Wege der Allgemeinmedizin

Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Since 10/2021 49 Episoden

Weiterbildung (selbst)gestalten- mit Kahina Toutaoui

01.09.2025 40 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge ist Kahina Toutaoui zu Gast. Sie ist Ärztin in Weiterbildung, arbeitet am Kompetenzzentrum Weiterbildung Berlin und ist vielfältig engagiert für die allgemeinmedizinische Weiterbildung, unter anderem im Forum Weiterbildung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Kahina erzählt, wie es zu ihrem Engagement kam und welche ersten Schritte man unternehmen kann, um selbst aktiv zu werden. Darüber hinaus gibt sie Einblicke in ihre Herzensthemen und berichtet über das Projekt We4Dip, das sich mit Rassismus und Diskriminierung in der Primärversorgung beschäftigt.

Shownotes:

Moderation: Dr. Sandra Herkelmann & Dr. Katharina Dippell
Konzeption & Redaktion: Ida Lotter
Produktion: Philip Schunke und Christian Köbke, YAPOLA 
Der Podcast wird vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) gefördert.

Transkript

Wege der Allgemeinmedizin – Dein Podcast rund um die Weiterbildung, Hallo, dieser Podcast wird gehostet vom Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen, welches wir Euch an dieser Stelle nochmal kurz vorstellen möchten. Vielleicht seid Ihr bereits mit uns vertraut oder Ihr habt den Podcast erst kürzlich entdeckt und möchtet mehr über unser Angebot erfahren. Kompetenzzentren Weiterbildung gibt es in jedem Bundesland. Wir begleiten die Weiterbildung Allgemeinmedizin und Kinder- und Jugendmedizin und sind ein pharmafreies Angebot von Ärztinnen und Ärzten für Ärztinnen und Ärzte. Unser Angebot umfasst ein Seminar und Mentoring-Programm. Daneben könnt ihr in Hessen auch in Fallkonferenzen spannende Fälle diskutieren und euch bei allen Fragen rund um die Weiterbildung gerne an uns wenden und auch beraten lassen. Und auch für Weiterbilderinnen und Weiterbilder haben wir im Train-the-Teacher-Programm spannende Schulungen im Gepäck. Mehr Infos findet ihr unter kwhessen.de. Schaut mal vorbei. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcast Wege der Allgemeinmedizin. Ich bin Katharina, Hausärztin aus Frankfurt. Ich bin Sandra, Ärztin und in der Lehre am Institut für Allgemeinmedizin in Frankfurt tätig. Heute haben wir Kahina Toutaoui zu Gast und widmen uns mit ihr zusammen dem Thema Engagement für die Weiterbildung und einem Projekt zur Diskriminierung in der Primärversorgung. Wir hatten ja zum Thema berufliche Netzwerke auch schon Katharina Escales zu Gast in Vergangenheit. Hört euch also auch diese Folge gerne nochmal an. Kahina ist Ärztin in Weiterbildung, arbeitet neben der Praxis im Institut für Allgemeinmedizin Berlin, koordiniert dort das Seminarprogramm am KW Berlin. Daneben ist sie vielfältig engagiert als Sprecherin des Forum Weiterbildung des Hausärztinnenverbandes HEV in den Sektionen Weiterbildung und Fortbildung der DGAM. Teil des Vorstandes des HFVs Berlin-Brandenburgs und war bei der Jade-Regionalgruppe Berlin aktiv und ist nach wie vor Referentin bei ganz verschiedenen Veranstaltungen. Die Liste ist sicherlich nicht vollständig, Karina, oder? Wie war denn dein Weg in die Allgemeinmedizin? Erzähl doch mal. Genau, erstmal vielen Dank, dass ich da sein darf. Wenn man so eine Liste hört, ist das erstmal irgendwie, genau, ich weiß immer nicht, ob man sich geehrt oder erschreckt fühlt, wenn man das alles aufgelistet fühlt. Genau, ich erzähle gern, wie ich in der Allgemeinmedizin gelandet bin. Im Studium hätte ich erstmal ehrlich gesagt überhaupt keinen Plan, was ich machen möchte. Und das erste Fach, was mich interessiert hat, war Phoniatrie. Also eher das Gegenteil von Allgemeinmedizin was sehr spezielles und hatte aber eine sehr gute Haushaltsformulatur. Und die war ja Pflicht und bin da das erste Mal auf die Idee gekommen, das könnte irgendwie spannend sein. Aber so Phoniatrie, HNO hat mich lange auch beschäftigt. Dann war das Blockpraktikum Allgemeinmedizin auch sehr cool. Und dann habe ich mich langsam damit auseinandergesetzt. wenn ich jetzt HNO-Phoniatrie mache, habe ich zwar ein cooles Fach, aber das ist super spezifisch und alles andere, was ich im Studium gelernt habe, das habe ich ja dann alles gar nicht mehr. Will ich das denn so? Und dann habe ich vor dem PJ gesagt, okay, es wird entweder HNO oder Allgemeinmedizin als Wahlfach. Also es ist Allgemeinmedizin geworden und das hat mich so gepackt. Ich habe mich so wohl gefühlt in der Praxis und gedacht, das ist mein Ding. Und da bin ich tatsächlich auch dann das erste Mal zu einem Stammtisch gegangen, weil ich dachte, jetzt habe ich mich ja entschieden, jetzt gehe ich auch zum Stammtisch und da bin ich auch Mitglied der DGAM geworden im PJ. Wow, ja spannend. Was für ein Stammtisch meinst du denn? Bei uns heißt der regionale Jade-Stammtisch Wabe, also die Weiterbildung Allgemeinmedizin Berlin, das ist sozusagen die Abkürzung, aber ich bin sozusagen zu meinem regionalen Jade-Stammtisch gegangen, weil ich dachte, ich tausche mich mal mit anderen aus, die in Weiterbildung sind und frage schon mal, worauf ich achten könnte, wenn ich mich dann irgendwie auf die erste Stelle bewerbe oder womit fange ich überhaupt an oder ähnliches und dann bin ich da direkt im PJ hingegangen. Ja, das ist auf jeden Fall auch ein guter Tipp, vielleicht für alle, die davon noch nicht gehört haben. Es gibt ja diese regionalen Gruppen, das gibt es auch hier bei uns, diese Jade-Stammtische. Jade steht für Junge Allgemeinmedizin Deutschland. Genau. Habe ich richtig abgespeichert. Und von daher guckt euch deutschlandweit gerne mal um, ob es bei euch in der Gegend auch so einen Stammtisch gibt, weil gerade zum Einstieg und auch zum Begleitung in der Weiterbildung sind da viele Informationen, die man da miteinander austauschen kann. Du bist ja, wie wir schon gesagt haben, es ist eine lange Liste und sicherlich vollständig in vielen verschiedenen Kontexten aktiv und engagiert in der Weiterbildung. Das finde ich auch total toll, weil viele gehen einfach zur Arbeit und wollen gar nicht so mit aktiv bestimmen, wie man Sachen vielleicht auch verbessern und verändern könnte. Was hat dich denn dazu so gebracht, da auch so in dem Bereich aktiv zu werden, was gestalten zu wollen? Was ist so deine Motivation und vor allen Dingen, wie bekommst du das alles unter einen Hut? Genau, ich glaube, es sind mehrere Einzelfragen. Also das eine ist, ich würde sagen, warum ich so aktiv geworden bin, ist sicherlich ein, man gerät da irgendwie rein und alles andere ergibt sich. Also ich glaube, die wenigsten haben von Anfang an für sich den Plan, ich möchte gerne an drei Stellen, vier Stellen, zehn Stellen aktiv sein, sondern irgendwie ist eine gewisse Neugierde und ein Wunsch, was zu bewegen, teilweise auch was zurückzugeben. Bei mir war der Startpunkt tatsächlich, dass dieser regionale Stammtisch mir selbst so geholfen hat, weil ich einfach gemerkt habe, das sind coole Leute, das ist definitiv mein Fach. Ich konnte viele Fragen loswerden, ich habe viel gelernt vom Zuhören. Das erste war, wo ich dann gesagt habe, hey Leute, ich habe jetzt nach der Klinik wieder ein bisschen mehr Luft, kann ich euch unterstützen? Und daraus ist dann mehr geworden, weil man dann mitkriegt, was gibt es denn so für Probleme und dann so auf die Idee kommt, okay, was können wir denn tun, um was zu verändern? Und dann so Dinge, die sich ergeben. Also eine Sandra Blumenthal, die einen Aufruf startet damals für die Sektion Fortbildung und sagt, bist du nicht zufrieden mit deinen Fortbildungen? Komm doch in die Sektion. Und zu dem Zeitpunkt war das KW noch sehr jung. Ich habe tatsächlich, ich gebe zu, ich habe 2018 mit meiner Weiterbildung angefangen und 2019 war dieser Aufruf. Und ich habe damals halt außerhalb des KWs auch Fortbildungen besucht und dachte, boah, die sind alle so vortragsmäßig, so wenig didaktisch gut, ich möchte was Besseres. Zack, war ich in der Sektion Fortbildung und dann war es auch so, dass ich in einem Forum Weiterbildung aktiv geworden bin, weil in Berlin hieß es. Es werden neue Leute gesucht, ist jemand in Weiterbildung und hätte Interesse und ich habe tatsächlich eigentlich nur gefragt, was macht man da? Und dann wurden wir eingeladen, wir waren nur zwei, die auf den Aufruf reagiert haben, mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden ein Gespräch zu führen und zack war man da auch drin. Also ich habe nicht das Gefühl, dass das jemals ein Konkurrenzkampf gewesen wäre, wo ich mich hätte durchsetzen müssen, sondern mehr ein, ich möchte halt Dinge lernen, ich möchte auch wissen, wo ich sie verbessern kann. Das, finde ich, ist eine große Herausforderung in unserem Gesundheitswesen, erstmal herauszufinden, wem berichte ich von diesem Problem, wo kann ich überhaupt was verändern? Und das ist, glaube ich, mit einer der Hauptmotivationen zu sagen, ich möchte Dinge verbessern und dabei auch mit anderen zusammenarbeiten und gemeinsam mit dem Team einfach coole Sachen erreichen. Genau, also deswegen, es bleibt meine Motivation, nicht nur zu meckern, sondern auch was zu tun und ich glaube, dass dieses Prozesse verbessern und dann auch gucken, wo kann was platziert werden und wie können wir dann gemeinsam daran arbeiten, dass es besser wird und auch ein bisschen was zurückgeben im Sinne von mir ist bewusst, dass ich eine privilegierte Situation habe und wenn ich die Energie und die Zeit aufbringen kann, dann möchte ich das gerne, um möglichst zu Verbesserungen beizutragen. Jetzt habe ich eine von deinen Fragen sicherlich vergessen, die nur mir gestellt hat. Ich hatte noch gefragt, wie schaffst du es, so viele Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen? Oh ja, okay. Jetzt können wir jetzt nochmal so als Einzelstehende Frage, so ein bisschen viel reingepackt. Also das ist ehrlich gesagt, finde ich, die schwierigste Frage. Weil erstmal, die Prämisse ist ja schon schwierig. Kriege ich überhaupt alles unter einen Hut? Und ich würde behaupten, ich weiß nicht, ob das stimmt. Also ich habe ja nicht mehr 24 Stunden als alle anderen. Ich habe einen Sohn, der unter drei ist. Ich habe einen Mann, der auch berufstätig ist. Also es ist ja nicht so, als hätte ich in meinem Alltag das Gefühl, mir ist langweilig und ich muss unbedingt noch was draufsatteln. Ich denke, ein Teil, wie es gelingt, ist tatsächlich auch dadurch, dass ich weiß, mein Sohn ist gut betreut, also sei es erstmal durch seinen Kita-Platz, wo er gut betreut ist, aber auch durch die Absprachen mit meinem Mann, die Tatsache, dass ich jetzt die letzten zwei, drei Jahre auch einfach so den Rücken freigehalten bekommen habe, dass ich mich viel engagieren konnte, dass mein Mann einfach viel Care-Arbeit übernommen hat und ähnliches und ansonsten, also. Ich muss selbstkritisch anmerken, dass das, was ich gerade stemme, ist eigentlich zu viel, um es dauerhaft so aufrechtzuerhalten in meiner aktuellen Lebenssituation. Das merke ich auch, aber es ist ja auch nicht so, als hätte ich das alles auf einen Schlag begonnen. Also es ergibt sich ja Stück für Stück. Dann kenne ich mich in einem einen Bereich schon aus und weiß, wie viel Zeit ich dafür einplanen muss und lerne in einem anderen Bereich irgendwie neu die Dinge kennen. Dann ist es so, dass sich vieles ergänzt. Also es ist ja nicht so, dass wenn ich in der Sektion Weiterbildung aktiv bin, dass nicht auch was mit meiner Sprecherin Tätigkeit fürs Forum zu tun hat oder nicht auch Überschneidung gibt zu meiner Arbeit im Kompetenzzentrum. Also deswegen ist es ja nicht alles so isoliert zu betrachten. Und am Ende muss ich sagen, also ich habe, glaube ich, als ich gestartet bin, immer für mich gedacht, wenn jemand an mich rantritt und es klingt cool und ich habe das Gefühl, ich kann dazu beitragen und die Leute sind cool, mit denen ich das mache, dann sage ich erst mal ja. Ja, rückwirkend muss ich sagen, jetzt habe ich ein Stadium erreicht, wo wir offensichtlich zu viele coole Leute haben und offensichtlich zu viele coole Aufgaben. Wo ich ein bisschen zurückschrauben muss, aber das muss ich halt auch sagen, es macht halt einfach Spaß, in verschiedenen Teams zu arbeiten und eine zum Beispiel sehr große Luxussituation, die ich habe, ist eine meiner engsten Freundinnen, ist mit mir im Vorstand in Berlin im Hausärzteverband, wo ich sage, ja, das ist halt auch immer mit ein Grund, weshalb ich mich auf die monatlichen Vorstandssitzungen freuen kann, weil ich auch mit ihr wieder im Austausch bin. Also ich denke, solche Dinge erleichtern das auf jeden Fall und dann ist es halt phasenweise viel Arbeit und phasenweise nicht so viel Arbeit. Also ich sitze nicht jeden Tag zwei Stunden da und mache was für mein Engagement, aber es gibt halt durchaus Konferenzen und Frühjahrstagungen, Herbsttagungen und ähnliches, wo ich dann einfach geballt was zu tun habe. Genau. Und woran ich aktuell arbeite, ist tatsächlich es besser zu priorisieren und da Entscheidungen zu treffen und tatsächlich auch mehr auf meine Gesundheit zu achten, weil ich einfach so neugierig bin, dass ich oft vergesse, dass ich auch einfach auf meinen Körper auch ein bisschen hören muss und auch mal meine Pausenzeiten brauche. Und zum Beispiel hatte ich halt letztes Jahr einen Bandscheibenvorfall, der mir dann einfach gezeigt hat, okay, ich muss einfach mehr auch für meinen Rücken zum Beispiel tun und versuche jetzt halt seit einem halben Jahr auch irgendwie Zeit für Krafttraining einzuplanen und dann zu sagen, da gibt es halt jetzt keinen Kompromiss mehr, sondern die Zeit muss da sein und der Rest muss halt dann im Zweifelsfall verschoben werden. Und dann gelingt das doch eigentlich ganz gut oder halbwegs. Es gibt immer so Phasen auf jeden Fall. Und es passt auch sehr gut zu unserer letzten Folge, die wir aufgenommen haben zum Thema Ärztinnen und Ärztegesundheit. Da haben wir auch sehr viel über Selbstfürsorge gesprochen und dass man auch sich selbst priorisieren muss und seine eigenen Grenzen. Und gleichzeitig ist es aber total schön von dir zu hören, dass du auch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kannst, dass Freundschaften entstehen, dass es auch eine Motivation gibt dahinter und einen Antrieb und auch natürlich Spaß und Freude. Gleichzeitig aber muss man einfach auch gucken, okay, wie viel passt denn jetzt dann in so einen Tag? Und ich finde es schön, dass du das so offen berichtet hast. Und kannst du denn nochmal erklären, was so die einzelnen Organisationen, in denen du aktiv bist, so machen? Ich kann mir vorstellen, dass die Hörerinnen und Hörer da vielleicht noch nicht so ganz wissen, was zum Beispiel Forum Weiterbildung oder Hausärztinnenverband so bedeutet. Gerne. Im Forum Weiterbildung sind wir im Prinzip eine Interessensvertretung für ÄrztInnen in Weiterbildung und auch für junge FachärztInnen innerhalb des HausärztInnen- und Hausärzteverbands. Also der HausärztInnen- und Hausärzteverband ist unser Berufsverband und innerhalb dieses Berufsverbandes versuchen wir halt die Interessen der jüngeren KollegInnen zu vertreten und deswegen werfen wir insbesondere halt einen Blick auf die Weiterbildung und versuchen zu gucken, wo sind Dinge, die wir verbessern wollen, wo sind Dinge, die wir auch gegen äußere Einflüsse versuchen zu verteidigen, dass die auch bitte so bleiben, wie sie sind, wenn sie gut laufen. Und was können wir dann auch politisch, auf Bundesebene einfach tun? Und um das ein bisschen konkreter zu machen. Gab es zum Beispiel aus Berlin jetzt aus der regionalen Gruppe eine Initiative, dass wir gemerkt haben, okay, das Thema Schwangerschaft in der Weiterbildung ist eins, was sehr für Unsicherheit sorgt, wo teilweise damals auch der Informationsfluss nicht so da war. Dann haben wir regional erstmal eine Umfrage gemacht zu dem Thema und haben versucht, so die wichtigsten Infos zusammenzutragen. Und dann haben wir im Forum gesagt, naja, aber eigentlich ist das doch total nützlich, das auf die Bundesebene zu bringen und das auch zugänglich zu machen, weil viele Infos sind ja auf Bundesebene einfach. Also es ist ja nicht unbedingt Berlin-spezifisch, wie das läuft in der Schwangerschaft. Und dann haben wir das sozusagen nochmal für die Bundesebene überarbeitet und den Vorteil genutzt, dass man in einem Berufsverband durchaus JustiziarInnen hat, die das Ganze juristisch prüfen. Und dann haben wir das Ganze auf unserer Webseite zur Verfügung gestellt, weil wir gesagt haben, das ist etwas, was total wichtig ist. Das sind Infos, die sollten allen zugänglich sein und das soll auch einfach Angst nehmen, dass die Leute wissen, was passiert eigentlich, wenn ich schwanger bin? Wie kann ich planen? Wie geht es eigentlich weiter, wenn das Kind da ist mit einem unterbrochenen Weiterbildungsabschnitt und so weiter? Also da versuchen wir sehr zu gucken, was läuft in welchem Bundesland? Was können wir als Best Practices irgendwie vielleicht auch woanders einführen oder was läuft nicht so gut und was müssen wir ansprechen? Das als Beispiel fürs Forum, genau. Soll ich noch von den anderen erzählen? Ja, gerne. Gerne. Und zwar bei den Sektionen von der DGAM. Ich übersetze das jetzt für die Sektion, die ich kenne. Ich hoffe, es ist keiner der Zuhörenden. Aus meiner Sicht ist das im Prinzip wie eine Gruppe, die an einem fokussierten Thema arbeitet oder in einem bestimmten Bereich. Ich bin erstmal in die Sektion Fortbildung gegangen, weil ich gesagt habe, ich finde das Thema total wichtig. Ich glaube, dass Fortbildungen didaktisch gut gestaltet werden sollen und zielführend für HausärztInnen, weil wir einfach ja nochmal eine besondere Situation haben mit unserer Arbeit, dass es nicht immer zielführend ist, wenn GebietsspezialistInnen uns erzählen, wie wir Krankheit XY behandeln. Und innerhalb der Sektion Fortbildung ist es zum Beispiel so, dass wir Nachwuchsreferierende fördern wollen. Da bin ich mit Katharina Escales, zusammen Sprecherin vom Team CME. Da versuchen wir immer eine Kohorte zu unterstützen, die sagt, okay, ich kann mir vorstellen, Fortbildungen zu geben, aber ich hätte gerne ein bisschen Unterstützung, ein bisschen Rückszeug und da unterstützen wir dann die Kohorte immer mit didaktischen Fortbildungen, aber auch mit einem Netzwerk, dass wir einfach vermitteln können, dass wir gucken können, an welcher Stelle können sie vielleicht das erste Mal ein Seminar halten und ähnliches, weil wir sagen, wir brauchen einfach mehr Referierende, also müssen wir sie auch unterstützen. Und das ist dann sozusagen ein konkreter Ansatz innerhalb der Sektion Fortbildung, wie wir das versuchen wollen. Ja spannend, ja auch total wichtig. Das ist ja auch so, wenn man so motiviert ist als Arzt, Ärztin in Weiterbildung, aber nicht so genau weiß, wo kann ich mich denn engagieren, wo finde ich denn Kontakte und wo kriege ich vielleicht einen Fuß in die Tür. Was würdest du so sagen, wäre vielleicht so eine gute Erstanlaufstelle? Also ich finde, die erste Frage, die sich stellt, ist, gibt es ein Thema, für das ich schon brenne? Also gibt es ein Thema, wo ich schon merke, das ist mir total wichtig. Das soll sich irgendwie verbessern oder ähnliches? Dann finde ich es hilfreich, ja eher den Gedanken zu stellen, okay, wo könnte ich das adressieren? Vom Prinzip her ist es ja auch nicht schlimm, wenn man erst mal sich, keine Ahnung, beim Berufsverband meldet und dann wird gesagt, das ist eher ein Thema für die DGAM, für unsere Fachgesellschaft oder das ist eher ein Thema für die Ärztekammer oder so. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, wenn man irgendwo aufläuft mit einem Thema und mit einer Motivation, dann wird man schon dorthin geleitet, wo man das auch gut umgesetzt bekommt. Die andere Frage ist, wenn ich eher der Typ bin, okay, ich weiß gar nicht, was so mein Thema ist, aber ich möchte mich irgendwie gerne einbringen, dann finde ich, ist es total gut, regional zu gucken, was gibt es für Strukturen. Es gibt unser Forum Weiterbildung, also es gibt SprecherInnen vom Forum Weiterbildung zum Beispiel in jedem Landesverband, die wissen dann, was auf Landesebene einfach los ist und können angesprochen werden und können dann sagen, okay, hier gibt es dies, das und jenes Projekt und da könntest du mal mitlaufen. Und ich persönlich finde, was strategisch auch immer ganz praktisch ist, ist, wenn man so Anfragen stellt, kurz bevor irgendein Live-Event stattfindet, wie ein Hausärztetag oder ähnliches, weil dann kann man immer Gesichter persönlich auch kennenlernen, sich selbst vorstellen. Und das ist eine super Gelegenheit, um irgendwie sehr schnell im Boot zu sein. Und das würde ich auch auf jeden Fall empfehlen, wenn man reinkommen möchte. Ja, super Tipp. Jetzt bist du ja auch neben den Tätigkeiten im Hausärzteverband und in der DGAM ja auch noch am Institut tätig. Magst du noch mal kurz erzählen, was besonders Spaß macht bei der Arbeit im Kompetenzzentrum Weiterbildung? Ich sage immer ganz gerne, für mich persönlich ist die KW-Stelle eine echte Traumstelle, weil ich bin für die Koordination des Seminarprogramms zuständig und der eine Teil ist sozusagen tatsächlich Didaktik, also im Sinne von, ich bin ja nicht die Expertin für die Themen, aber ich versuche Dozierende zu finden und die Dozierende auch zu unterstützen, dass sie das gut rüberbringen können, indem ich ihnen auch Tipps gebe, wie sie irgendwie Interaktionen ins Seminar einbauen können, wie sie das online gut machen können und ähnliches. Wir haben natürlich ein Curriculum, wo wir uns daran orientieren, dass wir wissen, welche Themen wir ungefähr abdecken wollen, aber ich kann auch gucken, wenn ich das Gefühl habe und das Feedback kriege von den AIW, ah, da ist ein Thema, was irgendwie interessant ist, ah, dann gucke ich, wen finden wir denn dafür, wer könnte denn da qualifiziert irgendwie ein Seminar zu machen und ich meine, ganz ehrlich, es ist ein super dankbarer Job, also die AIW freuen sich total über die Angebote, wir freuen uns immer über die Stimmung, die es dann bei unseren Präsenztagen gibt und unser Team ist einfach großartig. Also find meine Kolleginnen total toll. Ulrike Sonntag ist einfach eine super Hochschuldidaktikerin, wo man immer was Didaktisches mitnehmen kann und auch eine ganz tolle Vorgesetzte. Daniela Nickel als administrative Kraft ist einfach unschätzbar wertvoll für all das, für diejenigen, die es nicht wissen. Aber da ist auch ein großer bürokratischer Aufwand hinter einem KW und da jemanden zu haben, der da sehr gut durchsteigt und einem an der entscheidenden Stelle sagt, das darfst du machen, das ist jetzt schwierig für die Abrechnung. Ist total hilfreich und auch meine Kollegin Wiebke Bartels, die als Fachärztin nochmal einen anderen Blick hat als ich für die Seminarplanung. Also super. Also wenn sich irgendwann mal eine Stelle ergibt und jemand das hört und für die klingt das gut. Genau, kann ich empfehlen. Definitiv. Ja, auf jeden Fall. KW ist, glaube ich, immer ein sehr angenehmer Platz, um auch mal ganz andere Erfahrungen zu sammeln, was einen so ein bisschen abseits der Pfade des rein medizinischen. Aber man muss sich ja trotzdem auch mit vielen Themen beschäftigen, die, wie du ja sagst, so Krankheiten, wie behandelt man optimal. Also man ist echt sehr breit dann aufgestellt. Das finde ich sehr bereichernd. Ich habe es ja auch zwei, drei Jahre, drei Jahre glaube ich insgesamt gemacht und würde das auch so unterstützen, wie du sagst. Auch KW Hessen kann man sehr gut empfehlen. Und auch für die Vernetzung ist das ja ganz toll und so über den Tellerrand mal zu schauen. Ja, absolut. Hast du denn aktuell ein besonderes Thema im Rahmen deines Engagements, woran du arbeitest? Also ich glaube, je nachdem welches Engagement ich aufzähle, gibt es immer ein besonderes Thema. Aber ich glaube, was jetzt neulich auch einfach ein schönes Erlebnis war, so was Berufspolitik angeht. War, dass wir vom Forum Weiterbildung drei Anträge erst bei unserer eigenen Frühjahrstagung sozusagen vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband gestellt haben, die dann aber mitgenommen wurden auf den Deutschen Ärztetag und die dann beim Deutschen Ärztetag auch noch positiv abgestimmt wurden. Das ist natürlich neben der, die GOE-Novelle ist durch und die Entkriminalisierung vom Schwangerschaftsabbruch, da gibt es eine klare Position jetzt von der Ärztinenschaft, ist das natürlich klein. Aber es ist für unsere berufspolitische Arbeit einfach schon ein schönes Zeichen, dass wir merken, okay, unsere Themen, die kriegen wir platziert. Also das, was uns irgendwie wichtig ist, kriegen wir auch so formuliert, dass das Anliegen verstanden wird. Und dazu gehört halt, das war ein Antrag, wo wir gesagt haben, es braucht bundesweit die Fehlzeitenregelung. In der Weiterbildung ist es immer noch so, dass es zwar die meisten Ärztekammern Fehlzeiten vorsehen in der Weiterbildung, aber immer noch welche gibt, die sagen konsequent, es gibt keine Fehlzeiten in der Weiterbildung. Da haben wir ganz Ganz klar gefordert, das geht einfach nicht, das muss bundesweit so sein. Oder auch eine Regelung, dass wir gesagt haben, wir sind besonders als Ärztinnen in Weiterbildung und Allgemeinmedizin davon betroffen, dass wenn wir nicht zeitnah einen Prüfungstermin bekommen, wir einfach relativ lange arbeitslos sind, ohne das zu wollen. Weil wir meistens die Konstellationen haben, auch da gibt es bundeslandspezifisch ein paar andere Lösungen, aber meistens die Konstellationen haben, die Weiterbildungszeiten sind durch. Wir werden nicht weiter angestellt ohne die Förderung. Und dann müssen wir halt oder können erst dann weiterarbeiten, wenn wir die Fachärztprüfung bestanden haben. Und in der Zwischenzeit sind wir Arbeitssuchen. Und da haben wir jetzt einen Antrag durchbekommen, dass wir gesagt haben, wir wollen, dass es flächendeckend, weil da gibt es gute Beispiele aus bestimmten Bundesländern, wir wollen das flächendeckend, wir uns vorzeitig schon unsere Unterlagen einreichen können, dass einfach die Wartezeit auf die Prüfung dadurch reduziert wird, dass unsere Unterlagen einfach schon geprüft werden, bevor die Weiterbildungszeit komplett durch ist. Und das finde ich ist auch total wichtig. Natürlich muss man real sagen, der Antrag ist jetzt auf dem Deutschen Ärztetag positiv abgestimmt. Das muss natürlich jetzt in jeder Ärztekammer erstmal auch geklärt und umgesetzt werden. Aber es ist ein wichtiger Schritt, diesen Antrag zu haben und der positiv abgestimmt wurde. Und das ist tatsächlich total schön als Erfolg zu verbuchen. Und welche zwei anderen Themen hattet ihr noch eingebracht? Also genau, es war einmal die Wartezeit auf die Facharztprüfung, dann die Fehlzeiten und das dritte Thema war, das ist wieder tatsächlich politischer. Im Folge der Krankenhausreform ist es ja so, dass bestimmte ehemals kleine Kliniken zu sektorenübergreifenden Versorgungszentren umgewandelt werden sollen und denen auch ermöglicht werden soll, dass sie ja Weiterbildung anbieten. Und wir haben uns klar dafür ausgesprochen, dass bei denen sehr genau geprüft wird, ob die allgemeinmedizinische Weiterbildung in der Breite anbieten können. Weil wir sagen, zu einer haussätzlichen Weiterbildung gehört einfach eine langfristige Versorgung. Es gehört einfach ein unausgelesenes PatientInnen-Gut. Es gehört auch dazu, dass wir Haus- und Heimbesuche machen und ähnliches. Und wir glauben einfach nicht, dass das in diesen Versorgungszentren geleistet werden kann. Und legen da sozusagen jetzt schon Augenmerk drauf, dass die Ärztekammern ganz genau hinsehen sollen, ob das, was dort gemacht wird, haussärztlicher Versorgung entspricht und dementsprechend auch die Weiterbildungsbefugnis vergeben werden können oder eben nicht. Ja, spannend. Toll, dass du uns da einen Einblick gibst, was alles so erreicht werden kann oder was in Bewegung gebracht werden kann, ja, gemeinsam. Das heißt, was könntest du jetzt noch so mitgeben, was erste Schritte sein könnten, wenn man sagt, so jetzt, ich möchte mich vor allen Dingen berufspolitisch engagieren? Also mir ist vor allem wichtig, erstmal die Angst so ein bisschen zu nehmen, weil ich das Gefühl habe, dass oft die Befürchtung ist, es geht von 0 auf 100 und wenn ich jetzt Ja sage, dann muss ich gleich mega viel machen. Ich finde, der erste Schritt ist immer erstmal Mitglied werden. Also sowohl die DGAM als auch der Hausärztinnenverband sowie alle möglichen Verbände und Fachgesellschaften leben ja davon, dass es auch Mitglieder sind. Und das ist ja der erste Schritt, überhaupt eine Unterstützung kundzutun und zu sagen, ja, ich werde Mitglied, ich bezahle vielleicht auch einen Mitgliedsbeitrag, weil ich diese Arbeit unterstützen möchte. Und ich finde, der zweite Schritt dahinter ist auch einer, der noch sehr niedrigschwellig ist, nämlich sich an Wahlen zu beteiligen. Also sprich, innerhalb der Organisation natürlich beteiligen und mitbestimmen, wer sozusagen einen nach außen vertritt, aber auch nach außen. Also wir haben Ärztekammerwahlen und für alle von uns, die irgendwann mal fertig sind mit der Weiterbildung, sind wir meistens auch irgendwo im KV-System gelandet, dass wir auch KV-Wahlen haben. Und das sind auch total wichtige Wahlen, wo eine Beteiligung einfach wichtig ist und dass man sich im Vorfeld informiert, wer steht da überhaupt zur Wahl. Und dann, finde ich, kommt das, dass ich mir angucke, okay, was gibt es eigentlich regional vielleicht für Initiativen, was gibt es für Themen, die sowieso schon in den Verbänden irgendwie bedient werden. Also meine Kollegin und Freundin Anja Thiemann zum Beispiel macht bei uns in Berlin viel zum Thema Gewalt in der Häuslichkeit. Da gäbe es zum Beispiel bei uns eine AG, wo man sich direkt beteiligen kann und so ist es ähnlich auch bei den unterschiedlichen Landesverbänden oder halt bei der DGAM mit den Sektionen. Dass wenn man sagt, okay, da gibt es einfach ein Thema, was mich mehr interessiert, als die anderen dann dort Mitglied werden. Und auch da ist es ja nicht der erste Schritt, gleich zu sagen, ich habe dieses Thema und es muss jetzt so und so laufen, sondern auf die Bühne. Meistens ist es ja der erste Schritt. Genau, man geht ja nicht von 0 auf 100. Meistens. Das heißt, der erste Schritt ist meistens, ich gehe erst mal zu einem Treffen und gucke mir an, wie der Laden so läuft, welche Leute sind da und was sind eigentlich die aktuellen Anliegen und dann kommt halt Stück für Stück, kann ich eine Aufgabe übernehmen, will ich das, was will ich eigentlich gerne machen, genau. Also das finde ich auch total gut, dass du den Tipp so weitergibst, das kann so ganz niederschwellig anfangen. Also wirklich erstmal mit einer Mitgliedschaft, wirklich erstmal sich an Wahlen zu beteiligen, weil das ist ja auch essentiell. Und genau wie du eben beschrieben hast, kann man ja dabei wirklich ganz gut auch mal schauen, okay, was sind da so viele Leute? Ich gehe mal zu einzelnen Terminen und was interessiert mich? Und du hast es auch vorhin schon beschrieben, dass du auch so gestartet hast mit auch Themen, die dich besonders bewegen, die dir am Herzen liegen. Da gibt es ja noch weitere als die, die wir bis jetzt besprochen haben. Genau. Deswegen sage ich immer gerne, je nachdem welchen Teil von meiner Arbeit man anspricht, gibt es immer ein bisschen andere Dinge, die ich antworte. Nicht, weil es ist alles wichtig sozusagen und das liegt mir alles am Herzen. Und zum Beispiel ist es so, dass liebe Kollegin von mir, Angela Schuster, die Initiative hatte, sich auf ein Projekt beworben hat, was das Thema Rassismus im Gesundheitswesen adressiert. Und wir haben dafür tatsächlich eine kleine Förderung, also als Qualifizierungsprojekt und dürfen jetzt im Rahmen dessen und auch unterstützt von einem größeren Mutterprojekt Fortbildungen anbieten zum Thema Rassismus im Gesundheitswesen. Und unser Projekt heißt We4Dip, Weiterbildung für eine diversitätssensible Primärversorgung und richtet sich an Ärztinnen in Weiterbildung, an die Weiterbildungsbefugten und auch an Engagierte im Poliklinik-Syndikat. Das sind solidarische Gesundheitszentren oder beziehungsweise sozusagen der Zusammenschluss der solidarischen Gesundheitszentren in Deutschland heißt Poliklinik-Syndikat. Das ist ja auch ein sehr, sehr wichtiges Thema. Wie kamt ihr denn auf die Idee dazu? Also ich würde sagen, es gibt immer eine längere und eine kürzere Vorgeschichte. Tatsächlich gab es eine Gruppe, die ursprünglich eine Spring School organisiert hat, tatsächlich zu diesem Thema. Ich habe damals gar nicht zu denen gehört, die diese Spring School organisiert haben. Ich habe aber daran teilgenommen und war einfach super dankbar, weil das Motto war auch Elephant in the Room, also der Elefant im Raum. Und ich hatte schon lange das Gefühl, dass wir das nicht aussprechen, dass es Rassismus gibt im Gesundheitswesen, dass wir uns damit nicht beschäftigen. Und es war einfach ein schöner, ausschlaggebender Moment, dass wir eine Gruppe waren von Menschen, die gesagt haben, okay, wir wollen wenigstens auf dem Level, wo wir es halt schaffen, das mehr und mehr ins Gesundheitswesen reinbringen. Daraus ist erstmal entstanden, dass wir auf dem DGAM-Kongress zum Beispiel einen Workshop dazu hatten, dass wir auf dem Kongress Armut und Gesundheit einen Workshop dazu organisiert haben und halt immer wieder geguckt haben, wo können wir uns einbringen, wo schaffen wir es auch ehrlich gesagt, uns einzubringen. Und dann kam halt diese Projektförderung von dem Projekt Empowerment für Diversität und da konnten wir uns dann darauf bewerben und da ist dann ganz konkret das Projekt We4Dip entstanden. Auch da, wir haben unsere Ressourcen angeguckt und gesagt, wir nutzen das, was wir kennen. Wir arbeiten erstmal mit unseren Peers und meine Kollegin Angela Schuster ist noch nicht so lange Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das heißt, es war sehr naheliegend, dass wir einfach das Kompetenzzentrum und die Strukturen, die damit verbunden sind, nutzen wollen, um sozusagen erstmal auch an unsere Peers ranzukommen. Genau, so ist das sozusagen entstanden. Und ich kann schon mal spoilern oder vorneweg nehmen. Natürlich werden wir nicht im ganzen Bundesgebiet Fortbildungen anbieten können. Das schaffen wir personell schon mal nicht. Aber ein großes Anliegen ist für uns, dass aus dieser Förderung auch was entsteht, was anderen nützt. Und wir arbeiten an einem Praxisleitfaden, dass wir einfach aufschreiben können, okay, was sind denn Dinge, die ich niedrigschwellig oder auch hochschwelliger in meiner Praxis umsetzen kann, um einfach das Thema Diversitätssensibilität besser umzusetzen. Und das ist uns ein wichtiges Anliegen, dass man einfach auch mit den Erfahrungen aus den einzelnen Fortbildungen so eine Sammlung hat, die wir dann auch weitergeben können. Das hört sich auf jeden Fall sehr, sehr gut und wichtig an und kann ja dann auch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreichen. Also weil du sagtest ja, es gibt eben die Workshops und wichtig ist ja vor allem, dass bundesweit und ja natürlich auch international einfach eine Sensibilität geschaffen wird für das Thema, dass man sich dem mal zuwendet. Und wenn es sogar noch einen Praxisleitfaden gibt, also einfach auch Punkte, an denen man sich orientieren kann, ist das natürlich eine ganz, ganz wichtige Sache. Und da seid ihr also jetzt gerade dran. Kannst du da schon so ein paar Punkte irgendwie nennen oder auch noch so ein paar Inhalte aus den Workshops, dass wir uns das vielleicht nochmal ein bisschen vorstellen können? Genau, also vielleicht erst mal zu dem Workshop. Also letztendlich ist uns klar, dass wenn wir einmalig Menschen vor uns haben und ein drei Stunden Workshop wir nicht, Alles verändern können auf einmal. Aber das Hauptanliegen ist ja erstmal zu sensibilisieren, erstmal darüber aufzuklären, was ist eigentlich Rassismus. Da auch klar zu machen, dass einfach Rassismus nicht nur unser Bild ist von, okay, das ist jetzt ein Nazi, der ist halt durch und durch Rassist und handelt rassistisch, sondern dass wir einfach rassistisch sozialisiert sind, dass wir einfach vieles auch verinnerlicht haben an Rassismus, dass Rassismus auch durchaus mit Witzen anfängt, die nicht witzig sind. Und dass wir uns damit auch erstmal auseinandersetzen müssen. Wir haben einen Teil des Workshops tatsächlich Zahlen aus Deutschland, weil es seit 2023 unter anderem mit dem nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor, die hatten damals den Fokus Gesundheitswesen tatsächlich, auch einfach Ergebnisse gibt, wo ich immer wieder sage, wenn am Ende rauskommt, dass fast jede zweite schwarze Frau in Deutschland Behandlungen verzögert, gar nicht erst zum Arzt geht oder zur Ärztin geht, wegen häufiger Diskriminierungserfahrung, dann schockiert mich das als Hausärztin, weil ich für mich einfach sage, ich habe den Anspruch, alle sollen sich wohl genug fühlen, dass sie erstmal zu mir kommen. Und wenn das im System nicht gegeben ist, muss uns das schockieren und dann müssen wir gucken, was können wir denn da tun? Und ich glaube, es ist halt wichtig, auch selbstkritisch anzumerken. Dass wir vielleicht nicht alles ausgeglichen lernen, sondern dass wir immer noch in einem System sind, wo wir mittlerweile dank Gendermedizin mehr ein Augenmerk allein schon auf Geschlechterunterschiede haben, aber das wir in vielen anderen Bereichen einfach noch nicht so genau hinsehen. Und das versuchen wir halt im Workshop einfach darauf aufmerksam zu machen, wo sind einfach noch Unterschiede und dafür einfach zu sensibilisieren, dass die aktuelle Konsequenz Fehlversorgung, Unter- und Überversorgung und auch verzögerte Inanspruchnahme ist und wir daran arbeiten wollen. Und ich sage immer ganz gerne, die niedrigschwelligste oder einer der niedrigschwelligsten Ansätze ist, wenn sich eine Praxis dazu entscheidet, okay, wir wollen das nicht, wir wollen bewusst nach außen tragen, dass uns das wichtig ist, dass wir nicht diskriminieren, dass wir nicht rassistisch handeln und ähnliches, abgesehen davon, dass man immer weiter daran arbeiten muss, sensibilisiert zu sein, zuzuhören und ähnliches, ist halt ein klares Statement. Und zum Beispiel auf eine Webseite zu packen und zu sagen, es ist uns total wichtig und nicht nur, dass es einem wichtig ist, sondern dass man offen dafür ist, dass wenn es nicht richtig läuft, in Anführungszeichen, also wenn doch eine Diskriminierung passiert, dass man offen dafür ist, das auch sich anzuhören und daraus zu lernen als Team. Und das ist ein total wichtiges Zeichen auch für Patientinnen, dass sie merken, da setzen sich Leute zumindest damit auseinander und sind interessiert daran, dass auch zurückgemeldet wird, wenn es nicht gut läuft. Und das ist sozusagen ein Beispiel für was sehr Niedrigschwelliges, was eine Praxis umsetzen kann. Und dann gibt es natürlich, je nachdem, sehr viel höher schwellige Dinge. Aber das ist dann etwas für den Praxisleitfaden sozusagen. Da sind wir schon ganz gespannt. Gibt es da schon ein voraussichtliches Datum der Veröffentlichung? Also ich würde sagen, dadurch, dass es projektbasiert ist, wissen wir ja, wie lange wir da Unterstützung noch bekommen. Und bis Ende des Jahres muss das auf jeden Fall stehen. Und dann geben wir gerne Bescheid. Das KW Hessen hat ja auch einen Instagram-Account und ich. Also wir können ja gucken, über welche Kanäle wir das dann verbreiten können. Und das ist ja auch unser Wunsch, dass wir ein Produkt schaffen, was dann möglichst auch geteilt werden kann und weiter verbreitet werden kann. Ja, sehr gern. Und du bist ja im Institut für Allgemeinmedizin und das Thema wäre ja durchaus auch schon was für die Lehre. Habt ihr da auch schon Ideen? Ja und nein. Also einerseits ist es so, dass wir tatsächlich schon Möglichkeiten haben in einem Format, das heißt bei uns Grundlagen ärztlichen Denkens und Handelns, das ist im dritten Semester. Da ist es so, dass die Studierenden im Prinzip wählen, welches der Angebote sie wahrnehmen, aber sie müssen eins davon wählen. Und im Global Health Modul zu diesem Grundlagen ärztlichen Denken und Handelns dürfen wir einen Termin auch schon gestalten, wo wir sowohl über Kolonialismus beziehungsweise koloniale Kontinuitäten als auch über Rassismus sprechen. Da muss man natürlich zugeben, anderthalb Stunden einmal ist etwas, was sehr wenig ist, aber da sind wir auch schon froh, dass wir andocken können an Studium. Und für alles andere ist wie immer die Herausforderung, die Komplexität des Medizinstudiums. Und wo haben wir als Institut für Allgemeinmedizin überhaupt Lehrveranstaltungen und wo können wir es gut adressieren? Aber gleichzeitig andersrum der Anspruch, wenn wir ein Team haben am Institut, was für das Thema sensibilisiert ist, dann hat das auch Einfluss auf jede Veranstaltung, die wir so geben, dass da auch mehr geguckt wird. Okay, an welcher Stelle wird vielleicht Rassismus unbewusst oder hoffentlich nicht bewusst in unserem Team, aber wo wird Rassismus reproduziert? Wo müssen Vorlesungsinhalte vielleicht überarbeitet werden oder wo können wir auf das Thema aufmerksam machen, obwohl es nicht vordergründig das Hauptthema der Vorlesung ist? Ja, das kann ich sehr gut verstehen. Das ist wirklich das Thema bei der ganzen Komplexität des Studiums. Die Aspekte, also vieles ist wichtig und aber wenn man dann schon mal das Team hat und auch das irgendwo verortet und verankert ist, diese grundsätzlich wichtigen Themen, dann ist das schon mal auf jeden Fall ein guter Schritt in die richtige Richtung. Jetzt haben wir schon über ganz viele spannende Aspekte gesprochen, die du vorangebracht hast. Gibt es denn sonst noch Dinge, die du dir für die Zukunft wünschst, so der Weiterbildung Allgemeinmedizin oder des Gesundheitssystems generell? Hast du da eine Vision? Das sind keine kleinen Fragen. Erstmal möchte ich vorneweg stellen, ich habe nichts davon allein vorangebracht. Das will ich nur betonen. Das war alles in verschiedenen Teams und mit ganz vielen tollen Leuten. Also definitiv nicht mein alleiniges Verdienst. Und für die Zukunft, finde ich, ist das ja immer die große Herausforderung. Erträume ich jetzt eine Zukunft, die weit weg ist von dem, was ich realistisch umsetzbar halte? Oder habe ich eine Zukunftsvision, die schon so ein bisschen mit einem realistischeren Einschlag ist? Also ich glaube, wenn ich nicht ganz so groß träume, dann wünsche ich mir für die Weiterbildung, dass die Kompetenzzentren definitiv verstetigt werden für diejenigen, die es nicht wissen. Das ist aktuell, basieren die auf einer Förderung und das ist sozusagen immer bei Förderungen, die haben eine Förderphase, irgendwann läuft die aus. Deswegen ist das, finde ich, ein sehr, sehr wichtiges Anliegen, dass klar ist, Kompetenzzentren bleiben. Ich finde, der Anspruch sollte sein, die Weiterbildung muss eigentlich noch strukturierter werden, dass wir zum Beispiel durch wirklich funktionierende Weiterbildungsverbünde unterstützt werden in unserer Rotationsplanung durch längere Arbeitsverträge als das, was wir halt oft haben, was auch durchaus mit Unsicherheiten verbunden ist bei den einzelnen AIW. Ich würde mir wünschen, dass Praxis und Seminarprogramm irgendwie noch cooler verzahnt werden können, dass ich das, was ich lerne, irgendwie dann direkt wirklich in der Praxis anwenden kann oder die WeiterbilderInnen halt nochmal eher wissen, aus welchem Seminar komme ich gerade und wie kann ich das jetzt vielleicht direkt mit in die Praxis nehmen. Das vielleicht ein bisschen mehr träumerisch. Ich würde es voll gut finden, wenn wir mehr Berufsgruppen einbeziehen, mit denen wir ja in der Praxis zusammenarbeiten. Also ich finde es ja sowieso ärztlich immer ein bisschen merkwürdig, was ich alles verordnen soll, wo ich nicht wirklich den Einblick habe. Und ich habe aber das Gefühl, gerade wenn ich in der Weiterbildung bin, warum nicht irgendwann mal einführen, dass ich auch mal eine Rotation mache oder eine gewisse Zeit lang bei der Ergotherapie mit dabei bin oder bei der Physiotherapie oder bei der Logopädie oder also abgesehen davon, dass ich finde, dass ich schon ein bisschen mitkriege, was MFA leisten. Aber auch da finde ich, lerne ich ja auch durchaus von der Praxisorganisation viel von leitenden MFA, weil die viel in den einzelnen Praxen tun. Und das fände ich auch total gut. Und letzte Vision, die mit Weiterbildung zu tun hat, aber auch mit Fortbildung. Warum nicht verzahnt denken? Also warum entwickeln wir oft ein Curriculum dann für die Weiterbildung? Da orientiert sich dann die Weiterbildungsordnung dran und so weiter. Aber eigentlich, das, was ich in der Weiterbildung lerne, müsste auch doch das sein, was ich kontinuierlich aufrechterhalten soll als Wissen in der Praxis. Sprich, das müsste doch auch das sein, woran ich mich in der Fortbildung orientiere, oder? Also das mehr Mitdenken, das lebenslanges Lernen bedeutet ja, dass tatsächlich das eigentlich anfängt in der Weiterbildung. Was muss ich überhaupt aufbauen und was muss ich dann regelmäßig aktualisieren sozusagen von einem Wissensstand? Genau, das würde ich mir wünschen für den Weiterbildungsbereich. Und das kannst du ja sogar vom Studium aus im Prinzip denken. Das ist was, was wir auch jetzt bei Hessenland Medizin zum Beispiel machen, wo wir ja auch ein Schwerpunkt-Curriculum entwickeln für Studierende, die über die Landarzt- oder Landärztin-Quoten kommen und interessierte Studierende, die sich generell für hausärztliche Medizin auf dem Land interessieren. Und da haben wir genau das Thema, das eben zu verzahnen mit der Weiterbildung, wo wir auch mit dem KW eng zusammenarbeiten wollen, um zu schauen, was sind Ausbildungsinhalte, was sind Weiterbildungsinhalte und wie du gerade gesagt hast, dann noch mit der Fortbildung kombiniert. Das wäre natürlich traumhaft. Das klingt total gut. Das klingt super. Ein Rundumpaket. Ich merke das jetzt ja auch gerade so frisch in der Niederlassung. Ich glaube, es gibt doch auch so teilweise Projekte, die so diese fünf Jahre begleiten, noch so die ersten fünf Jahre nach der Niederlassung quasi, auch mit wichtigen Themen, weil ich auch merke, ich kriege das auch gar nicht alles unter einen Hut, was ich in den verschiedenen Bereichen alles mich fortbilden müsste oder noch Wissen zusammeln müsste. Das ist die First Five Academy in Baden-Württemberg. First Five Academy, genau. Das hatte ich eben bekommen. Das ist auch natürlich ein sehr cooles Projekt. Wir werden alle interessanten Websites und Projekte auch auf jeden Fall für euch in den Shownotes verlinken. Kahina, hast du denn noch einen abschließenden Tipp zum Thema Engagement für Allgemeinmedizinerinnen? Also ich glaube, ich habe eher quasi einen Appell mit einem kleinen in Klammern, also in Klammern gesetzt, wenn ihr Kapazitäten habt, Klammer zu, dann wäre mein Appell, traut euch. niemand beißt. Es gibt super viele nette Leute, mit denen man echt gerne arbeitet, im Bereich Allgemeinmedizin, sei es bei der DGAM, sei es im Hausärztinnen und Hausärzte Verband. Und habt immer den Gedanken, je mehr wir sind, desto mehr können wir auch erreichen. Also traut euch und kommt einfach mit dazu. Das hast du sehr, sehr schön gesagt. Total schöne Abschlussworte. Also vielen Dank, Kahina, dass du bei uns warst und für die Inspiration, wie man aktiv die Zukunft gestalten kann, auch schon niederschwellig und wie man dann wichtige Themen adressieren und angehen kann. Vielen, vielen Dank, dass du das mit uns geteilt hast. Und wenn euch der Podcast gefallen hat, abonniert ihn gerne, teilt ihn mit eurem Umfeld und wir freuen uns auch immer über euer Feedback oder auch wenn ihr weitere Ideen zu bestimmten Themen habt, die euch mal interessieren würden. Mehr Infos zu den Angeboten des Kompetenzzentrums Weiterbildung Hessen findet ihr unter kwhessen.de. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal. Tschüss. Tschüss.