Affe der Macht oder Retter der Verfolgten?
Gustaf Gründgens
02.04.2025 9 min
Affe der Macht oder Retter der Verfolgten?Sein mimisches Talent war herausragend, seine Erfolge waren triumphal, seine Inszenierungen setzten Maßstäbe. Seine Person jedoch war hoch umstritten, sein Leben unglücklich. Gustaf Gründgens wurde 1899 in Düsseldorf geboren. Als er 1934 Intendant des Preußischen Staatsschauspiels in Berlin wurde, hatte Gustaf Gründgens, alles erreicht, was ein Theatermann in Deutschland erreichen konnte. Die staatlichen Bühnen führte er zu ungeahntem Glanz. Genau das war der Ehrgeiz des Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring, dem die Staatstheater direkt unterstanden. Göring, der wenig später die Schauspielerin Emmy Sonnemann heiratete, hatte das Amt des Intendanten dem Schauspieler Gründgens angeboten, den er bewunderte, und ließ ihm viele Freiheiten. Seine Rolle als Künstler im Dienst der Nazidiktatur ist krass zwiespältig, die Ambivalenz lässt sich nicht auflösen. Einerseits konnte er als Protegé des mächtigen Göring manchen Schauspielerkollegen helfen, die entweder Juden oder mit einer Jüdin verheiratet oder als Regimegegner gefährdet waren. 1943 erreichte Gründgens, dass der Sänger und Schauspieler Ernst Busch, ein Kommunist, nicht zum Tode verurteilt wurde, sondern zu vier Jahren Zuchthaus. Der Anteil der Nazis im Staatsschauspiel-Ensemble war gering. Die Bühne unter der Diktatur war für den Intendanten ein geschützter, berechenbarer Raum. Rückblickend sprach er von einem „Planquadrat“, auf dem er genau wusste, „wenn ich den Satz sage, geht hinten eine Tür auf, und eine Dame in einem grünen Kleid kommt herein – und nicht ein SS-Man...
Parkinson
Arzt, Geologe, Sozialreformer, Menschenfreund
12.03.2025 6 min
Arzt, Geologe, Sozialreformer, MenschenfreundSein Name ist untrennbar mit der Krankheit verbunden, die er als erster beschrieben hat. Doch James Parkinson war weit mehr als ein Arzt. Es ist eine kurze Arbeit, die dem Mediziner James Parkinson dauerhafte Bekanntheit einbrachte: „Ein Essay über die Schüttellähmung“ aus dem Jahr 1817. Er berichtet darin lediglich über sechs Fälle, nur drei davon hat er selbst eingehend untersucht. Doch die Symptome beschreibt er treffend: „Unwillkürliche, zitternde Bewegungen, verbunden mit verminderter Muskelkraft, zeitweise selbst mit Unterstützung völlig unbeweglich; Neigung zu vornübergebeugter Körperhaltung und zum Übergang von einer laufenden in eine vorwärts rennende Bewegung; die Sinne und der Intellekt bleiben unbeeinflusst.“ Heute ist die Paralysis agitans nach ihm benannt: Parkinson-Krankheit. 60 Jahre nach Parkinsons Tod 1824 prägte der französische Neurologe Jean-Marie Charcot bereits die Bezeichnung „Maladie de Parkinson“ und empfahl seinen Studenten wärmstens die Lektüre: „Lesen Sie das ganze Buch und es wird Ihnen Befriedigung verschaffen und Wissen vermitteln, wie man es immer gewinnen kann von der direkten klinischen Beschreibung bei einem ehrlichen und sorgfältigen Beobachter.“ Und heute? Weder Parkinson noch Charcot konnten ahnen, dass das Absterben der Dopamin produzierenden Nervenzellen im Hirnstamm eine Schlüsselrolle spielt, schreibt die Medizinjournalistin Sabine Schuchart im Deutschen Ärzteblatt: „Aber die eigentliche Ursache der Erkrankung kennen wir auch 200 Jahre nach Parkinsons Entdeckung nicht.“ Die Krankheit ...
Ist Gott Quere?
Eine Predigt im Abschlussgottesdienst des Kirchentages in Nürnberg 2023 hat viel Zustimmung bekommen, aber auch Hasskommentare hervorgerufen. Einen fruchtbaren Dialog über die Aussage „Gott ist queer“ gab es leider fast gar nicht.
15.12.2024 9 min
Ist Gott queer?Eine Predigt im Abschlussgottesdienst des Kirchentages in Nürnberg 2023 hat viel Zustimmung bekommen, aber auch Hasskommentare hervorgerufen. Einen fruchtbaren Dialog über die Aussage „Gott ist queer“ gab es leider fast gar nicht. „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.“ Für diesen Satz in seiner Predigt im Schlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Nürnberg hat er viel Beifall bekommen. Pastor Quinton Ceasar musste aber auch hasserfüllte Reaktionen aushalten, mörderische Wut, widerliche Vernichtungsfantasien. Das ist schlimm. Und dass nicht wenige dieser bösartigen Beleidigungen von Christen kamen, die den Prediger am liebsten jetzt schon in der Hölle sehen würden – das ist noch schlimmer. Über seine Predigt darf und soll man diskutieren, auch streiten. Doch wenn man sich öffentlich über theologische Aussagen austauscht, dürfen zumindest menschlicher Anstand und Höflichkeit erwartet werden. Gerade unter Christen, die im Gegenüber ein Ebenbild Gottes sehen, bitte nicht ohne Respekt, besser noch: nicht ohne Liebe. „Wir vertrauen eurer Liebe nicht“, hat der schwarze Pastor aus Ostfriesland gesagt. „Meine Geschwister und ich: Wir haben keinen sicheren Ort in euren Kirchen.“ Zugegeben, das macht eine liebevolle Antwort nicht gerade leicht. Zugegeben, er hat provoziert, wollte wahrscheinlich bewusst einen Stachel ins Fleisch seiner selbstzufriedenen Kirche setzen. Das rechtfertigt natürlich in keiner Weise die Hasskommentare. Sie zeugen, so glaube ich, von einer tiefen Unsicherheit: Scheinbare Gewissheiten, die man für die Fundament...
Düstere Zukunftsvision oder beißende Satire
„Big Brother is watching you“ – der Satz aus George Orwells Roman „Neunzehnhundertvierundachtzig“ ist zum Inbegriff für den totalen Überwachungsstaat geworden. Das Buch erschien 1949 und wurde ein Welterfolg.
15.11.2024 7 min
Düstere Zukunftsvision oder beißende Satire?„Big Brother is watching you“ – der Satz aus George Orwells Roman „Neunzehnhundertvierundachtzig“ ist zum Inbegriff für den totalen Überwachungsstaat geworden. Das Buch erschien 1949 und wurde ein Welterfolg.Diese Diktatur versucht gar nicht erst, ihre Grausamkeit als hehres Anliegen zu verbrämen. Sie gibt sich keine Mühe, menschenverachtende Gewalt als harte, aber notwendige Maßnahme erscheinen zu lassen, die dem Wahren und Guten dient. Das unterscheidet das Leben in George Orwells Roman „Neunzehnhundertvierundachtzig“ von realen totalitären Systemen. Ob unter Hitlers oder Stalins Tyrannei oder in gegenwärtigen Diktaturen – immer wird der Bevölkerung vorgegaukelt, das Regime sei im Recht und führe das Volk in eine strahlende Zukunft. Orwells Protagonist Winston versteckt sich mit seiner Geliebten Julia vor der totalen Überwachung, ist aber von Anfang an im Visier der allmächtigen Partei. Er wird überführt, verhaftet und gefoltert. Und sagt irgendwann zu seinem Peiniger: „Ihr herrscht über uns zu unserem eigenen Besten.“ Winston wird belehrt: „Die Partei strebt die Macht lediglich in ihrem eigenen Interesse an. Uns ist nichts am Wohl anderer gelegen. (…) Macht ist kein Mittel, sie ist ein Zweck. (…) Der Zweck der Macht ist die Macht.“ In Orwells Roman ist die Überwachung total. Dem allgegenwärtigen Bildschirm (telescreen) entgeht nichts. Das Gerät ist zugleich Sender und Empfänger, selbst in Privatwohnungen kann es nicht abgeschaltet werden. Auch wenn andere Technik wie Rohrpost oder Wachswalzen-Tonaufnahmen heute altertümlic...
Der germanische Dreiklang
Die Reichsmusiktage 1938 in Düsseldorf verfolgten das Ziel einer „reinrassigen“ Kunst – und offenbarten dabei manche Widersprüche.
15.10.2024 8 min
Der germanische DreiklangDie Reichsmusiktage 1938 in Düsseldorf verfolgten das Ziel einer „reinrassigen“ Kunst – und offenbarten dabei manche Widersprüche. Eine „Heerschau deutscher Tonkunst“ sollten sie sein, eine „Olympiade deutscher Musik“, jubelte die gleichgeschaltete Presse: die Reichsmusiktage, 1938 auf Initiative des Propagandaministeriums von der Reichsmusikkammer und der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ in Düsseldorf veranstaltet.Der feierlichen Eröffnung am 22. Mai, dem 125. Geburtstag von Richard Wagner, folgten acht Tage mit einem dicht gefüllten Programm: Drei Sinfoniekonzerte, vier Werkkonzerte bei Rheinmetall-Borsig und in anderen Betrieben, Platzkonzerte an verschiedenen Stellen der Stadt, Kammermusiken, Chorkonzerte, ein musikalischer Tee-Empfang auf der Rheinterrasse, Offenes Singen, dazu Tagungen (zum Beispiel über „Musik und Rasse“). Offizieller Höhepunkt: die „Kulturpolitische Kundgebung“ mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, eingeleitet von einem „Festlichen Vorspiel“, komponiert und dirigiert von Richard Strauss. Er und Hans Pfitzner, dessen Kantate „Von deutscher Seele“ erklang, waren die etablierten Tonsetzer im Dienst des Naziregimes, ansonsten standen Werke der deutschen Klassik und Romantik auf dem Programm. Die damals jungen Komponisten, die in Düsseldorf uraufgeführt wurden, sind heute vergessen. Die von zentraler Stelle durchgeführten Reichsmusiktage sollten die glanzvolle Überlegenheit deutscher Musik machtvoll zum Ausdruck bringen, repräsentativ und populär, auf Grundlage der rassisch begründeten Musikpolitik des „neuen Deut...
Bio-Bauer gegen Weltkonzern
Ein Landwirt in Lippe will Volkswagen vor Gericht dazu zwingen, ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zu bauen. Von einer Niederlage in erster Instanz lässt er sich nicht abschrecken.
15.09.2024 6 min
Ein Landwirt in Lippe will den Volkswagen-Konzern vor Gericht dazu zwingen, ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zu bauen. Von einer Niederlage in erster Instanz lässt er sich nicht abschrecken. „Ich bin entsetzt, wie wir Christenmenschen diese wunderbare Schöpfung zugrunde richten“, sagt Ulf Allhoff-Cramer. „Wir zerstören das, wovon wir leben.“ Der gebürtige Sauerländer war ursprünglich katholisch, ist aber schon seit längerer Zeit nicht mehr konfessionell gebunden. Dennoch ist er „ein großer Anhänger von Jesus und seinen Ideen“.Weil der Biobauer in Mosebeck bei Detmold die Folgen des menschengemachten Klimawandels unmittelbar und heftig zu spüren bekommt, ist er gegen den zweitgrößten Autobauer der Welt vor Gericht gezogen. Die Umweltorganisation Greenpeace und die Hamburger Rechtsanwältin Roda Verheyen haben ihn gefragt, ob er als Kläger auftreten würde. Er fordert VW zu einem vollständigen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bis 2030 auf. „Das mag verrückt erscheinen“, sagt er, „ist aber angesichts der dramatischen Entwicklung nach Aussage der Klimaforschung notwendig.“Denn die zunehmende sommerliche Dürre bedroht seine Existenz. Wenn der Regen ausbleibt, wächst kein Futter für seine 25 Mutterkühe, die auf Kleegras- und Kräuterwiesen weiden. 2022 musste Allhoff-Cramer bereits im August damit anfangen, seinen Rindern das Winterfutter zu geben – normalerweise ist dieser Zeitpunkt erst im November. Vier der letzten fünf Sommer waren Dürresommer.„Unsere Nadelwälder sind dem Wassermangel und der Hitze zum Opfer gefallen, die Laubwälder waren noch nie in einem derart schl...
Brennende Bücher
15.08.2024 13 min
„Seit Bücher geschrieben werden, werden Bücher verbrannt.“ Sagte Erich Kästner, dessen Bücher 1933 in Flammen aufgegangen waren, 25 Jahre später. Am 10. Mai 1958 erklärte er auf der Tagung des Schriftstellerverbandes PEN: „Die Geschichte des Geistes und des Glaubens ist zugleich die Geschichte des Ungeistes und des Aberglaubens. Die Geschichte der Literatur und der Kunst ist zugleich eine Geschichte des Hasses und des Neides.“ Wie wahr. Auf den biblischen Bericht von der – freiwilligen! – Verbrennung von Zauberbüchern in Ephesus (Apostelgeschichte 19,19) beriefen sich in den folgenden Jahrhunderten immer wieder gnadenlose Glaubenshüter, mit schrecklichen Folgen. Ein Beispiel für sehr viele ist der Befehl des Erzbischofs von Toledo, 5.000 Bücher islamischer Theologie einschließlich Koran, sowie Philosophie, Geschichtsschreibung und Naturwissenschaften zu verbrennen. Das war 1499, nachdem die islamischen Mauren aus Andalusien vertrieben oder zwangsgetauft worden waren. In Heinrich Heines Tragödie „Almansor“ (1823) bezieht sich der Maure Hassan darauf: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher / Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Aber auch aus politischen und moralischen Gründen landete Schriftliches im Feuer. Das zieht sich vom antiken China über muslimische Eroberer im Mittelalter in Indien, die Zeugnisse des Buddhismus verbrannten, über Mongolen, die wiederum islamische Bücher verbrannten. Während der Französischen Revolution verbrannten die Jakobiner royalistische Bücher. Tonnenweise als verwerflich erachtete Literatur samt Bleidruckplatten wurde ein ...
Mut zum Verstand
Immanuel Kant: Die Ideen des großen Philosophen der Aufklärung prägen die Welt bis heute.
15.07.2024 32 min
Das klingt nach Utopie: „Zum ewigen Frieden“. Als Immanuel Kant 1795 unter diesem Titel seinen „philosophischen Entwurf“ veröffentlichte, war er längst ein berühmter Mann. Sein Hauptwerk war erschienen und hatte das philosophische Denken, weit über Deutschland hinaus, revolutioniert. Nun also, mit 71 Jahren, griff er nochmals zur Feder und bot seinem Verleger ein Werk an, das ihm bald den Vorwurf der Träumerei einbrachte, doch gleichwohl ein durchschlagender Erfolg wurde. Wer auch nur die kurze Vorbemerkung liest, erfährt: Es geht hier nicht um einen utopischen Friedenstraum. Die Überschrift ist satirisch, erklärt der Autor. Er hat sich dazu von einem Wirtshausschild anregen lassen, worauf ein Kirchhof gemalt war. Ewiger Friede käme demnach erst nach dem Tod. Kant, der sein Leben bisher eher abstrakten Ideen und Prinzipien gewidmet hat, wird nun höchst konkret. Er entwickelt die Grundlagen für einen wirklichen, dauerhaften Frieden zwischen den Staaten. Dazu muss sich die Politik der Idee des Rechts unterordnen: Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es noch so große Aufopferung kosten.Am 5. April 1795 hatte Preußen mit dem revolutionären Frankreich einen Sonderfrieden geschlossen und war damit aus dem Kreis der europäischen Staaten ausgeschieden, die Frankreich nach dem Sturz der Monarchie bekämpften. Der preußische Untertan Kant nutzte die Gunst der historischen Stunde und proklamierte als Voraussetzung für eine Friedensordnung: Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.Ein solcher Staat ist für Kant eine...
Hiob in Prag
Ohne das Judentum ist sein Werk undenkbar: Franz Kafka starb vor hundert Jahren
17.06.2024 8 min
Er lernte Hebräisch. Er fühlte sich vom Zionismus angezogen und wollte nach Palästina auswandern. Fast alle seine Freunde waren Juden. Er war begeistert vom jiddischen Theater und hielt einen Vortrag über die jiddische Sprache. Das assimilierte Pro-Forma-Judentum seines Vaters verachtete er. Am 3. Juni 1924, vor hundert Jahren, starb Franz Kafka. Intensiv beschäftigte er sich mit dem Glauben des Volkes Israel. Zugleich fragte er sich in seinem Tagebuch: „Was habe ich mit Juden gemeinsam?“ Und antwortete: „Ich habe kaum etwas mit mir gemeinsam und sollte mich ganz still, zufrieden damit, daß ich atmen kann, in einen Winkel stellen.“Franz Kafka, ein Jude unter Christen, ein Deutscher unter Tschechen. Acht Prozent der Prager Bevölkerung sprachen um 1900 deutsch, und von diesen acht Prozent waren fast drei Viertel Juden. Prag, wo er 1883 geboren wurde, war neben Wien „die große Keimzelle der deutschen Literatur“ des 20. Jahrhunderts, schrieb Walter Jens. In Prag begegneten sich böhmische, österreichische, deutsche und jüdische Kultur.Der „Winkel“, in den sich Kafka wie ein ungehorsames Kind stellen wollte, „gab ihm die Perspektive eines präzisen Beobachters“, erklärt die Germanistin Vivian Liska von der Universität Antwerpen. Dieser Beobachter zeichnet zwar keine einzige Figur, die als jüdisch erkennbar ist. Und doch: Jedes Buch, jede Zeile redet vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Davon waren jedenfalls die frühen Interpreten Kafkas überzeugt, allen voran der Freund und Förderer Max Brod (1884-1968), für den Kafka „ein Erneuerer der altjüdischen Religiosität“ war, „die de...
Zwei Schüsse bringen das Pulverfass zur Explosion
Märzrevolution
17.06.2023 9 min
1848 kam es in Berlin zu blutigen Kämpfen. Die Märztage waren geprägt von der trügerischen Hoffnung auf Freiheit, Untertanenmentalität, revolutionärer Wut und massiven Beharrungskräften.
Wo bleibt das Positive?
Mit leichter Feder gegen schwere Missstände
03.06.2023 27 min
Mit leichter Feder gegen schwere Missstände: Sie standen im Visier der Nazis, den Feinden der ersten deutschen Republik und der Demokratie waren sie verhasst. Kurt Tucholsky und Erich Kästner haben gegen die drohende Katastrophe des Faschismus angeschrieben. „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ heißt ein Gedicht von 1930. Ihre Bücher wurden 1933 öffentlich verbrannt.
Start im Spiegelsaal
20.05.2023 7 min
Es war eine Demütigung für Frankreich: Im Spiegelsaal von Schloss Versailles bei Paris proklamierten die deutschen Fürsten am 18. Januar 1871 den preußischen König zum deutschen Kaiser Wilhelm I. Kanzler Otto von Bismarck konstruierte einen Obrigkeitsstaat, der 1918 zugrunde ging.
Von Shakespeare zur Bibel
06.05.2023 8 min
Zeichnen? Ganz einfach. Man braucht nur die beiden Grundformen Kreis und Viereck, daraus lässt sich fast alles machen. Rüdiger Pfeffer macht es vor: Er zeichnet einen Kreis, darunter ein hochformatiges Rechteck, versieht den Kreis mit Augen, Mund und Nase, schon ist es ein Gesicht.
Kleinbürger – und Avantgardist wider Wille
Karl Valentin
22.04.2023 10 min
Er sah sich als Münchner Volkssänger, doch er war weit mehr. Karl Valentin hat mit seiner hintersinnigen Komik Triumphe gefeiert. Er starb verarmt und vergessen.
Schwarzweiß-Malerei
Was bedeutet Rassismus?
08.04.2023 24 min
Was bedeutet Rassismus? Die Diskussion darüber ist von den USA längst nach Deutschland gelangt. Unter dem Stichwort „Identitätspolitik“ komme ich auch zu der Frage nach meiner eigenen Identität. Und damit frage ich: Wie rassistisch bin ich?
Fümms bö wö tää zää Uu
25.03.2023 7 min
Merz war Kurt Schwitters, und Kurt Schwitters war Merz. Sein Werk ist umfangreich und vielschichtig. „Anna Blume“ und die Ursonate sind seine Schöpfungen. Den Nazis galt er als „entartet“, er musste vor ihnen fliehen.
Geschichte als Poesie, Dichtung als Historie
11.03.2023 7 min
Zu Lebzeiten hoch anerkannt und erfolgreich, heute fast vergessen: Das umfangreiche Werk von Ricarda Huch ist rückwärtsgewandt. Den Nazis widerstand sie mutig, blieb in Deutschland.
Mit bissigem Witz gegen Behördenwillkür und deutsche Spießer
25.02.2023 7 min
Mit bissigem Witz gegen Behördenwillkür und deutsche SpießerStreitbar und ironisch, verletzend und verletzlich: Heinrich Heines Werke gehören längst zur Weltliteratur.
Sympathischer Kauz, Wegbereiter der Moderne
Christian Morgenstern
11.02.2023 7 min
Von Galgenbrüdern, Palmström und Mondschafen: Christian Morgenstern war einer der großen Wortspieler unter den deutschen Lyrikern, hat die Sprache zu wunderbar-anarchischen Gedichten geformt.
Rasterpunkte als Markenzeichen
Roy Lichtenstein
28.01.2023 7 min
Die Rasterpunkte waren sein Markenzeichen. Er verfremdete anerkannte Museumskunst und provozierte in den 1960ern mit Motiven aus Comic Strips und Werbeanzeigen. Roy Lichtenstein war neben Andy Warhol der bedeutendste Vertreter der Pop Art.
Gegen Kleingeister und Kleinstaaterei
Friedrich List
14.01.2023 9 min
Zehnmal Zoll zahlen musste, wer von Österreich zur Nordsee Handel treiben wollte. Friedrich List sah schärfer als andere, wie das Deutschland lähmte. Seine Ideen und Visionen wiesen weit über seine Zeit hinaus.
Kultureller Quantensprung vor 40.000 Jahren
Urgeschichtliche Funde Schwäbische Alb
31.12.2022 8 min
Die ältesten bekannten Kunstwerke, die ältesten Musikinstrumente – erst vor wenigen Jahren sind sie hier ans Tageslicht gekommen: Sechs Höhlen am Südrand der Schwäbischen Alb sind als „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ UNESCO-Welterbe.
Blaue Blume und romantische Ironie
Novalis
10.12.2022 12 min
Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis nannte, zählt zum Kreis der Frühromantiker, die etwas radikal Neues wollten Sein Einfluss auf folgende Generationen ist nachhaltig.
Liebe und Hass, ganz dicht beieinander
Pier Paolo Pasolini
26.11.2022 11 min
Dem Kino hat er Schönes und Schauderhaftes gegeben. Liebe und Hass, dicht beieinander, bestimmen sein Leben und Werk wie kaum eines anderen Künstlers. Pier Paolo Pasolini war Filmemacher, Romancier, Lyriker, Essayist.
Kinderbücher - Rassismus?
12.11.2022 7 min
Jim Knopf und Pipi Langstrumpf - Rassistisch? Darf das Wort "Neger" in Kinderbüchern, die vor Jahrzehnten entstanden sind, stehen bleiben? Darüber wird seit einiger Zeit immer wieder diskutiert. Besonders im Fokus sind Werke von Astrid Lindgren und Michael Ende.
Geschichten als Mittel zum Leben und Überleben
29.10.2022 9 min
Die kindliche Fantasie nutzen, um Kindern die Welt zu erklären: Das war das poetisch-pädagogische Programm des großen Erzählers James Krüss. Fantasie hatte der gebürtige Helgoländer selbst jede Menge.
Nobelpreis für „Rinnsteinkunst“
15.10.2022 7 min
„Die Weber“ brachten ihm Weltruhm: Gerhart Hauptmann schrieb Dramen über das pralle Leben, über Elend und Ungerechtigkeit in der Industrialisierung. Die Empörung war groß, doch auch die Begeisterung.
Kampf um Freiheit
– nicht ohne Freiheit
01.10.2022 9 min
Erich Fried gilt als Neuschöpfer der politischen Lyrik in der Bundesrepublik der 60-er und 70-er Jahre, wurde gefeiert und angefeindet. Den größten Erfolg aber hatte er mit seinen Liebesgedichten.
Schaffensrausch, Morphiumrausch
...über Hans Fallada
10.08.2022 9 min
„Kleiner Mann - was nun?“ machte ihn auf einen Schlag berühmt. Hans Falladas Roman traf 1932 einen Nerv der Zeit. Ein Welterfolg. Zuletzt sorgte „Jeder stirbt für sich allein“ für eine Wiederentdeckung.