das geht ja dann auch durch die Medien.
Und ich gucke, gibt es da irgendwelche Veröffentlichungen? Ja,
und auch bei Google Scholar kann man ja auch nochmal so ein bisschen wissenschaftsorientiert
das eine oder andere mal rausbekommen.
Aber sonst finde ich auch, es gibt ja, wie gesagt, also auch gerade bei der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die machen ja auch viel für Fachleute.
Aber sonst muss ich sagen, ich meine, die suchtmedizinische Grundversorgung,
das ist ja schon sehr spezialisiert.
Also ich habe das auch gemacht vor vielen Jahren, diese 50 Stunden und die ist
ja schon auch sehr darauf auf, dass man dann Kenntnisse erwirbt zum Substituieren
und mit diesem ganzen Ding.
Und sie haben auch mal schon substituiert, ja ich hab auch schon mal substituiert. Ja.
Ich glaube eher, dass man so ein bisschen gucken muss, was interessiert dann, was ist aktuell.
Ja, finde ich nämlich auch. Ich finde, das ist natürlich für so,
wie Sie sagen, sehr speziell und für so den Alltagsgebrauch manchmal nicht ganz so handhabbar.
Auch nicht das, was es so trifft, aber das ist ein sehr guter Tipp,
sich einfach auch mal so selber niedrigschwellig im Internet einfach so neueste
Veröffentlichungen und vielleicht so ein bisschen Anregungen,
wie man vielleicht so diese Scham, Ich glaube, das ist wirklich das Hauptsächliche,
diese Scham reduzieren und den Zugang finden und ins Gespräch gehen,
das weiter Fach betreuen,
das ist dann an den Stellen, glaube ich, dann auch deutlich besser aufgehoben.
Also so würde ich es eigentlich genau entschätzen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass,
wenn man jetzt sagt, man möchte sich so in der hausärztlichen Praxis nochmal
ein bisschen näher damit beschäftigen, wie spreche ich denn mit den Leuten so
im Rahmen von Motivational Interviewing, dass man sich da gewisse Gesprächstechniken nochmal anguckt.
Es macht mit Sicherheit immer Sinn, also wirklich zu schauen und dann denke
ich schon einfach auch die Erfahrung, die Erfahrung und wie gehe ich dann wirklich
mit meinem Gegenüber, der vielleicht eher abwehrend ist oder der eher verunsichert wirkt,
der eher so ganz dynamisch sagt, mir gibt es überhaupt kein Problem und so.
Also wie gehe ich damit um? Und da sind, finde ich, wirklich HausärztInnen ganz,
ganz wunderbar in ihren Erfahrungsschatz und das ist ja unsere Quelle für alles,
auch natürlich sowohl auch natürlich die Kinder- und JugendmedizinerInnen.
Zum Schluss, was würden Sie sich dann so für die Zukunft wünschen?
Gibt es noch was Sie so im Bereich der Suchtprävention? Ja, da habe ich klare Wünsche.
Also ich würde mir wünschen, dass dafür mehr Geld zur Verfügung gestellt wird.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir die Aufgabe so verstehen,
dass wir in der Kita anfangen.
Ich habe dann immer wirklich so ein Fantasiebild. Es gibt ab dem dritten Lebensjahr
zwei Stunden in der Woche gibt es Lebensunterricht, in dem man viele,
viele Dinge lernt, wo viele Experten mit eingebunden werden.
Das ist alles nicht zu bezahlen.
Und dass man das im Prinzip fortführt. Man kann auch später nicht nur,
was Gesundheit und Selbstfürsorge angeht, man kann auch mal sagen,
wie man vielleicht einen Vertrag ausfüllt oder also lebenspraktische Dinge vermittelt
und dass das einen Wert in unserer Gesellschaft hat und dass wir da wirklich
mit diesen Dingen anfangen, mit Prävention.
Man kann auch schon kleinen Kindern wirklich gut vermitteln,
wie ist das, wenn ich krank bin?
Wie ist das, wenn ich Fieber habe? Was brauche ich da eigentlich?
Was ist da nötig? Muss man da gleich tausend Tabletten nehmen?
Oder ich glaube, das ist so ein großer Bereich, aber da bin ich auch.
Das ist so mein Präventionsgedanke, der so übergreifend ist.
Und das würde ich mir wünschen, dass es dafür Geld gibt. Das ist ein sehr schöner Gedanke.
Haben Sie noch einen abschließenden Tipp zum Thema Suchtprävention für unsere
angehenden Kollegen in der hausärztlichen Praxis vielleicht? Ja, schön.
Also die Augen offen halten und es einfach ansprechen und sich darauf verlassen,
dass man genug Lebenserfahrung, Berufserfahrung hat, den richtigen Ton zu treffen und es einfach tun.
Vielen, vielen Dank. Vielen Dank. War ein sehr, sehr bereicherndes Gespräch
mit Ihnen. Sehr dankbar, dass wir Sie heute hier haben dürften.
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da und teilt ihn mit eurem Umfeld.
Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal. Tschüss. Tschüss.
Wir machen wieder eine kleine Winterpause und sind im Februar 2026 wieder mit
einer neuen Folge für euch zurück.
Habt bitte bis dahin eine gute Zeit, kommt gut und gesund durch den Winter. Bis dann, tschüss!